Ich bin langsam am Punkt angekommen, wo ich merke, dass es
nicht mehr nur locker flockig von der Hüfte geht. Ich komme dorthin, wo
eigentlich das Verliebtsein meine Handlungen übernehmen müsste, aber ich
unterdrücke dies gekonnt. Denn dann müsste ich loslassen und mich mit
aufkommenden Ängsten und Grübeleien auseinandersetzen. Und da bin ich in den
letzten Jahren einfach extrem vorsichtig geworden.
Ich möchte mich nicht mit mir auseinandersetzen müssen. Vor
allem, da ich einfach doch nicht ganz genau weiss, woran ich bei Puma bin.
Obwohl ich doch finde, dass er mich bestimmt einfach sehr gern hat. Aber hat
man nicht schnell jemanden sehr gern? Mich mal ausgenommen. Ich finde Menschen
schnell sympathisch oder halt doch nicht so das wahre. Aber jemanden richtig
gerne bekommen… dauert bei mir doch ein paar Monate mehr.
Okay, dass ich mir doch mehr vorstellen könnte, merkte ich
daran, dass ich Parfum auflegte. Natürlich nicht direkt vor dem Spiel - nee
nee, da plant Frau gekonnter ;-p. Ich habe es bestimmt drei Stunden vor dem
Sport aufgetragen, sodass es sich noch ein wenig verteilen und auch verblassen
konnte. Er hatte es ja so lecker gefunden und mich sogar darauf angesprochen,
dass ich so gut riechen würde… und ja, natürlich sprühe ich mich nun gerne nur
für ihn ein :-).
Ich war die erste und wartete auf den Rest. Er und ein
weiterer Plauschkollege kamen als nächstes und schon von weitem merkte ich,
dass da etwas in meinem Bauch losfliegen wollte, ich es aber runterschluckte.
Es war alles ganz okay und ja, während die starken Männer die Pfosten
heraustrugen, wärmte ich mich dann mit Würfen in den Basketballkorb alleine auf
- bis er sich zu mir gesellte. Wir machten eine Wette daraus, wer zuerst traf
und wärmten uns dann gemeinsam auf. Natürlich verbockte ich es ordentlich, es
wollte nicht so wirklich. Peinlich, peinlich. Naja, bei ihm lief es wohl auch
nicht so, wie er es wollte. Das haben wir eindeutig schon besser hinbekommen.
Es ging ans Smashen. Und dort machte ich beim Anlauf eine
blöde Bewegung. Jedenfalls machte es ordentlich „crack“, als ich den
Anlaufsprung machte und meine untere Fusssohle begann zu motzen. Na toll. Ich
biss die Zähne zusammen. Waren ja nur drei gegen drei, da konnte ich nicht
einfach fehlen. Zudem spielte ich mit Puma und Lauras Vater in einem Team und
ja, die Jungs hatten es drauf. Bei mir lief es irgendwie immer schlechter und
doch - ich genoss die Blicke, die Handschläge und er lag wieder so oft auf dem
Boden von seinen Hechteinsätzen, dass ich ihm regelmässig beim Aufstehen half. Und
wie es der Zufall so wollte, knallten wir teilweise aufeinander. Es war
wirklich ein paar Mal haarscharf. Aber naja, so kam es auch mal zum
Körperkontakt, als er mich aus seiner Schusszone „retten“ wollte und einfach an
den Schultern sachte wegdrückte.
Ich meinte nur, dass ich noch nicht wirklich im Spiel sei.
Dass mein Motörli noch nicht richtig arbeiten würde (und klopfte mir dabei auf
das Herz). Er meinte nur: „bi mir pumpets ordentlich, flatteret richtig!“ Jaja,
innerlich schmachtete ich dahin und dachte mir, ob das eine Anspielung sei oder
ob er einfach freundschaftlich einen Spruch gebracht hatte (und ich als Frau es
natürlich missverstanden habe…).
Das Spiel war dann zu Ende und ich zog mich um. Als ich aus
der Halle kam, sass er bereits da auf der Steinmauer und meinte zu mir, dass er
wie selbstverständlich davon ausginge, dass ich ihn kurz mit an den Bahnhof
nehmen würde. Ich nickte nur und lächelte. Er schaute meine Trinkflasche an und
meinte, ob er einen Schluck haben könne. Ich stutzte. Im Nachhinein könnte ich
mich dafür ohrfeigen… meines Erachtens habe ich einen Tick zu lange gezögert.
