An einem Samstag vor ein paar Wochen war es so
weit: ich nahm an der Hochzeit des launischen Mitarbeiters teil. Ich weiss auch
nicht warum. Wahrscheinlich, weil mich gewisse Damen im Geschäft überredet
haben. Oder vielleicht war da auch die Hoffnung, den gewissen Mitarbeiter
wieder zu sehen, obwohl die Angst doch wuchs, umso näher der Tag kam.
Ich bin einfach nicht so der Hochzeitstyp. Und
dies noch als Frau, fällt halt schon auf. Aber es ist einfach nichts für mich.
Die Liebe, welche zwischen zwei Menschen gefeiert wird, die Menschenmasse, das
Ambiente… Hat ja nichts mit Neid zu tun. Es gibt einfach Menschen, die sind für
das nicht gemacht. Und ich gehöre wohl dazu. Oder bin von meinen bisherigen
italienischen Hochzeiten geprägt :-).
Schlussendlich war ich dann auch froh, war ich mit
meiner Frauengruppe lediglich für den Apéro eingeladen, weitere Mitarbeiter und
Hochzeitsgäste waren dann für das Essen an einem anderen Ort eingeladen. Die
Hochzeit an sich war wirklich sehr schön und auch ging es nicht so lange, aber
für mich stimmte der Aufbruch nach dem Apéro. Als wir dem Brautpaar
gratulierten, haute es mich dann doch aus den Socken, als der Bräutigam (also
der launische Mitarbeiter ;-)) zu mir meinte: „Hat mich wirklich sehr gefreut,
bist du auch noch gekommen, zambrottagirlie! Schön!“ Ich stand natürlich da,
gab mein strahlendes Lächeln und im Nachhinein hoffte ich einfach, es war nicht
so gemeint, wie ich im ersten Moment gedacht hatte, haha! Und wenn die Damen
auch etwas gesagt haben, schlussendlich ist es ja für alle Beteiligten gut
gegangen. Denn ich habe ihnen schon anvertraut, dass ich mir beim launischen
Mitarbeiter nicht wirklich sicher bin, was er von bestimmten Mitarbeitern -
unter anderem auch mich - hält (weil er halt so launisch ist). Die Damen haben
mir aber versichert, dass er zu fast allen so sei und ich ihn anscheinend in
einer Situation mal ordentlich beeindruckt hätte, weil ich einem Mitarbeiter
Paroli gebietet habe, als der mit wirklich dummen Sprüchen um die Ecke kam. Ich
kann eben auch anders und anscheinend hat das doch Eindruck hinterlassen ;-p.
Aber jetzt zur Kernsache dieses Eintrages. Ja, es
ist jetzt schon bald drei Wochen her und irgendwie verarbeite ich es immer
noch. Eine Seite von mir sagt, dass ich es einfach als das abhaken soll, was es
war. Okay, beruhigend in vielen Befürchtungen meinerseits und gut ist. Der
andere Teil aber schreit immer wieder: siehst du! Und da auch wieder! Und in
dieser Situation erst recht!
Ich bin wieder fast da angelangt, wo ich nicht
hinwollte: gefangen in der Grübelei. Vorschnelle Erkenntnisse oder doch einfach
klärende Punkte - gemischt mit vielen Sehnsüchten, schönen Tagträumen und doch
wieder selbstzerstörerischen Worten. Und niemandem kann ich mich da wirklich
anvertrauen. Und schriftlich kann ich bestimmten, wie nahe ich es an mich
heranlasse und wie weit es gehen darf. Wie oft ich drum rum rede und was ich
überhaupt erwähnen möchte. Daher auch wieder die ellenlange Einleitung ;-).
