Es hat mir letzten Sonntag fast das Herz zerrissen, als ich mich von unserem geliebten Kater Chicco verabschieden musste. Ich brauchte echt bis gestern, bis ich wieder Appetit hatte und wieder vermehrt begann, die Welt um mich wahrzunehmen. Bis gestern hatte ich mich ansonsten - abgesehen bei der Arbeit - nicht wirklich im Griff. Ich hatte einen herben Rückschlag in Sachen Einkaufen. Gegessen habe ich gar nichts mehr, so tief sass der Schock.
Viele mögen nun sagen, es ist doch ein einfaches Haustier gewesen. Für mich nicht. Chicco war ein vollwertiges Familienmitglied für uns und doch haben wir ihn nicht verhätschelt. Er war eine Katze und hatte für uns doch eine tiefere Bedeutung. Wir hielten ihn als Kater und doch hat er sich tief in meinem Herzen verankert. Er war auch 18 Jahre alt geworden, so eine Zeit schweisst zusammen.
Er war immer da. Vor allem, als es mir so schlecht ging zwischen 2009 und 2012. Er hat meine Schwingungen wahr genommen und war in dieser Hinsicht nicht ein typischer Kater, welcher eher nur auf den Menschen fixiert ist, wenn er etwas wollte. Er war eher wie ein Hund. Ging mit mir schon fast spazieren und begrüsste uns auch tagtäglich. Er liebte das Schmusen und nach dem Tod einer früheren Katze war es für mich kaum fassbar, was ich alles mit Chicco machen konnte. Den konnte ich herumtragen, streicheln, mit ihm spielen... er hat uns nie gebissen oder gekratzt. Man konnte wirklich alles mit diesem treuen Kater machen!
Er war treu und so verschmust. Und wir hatten es immer wieder mit ihm lustig. Und oft konnte ich mit ihm durch unsere Wohnsiedlung spazieren. Wenn ich nach ihm rief, kam er sofort angetänzelt. Seinen Motor hörte man vom Wohnzimmer bis in mein Schlafzimmer rattern und auch sonst war er immer bei uns mit am Tisch oder so.
Ich erinnere mich, als ich dieses Jahr nach langer Zeit vom Spital nach Hause gekommen bin. Er ist eher kaum in mein Zimmer gegangen, weil Schila immer dort war. Aber am Abend meiner Rückkehr war er es, welcher in mein Zimmer tapste, zu mir hoch sprang und einfach seinen Kopf in meinen Nacken bzw. auf meinen Hals legte und über drei Stunden so bei mir blieb. Er merkte, dass er nicht an meinen Rücken durfte und auch nicht auf meinen Bauch klettern konnte.
So auch passiert vor einem Monat nach meinem Kölnaufenthalt mit meiner Schwester. Wir packten unsere Koffer aus und doch war ich es, bei der er sich auf das Knie setzte und mir einfach so zugucken und schnurren konnte. Immer wieder stupste er mich an und sein Motor lief ununterbrochen.
Auch immer, wenn ich auf unserer Terrasse im Liegestuhl lag, kam er angelaufen und legte sich quer über mich. Ich vermisse dieses Gefühl, dass er immer bereit zum Schmusen und Aufheitern war. Bei ihm konnte ich Nähe zulassen. Ich hatte nie das Gefühl, als würde er es nicht wollen. Und Tiefe nehmen uns so, wie wir sind. Sie merken, ob wir ihnen gut tun und ihnen auch Gutes wollen. Und so musste ich auch nicht dafür Fürchten, dass er über mich urteilen könnte. Er mochte meinen "Ranzen" und nutzte diese Fläche regelmässig voll für sich aus. Er hatte keinen Ekel und genoss meine Berührungen, wie ich auch.
Seinen Weggang möchte ich nicht gross erläutern. Es hat mich erschreckt. Plötzlich hörte ich ihn auf der Terrasse letzten Sonntag so um die Mittagszeit elend miauen. Er konnte seine Hinterbeine nicht mehr richtig benutzen und als wir dem Tierarzt anriefen, war schon klar, dass wir ihn nun definitiv nicht mehr leiden lassen wollten. Er war alt und schwach, hatte seine guten wie auch schlechten Tage und doch noch voll aufnahmefähig. War um uns herum, schlief einfach vermehrt und hörte nicht mehr wirklich gut. Aber auch so wollten wir ihn noch bei uns seine "Pension" geniessen lassen.
Aber letzten Sonntag wurde klar, dass er nicht jünger wird und wir hätten ihn drei Tage lang an eine Infusion hängen müssen. Schweren Herzen setzte der Arzt um ca. 14.40 Uhr die Narkosespritze und binnen fünf Sekunden war Chicco friedlich eingeschlafen. Es ging wirklich schnell und es zeigte mir, wie schwach er wohl gewesen sein musste. Ich streichelte ihn, bis es definitiv vorbei war. Das Flohband habe ich ihm vorher - als er noch unter uns war - abgenommen. Es hängt nun an meinem Lenkrad.
Auch die Zeit zwischen dem Schock auf der Terrasse und dem Einschläfern wich ich nicht von seiner Seite. Ich sprach ihm gut zu und meinte zu ihm, dass er sich nun ergeben könne - er hätte seine Aufgabe auf dieser Welt bei uns perfekt gemeistert. Er könne loslassen, ich würde ihm für immer dankbar sein. Mir war es wichtig, dass er sich in seinen letzten Minuten nicht allein gelassen fühlte. Ich wollte für ihn da sein - so wie er für mich auch. So streichelte und sprach ich mit ihm. Und er beruhigte sich und hörte auf, sich immer wieder unter Schmerzen aufraffen zu wollen.
Leider konnte ich einen Wunsch nicht mehr erfüllen: dieses Jahr noch einmal einen Nachmittag auf dem Liegestuhl mit ihm verbringen.
Für viele scheint es nicht wirklich begreiflich, wie sehr man an seinem Haustier hängen kann. Dann an einer selbständigen Katze und in meinem Alter. Aber wie gesagt - er war kein gewöhnlicher Kater. Und er hat mir bei vielem geholfen. Und solche Gedanken und Gefühle kennen nur Menschen mit Herz, Sensibilität und Haustieren, welche ein langes und glückliches Leben bei einem verbringen können.
Hier noch ein paar Bilder von meinem Chicco / Manolo / Maaantschgi: