Montag, 29. Juni 2015

... und tschüss!!!

Heute beginnt mein Abenteuer Amerika!

In einer Stunde geht es los Richtung Flughafen.

Ich bin nervös, habe es noch nicht realisiert.

Freue mich auf meine Auszeit.

Und hoffe, schnell ein wenig darüber hier berichten zu können!

Ich wünsche allen eine gute Zeit, viel Gesundheit, viel Kraft und einen schönen Sommer 2015! Ich komme dann im September wieder zurück :-).

junikäfer

Am Freitagmorgen las ich mein Horoskop und da stand etwas von: "Heute erleben Sie eine Begegnung mit viel Gefühl. Die Herzen fliegen Ihnen in Scharen zu". Etwas Ähnliches in diesem Wortlaut. Ich lachte natürlich.

Am Abend war ich noch mit Laura unterwegs und dann noch bei ihr. Erzählte vom Horoskop und wir lachten. Davor nämlich war ich aus dem Auto gestiegen und kaum ein wenig weiter hatten mich die Junikäfer umzingelt und sind um mein weisses Kleid mit Blumen herumgeschwirrt ;-). Hartnäckig, hihi.

Mei, war das lustig. Und mei, bin ich an diesem Abend aufgezogen worden :-).

wohltuende auszeit

Ich merke einfach wieder, wie ich mich allgemein auf meine Auszeit freue. Es ist nicht persönlich gegen jemanden gerichtet, aber ich denke schon, dass „Menschen wie ich“ einfach noch bewusster ihre Auszeiten einsetzen müssen. Und gestern erst ist mir ein Gedanke durch den Kopf geschossen: wenn die letzten harte Jahre dazu geführt haben, dass ich mir diese Auszeit unter anderem leisten kann, dann habe ich schon einmal mehr etwas Positives miterleben dürfen. Einen Grund mehr gefunden, wofür sich das Kämpfen lohnt :-).

Die letzten Monate - vielleicht sogar zwei Jahre - waren rückblickend eine sehr schwierige Zeit für mich. Viele neue Erfahrungen, viele neue Situationen und ja, man darf nicht vergessen, dass ich mich zwar in Therapie begeben, aber praktisch nie mit der Praxis konfrontiert worden bin. Man denkt immer, die harte Zeit ist, sobald man sich für den Weg entscheidet, Hilfe zu holen. Dem ist aber nicht so. Ich habe mich vor allem zu Beginn sehr geborgen gefühlt. Einfach mal fallen lassen können, dem Druck entkommen, Stress abbauen. Diese Hilfe annehmen und akzeptieren zu können, dass man eben diese braucht, benötigt danach auch wieder ihre Zeit.

Theoretisch war ich immer gut dabei. Aber wie alles anwenden, wenn ich keinen Job hatte, das Zwischenmenschliche einfach immer weniger wurde und joa, man möchte auch nicht mit allen über diese Sache sprechen. So richtig anstrengend ist erst die Zeit, wenn man wieder im Alltag angekommen ist. Und dies ist bei mir die letzten drei Jahre nicht ohne gewesen und ich habe lange gebraucht, mir das einzugestehen. Und vor allem bin ich ja eher diejenige, welche von sich selbst abverlangt, stark zu bleiben, die Zähne zusammen zu beissen und „es“ durchzuziehen. Aber rückblickend muss ich wirklich sagen, war es das letzte halbe Jahr wirklich eher sehr anstrengend.

Und mittlerweile freue ich mich auf mein Abenteuer. Auch in Thema Männer bin ich froh, wieder ein wenig Abstand zu gewinnen. Ich weiss nicht, ob ich mir selbst da im Weg stehe oder ob es Tatsache ist und ich einfach nicht die richtigen Zeichen sehe. Ich selbst stehe mir im Weg mit meinen Glaubenssätzen, einen Mann kennen zu lernen. Andererseits fokussiere ich mich vielleicht auch zu fest auf mein direktes Umfeld. Und andererseits darf man es mir auch nicht verübeln, deute ich vielleicht Zeichen schnell falsch - wie soll jemand Auto fahren lernen, wenn er noch nie am Steuer sitzen durfte? Eben.

Die letzte Zeit mit dem gewissen Mitarbeiter war wieder sehr intensiv. Und ich weiss nicht, ob ich das kollegiale schnell überbewerte oder ob er selbst sich keinen Kopf darüber macht. Aber seit er seine Freundin verlassen hat (oder umgekehrt, wer weiss das schon), ist er schon wieder eher zugänglicher geworden.

Ich habe ihn nie direkt auf seine Freundin angesprochen - hat mich nicht interessiert. Aber vom Hören her weiss ich, dass sie angeblich nicht "die einfachste" gewesen ist. Anscheinend viele Probleme mit sich selbst. Na klar haben da bei mir die Alarmglocken geschrillt. Ich selbst denke immer, dass jeder Mensch anders ist und jeder auf seine Art und Weise eine Chance verdient hat. Aber denken das auch andere so? Was, wenn es für ihn so eine schreckliche Erfahrung war, dass er nun sagt, sich nie wieder mit einer Frau einzulassen, welche auch Probleme mit sich bringt? Aber auch da denke ich mir, ist jeder wieder anders. Ich selbst weiss ja, dass ich Probleme mit mir selbst habe, diesem aber hier Luft lasse und meine Mitmenschen nicht damit belaste. Klar, ab und zu gibt es sehr intensive und schwere Gespräche, aber auch da merke ich, kann ich es ganz gut handeln. Ich übe gar keinen Druck auf andere aus, wie ich immer meine, wenn ich mit Teilen meiner Lebensgeschichte um die Ecke komme. Aber doch macht man sich dabei so seine Gedanken, wenn man davon hört.

Es ist nun alles gut drei, vier Wochen her - aber ich möchte es doch noch kurz verarbeiten. Und vielleicht ist es gerade gut, habe ich kaum Zeit, um diese Zeilen zu verfassen. Nicht mehr gross darüber grübeln. Tippen, veröffentlichen, Auszeit. Es wird schon alles kommen, wie es muss.

