Freitag, 29. April 2016

amsterdam, wir kommen!

Heute geht es mit drei Arbeitskolleginnen nach Amsterdam. In einer Stunde muss ich bei meinem Arbeitsmutti sein. Ich freue mich auf diese tolle Stadt und die Abwechslung. Bin mal gespannt, was wir alles so erleben werden!

Und ja, auf das Rotlichtviertel bin ich persönlich am meisten gespannt ;-).

Und kaum zurück, geht es für mich nach Mallorca. Und auf diese Auszeit freue ich mich erst recht. Ich alleine mit dem Auto, der Küste entlang, Sonne, Strand und Meer. Und mittendrin einfach ich und meine innere Ruhe. Herrliche Vorstellung.



Donnerstag, 28. April 2016

störrige baby blue (flirtige zambrottagirlie)

Mein Abblendlicht war ja defekt... Und ich fahre nicht gerne mit einem Auto herum, welches nicht tiptop im Schuss ist bzw. wo alles so funktioniert, wie es gemäss Richtlinien sollte. Sicherheit im Strassenverkehr ist für mich wirklich das A und O.

Also ging ich an meinem freien Tag - den Montag - zur Garage meines Vertrauens. Und ja, irgendwie arbeiten in dieser Werkstatt (und im Büro) nur heisse Mechaniker :-p. Naja, die Attraktivität des Büroangestellten war mir bewusst, und doch wollte ich danach noch schwimmen gehen und hatte mich nicht geschminkt. Ich war mit Brille, Parka und Jeans sowie einem einfachen Sweatshirt mit Schal unterwegs. Also nichts besonderes.

Schon der Mechaniker, welcher im Büro anwesend war, haute mich um. Der Büroangestellte ging in die Garage und ich war dann alleine mit dem jungen Mann. Wuhu... schwarze Haare, hellblaue Augen. Hach, mein Geschmack. Er meinte zu mir, dass heute echt nicht gerade das tollste Wetter sei, diesen Schnee hätte es irgendwie nicht gebraucht. Und so plauderten wir ein wenig (war erstaunt, über meine flirtige Seite - obwohl ich mich wie ein graues Mäuschen fühlte so ohne nichts im Gesicht und gar nicht gestylt. Vielleicht half genau diese Tatsache, dass ich mich nicht attraktiv fühlte, dass es mit dem Schwatzen ging ;-p. Da mache ich mir ja erst recht keine Hoffnungen bei Männern ;-)).

Mir war ja auch nicht bewusst, dass dieser dann den hübschesten der hübschesten Mechaniker für mich aufbieten würde :-). Ich stand also da und wartete und "Nico" betrag den Raum. Puah, schon da fiel mir die Kinnlade runter.

Wir begaben uns zum Auto und er begann mit seiner Arbeit. Meinte, ob bereits jemand am Licht herumgeschraubt hätte. Ich bejahte, privat hätte es schon jemand versucht. Er nickte nur und meinte, weil der Deckel nicht richtig angeschraubt sei. Ich erwähnte noch kurz, dass es angeblich ein eher kompliziertes Unterfangen sei. Er nickte nur und winkte locker ab.

.... naja, er hatte dann doch recht zu schrauben und chnorzen ;-). Er fluchte dann Italienisch los und meinte, dass er kurz in die Garage fahren müsse, bei besserem Licht ginge es vielleicht einfacher. Ich meinte nur auf italienisch: "Kein Problem" und grinste. Er gab sich erschrocken und entschuldigte sich für sein Fluchen und ich winkte wieder ab. So kamen wir auch ein wenig ins Gespräch. Und ich dachte mir: hey, du kannst es! Mit Männern ein wenig schwatzen, Sprüche bringen, ja... es hat sich sogar ein wenig nach Flirten angefühlt, während wir uns über die Abstammungsregionen in Italien austauschten.

Er schaffte es dann und ich lachte innerlich los, als er meinte, mein Auto wäre wohl ein etwas störrisches Modell. Jaja, mein Auto ist so, wie ich es Männern auch gegenüber bin. Eher verschlossen und störrisch. Wie sollte es da beim Auto auch anders sein ;-D!

Heute gab es auch einen lustigen Zwischenfall. Ich habe so coole Schuhe an... So richtig silbrig, glänzende Halbschuhe. Ich liebe ja den Halbschuhtrend und diese ausgefallenen musste ich einfach haben. Können andere nicht verstehen, ich liebe es teilweise ausgefallen und ja, so bin ich nun mal auch. Man kennt mich so crazy (ab und zu). Für ein goldenes Paar bin ich noch unsicher, ist vielleicht too much. Aber diese sind genial. So sehen sie aus:


 

Habe viele Komplimente dafür erhalten. Fakt ist: ich bin heute hier beim Geschäftsort für das Mittagessen zum Laden über den Zebrastreifen gelaufen. Als ich zurück kam und wieder Richtung Strasse lief, hörte ich von weitem ein röhrendes Auto, laute Musik drang aus den offenen Fenstern. Ich lächelte den beiden Jungs zu, welche von weitem winkten und mir zuhupten. Wildfremde und doch haben sie mich zum lachen gebracht. Und sie schienen ihre Freude an mir und meinen geilen Schuhen zu haben. Denn der Beifahrer machte eindeutige Zeichen ;-).

Wie gesagt, ich selbst fühle mich mit mir selbst im Reinen. Ich empfinde mich nicht als attraktiv den Männern gegenüber, aber ich selbst mag mich äusserlich ganz gut leiden. Vielleicht vermittle ich das aktuell doch auch gegen aussen :-).

Montag, 25. April 2016

sonniger spaziergang

Hier einfach noch ein paar Eindrücke von einem sonnigen Spaziergang mit Schila. War am Donnerstag vor einer Woche, wo es am morgen wie aus Eimern geschüttet hat. Am Nachmittag gegen halb fünf machten die Wolken den Himmel frei und es wurde so ein schöner Abend.

Auf dem Dach der Scheune kann man einen Vogel sehen. Er hat recht geschimpft, als er Schila bemerkt hat. Ich weiss nicht, ob es sogar ein Mäusebussard ist oder eine Eule... Konnte ich leider nicht erkennen und zu nah wollte ich dann doch nicht ran..

Weiter könnt ihr das Panorama geniessen sowie das Bänkli und der Baum, wo sich mein Grossdäddi-Ort in der Nähe befindet (weil das eigentliche Grab eben über 70 Kilometer weit im Kanton Luzern steht).

Ach ja... und Schila in Aktion bei unserem "Löwenzahn-mit-dem-Fuss-köpfen"-Spiel :-). Hätte mir jemand vor sechs Jahren gesagt, wie sehr mir dieser Hund ans Herz wachsen würde, hätte ich nur gelacht. Es war nicht vorstellbar für mich.

Aber dieser Hund ist einfach einzigartig und einfühlsam. Sie weicht kaum von meiner Seite und ist einfach für mich da. Goldig. Einfach nur goldig ♥.












Sonntag, 24. April 2016

doch zu "flirty"?

Gestern bzw. heute Nacht ist mein flirtiger Teil mit mir durchgegangen. Oh mein Gott, dabei habe ich mir vorgenommen, eher kurz angebunden zu sein. Mich rar zu machen. Wobei ich wirklich nicht die Person bin, welche auf solche Spielchen steht. Wie du mir, so ich dir. Wenn du dich nicht meldest, melde ich mich auch nicht und so weiter. Sei es in der Liebe, wie in Freundschaften. Solche Dinge kann ich wirklich nicht ab. Da reagiere ich allergisch.

Klar, es ist etwas anderes, wenn das Gleichgewicht zwischen Geben und Nehmen nicht mehr stimmt und es sich nur noch einseitig verhält. Aber auf der anderen Seite ist es ein gewaltiger Unterschied, ob es bewusst passiert oder nicht.

Aber eben, zur eigentlichen Geschichte. Puma hatte ja eine Woche nichts von sich hören lassen auf meine Frage hin, wie es ihm gehe und ob er sein Abschlussmöbel fertig geschafft hat. Letzte Woche hatten wir kein Plauschvolleyball, während den Ferien bleibt die Schulhalle geschlossen. Umso erstaunter war ich, als ich dann ein Foto von ihm erhalten hatte. Erstaunt ist das falsche Wort...

... ich war eher verärgert über ihn. Nicht, weil er sich eine Woche nicht gemeldet hatte bzw. erst nach einer Woche auf meine Frage hin geantwortet hatte. Ich ärgerte mich darüber, dass er mich mit dieser Aktion wieder zum Grübeln brachte. Ich war eine Woche lang so verunsichert, ob ich ihn zu interessiert gefragt hatte, ob er noch mehr Stress hatte, weil er vielleicht nicht fertig war (was ich ja nicht wissen kann, wenn kein Feedback von ihm kommt) und einfach total dicht gemacht habe. Ich habe mich so darauf konzentriert, mir keine Gedanken darüber zu machen, dass ich ihn einfach regelrecht vergessen hatte. Naja, ganz vergessen ist vielleicht übertrieben, aber ich hatte mich in die Richtung gebracht, mir nicht zu viele Gedanken dazu zu machen.

Und peng: mit einer Antwort war die Unsicherheit und das Gegrübel wieder da! Er hatte es mir so richtig vor die Füsse geknallt und es kroch wieder alles in mein Körper. Und ja, ich war wirklich verärgert. Dementsprechend wirr träumte ich in der Nacht.

Sein Foto konnte ich mir bis Donnerstag nicht anschauen. Die Nachricht hatte ich gelesen. Sollte er dies nur sehen. Am Donnerstag kam ich per Zufall auf das Foto und am Freitag schaute ich es mir mal genauer an. Und war beeindruckt von seiner Leistung. Puah, das nenn ich mal Handarbeit!