Schon nur die Vorbereitungen haben mich ein wenig
unsicher gemacht. Nichts wollte wirklich, wie ich es wollte und schlecht
geschlafen hatte ich auch. Ich trug ein eigentlich schönes Kleid, aber
irgendwie fühlte ich mich auch nicht so wohl. Es ist ein wirklich einfaches,
luftiges Sommerkleidchen - und ich besitze es in den Farben weiss, mint und
zartrosé. Ich habe mich für das Exemplar in Rosé entschieden und mich
dementsprechend geschminkt. Das Kleid hat kürzere Ärmel, welche über die
Schultern passen und ist bis unter die Brust hin noch schön gerafft. Ab da geht
es in einer leichten A-Form bis zu den Knien auseinander und ist von schönem,
flatterigem Stoff. Etwas oberhalb des Steinbeins kann man noch eine Schlaufe binden.
Ich durfte den heissen Schlitten meines Bruders
ausleihen und ging dann eine Dame nach der anderen abholen. Dies die ganze Zeit
mit flatterigem Gefühl in der Magengegend und dem Impuls, einfach nicht dort
aufzukreuzen. Wir waren dann einer der ersten und so hiess es warten. Und ich
weiss nicht, irgendwie versteckte sich mein Ich immer mehr in mir selbst und
ich nahm alles wirklich nur noch als Beobachterin von aussen wahr. Und ich
weiss nicht, warum, aber ständig war da dieser Gedanke, ob er nun auch kommt
oder nicht. Und die Hoffnung, dass er doch nicht kommt und dann wieder doch erscheint.
Ich weiss, Frauen soll einer verstehen -.-.
Das Lustige war, dass ich am Vorabend so eine
gewisse Szene im TV gesehen hatte. Wie ein Mann eine Frau gesehen hat, die auf
ihn zukam. Ich weiss leider nicht, ob er so oder so schon in sie verschossen war
oder ob er sich genau in diesem Moment in sie verliebt hat. Jedenfalls stand
ich also da - sowieso schon nicht ganz bei mir selbst - und stellte mir vor,
wie der gewisse Mitarbeiter mich wohl in diesem Kleid sehen würde… ich weiss,
wirklich zum schämen - aber an diesem Tag machten mir alle Komplimente, wie gut
ich aussehen würde. Zwar wird mir immer wieder gesagt, dass ich mich gut
anziehe, obwohl ich ein paar Kilo mehr auf den Hüften habe, aber an diesem Tag
war es schon ein wenig extremer. Und ja, Frau wäre natürlich nicht abgeneigt,
wenn ein gewisse Mann sie mit gewissen Augen sehen würde… Naja, bis ich den
gewissen Mitarbeiter dann wirklich erblickte. Es gab kein zurück mehr. Er war
also definitiv da. Und ich wusste definitiv nicht, was tun. Gaffen? So tun, als
hätte ich ihn noch gar nicht erblickt? Hatte er mich schon gesehen? Ich
entschied mich dafür, bei einem angeregten Gespräch mit der Mitarbeiterin
rechts von mir mitzumachen. Und unterdrückte meine Ängste. Ängste, die ich
einfach immer wieder runterschlucke. Vor allem, dass sich Dinge zwischen uns
geändert haben könnten. Weil er im Gesamten doch acht Monate weg ist und ich
ihn an diesem Tag seit fünf Monaten nicht mehr gesehen und wirklich minimal
schriftlichen Kontakt mit ihm hatte. Weil es vor seiner Abwesenheit nicht
wirklich rundgelaufen war. Er hatte viel Stress, weil sein Vorgesetzter für
längere Zeit ausgefallen war. Ich hatte meine OP anfangs Jahr und auch keinen
wirklich guten Start. Und dann gab es ja auch sonst noch bei mir eine kleine Enttäuschung
von mir wegen ihm und irgendwie war es wohl für beide einfach zu viel.
Geschäftlich, wie privat. Und natürlich habe ich mich an seinem letzten Tag
bewusst nicht von ihm verabschiedet und danach schon ein wenig Bammel, dass
alles anders sein würde.