Wir hatten ja einen Jass-Event. Ich war sonst schon nervös und ja, ich jasse ja erst, seit ich in diesem Geschäft mit dabei bin. Also nicht wirklich gut, aber habe doch meine guten Momente mit Glück. Wie es kommen musste, war ich mit dem gewissen Mitarbeiter im Team. Ja, ich kann nichts dagegen tun, bei mir machte sich sofort ein schlechtes Gefühl breit. Ich dachte mir, der arme Kerl, wer möchte schon mit mir ein Team bilden. Aber er gab sich sportlich und wir schlugen also ein HighFive ein. Wie es kommen musste, sass der Mann der Gastgeberin direkt neben mir. Und ich weiss, es gibt sehr fanatische Jasser unter uns, aber der war einfach eine Nummer zu viel. Von der Person her ganz ein flotter, lustiger Typ, da habe ich nichts auszusetzen, ehrlich! Aber er sass da und wusste jede Runde und am Schluss sagte er jedem, was er wann wie und wo spielen hätte müssen. Und natürlich sah er auch meine Karten. Er sagte zwar nichts, aber am Schluss kamen dann doch Tips, welche mich nur noch mehr verunsicherten. Und mit der Zeit bemerkte ich einfach, dass er auch nonverbal kommunizierte. Ich bin da wirklich eher sensibel und somit merkte ich auch plötzlich seine körperlichen Veränderungen, Räuspern und weiss ich was. Mir ging der Laden runter. Dann bin ich total verunsichert und es geht gar nichts mehr. Und als der gewisse Mitarbeiter dann auch noch meinte, dass ich nie mit meinen Augen mit ihm kommunizieren und er meine Karten somit nicht einschätzen könnte, war schon alles vorbei. Ich verkroch mich noch weiter in mich selbst und wurde immer unsicherer.

Als wir die Plätze wechselten, wurde es ein wenig besser, aber wir verloren natürlich das Turnier. Ich fuhr nach Hause und schämte mich in Grund und Boden. Die Nacht war schlimm, ich schlief kaum und hatte Alpträume. Es waren vielleicht drei Stunden an Schlaf.

Ich weiss auch nicht, was mich geritten hat, aber ich wollte mich entschuldigen. Warum auch immer?, denke ich mir im Nachhinein. Warum mache ich mir darüber wieder Gedanken. Aber im Nachhinein vielleicht gar keine so schlechte Idee, ich habe das Gefühl, dass sich viele Verspannungen zwischen und (ich meine, man spürt doch, dass es vielleicht teilweise ein wenig "harzig" läuft) ein wenig gelöst.

Ich kaufte ihm zwei Getränke, die er mag und über die wir schon ein paar Insiderwitze untereinander ausgetauscht haben. Am Freitagmorgen ging ich zu ihm runter, stand neben seinem Schreibtisch und stellte beide Dosen ab. Dabei zitterte ich total, lief wahrscheinlich knallrot an und stotterte etwas von "Verunsichert, Laden runter, unwohl gefühlt, sorry". Er schaute mich mit grossen Augen an und meinte, dass dies doch nicht nötig gewesen sei und er es total verstehen würde! Und ja, man hätte gemerkt, dass ich mich unwohl gefühlt hätte mit der Zeit und auch die Gründe dafür hatte er begriffen, aber das das doch total verständlich sei! Richtig toll fühlte ich mich, nachdem er gemeint hätte, dass wir es beim nächsten Mal allen zeigen würden. Tja, und dann stand er plötzlich auf und meinte: "Ach zambrottagirlie, komm mal her und lass dich knuddeln!" und UMARMTE mich! Ich stand perplex da. Es ging gar nichts mehr. Ich spürte nur seinen Körper an meinem, wie ich über sein Schulterblatt strich und wir uns bestimmt drei Sekunden (oder fünf?) in den Armen lagen. Er seine Wangen an meiner Schulter (nicht zum Nacken hin schauend) abgelegt. Es hat mir den Boden unter den Füssen weggenommen.

Es hat sich toll angefühlt, ja. Aber gleichzeitig war ich total perplex. Dann kam mir der Gedanke, dass er mein Profilbild auf WhatsApp vielleicht gesehen hat. Jetzt sind Shirts mit dem Aufdruck "Big Girls Cuddle Better" sehr bekannt in Amerika und ich habe da einen tollen Typen einfach mal frech als Profilbild auserwählt. Man sieht, dass es eine Werbung ist :-). Und er hat ja das Wort "Knuddeln" verwendet. Ausser, es sind wieder dumme Zufälle und es war nicht beabsichtigt.

Aber es gab noch etwas sehr Zufälliges. Ich habe eine Zeit lang an allem gezweifelt und dies auch als Status eingetragen. Und seine Statusänderung danach passt irgendwie wie die Faust aufs Auge darauf und hat mir doch die Augen geöffnet.

Aber eben, vielleicht alles einfach "dumme" Zufälle.

Nach der Umarmung versuchte ich mich natürlich selbst runterzuholen und nicht viel zu viel da reinzuinterpretieren. Aber es gab doch noch ein paar Momente, wo ich das Gefühl hatte, ein wenig Eifersucht zu spüren. Vor allem mit seinem Vorgesetzten habe ich es immer besser und der öffnet sich auch enorm. Wir machen viele Witze miteinander und auch letztens stand ich am Schreibtisch seines Vorgesetzten und fragte ihn nach seinen Ferien aus. Als er meinte, er sei in Italien gewesen und ich seine Entscheidung natürlich grandios lobte, stand er neben mir, gab mir ein Foto und die Aufgabe, ihn aus der Menschenmasse zu finden. Dabei kam er mir mit seinem rechten Oberarm ganz nah an meinen linken Oberarm. Und ja, da kamen schon ein paar "Vibes" vom gewissen Mitarbeiter gegenüber in meine Richtung geflogen. 

Auch sonst hat er in letzter Zeit oft meine Kleidung kommentiert oder letztens ist ihm sogar aufgefallen, dass mein vierter Zehennagel immer in einer anderen Farbe lackiert ist, wie die restlichen vier. Sehr aufmerksam. Und auch sonst finde ich, hört er vieles, von dem, was ich sage und geht darauf ein. Mal mehr, mal gar nicht - aber da geht er irgendwann später mal darauf ein und hat mir dann doch zugehört, wie sich später herausstellt.

Es gab dann noch einen Sonntag, an dem ich arbeiten musste. Am Freitag davor war ich mit ein paar Mitarbeiterinnen im Kino gewesen. Ich hatte es ihm und seinem Vorgesetzten an diesem Freitag erzählt, da eine Mitarbeiterin der Herren auch mit von der Partie war. Am Sonntag kam ich also zur Arbeit und eine andere Dame war auch im Hause, welche auch an diesem Kinoabend mit dabei war. Ich ging hoch in mein Büro, startete die PC's und er kam auch. Ich ging mit den Sandwiches in den Aufenthaltsraum und er meinte, ob er mir helfen könne? Ich verneinte und liess die Tür offen. Plötzlich kam die Mitarbeiterin, welche auch am Kinoabend dabei war, und wir begannen zu plaudern. Es ging nicht lange und er stand auch bei uns und fragte uns, wie der Film gewesen sei. Naja, es ist wegen der hübschen Mitarbeiterin, ging mir sofort in den Kopf.

