Sonntag, 27. September 2015

kraftquelle anzapfen

Leider kommt es mir gedanklich oft so vor, als läge meine Auszeit schon Jahre hinter mir. Und doch kann ich zum Glück noch oft Energie aus ihr schöpfen.

Es ist zweigeteilt. Ich sehe mich wie vor der Auszeit in der Zukunft nicht wirklich irgendwo. Existenz- und Geldsorgen sind allgegenwärtig. Und ich habe Angst, dass ich irgendwann einmal meine Auszeit nur noch mit der Geldausgabe verknüpfe und sie bereue. Wobei ich mir dann ganz klar mache, dass es nicht lange gut gegangen wäre und ich a) frühzeitig gekündigt, b) mir etwas schlimmes angetan oder c) mich einweisen lassen hätte. Und das ist nicht einfach so dahin gesagt. Nur ich weiss. wie ich die schwierige Zeit vor Amerika erlebt und verdrängt habe. Und es wäre wirklich nicht mehr lange gut gegangen. Und dadurch, dass ich ein totales Burnout und ein Neuanfang bereits hinter mich gebracht habe und weiss, wie langwierig und intensiv das alles ist (ich spreche von sechs, sieben Jahren - nicht nur ein paar Monate!), habe ich nicht wirklich mehr Kraft für einen weiteren Neuanfang. Nicht umsonst sage ich mir immer, dass ich, sollte ich jemals eine schwere Krankheit diagnostiziert bekommen, nie dagegen ankämpfen werde. Für mich reicht es dann und ich schliesse mit meiner Zeit hier ab. Und ich habe mit diesem Gedanken meinen Frieden gefunden. Liegt wahrscheinlich auch unter anderem daran, dass ich sowieso im Gefühl habe, nicht alt zu werden.

Manchmal schaffe ich es aus der Gedankenspirale. Wie gesagt, oft lebe ich ja meinen Alltag irgendwie doch und meist ist der letzte Gedanke und mein Kampfwille positiv. Und doch: jeden Tag von neuem dagegen ankämpfen, Gedanken runterschlucken, mich meinem Leben stellen, wieder diese sozialen Kontakte und alles, was damit entsteht und der zwischenmenschliche Umgang. Es ist viel im Moment. Ich schaffe es ja irgendwie, aber dem Selbstwert hilft es nicht wirklich. Schnell folgen dann Kaufgelüste und die letzten Tage musste ich wirklich ein paar Mal hart gegen eine Onlinebestellung kämpfen. Klar, viele denken sich: ist doch nichts schlimmes dabei. Doch. Denn auch ein Alkoholiker, welches sich das Trinken abgewöhnen möchte, trinkt nicht einfach "nur noch zum letzten Mal einen Schluck". Denn die Konsequenzen sind immer kontraproduktiv. Es wird nur noch schwieriger. Und ich möchte es schaffen, stark bleiben und mein Leben wieder in die geregelte Bahn bekommen.

Körperlich fühle ich mich zunehmend wohler. Fühle mich leichter und die Physio geht mir auch leichter von der Hand. Aber ich bin sehr "hart" mit mir unterwegs, esse meist nur etwas zum Frühstück und einen Apfel und eine Banane zu Abend. Ich weiss ganz genau, das ich es falsch mache. Aber irgendwie fühlt sich dieser knurrende Magen einfach richtig und gut als Bestrafung an. Als hätte ich es nicht anders verdient. Vom Äusseren her mag ich mich aber gar nicht im Spiegel betrachten.

Männer lösen seit ein paar Tagen Ekel in mir aus. Klingt jetzt hart - eher der Gedanke an mich und der Kontakt mit Männern jeglicher Art. Ich werde hier noch etwas verarbeiten. Und auch dort einen Entschluss fassen und mich daran halten. Konsequent. Zu meinem eigenen Wohl.