Samstag traf ich mich mit Laura - sie probierte mal Pupas und meinen Lieblingspizzaiolo und es hat ihr geschmeckt :-). Ich dachte, sie wird mir schon darüber berichten, wenn er ihr auch ein Foto geschickt hat. Er hatte davon nämlich im Auto vor mir, Laura und deren Mutter erzählt. Ich fragte also nicht explizit nach und bevor ich meine Augen schloss, gab ich mir einen Ruck und lobte ihn für sein Werk und erwähnte, dass ich nun wisse, bei wem ich in Zukunft allfällige Möbelbestellungen aufgeben werde. Zudem ging ich bewusst nicht auf sein "ich wünsche dir e gueti Nacht" ein, sondern erwähnte einfach "au dir Guet Nacht". Er war (finde ich bei WhatsApp eigentlich wirklich doof) lange nicht online gewesen an diesem Samstag... und kaum hatte ich geschrieben, kam postwendend ein Dankeschön. In der Zwischenzeit schrieb mich auch noch Pupa an und plötzlich sah ich, wie er ein Foto von diesem Möbel auch in den Gruppenchat stellte. Dort meinte er, dass man sich gerne bei ihm melden könne, wenn man noch mehr Fotos sehen wolle. Ich ermahnte mich, dass ich mich rar geben wollte und dachte mir dann: scheiss drauf. Ich bin nun mal so und scherze mal ein wenig los. Im Privatchat meinte ich dann, dass er "ranmachen" solle mit den Bildern und wie mega ich seine Arbeit finden würde. Und das ich nun nur noch von Möbelbestellungen träumen würde. Er schickte eindeutige Smilies und das bin ich mir ja auch eher weniger von ihm gewohnt. Es kamen noch mehr Bilder und ich merkte, wie ich zu grübeln begann, ob noch einmal etwas dazu zu schreiben. Ich wäre dann wieder die, welche zuletzt schreibt und nichts darauf zurückkommen würde. Ich winkte ab und dachte mir, dass ich seine Arbeit ja wirklich gut finde und irgendwie konnte ich dann doch nicht schlafen, ohne ihm nicht auch explizit eine gute Nacht zu "wünschen". Heute hatte ich wieder eine Antwort...

... und die Gewissheit, dass er Laura und ihre Mutter davor nicht informiert hatte. Denn Lauras Mutter schrieb im Gruppenchat, wie begeistert sie von seiner Arbeit sei. Und ja, natürlich fand ich es einerseits süss, hatte er nur mir ein Bild geschickt. Es macht diesen Anschein, denn beide Frauen hatten ja wirklich nichts zuvor gewusst. Ich weiss ja, wie intensiv die LAP-Zeit ist und ja, es kann schon sein, dass man da alles ein wenig um sich vergisst.

Und doch... im Nachhinein finde ich schon, zeigt es mir, dass er es nur mir geschickt hat. Und im Gruppenchat ja erst, nachdem ich darauf geantwortet habe. Er hätte es gleichzeitig am Dienstag oder ein paar Tage danach schon der ganzen Gruppe schicken können. Hat er aber erst nach meinem Feedback.

Klar, ich kann es nun als eindeutiges Zeichen in eine Richtung sehen oder es wird eine ganz normale - von seiner Seite nicht überlegte Aktion - sein, welche nur zu Missverständnissen führen wird. Und was nehme ich daraus mit? Wieder viele Grübeleien... es ist schwierig, es als eventuellen Annäherungsversuch zu sehen. Weil ich da einfach vorsichtig bin und eben, ich habe hier ja schon mal erwähnt, dass es ein Unterschied ist, ob ich mich wohlfühle oder mich ein Mann wirklich attraktiv finden bzw. mehr von mir wollen könnte. Und ich bin da einfach enorm vorsichtig in Sachen Männern. Und aktuell... bzw. in Zukunft... wenn man sich eine Beziehung nicht vorstellen kann bzw. eine Zukunft allgemein mit Mann und Familie... ist es sehr schwierig, die Mauern zu lockern. Vor allem nach den Geschehnissen in der letzten Zeit. Und ich merke halt schon: umso länger ich allein auf mich gestellt bin, umso mehr geniesse ich diese Freiheit. Und da ist ja noch der Grundgedanke, dass ich eh nicht gut genug bin und keinen Mann zu viel zumuten möchte...

... aber warum lasse ich mich auf diesen Strudel ein. Soweit bin ich mit Puma noch lange nicht, um mir all diese Fragen zu stellen. Und wenn der Richtige kommt und vor mir steht, werde ich mit all meinen Selbstzweifeln kein Hindernis sein. Der knackt dann diese Schale, daran glaube ich ganz fest. Ich versuche weiterhin, diese ganze Geschichte "locker" zu sehen. Er ist ein Plauschkollege. Und doch bin ich zugegebenermassen ein wenig nervös wegen nächsten Dienstag. Wenn er überhaupt kommt.


Vielleicht bin ich auch nur über mich selbst erschrocken... dass ich flirty sein kann. Und das dieser Teil ankommt und mir (und auch evtl. dem Mann gegenüber) Spass machen könnte. Denn eins ist klar: praktisch bin ich nicht vorne mit dabei, aber in Sachen Sex kenne ich mich theoretisch sehr gut aus und ja, ich selbst merke da doch die versaute Italienische Seite oft ;-). Sprüche, Lektüre und auch Gedanken... jaja ;-). Und Stille Wasser sind tief. Was ich alles theoretisch schon so gesammelt habe, kann ich mir in der praktischen Umsetzung sehr gut vorstellen. Ich bin da sehr offen :-).

Freitag, 22. April 2016

"autobahnflirten" und weiteres...

Eine weitere Woche ist ins Land gezogen. Mittlerweile sind es genau drei Wochen seither, wo ich von dieser tragischen Geschichte erfahren musste.
Letzte Woche war für meinen Heilungsprozess enorm wichtig. Vor allem am Mittwoch konnte ich endlich einfach nur weinen und hemmungslos um meine Tante trauern. Gleichzeitig fühlte ich mich so einsam und verlassen. Und doch: der Strudel ging nie so weit runter, wie auch schon.
Auch sonst habe ich positive Erfahrungen mit meinem Abstand bzw. Rückzug gemacht. Ich habe mir bewusst Zeit für mich genommen und auf mich geachtet. Die Menschen um mich herum haben meinen Entschluss akzeptiert und ich konnte wirklich einfach nur runterfahren. Auch diese Woche habe ich überall Grenzen gesetzt und die Menschen akzeptieren das. Solange ich es mit Respekt und Anstand übermittle, ist alles okay für mich.
Ein ungewohntes Gefühl für mich, eine „Schwäche“ zuzugeben und es selbst zu akzeptieren. Ich habe von mir aus auf mich geachtet, Stopp gesagt und die Notbremse gezogen. Und mein innerer Kritiker konnte das akzeptieren. Vor allem die Tatsache, dass ich Schwäche gezeigt und mir Hilfe von mir aus geholt habe. Ansonsten habe ich ja extreme Erwartungen an mich, wenn es ums Bewältigen solcher Sachen geht.
Ich habe mir bewusst viel Zeit für mich, Schila und meinen Körper genommen. Mit Schila bin ich über jeden Stein gelatscht, den es hier im Umkreis gibt. Die Sonne hat uns freudig begrüsst, der Löwenzahn wurde fleissig mit dem Schuh geköpft (Schila rennt dann immer den Blüten nach und hat danach immer eine knallgelbe Schnauze ;-)) und es sind so tolle Berg- und weitere Panoramabilder auf meinem Handy entstanden… Ich habe mir bewusst vorgenommen, die Geräusche und Düfte um mich herum wahrzunehmen. Dieses Vogelgezwitscher, die Flugzeuge weit weg, die Rasenmäher, die Tierwelt… und im Liegestuhl habe ich einfach mal ein Buch gelesen und ab und zu innegehalten und das um mich herum bewusst wahrgenommen.
Ich war auch bei meinem „Grossdäddi“-Ort in der Nähe. Weil das eigentliche Grab so weit entfernt ist. Es ist ein schöner Baum. Ich sprach viel mit ihm und bat ihn einfach darum, meine Tante an die Hand zu nehmen und gut auf sie aufzupassen. Am Freitag war ich dann beim Grosi und wir verbrachten einen schönen Nachmittag zusammen. Ich habe das Gefühl, dass wir beide gleich geschockt sind und es gleich verarbeiten. Ich fühlte mich bei ihr wirklich verstanden und sie fand meinen Gedanken bzw. meine Bitte, dass nun Grossdäddi über meine Tante wacht, sehr schön.
Ich war drei Mal im Schwimmbad, bin 4 Kilometer geschwommen. Und sobald traurige Gedanken kamen, konnte ich sie zulassen. Ich konnte damit umgehen. Ich durfte traurig sein und dann gab es wieder Momente, wo ich merkte, dass mein altes Ich ein wenig hervorkommt. Die zambrottagirlie, die gerne lacht, sich bunt anzieht… und ja, seit gestern habe ich wirklich bewusst wahrgenommen, dass die erste Trauerphase und der erste Schock soweit verdaut sind. Oder das mein Mönchspfeffer endlich nach über bald 5 Wochen anschlägt.
Und meinen Kleiderschrank habe ich komplett einmal ausgemistet. Wow, das hat gut getan! Ich habe bergenweise Säcke gefüllt, aber es war alles stimmig für mich. Alles, was verwaschen aussah, zu gross war oder einfach nicht mehr zu mir passt, habe ich entsorgt. Und ja, es hat wirklich richtig gut getan. Dabei habe ich einen Trick mit Büroklammern angewandt :-). Je nach Bügelart spart man sich dadurch ein wenig Platz. Bei mir mögen genau zwei bis drei Bügel untereinander *g*!