Und ja, jetzt muss ich halt doch ein wenig
ausholen. Natürlich fällt für mich sehr viel an Wertschätzung weg, wenn er
nicht da ist. Ich weiss, man sollte sich nie an einen bestimmten Mann
festnageln bzw. -klammern und ich bin ja eigentlich nicht so: Ich hasse es,
mich von jemandem abhängig zu fühlen. Vor allem, wenn ich mir jahrelang seit
frühester Kindheit keinen körperlichen Kontakt mit Männern (und Menschen im
Allgemeinen) kaum bis gar nicht vorstellen konnte. Sogar meine Familie kann
mich nach wie vor kaum in den Arm nehmen. Ich weiss nicht, aber es verschliesst
sich alles in mir, sobald mir jemand zu nahe kommen möchte.
Dies hat sich im Verlauf der letzten zwei Jahre
geändert. Und ja, da spielt der gewisse Mitarbeiter unter Umständen doch eine
sehr wichtige Rolle. Klar, auch im Allgemeinen habe ich zwischenmenschlich sehr
viel lernen können in der letzten Zeit, aber Berührungen durch einen Mann sind
wirklich durch ihn eher vorstellbar für mich geworden. Ich meine, was sagt man
einem Teenie, dem gesagt wird, dass sie gut aussieht und doch kein Mann mehr
von ihr möchte? Die Selbstzweifel werden grösser. Und die Abneigung gegen sich
selbst und gegenüber Berührungen durch Dritte wächst von Tag zu Tag. Es ändert
sich nichts und irgendwann glaubt man als junge, erwachsene Frau selbst daran,
dass es an einem selbst liegt. Es sei dann dahingestellt, ob dies Menschen um
dich herum spüren können. Ich halte nichts von diesem Glaubenssatz, dass diese
das so wahrnehmen und dich darum nicht berühren. Denn gegen Aussen bin ich
wirklich ganz normal und angepasst. Diese Kämpfe spielen sich innerlich ab. Und
ich meine, den gewissen Mitarbeiter und andere Menschen um mich herum hindert
es nicht daran, die Nähe zu mir zu suchen. Somit spielt der gewisse Mitarbeiter
in Sachen körperliche Nähe zu einem Mann zulassen können doch eine sehr
wichtige Rolle. Er war es, welcher mich stutzig gemacht hat mit seinen
zufälligen Berührungen. Aber durch ihn habe ich auch gelernt, es wieder
vermehrt zulassen zu können. Vor allem, da er ein Mann ist und ich bis dato das
wirklich nie bis kaum kennen lernen durfte. Abgesehen von einem guten Kollegen
oder der Familie. Andere würden sagen, die Gefahr liegt darin, dass ich noch
nie eine andere Erfahrung gemacht habe, um Vergleiche ziehen zu können. Um
erkennen zu können, dass alle Männer so sind. Von dem her war und bin ich immer
noch sehr vorsichtig in den Interpretationen durch seine Handlungen. Und doch
gibt es einige Aktionen, die ich einfach doch anders bewerten kann, weil sie
anders sind. Und weil ich auch an diesem Samstag die einte oder andere
Situation wahrgenommen habe. Und wer mich kennt, weiss, wie selbstkritisch ich
bin und wie ich diese Situationen versuche, so platonisch und unspektakulär wie
möglich zu halten. Ich wollte mir diese zufälligen Berührungen und Blicke auch
lange nicht selbst ein- und zugestehen.
Und ich schätze ihn wirklich nicht so ein, als
würde er dies bei jeder Frau so machen, um sie ein wenig herauszufordern bzw.
etwas herauskitzeln zu wollen. Da müsste er echt eine sehr gute Maske vorweisen
können.
Was wollte ich mit dieser langen Einleitung,
abgesehen von Zeit gewinnen ;-)? Mir ist einfach wichtig, dass ich die letzten
Monate ein wenig weg von diesen Grübeleien gekommen bin. Was macht er? Warum
macht er jetzt genau das? Warum verhält er sich so und warum begreife ich ihn
jetzt gar nicht mehr? Und natürlich hatte das Auswirkungen auf mich und mein
Handeln selbst. Es war wirklich anstrengend und irgendwie hatte ich die letzten
Monate ein wenig Ruhe - bis zu dieser Hochzeit.