Wichtig ist mir aktuell meine Familie. Das ich meine Mutter im Haushalt entlaste. Ich übernehme aktuell fast alle Arbeiten und ich weiss, dass ich mir Zeit mit dem Zurückstottern lassen kann. Aber trotzdem bleiben da noch die Ängste und Gedanken zu einem Lohn mit kleinem Stellenprozent und meine alltägliche Ausgaben bzw. die gebundenen Ausgaben Ende Monat. Es wird bestimmt die nächsten zwei Jahre andauern, bis ich alles zurückzahlen konnte. Reicht sonst schon nicht das Schuldgefühl meinen Eltern gegenüber. Und vor allem dieses Gefühl, als Tochter versagt zu haben. Und dieses Gefühl habe ich nun seit bald zehn Jahren. Seit der ganze Scheiss losgegangen ist. Denn ich hätte alles anders gemacht, wäre es so nicht verlaufen. Tja, so bleibe ich halt noch ein Weilchen zu Hause und muss selbst schauen, wie ich mit meinen Gefühlen in diesem Zusammenhang klar komme.

Existenz- und Geldängste. Hadern mit dem Schicksal. Gedankenspiralen, welche einen Alltag nicht einfach machen. Akzeptieren, dass sie zu meinem Leben gehören. Dazu noch weitere Geschichten wie die Sache mit den Männern, das Alleinsein und auch weitere Zukunftsfragen (dessen Entscheidungen ich mich oft durch meinen Werdegang beraubt fühle und es alles noch schwieriger macht), die alle miteinander verknüpft sind.

Klar, ich könnte sagen: scheiss drauf. Scheiss auf meine Eltern. Auf ihren Kredit. Auf meinen Job. Auf meine Rente. Ich ziehe aus, such mir einen Typen, lass mich schwängern und gehe nicht mehr arbeiten die nächsten Jahre. Der Staat wird schon für mich gucken.

So bin ich aber nicht. Ich habe Verantwortung. Gegenüber allem in meinem Leben. Es wäre so einfach, die Kontrolle und Selbstverantwortung fallen zu lassen. Aber es passt nicht zu mir. Egal, wie verschissen es mir geht. Ich stehe immer wieder auf, klopfe mir den Staub von den Knien und laufe weiter. Durchlebe tagein, tagaus diesen Stuss. Klar, schlussendlich ist es das, was zählt. Und würde ich meinen Alltag nicht irgendwie schaffen, würde ich mich noch mehr hassen und es wäre noch schwieriger für mich.

Aber kann man meine Gedanken und den Anschiss nicht verstehen? Das ich es satt habe? Einfach immer weniger den Sinn dahinter verstehe? Und Angst habe, wo ich in zwei Jahren bin? Angst, vor dem ganz sozialen Abstieg? Ich fühle mich vielem beraubt. Und das frisst mich innerlich auf. Heute mal wieder sehr intensiv. Daher hilft mir diese Plattform auch oft. Denn ich kann es mir von der Seele schreiben, weil ich mit niemandem sonst darüber spreche.

Ich versuche, mich mit meinen Fotoalben abzulenken. Es Schritt für Schritt zu nehmen. Das es mit dem Geld nach Amerika knapp ist, wusste ich bereits vor meiner Abreise. Ich habe es mir hart zusammengespart. Mit meinen Eltern habe ich eine gewisse Summe ab einem gewissen Monat ausgemacht. Ich muss mir also keine Sorgen machen, ich bin zu Hause sicher, habe ein Dach über den Kopf und helfe tatkräftig mit. Und irgendwann geht auch für mich wieder eine Tür auf und wer weiss, in zehn Jahren bin ich vielleicht die, welche meine Eltern unterstützen und ihnen unter die Arme greifen kann.

Ich bleibe dran, klar. Aber es ist nun mal immer schwer, damit klar zu kommen, wenn man sich sein Leben immer anders für sich vorgestellt und ausgemalt hat. Und daher werde ich die nächsten Wochen und Monate Tag für Tag mit diesen Scheissgedanken konfrontiert werden. Gegen aussen die muntere, lockere zambrottagirlie. Welche innerlich so etwas von anders mit sich selbst umgeht. Wenn ich könnte, würde ich mich selbst vernichten. Und ich denke, mein Hungern ist unter anderem eine Härte mir selbst gegenüber. Wenn ich meine Familie nicht hätte...

Sorry, ist grad ein wenig viel. Die Fotoalben helfen mir. Werde die nächsten sechs Monate bestimmt damit beschäftigt sein. Berlin, Köln, Hamburg und Mallorca stehen noch an. Dann meine allgemeinen Fotos der letzten fünf Jahre - gefolgt von meiner traumhaften Auszeit.