Aber was sollte ich auch sagen? In meinem Kopf kommen dann
sofort die Gedanken, dass man nicht mit jedem seine Trinkflasche teilt. Also
für mich hat das doch eher an Bedeutung. Und wenn man ehrlich ist: man tauscht
den Speichel, fast so, als würde man sich küssen. Klar, mit engen Kolleginnen
und meiner Familie habe ich auch schon eine Trinkflasche geteilt… aber da bin
ich eher heikel. Ich mag es gar nicht, wenn jemand mit seiner Gabel in meinen
Teller kommt oder mir von seinem Teller mit seiner Gabel in mein Geschirr
schöpfen möchte. Da bin ich einfach eigen. Und ja, bei mir ging sofort der
Gedanke durch den Kopf, ob es ihn nicht grauen würde, die Trinkflasche mit mir
zu teilen. Aber vielleicht denken da Menschen nicht so, wie ich. Vielleicht
dachte er einfach: Durst. Und: Flasche bei zambrottagirlie gesichtet - einfach
mal fragen.
Nicht falsch verstehen, ich verurteile damit eigentlich eher
mich. Ich denke mir dann, ob sich der Mensch nicht davor graust, etwas zu
nehmen, was ich vorher bei mir oder im Mund hatte. Weil mein Selbstwertgefühl
und mein Selbsthass da ein weinig eigen arbeiten, aber was soll ich mich
wiederholen.
Fakt ist, dass er dann sofort meinte, dass er auch reingehen
und vom Wasserhahn trinken könne, es sei kein Problem. Ich schüttelte natürlich
sofort den Kopf und reichte sie ihm. Und ja, es ist eine Trinkflasche, welche
halt ein kleines, feines Rohr hat. An dem muss man saugen und ja, seine Zunge
muss man auch irgendwohin platzieren… ja, jedenfalls erhielt ich die Flasche
dann irgendwann einmal wieder und nuckelte dann natürlich auch daran. Im Auto
stellte ich sie ihm so hin, dass er sie locker greifen konnte, indem er seinen
Arm auf die Rückbank streckte und meinte, er könne sich die Flasche ungeniert
noch einmal schnappen, es sei kein Problem. Was er dann während der Fahrt tat
:-).
Naja… zambrottagirlie dachte sich dann, dass sie mal eine
Grundlage bieten könne. Einfach mal ein wenig anstupsen, vielleicht einen
Anstoss starten. Ich hatte ihn ja einmal bei diesem Bahnhof abgeholt, weil ich
zum Abendessen beim Arbeitsmutti eingeladen war. Er hatte dort gemeint, dass er
einen Kebab gegessen hatte. Von diesem Dönerladen habe ich auch schon gehört
und ja, ich dachte mir, ich versuche es einfach mal ungezwungen. Wir liefen,
nachdem er mir die Trinkflasche zurückgegeben und ich daraus getrunken hatte,
zu meinem Auto. Ich musste mich höllisch auf die Treppenstufen konzentrieren
und dachte mir trotzdem: jetzt oder nie zambrottagirlie. Ich meinte einfach
locker (bzw. versuchte mich locker zu geben) zu ihm, dass ich es immer noch
nicht geschafft hätte, einen Kebab probieren zu gehen. Er lachte nur und lief
neben mir. Und ja, es fühlte sich stimmig an. Er ist - so glaube ich - einen
Ticken grösser wie ich. Aber nur minimal. Und doch ein Kasten an Mann, bei dem
man sich in der Näher wohl und behütet fühlt. Er ist nicht dick, aber doch eher
ein starker, kräftiger und kastiger Mann. Was mir gefällt. Und ja, auch schon
hatte ich ihn beim Handabklatschen im Volleyball vor mir und die Aussicht auf
Schulter und Rücken hat mir gefallen. Und sie liegt ein wenig Oberhalb von
meinem „geraden Blick“ ;-).
Fakt ist: ich habe mich neben diesem Mann wohl gefühlt, als
wir die Treppen nebeneinander runtertippelten. Und ja, es stört mich, dass er
raucht - auf der anderen Seite macht es mir jetzt auch nicht sooo viel aus. Er
stinkt nicht lange nach Rauch und mein Onkel raucht ja und bei dem ist das so
in der Kleidung teilweise festgesetzt. Es ist bei Puma irgendwie ganz anders.
Und wenn wir ehrlich sind: wie viele Menschen rauchen und hören dann auf… so
war es auch bei Muddi und Babbo.