Ich verarbeite hier einfach einiges. So ein Sammelpost :-).
Kennt ihr „Autoflirten“? Das mache ich noch gerne. Passiert mir ab und zu auf der Autobahn. Okay, ich mit meinem bunten Auto erwecke doch eher die Aufmerksamkeit :-). Meist überholt man, wird dann überholt, überholt wieder und wird wieder überholt. Ich behalte dann meist das Tempo bei, ich bin eine zügige Fahrerin, aber keine Raserin. Eigentlich fast immer ist der andere Autofahrer dann der, der Gas gibt oder wieder das Tempo drosselt.
Gestern auch wieder so. Ich setzte zum Überholen an. Kam zu einer Baustelle und begann zu drosseln. Der rechts von mir gab Gas, überholte mich rechts und wechselte die Spur. Nach der Begrenzung überholte ich ihn wieder und er schnellte sofort nach mir heraus und stellte sein Fernlicht an und aus (ein paar Mal hintereinander). Ich schüttelte nur den Kopf. So etwas finde ich dann fast zu aggressiv. Er raste wieder an mir vorbei, spurte ein und schaltete sein Nebellicht ein und aus. Da wurde mir bewusst: er wollte mich darauf aufmerksam machen, dass ich mein Nebellicht anhatte… ohne Nebel. Ich hatte es bewusst reingetan, weil ein Abblendlicht von mir defekt ist und ich Sicherheit so wichtig finde. Da fahre ich lieber mit einem Nebellicht herum, wie nur „einäugig“. Ich „nebelte“ zurück.
Wie der Zufall es wollte, blinkte er danach einfach nur mit dem Warnblinker. Er fuhr sogar an meiner Wohnung vorbei. Es war dann plötzlich irgendwie ein lustiger Zufall und ja, er kurvte ein wenig zickzack herum. Aber nicht gefährlich. So richtig „flirty“ und ich machte mit, indem ich einfach die Strasse so kurvig fuhr, wie sie wirklich war. Und als ich dann zu meiner Einfahrt abbiegen musste, stellte ich mein Fernlicht ein und aus… und erhielt einen Abschiedsblinker. Ja, solche Momente gibt es auch :-).
Was noch… ah… mit dem gewissen Mitarbeiter ist es aktuell echt ganz einfach und entspannt. Ich geniesse dieses Kollegiale Verhältnis im arbeitstechnischen Bereich. Wir klopfen Sprüche und doch ist er letzten mal rot geworden, als er etwas erzählt hat. Ich denke mir dann nichts mehr dabei, vergleiche nichts mehr. Warum setzt er sich neben mich, warum handelt und agiert er wie ich, warum er mir vieles nachahmt… es war einfach nur okay für mich. Am Mittwoch habe ich dann mit ihm gegen zwei Herren im Volleyball gewonnen, es hat solchen Spass gemacht, es hat einfach harmoniert. Und einer der Herren ist der unangenehme Typ hier im Haus. Und wir blieben drei Sätze in einem Team. Als wäre es selbstverständlich. Es ist im Moment wirklich locker.
So auch mit X. Ui, den habe ich gestern als erstes auf seinen Sonnenbrand angesprochen. Er war anscheinend noch auf der Piste. Hat irgendwie extra erwähnt, dass er mit einem Kollegen dort war (jäjä). Aber auch das war ein gutes Gespräch, ich konnte mal einen Ellbogenschupser von mir aus starten, dann kam wieder ein Boxer von ihm. So auch beim gewissen Mitarbeiter. Alles problemlos.
Und dann gibt es ja noch Puma. Ohjemine, bei dem gab es fast graue Haare bei mir. Aber auch da komme ich einfach nicht nach. Am Dienstag hatte er im Gruppenchat geschrieben, dass er es nicht ins Volleyball schaffen würde. So nett, wie ich bin, wünschte ich ihm (natürlich in unserem Privatchat) gute Besserung und fragte gleichzeitig nach seinem Abschlussmöbel nach. Wollte mich interessiert geben, weil er mir im Auto der Woche zuvor davon erzählt hatte. Es kam einfach nichts daraufhin zurück. Eine Woche lang. Ich grübelte und dachte mir, ob ich in ein Wespennest gestochen hatte. Er hatte nämlich im Gruppenchat geschrieben, dass er nicht „ganz zwäg“ sei. Und ich hatte ja auch schon das Gefühl, dass er sich unter Druck gesetzt fühlt in Sachen LAP und auch ungern darüber spricht vor uns. Oder zumindest bei mir. Mein Arbeitsmutti pendelt gerne Dinge aus und ja, es stimmt ja mit meinem Bauchgefühl überein. Ich bin voll ins Fettnäpfchen getreten. Es muss ran und Gas geben. Ausserdem sei es ihm unangenehm, vor mir darüber zu sprechen. Weil er das Gefühl habe, noch besser vor mir da stehen zu müssen (es ist seine Zweitausbildung). Er wolle mir imponieren. Daher vielleicht auch seine Diät. Wie auch immer, ich jedenfalls war wirklich ein wenig eingeschüchtert bzw. verunsichert und hoffte einfach, nicht in irgend ein Fettnäpfchen getreten zu sein. Woher sollte ich denn wissen, wie es bei ihm gelaufen ist? Ich wollte mich einfach interessiert geben.
Am Dienstag spät schaute ich zufällig auf mein Display und erstarrte… Nachricht von Puma. Mit Möbelifoto… Ich freute mich riesig darüber, aber habe bewusst noch nicht geantwortet. Ich lasse mir Zeit. Und ja, möchte wissen, ob er es nur mir oder auch Laura zukommen lassen hat. Den im Auto hat er gemeint, dass er es uns allen zeigen würde ;-p…. Ich weiss, schlimmer wie ein Teenie :-p……
Ich lasse mir einfach noch ein wenig Zeit. Eigentlich wollte ich gar nicht antworten, weil dann bin ich wieder jene, welche auf Antwort wartet bzw. es besteht bei mir die Angst, dass von ihm eh wieder keine Nachricht kommt. Wobei: wenn wir uns schreiben, finde ich schon, geht es übers Normale hinaus. Man schreibt sich doch nicht, was man so den Tag über gemacht hat und vor allem „wünscht“ man sich keine gute Nacht. Dann sagt man einfach Gute Nacht. Aber man wünscht es nicht explizit. Aber es tut so gut, dieses „Ich wünsch dir e gueti Nacht“ zu lesen *schmacht*. Stopp! Auf der anderen Seite ist es mir langsam so egal, wenn wer was wann schreibt. Es geht darum, dass ich ein lieber Mensch bin und wenn mir jemand ein Bild von einem so riesen Schrankteil, welches einfach mega gemacht aussieht, zukommen lässt, dann finde ich, gehört Lob einfach dazu. Und ich werde ihm also doch noch eine Nachricht zukommen lassen.
Im Moment bin ich auf einem guten Weg. Vor allem versuche ich, diese Männerdinge einfach ungezwungen zu sehen. Einfach locker. Wie ein Arbeitskollege oder ein ferner Bekannter. Obwohl ich mir nach wie vor diese starke Schulter herbeisehne. Ja, ich fühle mich auch hier oft alleine und einsam mit meinen Gefühlen, Ängsten und Gedanken (in jeglicher Hinsicht, nicht nur in einer spezifischen Sache). Und flüchte mich oft zu einem Menschen in Gedanken.

Donnerstag, 21. April 2016

die betrogene

Natürlich habe ich mir das neuste Werk von Charlotte Link ebenfalls geleistet. Ich persönlich kaufe mir die Bücher gerne. Einige werden mir ausgeliehen, aber Bücher von Andreas Franz, Charlotte Link, Arno Strobel, Sebastian Fitzek sowie Sabine Thiesler kaufe ich  mir mittlerweile. Weil sie sich als meine Lieblingsautoren herausgestellt haben.

Zum Klappentext:

Um ein glückliches Leben betrogen - so fühlt sich Kate Linville, Polizistin bei Scotland Yard. Kontaktscheu und einsam, gibt es nur einen Menschen, den sie liebt: ihren Vater. Als dieser in seinem Haus grausam ermordet wird, verliert Kate ihren letzten Halt. Da sie dem alkoholkranken Ermittler vor Ort nicht traut, macht sie sich selbst auf die Spur dieses mysteriösen Verbrechens. Und entlarvt die Vergangenheit ihres Vaters als Trugbild, denn er war nicht der, für den sie ihn hielt.

Zugleich bricht eine Familie aus London in die Ferien auf. In den Hochmooren von Yorkshire möchte der Drehbuchautor Jonas Crane in Begleitung von Frau und Sohn einem drohenden Burn-out entgehen. Die drei ahnen nicht, dass die Geschichte um Kates ermordeten Vater auch sie in Lebensgefahr bringen wird: ein flüchtiger Verbrecher ist auf der Suche nach einem abgeschiedenen Versteck…

Meine Meinung:

Ich war zu Beginn etwas verunsichert. Die Rezessionen im Internet waren zweigeteilt, einzelne fanden das Buch sogar extrem langatmig. Klar, bei Link ist man sich das gewohnt und meist gefällt mir ja dieser Teil, wo eine Überlegung die nächste jagt und man das Gefühl hat, teil dieser Gedankengänge zu sein. Vor allem habe ich während dem Lesen meist so ein Grundgedanke und Link fasst diesen dann meist im Buch weiter vorne auf und ich fühle mich dann als Leser „abgeholt“ und in die Geschichte mitintegriert. Wie soll ich das erklären…

Die Opfer oder auch sonstige Hauptdarsteller haben meist einen Grundgedanken. Sie grübeln und im Verlauf davon kommt ihnen plötzlich doch ein anderer Gedanke. Zum Beispiel die Ermittlerin, die eine Strasse runterfährt und sich dann plötzlich Gedanken macht, in ein Schusshagel geraten zu können, weil sie offensichtlich für alle auf der Strasse als Zielscheibe sichtbar ist. Dann kommt ihr der Gedanke, dass dies gar nicht sein kann, weil alle Fensterläden des Hauses zu sind. Und so wird dann diese Grübelei weitergesponnen. Okay, zugegeben: teilweise waren sie langatmig und die Personen erscheinen einem dann ja auch recht wankelmütig und unentschlossen.

Aber ich persönlich fand es jetzt nicht so schlimm. Es gab Passagen, die ich dann doch etwas zu langatmig fand, aber im Gross und Ganzen bin ich begeistert von diesem Werk!

Es ist gut von den Hauptcharakteren her. Alle haben ihren Platz, ihre Aufgabe und meist wird auch etwas aus ihrem Leben berichtet. Man fühlt sich als Stille Mitermittlerin dieser Einheiten und es ist auch spannend aufgebaut. Klar, wer Link kennt, weiss dann auch, wohin die ganze Geschichte führt.

Mein Kopfkino lief die ganze Zeit mit und wer mich mittlerweile kennt, ist das ein gutes Zeichen bei mir. Dann bin ich voll im Flow mit dem Buch ;-).

Aber es gab viele Eigenschaften der Charaktere, mit denen man sich identifizieren kann. Nur war es ein wenig schwierig, mit dieser einsamen Ermittlerin umzugehen. Aber das ist ein Thema, welches ich ja sonst schon eher weniger an mich heranlasse. Ich denke, dass ist automatisch, sobald man selbst von etwas betroffen ist.