Und doch verlief der Morgen dann ganz anders. Wir mussten Vorarbeit leisten und viele Couverts öffnen und mit einem Datumstempel versehen. Er sass zuerst am Tisch bei den drei anderen, unter anderem auch die oben genannte Mitarbeiterin. Er meinte dann plötzlich, dass ich ihm seinen Platz weggeschnappt hätte. Ich entschuldigte mich und meinte, ob wir tauschen wollen, was er verneinte. Und doch meinte er plötzlich: "Ich sitze mal zu zambrottagirlie rüber". Und dann ging es los mit den zufälligen Berührungen, Seine Hände beim Stempel, wenn ich gerade wollte, Oberarmstupser an meinen Oberarmen und das "Touchieren" unserer Stühle. Ich dachte mir nichts dabei und irgendwie doch, dass er so etwas nie tun würde, wenn ihm die andere Mitarbeiterin gefallen würde. Da würde er ja ein Eigentor schiessen.

Es ging ein paar Mal so weiter und ich wollte es doch einfach nicht an mich heranlassen. Wobei ich es natürlich genossen und dann auch eine Neckerei gestartet habe ab und zu.

Ich meine, es ist mir auch schon aufgefallen, dass er keine Berührungsängste mit anderen Mitarbeiterinnen hat. Und doch ist es immer noch ein grosser Unterschied zu mir, finde ich. Und ich bin wieder an dem Punkt vor einem Jahr und mehr, wo es einfach nicht mehr ging und ich nicht wusste, wie mit ihm und allem umgehen. Vor allem, wenn ich nicht einmal weiss, was ich will und Männer sind halt ein schwieriges Thema für mich. Da verschliesst sich jegliche Pore und gegen Aussen habe ich es mittlerweile gut im Griff, aber innerlich wird so viel aktiviert. Vor allem diese Unsicherheit, die Selbstzweifel und dieser Selbsthass. Und ganz schlimm der Gedanke, mich keinem Mann zumuten zu wollen, wobei ich natürlich weiss, dass ich nicht schlimm bin und es gut handhaben kann mitlerweile das alles. Aber dann kommt mein Handicap und es geht gar nichts mehr.

Am Freitag war ich noch im Büro des gewissen Mitarbeiters, seines Vorgesetzten und einer Mitarbeiterin von ihnen. Sie arbeitet nur halbtags und ich wollte mich von ihr verabschieden. Der Vorgesetzte und die Mitarbeiterin waren auch schon beide in Vancouver und so begann ich, die Bilder von ihnen zu fotografieren und meinte, dass ich mal schaue, ob ich die Plätze finde und aktuelle Bilder ihnen zuschicke. Also lief ich von einem zu anderen und plötzlich meinte der gewisse Mitarbeiter neben mir: "Wotsch fu mir au gad no es Föteli mache?" Ich lachte auf und hätte es eigentlich einfach machen sollen. Oder ein Selfie von uns zwei. Aber ich traute mich natürlich nicht. Meinte nur scherzhaft, dass ich doch von der ganzen Abteilung eines machen könnte. Aber das liess ich dann sein.

Am Nachmittag kam er zu meinem Chef und ich hatte gesehen, dass er früher vom Geschäft gehen musste. Er meinte nur, ob ich meinen Rundgang schon gemacht hätte und ich verneinte. Er meinte nur, damit wir uns ja nicht verpassen würden. Für den nächsten Jassevent hat er nämlich auch extra vor meiner Abreise eine Umfrage gestartet, weil ich dann lange weg sei und er gerne doch noch alles geplant haben wollte, bevor ich weg bin. Und ja, das ist bei mir natürlich runter wie Öl gegangen, ich habe mich so wohl und wertgeschätzt gefühlt.

Ich ging dann zu den Jungs und hatte genau da eine Hitzewelle. Sie nahmen mich noch ein wenig hoch, wir plauderten ein wenig und da sprang auch schon die Mitarbeiterin (von weiter oben) ins Büro und meinte, dass sie ihre LAP bestanden hätte. Die Jungs schüttelten ihr die Hand, ich knuddelte sie fest. Dann stand ich auf und der gewisse Mitarbeiter nannte meinen Namen, öffnete seine Arme und ich vergass alles um mich herum. Ich umarmte ihn einfach fest und fuhr ihm über seine Schulter. Keine Ahnung, ob er nur drei Küsschen geben wollte, aber er liess es zu. Er drückte mich an sich und gab mir drei Wangenküsse, ich fuhr ihm den Oberarm herunter und wünschte ihm alles gute. Dabei spürte ich seinen Oberkörper noch nahe an meinem. Seinem Vorgesetzten gab ich auch einen leichten Drücken und drei Wangenküsse - aber nie so intensiv, wie es sich beim gewissen Mitarbeiter angefühlt hatte. Keine Ahnung, ob der baff gewesen war, aber für mich stimmte es einfach in diesem Moment.

Auch sonst habe ich oft das Gefühl, glänzen seine Augen, wenn er mich sieht. Und ja, es lässt mich wichtig erscheinen und es tut der Seele gut. Und doch habe ich Angst, dass ich wieder für jemanden Springe, sobald ich wieder ein wenig "von der Person gestreichelt und wahrgenommen werde". Und das möchte ich nicht. Denn eigentlich tut es schon weh, wenn sich ein Mensch andersweitig umschaut und man doch das Gefühl hat, es wäre was zwischen uns.

Aber eben, meine Auszeit tut mir jetzt gut. Klaren Kopf. Abstand. Nach Hause kommen und weiterschauen.

Sonntag, 21. Juni 2015

♥ deep (vocal) house ♥

Wie meine Liebe zu Tattoos, hat sich auch meine Liebe zu House früh gezeigt. Bereits mit achtzehn kannte ich Dj's, welche hier noch gar nicht bekannt waren.

Ich kenne mich nicht ausserordentlich gut in der Szene aus, aber doch mehr, wie andere :-). Ich liebe ATB und auch andere Dj's. Deep House und Vocal House sowie Chill Out gehen immer. Techno und Trance helfen teilweise beim Stressabbau und auch Dance bietet gute Stilrichtungen und Mixes.

Mein Herz schlägt für Deep House bzw. House im Allgemeinen. Einfach nicht zu abgefahren und zu Elektro, bitte :-).

Worauf ich hinaus will? Ich fülle meinen USB und meine Speicherkarte fleissig mit Liedern und House-/Chill Out-Alben für meine Amerikareise und das Autofahren dort :-p...

Wer sich noch nicht rangetraut hat: mein Tipp ist immer mit Chill Out bzw. Lounge(Tropical)-House zu beginnen. Dann weiter über Deep Vocal House herantasten. Deep House geht auch noch und dann ist man eh dem Musikstil schon längstens verfallen ;-))).

Also, ich tauche dann mal wieder ab! Was gibt es besseres, als Autofahren, schnelle Autobahnen und laute Musik oder Kontrastprogramm à la leises Gedudel und Fenster leicht offen - die Brise im Gesicht, auf den Armen und in den Haaren *schmacht*...