Als er lachte, dachte ich mir: und jetzt Vollgas. Du hast
nichts zu verlieren, zambrottagirlie. Daraus kann man nichts Eindeutiges
schliessen. So meinte ich weiter, dass ich ihn wohl mal wieder bei diesem
Bahnhof aufladen werde, zuerst aber einen Kebab esse. Er war einen Moment lang
still. In meinen Augen einen Moment zu lange, wahrscheinlich, weil ich sowieso auf die eine
Antwort wartete und innerlich so angespannt war. Er nickte, lächelte und meinte
dann, dass er sich dann, wenn es soweit seit, einfach anschliessen würde.
Okay… dachte ich mir. Hoffte mir, dass noch etwas mehr
kommen würde ("okay, ich begleite dich, wann?" oder so...), aber in diesem Moment war ich einfach froh darüber und dachte
schon an meine nächste Hürde. Ich hatte irgendwie gehofft, dass er von sich aus
sagen würde, wann wie und wo. Dass man dies sofort fixen könne. Auf der anderen
Seite war da plötzlich der Kritiker anwesend. Er versuchte mir so ein
schlechtes Gefühl einzureden. Meinte zu mir, ob ich mir das wirklich vorstellen
könne. Ob ich mich wirklich diesem Mann nähern möchte. Ob ich bereit wäre, mich
einem Mann zu öffnen. Ich solle meine Augen öffnen. Ob dies nicht alles
Hirngespinste seien. Der Kritiker schrie schon fast: "mal ehrlich
zambrottagirlie, meinst du wirklich, du wirst jemals so weit sein? Denk an
deine Vergangenheit, dein Handicap, dies, jenes und das…!"
Dazu kam, dass er mir während der Fahrt eher wortkarg
schien. Ich wusste nicht, was ich ihn fragen sollte oder durfte. Er erzählte
dann schon etwas, aber eben, im Vergleich zu sonst schien er mir wirklich eher
wortkarg. Obwohl er dann doch auch einen süssen Spruch brachte, als ich meinte, dass es heute wohl einfach nicht mein Abend gewesen sei - ich hätte schon besser gespielt. Er meinte dann, dass er eh das Gefühl gehabt hätte, es sei ein wenig komische Luft in dieser Halle gewesen. Und irgendwie sei er gar nicht richtig anwesend gewesen, schon fast geflasht. Er lenkte mich damit ab und brachte mich immerhin zum Lachen. Und innerlich dachte ich mir: geflasht - wegen mir :-)? Sprach aber aus: "Was hast du vor dem Volleyball gegessen? Das gleiche mache ich nächstes Mal auch!" Er erwiderte lachend, dass es keine Drogen gewesen seien, aber Pizza.
Aber eben, im grossen und ganzen schien es mir, als sei er eher wortkarg und auch hatte ich das Bauchgefühl, er sei sehr angespannt. Na super, dachte ich mir und der Kritiker bestätigte es
sofort. Das Beste passierte dann, als ein Lied auf meinem Display aufplopte.
Ich habe Alben im Housebereich sowie einfach auch andere Lieder aus jeder
Musikrichtung auf meiner Speicherkarte. Und einzelne Lieder habe ich mit einem
Bild hinterlegt. Also Lieder, als ich noch fleissiger beim Sortieren und
Abspeichern war. Da müsste ich echt wieder mal dran. Aber eben, in einer Zeit,
wo ich all diese Housealben gefunden habe, habe ich einfach nur noch
rüberkopiert :-). Naja, wie es der Zufall so wollte, kam genau ein Lied, wo ich
mit den Chippendales zu sehen war… Ich wurde knallrot und schrie innerlich los.
Schüttelte meinen Kopf und wäre am liebsten im Boden versunken.