Klar, in vielem merke ich, wie es mir am Arsch vorbeigeht. Sorry für den Ausdruck, ist aber so. So auch meine Chefin wieder am Freitag. Ich habe innerlich einfach nur die Augen verdreht und abgewunken. Es gar nicht an mich rangelassen. Soll sie zetern und motzen - egal, wie ich es mache, ich mache es ihr nicht recht. Und verschwende keine weitere Energie für so eine Person.

Und genau so gehe ich mit Mitmenschen um, die meinen, mich und mein Leben besser zu kennen. Welche nicht diese Vergangenheit haben und daher gar nicht mitreden können. Ich musste alleine da durch und nur ich weiss, wie es genau verlaufen ist. Ich bleibe auf meinem Weg. In der Hoffnung, in ein paar Jahren einfach dort zu sein, wo ich mich jetzt schon gerne sehen würde. Leider ist unsere Gesellschaft so, dass wir immer das Gefühl haben, es anderen Recht machen zu wollen. Warum eigentlich? Übernehmen sie dafür auch unsere Schicksalsschläge, Lebensumstände etc.? Nein. Also, wozu? Man kann es schlussendlich niemandem recht machen. Niemandem. Meist wird man zudem nur enttäuscht und links liegen gelassen, sobald man nicht mehr von Nöten ist.

Mir graut vor Morgen. Da befasse ich mich mit meiner Post und meinen Rechnungen. Muss zur Bank und mich mit meinem aktuellen Guthaben befassen und auseinandersetzen. Und davor graut mir. Klar, das muss jeder auf dieser Welt, nicht nur ich. Und kaum jemand macht das gerne. Aber eben, wie soll das jemand nachvollziehen, der nie wirklich an Geld- und Existenzängste gelitten bzw. sehr nahe an den sozialen Abgrund gestanden hat. Ich habe jetzt schon Angst davor, was es morgen alles in mir auslöst...

Dienstag, 22. September 2015

dieses ewige gerede

Eigentlich sollte ich es beim Namen nennen: dieses ständige Geschwätz ist mir teilweise echt leid. Und vor allem im Betrieb. Mit Schrecken musste ich nämlich in meiner Auszeit einen Gedanken fassen und dem nachgehen, der sich letzte Woche teilweise bewahrheitet hat. Und ich habe da echt ein wenig zu kämpfen mit unserer Menschheit. Klatsch und Tratsch ist ja gut. Ich nehme mich da nicht heraus. Aber das geht mir echt zu weit. Vor allem, weil ich mich in meinem Handeln nun total ausgebremst und bevormundet fühle.

Aber alles der Reihe nach.

Es gibt da ja einen Mitarbeiter in meinem Alter. Der bereits eine eigene Abteilung leitet und auch sonst seit eh und jeh hier tätig ist. Anfangs hatte ich doch Mühe damit, weil wir im gleichen Alter sind und er im Vergleich zu mir so viel geschafft hat. Ich konnte ihn auch lange nicht wirklich einschätzen und hatte das Gefühl, alles sein ein wenig „knorzig“ und ich selbst empfand mich mit meinen Aussagen als dumm und nicht gerade sehr intelligent. Zudem ist da noch meine Männer-Vorgeschichte und joa, irgendwie wurde ich einfach nicht so warm mit ihm.

Bis vor ca. 18 Monaten. Da hatte ich ja meine Rückensache und er auch einen sehr dummen Zwischenfall. Es hat ihn auch recht weit nach hinten geworfen und ich weiss nur, dass er einmal bei mir im Büro sass und ich den ersten Schritt wagte, indem ich sagte, wie beschissen diese Sache mit der Genesung doch sei. Das man einen langen Atem brauche und blablabla. Wir waren in der gleichen Situation. Musste nicht viel aussprechen, vieles war einfach so klar und gegenseitig nachfühlbar. Ausserdem war er in vielen Nächten einfach ein Anker für mich. Ich empfinde keine tieferen Gefühle für diesen Mann. Aber in den Nächten im Bett, in denen ich einfach nur heulte und mich nirgends sah, verzweifelte und mich wertlos fühlte, stellte ich mir einfach vor, wie wir uns gegenseitig Trost spenden. Nichts Sexuelles, überhaupt nicht. Einfach einander halten. Wärme abgeben. Wärme spüren. Nähe zulassen. Wir waren in der gleichen Situation bzw. sind es teilweise immer noch und mir half zu dieser Zeit einfach der Gedanke, nicht allein zu sein und vor allem jemanden helfen zu können. Ich weiss, absurd.

Mir ist natürlich auch aufgefallen, dass wir eigentlich seit dem immer mehr witzeln und auch gute Gespräche miteinander haben. Er hat mir etliche Tipps für Amerika gegeben und auch körperlichen Kontakt hat er vor meiner Abreise gestartet. Mal einen Stupser hier oder einen Witz da. Es ist wirklich vertrauter. Und natürlich habe ich mich darüber gefreut. Vor allem, wegen meiner Geschichte mit Männern im Allgemeinen. Es ist nun mal mein Manko.

Meine Alarmglocken schrillten schon, als ich bei einer mittlerweile ehemaligen Mitarbeiterin war. Wir sassen in den Liegestühlen in ihrem Garten und ich genoss den Feierabend bei ihr mit plaudern und einfach Zeit zusammen geniessen. Leckeren Saft, feinen Kuchen. Wespen um uns herum :-p. Nächsten Dienstag bin ich zum Beispiel bei ihr zum Mittagessen eingeladen. Und da muss ich sie einfach fragen.

Sie meinte zu mir: „Du häsch de X no gern, gell?“ Sie merkte wohl mein Zögern. Einerseits gefiel mir ihr Laut nicht und andererseits fand ich es eine schwierige Frage. Gern haben. Ab wann spricht man davon? Vor allem bei Männern? Meinen Bruder habe ich gern, ja. Aber einen „einfachen“ Mitarbeiter? Wie bereits erwähnt, merkte sie mein Zögern und meinte schnell: „Nöd, das mer öppis ufgfalle isch!!! Also, fu dinere Siite us!“ Oder so etwas in der Art. In diesem Moment realisierte ich es nicht bzw. machte mir keine grösseren Gedanken dazu. Denn für mich war klar, dass wir in der gleichen Situation sind und es vieles leichter macht (und so sagte ich es ihr auch). Und ich es auch schätzen würde, dass es lockerer mit ihm sei, weil es lange eher knorzig war.

Ich weiss nicht, wie ich darauf gekommen bin. Aber in Amerika hatte ich plötzlich einen Blitzgedanken. Ich kenne ja mittlerweile die Mittagsrunde meines Geschäftes sehr gut. Und die Sprüche, die da teilweise fallen. Das Hochnehmen etc. Dem gewissen Mitarbeiter haben sie auch schon die hübsche Blondine „zugesprochen“ bzw. es fallen immer wieder Sätze, wer von den Singles noch ein hübsches Paar wäre bzw. einfach sonst vom Äusseren perfekt zueinander passen würde.

Ich habe dann teilweise mitgelacht. Und in Amerika kam die eventuelle, schreckliche Gewissheit: was, wenn über mich solche Sprüche fielen, wenn ich nicht anwesend war? Und in der Mittagsrunde gibt es einige, die ich mir sofort dabei vorstellen kann. Wir sind im gleichen Alter, beide Singles. Verstehen uns langsam echt gut.

Und dann dieser Satz von ihr.

X hatte mir auch nach Amerika geschrieben. Nicht viel und oft, aber seine Rückfrage hat mich natürlich enorm gefreut! Und auch letzten Dienstag an meinem ersten Arbeitstag hatten wir Personal-Info und er blieb länger und wir quatschten dann noch eine gute Weile miteinander allein. Er schien sich wirklich zu interessieren und mich freute das natürlich! Ich fand es cool, sich austauschen zu können. Normal und ungezwungen. Vor allem von meiner Seite aus. Er war einer der wenigen, der mich wirklich zur Seite genommen und ausgefragt hat. Fand ich irgendwie lieb!

Wir hatten ja noch den Jass-Abend. Da war es ganz normal. Vielleicht noch mehr Sprüche und mal einen Ellbogen, aber nicht mehr, wie sonst. Ich fühle mich einfach immer freier und wohler. Bin immer mehr ich.