Aber die Geschichte ist gut und logisch aufgebaut. Es gab spannende Wendungen und ja, es ist ein Buch, welches fliessend lesbar ist. Ein dicker Schinken zwar, aber das ist man sich von Link ja gewohnt :-). Link hat es sogar geschafft, dass ich selbst den Täter nirgendwo mit einer Person in Verbindung bringen konnte. Die Seiten wurden immer weniger und doch gab es kein Bauchgefühl meinerseits. Meist tendiert man ja zu einer Lösung, vor allem, wenn man den Autoren mit der Zeit kennt. Oder man entwickelt so ein Bauchgefühl, da man oft Krimis, Dramen und Thriller liest. Da habe ich doch so einige, feine Sensoren entwickelt dabei :-).

Ich kann dieses Buch nur weiterempfehlen! Es sind zwei Geschichten, die nebenherlaufen bzw. man überlegt lange, welchen Bezug sie zueinander haben. Und doch ist es spannend und zeigt den Menschen in allen Facetten. Teilweise so grausam gleichgültig, dass man nur noch den Kopf schütteln kann. Oder die Frau, welche sich vom Mann so viel bieten lässt, dass es mir als moderne Frau alle Nackenhaare sträubt…

Für mich persönlich ein sehr gutes Werk von Link! Natürlich kommt kaum mehr ein Werk an „der Beobachter“ und „der Verehrer“ heran - meine ersten Werke von ihr. Damit hatte sie mich sofort in ihren Bann gezogen.


Montag, 11. April 2016

die woche danach...

Es ist irgendwie noch nicht ganz greifbar für mich. Einerseits habe ich das Gefühl, in einem bösen Traum gefangen zu sein, andererseits scheinen diese grausamen Geschehnisse ganz weit fort. In dieser Woche habe ich vieles an Tiefen erlebt - aber auch gemerkt, wie weit ich in meiner Therapie bereits bin.

Es schmerzt, an meine Tante zu denken. Vor allem, weil es so nicht in das Schema passt. Ich habe sie immer anders gekannt. Ich kann kein Bild von ihr anschauen und es scheint wirklich nicht real. Ich habe es noch lange nicht begriffen, wird mir jetzt gerade einmal mehr klar. Meine Mutter hat eine Kerze und ein Bild von ihr in der Wohnung bereitgestellt. Ich kann das Bild einfach nicht anschauen. Ich sehe da meine Tante - deren Tat so gar nicht dazu passt. Und auch, wenn ich weiss, dass nicht sie es war, die diese ausgeführt hat - es ist passiert. Und das Wissen darüber, obwohl es sich dabei um eine psychische Krankheit handelt, ist einfach unendlich schmerzhaft.

Vom Freitag bis Dienstag konnte ich nichts essen. Es ging einfach nicht. Ich trank meine zwei bis drei Kaffees und führte mir Zucker mit einem Eistee oder einem Cola zwischendurch zu. Ansonsten brachte ich wirklich nichts herunter. Am Freitag wurde mir das erste mal bewusst, dass ich in meiner Therapie enorm weit bin. Ich nahm sofort Kontakt mit meiner Therapeutin auf und machte einen kurzfristigen Termin aus. Eine frühere zambrottagirlie hätte es geschluckt und einfach weiter die Zähne zusammengebissen. Keine Rücksicht auf sich genommen. Es einfach alles runtergeschluckt und irgendwie weitergemacht. Ohne Selbstliebe.

Ich habe es lange nicht realisiert. Als Muddi mir es erzählt hatte, brach ja auch alles von mir aus mir heraus. Und ja, Babbo ist anscheinend sehr erschrocken. Mein Bruder merkte auch, dass mir das extrem an die Nieren ging und ja, alle nehmen aktuell sehr auf sich Rücksicht. Und doch erschütterte mich teilweise die Reaktion meiner Schwester und einzelner meiner Familie. Klar, jeder geht mit so einer Meldung anders herum. Vor allem mit dem Thema Tod. Aber meine Schwester konnte gleich weiter essen und nach einer halben Stunde wegen etwas im TV lachen. Aber sie ist allgemein eher die "Härtere" in der Familie. Sie lässt da kaum etwas an sich heran.

Am Montag hatte ich dann den Therapietermin und erfuhr da den Grund für meine Appetitlosigkeit. Ich meinte ehrlich zur Therapeutin, dass ich nicht um meine Tante trauern könne. Da sei aktuell eher das Unverständnis und eine Art "Wut" auf ihr Handeln. Ich könne es ja nachvollziehen, vor allem die Gedanken - aber es sei trotzdem enorm schwierig, es zu verstehen. Sie meinte, dass ich wohl mit dieser Appetitlosigkeit auf meine Art trauern würde. Und ja, ich habe dies ja auch schon bei Tanten in Italien mitbekommen. Und ja, es fühlte sich dann auch stimmig an. Das Gespräch tat mir gut und ich fuhr dann auch bei meinem Geschäft vorbei. Um mein Arztzeugnis abzugeben, ich wollte meine Vorgesetzte direkt damit konfrontieren. Sie war aber nicht da, mein Chef auch nicht. So gab ich es meinem Bürogspänli und ich denke, sie hat gemerkt, dass mein eigentliches Wegbleiben (was ich ja ohne Wissen dieses schrecklichen Freitods bereits meinem Chef anvertraut hatte) mit der Situation bei der Arbeit zu tun hat. Am Dienstag musste ich mich dann doch mit meiner Vorgesetzten befassen und ihre Reaktion war so typisch. Ich merkte, wie meine Anspannung sofort in die Höhe schnellte und ich nach dem Gespräch nur noch den Kopf schüttelte. Zum Glück war es nur ein Telefonat gewesen und doch hatte es mir gezeigt, dass eine Woche nicht reichen würde. Die Frau hatte es geschafft, dass ich mich noch eine ganze Woche gedanklich mit ihr beschäftigte. Und ja, ich weiss, dass sie dies ganz bewusst macht.

Ich hatte eigentlich das Gefühl, gut mit der Situation umzugehen. Bis ich dann am Montagabend in meinem Bett lag und das Licht nach meiner abendlichen Routine-Telenovela löschte. Ich drehte mich im Bett auf meine Einschlafseite und schloss die Augen. Und da war sie plötzlich: meine Tante live vor mir. Wie sie sich gerade ihr wisst schon was. Die Tat. Ich öffnete sofort meine Augen und war hellwach. Mein Herz hämmert in der Brust, das Licht schaltete ich sofort wieder ein und ich ging ins Bad, um mir ein Temesta zu nehmen. Ich legte mich ins Bett und mir war bewusst, dass nichts mehr mit Einschlafen bei mir war. Ich schnappte mir ein Buch und begann zu lesen. Die Tür hatte ich - entgegen meiner Gewohnheit - offen stehen lassen. Ich dachte, die Schnarchgeräusche meiner Geschwister würden mich ein wenig beruhigen. Nichts war. Ich bildete mir plötzlich ein, wie meine Tante mein Zimmer betrat - während der Tat. es war so schrecklich. Ich steigerte mich regelrecht da rein. Ich schaltete sofort den Fernseher ein und liess ihn laufen. Dadurch, dass ich schon drei Tage nichts gegessen hatte, schlug das Temesta schnell an. Ich merkte, wie meine Augenlieder schwer wurden. Mit brennendem Licht und laufendem TV ergab ich mich dann irgendwann und döste weg. Temesta ist da wirklich gut - man schläft meist traumlos. Am morgen merkte ich nur, wie Schila auf mein Bett sprang und Muddi besorgt fragte, warum TV und Licht laufen würden. Ich murmelte etwas von "Bilder im Kopf" und Mutti meinte nur noch, wie sehr sie das bedauern würde. Dann war sie weg und ich schlief weiter.

Die ganze Woche über konnte ich nicht ohne Temesta schlafen. Gestern habe ich es versucht (Temesta kann stark abhängig machen), aber es ging nicht. Diese Nacht benötige ich wohl nach diesem Post wieder eine. Ich weiss es nicht. Aber die ganze Woche über war ich eher sehr verwirrt und durch den Wind.

Schila ist ein wahrer Goldschatz. Schon am Freitag wich sie nicht mehr von meiner Seite. War ständig bei mir, lag bei mir im Bett und übernachtete sogar bei mir. Sie merkt es einfach und sucht ständig meine Nähe. Ich liebe diesen Hund. Sie ist und bleibt die Beste. Wenn sie es nicht wäre, dann Chicco. Der hätte dies bestimmt auch so gemacht - mein treuer Kater.

Ich wollte eigentlich schwimmen gehen - schaffte es aber nicht. Am Mittwoch war ich bei meinem Arbeitsmutti und es tat nur gut. Am Donnerstag merkte ich, dass Pupa im Moment einfach zu viel für mich ist. Sie sprach und jammerte eine halbe Stunde von sich, bevor ihr in den Sinn kam, mich zu fragen, wie es mir und meiner Familie geht. Wir hatten uns an diesem Donnerstag zum ersten Mal nach der Schreckensmeldung gesehen und ja, von einer Freundin erwarte ich schon, dass sie als erstes darum besorgt ist, wie es mir geht. Ich zog mich innerlich total zurück, hörte ihr teilweise gar nicht zu und nach diesem Abend war für mich klar, dass ich nächste Woche keinen Kontakt mit niemandem haben möchte, der kontraproduktiv ist. So etwas kann ich aktuell einfach nicht ab, meine Nerven machen es nicht mit. Meine nächste Woche habe ich vor allem mit Lesen und Schwimmen verplant. Ich möchte von nun an zwei bis dreimal die Woche schwimmen gehen. Ich habe dies ja vor Amerika schon einmal regelmässig in der Woche gemacht. Aber nächste Woche habe ich Montag, Donnerstag und Freitag damit eingeplant. Dienstag Volleyball. Davor ein langer Spaziergang mit Schila. Meist sind das dann knappe 2 Stunden. Und sonst viel in der Natur mit Schila, Lesen, TV... Ruhe für mich. Ja. So sieht meine nächste Woche aus.