„Na suuuuper! Toll gemacht, zambrottagirlie!“, dachte ich
mir und mir war es wirklich unangenehm. Er ist nicht dick, nein. Puma ist ein
ganz normaler Mann mit minimalem Bauchansatz. Wie 80 Prozent der Männer. Aber
halt auch kein eher trainierter Mann mit definierten Muskeln, wie viele junge
Menschen heutzutage. Und ja, ich selbst fühle mich ja auch wohl mit meinen
Kilos und weiss halt doch, wie es mich teilweise nerven kann, erwarten alle
dieses Frauenbild. Vielleicht geht es ihm gleich, einfach halt aus Sicht eines
Mannes. Ich weiss nicht, ob er eifersüchtig war oder ob ihm einfach die Musik
nicht passte (ich tippe ja auf ersteres ;-p). Er meinte nur: „Wo hast du deine
tolle Housemusik? Wohin muss ich drücken?“
Jaja, ich schmunzelte nur und zeigte ihm den Ordner. Er
suchte sich etwas aus und schien zufrieden zu sein. Auch während dem Spiel war
mir aufgefallen, dass er eher um mich besorgt war. Einmal hatte der Mitspieler,
mit dem ich mich teilweise mit Sprüchen necke (der aber eine Freundin hat und
ich lange die Befürchtung hatte, Puma könnte es falsch verstehen) echt ein paar
gute Anspielsmashes nacheinander geschafft. Und ja, einer war irgendwie so blöd
und sah hart und gefährlich bei meiner Abnahme aus. Fast so, als wäre
dieser Ball ganz scharf auf meine Arme geprallt. Sofort meinte Puma zum
Mitspieler rüber, dass er nun bitte einen Gang zärtlicher Spielen solle. Ich
persönlich schwebte natürlich sofort auf Wolke sieben. Aber eben, vielleicht
war es auch sonst einfach ein Spruch, wobei Puma während dem Spiel ein weiteres
Mal zu mir meinte, ich solle ruhig durchatmen, als mir zwei Bälle richtig
misslangen und ich mich ordentlich aufregte.
Zurück zur Autofahrt. Diese peinliche Sache hätte nicht sein
sollen. Aber irgendwann waren wir am Bahnhof und ich weiss nicht, ob er einfach
etwas wiedergutmachen oder Zeit gewinnen wollte. Ich habe einfach wie das
Gefühl, dass er etwas sagen möchte, sich aber nicht getraut. Aber eben, es ist
einfach mein Bauchgefühl. Vielleicht bilde ich es mir auch ein. Er lachte und
zeigte auf meinen Volleyball, den ich von Laura geschenkt erhalten habe und als
Schlüsselanhänger meinen Schlüsselbund verziert. Dann zeigte er auf den seinen
und ich freute mich für ihn mit, hatte seine Bestellung geklappt. Er wünschte
mir eine gute Heimfahrt eine gute Nacht und reichte mir seine Hand. Ich nahm sie
und meinen ganzen Mut zusammen und schaute ihm einfach tief in die Augen und
meinte zusätzlich noch: „Au dir und schlaf guet.“ Er schien Freude zu haben und
meinte ebenfalls „Schlaf guet“ zu mir und stieg aus. Ich hoffte darauf, dass er
sich wie letzte Woche wieder im Fenster runterbeugte und mir zuwinkte… aber er
schien keine Anstalten zu machen. Ich fuhr los und war verwirrt. Okay,
vielleicht war ich auch wieder zu schnell abgedüst… gar nicht so unvorstellbar,
so, wie ich mich kenne ;-p.
Ja, ich war verwirrt über mich selbst. Innerlich wollte ich
mich freuen, es akzeptieren und ja, ich weiss doch selbst, wie ich noch vor
wenigen Jahren in Sachen Männern war… aber ich kann es nicht zulassen. Da kommt
mein Kritiker, meine Angst und meine Grübelei einfach zackartig zum Vorschein.
Das ist so eine Sache mit dem Sich-Fallen-Lassen.
Weiter einfach laufen lassen? In die Freundschaftsfalle
tappen oder ist da schon von Vorneherein gar nicht mehr von ihm? Weiterhin als
Frau die Initiative ergreifen (ist er vielleicht wirklich so schüchtern?) oder
sich nicht mehr peinlich machen, indem man einem Mann hinterherrennt, der
nichts von einem möchte?
Ja, er könnte schüchtern sein. Er hat da etwas angedeutet,
als wir es vom Alkohol hatten. Ich trinke ja bekanntlich keinen, mag es nicht
wirklich (ausser mal Limoncello im Sommer). Und ich weiss ja, dass ich selbst
mich auch als schüchtern bezeichne, aber mittlerweile doch normal mit dem
anderen Geschlecht sprechen kann. Vielleicht ist er ein zambrottaboy in dieser
Hinsicht… wer weiss?
Mal schauen, wie es weiterläuft. Falls ich mit meinen Fuss
spielen kann. Ist doch eher schmerzhaft und ich salbe aktuell fleissig und
halte den Fuss warm…