Sonntag, 30. November 2014

hintergrund-wechsel

Ich liebe diesen Herbst. Der Sommer war verregnet in der Schweiz - mir persönlich war das so etwas von egal. Ich sass eh im Büro und bei Sonnenschein wird es nur noch anstrengender, wenn man gefangen drinnen sitzen muss.

Klar, meine Maurerherren zu Hause haben mir leid getan! Bei Wind und Wetter immer draussen in der Natur... dafür ist uns ein sprichwörtlich ein wahrer GOLDIGER Herbst geschenkt worden!

Sonne, Wärme, bunte Blätter, das Rascheln unter den Schuhen und das Reinspringen in den Haufen, mit der Ungewissheit, was sich darunter befinden könnte.

Daher ein neues Hintergrundbild auf meinem Blog! Jep, das ist meine Wenigkeit. Und ich mache es, weil man mein Gesicht nicht sehen kann. Dafür aber meine Leidenschaft für Strumpfhosen ;-). Ich habe bereits einen Waschkorb voll. Und das in jeglichen Farben und Mustern. Mit Löchern, Streifen, Spitze, Karos oder einfach gehalten und dies in allen Farben. Schwarz, blau, pink, rosé, violett, grün, koralle, khaki, blau, rot... Ich kenne kein Tabu und keine Schamgrenze! Und mittlerweile bin ich dafür bekannt und auch beliebt ;-). Wer weiss, vielleicht folgt bald mal ein Post mit ein paar Strumpfvarianten, haha!

Hier spiele ich gerade eine Runde "Herbstblätter-Schlacht". Und verdränge damit die Nachricht der Meteorologen, dass bald Schnee fallen soll... brrrrrrrr, nein danke!!!

trost spenden

Ich habe am Freitag bewiesen, dass ich halt von Natur aus so bin. Der Mitarbeiter, welcher gesundheitlich wieder sehr angeschlagen ist, tut mir wirklich leid.

Am Freitag war er noch kurz im Büro und da fragte ich kurz schüchtern nach. Er musste nicht viel sagen und ich wusste sofort, was er meinte. Sprach Worte, die ihn wohl beeindruckten, denn er nickte nur und lächelte dankbar. Fühlte sich fast wortlos verstanden.

Ich musste an diesem Tag eh noch etwas organisieren. Ich lief an einem Stand mit Musikkarten vorbei und hielt innert einer Sekunde eine in den Händen.

Ich kenne ihn ja schon zwei Jahre, aber hatte nie viel mit ihm zu tun (abgesehen von den Gedanken vor dem Einschlafen, in denen ich mir einfach vorstelle, wir geben uns gegenseitig Kraft und liegen nebeneinander. Nichts Sexuelles. Einfach da sein. Sich nicht einsam fühlen. Wärme und Kraft aussenden und empfangen sowie für jemanden da sein können). Und daher fragte ich seine beiden Mitarbeiterinnen. Der gewisse Mitarbeiter war nicht im Büro. Der quatschte schon wieder munter mit dem launischen Mitarbeiter in dessen Büro. Daher fragte ich die Lehrtochter und die Springerin - mit der habe ich mich in den acht Monaten stark angefreundet. Sie ist einfach grandios! Und schade, ist sie jetzt wieder weg :-(. Ich würde sie sofort behalten, mit der Gefahr, dass der gewisse Mitarbeiter dann weg wäre. Ich finde, da müsste jetzt echt etwas von ihm kommen, aber das ist eine andere Geschichte (siehe Post vor ein paar Tagen und ein anderer folgt dann noch...). Beiden fanden die Idee toll und fragten schüchtern, ob sie sich auch auf der Karte verewigen dürften. Ich bejahte natürlich und somit habe ich sie dann noch in der Nacht nach dem Weihnachtsessen beim betroffenen Mitarbeiter eingeworfen. Der konnte nämlich nicht daran teilnehmen - so schlimm ist es.

Ich hoffe, es hilft ihm. Und ich bin halt so ein fürsorglicher Mensch und er tut mir wirklich leid. Ich habe es einfach lieb gemeint und ich bin nun mal so feinfühlig und sensibel. Ich kann nicht lange einen auf hart, taff und ego machen.

Ich spende mir selbst auch trost. Indem ich mich an einen Strand träume. In der Nähe von Torre del' Orso. Meine Freiheit. Meine Heimat. Meine Leidenschaft. Mein Zuhause... PS: in Apulien herrscht teilweise Rekordhitze und das unterste Bild ist vor einem Sonnenaufgang ♥♥♥!



wellen der traurigkeit

Ein kurzes Lebenszeichen. Es war eine turbulente Woche, mit vielen Höhen und Tiefen. Angefangen bei einer Begegnung, bei der ich lange nicht wusste, wie mich verhalten bis hin zu einem Weihnachtsessen mit Überraschungen. Aber dies geht alles in eine Richtung, welche ich als gesamten Post verarbeiten möchte.

Auch sonst ist viel los. Nächstes Jahr habe ich 10 Wochen unbezahlt bewilligt erhalten. Dann bin ich weit weg. Schalte gedanklich ab. Bis dahin möchte ich meine Zähne zusammenbeissen, danach kann ich immer noch in aller Ruhe einen Job suchen. Die Ereignisse überschlagen sich und ich finde einfach vieles offensichtlich am Verhalten meiner Chefin. Und ich habe immer mehr Beweise, dass ich auf meine Intuition vertrauen kann. Und ich meine, es wird ja nur noch mehr bestätigt, wenn Mitarbeiter von sich aus auf mich zukommen und mal nachhaken bzw. mir erzählen, was ihnen so auffällt. Und dies unaufgefordert.

Ich möchte einfach sauber abschliessen. Und in acht Monaten sieht vielleicht wieder alles anders aus. Denn im Moment ist bei meinem Geschäft eher Trouble angesagt. Etliche Stellen sind bei uns frei und ich denke, es war erst die erste Kündigungswelle. Auch sonst wird mein Arbeitgeber im Moment stark beschossen. Aber eben, das wird mir dann alles zu heikel.

Nach wie vor arbeite ich wie ein Roboter. Ich stehe auf, esse, gehe zur arbeit, komme nach Hause und wenn ich nichts vor habe, liege ich unter die Bettdecke, glotze in die Röhre und schalte (ungewohnt) früh das Licht aus. Morgens stehe ich auf, fühle mich wie gerädert und innerlich kalt, mache mich hübsch, setzte meine stärkste Maske auf und gebe mich als andere Person. Mimme die Starke. Gehe zur Therapie. Gehe in Bars. Möchte wieder schwimmen gehen. Ins Volleyball. Und doch fühlt es sich innerlich alles so tot an.

Ich verarbeite nun kurz meine Kniesache. Nebst dem Rücken ein starkes, körperliches Problem. Und auch, wenn es meine Schwester ist, habe ich einen riesen Groll gegen sie. Ich weiss, sie kann nichts dafür und ich weiss, ist bei mir auch erblich vieles bedingt. Aber sie scheint echt kaum gesundheitliche Probleme zu haben, dabei waren es bis jetzt immer mein Bruder und ich, welche einigermassen gesund gelebt haben bzw. es immer wieder diszipliniert damit versuchen. Ich war schon als Teenie gerne im Teamsport unterwegs, mit nicht einmal neun Jahren habe ich mit Volleyball begonnen und war verdammt gut darin. Nebst Velofahren und Schwimmern war ich auch sonst gern körperlich unterwegs. Dabei hatte ich natürlich immer meine Extrapfunde. Ich habe mit Sport nie abgenommen und ich fand mich immer gut. Auch jetzt akzeptiere ich mich mit meinem Gewicht. Meine Schwester hat aber die Hälfte meines Gewichts noch zusätzlich drauf. Sie hatte nie Rückenschmerzen, obwohl sie die grosse Oberweite der italienischen Seite geerbt hat. Sie hat keine Knieprobleme. Sie hat keine Haarprobleme. Ihre Gelenke sind ganz. Sie hat keine erblich bedingte Blutarmut.