Es hat vieles aufgewirbelt. Viele böse Gedanken,
welche meine Einschätzungen zu einer Situation angreifen und niedermachen
wollten. Selbstzweifel also, ob es wirklich so war oder ob ich einfach einen
Tunnelblick hatte, obwohl ich mich wirklich lange vor diesen Grübeleien
geschützt und diesen Aktionen seinerseits keine grosse Gewichtung zugeschrieben
habe. Ich habe oft von ihm geträumt in den letzten Wochen und auch sonst stehe
ich an dieser Grenze, ob ich ihn einfach nur gut finde, abwarten möchte oder
dabei bin, mich zu verlieben.
Und es gibt bei Frauen ja eine solche Sache à la
„Intuition“ bzw. Sensibilität. Und ich würde mich schon so beschreiben, dass
ich da gewisse Gedanken und Schwingungen von Menschen eher und schneller
wahrnehme, wie andere. Und es gibt da einfach ein paar Menschen im Geschäft,
bei denen ist mir ganz mulmig. Und meine Erfahrung ist, dass sich Intuitionen
und Gedanken von mir meist als wahr entpuppen. Da ist einmal seine Vertretung,
welche ich am Anfang eher kritisch beobachtet habe. Mittlerweile haben wir das
grösste Gaudi miteinander, ich finde sie einfach genial. Und wir lachen viel
zusammen. Es gab einfach eine Situation, die mich stutzig machte. Anscheinend
ist ihr früh etwas über mich erzählt worden, wo dann vielerorts bestätigt
worden ist von Mitarbeitern. Und auch sonst bin ich mal die Treppe hoch und
habe beide angetroffen (sie und den gewissen Mitarbeiter). Natürlich habe ich
gegrüsst und gegrinst, aber alles ein wenig verhalten (ich möchte mich nicht
wiederholen, man kann dies alles nachlesen in früheren Beiträgen, war anfangs
Jahr und ich war noch gezeichnet von meiner OP). An diesem Morgen habe ich sie
dann ein weiteres Mal alleine angetroffen und war auf dem Weg nach unten. Sie
hat mir freundlich zugelächelt und ich hatte plötzlich das Gefühl, dass ihr
Gedanke einfach war, dass man spüren und sehen kann, dass ich und der gewisse
Mitarbeiter es gut haben. Vielleicht zu gut miteinander bzw. uns gegenseitig
„knorke“ finden. Ich weiss, dumm und naiv. Aber ich habe gelernt, auf meine
Stimmen zu hören. Denn oft bewahrheiten sie sich halt schon.
Dann gibt es den launischen Mitarbeiter - leider.
Der ist mir irgendwie nicht wirklich recht. Sie haben im Verlauf des letzten
Jahres den Kontakt untereinander intensiviert und ich glaube, den Grund zu
kennen. Bleibt aber geheim. Der gewisse Mitarbeiter hat auch ein paar Mal
betont, dass er mit dem launischen Mitarbeiter ein paar ernste Gespräche hatte
und das es schon noch spannend sei, was man so alles erfährt, wenn man ein Arbeitsgspänli
privat kennen lernt. Naja, ich glaube schon, dass der gewisse Mitarbeiter vom
launischen Mitarbeiter vieles erfahren hat. Und natürlich befürchte ich, dass
dann dieser sich auch zu öffnen begonnen hat. Ich weiss ja nicht, wie es Männer
da so handhaben ;-p. Aber es gab doch ein paar Aktionen, in denen ich mich vom
launischen Mitarbeiter beobachtet gefühlt habe. Vor allem vergesse ich nicht
mehr dieses Starren seinerseits am Weihnachtsessen, als ich immer mal wieder
verstohlen zum gewissen Mitarbeiter hinsah und ihn von einem anderen Winkel des
Tisches „zögerlich anschmachtete“.
Den launischen Mitarbeiter muss man wirklich
nehmen, wie er ist. Und ja, nicht nur ich sehe ihn als launisch. Ob ihm das
auffällt oder die Damen ihm gesagt hat, was ich so für Zweifel ihm gegenüber
habe, ich weiss es nicht. Wenn es dazu beiträgt, dass er sich über meinen
Besuch bei seiner Hochzeit freut à
nur zu! Und den Vogel haben wir heute abgeschossen, als ich in der Kaffeepause
bei der Kaffeemaschine stand und er sein Geschirr abwusch und plötzlich einfach
zu mir meinte (und das hat er wirklich noch nie gemacht ;-D): „Und dir geht es
gut, zambrottagirlie?“.