Und Puma hat mich auf die Idee gebracht, in meiner Ferienwoche im Mai eine Insel erneut zu besuchen, die ich schon einmal besucht habe. Er hat von seinen Ferienplänen dorthin erzählt und ja, ich war schon da, aber ich habe sie nie so richtig erkundigt. Und es wäre eine Insel, bei der ich mir einen erneuten Besuch alleine sehr gut vorstellen kann. Es scheint mir eine sichere Insel und es wäre nicht so eine alleinige Reise wie im Norden, in Kroatien oder so. Diese kann ich mir gut auf eigene Faust vorstellen. Und ich bin ja eine, welche gerne auch mal alleine reist und die Ruhe geniesst. Ich finde dann ja zu meine inneren Frieden. Ich muss raus aus der Schweiz, weit weg, flüchten, Kraft tanken. Und was hilft mir mehr, als Meer, Insel, Ruhe und ein Auto, um die Insel erkunden zu können? Dann fühle ich mich ein wenig so, als wäre ich in Kaua'i. Und das tut der Seele bestimmt gut - vor allem, da Kaua'i bestimmt noch drei Jahre damit warten muss, bis ich sie erneut besuchen kann. Obwohl ich weiss, dass ich nicht ein Leben lang damit verbringen kann, einzig und alleine Kraft mittels Flucht aus der Schweiz für meinen Alltag sammeln zu können. Mir ist ganz klar bewusst, dass dies auf Dauer nicht so weitergehen kann. Denn mein Leben und mein Umfeld finden nun mal hier statt und ich schätze mich ja eigentlich glücklich, in eine Land wie der Schweiz geboren worden zu sein.

Klar, das finanzielle spielt noch ein wenig eine Rolle. Ich schaue mal, was es so als Last Minute im Angebot gibt. Auf der anderen Seite bin ich langsam so weit, dass meine Gesundheit mir persönlich wichtiger ist, als das Geld. Amsterdam ist bezahlt und shoppen werde ich dort auch nicht viel. Ich bin mir aktuell wirklich am wichtigsten. Und ich muss auch immer mehr damit beginnen, nein zu sagen und meine Grenzen aufzuzeigen. Vielleicht hat das ja auch etwas mit dem "altern" zu tun.

Es ist mein Leben. Ich muss es leben, ich muss mit dem umgehen, was das Schicksal mir so vor die Füsse knallt. Niemand anderes muss sich damit auseinandersetzen. Niemand anderes kann es beurteilen und ich nehmen mir auch nicht das Recht heraus, anderen etwas vorzuschreiben. Solange ich mein Leben im Griff habe, ist es meine Sache. Solange ich meinen Lebensunterhalt bewältigen kann, kann ich mir meine Auszeit leisten. Und mir ist nur eines wichtig: dass meine Familie hinter mir steht. Der Rest kann mich langsam mal. Sie machen sich ja sonst auch keine Gedanken um mich. Wer nett zu mir ist, zu dem bin ich nett. Bei anderen muss ich wirklich  mehr "Arschloch" werden.

Fakt ist: Pupa hat mich enorm gestresst und als ich nach Hause fuhr, war mir einfach klar, dass ich in der kommenden Woche einfach total runterschrauben muss. Ich bin kaum in der Medienwelt unterwegs, verarbeite hier ein wenig und bin dann wieder überall ein wenig offline. Mein Nervenkostüm ist echt klein.

Am Freitag fand dann die Abdankung statt. Es war für mich sehr irritierend und ich blieb ein wenig verstört zurück. Der Gottesdienst war sehr schön gehalten. Die Mutter meiner Tante war ein Nervenbündel und ich konnte so gut mitfühlen. Auch Grosi war sehr zittrig und wacklig unterwegs und auch ich stelle mir den Gedanken, das eigene Kind zu verlieren, schlimm vor. Vor allem, weil man doch ein Elternteil und älter ist. Eigentlich verläuft doch der Lebensplan anders. Wer zuerst geboren wird, stirbt auch im älteren Alter zu erst. Es war schwierig für mich, die Situation zu realisieren. Muddi verlangte, dass ich neben ihr sass. Ein Bild meiner Tante stand im Saal, welches sie in der Klinik gezeichnet hatte. Es zeigte ihre Lebensfreude und ihren Optimismus. Es war von ihr gezeichnet worden - von dem Teil, den wir alle kannten. Und doch: mein Onkel hatte die Asche schon am Tag davor verstreut. Ich war irgendwie erleichtert über diese Tatsache. Auf der anderen Seite konnte er lachen und begrüsste einzelne Familienmitglieder schon fast freudig. Er erschien mir so zugänglich, wie noch nie.

Meine Cousine im Teenageralter schien auch eher glücklich darüber zu sein, uns zu sehen. Und ich war auch da eher irritiert. Eben, jeder geht anders damit herum und Muddi meinte, dass beide ja über zwei Monate ohne meine Tante gelebt hatten, weil sie ja in der Klinik gewesen war. Und es lag auch schon eine Woche zurück und doch... meine Cousine kam danach sogar im Restaurant zu uns (meinen Geschwistern und zwei weiteren Cousins) und wollte mit uns UNO spielen. Wir taten ihr den Gefallen und doch fand ich es einfach komisch, dazusitzen, zu lachen und zu spielen. Wobei das auch alle anderen Trauergäste taten. Und ja, der Mensch, der gegangen ist, wünscht sich ja, dass man sich mit einem positiven Bild an ihn erinnert, sein Leben für ihn weiterführt und einfach ihn im Herzen weiterleben lässt. Aber für mich war es wirklich sehr verstörend. Da merkte ich erst recht, dass mein Verarbeitungsprozess erst begonnen hat. Auch jetzt ist es für mich kaum vorstellbar, diese Tante nie mehr zu sehen. Nie mehr ein Wort mit ihr zu wechseln. Bei Familienfeiern werden mein Onkel und meine Cousine immer jene sein, die ohne Frau und Mutter kommen. Weil sie sie viel zu früh verloren haben. Nicht durch einen Unfall, sondern durch einen folgenschweren Freitod. Auch jetzt sitze ich hier und kann nur den Kopf schütteln. Ich konnte noch nicht richtig um sie weinen, weil es mir einfach so leidtut für die zurückgebliebenen. Ich denke, es wäre anders, wäre nicht der Suizid des engen Bekannten keine vier Wochen zuvor gewesen.

Klar, ich hoffe, dass auch meine Tante ihren Seelenfrieden gefunden hat. Und ich hoffe, dass sie während der Tat einfach im anderen Modus war und nicht wirklich mitbekommen hat, was sie da eigentlich gerade tat. Und doch: damit rechtfertigt man eigentlich jeden Suizid und das darf nicht sein. Denn dann wäre auch mein fast durchgezogener Suizid vor sieben Jahren gerechtfertigt gewesen. Und wenn ich das meiner Mutter oder Grosi an den Kopf knalle, fallen die Reaktion gleich anders aus.

Ich weiss nicht, ob der Bekannte, welcher sich vor gut fünf Wochen das Leben genommen hat, nun ein wenig meinen inneren Frieden mit beiden Freitoden zu symbolisieren versucht. Ich weiss nicht, wie ich es erklären soll. Es ist nicht das erste Mal, dass ich von einer verstorbenen Person träume. Es war vorgestern, ich war im Halbschlaf, kuschelte mich in die Decke und war wieder weg. Ich träumte vom engen Familienbekannten, welcher sich vor fünf Wochen ebenfalls das Leben genommen hat. Er kam mit meinem Vater ins Wohnzimmer, ich sass auf dem Sofa. Beide sprachen mit Händen auf italienisch, lachten und der Bekannte sah so jung, frisch und strahlend aus. Er grinste mir zu, mein Mund stand nach wie vor überrascht offen. Ich fragte ihn, was er denn hier machen würde? Er grinste mir nur frech zu und meinte zu mir: "ich mache deinem Vater eine Freude und besuche ihn. Schau, wie er sich freut. Es geht mir gut!"

Schlagartig öffnete ich die Augen und war glücklich darüber, dass ich mich an diesem Traum erinnerte. Immerhin das. Und ja, es ist immer noch schwer, aber als ich es heute seiner Witwe erzählt habe, tat es so gut, zu sehen, wie erleichtert sie darüber war, dass er mir im Traum gesagt hatte, dass es ihm gut gehe. Und ja, ich glaube da an diese Zwischenwelt. Ich denke schon, dass es mehr um uns herum gibt. Das habe ich schon immer. Und so sehr ich Angst davor habe, wieder von Mord und Totschlag zu träumen (dies habe ich ja fast jeweils eine Woche vor beiden Freitoden), weiss ich, dass es meiner Tante bestimmt auch gut geht. Ich wünsche es ihr so sehr. Und ich hoffe, dass meine Cousine und mein Onkel sich gegenseitig so viel Kraft geben können. Und ja, auch Muddi meint, dass die Tatsache, dass meine Cousine so ein Papikind ist, es ein wenig "leichter" macht, mit dieser tragischen Geschichte umgehen zu können. Für sie beide sowie für alle Familienmitglieder.

Die kommende Zeit wird nicht einfach. Für niemanden. Mir ist bewusst, dass ich nun intensivere Hilfe in Anspruch nehmen muss. Das beschäftigt mich schon, will ich ja hohe Ansprüche an mich selbst habe (alles alleine schaffen etc.). Aber so komisch es klingt: ich habe einmal mehr gemerkt, dass es im Leben auf Dinge wie viel Geld auf dem Sparkonto, Status und Meinung anderer echt nicht darauf ankommt. Alles kann so schnell vorbei sein. Klar, vieles erleichtert unser Leben. Aber nach solchen Tragödien besinnt man sich wirklich wieder auf die grundlegenden, wichtigen Dinge. Und Familie zählt in meinen Augen einfach als erstes dazu. Und damit ich meiner Familie den Halt bieten kann, die sie von mir benötigt, muss ich auf auch mich selbst achten. Ich muss mir mehr schauen, muss mehr für mich einstehen, nicht ständig darauf bedacht sein, anderen zu gefallen. Meine wichtigsten Bezugspersonen sind meine Eltern, Geschwister, mein italienischer Onkel (der einzige, der noch in der Schweiz lebt) sowie mein Grosi und die Trauercousine und -onkel. Gefolgt von ein paar wenigen, engen Freunden. Denen gegenüber opfere ich mich auf. Sie sind alles in meinem Leben. Wenn ich an mir arbeite und für jemanden kämpfe, dann für diesen Teil. Und das mache ich, indem ich mich auch hier für die nächste Zeit abmelde und einfach auf mich und diesen kleinen Kreis konzentriere.