Einzig: sie ist verdammt egoistisch und hart gegen alle anderen, welche Schwäche zeigen. Wie ich zum Beispiel, als ich mir Hilfe durch eine Therapie gesucht habe. Aber das geht ja wieder unter Charakter.

Im Sommer 2013 bin ich ja aufs Knie geknallt und danach zum Arzt. Dort ist ein Meniskusriss festgestellt worden. Ich verblieb mit dem Arzt so, dass ich mich melden würde, wenn die Schmerzen mich in meinem Alltag zu sehr belasten würden. Tja, wie es der Zufall so wollte, begann das Jahr 2014 an Silvester damit, dass ich starke Rückenschmerzen hatte und in der dritten Januarwoche meine Bandscheibe operiert wurde. Ich bekam eine Woche lang starke Medikamente und unendlich viel an Valium und Morphium. Natürlich hatte ich da keine Schmerzen und nach einem Telefonat mit dem Arzt meinte dieser, ich solle doch einfach fleissig meine Physiotherapie anwenden und mich wenden, sollte es schlimmer werden.

Nach der Rücken-OP war alles bzw. jede Bewegung ein einziges Herantasten. Schwimmen, Velo, Spazieren, schnelles gehen, Volleyball. Klar, es benötigte ein wenig an Einpendeln, aber als ich ab Juli endlich wieder Volleyball spielen konnte, war ich glücklich. Trug lediglich immer eine Bandage um das Knie. Klar, wenn es ein wenig heftiger zu und her ging, spürte ich es am Tag danach, aber damit muss ich leben. Meinen Rücken werde ich immer mal wieder spüren.

Diesen Sommer hat es bei einer einfachen Bewegung wieder geknackst und ich war schnell down. Wieder das volle Programm: Schwellung, Schmerzen, Blockierungen und Hindern am Sport. Kein Schwimmen, kein Velofahren. Kein Volleyball. Disziplin gleich null. Keine Physio für den Rücken. was ich schnell gemerkt habe.

Beim Arzt gemeldet. Dann muss man sich noch mit Unfallversicherung und Krankenversicherung (immer von sich selbst aus!) herumschlagen, wer zuständig ist (fühlt sich natürlich niemand verantwortlich) und obwohl es genau das gleiche Problem ist - sich um den genau gleich anhaltenden Schaden handelt -, wird ein Papierhaufen zugeschickt, den man ausfüllen und neu begutachten lassen muss. Teilweise nur noch zum Kopf schütteln!

Das "Beste" war jedoch, als ich beim Arzt sass. Er meinte so, wer mich denn vor einem Jahr beraten hätte? Die Frage klang schon so komisch und vorwurfsvoll. Ich so ganz perplex: "Sie!". Er verdutzt, wie wir denn verblieben gewesen waren und ich erzählte die Geschichte mit Physio, bei Schmerzen melden, dann Rücken-OP und viele Schmerzmittel und nach Rücksprache mit ihm darauf erneut Physio und erst melden, wenn Schmerzen.

Da meint er im vollen Ernst zu mir, dass man vor einem Jahr meinen Meniskusriss noch einigermassen richten hätte können. Nun sei der Riss vernarbt und wenn man da aufschneiden und den Meniskus zusammennähen würde, wären die Heilungschancen bei 30 %. Gleichzeitig könnte es aber sein, dass man bei dieser Spiegelung des Knies merken würde, dass der Riss zu weit hinten ist und der Meniskus ganz herausgeholt werden müsse. Da wäre das Risiko dann enorm gross auf schnelle Arthroseentwicklung, da ich noch so jung sei. Würde man den Meniskus doch zusammennähen, wären die Heilungschancen deswegen so klein, weil alles so vernarbt sei. Ich müsse drei Monate lang eine Schiene tragen, sechst Monaten streng nach vorgaben Leben. Essverhalten, Bewegung, kein Sport. In meinem Kopf erschien nur das Wort: Rücken? Physio? Rücken? Physio? Chefin? Sechs Monate unter diesen Umständen? Dann erzählt mir der Heini auch noch von einem Badmingtonspieler, der nach sechs Monaten den ersten Run gemacht hat und sofort wieder einen Riss hatte. Danke auch!

Nebst dieser Option blieb mir das Herausnehmen ("dann haben sie aber keinen Puffer mehr und ihre Arthrose würde sich verschlimmern! Dann noch ihr Gewicht, Frau zambrottagirlie...!") oder die Physio. Aber ganz bestimmt könnte es sein, dass ich mit dreissig Jahren bereits glückliche Besitzerin eines künstlichen Meniskus wäre. Frau zambrottagirlie, das haben eigentlich Menschen erst so um die 70 Jahren!

Tja, bei meinem Glück!, hätte ich am liebsten heraus geschrien. Wie auch die Tatsache, dass ich bereits einen Bandscheibenvorfall hatte mit 27 Jahren! Und in drei Jahren bereits eventuell wegen grauem Star operiert werden muss am Auge! Kommen Sie, schlagen Sie weiter zu! Ich kann es aushalten, ich erwarte schon gar nichts anderes mehr! Und wissen Sie was auch noch ist? Ich werde einsam sterben und Kinder kriegen werde ich auch nicht mehr können, wenn ein Partner dann mal vorhanden sein sollte, denn ich leide an PCOS! Wollen Sie noch meine psychischen Leiden aufgezählt haben?!

Ich war natürlich stinksauer. Bin es immer noch. Einziger Trost ist und war, dass die Heilung anscheinend gut verläuft, bzw. die Schwellung teilweise schnell abklingt. Ich habe also Hoffnung, dass die Physio anschlägt und das Knie an sich eigentlich belastbar ist und ich lediglich bei gewissen Bewegungen vermehrt Acht geben muss. Auch sonst habe ich starke Beinmuskulatur, bei mir ist einfach ein Ranzen vorhanden und ein breites Kreuz. Meine Beine passen nicht zu meinem Körper und doch bin ich stolz auf sei. Denn jahrelanges Volleyballtraining hat sie stramm und schön gemacht. Ich liebe sie! Und mein kaputtes Knie auch, Komme, was da wolle. Ich bin wieder so weit, dass ich am Dienstag wieder mit meiner Plauschgruppe zu spielen beginnen möchte. Volleyball ist meine Passion, meine Leidenschaft. Mein Lebensinhalt. Damit bin ich gross geworden. Schweren Herzens musste ich diesen Sport zu Lehrzeiten aufgeben und viel zu lange habe ich damit gewartet, wieder zu spielen. In einem nächsten Leben entscheide ich mich anders.

In der Hoffnung, gesamthaft einen anderen Weg einschlagen zu können. Langsam ist mir alles egal. Ich mache meine Arbeit und biete meiner Chefin paroli. Ist mir egal, was sie von mir denkt. Ich bleibe dabei sachlich und anständig, aber lasse mir nicht mehr alles gefallen. Ich muss mir doch nicht anhören, ich seit unloyal und würde sie gegen ihre Stellvertreterin ausspielen wollen! Hallo, wo leben wir denn?! Mir wird vorgeworfen, ich komme aus heiterem Himmel mit meinem Antrag nach unbezahltem Urlaub, was NICHT stimmt! Und ich habe eine Zeugin, dass ich seit November 2013 (!!!) für Urlaub im Juli 2015 angefragt habe! Ihr hättet mein Mitarbeitergespräch lesen sollen, da standen echt grauenhafte Sätze darin und ich habe mich gewehrt. Wahrscheinlich hat sie solche Sätze genommen, weil ich ihr einfach nicht passe. Weil ich ihr am Mitarbeitergespräch meine Meinung gesagt habe und ihr dies nicht passt. Aber ich mache einen Strich darunter, gehe meiner Arbeit nach und ich meine, im Moment erhält sie die volle Breitseite ab. Und sollte die Theorie mit dem Karma stimmen, dann finde ich, tut dieser Spruch zum ersten mal in meinem Leben das richtige und richtet den Spiegel der richtigen Person gegenüber auf. Und das bin nicht ich!