Dann gibt es noch zwei Damen, welche ich als
Lehrtöchter in diesem Betrieb kennen gelernt habe. Es gab ein paar private
Treffen und eins, zwei Situationen, in der mir vor allem die einte so erschien,
als würde sie ein wenig genauer beobachten und würden ihr ein paar Aktionen
auffallen.
Die Dritte im Bunde erwähne ich nun mal nicht.
Diese kommt später in diesem Beitrag zum Zug. Müsste nun mal weiter machen :-).
Wo war ich… irgendwo bei einer Filmszene.
Natürlich hoffte ich, würde ich auf irgend eine positive Art und Weise Eindruck
bei ihm schinden. Ich blieb bei meinem angeregten Gespräch und plötzlich kam
die einte Mitarbeiterin von links und er von der rechten Seite aus. Ich
begrüsste natürlich zuerst die Dame :-). Und dann stand er plötzlich vor mir.
Und ich weiss nicht, ich vergesse so viele Situationen mit ihm, wenn ich mit
einem Blick oder längeren Berührung konfrontiert werde. Ich kann mich dann kaum
an etwas erinnern. Vor allem, wenn er mich dann noch so nahe berührt. Wie ein
Blackout…
Er stand vor mir und gab mir seine Hand. Wir
blickten uns noch lange in die Augen und er hielt mich so fest. Ich fand, der
nächste Schritt lag bei ihm: entweder er liess los oder würde mehr machen, also
die Initiative ergreifen. Und prompt kam er mir dann plötzlich mit seinem
Gesicht näher und er gab mir drei Küsschen auf die Wange. Und da setzte es bei
mir aus. Ich kann mich an keinen Geruch, kein Gefühl und keine Empfindung mehr
erinnern. Nur, dass er sich nach der Begrüssung ein wenig gegen hinten mit dem
Oberkörper wand, meine Hand weiterhin festhielt und meinte: „Dich hani au scho
u lang nümm gseh!“
Ich biss mir auf die Zunge, hatte bereits einen
Kommentar auf den Lippen. Konterte nichts. Habe mir wirklich vorgenommen, nicht
mehr für jedermann zu springen. Denn daran gewöhnen sich Menschen schnell. Zu
schnell. Und dann erkannte ich mich nicht wieder: Er begrüsste eine Mitarbeiterin
neben mir und wurde anscheinend auf seine fehlende Tarnkleidung angesprochen. Zack,
schnellte meine Hand spielerisch gegen sein Oberarm und ich bejahte deren
Aussage. Mist, ich hatte mich also schneller in die Höhle des Löwen begeben,
als geplant. Denn meine Angst war da nach wie vor, dass sich etwas zwischen uns
geändert haben könnte.
Er reagierte jedoch gelassen und wurde von einer
Mitarbeiterin in Beschlag genommen. Da wollte ich mich nicht auch noch
einmischen. Dann begaben wir uns langsam zur Kirche. Und ja, natürlich achtete
ich mit einem Seitenblick, war er wohl so machen würde. Und siehe da, er
blickte zu mir und den zwei Mitarbeiterinnen und verlangsamte seinen Schritt.
Und stand dann plötzlich hinter uns. Ob er dies nun aus Anstand oder einem
anderen Grund gemacht hat, sei dahingestellt. Ich jedenfalls fand es schön.