Müsste hier eh noch etwas verarbeiten - Männer sei Dank -.-. Wird aber ein wenig mehr Tipparbeit!

kraftakte

Spätestens nach Amerika habe ich einen Schlussstrich unter vielen Verhaltensweisen meinerseits gezogen. Ich habe mir vorgenommen, zurück zu kommen und eine andere zu sein. Nicht so radikal, wie es jetzt gerade klingt. Aber ich werde kämpfen. Für meine Ziele. Für meine Wünsche. Für meine Bedürfnisse.

Und vor allem damit aufhören, es allen recht machen zu wollen.

Ich werde mein Leben auf meine Art und Weise leben. Ich musste bis jetzt immer zurückstecken und auf alle Rücksicht nehmen. Jetzt bin ich dran. Warum für andere schauen, wenn niemand auf mich schaut? Klar, meine Familie ist etwas anderes. Ich bin glücklich, habe ich so eine tolle Mutter, so einen tollen Vater (wenn es auch meist schwierig ist, aber er ist halt ein Tschinggeli mit sehr bewegter Vergangenheit), eine etwas sture Schwester und einen Bruder, welcher mich in männlicher Form wiederspiegelt. Wir sind uns verdammt ähnlich.

Ich werde Amerika nutzen. Um mich auf mich zu konzentrieren. Kraft zu sammeln. Ich werde zurück kommen und mein Leben auf die Beine kriegen. Ich kämpfe jetzt schon, aber es ist ein überleben und nicht ein Leben, wie ich es möchte. Ich will das Beste daraus machen, scheiss auf all diese Schicksalsschläge. Ich werde versuchen, das Beste daraus zu machen. Es wird ein harter, steiniger und vielleicht auch langer Weg. Aber ich bin es mir ja gewohnt, ständig einstecken und kämpfen zu müssen.

Begonnen wird bei der Haarfarbe. Mein Handicap. Was auf den ersten Blick nicht sichtbar ist, ich aber weiss und mich somit selbst an allem hindere. Begonnen beim Wohlgefühl, beendet beim Thema Männer. Nebst den Glaubenssätzen ein Grund, warum ich keinen an mich heranlasse. Ich möchte nach Hause kommen und meine Haare so tragen, wie ich es möchte. Und ich liebe Mahagoni mit Rotstich. Scheiss drauf, was andere da sehen könnten. Es muss mir gefallen. Ich werde von Null in Sachen Finanzpolster beginnen müssen, aber ich wohne ja noch zu Hause. Und ich lebe gerne zu Hause. Helfe mit, übernehme Verantwortung und zahle meinen Mietanteil. Es gibt so viele Familien, welche noch zusammenwohnen, weil sie den Vorteil darin sehen. Und in meinem Freundeskreis bin ich längst nicht die einzige und älteste, welche noch die vier Wände mit den Eltern teilt. Es ist mein Leben, ich muss es niemandem recht machen.

Weiter geht es dann mit Körperschmuck. Ich möchte ein Tattoo, seit ich 15 bin. Es hat mich schon immer fasziniert und ich habe lange überlegt. Nun reicht es. Auf wen soll ich acht nehmen? Auf einen potentiellen Partner, welcher Tattoos abstossend finden könnte? Dann ist es nicht der wahre Mann für mich. Der wird mich nehmen, so, wie ich bin. Und es muss mir allein gefallen. Ich habe so gründlich etliche Tätowierer in der Region überprüft und meine Schwester hat sich ja eines stechen lassen. Sehr gute Qualität und die Adresse habe ich auch. Ich habe mir meine Stellen sehr gut überlegt, die meisten sieht man nicht, sie werden verdeckt sein. Ich bin die Art Mensch, welche es liebt, wenn ein Mann auf einer Seite von der Brust an über Schulter und den ganzen Oberarm tätowiert ist. Lange haben mich farbige Tattoos nicht wirklich überzeugen können, aber mittlerweile gefällt mir das Bunte fast besser, wie das übliche Schwarz. Da aber nur bei anderen. Bei mir selbst müssen sie Schwarz sein. Mit schönen Schattierungen. Ich möchte keine farbigen Tattoos. Bei anderen gefällt es mir umso bunter, umso mehr.

Ich werde wohl oder übel das Schicksal so nehmen, wie es für mich nun mal auserkoren wurde. Ich habe mir vieles nicht ausgesucht und ich weiss, ich werde noch oft damit zu hadern haben. Also das Beste daraus machen. Wenn ich meine Schulden bis Weihnachten beglichen habe, werde ich mir mein erstes Tattoo stechen. Von der Stelle her bin ich noch nicht sicher. Sollte es nicht klappen (meinen dreizehnten Lohn habe ich nämlich den Eltern fest versprochen), wird es März - mein Geburtstag. Mit der Töffprüfung nächstes Jahr wird es nichts. Tja, dann bin ich halt schon dreissig und habe ein Ziel nicht erfüllt. Ich wollte es nämlich vor meinem nächsten, runden Geburtstag schaffen. Aber mit 60 Prozent und von null beginnen wird es sehr schwierig nächstes Jahr. Wobei ich nie so grosse Reisekosten haben werde, wie dieses Jahr. Nächstes Jahr gehe ich lediglich nach Italien in die Heimat. Aber warum rechtfertige ich mich hier schon wieder. Eigentlich wollte ich über etwas ganz anderes berichten - aber tut auch gut, sich diese Zeile von der Seele schreiben zu können. Es ist vielleicht auch der Trotz auf den Neid aller Menschen um mich herum. Ich muss wirklich damit aufhören, es allen recht machen zu wollen. Ich bleibe schlussendlich die, welche auf der Strecke bleibt. Ich habe mein Päckli zu tragen und ich muss das beste daraus machen. Und das mache ich mit dieser Reise und mit dem Leben danach. Ich muss echt mehr "arsen" werden (egoistischer).

Mit der Stelle des Tattoos bin ich mir noch nicht so sicher. Vielleicht eher versteckt, bis ich wirklich ganz sicher bin, dass ein Werk so schön am Schlüsselbein prangert. Ich möchte - bis dato - alle Tattoos auf meiner Linken Körperhälfte gestochen haben. Hinter dem linken Ohr ganz klein etwas, was mich mit Italien verbindet. Vielleicht links am Hinterkopf dem Haarkranz entlang etwas, was mit Musik zu tun hat. Auf das linke Schulterblatt soll ein grosser Schmetterling seinen Platz finden. Am linken Oberarm auf der Innenseite ein Spruch, der mit Leben zu tun hat und etwas, was davonfliegt. Und wenn es nur "la vita" ist oder so. Auf dem linkten Schlüsselbein bzw. direkt darunter Richtung Schultern ein schönes Motiv. Etwas fliessendes, weiches dem Schlüsselbein entlang - gespickt mit Schmetterlingen, Sternen und Schattierungen. Am Ende dieses fliessenden Verlaufs eine kleine Rose. Und hinter dieser Rose, am Ende des Schlüsselbeins, dort, wo die Knochen zusammenkommen auf der Schulter ein einfacher Stern. Ein einzelner. Ich bin Fan von Sternen. Weiter geht's mit dem Fuss. Auch hier links. Am Innenfuss den Namen dieses Blogs. Auf dem Fussrücken wiederum etwas verschnörkeltes mit Rosen oder so. Und beim linken Knöchel auf der Innenseite auch etwas. Und so geht es weiter bei meinem Handgelenk. Neben den Pulsadern links habe ich die Pfote von Chico, unserem verstorbenen Kater, runterkopiert. Auf eine Grösse, die schön da Platz hat. Schön versteckt. Dann noch meinen Kurznamen mit drei Sternen dem letzten Buchstaben entlang (unter dem "e") auch am Handgelenk links, aber auf der äusseren Stelle, Richtung Ellbogen. Ganz klein am Ende der Hand, bevor das Handgelenk beginnt.