Zum Glück gibt es ein paar wenige Mitarbeiterinnen, welche hinter mir stehen. Letztens waren wir gemeinsam aus, hatten unseren Spass und viel zu Lachen. Ich konnte abschalten. Bis es soweit war und ich alle abgesetzt hatte.

Ich verabschiedete mich von der letzten, setzte den ersten Gang ein und bevor ich hundert Meter von ihrem Haus entfernt war, kamen mir die Tränen. Ich musste an den Rand fahren und heulte erst einmal einfach eine Runde los. So kenne ich mich nicht, denn ich versuche immer, kontrolliert zu bleiben. Wenn, dann kullern drei Tränen und dann hasse ich mich selbst. Verurteile mich und ermahne mich zur Stärke. Zur Eigenkontrolle. Aber an diesem Abend kam einfach alles heraus und ich schüttelte mich von einem Weinkrampf zum anderen.

Und so habe ich einfach keinen Bock mehr. Ich bin nicht suizidal, das ist das Wichtigste. Ich schneide mich nicht selbst. Das erleichtert vieles. Aber mir wäre es auch egal, wenn ich nicht mehr allzulange hier so leben müsste. Ich werde früh gehen müssen, das spüre ich. Und auch sonst habe ich keinen Bock auf weitere mindestens 50 Jahre so leben müssen.

Es geht doch allgemein einfach weiter nach unten mit dieser Welt, dieser Gesellschaft.

Dienstag, 25. November 2014

endlich abschliessen und neu starten

Diesen Eintrag habe ich schon lange getippt und dieser wird einfach geplant veröffentlicht. Ich wollte mich nämlich noch einmal gründlich mit dem Thema auseinandersetzen, um dann damit abschliessen zu können. Und wer weiss, vielleicht ist es auch ein Neuanfang. Dahingestellt sei, auf welche Art und Weise.
  
Ja, es geht um das Thema Männer. Um den gewissen Mitarbeiter. Und ich sitze jetzt hier und denke mir, dass diese Auszeit das Beste war, was uns eigentlich hätte passieren können. Ich konnte eine Distanz zur ganzen Sache schaffen und einfach mal in Ruhe Gras darüber wachsen lassen. Und natürlich hat auch eine andere Geschichte - welche ich vor ein paar Wochen erfahre habe - das Nötige dazu beigetragen.
 
Zudem bin ich zum Schluss gekommen, dass „unsere“ Geschichte so kommen wird, wie sie kommen muss. „Es chunnt, wie’s chunnt“. So kenne ich es mittlerweile und nicht anders.
 
Ich wollte eigentlich einen viel längeren Post verfassen, aber ich denke, es ist gut so, wie es ist. Denn ich wollte einige Situation noch genauer anschauen, aber mal ehrlich, was bringt das mir? Es führt nur dazu, dass ich wieder Grüble. Und ein wenn, was, wie, warum hilft mir einfach nicht weiter. Auch im Internet habe ich fleissig recherchiert. Weil ich halt unerfahren und sehr verunsichert bin. Aber eben, warum sich unnötig mit Dingen beschäftigen, welche ich eh nicht mehr ändern kann?
 
Fakt ist einfach: ich habe mir all diese zwischenmenschliche Situationen zwischen uns nie ausgedacht. Sie waren immer sehr realistisch und mit Zurückhaltung von mir beschrieben. Weil ich eben von Anfang Angst hatte, alles falsch zu verstehen. Weil ich verunsichert war, ob er mich wirklich anders behandelt, wie andere Damen um ihn herum. Und ich habe lange gezögert, gewisse Situationen auf dieser Plattform zu veröffentlichen. Geschweige denn, Pupa und Laura davon zu erzählen.
 
Das Resultat bleibt das gleiche: er war wirklich anders zu mir. Er hat immer eher meine Nähe gesucht und vor allem den Körperkontakt. Ob ich es schlussendlich vermasselt habe, die Umstände, oder ob ich einfach das Freundschaftliche darin nicht gesehen habe, i don’t know. Vor allem kann man mir da keinen Vorwurf machen, dass ich es nicht nur freundschaftlich gesehen habe. Weil er eben anders zu mir war und ich bitte euch: nennt mir eine Frau, welche ein solches Verhalten nicht anders gewichten würde - vor allem, wenn sie realisiert, dass der Mann anders zu ihr ist, wie zu anderen Frauen. Und anscheinend wird es ihm nicht aufgefallen sein, denn dann hätte er etwas daran ändern können. Weil Frauen ansonsten alles falsch verstehen. Oder ein ganz gemeiner Gedanke: er hat es genossen, diese Spielchen zu spielen. Wobei ich ihn so nicht einstufe - nein.
 
Klar, man könnte auch sagen, ich hätte mich berühren lassen. Und dass er vielleicht nicht darauf achtet und halt ein Typ Mensch ist, der die Nähe zu anderen um sich herum sucht, und man so eins und eins zusammenzählen kann (er sucht Nähe, ich lasse mich wortlos berühren, also muss er keine Hemmungen haben). Aber auch das geht nicht auf, denn vor ihm habe ich mich wirklich sehr ungern berühren lassen. Und ich habe daher auch nie Signale an Männer ausgesendet, dass sie die Nähe zu mir suchen dürfen. Eher das Gegenteil! Einzig im Nachhinein kann ich sagen: ich habe es ja mit mir machen lassen. Habe die Berührungen zugelassen.
 
Und wer weiss, vielleicht war mein Alter schlussendlich ausschlaggebend. Bin sechs Jahre älter wie er, da musste er sich doch nie Gedanken machen, dass da etwas entstehen könnte! Und ja, er ist im Alter von meinem Bruder - hat also auch eine Art „Jöh-Bonus“.
 
Seht ihr, schon wieder passiert: mitten im Strudel!
 
Klar bin ich verletzt und enttäuscht. Vor allem, seit ich eine Geschichte weiss. Und sicher auch getroffen. Vor allem, weil Männer anscheinend wirklich einfach unüberlegt durch die Weltgeschichte tingeln und Gefühle abschalten können. Nicht alle, klar. Aber wir Frauen können sagen, dass wir nicht verliebt sind. Und doch möchten wir diesem einen Mann besonders gefallen. Mögen plötzlich grün, nur, weil er es mal erwähnt hat. Interessieren uns für eine Mannschaft… und, und, und. Was erzähle ich unerfahrenes Blümchen auch, ist alles schon bekannt.
 
Und ja, vielleicht war ich auch zu distanziert und habe falsche Signale gesendet. Kann alles auch sein. Vor allem, weil ich verunsichert war und bin. Und einfach nicht glauben kann, dass jemand vertieftes Interesse an mir haben könnte und es somit schon gar nicht zu mehr kommen lassen will. Vor allem, weil ich mich ja ungut für jeglichen Mann auf dieser Welt halte. Schon gar nicht zu viel an Nähe zulassen möchte, weil ich mir eine Beziehung überhaupt nicht vorstellen kann. Gespräche, Nähe, Zärtlichkeiten - no way!
 
