Freitag, 1. Juni 2012

das andere kind

Ein weiteres Werk von Charlotte Link, die mich anfangs Jahr einfach so in ihren Bann gezogen hat und seitdem nicht mehr wirklich loslässt. Und dies, obwohl sich etliche Geschichten mehr oder wenig sehr ähnlich lesen, die Handlungen und Namen ein wenig abgeändert sind und es für eine Hauptfigur immer brisant gegen Ende wird.

Und doch, sie schafft es, dass man doch weiter machen und das Buch fertig lesen möchte. Und das zähle ich ihr hoch an!

Zum Klappentext:

Eine alte Farm im Norden Englands.

Eine einsame Landschaft.

Ein düsteres Geheimnis aus vergangener Zeit.

Mit tödlichen Folgen für die Gegenwart.

Der etwas aussagekräftigere Text (wie langsam bei Link gewöhnt :-)):

In der beschaulichen nordenglischen Küstenstadt Scarborough wird eine Studentin grausam erschlagen aufgefunden. Monatelang tappen die Ermittler im Dunkeln - dann geschieht ein ähnliches Verbrechen. Ein Zusammenhang zwischen den beiden Opfern ist dennoch kaum herzustellen. Und die ehrgeizige Polizistin Valerie Almond klammert sich an das allzu Offensichtliche: an ein Zerwürfnis innerhalb der Familie des zweiten Opfers. Lange Zeit ist ihr der Blick jedoch verstellt für das Gift, das in dieser Familie wirkt - und dessen Ursprung sie bis weit in die Vergangenheit hinein zurückverfolgen müsste. Bis hin zu einer grausamen Entdeckung an einem kalten Dezembertag vor mehr als dreissig Jahren. Und sogar bin in die Jahre des Zweiten Weltkriegs, als ein Kind auf geheimnisvolle Weise verschwand... Es dauert fast zu lange, bis Valeria ALmond begreift, dass ein kranker Täter seinen Hass und seinen Rachedurst noch nicht gestillt hat. Entsetzt erkennt sie, dass es für ihr Eingreifen schon zu spät sein könnte...

Meine Meinung:

Um ehrlich zu sein, brauchte ich eine Weile, um in die Geschichte zu finden. Es lag nicht an Link, es lag an der grossen Anzahl Seiten, die mir bevorstanden. Fast über 670 füllen nämlich dieses Buch von Charlotte Link.

Schnell bemerkte ich, dass sie ihrem Motto und ihrem Schreibstil treu blieb. Vieles wurde in die Länge gezogen, blieb jedoch immer spannend. Ich mach diese Art zu schreiben und von dem her blieb ich an der Geschichte dran. Vor allem, weil ich weiss, wie spannend und kritisch es gegen Ende immer wird, wie man mitfiebert, die Gedanken mitverschlingt und einfach wissen möchte, wer schlussendlich der Täter ist.

Schnell wird einem bewusst, wer das "andere Kind" ist. Und doch bekommt man über den Täter kaum Hinweise, es bleibt schemenhaft und spannend, wobei ich ab einer Szene gegen Ende plötzlich einen Verdacht hatte, der sich dann bestätigte.

Das Schicksal des anderen Kindes hat mich ergriffen und berührt. Ich hatte Probleme damit, mit einer weiteren Hauptfigur, Fiona Barnes, Mitleid und Verständlichkeit aufzubringen. Ich konnte mich nicht mit ihr identifizieren und muss sagen, dass ich echt nichts mit ihr anfangen konnte. Damit hat Charlotte Link geschafft, dass man zweigeteilt ist. Und doch fand ich sie am Schluss nur noch unsympathisch und ihre Erklärungen für ihre Handlungen konnte ich nicht nachvollziehen.

Was will man gross sagen, ohne viel zu viel zu verraten? Es geht erneut um den Zweiten Weltkrieg, Charlotte bleibt auch da auf ihrem altbewährten Weg. Sie streift jedoch nur diese Epoche, es wird einem nicht zu viel und irgendwie ist und bleibt es halt eine Zeit, die unvergessen sein wird.

Mir gefallen Geschichten, die in der Gegenwart und der Vergangenheit spielen. Mir gefallen diese teilweise nur kurz angesprochene und dann wieder gross ausgebreitete Schicksalsschläge und Biografien (auch, wenn sie für ein Werk erfunden sind). Ich bin schnell gefesselt und möchte mehr wissen.

Wobei ich zugeben muss, dass mir "Das Haus der Schwestern" sehr viel besser gefallen hat. Dieses Buch auch, aber bei den Schwestern war ich einfach mitten drin in der Geschichte und so was von gefesselt, gerührt und geschockt zugleich.

Im Grossen und Ganzen kann ich dieses Buch wärmstens empfehlen. Vor allem der Schluss hat mir so was von aus der Seele gesprochen. So hart es klingen mag: ich konnte mich mit dem Täter identifizieren und diesen irgendwie auch verstehen.

Schon krass, wenn man das einte Opfer als egoistisch und gleichgültig empfindet und deren "Taten" nicht wirklich befürworten kann.

Charlotte Link schafft es erneut, mich in ihren Bann zu ziehen. Und doch habe ich oft nach einem solchen Brocken das Gefühl, eine Pause zu benötigen. Was gar nicht negativ gemeint ist. Es sind und bleiben halt "schwere" Bücher mit vielen Seiten, vielen Gedanken, grossen Gefühlen, Spannung und Wendungen und ergreifenden Geschichten.

Top!

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