Und was mein erstes werden soll? Ich tendiere zum Schlüsselbein. Oder Schulterblatt. Noch ganz unsicher...

Uff, einiges, um die nächsten fünzig Jahre zu füllen :-). Aber ich werde es durchziehen. Wenn ich denke, wie viele Frauen erst nach einer Scheidung oder so aufblühen. Eben, wie schon gesagt: ich muss wieder umdenken. Härter werden. Vor allem mehr auf mich achten. Es wird schon kommen, wie es muss. Und meine Lebensprüfung ist teilweise verschissen, aber ich versuche nach wie vor, das Positive, den Grund darin zu erkennen. Und weiterhin daran glauben, dass sich die ganze Mühe dafür auszahlen wird. Wir werden ausgesucht, weil wir stärken sind, wie die anderen. Ich war schon ganz unten, ich weiss, wie lange es dauert, bis man wieder einigermassen stabil stehen kann. Und ich weiss, wie viel Kraft es benötigt. Aber ich weiss auch, dass es so schlimm ist, dass nicht alle damit umgehen können. Und ich weiss auch, dass ich innerlich daran zerbrochen bin, aber nicht gestorben. Und ich werde weiter meinen Weg gehen. Vielleicht oft einsam und mit vielen Selbstzweifeln und Hadern mit dem Schicksal. Aber eben - es wird (hoffentlich) sich irgendwann alles auflösen und ich für alles "entschädigt". 

Puh, etliche Zeilen geschrieben und nicht das erwähnt, was ich wollte :-). Der Freitag war wirklich ein Kraftakt. Es war wirklich anstrengend für mich, für andere bedeutet es bestimmt kaum etwas. Für andere ist es normal. Für mich bedeutete es ein Ausbrechen von Glaubenssätzen und Verhaltensmustern. Und ich denke und hoffe, ich habe ein Zeichen gesetzt. Meine Mutter hat natürlich mitbekommen, wie es mir immer schlechter ging und am Freitag wusste sie einfach nicht mehr, wohin mit ihrer Angst. Sie rief mich sogar im Geschäft an und meinte, dass ich das Geld gespart hätte und auch verdient hätte, meine Träume zu erfüllen. Dass ich Amerika machen solle, meinen Traum leben solle. Wir würden dann Schritt um Schritt nach Amerika weiterschauen. Sie würde total hinter mir stehen und ich solle endlich damit aufhören, es immer allen recht machen zu wollen und auf andere zu achten. Ich würde doch tagtäglich beweisen, wie ich an mir arbeite. Und sei es durch meine Hilfe im Haushalt, bei Behördengängen, der Steuererklärung und Schila. Und das sie Angst hätte, ich würde es in zwei Jahren bereuen, so für meinen unbezahlten Urlaub gekämpft zu haben und doch "nur" nach Italien gefahren zu sein. Und da habe ich mich endgültig für Amerika entschieden. Es wird so kommen, wie es muss. Ich habe das Geld zusammen. Werde mit null beginnen müssen, bin aber nicht alleine. Weiss und kenne mich, dass ich mich in zwei Jahren so dafür hassen würde, es nicht gemacht zu haben. Ich habe so viele verschissene und anstrengende Jahre hinter mir, jetzt bin ich an der Reihe. Und ich weiss, was ich geleistet habe und noch leisten werde.

Am Freitag ist mein Bürogspänli arbeiten gekommen. Eigentlich tut sie dies nie. Es war mir etwas unangenehm, aber ich wollte mit meinem Chef reden. Meine ehemalige Vorgesetzte sehe ich nur noch nächsten Dienstag und sollte ihr mein Gespräch nicht in den Kram passen, erlebe ich einen Zusammenschiss nur am Dienstag und kann dann ab ins Ausland. Ausserdem kann es mir egal sein, sie ist nicht mehr für das Personal zuständig. Sie kann sich alles herausholen und ich finde, wenn ich mich nicht wehre, bin ich selberschuld. Ich lasse es ja mit mir machen.

Also kniff ich meine Pobacken zusammen, nahm meinen Mut zusammen und fragte meinen Chef, ob er fünf Minuten Zeit für mich hätte. Ich schloss die Tür und erhielt a) Ferienzusage und b) konnte ich meinem Unmut über die Pensumreduktion erklären. Alles anständig, aber bestimmt. Ich habe gelernt, dass bei uns im Haus nur die Menschen weiterkommen, welche motzen. Reklamieren, sich beschweren. Und ich bin immer nur auf den Mund "gehockt" und jetzt beginne ich mich zu wehren. Es ist nun mal in der harten Realität so, dass diejenige, welche die Zähne nicht auseinanderkriegen, als "zufrieden damit" abgestempelt werden. Und ich sehe einfach nicht ein, warum mein Pensum gekürzt werden soll. Es lautet immer, dass ich mit 60 % angestellt worden bin. Warum klappt es bei allen anderen mit dem Aufstocken, auch, wenn sie mit einem anderen Pensum angestellt worden sind? Ich sehe da die Gerechtigkeit nicht. Er meinte zu mir, dass viele mit einer Anfrage betreffend Pensumerhöhung zu ihm gegangen sind. Vor allem von 80 auf 100 Prozent. Ich meinte ehrlich zu ihm, dass ich mich damals glücklich geschätzt hätte, diese Stelle zu bekommen. Dass ich zwei Jahre zuvor arbeitslos gewesen sei und dies der perfekte Einstieg für mich gewesen wäre. Das ich das Betriebsklima schätze und mir die Arbeit Spass machen würde - aber mittlerweile doch drei Jahre vergangen seien. Das ich mich mit meinem Bürogspänli sehr gut verstehen würde und auch froh sei über den bewilligten unbezahlten Urlaub. Das ich zwar noch zu Hause wohnen würde, aber dies auch gerne irgendwann einmal ändern würde. Und das die letzten Monate für unser Team nicht einfach waren und ich mich nun nicht wertgeschätzt fühlen würde. Weil wir halt wirklich eine harte Zeit hinter uns haben. Zudem meinte ich auch, dass es klar auch ein grosser finanzieller Sprung von 80 auf 100 Prozent sei, aber immer noch ein gewaltiger Unterschied zu einem Pensumanstieg von meinen 60 auf 80 Prozent. Ich leide da natürlich finanziell und existenziell natürlich mehr wie einer mit 80 Prozentanstellung.