Es gab ein paar blöde Situationen, in denen ich bewusst mitbekommen habe, dass es eine blöde Situation war. Zweideutige Aussagen und was weiss ich. Vielleicht hat das auch dazu geführt, dass er meinte, es wäre ein anderer Mann im Spiel. Und hat sich darum zurückgezogen. Weil er auch so ein Mensch ist wie ich: wenn ich weiss, dass jemand vergeben ist, ist er tabu für mich. Sofort, egal, wie verknallt ich war.
 
Und rückblickend hat er sich doch plötzlich anders verhalten. Und ich habe dies gemerkt, obwohl ich dazumal krankheitsbedingt ausgefallen bin. Ein Blick. Eine Pause. Ein Gespräch. Und ich wusste, dass etwas anders war. Klar, er hatte es vor seinem temporären Weggang nicht leicht und ich war ja dann auch drei Monate ausser Gefecht gesetzt. Wir beide hatten genug mit uns selbst zu tun.
 
Und genau in der jetzigen Zeit sehe ich in all diesen Soaps und höre auch in meinem privaten Umfeld von all diesen wirren Liebesgeschichten und wie Paare doch zueinander gefunden haben. Meine Angst war jedoch immer eine andere. Hier noch ein Textauszug meiner Internetsuche:
 
„Es könnte sich noch Jahre so hinziehen, ohne das das ganze einen Schritt weitergeht. Dann wird sich das ganze totlaufen und keiner wird mehr die Courage aufbringen, den ersten Schritt zu machen.“
 
Klar, bei uns wäre es noch etwas anderes, weil wir im gleichen Betrieb arbeiten. Jedoch nicht im gleichen Stock und nicht in der gleichen Abteilung. Und ich finde, man muss Privates und Geschäftliches trennen können. Klar, ist bei mir nicht immer gleich gut gegangen, aber gelernt sein muss zuerst auch geübt werden können ;-). Und dann gab es doch Aktionen, in denen ich mich wie die Frau (auch hier geht es um Gefühle zwischen Arbeitskollegen) in dieser Aussage gefühlt habe, wobei er natürlich nie direkt bei mir nachgefragt hat! Aber wer weiss, sich vielleicht den Gedanken dazu gemacht hat:
 
„Bislang habe ich es ganz gut geschafft, mir nichts anmerken zu lassen (denke / hoffe ich). Aber heute ist schon wieder so ein Ding passiert und ich hab mich völlig zurückgezogen, weil ich’s einfach nicht mehr auf die Reihe kriege. Gestern hat er noch meine Nähe gesucht und meinen Arm gestupst und heute in einem Gespräch wie Luft behandelt. Er später natürlich verwundert, warum ich so abweisend und wortkarg bin, aber ich wollte das ja nicht vor ihm ausbreiten. Drüber sprechen ist für mich keine Option. Wäre unprofessionell, ihm sicher auch unangenehm und schafft nur eine komische Atmosphäre.“
 
Während der Recherche sind mir natürlich auch solche Dinge über den Weg gelaufen:
 
„Ich hab damals genauso gedacht wie du. und siehe da, später hat sich herausgestellt, dass er schon die ganze zeit scharf auf mich war, aber nur zu unsicher, um meine Handynummer zu verlangen oder geschweige denn mich spontan zu küssen. Und ich habe das auch als Desinteresse gesehen.“
 
Oder:
 
„Genau das gleiche passiert mir gerade, nur aus der Sicht deines Kollegen. Ich habe mich in meine neue Kollegin verguckt und weiß einfach nicht, wie ich damit umgehen soll. Habe sie auch schon versucht privat zu treffen, aber ohne Erfolg... habe keine Lust auf Gerüchte... kam von ihr. Habe normal die gleiche Einstellung zu Beziehungen o.Ä. am Arbeitsplatz, aber in diesem ist es einfach anders. Nach dem Korb habe ich versucht ein rein dienstliches Verhältnis zu halten, aber ich schaffe es einfach nicht. Wir flirten, lachen und necken uns so lange bis ich mir wieder sagen muss... nein, keine Gerüchte... Zu gerne würde ich sie wieder fragen, ob wir was privat unternehmen können, oder würde sie gerne etwas mehr anflirten, habe aber Angst, dass es aufdringlich wirkt und dadurch mehr kaputt geht. Ehrlich gesagt, weiss ich derzeit nicht, wie ich damit umgehen soll. Vielleicht hast du so mal einen Einblick von der anderen Seite bekommen und kannst mir ein paar Tipps geben!“
 
Wobei die Frage bleibt, wer zu schüchtern ist bzw. wer den ersten Schritt macht. Und vor allem, wer die ganze Geschichte in seinem Alter wie sieht. Er ist halt jünger und doch finde ich, kann man in diesem Alter gut genug abschätzen, was man aussendet und was man zurückbekommt. Und vor allem, ob es halt doch mehr um die Situation am Arbeitsplatz geht, weil dies viele abschreckt. Und vor allem hat es mich angesprochen, weil ich mir selbst immer sagen musste, mich selbst zu bremsen. Und er dann doch wieder mit seinen Neckereien kam und ich mir auch da sagen musste: der muss doch selbst merken, was sein Verhalten alles anrichten könnte!
 
Vor allem, dass er immer mal wieder keine Rückmeldung brachte und ich mir also selbst sagen musste: es kommt nichts, das will er damit sagen! Aber nein, trotzdem kamen Sprüche und Berührungen. Und ich meine, wenn ich als Frau denke, ein Mann könnte etwas von mir wollen, dann würde ich sofort mit Sprüchen und Berührungen aufhören - wenn er es schon nicht verstehen will, indem ich mich kaum melde. Aber vielleicht sind Männer auch weniger kommunikativ, kann alles sein. Und ich beharre da auf meinen Standpunkt: er wäre es gewesen und ist es: alt genug, um zu merken, wenn er eine Notfallbremse ziehen müsste, um keine falsche Hoffnungen und Gedanken aufkommen zu lassen.
 
Und eben, wer weiss: vielleicht mag er mich auch ein Müh mehr, wie andere und zeigt es mir halt auf seine Art. Nur halt freundschaftlich. Oder ich habe falsche Signale gesendet. Oder der Fehler liegt bei mir, weil ich es nicht einfach freundschaftlich ansehen kann oder falsch gesehen habe, ich weiss es nicht. Vielleicht findet er mich einfach „knorke“, so wie ich bin. Und bringt es so zum Ausdruck.
 
Oder wir sind halt einfach beide unerfahren mit dem anderen Geschlecht. Jetzt bin ich schon wieder mitten in der Story drin, obwohl ich es nicht wollte. Aber meine Devise ist: einmal Kauen und dafür meine Ruhe haben. Und vor allem werde ich nicht meine ganze Schuld auf ihn abschieben, geschweige denn mir zuschreiben. Dazu gehören immer zwei!
 
Klar, vielleicht hat er mir frühzeitig durch seine Art gezeigt, dass er es eventuell falsch verstehen könnte. Er war ja nie richtig zuverlässig in Sachen Rückantwort geben. Aber vielleicht sind Männer da halt so. Vor allem hätte er dann auch damit aufhören müssen, die Nähe zu suchen. Sprüche à la „was würde ich auch ohne dich machen!“ weglassen. Denn wenn dir bewusst wird, die Frau könnte etwas falsch verstehen, dann machst du nicht noch zusätzlich Hoffnungen, indem du ihre Nähe suchst.
 
Oder Fräulein zambrottagirlie hat seine Annäherungsversuche nie richtig gesehen und hat somit auch keinen Schritt auf den schüchternen Jungen zugemacht. Oder hat mal wieder bewusst unbewusst Distanz geschafft.
 
Aber eben, was bringt es mir, zu Grübeln. Ich finde einfach, dass es ein paar Situationen gab, die mich doch geprägt haben.
 
