Ich mache in letzter Zeit leider immer öfters den gleichen Fehler: ich google bestimmte Schlagwörter und lasse mich von den Horrorgeschichten verschiedenster User mitreissen (ein echt grosser Nachteil unseres World Wide Webs!). Obwohl mir eigentlich bewusst ist, was mir gut tut und woran ich glauben sollte. Nur, weil ich meinen Körper nicht mag und ihn mehr oder weniger bestrafe, heisst es nicht, dass ich theoretisch nicht weiss, wie ich Dinge handhaben müsste. Wahrscheinlich lese ich gerade deswegen immer die schlimmsten Erfahrungen. Ich leide mit und verzweilfe. Ich falle schnell in die ewige Spirale zurück, was meistens zu Suizidgedanken und den Wunsch vom Aufgeben endet. Ich muss mich also nicht mehr mit dem Anfangsgedanken befassen. Ich weiss, wie ich mit den Todeswünschen umgehen muss. Es ist für mich einfacher, etwas dagegen zu unternehmen, als mich mit dem vorherigen, eigentlichen Problem beschäftigen zu müssen. Wie zum Beispiel bei Liebe und Nähe. Ich muss mich damit nicht mehr auseinandersetzen. Ich kenne es nicht und habe solche Angst, dass ich um Welten Suizidgedanken und ein elendes inneres Gefühl bevorzuge. Ich bin böse mit mir und habe meiner Meinung nach nichts anderes verdient. Also stehe ich wieder am gleichen Punkt mit dem Bestrafen. Tja :-/.
Wer meinen Blog kennt, weiss in der Zwischenzeit, dass es bei mir nicht an der Theorie fehlt. Wovon ich spreche?
Immer das gleiche Thema. Meine Diagnose. Und das Thema Liebe. Und jaaaa, ich habe gestern einen Riesenfehler begangen. Ich habe "Freund trotz Borderline" gegoogelt.
Ein grosser Fehler. Mir ist bewusst geworden, dass viele Menschen immer noch das Bild von den Borderlinern haben, die sich überall und ständig die Arme und Beine aufschneiden, ein Hoch und Tief nach dem anderen haben, ihre Wut nicht unter Kontrolle halten können und ansonsten die schlimmste Form von Menschen sind, die es gibt.
Ich frage mich nur: eine Magesüchtige ist das also auch. Jeder Mensch, der UNVERSCHULDET in ein psychisches Problem schlittert, hat es sich nicht ausgesucht. Ich habe da bestimmt nicht an der Kasse angestanden und nach Borderline verlangt! Auch eine Beziehung mit einer Magersüchtigen oder mit einem Alkoholkranken kann sehr schwierig und aufwändig sein. Auch die haben ihre Tiefen.
Ich musste mich echt zusammenreissen und selbst mit lesen bremsen. Denn im Grunde weiss ich es besser. Ich weiss, dass es diese und diese Arten von Borderliner gibt. Jene, die ein Leben lang nichts gegen die anhaltende Situation tun und dann die andere Art wie ich, die eine Einzeltherapie seit über zwei Jahren durchziehen und eine Selbsthifegruppe absolviert haben.
Ich habe mich seit gut einem Dreivierteljahr nicht mehr geschnitten. Und davor über achtzehn Monate. Wenn man bedenkt, dass ich Phasenweise (und da dauerte es auch nie mehr als zwei Wochen) keine drei Tage ohne ausgekommen bin, ist das eine Riesenleistung (in meinen Augen). Ich habe mich bestimmt nicht mehr als zwanzig Mal geschnitten. Und ich trage davon keine von weitem sichtbaren Narben auf der Haut mit mir herum. Man muss schon sehr genau hinschauen.
Ich bin eine zuverlässige Klientin was das Thema Therapie betrifft, arbeite meistens mit und irgendwie habe ich immer den Arsch hochgekriegt, obwohl ich den Sinn nicht immer dahinter ersehen konnte. Klar, hier veröffentliche ich teilweise sehr negative und dunkle Gedanken, aber der grosse Unterschied ist: in meinem Bekantenumfeld reisse ich mich zusammen. Spreche mich auch aus, aber nicht mit den gleichen Worten. Ich kann mich zurückhalten und immer mehr gelingt es mir, bei Treffen mit Freunden und Bekannten die Ablenkung geniessen und nutzen zu können. Ich kann Kraft für die nächste Zeit sammeln. Merke, dass ich trotz Tief fähig bin, mein Leben zu bewältigen und mich auf andere Menschen konzentrieren kann. Ich kann Leuten helfen, ihnen beistehen und so weiter. Ich bin unheimlich froh über diesen Blog, er ist eine grosse Hilfe und MEIN Ventil. Leser müssen selbst wissen, was sie sich zutrauen und was sie verarbeiten können und wollen.