Bis Freitag. Anwesend: ich und ein weiterer Mitarbeiter. Mit dem leiste ich mir so manchen Schlagabtausch. Er provoziert gerne- unter anderem auch mich (die Geschichte mit diesem M.). Bei mir macht er es extra, weil ich ihm zurückgebe. Und manchmal komme ich gut damit klar, manchmal nervt er mich nur. Am Freitagnachmittag war er per Zufall bei mir. Er wird bald zum zweiten Mal Papi und natürlich fand ich das spannend. Bis mein Telefon ging. Er meinte genervt, ob es eine Mitarbeiterin (mit der ich es gut habe!) sei. Ich nahm sie in Schutz und meinte: „Weiss nicht.“ Er: „Ist es sie?“ Ich: „Geht dich doch nichts an. Vielleicht ist es mein Schatz?“ Er wusste, dass es ein interner Anruf war. Lächelte mir zu, lief aus dem Büro (weil ich mit dem Telefon danach eh besetzt war) und warf mir nur noch ein „X?!“ zu. Ich war baff. Wusste nichts was sagen.

Und muss der Sache nun nachgehen. Auf dieses Geschwätz habe ich keine Lust. Vor allem, weil es mich in meinem Handeln ausbremst. Und ich sonst schon so gar nichts mit dem Thema Männer anfangen kann. Da kann man mich so schnell verunsichern... Ich werde mich natürlich nun ganz anders gegenüber X verhalten. Weil ich nicht weiss, was da alles von sich geht. Ob blödes Geschwätz oder ob es offensichtliche Anzeichen gibt. Nicht von mir, davon bin ich überzeugt.

Ich tendiere auf Klatsch und Tratsch. So, wie ich unsere Mittagsrunde mittlerweile kennen gelernt habe…

Aber ich finde es echt doof! Unglaublich… Zum Kopfschütteln. In welchem Jahrhundert leben wir noch mal ganz genau?

Montag, 21. September 2015

welcome back!

Morgen vor genau zwei Wochen bin ich gelandet. Um 10.36 Uhr legte der Pilot eine sanfte Landung hin und um 11.01 Uhr umarmte ich heulend mein Muddi und Pupa sowie Schila. Klar, ich bin sentimental und kann auch vieles empfinden - aber Weinen geht bei mir eigentlich nicht so schnell. Vor allem weinen vor anderen geht gar nicht, da bin ich eigentlich immer die Starke, Unnahbare.

Die Zeit ist verdammt schnell vergangen und es ist in den letzten zwei Wochen schon wieder so viel passiert. Vor allem Dinge, die mich eigentlich nerven sollten. Geschäftlich. Aber irgendwie nehme ich es doch gelassen. Als mich meine ehemalige Chefin (jetzige Vorgesetzte in der neuen Abteilung) grundlos zusammenstauchte (bereits am zweiten Vormittag, es ist einfach so etwas von unglaublich -.-), lachte ich innerlich einfach nur. Ich hörte es mir an, ging einen Kompromiss ein und lächelte innerlich einfach gelassen. Ich hoffe, ich kann dies noch ein Weilchen beibehalten. Es einfach an mir abprallen lassen.

Ich habe mich definitiv geändert. Äusserlich wie innerlich. Und ich begebe mich seit letzter Woche auf Jobsuche. Dieses Willkommen meiner Vorgesetzten - unterirdisch. Es reicht langsam einfach. Und nun bin ich doch drei Jahre bei dieser Stelle und kann Erfahrung nachweisen. Und ich möchte einfach mehr wie nur drei Tage in der Woche arbeiten. Wenn sie auf meine Leistung verzichten kann, bitte.

Eigentlich habe ich schon wieder viel zu viel getippt :-). Ich verarbeite das ein andermal. Ich bin so toll von meinen lieben Mitmenschen empfangen worden. Von denjenigen, welche mich wirklich vermisst haben und ehrlich an meinen Geschichten interessiert sind. Darunter ein paar Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Familie. Freundinnen.

Am Montag lud mich gleich eine Mitarbeiterin zum Zmittag ein. In meiner ersten Arbeitswoche hatte ich bereits einen Frauenabend mit der benannten Mitarbeiterin und zwei weiteren Mitarbeiterinnen. Am Donnerstag gleich ein Jass-Abend beim gewissen Mitarbeiter und auch da wieder ein paar Vorkommnisse (u.a. kam er meinem "Defizit" verdammt nahe...), welche ich an einem anderen Tag verarbeiten werde.