Richtig aus den Socken hat es mich gehauen, als er gemeint hat, wie ich eigentlich zu meinem Pensumanstieg gekommen sei. Er wisse dies nicht, wäre davon ausgegangen, dass ich seit eh und jeh so angestellt sei. Innerlich schüttelte ich den Kopf. War ja klar, warum dies verschwiegen wird. Vor allem von meiner ehemaligen Chefin. Grauenhaft. Ich habe ihm ruhig und gerecht (ich habe meine Chefin nicht an den Pranger gestellt) erzählt, wie die Fakten waren. Dass ich probeweise aufstocken durfte, wie auch gleichzeitig die damalige Stellvertreterin. Diese hätte das Angebot jedoch ausgeschlagen und wäre bei ihren 60 % geblieben. So verblieben also ich und meine damalige Chefin mit 80% und 100 %, wobei meine Chefin dann auch auf 80 % runterging. Mehr musste ich nicht sagen. Er meinte von sich aus, dass er jetzt nun Vollzeit arbeiten würde und meine ehemalige Chefin einen Posten mit 20 % mehr besetzen würde. Und ja, ich wollte einfach zeigen, dass ich mich glücklich über meine Chancen schätze, aber auch die Wertschätzung einfach fehlt. Vor allem, weil wir den Personaldienst bei uns haben und ich somit vieles mitbekomme, vor allem diese Pensumerhöhungen, die überall möglich sind - nur bei mir nicht.

Und meine Chefin ganz genau weiss, warum ich wieder abstocken muss. Sie ganz genau darauf achtet, dass es für sie allein aufgeht. Und mir dies ins Gesicht sagt, sich scheinheilig entschuldigt, aber ihr Geld verdient. Als stellvertretende Chefin sicher noch genug. Aber das habe ich mir dann alles nur gedacht. So weit gehe ich dann doch nicht.

Er meinte dann von sich aus, dass er zwar erst zwei Monate bei uns wäre, aber sieht, was ich alles so leiste. Und das ich mit meinen Sprachen und der Stelle bei uns im Geschäft sofort und überall mit Kusshand genommen werden würde. Und er dies natürlich verstehen würde, aber natürlich nicht will. Ich sei eine super Mitarbeiterin. Mei, das ging runter wie Öl. Ich bin nicht eine, welche immer mit einem Schulterklopfer gelobt und gehätschelt werden möchte. Aber ein wenig mehr Anerkennung und nicht ständig das Grübeln und Suchen nach Fehlern und herumstochern in Wunden.

Fakt ist: ich hatte mich getraut, meinen Mund zu öffnen. Anständig und Sachlich zu bleiben. Für mich und meine Bedürfnisse einzustehen. Verantwortung für mich zu übernehmen. Mich nicht selbst zu bestrafen mit Nichtachtung. Ich bin für mich eingestanden. Ich bedankte mich beim Chef und öffnete die Tür. Mein Gspänli hatte einen Blick drauf, welcher Angst aussprach. Er zeigte mir, dass sie sich Gedanken machte und am liebsten gefragt hätte, warum ich beim Chef war. Sie hat aber nicht gefragt, auch nicht, als wir alleine waren.

Ich weiss nur, dass ich danach gleich ein wenig erschöpft war. Es ist Neuland für mich und neue Wege gehen ist halt doch anstrengender, wie der übliche Trott. Aber ich werde mein Leben nun grundlegend ändern. Vor allem auf mich achten. Man kann es nie allen recht machen. Und leider ist es so, dass das Umfeld erst mitrealisiert, wenn man ausbricht. Und ich finde, ich habe lange genug immer gegeben. Jetzt bin ich dran. Es wird schwierig, meine Selbstzweifel und mein Selbsthass und mein Hadern mit dem Schicksal werden nicht einfacher.

Aber ich habe wieder eher das Gefühl, zu "kämpfen" und nicht nur einfach zu "überleben". Es wird schwierig, es werden hier etliche Zweifel aufkommen. Aber warum muss ich mich immer für Dinge rechtfertigen, welche andere aus einer Selbstverständlichkeit allen aufbürden und sich keine Gedanken über Handeln, Sprache und Taten machen? Eben. Ich muss mit mir und meinem Umfeld leben. Und meine Familie ist da die Ausnahme, weil sie das Wichtigste in meinem Leben ist. Und Menschen, die mich so behandeln, wie ich sie behandle. Ich habe 27 Jahre nur auf andere geachtet. Jetzt bin ich dran.

Und Amerika wird mein Start! Und ich bin überzeugt davon, dass ich in elf Wochen hier sitze und die Vorteile, Erfahrungen und Erlebnisse dieses Abenteuers den finanziellen Einbruch um WELTEN übersteigen werden. Ich werde nichts bereuen. Und wer weiss, vielleicht kann ich mir durch diese Erfahrungen in ein paar Jahren sogar einen kompletten Branchenwechsel oder das Bewältigen anderer (Lebens)Hürden vorstellen.

Ach ja, ich habe mir erlaubt, vier Wochen nach meiner Rückkehr zwei Wochen einzugeben. Mitte bis Ende Oktober. Ich wollte es zuerst nicht, aber nach meiner Pensumreduktion ist es mir egal. Ich habe "keine" Ferien in diesem Sinne in diesem Jahr. Kann auch nichts dafür, dass meine ehemalige Chefin meinen unbezahlten Urlaub auf Mitte Jahr gesetzt hat. Ausserdem haben wir Mitte Oktober eine grosse Abstimmung und es besteht eigentlich unausgesprochenes Ferienverbot im Oktober. Vor allem bei mir und meinem Gspänli hat meine damalige Chefin immer wieder betont, dass wir anwesend sein und vorbereiten müssen. Und plötzlich erfahre ich, dass mein Gspänli die zwei Wochen vor diesem Sonntag doch frei bekommen hat? Tja, jetzt ich die zwei danach. Und werde mich spontan entscheiden, ob ich an diesem Sonntag nach den Wahlen direkt in den Süden düse oder zwei Wochen hier geniesse. Italien ist immer eine günstige Alternative: Haus, Familie, nähe vom Strand. Bei meinen Ferien habe ich natürlich zuerst an das Gerede meiner Mitarbeiter gedacht, ist mir aber langsam egal. Jene, welche sich mit mir freuen, werden sich mit mir freuen. Den anderen kann man es eh nicht recht machen.

So, ich fühle mich gestärkt!

Mittwoch, 17. Juni 2015

individualisieren?