Obwohl ich mir nach wie vor diese starke Schulter herbeisehne. Ja, ich fühle mich auch hier oft alleine und einsam mit meinen Gefühlen, Ängsten und Gedanken. Und flüchte mich oft zu einem Menschen in Gedanken.

Euch allen eine gute Zeit - liebe, stille Leser und Leserinnen dieses Blogs.

Sonntag, 10. April 2016

sich selbst mögen

Nebst der - gefühlstechnisch gesehenen - anstrengenden Woche, hatte ich auch ein wenig Kontakt mit Männern. Irgendwie scheint es mir sehr komisch, darüber zu schreiben. Es passt so nicht in mein Erlebtes und Gefühltes. Aber auch ich muss lernen, dass das Leben nicht nur weiss oder schwarz ist. So hart es klingen mag, es geht ja irgendwie doch immer weiter. Die Zeit vergeht und eine Woche ist vorbei.

Ich selbst finde es sehr schwierig, die Situationen jeweils einzuschätzen. Ist es einfach ein freundschaftliches Verhältnis, ein einfaches Necken und Flirten oder doch mehr? ich bin nicht eine Frau, die sich sofort nach jedem netten Wort in einen Typen verguckt. Nein, ich bin da eher das krasse Gegenteil und begreife Interesse und Annäherungsversuche eher später. Bzw. gehe total auf Rückzug, wenn ich irgendwie bemerkte, ein Mann könnte mehr Interesse mir gegenüber empfinden.

Ich denke, es ist in der heutigen Zeit allgemein eher schwierig. Freundlichkeiten werden schnell mit flirten verwechselt und flirten läuft teilweise echt komisch ab (sind so meine Beobachtungen). Dabei geniesse ich es doch, ab und zu ein paar nett gemeinte Worte und Sprüche mit Männern auszutauschen. Ein wenig witzeln. Vor allem, da ich es erst vor ein paar Jahren entdeckt habe. Davor waren ja Männer ein Thema für sich.

Und doch befürchte ich manchmal, dass ich dies bei Männern schnell verwechsle. Oder dann so krass reagiere und mich total von einem Mann distanziere. Der könnte sich ja doch mehr für mich interessieren, geschweige denn... kann das sein? ja, mich attraktiv finden! Geht doch gar nicht! Sorry, hier muss ich sarkastisch sein. Es ist schwer vorstellbar, dass ich auf andere Männer attraktiv wirken könnte. Wenn man sich selbst kaum bis gar nicht mag. Nicht falsch verstehen: mit meinem Gewicht und meiner Masse habe ich keine Probleme. Ich kenne mich so und weiss selbst, wie viel ich letztes Jahr abgenommen habe. Da muss ich mir nichts vormachen. Aber sich selbst wohlfühlen und attraktiv finden, ist so eine Sache. Und Frauen haben ja gute und schlechte Tage. Ich denke schon, dass mein Unterkörper seine Vorteile hat. Und meine Arme sind auch schön definiert. Ich finde meinen Hals und Schlüsselbeinbereich auch ganz okay. Und einen knackigen Popo und schöne, lange, schlanke Beine besitze ich auch. Aber ob das anziehend auf Männer wirkt? Keine Ahnung. Eben, es ist ein Unterschied, sich zu mögen oder als anziehend auf Männer zu definieren. Ich kenne mich nur so und finde mich okay - ja. Aber anziehend? Nein.

Dadurch entsteht natürlich auch immer eine grosse Distanz und Blicke verunsichern mich total. Komplimente sind eher schwer annehmbar. Vor allem seitens Männer.

Am Samstag fand ein Spiel einer Mitarbeiterin statt. Ich nahm daran teil, obwohl ich krankgeschrieben war die ganze Woche. Es ist mein Privatleben und es waren zwei Stunden. Klar, es war mir bewusst, würden viele Fragen kommen, aber ich überhörte diese alle gekonnt. Und wie es nun nächste Woche weitergeht (betreffend Arbeitseinsatz), weiss ich noch nicht. Kommt alles morgen raus. Es ist nun mal so, wie es ist. Ich mache immer, stehe auf, kämpfe mich durch meinen Alltag und jetzt geht nun halt im Moment gar nichts mehr. Es war schon schwierig genug, mir das einzugestehen, dass die momentane Situation nun mal zu viel des Guten ist und ich auf mich selbst achten muss. So kenne ich mich nicht. Vor allem nicht, dass ich von mir aus die Hilfe gesucht habe und diesen Entschluss akzeptieren konnte. Mein Kritiker ist ruhig und lässt diesen Abstand zu. Und das ist so wichtig für mich. Es zeigt die Fortschritte, die ich doch in den letzten Jahren gemacht habe. Ich habe ja teilweise hart damit zu kämpfen, mich vor sieben Jahren für eine Kündigung und einen Klinikaufenthalt entschlossen zu haben. Ich selbst empfinde es ja als Anfang allen Übels in Sachen Diagnose, Lebenskampf und Arbeitslosigkeit und jahrelanger Stellensuche. Wer diesen Blog ein wenig länger verfolgt, weiss, was ich meine.

Laura war auch mit von der Partie. So lernte sie auch mal X kennen. Sie hat ja auch schon die einte oder andere Geschichte gehört. Der gewisse Mitarbeiter war da, eine ehemalige Lehrtochter (meine erste im aktuellen Geschäft - bei ihrem aktuellen Geschäft kann ich mich nächstens einfach mal vorstellen gehen, drückt mir die Daumen!), eine weitere Mitarbeiterin sowie der PunktPunktPunkt vom Geschäft. Das wusste ich nicht, bis er auftauchte. Meine Kinnlade ging runter, X und der gewisse Mitarbeiter bemerkten meinen Blick und Laura lernte diesen Übeltäter auch mal kennen. Ich liess mir die Laune nicht verderben, ich sass zu oberst neben der ehemaligen Lehrtochter und Laura. Somit keine Berührungspunkte mit den anderen. Das Spiel verlief gut, unsere Mitarbeiterin gewann und die Freude war gross.

Ja, mein italienisches Temperament ging ein wenig mit mir durch. Der Schiri bekam einiges zu hören und bei den Toren jubelte ich als eine der ersten und sprang sofort auf. Die Mitarbeiter kennen mich langsam nicht anders und amüsierten sich darüber. War somit alles gut *rotwerd*.

Nach dem Spiel gratulierten wir der Mitarbeiterin auf dem Feld und dann standen wird da in einem Halbkreis. Warteten darauf, bis sich alle verabschiedet oder mit fernen Bekannten fertig unterhalten hatten. X kam plötzlich auf mich zu und meinte, ich müsse mich noch bei den Schiedsrichtern für meine Sprüche entschuldigen gehen. Dabei boxte er mich leicht und ich lief sofort knallrot an. Ich meinte zu Laura, was X mir aufgebürdet hatte und so kicherten wir los. Irgendwie kam noch ein Ball zu uns im Spiel und X und ich wollten diesen gleichzeitig mit dem Fuss schnappen. Ich war ein wenig später dran und peng, knallte mein Fuss auf den seinen. Er gab sich verletzt und humpelte (gespielt) ein wenig herum. Laura lachte und ja, ich weiss nicht, was sie sich so dachte. Ob das bereits unter flirten ging? I don't know. Irgendwie wollte ich mich bei ihm nämlich entschuldigen, als ich meinen Fuss auf dem seinen bemerkt hatte und landete mit meiner gesamten Handfläche auf seinem Oberschenkel und wurde noch röter im Gesicht. Als er humpelte, gab ich mir einen Ruck und schubste ihn ein wenig am Oberarm ein wenig weg (so à la: hab dich nicht so!) und ja, er kam mir teilweise echt näher, als notwendig. Ja, ich fand es okay und genoss es irgendwie. Wobei ich mir natürlich doch nicht so behaglich fühlte. Vor allem was meine Einstellung in Sachen "attraktiv auf Männer wirken" betrifft. Als mir dies durch den Kopf schoss, bemerkte ich sofort, wie ich ein wenig abkühlte. Und mir fielen die Blicke vom gewissen Mitarbeiter auf. Der schaute da teilweise doch ganz genau herüber, wie X und ich "herumshakerten". Soll der doch. Schlussendlich war es eine Aufmunterung und eben: da ich weiss, wie es noch vor ein paar Jahren mit Männern ausgesehen hat, geniesse ich es umso mehr, klappt es mit Sprücheklopfen und Witzeln so gut. Vor allem mit gleichaltrigen Männern.

Ob ich mir mehr mit X vorstellen könnte? Nein. Und doch haben mich das schon ein paar Damen gefragt. Er ist kein unattraktiver Mann und bestimmt auch ein ganz liebevoller Mann. Und ja, als ich die Rückensache hatte, hatte er ja auch einen happigen Unfall und wir beide haben unsere Genesungsgeschichte hinter uns. In diesen Zeiten habe ich mir doch oft vorgestellt, dass man sich gegenseitig stärkt und die "starke Schulter" zum Anlehnen für sich gegenseitig ist. Aber es ging da rein um die Vorstellung und das nicht Alleinsein. Auch jetzt noch ertappe ich mich teilweise dabei. Es geht einfach darum, dass ich mich oft allein und einsam fühle und mir einfach jemanden Wünsche, der bedingungslos für mich da ist. Bei dem ich der Lebensmittelpunkt bin. Habe ich hier auch schon erwähnt.

Was ich einfach gemerkt habe, ist, dass mich X bestimmt als Mitarbeiterin mag. Wir kennen uns doch bald vier Jahre und ja, ich habe wirklich das Gefühl, dass er mich als Menschen mag. Mein Arbeitsmutti hat dies auch schon bestätigt. Und ich denke halt schon, dass man einen Menschen attraktiver findet, umso besser man ihn kennt. Daran glaube ich ganz fest. Und ja, ich finde es schon eher bedenklich, wenn seine Mitarbeiterin ständig so Andeutungen macht und Sprüche kommen. Man weiss ja nie, wie viel Wahrheit dahinter steckt. Vielleicht erhofft er sich ja mehr (was ich eben kaum zu glauben wage, weil es so nicht in mein Denkschema passt) und ich finde nichts schlimmer, als wenn man mehr Gefühle für jemanden hegt, wie der andere gar nicht erwidern kann. Haben wir ja auch schon alle erlebt und es fühlt sich schrecklich an. Und ich will nicht überheblich klingen, aber wer weiss. Vielleicht kann sich X ja mehr vorstellen?