Es war so toll, meine Familie, Laura und Pupa wieder in die Arme zu schliessen. Menschen zu begegnen, welche mich anscheinend wirklich vermisst haben. Mein Grosi drücken. Und mein Mami hat mir schon mehrfach gesagt, wie viele Menschen nach mir gefragt haben. Und ich persönlich habe einfach gemerkt, wie gut mir diese Auszeit getan hat. Konnte von vielen Dingen Abstand gewinnen, Dinge abschliessen und einmal mehr einfach klar darüber werden, dass ich mein Leben leben muss und niemand anderes. Das Menschen, welche mich auch wirklich schätzen und mögen auch die Nähe zu mir suchen. Okay, es gab auch ein paar dumme Sachen und manchmal kommt der Italiener ein wenig stark in mir durch, aber ich bin nach Amerika mit der Absicht, mich zu ändern. Egoistischer werden. Mehr an mich zu denken. Mein Leben führen. Das Beste aus meinen Umständen machen. Dinge, die ich so sehe, auch weiterhin so sehen. Mir nicht reinreden lassen. Meinen Weg gehen, mich nicht an anderen Lebenswegen messen wollen. Es ist schwierig, ich stehe ganz am Anfang.

Klar, im Nachhinein würde ich viele Dinge anders machen (sei es Vorbereitungen und auch die Reise und der Ablauf an sich selbst) und ich weiss jetzt auch mehr über das Land. Aber diese Route war nicht mein letztes Mal. Ich werde wieder einmal an die Westküste fahren und genau die gleiche Route auskosten. Und mit dem Alter kommt die Erfahrung und Gelassenheit. Dann beginne ich schon früher mit dem Geniessen.

Ich werde hier nach und nach Tage veröffentlichen. Ich habe zu jedem einzelnen meiner 70 Tage kurze Stichworte notiert. Habe zwei Tagebücher gefüllt. Und weiss ich wie viele Fotos geschossen.

Viele nennen mich "Strahlemädchen" und ich fühle mich auch viel besser. Und ich hoffe wirklich, dass es ein Weilchen anhält und ich einfach innerlich weiterhin ruhig bleibe. Und ich denke, ein neuer Job mit der nötigen Wertschätzung wird mir noch weiterhelfen. Es ist schade um die Mitarbeiter. Und um den Job an sich. Aber ich lasse mich nicht weiter als Launenhinhalter unterbuttern. In zwei Wochen habe ich mein Mitarbeitergespräch. Ich werde meine Vorgesetzte ganz klar fragen, was ihr Problem mit mir ist. Ob es privater oder beruflicher Natur ist. Denn gegen meinen Job kann sie nichts einzuwenden haben, weil ich diesen gut erledige. Schon wieder dort gelandet, wo ich nicht wollte :-).

Körperlich habe ich anscheinend recht abgenommen. Es ist vielen aufgefallen, mir selber nur an den Hosen, welche mir zu gross waren bei meinem Schrankmisten vor zwei Wochen. Ich habe alles aussortiert, was mir zu gross oder zu eng war. Und mir waren viele Hosen plötzlich zu gross bzw. knappe Hosen sitzen nun perfekt!

Ich weiss, ich wandere auf einem schmalen Grad. Ich weiss ganz genau, wohin es führen kann und Magersucht kennt kein Alter. Aber bei mir ist es etwas anderes. Obwohl auch Übergewichtige - welche dick bleiben und man die Krankheit nicht ansieht - an dieser Krankheit erkranken können. Ich reduziere einfach weiterhin mein Essensmass bzw. mein Magen füllt sich extrem schnell. Und ja, vielleicht möchte ich auch einfach eine Kur machen und Fakt ist, dass ich mich viel besser fühle. Ich war schon immer mollig, mal mehr und mal weniger. Hatte auch schon viel weniger wie jetzt, aber war vor den Sommerferien an einem Punkt, an dem ich mich gar nicht mehr wohlgefühlt habe. Und ich habe auch schon 20 Kilo abgenommen und eine knappe Kleidergrösse verloren, nicht mehr. Und ich habe ja so viel im Kleiderschrank, da wäre eine noch radikalere Abnahme einfach nur schade ums Geld :-). Ich möchte einfach nur noch ein wenig mehr abnehmen, damit ich mich noch wohler fühle. Es klappt auch einfacher mit dem Rücken und dem Knie, obwohl ich nie gröbere Probleme mit Sport und meinem Gewicht hatte. Ich war immer sehr gut in Teamsport, im Schwimmen und im Biken. Ich brauche wegen meiner Blutarmut teilweise länger und mein Atem ist schneller weg, aber sobald der kritischste Punkt überwunden ist und mein Körper aufgewärmt, könnte ich stundenlang mithalten. Habe schon so manchen Mitmenschen mit meiner Leistung imponiert, körperlich würde man mir das nicht geben ;-). Aber was labere ich noch gross herum, es ist und bleibt halt auch kritisch, weil Essverhalten (egal ob zu viel oder zu wenig) immer ein dysfunktionales Verhalten in meiner Krankheitsgeschichte bleiben wird.