Mir liegt etwas auf dem Herzen, was hier raus muss. Ich habe hier schon einmal erwähnt, dass mich Menschen verstehen können, aber es immer noch ein grosser Unterschied ist, ob man es auch nachfühlen, nachverstehen und vor allem nachleben kann. Für mich ein gewaltiger Unterschied.

Auch habe ich hier einmal darüber berichtet, dass es Dokumentarfilme gibt, welche ich eigentlich nicht schauen sollte. Vor allem, wenn es um Suchtkrankheiten, Menschen mit schlimmen Schicksalen oder psychisch kranken Menschen geht. Menschen, welche ganz unten sind.

Und ja, ich weiss im Nachhinein immer, dass mir solche Dinge nicht gut tun. Sie sind eher kontraproduktiv und ich lande wieder in dieser Spirale Richtung schwarzes Loch. Selbstzweifel, Selbsthass, hadern mit dem Schicksal - das ganze Programm eben.

Letztens habe ich mir eine Doku angeschaut - es geht um Paare, bei welchem ein Teil psychisch angeschlagen ist. "Na toll", dachte ich mir. "Jetzt werden alle Klischees herausgekramt und die Horrorgeschichten ausgekratzt. Damit wieder alle denken, wie schlimm wir sind!"

Mir ist bewusst, ist jede Beziehung anders. Wie mir auch bewusst ist, dass nicht jeder mit gleicher Diagnose genau gleich ist. Ging mir ja auch so bei meiner Gruppentherapie. Da gab es ja viel schlimmere Fälle, wie mich. Mir ist aber auch gleichzeitig bewusst, schürt Unwissenheit viel Unsicherheit bei Mitmenschen und in der heutigen Gesellschaft ist halt psychische Schwäche immer noch nicht überall gleich nachvollziehbar. Vor allem in der Schweiz muss man funktionieren, fleissig sein und sein Geld verdienen und gut anlegen. Familie gründen und weiss ich was.

Ich kann verstehen, hat man Angst davor. Aber ich hasse es, wenn in der Gruppe eine Suchtkrankheit aufkommt und sofort alles verallgemeinert wird. Vor allem bei Borderline denken viele, dass man sich ständig ritzt. Ich weiss, es gibt enorm schlimme Fälle - aber ich habe mich auch nicht jeden Tag geritzt. Es gab sogar Phasen von über achtzehn Monaten und ich bin nun seit fast einem Jahr auch wieder "über dem Berg", was Selbstverletzung angeht. Mir sieht man meine Narben nicht an und auch sonst finde ich, bin ich ein umgänglicher Borderliner. Klar, zwischenmenschlich ist es manchmal schwierig, aber auch da finde ich, ist doch jeder Mensch eigen. Warum hat man überall Verständnis und meine Vergangenheit macht so vieles aus? Das verstehe ich persönlich nicht.

In dieser Doku gab es ein Paar, wobei die Frau Diagnose Borderline gestellt bekam. Ich rollte innerlich schon mit den Augen und wollte eigentlich die Doku abbrechen. Und irgendetwas hielt mich doch fest. Und schlussendlich bin ich froh, habe ich es geschaut. Dieses Paar hat mir enorme Zuversicht geschenkt. Der Umgang miteinander, wie der Mann reagiert hat und wie sie damit umgeht. Einfach vorbildlich. Klar, es ist eine Momentaufnahme und der schwierigste Punkt der Beziehung haben sie überwunden. Aber dieser Mann hat sich von einer Diagnose nicht abschrecken lassen. Hat sich darüber informiert, mit seiner Partnerin darüber gesprochen. Sie konnte vieles erklären.

Ich war gerührt. Vor allem, weil es zeigt, dass ein Miteinander geht. Und ich bin umgänglich. Ich versuche klar darüber zu sprechen, wie ich bin, wenn es mir schlecht geht. Und die wichtigsten Menschen um mich herum wissen, dass ich mich dann total zurückziehe, vergesslich werde und niemanden sehen möchte. Damit ist schon viel gemacht, damit kann man arbeiten. Und ich drohe meinen Mitmenschen nicht mit Selbstverletzungen und schlimmerem. Ich gehe arbeiten, ich tue, was zu tun ist und meistens geht es mir ja mehr oder weniger gut. Es ist manchmal eine schwere Zeit, aber irgendwie reisse ich mich immer zusammen.

Zwischenmenschlich bin ich halt in Sachen Männer verdammt unsicher und es braucht lange, um Vertrauen aufzubauen. Aber auch da bin ich zuversichtlich, sollte der Mann für mich kommen, wird er kommen, weil er diese Aufgabe mit mir in Angriff nehmen kann und will. Es wird dann schon so kommen, wie es kommen wird. Aber es ist schwierig, immer so positiv zu denken. Vor allem, wenn meine Grundhaltung ist, dass ich keinem Mann wehtun möchte und mich niemanden zumuten will. Das ist ein sehr starker Glaubenssatz, welcher es schwierig macht, sich zu öffnen.

Und der Umstand, bis jetzt allein gewesen zu sein, macht es nicht leichter. Ich weiss immer mehr, was ich an meiner Freiheit zu schätzen habe und vor allem setzte ich immer mehr meine Grenzen fest und weiss, was ich will und worauf ich überhaupt keine Lust habe.

Das Paar hat mir da ein wenig Mut gemacht. Aber es gibt einfach körperliche Probleme, welche einfach (noch) eine Hürde zu gross sind. Ich kann es mir wirklich nicht vorstellen. Und doch fand ich die Doku klasse. Ich denke, dieses Paar hat vielen den Beweis erbracht, dass Borderline diagnostiziert ist und man nicht Borderline ist / lebt. 

Viele Menschen haben ihre Eigenschaften und man nimmt sie so hin. Warum ist alles schlimmer, wenn man weiss, dass Borderline ein Thema bei jemandem war? Warum sind es dann nicht mehr Eigenschaften, sondern schwierige Verhaltensweisen, ausgelöst durch eine psychische Krankheit?

Der Mann hat mir Mut gemacht. Das Menschen tolerant sind. Und ich bekomme es zu Hause ja auch vorgelebt. Meine Familie akzeptiert mich und hat mich auch nicht aus dem Haus gejagt, als es nicht mehr ging. Als ich alles aufgeben musste. Weil sie merkten, dass ich trotzdem an mir arbeite und obwohl ich arbeitslos war, habe ich mich zu Hause nicht nur einfach unter der Bettdecke versteckt. Ich habe den Haushalt übernommen und alle entlastet. Und ich denke, da liegt der Unterschied. Es gab sehr dunkle Momente und es gibt es sie auch noch jetzt. Es gibt Raum für diese Zeiten und doch gibt es viele Momente, in denen mir bewusst ist, dass ich das nun hinten anstellen und "funktionieren", Verantwortung für mich und mein Leben übernehmen muss.