Vor allem, dass ich mir immer Mühe gegeben habe, mich an Dinge von ihm zu erinnern. Seinen Geburtstag letzten Jahr (von Italien aus!), um dann vergessen zu werden. Was ich daraus gezogen habe? Auch seinen in diesem Jahr bewusst vergessen (Haha, sarkastisch lach, wir Frauen denken natürlich trotzdem dran, fluch, grml!). Mit der Hoffnung, es wird Menschen dann bewusst, was man alles für sie tut. Wenn auch auf freundschaftlicher Basis. Dann habe ich ein paar Dinge gekauft, die ich ihm irgendwann einmal geben wollte. Weil sie mich im Laden an ihn erinnert haben. Weil ich ihn wohl in diesem Moment vermisst haben muss. Wer weiss, vielleicht kommt es noch dazu. Und wenn nicht, verbuche ich es als Kauf in einem schwachen Moment.
 
Dann noch die Mühe, welche ich mir bei seinem „Soldatengeschenk“ gemacht habe (siehe Bild ganz am Schluss). All die Dinge, die er mag. Über die wir uns gegenseitig mal geneckt und hoch genommen haben. Vor allem hat er sich immer über meine tägliche Dosis Kinderschoggi (hatte ich ab und zu dabei und fast immer hat er diese stibitzt…) und Liebe zu Schleckstengeln lustig gemacht. Und dann ja einen Lollipop mit dem Spruch, dass er somit für jeden Wochentag einen hätte und sich auf das wohlverdiente Wochenende freuen könne. Die lustigen Pflaster, um ihm den Einstieg zu erleichtert. Und ja, ich habe dann ja noch ein separates Dankeschön von ihm erhalten - in dem er mir ein Bild mit der Verwendung des Pflasters am Finger geschickt hat. Die liebevolle Verpackung, um nicht einfach eine von vielen Schenkenden zu sein. Um zu zeigen, dass er halt im Betrieb fehlt. Aber eben, junge Männer halt :-).
 
Es gab ein paar Situationen, welche mir in diesen acht Monaten durch den Kopf sind. Die ich einfach versucht habe, von der Distanz aus zu beurteilen. Da war diejenige, in der er sich einfach so an meiner Schulter mit vollem Körper abstützte. Ich war baff, hatte ihm jedoch davor in der Pause scherzhaft eine Schulter zum anlehnen angeboten, als er über seinen Gesundheitszustand gejammert hat.
 
Das Foto mit der Umarmung beim Weihnachtsessen. Hat er vielleicht gemacht, weil es zuvor zwei andere Mitarbeiter (Frau und Mann) auch so gehandhabt haben. Vielleicht meinte er, musste er das tun und ich war halt schneller fotobereit, wie die Mitarbeiterin rechts von ihm. Und doch gab es auch sonst Berührungen den ganzen Abend über, was nicht in die Situation passt. Auch andere Momente, in denen er mich berührt und geneckt hat, obwohl es nicht nötig gewesen war und ich mir tausend prozentig sicher bin, hätte er nie mit einer anderen Mitarbeiterin gemacht, wäre sie in einer solchen Situation anwesend gewesen. Und in dieser Haltung lass ich mir nicht reinreden! Ich versuche nun, im Nachhinein das Positive zu sehen: vielleicht hat er mich immer gern hochgenommen, weil man es mit mir machen kann. Weil ich Menschen dadurch eine Freude schenke. Weil er mich halt vielleicht gerne mehr neckt, wie andere (Schnur vom Mantel nach vorne spicken lassen, weil er gemäss seiner Aussage hinten an meinem Rücken fehlplatziert ist, eine Situation von vielen!). Weil er somit zeigen kann, dass er mich okay findet. Und ich sollte es schön finden, denken Menschen, dass sie spielerisch mit mir umgehen können. Es zeigt doch nur, wie ich bei anderen positiv mit meiner Art und meinem Wesen ankomme.
 
Lange war es mir egal, ob es etwas Lockeres gewesen wäre. Bei ihm wäre es mir wirklich zum ersten Mal egal. Ganz ehrlich. Aber so wirklich sicher bin ich mir dann auch wieder nicht. Wir Frauen können Theorie und Praxis ganz anders bewerten und in einer Theorie total überzeugt sein. Und in der Praxis… sind wir dann verletzt und enttäuscht.
 
Und damit wären wir beim Punkt, den ich nicht gross erläutern möchte. Weil ich nicht weiss, wie es dazu gekommen ist. Weil es wieder zu vielen Grübeleien bringt, weil ich nicht eine klare Antwort darauf erhalten kann. Weil ich nicht einfach nachfrage. Und weil ich Angst habe, dass ich mich bei seiner Rückkehr Ende Monat anders bei ihm verhalten werde, weil es mich natürlich doch trifft! Egal, welchen Verhaltensfehler ich auch je gemacht haben sollte...
 
Er hat anscheinend im Ausland an Neujahr eine Dame kennen gelernt. Diese ist dann auch mal in die Schweiz gekommen, aber wieder kurzfristig abgereist. Ich weiss nichts weiteres, wie tief das alles gegangen ist. Ob da mehr war oder halt einfach ein Knistern und Funken. Und keine Ahnung, warum sie wieder abgereist ist. Ob er gemerkt hat, dass er für eine andere Dame mehr Gefühle hat. Ob ich doch eine wichtige Rolle darin spiele. Und ob Männer das können: sich auf eine andere Frau konzentrieren, auf sie einlassen und eine Beziehung anfangen können, obwohl sie sich eigentlich für jemand anderen interessieren (ich meine, Soaps spielen uns das tagtäglich vor!). Und ich war ja genau zu dieser Zeit krankheitsbedingt abwesend, habe nichts davon mitbekommen. Und genau in dieser Zeit hat er sie kennen gelernt. Genau zu dieser Zeit war sie bei ihm. Genau zu dieser Zeit ist sie wieder abgereist. Und im Nachhinein bin ich froh darüber, ist es an mir vorbeigegangen. Konnte nun so viel Zeit vergehen und habe ich es vor ein paar Tagen per Zufall erfahren, zu einem Zeitpunkt, wo es mir eh schon mies ging. Denn so kann ich ganz anders damit umgehen.
 
Klar, am Tag, an dem ich es erfahren habe, war ich doch getroffen und hatte schon fast ein wenig Schadenfreude, hat es nicht geklappt. Unter anderem hat es mir auch Angst gemacht, wie ich mich ihm gegenüber verhalten werde, nach seiner Rückkehr. Weil er mich enttäuscht hat. Weil man natürlich hofft, der Typ, für den man sich eventuell mehr interessiert, keine Augen für andere Damen hat. Weil man ja davon ausgeht, es beruht auf Gegenseitigkeit, weil er sich so komisch dir gegenüber verhält. Weil man als Frau auch nichts mit anderen Männern beginnt, weil man ja eigentlich nur Augen für einen bestimmten Mann hat. Aber eben, von Frauen sollte man nie auf Männer schliessen. Und umgekehrt auch nicht.
 
Und seien wir mal ehrlich: hätte ich es vor ein paar Monaten erfahren, es hätte sich definitiv auf meine Art und Weise ihm gegenüber geäussert. So konnte Gras über alles wachsen, so habe ich es in seiner Abwesenheit erfahren. Wie, was, wo (zudem die Frage, welche Fehler sind gelaufen) in dieser Geschichte allgemein zwischen uns und dieser Kurzbeziehung seinerseits: keine Ahnung und ich werde es auch nie erfahren, denn danach Fragen werde ich ihn nie. Und genau diese Gedanken muss ich abstellen und einfach so akzeptieren, wie sie sind.
 
Ich muss seine Rückkehr als Neuanfang sehen. Als positive Chance, Nähe mit einem Menschen austauschen zu können, wenn auch freundschaftlich. Denn schlussendlich ist und bleibt er ein Mann, ein Geschlecht, welches ich bis vor ihm strikt gemieden habe. Und wer weiss, vielleicht fällt dadurch vieles leichter in unserer zwischenmenschlichen Beziehung. Können andere, schöne Momente entstehen.
 