Aber eben. Es hat so gestimmt an diesem Samstag und wir nahmen es alle mit Humor.

Am Dienstag war dann ein wenig mein Angsttag betreffend Puma. Der war die letzten Wochen ja nicht mit von der Partie, hatte für seinen Abschluss zu tun. Ich erwartete also seine Absage. Umso überraschter war ich, als ich im Gruppenchat las, dass er auch kam. Irgendwie war gar nichts mehr gut und mir war ein wenig mulmig zu Mute. Wir hatten ja doch nichts mehr miteinander geschrieben und das, was wir geschrieben hatten, empfinde ich doch mehr wie "nur normal". Es war doch ein wenig vertrauter und intensiver. Naja, ich musste nun mal da durch. So ist es nun mal, wenn man gemeinsame Hobbies ausführt und sich näher kommt. Ist ja überall ein wenig "risky", sobald man sich regelmässig bei gemeinsamen Aktivitäten über den Weg läuft.

Bevor ich zur Halle ging, musste ich an der Männerkabine vorbei. Ich dachte mir, dass es noch komisch wäre, würde er gerade gleichzeitig da herausschiessen. Und es passierte prompt! War aber gut, denn so begrüssten wir uns und gesellten und zum Rest der Gruppe. Ich half noch beim Netz aufstellen und bemerkte, wie er mit Laura sprach. Naja, ich weiss ja, dass Laura aktuell mit jemand anderem anbändelt und doch war da der ein wenig eifersüchtigere Teil in mir. Puma meinte dann, ob wir zu dritt einspielen wollten, als Laura meinte, es würde doch gerade richtig aufgehen. Ich weiss nicht, ob Puma dann mich oder Laura fragte für ein gemeinsames Einspielen... ich war da gedanklich irgendwie gerade ein wenig in der Ferne... ich merkte nur, wie Laura zu mir meinte: "isch es dir glich, zambrottagirlie?" Ich nickte nur und begriff da, dass sie mich gefragt hatte, ob es mir gleich wäre, mit ihr einzuspielen, denn sie stellte sich mir gegenüber auf. Aber es würde mich schon noch wunder nehmen, wer Puma da angesprochen hat...

Naja, wir wärmten uns auf und das Spiel ging los. Und oh ein Wunder: nach bestimmt zwei Monaten spielte ich mit ihm in einem Team! Ansonsten stellt er sich immer in der gegnerischen Mannschaft auf. Ja, es hat Spass gemacht und seit ich meine Arme regelmässig trainiere (habe da eine Challenge mit meinem Bruder, harhar... macht noch verdammt spass und der Umfang ist beträchtlich gewachsen...), sind meine Aufschläge und Smashes am Netz richtig gefährlich. Macht Spass :-). Wir waren gut unterwegs und ja, das Händeabklatschen mit Puma verlief irgendwie immer so, dass wir in der Gruppe zuletzt abklatschten und meine Finger sich teilweise in seinen verkeilten. Jaja, ob von mir oder von ihm aus, weiss ich nun auch nicht mehr.

Einmal landete er am Boden. Ich packte mir seine Hand und stützte ihn ab bzw. half ihm dabei, sich wieder hoch zu stemmen. Lauras Blick war irgendwie eindeutig *rotwerd*. Puma fragte mich dann beim Spielfeldwechsel auch mal, ob das Angebot immer noch stehen würde, ihn zum Bahnhof zu fahren. Ich bejahte natürlich und war doch irgendwie immer mal wieder unsicher, was ich ihn fragen solle. Ist ja auch eher schwierig so zwischen den Spielen.

Nach dem Spiel ging es in die Umkleide und ich war ein wenig schneller fertig. Ich bemerkte seine Tippelschritte dann schnell hinter mir und es kam, wie es kommen musste: ich stand dann plötzlich mit ihm alleine draussen. Ich blickte unsicher zurück und er grinste ein wenig verunsichert zurück und zündete sich eine Zigarette an. Finde ich persönlich wirklich schade, aber eben, ich werde keinen Menschen ändern. Jedenfalls begann er dann das Gespräch und ich begann dann auch, ein wenig wärmer zu werden und doch - es war so etwas komisches an Gefühl bei mir dabei. Mein Arbeitsmuddi hat das gleiche Bauchgefühl wie ich: dass da mehr von seiner Seite aus sein könnte. Und es hat sich an diesem Dienstag doch erneut wieder so angefühlt. Auf der anderen Seite schwingt da auch meine Angst mit: vielleicht ist er einfach ein Mann, der mich nett findet und ich interpretiere das falsch. Was soll er denn dagegen tun? Der Fehler liegt dann ja bei mir. Und doch... ich benötige wirklich lange, um bei einem Mann das Verhalten als interessiert zu definieren.

Wir stiegen in mein Auto und er bot mir etwas zu naschen an. Ich bedankte mich und wir düsten los. Nachdem ich Laura abgeladen hatte, bot ich ihm an, ihn nach Hause zu fahren. Ich hätte am Tag darauf eh frei, meinte ich. Er bedankte sich und meinte, dass dies natürlich ein toller Service sei! Ja, wir sprachen ein wenig miteinander und ich erfuhr, dass er ebenfalls nicht so dem Alkohol zugeneigt ist, wie ich. Er erzählte, wohin er in die Ferien geht und ich meinte begeistert, dort auch mal gewesen zu sein und als ich eben dieses Suffmekka ansprach, meinte er nur, noch nie dort gewesen zu sein. Das dies nicht so sein Ding sei. Fand ich wirklich ein fetter Pluspunkt. Naja, und doch gab es dann etwas, was mich ein wenig irritierte.

Er meinte plötzlich, dass er nun fürs Abendessen teilweise länger brauche, wie üblich. Er verzichte aktuell auf Fertigprodukte und achte ein wenig vermehrt auf seine Ernährung. Er müsse ein wenig runter mit dem Gewicht und ja... bald hätte er wieder einen flachen Bauch. Ich wusste nicht, ob "jö" aufzujuchsen oder loszulachen. Irgendwie fand ich das richtig... drollig. Er hat keinen Ranzen, nein. Er hat ein Bäuchlein, wenn überhaupt. Ich finde diese Kugel echt nicht gross, da hat Babbo das fünffache. Wobei mein Vater keine Trommel mit sich herumträgt. Er hat einfach eine etwas grössere, feste Kugel. Solange da nichts herumschwabbelt, ist mir das doch egal.

Es verunsicherte mich einfach. Ein Typ, der auf seine Ernährung achtet. Wie sieht er es da bei Frauen? Ich meine, ich selbst bin ja auch teilweise radikal unterwegs und seit Amerika habe ich auch bestimmt meine 20 - 25 Kilo runter. Aber ich bin immer noch mollig. Und doch ist es mir eigentlich egal, wie andere Menschen mit dem Gewicht so aussehen. Solange sie sich wohlfühlen... ich meine, es vermindert in meinen Augen nicht die Attraktivität. Es gibt viele Menschen, die etwas mehr auf den Rippen haben und mich umhauen. Vor allem Männer. Mir ist es teilweise lieber, sie haben fünf Kilo Übergewicht wie mein Bruder, wie einen stahlharten Sixpack.

Wie ist das bei Männern?, fragte ich mich und war natürlich sofort verunsichert. Sieht er es da wie ich oder möchte er da eine Superfreundin neben sich stehen haben? Naja, um ehrlich zu sein, weiss ich ja immer noch nicht, wie sein Beziehungsstatus so aussieht. Aber seinen Erzählungen nach, scheint er Single zu sein. Er hat noch nie eine Freundin angesprochen und hat doch schon von Ferien und sonstigen Aktivitäten erzählt. Wobei mir natürlich bewusst ist, dass bei Männern über die Freundin reden nicht unter den Top 5 steht.

Nun ja, das Thema hat mich ein wenig irritiert und doch fand ich die Fahrt okay. Beim Gangschalten kam ich ab und zu "aus Versehen" an sein Knie ;-p und als ich ihn zu Hause ablud, war mir danach, als wollte er noch etwas sagen. Aber da ging bei mir sofort der Laden runter. Ich wünschte ihm noch Toitoitoi für seinen Abschluss (er wollte eine Arbeit fertig machen im Verlauf der letzten Woche) und gab ihm die Hand. Blickte dabei auf meinen Beifahrersitz und nahm mir immerhin vor, ihm etwas länger in die Augen zu schauen. Er nahm meine Hand und ja, ich hatte einfach das Gefühl, der Blick war länger und ein wenig... einfach anders wie normale Blicke halt. Er stieg dann aus (ja, zambrottagirlie hatte ihre Augen nicht so im Griff...) und als er die Tür hinter sich zugeschlagen hatte, blieb er neben meinem Auto stehen. Auch da hatte ich den Eindruck, als hätte er sich gerne zum Fenster runtergebeugt und nochmals gewinkt. Aber bei mir war der Fluchtmodus schon drin. Ich schaute nur kurz, ob er nicht mehr zu nahe am Auto stand und fuhr los. Auf der Fahrt nach Hause konnte ich dann nur noch meinen Kopf über mich selbst schütteln.

Ob alles nur Wunschdenken oder doch Bauchgefühl ist, sei mal dahingestellt. Aber ich habe in der letzten Zeit doch bemerkt, dass ich meinem Bauchgefühl und meiner Intuition eher vertrauen kann. Und ja, ich denke schon, dass er gerne noch etwas gesagt hätte. Aber die Zeit kann ich nicht mehr zurückdrehen. Ich kann nur hoffen, dass er sich davon nicht einschüchtern lässt. Und ich lasse es weiterhin auf mich zukommen. Mehr, wie längere Blicke austauschen und Gespräche führen kann ich sowieso nicht. Bin mal gespannt, was nächsten Dienstag so passiert - wenn er sich überhaupt blicken lässt.