Denn er hätte ja genauso gut bei der Gruppe bleiben können, bei der er vorher
gewesen war, unter anderem bei seinem direkten Vorgesetzten. Ich traute mich
nicht, mich einfach ihm zuzuwenden und die Chance zu ergreifen, neben ihm zu
laufen. Im Nachhinein hätte ich es einfach tun sollen. Mich neben ihn stehen, einfach
offen und nett zulächeln. Ich meine, wenn es ihm nicht recht gewesen wäre, wäre
es anders gekommen. Wir sind ja alle erwachsen genug. Tja, knapp hätte es
geklappt. Wir sassen schlussendlich nicht nebeneinander und auch da hatte ich
wieder den Vergleich: er sass neben dieser Mitarbeiterin niemals so nahe, wie
er es sonst fast immer bei mir tut. Oder dann während des Apéros auch stand.
Die Trauung an sich war schön. Der launische
Mitarbeiter war am Vortag noch bei mir und meinem Gspänli gewesen und wir
hatten darüber gesprochen, auf welcher Seite die Braut nun in die Kirche
reinschreitet und auf welcher an der Seite des Bräutigams wieder hinaus. Sie
zitterte, lächelte aber glücklich. Ich blickte dann noch auf den Bräutigam und
siehe da, er blickte mit grinsenden Augen zurück. Ich wandte mich schnell
wieder ab à
der sollte sich doch auf seine Braut konzentrieren ;-).
Der Apéro verlief ganz gut. Die Landschaft hat mir
gefallen und ich habe mich kurz von der Gesellschaft distanziert und ein paar
Fotos gemacht. Ich weiss nicht, warum ich es getan habe, wahrscheinlich eher
unbewusst. Aber als ich zur Gruppe zurück blickte, waren sie alle abgewandt.
Also lief ich ohne Gedanken zurück. Und da war der gewisse Mitarbeiter es, der
meinte: „So zambrottagirlie, hast du deine Selfies geschossen?“ Also ist
zumindest ihm mal meine Abwesenheit aufgefallen.
Ich lächelte lediglich schüchtern. Und auch sonst
war ich sehr schüchtern und eher still unterwegs. Hatte kaum Blickkontakt. Und
doch war es schön, ein wenig von ihm zu hören. Wir erhielten dann noch Zückerli
und auch da hätte er jede wieder auswählen können, aber nein, er tat so, als wolle
er es in meinem Becher mit Orangensaft entsorgen. Dabei lächelte er einfach
frech. Klar, ich stand gerade rechts von ihm, aber er hätte es auch sonst bei
irgendwem tun können. Und mir ist es einfach wirklich kaum sonst bei einer
anderen Person aufgefallen.
Und dann kam meine Horrorvorstellung: wir standen
alleine da. Bei mir schnürte sich die Kehle zu. Gedanken waren weg. Was sagen?
Wie weiteratmen? Wie ein Teenager, Horror pur. Ich hämmerte mir ein, dass ich
nicht verliebt bin, aber gleichzeitig kam auch das Bild hoch, dass ich nicht
abgeneigt wäre, auf ihn zu springen, wenn er mir irgend ein Zeichen abnehmen
und den ersten Schritt machen würde ;-p. Und diese Herzaussetzer, mamma mia! Naja,
er wandte sich mir zu und meinte plötzlich: „Und du, zambrottagirlie? Erzähl
doch mal, was so läuft bei dir…“ kurze Pause und ein gemurmeltes „in deiner
Abteilung“. Ich hielt es da natürlich sachlich und antwortete auf die Situation
in Sachen Abteilung. Und ja, irgendwie war ich ein wenig enttäuscht, hatte er
dies noch hinzugefügt. Pupa meint, er wollte nichts Privates hören, weil er
vielleicht Angst vor eventuellen Antworten gehabt hat. Weil Frauen ja
anscheinend gerne über ihren Freund erzählen. Naja, bei mir besteht die Gefahr
ja nicht und zweitens, bin ich sowieso nicht diejenige, welche offen über ihren
Beziehungsstatus spricht. Ich konnte ihm kaum in die Augen blicken. Es gesellte
sich eine weitere Mitarbeiterin zu uns und da war wieder dieser wissende Blick
von ihr. Sie ist diejenige, welche ich oben noch erwähnt hatte. Von ihr kommen
schon lange diese Blicke, welche mir sagen, dass sie etwas ahnt bzw. etwas
sieht. Und in diesem täusche ich mich eindeutig nicht. Er blieb noch zwei, drei
Sekunden und schwupps, war er dann plötzlich weg. Und ich dachte mir: jaja,
ergreif nur die Flucht, sobald du kannst!