Ich raste nicht mehr so (vor allem für meine Familie) unvorhergesehen aus (früher habe ich meistens mit lauterer Stimme gekonntert, weil ich vieles als Angriff auf meine Person sah, was meistens nicht gestimmt hat. Nun wissen wir alle, was los ist. Wir sind einen Schritt aufeinander zu gegangen, ich habe es meistens im Griff. Wir können sogar oft darüber lachen, wenn ich mal wieder grummeld durch die Gegend stampfe und mich dabei ertappt fühle. Es kommt höchstens drei Mal im Monat vor, früher vor ca. sechs Jahren war es fast täglich (!!!)), meine Stimmungsschwankungen sind nicht mehr so extrem und was einzig schwierig für einen Partner wäre: dass ich mich bei Problemen eher zurückziehe und aufgefordert werden muss, darüber zu reden. Dass ich in schwierigen Situationen eher zu Suizidgedanken neige und mich abkapsle. Dass Nähe und Distanz vielleicht anfangs sehr vorsichtig abgetastet werden muss. Dass ich meinen Körper nicht mag. Dass ich Zeit brauche. Viel Zeit. Und wer weiss, wenn der absolute Traummann kommt, geht vielleicht alles ganz schnell :-).
Wenn ich das so durchlese, finde ich es nicht schlimm. Etliche Leute haben sehr erstaunt reagiert, als ich von meiner Diagnose erzählt habe. Es ist so schade, lassen sich viele Menschen von Horrorgeschichten abschrecken.
Ich meine, Mein Bekanntenkreis kommt mit mir aus. Ich habe eine intakte Familie. Nie Probleme mit Arbeitgeber oder Institutionen. Also mache ich doch etwas richtig und bin nicht ein "typischer Borderliner".
Meine Angst ist, dass mich ein Mann nicht verstehen kann. Fakt ist einfach, dass man feinfühliger und sensibler ist, wenn man in der Familie oder Umfeld einen Menschen hat, der mit psychischen Problemen umgehen muss. Man hat keine Vorurteile. Das behaupte ich auch von meinem Bruder. Unsere Familie ist übergewichtig, ihm ist das Gewicht seiner zukünftigen Traumfrau egal. "Solange sie nett ist", sagt er immer. Und ich finde das unheimlich süss.
Warum also werfe ich auf der anderen Seite auch alle Menschen in einen Topf? Warum sage ich: "Mir ist egal, wenn der Mann oder die Frau mir gegenüber ein Wohlfühlbäuchlein hat" und doch gehe ich davon aus, dass Männer oberflächlich sind? Warum empfinde und beschreibe ich mich als tolerant, denke aber von anderen, dass sie diese Fähigkeit nicht immer besitzen? Ist es, weil ich keinem Menschen wirklich vertraue? So eventuelle neue Bekanntschaften von mir fernhalten will? Ich müsste mich denen auch öffnen und von mir erzählen. Das bedeutet, dass ich mich verletzbar mache.
Ich werte mich selbst ab. Dabei gibt es zig tausende andere Arbeitslose in der Schweiz, die überhaupt nichts an ihrer Situation ändern wollen. Die kriegen den Arsch nicht hoch und lassen es sich gut gehen.
Ich kämpfe. Möchte meine Situation ändern.
Auch andere Menschen haben ihre Probleme und gehen doch Partnerschaften ein. Es gibt etliche Frauen, die anstrengender als ich sind. Die aufschreien, sobald ein Nagel reist.
Ich finde mich mehrheitlich "normal". Ich bin noch nie irgendwo mit meinem Verhalten angeeckt oder bin auf ein eventuelles psychisches Problem angesprochen worden.
Warum mache ich mir also diesen Druck? Warum glaube ich dummen Worten im Internet? Ich weiss doch, dass es Menschen wie mich gibt! Die ihre Situation erkannt haben, etwas daran ändern wollen und kämpfen.