Freitag, 1. April 2016

für mich ist das 2016 gelaufen

Für mich persönlich kann es dieses Jahr nicht schlimmer werden. Nach einem dummen Arzttermin (bei dem ich mich so missverstanden habe), kam ich nach Hause und war verblüfft, als ich Babbo am Esstisch sitzen sah. Ich meinte noch, was er zu Hause machen würde. Er meinte, dass er frei hätte. Mein Mami kam um die Ecke geschossen und meinte zu mir, was denn ich an meinem ganztägigen Arbeitstag am Nachmittag zu Hause machen würde.

Ich wollte sie nicht belasten und meinte, ich hätte ebenfalls frei. Ich wollte zum Herd laufen und feine Frust-Spaghetti-Aglio-Olio-mit-Tomaten kochen. Sie meinte nur, ich solle mich aber zuvor noch kurz an den Tisch setzen.

Mir war plötzlich eisig kalt. Ich starrte sie an und meinte nur noch: "Wer?" Sie meinte, ich solle mich hinsetzen. Es wäre ihr lieber. Ich meinte, bevor ich mich hinsetzen würde, solle sie es mir sagen und dass ich nichts mehr vertragen würde, weil ich beim Arzt gewesen sei und krankgeschrieben bin. Da schon verlor ich die Stimme und Muddi entschuldigte sich, dass sie mich nun noch mehr belasten müsse.

Meine Tante (Schweizerseite) sei seit Dienstag vermisst worden. Meine Mutter hat davon am Mittwoch erfahren. Am Mittwoch ging es mir nach dem Gespräch verschissen und am Abend war ja dieser Abschiedsapéro. Wir sahen uns zudem an diesem Tag nur zehn Minuten. Gestern war ich ganztags unterwegs und am Abend hatte ich keine Lust, auf Gespräche. Da ging ich nur noch ins Bett und löschte das Licht. Wir haben uns erst heute wieder "live" gesehen.

Es ist die Frau meines Onkels (also Muddis Bruder). Beide haben lange auf ihr Wunschkind warten müssen, meine Cousine ist nun knapp 17 und ein Einzelkind. Meine Tante hatte vor etwa zwei Jahren einen Zusammenbruch und ging in eine Klinik, gefolgt von einer Therapie. Es schien danach bergauf zu gehen, mein Onkel öffnete sich enorm, redete mehr und war nicht mehr so verschlossen und ruhig. Dieses ruhige Wesen haben wir wirklich von meinem Grossdäddi geerbt. Auch ich, Muddi, mein Bruder und diese Cousine sind auch eher introvertiert, ruhig und extrem sensibel.

Nach Weihnachten erfuhren wir, dass es ihr wieder schlechter ging und sie wieder einen Klinikaufenthalt durchführt. Ich dachte mir, dass es einfach eine schwierige Zeit war - aber heute hat sich herausgestellt, dass mein Onkel in letzter Zeit oft von "ihrem anderen Ich" erzählt hat und meine Tante anscheinend schizophren war. Wobei mir nie etwas aufgefallen ist, was natürlich schwierig ist, weil ich ja kaum Zeit mit ihr verbracht habe. Ich kenne ihre Lebensgeschichte nicht und man trifft sich ja auch leider nur höchstens 5 bis 6 Mal im Jahr. Aber mein Onkel hat anscheinend auch schon Bekanntschaft mit dem anderen Ich gemacht. Fakt ist: zu mir war sie immer lieb, nett und so fürsorglich. Sie kochte für ihr Leben gern, war so ein ruhiger, toller Mensch. Einfach ein herzensguter Mensch. Und als endlich meine Cousine auf dem Weg war (sie haben wirklich lange darauf warten müssen), schien alles perfekt.

Am Mittwoch ist eine - fällt mir das schwer - dieses Wort zu tippen... Leiche gefunden worden, die nicht mehr erkennbar war. So schlimm hat sie sich von dieser Welt verabschiedet. Sie benötigten DNA, weil es anders nicht mehr ging. Und heute ist leider bestätigt worden, dass es sich dabei um sie gehandelt hat.

Muddi meinte, dass meine Cousine und mein Onkel gefasst scheinen. Ich beteuerte natürlich, dass mir das alles Leid täte und man einfach nicht oder schwer nachvollziehen kann, warum für sie ihre Familie nicht mehr gereicht hat. Das ich die Gedanken verstehen kann, aber den Schritt nachvollziehen sich als schwierig herausstellt. Und das meine Cousine - mit unseren erblichen Vorbelastungen - in einem verschissenen Alter ist, um damit umgehen zu müssen. Bei mir selbst ist das alles ja mit 12 ausgebrochen und soviel ich weiss, ist die Familie meiner verstorbenen Tante sowie meine Schweizerfamilie vorbelastet, was nun mal halt Depressionen betrifft. Okay, vielleicht ist das ein zu hartes Wort. Die Schweizerfamilie seitens Muddi ist halt allgemein sehr ruhig und zurückgezogen. Macht alles mit sich selbst aus. Ist übersensibel und mutet sich viel zu viel auf. Die Familie meiner verstorbenen Tante hat halt doch auch ihre Vorgeschichte mit Schizophrenie. Und ich weiss einfach, wie schwierig dieses Alter ist. Und meine Cousine sieht mir nicht nur äusserlich so verdammt ähnlich, innerlich tickt sie auch sehr gleich. Wie oft zieht uns unsere Familie hoch, weil sie mit 17 so aussieht, wie ich damals vor zehn Jahren. Ich selbst erschrecke teilweise, weil sie so gleich aussieht.

Wie gesagt: bei mir schlug es dann schnell auch ein wenig auf Wut um - jetzt bin ich wieder am Boden zerstört. Ich beteuerte auch meinem Muddi, dass es mir leidtut, wie sehr diese Frau leiden musste und das es schrecklich ist, sah sie diesen Weg nur noch als Ausweg bzw. dieses zweite Ich. Diese Stimme hat es ihr anscheinend befohlen, weil sie sich so sehr selbst verabscheute. Und doch: zurück bleibt doch diese Wut, dass sie ihre Tochter und ihren Mann zurück gelassen hat. Ich selbst weiss, wie scheisse es einem gehen kann, sodass nicht einmal die eigene Familie mehr "Grund genug ist, sich gegen den Selbstmord" zu entscheiden. Ich selbst wollte es Muddi nicht antun.

Ich kann es wirklich verstehen. Ich kenne diese dunkle Gegend, wo alles noch tiefschwarzer scheint, wo es für Aussenstehende einfach nur schwarz ist. Ich weiss, was das alles heisst. Aber diesen Schritt dann wirklich gehen, das ist schwierig. Auch die ganze Sache so zu sehen, dass der Leidende hoffentlich seinen Seelenfrieden gefunden hat.

Den Freitod, den sie gewählt hat, ist schrecklich. Das tut so weh, wenn man sich vorstellt, wie sie selbst die letzten Minuten leiden musste. Es zerreisst mir das Herz und der Boden ist mir von den Füssen weggerissen worden.

Nach diesem Gespräch ging gar nichts mehr. Ich vertraute Muddi ein paar Dinge an und doch nicht alles. Einfach, dass sie nachvollziehen konnte, warum ich beim Arzt gewesen war und nun krankgeschrieben bin. Sie war erschrocken, ich hatte ihr gar nichts darüber erzählt (vom Termin also). Babbo war auch da und es war mir gar nicht recht. Er ist der tollste Vater der Welt, aber solche Dinge versteht er nicht, er ist da doch zu sehr Italiener (Zähne zusammenbeissen, arbeiten, schuften und krampfen). Er dachte, es geht um die Arbeit. Er meinte, ich solle künden, er und Muddi seien für mich da und würden auch mich noch durchbringen. Er versteht einfach nicht, dass ich mich schon so als Versagerin fühle und es hasse, durch meine Vergangenheit so arbeiten zu müssen. Und dass es nur noch schlimmer werden würde, wenn ich auch diesen Job verlieren und wieder zu Hause sitzen würde. Er sieht da nicht, dass ich meinen Alltag tagtäglich anpacke und es schon so hart genug ist, mit meiner Vergangenheit und meinem Schicksal umzugehen. Dass ich mir meinen Lebensweg ganz anders für mich vorgestellt habe. Es würde mein Versagensgefühl nur bestärken.

Fakt ist: der Arzt hat mich gar nicht verstanden. Und als ich das schon zu Beginn meines Gesprächs bemerkte, ging die Mauer total zu. Ich brachte nichts mehr raus und konnte meinen Standpunkt nicht mehr klar verteidigen. Ich fühlte mich einfach missverstanden. Er meinte, es käme plötzlich, dass ich nervlich fast am Ende sei. Das verstehen normale Menschen einfach nicht, vor allem, ist es ja nicht erst seit gestern so bei mir. Aber eben, ich verschloss mich und sagte gegen Ende gar nichts mehr.

Er fand, dass ich die Ablenkung vom Geschäft aus brauchen würde (obwohl ich zu ihm meinte, dass schon nur der Gedanke an meine Vorgesetzte meinen Körper mit Anspannungen füllen würde und ich sie kaum ertrüge) und er mich doch lieber einfach für 50 % krankschreiben wolle. Und dies für die nächsten zwei Wochen. Oder wie ich es mir vorgestellt hätte? Ich schüttelte einfach resignierend den Kopf und dachte mir innerlich schon, dass ich dann die restliche Arbeitszeit halt mit meinen eh schon 14 Tagen Überstunden kompensiere. Dass ich doch eine Struktur hätte.

Er verstand nicht, dass ich Angst davor habe, ganz zu künden. Weil einfach nichts mehr geht. Deswegen schlafe ich ja nicht besser. Und dass ich seit zwei, drei Wochen kaum ein Auge zubekomme. Nun ja. Bei diesem Gespräch wusste ich ja noch nicht, dass meine Tante sich für den Freitod entschieden hat. Ich persönlich mag mich nicht noch einmal mit meinem Arzt auseinandersetzen. Ich fühle mich echt missverstanden.

Aber wie schwer erscheint mir dieses Gespräch in Anbetracht zu dieser schrecklichen Meldung. Zwei Selbstmorde innerhalb eines Monats. Mit meiner Vorgeschichte. Es ist definitiv zu viel.

Ich verabschiede mich für ein paar Tage. Ich brauche nun einfach Zeit für mich. Ruhe. Abstand von allem. Einfach alles fernhalten.