Ich esse lediglich gut Frühstück und normal zu Mittag oder zu Abend. Eine Mahlzeit lasse ich vollkommen aus bzw. fülle diese mit Obst oder Gemüse. Einfach auch kleinere Portionen und weniger Zucker in Kaffee. Weg von Cola. Klar, nicht komplett, aber ich reduziere es aufs Wochenende. Denn viele vergessen, dass auch Süssgetränke eine Art Sucht sein können. Ich habe es ja selbst gemerkt zu Beginn in Vancouver (ja, ich bin schon mit dem Vorsatz abgereist, radikal abzunehmen. Zu Beginn ging es ganz gut, ich habe vier Wochen keine Teigwaren oder Kartoffeln gegessen. Meinen ersten Hamburger hatte ich erst nach 30 Tagen zum Beispiel. Ich wollte einfach wirklich eine radikale Entgiftung. Gegen Ende gab es zum Ausgleich wieder mehr Salat, Rohkost und vor allem literweise Starbucks-Kaffee (ist halt günstiger dort ;-)). Auf Süssgetränke und Mc bzw. Burger King komplett verzichten, obwohl es davor fast wöchentlich und mehr ein normaler Gang zur Frustminderung war. Und nach wie vor war ich seit 28. Juni 2015 in keinem Mc oder Burger King. Ich habe es also auch hier durchgezogen. Und ja, es fühlt sich geil an :-).

Eigentlich wollte ich mich nur kurz zurückmelden. Ich habe aktuell kaum den Drang, zu bloggen. Und irgendwie habe ich meine Bilder noch gar nicht auf den PC geladen bzw. mit den Fotoalben begonnen. Ich habe da zuerst noch Berlin (ja, immer noch seit dem Jahre 2013 :-s), Hamburg, Köln und Mallorca. Und dann kommt Amerika. Ich habe mir vorgenommen, vermehrt daran zu arbeiten und basteln. Anstelle von Shoppen. Da bin ich seit zwei Wochen auch wieder sackstark unterwegs. Nichts gekauft und online auch nichts bestellt. Obwohl es täglich ein harter Kampf ist. Aber ich möchte es bis zum 27. Oktober durchziehen. Da geht es mit der Zmittag-Mitarbeiterin nach Stutti. Und da darf ich wieder pöstelen. Bis dahin möchte ich nichts einkaufen und nichts bestellen. Es wird schwierig, das ist mir bewusst. Es sind noch über vier Wochen. Aber ich muss diese Sache angehen.

Die Post habe ich noch bewusst nicht durchgesehen, mit meinem Kontostand habe ich mich bewusst noch nicht befasst. Das mache ich alles nächsten Montag, Ende Monat. Bis dahin bin ich noch in einer Zwischenwelt zwischen Amerika und Ankommen. Dies gönne ich mir noch.

Hier einfach ein paar meiner Lieblingsbilder. So als Vorgeschmack ;-). Ich freue mich aufs wieder regelmässige Mitverfolgen meiner Blogs! Und auf die Änderungen, welche auf mich zukommen werden. Alles wird so kommen, wie es muss.

Meine Regeneration (finanziell und auch sonst in Sachen Alltag) wird bestimmt ein bis zwei Jahre andauern. Zum Glück habe ich ein tolles Elternhaus und viel Verständnis! Ich helfe vor allem wieder vermehrt im Haushalt, entlaste da meine Mutter fast komplett. Ihre Unterstützung in den letzten zwei Monaten darf ich langsam zurückstottern. Und ich bin unheimlich stolz auf mein Verhältnis mit meinen Eltern. Und ich bin so froh, konnte ich hierher zurückkommen. Ich hatte Angst vor der Realität, welche mich hier erwartet. Und ein tolles Auffangnetz. Es wird nicht einfach und ich werde mich oft fragen, warum genau ich diesen Lebensweg gehen muss. Aber dann werde ich abwinken und mir sagen, dass ich das Beste aus meinen Umständen mache und kämpfe. Und nicht jeder mit diesem Schicksal umgehen könnte. Ich bleibe dran und das ist das Wichtige. Ich versuche, das Beste aus den Zitronen zu machen, welches mein Leben mir seit ich neun Jahre jung bin, gibt.