Ein anderer Teil sagte mir, halt. Es gibt so viele
verschiedene Gründe. Ein Aufbruch der restlichen Gesellschaft zum zweiten Teil
der Hochzeit stand bevor. Zudem habe ich schon öfters gelesen und gehört, dass
Männer schnell ein Gespräch verlassen, wenn sie Angst haben, es könnte zu
privat werden. Oder weil er auch auf der Hut vor dieser Mitarbeiterin ist.
Oder weil er wirklich weg von mir wollte, was ich
aber wirklich nicht so sehe. Aufgrund der Aktionen davor. Und weil ich wirklich
finde, wir sind alle alt genug, wenn wir uns von jemandem einfach freundlich
auf Abstand halten.
Tja, er war dann weg. Und mir blieben viele
Grübeleien, Träume und ja, das Gefühl, das ich ihn auf irgend eine Art und
Weise vermisse. Vor allem diese Berührungen. Diese Wertschätzung, welche ich
dadurch aufbaue und verbinde. Berührungen und Nähe von einem Mann halt. Das ich
bei ihm das Gefühl habe, dass ich - zumindest im körperlichen Sinne - doch
nicht ein so arges Problem wie befürchtet habe. Alle Gedanken danach lasse ich
aussen vor. Denn diese zerstören sofort alles auf einen Schlag. Da bin ich
gemein mit mir. Mache mich fertig. Sei es wegen meinem Inneren, meiner
Probleme, meines Lebenslaufs, meinem Problem mit ihr wisst schon was, was
Frauen halt doch ausmacht. Ist alles nicht so einfach, wenn man sich vorstellt,
sich einem Mann damit öffnen zu müssen.
Er meinte an diesem Tag auch noch, dass wir ihn
doch mal besuchen kommen sollen. Die alte zambrottagirlie wäre sofort auf
diesen Vorschlag eingegangen. Sein Blick wanderte dabei auch zu mir. Aber ich
hielt mich zurück. Lächelte freundlich und beliess es dabei. Mich beruhigten
zudem die Rückmeldungen in letzter Zeit, dass er sich bei allen eher weniger
meldet.
Es waren und sind dann doch noch ein wenig harte
Tage. Viele Grübeleien und ich mache viele Erinnerungen selbst kaputt, weil ich
enorm auf Distanz gehen möchte, aber selbst nicht verstehe, warum ich mir dies
antue. Denn schlussendlich kann ich es ja geniessen und er kommt von sich aus.
Ich nötige niemanden. Aber da sind diese Blicke dieser Mitarbeiterin. Und ich
glaube, sie wollte mich an diesem Tag dann doch noch darauf ansprechen, aber
wir waren kaum allein.
Diese Grübeleien bringen mich so weit, dass ich
sogar neue Therieansätze erschaffen habe. Einer davon ist, dass ich bis jetzt
immer davon ausgegangen bin, dass ich diejenige bin, welche auf Distanz geht,
weil ich befürchte, er könnte etwas von meinen Gefühlen ahnen. Was wäre, wenn
es genau andersrum wäre? Wenn ich ihn unbewusst vor den Kopf gestossen habe mit
meinem Verhalten? Was, wenn er denkt, ich ahne etwas und gehe darum auf
Distanz?
Und vielleicht hat er mich auf einfach als Mensch
gern und äussert es so. Ich weiss es nicht. Es ist schwierig, wenn man zusammen
arbeitet, ich weiss. Aber ich bin eine, welche solche Dinge gerne trennt.
Privates bleibt in einer Beziehung zu Hause, bei der Arbeit verhalten wir uns
dementsprechend wie Profis. Und sollten sich Paare bei der Arbeit trennen, wird
es hart, weil man sich ständig sieht. Aber die Hoffnung liegt doch darin, dass
man alt genug ist, um fair zu bleiben.