Vor allem hat es mir die Augen geöffnet. Lange habe ich gezögert, mich bei einer Plattform für mollige Menschen anzumelden. Und er war unter anderem ein Grund dafür. Weil ich nicht wollte, das dies rauskommt. Weil ich nicht wusste, was zwischen uns ist. Weil ich ihn nicht abschrecken wollte. Weil ich Angst davor habe, dass ich eh nie mit einem anderen Mann in Kontakt treten kann, weil ich Angst habe, mich so zu präsentieren, wie ich bin. Weil ich die Berührungen und die Nähe doch auf eine Art und Weise genossen habe zu diesem gewissen Mitarbeiter.
 
Ob es dann der Wunsch nach Rache / Gleichberechtigung war (überspitzt gesprochen) oder ob ich einfach diesen Tritt gebraucht habe, um endlich den Mut aufbringen zu können: ich habe mich jetzt dort angemeldet. Denn ich möchte einfach freundschaftlichen Kontakt zu Gleichgesinnten aufbauen. Gespräche führen, wo es nicht immer um Figur und Essen geht. Vor allem Damen mit meiner Grösse kennen lernen. Und ja, vielleicht auch einen hübschen, jungen Mann, der nicht allzu sehr aufs Äussere achtet bzw. genau mein Äusseres attraktiv findet. Alles kann, nichts muss. Und ich glaube, genau das hilft jetzt beim Kontakteknüpfen.
 
Mit dem Vorsatz, die ganze Sache abschliessen und als Neuanfang sehen zu können. Obwohl ich Klar irgendwie verletzt bin, aber ich versuche es wirklich, nicht persönlich zu nehmen. Kein Leben verläuft gleich und gradlinig und ja, ich werte mich dadurch nicht ab. Denn es bleibt dabei, dass ich durch ihn viel mehr an Nähe zulassen kann. Und er hat mich berührt, was bei mir einfach gezeigt hat, dass sich ein Mann nicht davor ekelt. Mit der Hoffnung, nicht noch tiefer in diesen Sumpf des Rückzuges in Bezug auf Mànner zu verfallen (es wird eh nie gut gehen, ich vergraule eh jeden Mann, ich belaste eh jede Beziehung zu sehr --> also erst recht nicht dazu kommen lassen, also gar keine Bekanntschaften mit dem anderen Geschlecht zu Stande kommen lassen). Ich denke, im ersten Moment werde ich einfach sehr über mich selbst verärgert sein, weil ich es zugelassen habe, mir überhaupt Grübeleien und Gedanken über uns zwei zu machen. Weil ich mir lange vorgenommen habe, es als „freundschaftlich“ anzusehen, weil ich mir immer wieder gesagt habe, dass er vielleicht einfach ein netter, junger, unbeholfener Junge ist, welcher zum Mann wird und einfach nicht so weit überlegt. Erst mal zugelassen, dass ich beobachte, wie er mit anderen umgeht, war ich schon mitten drin in der Geschichte. Aber wie bereits gesagt: auch da habe ich noch alles aus einem sehr realistischen Winkel beobachtet und lange auch niemandem davon erzählt. Und den Frauen, welchen ich von seinem Umgang erzählt habe, haben alles reagiert, wie ich. Gestutzt und verwundert. Und sie können alle nachvollziehen, was ich mir alles für Gedanken gemacht habe. Und darunter sind auch erfahrene Frauen mit dabei. Von dem her… eingebildet habe ich mir nichts.
 
Entschuldigt das eventuelle Wirrwarr. Der ganze Frust, der ganze Stress, die ganze Unsicherheit musste raus. Und ich weiss nicht, ob es logisch klingt und ob ich beim Lesen dieser Zeilen immer noch gleich eingestellt bin wie beim Punkt des Verfassens. Denn ich habe es einmal in einem Rutsch getippt, geplant auf die Plattform abgespeichert und nie wieder nachgelesen (Aus den Augen, aus dem Sinn, aus dem Kopf, aus den Grübeleien…). Es kann also sein, dass ich jetzt hier sitze und in drei Wochen - also heute, wenn alles veröffentlich wird - wieder ganz anders denke.
 
Ich werde verletzt sein, klar. Vor allem, wenn jemals wieder „intime“ Situationen entstehen sollten zwischen uns. Weil ich wirklich jegliche männliche Kontakte abgestellt habe, immer hoffend und nicht wissend. Um ja den gewissen Mitarbeiter nicht zu verletzten. Und tja, Männer sind da wohl anders eingestellt. Und klar plagt mich ein wenig die Frage, ob jemals ein Gefühl bestanden hat und wo ich jemals einen Fehler gemacht habe. Oder ob es doch nur Hirngespinste und Missverständnisse waren. Ob ich mich zu distanziert gegeben habe, obwohl ich mich gleichzeitig nach mehr gesehnt habe. Aber kann man mir das verübeln? Ich meine, auch da bin ich so eingestellt, dass es kommen wird, wie es kommen muss. Auch, wenn ich distanziert bin, glaube ich, wird es "der Eine" schon schaffen, mich zu knacken. Und ich bin nicht die einzige, etwas komplizierte Nuss, welche zu knacken gilt. Ich meine, wenn alles so einfach wäre in der Liebe, wären Babbo und Muddi nie zusammen gekommen. Der hat anscheinend richtig kämpfen müssen. Und ich denke, so wird es dann auch einmal bei mir sein. Klar, ich habe mich distanziert gegeben, weil ich es nicht kenne mit einem Mann. Und weil ich Angst habe, verletzt zu werden. Und weil ich davon ausgehe, jegliche Beziehung von Anfang an zum Scheitern zu bringen. Aber wenn es soweit sein wird, wird es so kommen, wie es muss. Das ist meine Überzeugung. Und distanziert gebe ich mich gegen aussen oftmals nie so, wie ich es innerlich empfinde. Das kriege ich immer wieder bestätigt. Denn 27 Jahre Borderline hat auch etwas gutes: ich habe eine Maske antrainieren können, welche viele bis heute nie durchschaut haben. Ich meine, wie bewältige ich meinen Arbeitsalltag sonst? Wie verheimliche ich meine Fress- und Kaufattacken vor meiner Familie und meiner Therapeutin? Tja.
 
Und doch habe ich einen Vorsatz: es als Neuanfang sehen. Und vielleicht ab und zu die Chance auf Nähe und einen Flirt nutzen.
 

Sonntag, 23. November 2014

peinlicher höhenflug

Letzten Donnerstag habe ich nach etlichen Monaten wieder eine peinliche Aktion geboten. Ungewohnt, denn eigentlich bin ich doch eher von Natur aus diejenige, welche unfreiwillig - aber auch gerne freiwillig - in Fettnäpfchen tritt. Denn ich finde, genau solche Momente machen das Leben lebenswert(er).

Ich habe diesen Mitarbeiter, um den es sich handelt, hier schon ein paar Mal erwähnt. Er ist ein Jahr älter als ich, arbeitet seit Lehrbeginn im Betrieb und führt eine Abteilung. Ich komme mir immer sehr dumm vor neben diesem Mann. Er ist ganz ein netter Typ und es gab auch schon ein paar lustige Momente in der Runde. Er hatte dieses Jahr ebenfalls ein eher hartes Jahr und eine Zeit lang habe ich mir einfach vorgestellt, dass er in meinem Bett liegt. Nichts Sexuelles an sich. Es ging mir nur um die Nähe in diesen einsamen Nächten, in dieser harten Zeit und es ist halt doch einfach, wenn es diesem gegenüber genau so verschissen geht, wie einen selbst. Der Rücken, das Knie, die Arbeitssituation allgemein, das Schicksal,...