Klar, auch bei mir entstehen Missverständnisse, ich habe meine Meinung und sehe viele Dinge anders als ein kleiner Teil meiner Freundinnen. Anscheinend vor allem, was das Thema Männer und Kennenlernen betrifft. Aber da geht es auch um meine Vergangenheit, Mein Selbstwert und Selbstwertgefühl und ich muss STOPP sagen, denn jeder Mensch hat seine eigenen Ansichten. Überall entstehen Missverständnisse. Zugegeben, ich und Mon Amour sind vor 2009 in etliche kleine Streitereien gerutscht, weil wir uns nicht klar geäussert und ausgesprochen haben. Aber wir haben es immer mehr im Griff, ich fresse Fragen und Bemerkungen nicht in mich hinein und es platzt somit auch nicht zusammenhangslos (für den Gegenüber) aus mir heraus, weil ich den Gedanken nicht mehr ertragen kann. Es hat sich viel geändert und doch denke ich, dass viele andere Menschen da draussen dieses "in sich hineifressen" kennen. Ich stehe da also nicht alleine mit da.
Dies muss ich mir immer wieder sagen.
Und doch frage ich mich, ob ich Liebe verdient habe? Ob ich es bewältigen werde, eine ewige Beziehung aufrecht zu erhalten? Was ich dazu benötige? Eigentlich "nur" einen einfühlsamen und geduldigen Mann.
Ich möchte niemanden verlezten. Vor allem keinen Mann. Und doch muss ich diese Verantwortung abgeben und mir sagen, dass der Typ alt genug ist, um zu wissen, was er da tut. Wenn ich beim Kennenlernen ehrlich bin und von Anfang (naja, so von anfang an auch wieder nicht ;-)) mit offenen Karten spiele, liegt es bei ihm, ob er diese Herausforderung eingehen will, oder nicht.
Ja, es geht immer noch um diesen Typen. Er hat die gleichen Hobbies wie ich, vor allem autofahren und Musik :-). Ich meine, es ist sonst schon ungewöhnlich genug, dass ich gerne mit Baby Jane durch die Gegend cruise!
Und doch traue ich mich nicht, eine einfache, unverbindliche Antwort zu schreiben. Ich denke zu weit voraus. Habe Panik davor, über mich und mein Leben berichten zu müssen (warhscheinlich eher über das grosse Schamgefühl, welches mich überrollen wird und vor allem habe ich Panik vor der Reaktion des Gegenübers). Ehrlich zu sein, meine Schwächen aufzeigen, mich verletztbar und angreifbar zu machen...
Und ja, einfach ein Objekt der Begierde zu sein, weil ich moppelig bin. Schon krass, ansonsten sagen dass doch nur VIP's oder sehr hübsche, schlanke Frauen ;-D. Ich will einfach nicht ein Test für Männer sein, die wissen wollen, wie sich dicke Frauen anfühlen. Und ich kann auch nicht einen grossen Busen und Po bieten, wie jeder Mann denkt und meint, wenn er von einer moppeligen Frau hört.
Und ja, einfach ein Objekt der Begierde zu sein, weil ich moppelig bin. Schon krass, ansonsten sagen dass doch nur VIP's oder sehr hübsche, schlanke Frauen ;-D. Ich will einfach nicht ein Test für Männer sein, die wissen wollen, wie sich dicke Frauen anfühlen. Und ich kann auch nicht einen grossen Busen und Po bieten, wie jeder Mann denkt und meint, wenn er von einer moppeligen Frau hört.
Ich habe nur im Kopf: du musst erzählen, dass du arbeitslos bist, keine vollwertige Frau, dich selbst hasst, viel Zeit, Geduld und Verständnis benötigst und obendrein noch Borderline mit zu deiner Persönlichkeit gehört.
Eine andere Stimme meint: du bist doch gar nicht so schlimm. Guck dir die Leute bei Britt an. Da gibt es schlimmere Exemplare!
Ich will doch niemanden zerstören...
Bis jetzt hat dir das noch nie jemand vorgeworfen. Es ist nur dein Glaubenssatz, ein dummer Gedanke...
Aber...
Wisst ihr, worauf ich hinauswill? Ich glaube, ich spreche das mal bei der Therapeutin an. Ich bin doch nicht wirklich so schlimm, oder?
*grübel*......
*grübel*......