Und meine Devise lautet nach wie vor: wo die Liebe
hinfällt. Würde es nach Richtlinien gehen, gäbe es mich und meine Geschwister
nicht. Mutti hat Babbo um 1980 kennen gelernt. Da waren die Italiener die bösen
Tschinggeli, welche die schweizer Fräuleins verführen und mit dem südländischen
Touch den Kopf sowie die Sinne verdrehen. Er ist einen Kopf kleiner wie sie.
Und war ein einfacher Maurer. Mein Grossvater war zuerst gegen die Beziehung.
Und danach hat er das Jassen mit meinem Vater geliebt :-).
Wie ich verbleibe? Ich werde wohl noch ein paar
Einträge tippen, um ein paar weitere Gedanken verarbeiten zu können.
Fakt aber ist: der ganze Tag hätte schlimmer sein
können. Und ja, die Gefühle nach der Hochzeit waren aufwühlend, vor allem für
mich, welche sonst alles unterdrückt. Einen Menschen vermissen, und dann noch
einen Mann. Pf, unvorstellbar… bis vor ein paar Monaten ;-).
Es hätte schlimmer sein können. Es gab Blickkontakt
und Berührungen. Auf den ersten Blick scheint sich nicht viel zwischen uns
geändert zu haben. Meine Befürchtungen haben sich also nicht bewahrheitet. Er
scheint mehr oder weniger der Alte zu sein. Und im Nachhinein denke ich, ist
dieser Abstand das Beste für uns. Merken, was man voneinander hat. Das man den
Menschen vermissen kann (hoffe ich mal ;-)), und das wir einfach beide zu viel
Stress um uns herum hatten. Wer weiss, vielleicht wurde es auch ihm zu viel und
wir beide haben uns gegenseitig in Grübeleien hineingesteigert.
Ich persönlich freue mich auf die kommende,
gemeinsame Zeit. In der Hoffnung, dass es so bleibt, wie es bei dieser Hochzeit
den Anschein gemacht hat.
Verliebt oder verknallt bin ich nicht, nein. Aber
eben, wie beschreibt man das Gefühl, das man auch überhaupt nicht abgeneigt
wäre?
Horoskope wie diese, machen dabei keinen Mut :-/:
Falsche
Vorstellungen platzen wie Seifenblasen - und dies ist zu Ihrem Besten.
Enttäuschungen lassen erkennen, wo zuvor Täuschungen vorhanden waren.
So, der Eintrag wäre nach langer Zeit getippt. Es
ist keine Erleichterung, wie bei anderen Themen. Weil es in meinen Augen eine
ewige Baustelle bei mir sein wird, dieses Thema Liebe. Im Gegenzug zu anderen
Menschen mit meiner Diagnose bin ich überhaupt nicht promiskuitiv, d.h. ich
habe nicht ständig wechselnde Liebhaber. Ich bin das krasse Gegenteil und
verschliesse mich bei diesem Thema immer mehr. Alle Freundinnen lernen jemanden
kennen, heiraten, wollen mir ihr Glück mitteilen.
Ich persönlich will es nicht hören. Weil es
wehtut. Verdammt wehtut. Und weil man selbst einfach nicht begreifen kann, was
man falsch macht. Und sich dadurch unter anderem vom Schicksal gebeutelt fühlt. Ich will keine Kinder. Aber nur, weil ich den Grundgedanken habe, dass mich keine will, weil ich so bin, wie ich bin. Krank im Kopf. Unansehlich. Nicht liebenswert. Gegen Aussen gebe ich mich normal. Innerlich kann ich mir aber gar nicht vorstellen, mich auf einen Mann einlassen zu können. Solche Ängste, Gedanken und Befürchtungen anvertrauen zu können...
Vielleicht folgt irgendwann mal wieder ein Eintrag
zu diesem Thema in Sachen Gefühlen, Gedanken, Grübeleien, Zweifeln,…
PS: diesen Eintrag habe ich nicht noch einmal durchgelesen und korrigiert. Von dem her hoffe ich, hat es nicht allzu viele Fehler und erscheint er nicht allzu wirr ;-p.