Ich habe mir einfach vorgestellt, dass man sich gegenseitig Kraft gibt. Indem man nur nebeneinander liegt. Für einen da ist. Die Wärme von einem Körper spürt, der ausgesandt wird. Einfach für jemanden da ist und dadurch auch (hoffentlich, leider in der Regel eher nicht so mache ich in letzter Zeit ständig die Erfahrung...) jemanden an seiner Seite hat.

Er kam vom Büro meiner Chefin und grüsste. Hielt inne, wandte sich mir zu und meinte: "Hast du eine neue Brille, zambrottagirlie?" Ich natürlich stolz erwähnt, dass es doch bald eine Weile ist mittlerweile, ich sie jedoch nicht so oft tragen würde.

Während ich den Satz sagte, wollte ich Richtung Büro der Chefin - also an ihm vorbei - laufen. Ich machte den ersten Schritt, knallte mit meinem Fuss gegen meine Schublade und stolperte ein wenig in der Gegend herum. Der Mitarbeiter öffnete sofort seine Arme und war bereit, mich aufzufangen. Seine Augen und sein Mund geöffnet. Natürlich bin ich nie so schlimm gestolpert, es war eher ein Straucheln, aber peinlich genug.

Ich machte wohl einen mehr oder weniger guten Spruch à la "funktioniert aber wohl nicht richtig" und verschwand sofort im Büro nebenan. Er schien anzukommen, denn der Mitarbeiter lachte schallend los.

Ich mache mir Sorgen um den Mitarbeiter. Es schien ihm besser zu gehen - aber letzten Freitag war es dann doch wieder wohl zu viel... Und ja, seit es mir noch schlechter wie sonst das Jahr über geht, denke ich mich nachts auch wieder oft in seine Nähe. Um Kraft zu schicken. Und um mich nicht so schmerzhaft allein auf dieser Welt zu fühlen.

Wie gesagt, ich muss hier einiges verarbeiten. Und doch möchte ich nicht, dass man mich falsch versteht. Das Jahr hat schlimm begonnen und ich hatte meine Lichtblicke. Ich versuche, das Positive zu sehen und bin doch meist resignierend unterwegs. Bin meist ich und dann spiele ich doch etwas vor. Unendlich traurig und vor Schmerz nach Italien gefüllt. Möchte meine Ruhe, verstehe den Sinn meines Daseins nicht und kämpfe doch weiter - weil etwas anderes nicht für mich in Frage kommt. Gleichzeitig habe ich keinen Bock auf meine Zukunft und verstehe nicht, was ich in einem früheren Leben so schweres verbrochen habe, um das alles verdient zu haben. Im Wissen, dass es Menschen gibt, die es noch viel schlimmer haben. Und doch ist es mir in manchen Momenten so etwas von egal (entschuldigt diesen hässigen Gedanken), denn andere bekommen alles in den Arsch gesteckt und müssen nichts dafür machen. Ich kämpfe, gebe mein Bestes und fühle mich doch meist wieder ausgebremst.

Ja, oft wünsche ich mir mein früheres, sorgloses Leben mit den kleinen, grossen Problemen eines Teenies zurück. Denn meine Sekzeit war mit Abstand die beste Zeit meines Lebens. Und ich persönlich sehe mich in zehn Jahren nicht mehr hier.

ricordi d'estate 2014 - quarta parte

Zum letzten Teil meiner Erinnerungen an die wunderschöne Zeit im September dieses Jahres in meiner Heimat. Meinem Zufluchtsort. Meiner Ruheoase. Meiner Energiespende. Und das trotz Knierückfall. Darüber möchte ich immer noch nicht tippen. Es ist mir einfach noch zu viel an Problemen um mich herum. Ich habe Angst, dass ich dann komplett die Kontrolle verliere.

Aber früher oder später muss ich Klarschiff machen. Schon nur mir selbst zu liebe. Bestimmt vor Weihnachten. Um einfach dieses verschissene Jahr komplett abschliessen und vergessen zu können.

Auf diesen Bildern seht ihr meinen Lieblingsstrand. An diesen fahre ich meist so um 8 Uhr und bleibe bis 13, 14 Uhr. Es ist weitläufig, hat mal Wellen, mal ist es eher ruhig. Menschen gibt es Mitte September auch kaum mehr. Die Menschen lassen einen in Ruhe und doch gab es immer wieder nette Gespräche. Man ist und lässt andere sein. Richtig schön.

Der schwarze Kater war mein treuer Begleiter. Sogar beim Lesen machte er fleissig mit :-). Und ja, ich denke schon, Tiere spüren, wer ihnen gut tut und wer nicht. Denn letztes Jahr war er ein paar Monate alt und schon da war er ständig hinter mir her...

Und das Zambrotta-Shirt habe ich extra anfertigen lassen, jaja! Die Verkäuferin wird mir auch gedacht haben ;-)! Mein Name in Italien ist ja sehr bekannt und Gang und Gebe (was hier überhaupt nicht der Fall ist). Da fand ich ohne Probleme ein Shirt. Und ja, So ist Baby Blue nun verziert ;-).

Was gibt es sonst noch... Salentu ist die Region im Dialekt ausgesprochen und die Shirts sind mit lustigen Sprüchen im Dialekt oder auf Italienisch gedruckt, haha! Das Militärauto war mal an einem frühen Morgen vor mir unterwegs. Fand ich noch cool. Vor allem liessen mich die jungen Burschen ziehen (fuhren an den Strassenrand) und als ich an ihnen vorbeischlich, winkten sie noch freundlich. Ganz hübsche Exemplare waren das ;-).

Und auch sonst - finde ich - sieht man, wie gut es mir ging. Da spricht jedes Bild für sich einzeln. Und die Eidechse wird bei uns im Dialekt "Stiune (wird gleich ausgesprochen, wie es hier steht)" genannt. Wenn man sie leicht trifft, stirbt sie sofort. Babbo hat diese immer mit einem Besenstiel gejagt und dann werden sie klein und schrumpelig. Mir machen sie nichts aus, die haben Angst vor Menschen und verschwinden sofort. Ausserdem brennt die Haut an der Stelle, mit welcher man mit einem Stiune in Kontakt kommt! Möchte ich persönlich nicht erleben. Tut aber anscheinend sauweh (Aussage vom Cousin ;-)).

Ich freue mich auf meinen nächsten Besuch. Und hoffe, es klappt nächstes Jahr wieder! Was mich vor allem immer wieder an die tolle Zeit erinnert, ist meine schöne Bräune, welche mir erstaunlich lange bleibt. Da ist es mir recht, wenn ich länger benötige, um ein wenig braun zu werden. Aber meine Beine sind wirklich immer noch sehr braun und auch Oberkörper und Arme können sich ungeniert zeigen und präsentieren lassen ;-).



























Dienstag, 18. November 2014

lebendigkeit

Erst wieder am Sonntag ist mir bewusst geworden, woran ich für mich „Leben fühlen, Leben spüren und lebendig sein“ erkenne.
 
Klar, es geht mir immer schlechter und ich bin wirklich sehr abgestumpft. Und doch, im Verhalten anderen gegenüber bzw. im Zwischenmenschlichen gebe ich mir Mühe, erhalte den Anschein - so wie man mich eben kennt.
 
Und ja, es gibt Lichtblicke. Und diese geniesse ich. Aber sobald es um Arbeit, Gesundheit, Leben und Schicksal geht - uargh, überkommt mich ein Gräuel. Aber mehr dazu ein andermal.
 