Was ich auch Amerika vor allem mitnehme? Die Erkenntnis, dass ich ohne diese Auszeit ins nächste Loch gefallen (ich habe anscheinend meiner Mutter bei einem Zusammenfall vor Amerika gesagt, dass ich entweder zehn Wochen unbezahlten Urlaub mache oder man mich wieder in die Klinik einliefern lassen könne) oder mich definitiv bei Exit angemeldet hätte. Und in diesem ganzen Strudel vor Amerika waren mir diese schlimmen Ausmasse nicht bewusst. Es war ein auf die Auszeit Hinarbeiten, Überleben und roboterartiges Funktionieren. Es wäre echt nicht mehr lange gut gegangen.

So konnte ich Abstand zu allem gewinnen. Vor allem die Kraft, nicht vorzeitig zu künden. Jetzt habe ich die Kraft, zuerst nach einer neuen Stelle zu suchen. Und wieder meinen Lebensweg zu gehen und mich nicht kräftezehrend mit anderen messen zu müssen / messen wollen zu müssen. Und dieses Hadern auf mein Aussehen zu stülpen und ständig mit neuer Kleidung mein Wertgefühl steigern zu müssen.

Ich bin gut so, wie ich bin. Und ich werde das schaffen, was andere zum Glück nie in ihrem Leben durchleben müssen und nicht einmal ansatzweise damit konfrontiert werden.

Ich bin eine neue zambrottagirlie. Oder nach langer Zeit die richtige zambrottagirlie. Meine Haarfarbe ist mittlerweile Mahagonirot. Ein wenig auffälliger wie sonst. Wenn ich Lust auf knalligen Lippenstift habe, trage ich ihn. Denke nicht, wer mich sehen könnte - egal, ob im Job und im Büro oder Privat. Menschen urteilen sowieso. Egal, wer mir über den Weg laufen könnte - vor allem Mitarbeiter/innen. Schminke mich mal mehr, mal weniger. Sehe mal jünger, mal Erwachsener aus. Lache und singe im Auto wieder vermehrt mit. Und vor allem: ich halte Blickkontakt mit wildfremden Männer, ohne Angst zu haben, wie scheusslich sie mich vielleicht finden (es ist ja mittlerweile bekannt, dass das Thema Männer so gar nicht meins ist...). Und ich bin in dieser Hinsicht extrem schüchtern. Aber ja, mittlerweile empfinde ich die Blicke der Herren nicht als einschüchternd, sondern als bewundernd. Und das liegt bestimmt auch daran, dass ich mich körperlich mittlerweile auch wieder besser fühle.

Es wird schon alles so kommen, wie es muss. Und ich freue mich auf meine Zeit hier auf der Welt. Es wird nicht immer einfach sein, ist mir bewusst. Es gibt Tage, da beginnt die Spirale der Gedanken schon früh am Morgen, manchmal stoppe ich sie sofort, manchmal lasse ich sie laufen, manchmal zu weit und dann wiederum gibt es Tage, an denen ich mir gar keine Gedanken mache. Ich denke, zu akzeptieren, dass sie mal mehr mal weniger immer ein Teil meines Lebens sein wird, hilft schon enorm. Und der Glaube, das alles seinen Grund haben wird. Und ich irgendwann einmal für all das entschädigt werde.

PS: zu den Bildern noch ein paar Infos. Das erste ist auf dem Rückflug von New York nach Zürich. Das zweite ein traumhafter Sonnenuntergang in Honolulu (Oahu, Hawaii). Drei bis fünf sind die Skyline von New York (von Brooklyn aus). Ich fand es noch cool, wie sie sich auf meiner Sonnenbrille gespiegelt hat :-). Und last but not least ein Vorgeschmack meiner Bilder auf dem Rockefeller Center in N. Y. Die ganz guten Bilder von der Cam gibt es dann auch noch.

In diesem Sinne: ich freue mich wieder aufs Tippen und Lesen!