Einer Mitarbeiterin konnte ich mich heute anvertrauen. Sie hat die letzten Wochen mitbekommen und bei ihr konnte ich Hilfe holen, um Rat bitten und dem Frust freien Lauf lassen. Und seit heute weiss sie auch, dass ich Borderlinerin bin / war. Das es mich eigentlich gar nicht mehr geben sollte. Ihre Reaktion war süss. Das man es nicht merkt, mir nicht ansieht.
 
Mehr weiss sie nicht. Vor allem nicht, dass ich immer noch Fresse, Hungere und Einkaufe. Aber eben, solange keine Suizidgedanken und das Ritzen dazu kommen, ist es okay.
 
Ich habe einen Graus vor Weihnachten und Neujahr. Ich mag diese Zeit ja sonst schon eher weniger. Ich hasse sie schon fast.
 
Aber eigentlich sollte dies ein schöner Eintrag werden. Am Sonntag habe ich nach 16 Uhr einen Spaziergang mit Schila gemacht. Die Sonne hat ein wenig durch die Wolkendecke gedrückt und auch sonst war es ein toller Sonnenuntergang. Ich stapfte also durch die Wiese und den kleinen Feldweg und von weitem hörte ich Krähen. Ich hasse sie eigentlich, aber an diesem Sonntag passte es. Von weit her. Zum eher bewölkten Wetter. Und nahe die Vögel, zwitschernd und lebensfroh singend. Und neben mir eine hechelnde Schila, schwanzwedelnd und erfreut über die Bewegung.
 
Solche Situationen einfangen und tief verankern. Das hilft!

Mittwoch, 12. November 2014

wir kinder vom bahnhof zoo

Seit langem mal wieder eine Biografie und kein  Krimi von Franz, Fitzek oder Strobel. Was mir einfach sehr aufgefallen ist: unter der Woche lese ich kaum. Dabei entspannt es mich enorm. Aber meist liege ich ins Bett und schaue mir die Folgen von „Verliebt in Berlin“ an. War halt einer meiner Lieblingssoaps :-).
 
Wenn ich dann lese, dann meist an einem Sonntag nach dem Mittagessen, wenn alle ihre Siestas halten und ich nicht wirklich müde bin nach dem Ausschlafen, hehe…
 
Zum Klappentext:
 
Mit zwölf kam sie zum Haschisch, mit dreizehn zum Heroin. Sie wurde süchtig, ging morgens zur Schule und nachmittags mit ihren ebenfalls abhängigen Freunden auf den Kinderstrich am Bahnhof Zoo, um das Geld für die Droge zu beschaffen.
 
Christiane F. berichtet mit minuziösem Erinnerungsvermögen und rückhaltloser Offenheit über Schicksale von Kindern, die von der Öffentlichkeit erst als Drogentote wahrgenommen werden. Inzwischen lebt sie wieder in Berlin. Den Kampf gegen die Drogen hat sie immer wieder von Neuem geführt - vor Rückfällen ist kaum ein ehemaliger Junkie sicher.
 
Meine Meinung:
 
Ein grosser Bestandteil dieses Buches sind die Entzüge und Rückfälle von Christiane F. Schön wird geschildert, wie schleichend der Prozess zur Haschischdroge und dann zum Heroin war. Wie schnell eine Verharmlosung zu einem Teufelskreis werden kann.
 
In vielen Punkten habe ich mich selbst erkannt. Es ist und bleibt ein Suchtverhalten und vieles zeigt sich da ähnlich - wenn auch die Konsequenzen nicht überall gleich sind. Von der Kaufsucht kann ich nicht sterben. Die schlimmste Konsequenz ist der finanzielle Ruin. Beim Essen wird es schon schwieriger. Und bei Drogen… ich stelle mir eine Drogensucht als einer der schwierigsten und härtesten Gegner vor. Denn du kommst immer irgendwie da ran.
 
Bei einer Kaufsucht kannst du deine Karte ab einem Minimalbetrag im Monat sperren lassen. Du gehst nur mit einer Person einen gewissen Betrag für die Woche abheben. Du kaufst nur noch mit einer Begleitung. Beim Essen ist es teilweise schwieriger. Ich achte dann vor allem auf die Produkte, die ich kaufe. Bewusst viel Gemüse und Früchte sowie Joghurt, um den Magen richtig voll zu kriegen.
 
Was Christiane F. immer wieder so treffend berichtet hat: man macht einen Entzug und möchte nur noch einmal einen Druck. Nur noch einmal - als Belohnung und um sich zu beweisen, dass man es auch ohne kann. Einmal kann doch nicht schädlich sein, und man hat es ja im Griff, wenn ein Snief pro Tag reicht bzw. man nicht jeden Tag Heroin konsumiert.
 
Ich habe mich ertappt gefühlt, und das ordentlich. Schnell denke ich: ach, nur eine Hose heute kaufen. Und morgen die Bluse. Nur noch die. Mit der liebäugele ich doch schon so lange und ich warte ja schon lange mit dem Kauf. Die habe ich mir wirklich verdient. Nur noch die. Dann räume ich den Schrank ordentlich aus und werde eine Weile nichts mehr kaufen. Der Tag heute ist ja eh nicht so toll verlaufen, lass dem Frust also doch seinen Lauf. Obwohl… heute war ein wirklich toller Tag, ich habe vieles bewältigt, ich leiste mir mal was! So geht es auch beim Essen. So war es oft beim Ritzen.
 
Das Buch ist in den Medien oft erwähnt worden und daher habe ich doch lange suchen müssen, bis ich es gefunden hatte. Und um ehrlich zu sein: so sehr mich das Buch am Anfang gepackt hat, so sehr war ich am Schluss enttäuscht.
 
Klar, dahingestellt sei nun, ob ich zu heftig mit Menschen ins Gericht gehe, weil ich ein Kontrollfreak bin, weil es bei mir auch kontrollierter zu und her gehen muss, weil ich eine gewisse Ordnung mag. Weil ich hohe Ansprüche an mich selbst stelle.
 
Was eher der Grund ist, ist wohl, dass ich ein Happy-End erwartet hätte. Und in diesem Buch geht es einfach wirklich hauptsächlich um die Zeit in der Szene von Christiane F. Sie hat wohl ein Buch „danach“ veröffentlicht, aber das werde ich  mir nicht leisten.
 
Teilweise konnte man nur ohnmächtig während dem Lesen zuschauen, wollte Verständnis aufbringen und war doch hilflos. Es ist kein einfaches Thema und ich denke, mein Wunsch wäre es gewesen, sie wäre nach dem ersten Entzug sofort clean gewesen. Aber wie so oft: Wunschdenken.
 
Es zeigt die harte Drogenrealität. Und wie knapp Christiane F. dem Tod von der Schippe gesprungen ist. Und doch kam sie von der Szene weg und landete wieder bei den „weichen Drogen“. Da bleibt die Frage, ab wann ist man wirklich clean. Dies bezeichnet jeder für sich.
 
Und ich denke, dass ist wie beim Einkaufen: komplettes Verbot bringt einen nicht weiter. Und Verlockungen in Sachen Suchtverhalten sind überall. That’s life.
 
Ich werde das Buch nicht noch einmal lesen. Wenn, dann verschenke ich es weiter. Ich persönlich war enttäuscht und wahrscheinlich war es auch zu harter Toback. Bei einem Krimi kann es auch sein, dass ich mich hilflos fühle. Aber da weiss ich, geht es um einen Krimi. Klar, es kann auch in der Realität mal vorkommen, aber schlussendlich ist und bleibt es ein Krimi und ich habe nichts damit zu tun.
 
Aber eine Biografie ist eine Lebenserzählung. Und das macht mich unheimlich traurig und ich selbst wüsste nicht, wie damit umgehen. Es zeigt einfach, wie hilflos man selbst gegenüber der Sucht steht. Wie man Hilfe möchte und doch keine Kraft hat. Und vor allem: wie es den Menschen in der Umgebung damit geht…