Eine Frage ist mir dann doch sehr ans Herz gegangen. Der Reporter fragte das Paar, ob sie sich Kinder wünschen. Der Mann meinte, er schon und schaute zur Partnerin. Er meinte, sie auch. Ihr Blick sprach Bände - ich wusste ganz genau, was sie sagen wollte. Sie sprach es dann auch aus, dass natürlich Unsicherheiten bestehen würden. Mehr musste sie nicht sagen. Ich kenne es ja auch. Man macht sich Gedanken, weil man nicht weiss, ob man mit der Belastung klar kommt. Was ist, wenn man wieder total unten ist und vor allem hat man ja plötzlich Verantwortung für ein hilfloses Wesen. Zudem ist meine persönlich grösste Angst, meine Krankheit weitervererben zu können. Und ich möchte nicht, dass mein Kind sich mit 12 schon mit Gedanken herumschlagen muss, welche manch 40zig Jähriger nicht muss.

Aber ich bin überzeugt, dieses Paar wird es schaffen. Und es hat mir enormen Mut gemacht! Nicht in Sachen meiner Glaubenssätze. Ich bin da noch ein wenig hart mit mir. Aber doch, dass es verständnisvolle, überlegte Menschen gibt.

Und meist mache ich mir ja einen Kopf über Dinge, die gar nicht sein müssen. Ich stosse ja gewisse Menschen auch nicht ab, weil sie nicht "normal" sind (normal ist das, was man selbst als normal definiert, ist mir schon klar. Aber unsere Gesellschaft ist teilweise wirklich nur noch krank in gewissen Ansichten, schlimm). Mich stört es ja auch nicht, wenn ein Mensch ein Handicap hat. Aber da spielt meine Vergangenheit vielleicht viel mit bzw. bringt viel mit sich mit.

Ich meine, ich erschrecke ja auch darüber, wenn eine Frau mit Brustkrebs sagt, dass kein Mann sie heiraten möchte - so entstellt, wie sie ist. Da kann ich nur den Kopf schütteln und denke mir, wie leid mir diese Frau tut. Das es bestimmt Männer gibt, welche nicht so oberflächlich sind. Es ist letztens bei RTL ein Bericht über ein Tätowierer gekommen, welcher Frauen Brustwarzen tätowiert, welche durch einen Wiederaufbau der Brust keine mehr haben. Meist hatten diese Frauen Krebs und diesen besiegt. Er meint zu einer Kundin, ob sie verheiratete sei. Ich dachte mir in diesem Moment "aber klar! Selbstverständlich! Es gibt tolle Männer!"

Ihre Antwort, "wer will so etwas schon heiraten", hat mich geschockt. Und innerlich wurde mir sofort klar, dass meine Antwort ja auch immer so klingt: wer will so etwas schon bei sich haben. Ich kann ihr Gefühl, ihre Angst und ihre Gedanken genau nachvollziehen. Und da wurde mir klar: wenn ich denken kann, dass sie mit ihrer Brust einen Mann "verdient" hat und es bestimmt kein Hindernis für mich und viele andere Menschen darstellt (ich meine, SIE ist und bleibt doch MENSCH!), vielleicht denken das viele auch bei mir. Vielleicht mache ich mir bei meinem Handicap auch einfach viel zu viele Gedanken. Vielleicht befasse ich mich zu viel damit. Vielleicht fällt es anderen gar nicht auf und vielleicht gibt es genügend Männer, bei denen es so etwas von egal ist.

Ich habe also innerhalb von einer Woche viel gelernt. Und ich hoffe, man versteht, was ich damit meine. 

"nein" sagen lernen

Nein sagen können, sich zur wehr setzen, auf die eigenen Bedürfnisse achten und hören - das ist sehr schwierig für mich. Ich bin wirklich so erzogen worden, anständig zu sein, respektvoll mit anderen umzugehen und ja, vieles habe ich als kleines Mädchen in die Zeit jetzt mitgenommen. Ich musste früh lernen, einfach nur Dinge zu schlucken und ich denke schon, ist es ein herber Einschlag, war man als Kind immer gut in der Schule, mussten die Eltern sich nie Sorgen machen um das anständige Mädchen, ich war früh sehr selbständig...

... und plötzlich kommt die Wende und es ist nur noch harzig. Und klar ist auch jetzt noch vieles von diesem kleinen, schüchternen Mädchen in mir drin. Ich war wirklich extrem schüchtern und bin es auch jetzt noch. Enorm sensibel und man kann mich schnell verunsichern und zum Grübeln bringen. Mein Glück ist es, lasse ich es mir nicht immer anmerken. Eintrag dazu folgt noch, ich muss hier unbedingt noch ein paar Sachen mit einem Mann verarbeiten.

Aber nicht heute. Heute geht es um mich. Wie ich es geschafft habe, anständig "nein" zu sagen. Ich musste ja am Sonntag einspringen und arbeiten. Mein Bürogspänli ist mit ihrem Verlobten in der Provence. Wir hatten am Sonntag einen enormen Druck, es war warm im Büro und dann war auch noch der gewisse Mitarbeiter in meiner Gruppe. Alles Auslöser, welche die Spannung noch höher getrieben haben. Aber auch dazu ein andermal mehr.

Es war wirklich ein total doofer Tag. Meine Chefin kam ein paar Mal zu uns und meinte, ob wir bereits fertig seien. Es ist so, dass meine Chefin davon ausging, dass wir 100 Wahlscheine zu bearbeiten hätten. Jeweils im Zweierteam (gesetzliche Vorgabe etc.). Aber es waren plötzlich über 450! Wir waren nur zu zweit eingeteilt, von Gesetzes wegen mussten zusätzlich zwei vom Wahlbüro mit von der Partie sein.

Wir hatten die Namen plötzlich auswendig intus und meine Chefin kam schon zum zweiten Mal hereingehetzt (stopp, meine ehemalige Chefin...). Da meinte der gewisse Mitarbeiter, ob wir uns nicht in vier aufteilen wollen, es wäre ja alles klar. Und sonst würden wir ja nie fertig werden. Ich zuckte nur mit den Schultern und so teilten wir uns auf.

Es war schon lustig, mitanzusehen, wie meine ehemalige Chefin reinkam, es sah und uns darauf ansprach. Es war ihr natürlich überhaupt nicht recht. Und ich weiss, ich hätte einen Zusammenschiss erhalten, wenn ich neben ihr gesessen hätte. Aber ich hatte mich bewusst in den hintersten Ecken des Raumes verkrochen. So antwortete ihr der gewisse Mitarbeiter und es kam von ihr: nichts, gar nichts! Sie schluckte es kommentarlos. Ich schwor mir, sollte sie mich diese oder nächste Woche darauf ansprechen und mir sagen, dass es sie verstimmt hat, dann sage ich ihr direkt ins Gesicht, dass wir a) 350 Blätter mehr zu bereinigen und erfassen hatten, wie sie angenommen hatte und b) sie ganze drei Mal (wenn nicht sogar vier) zu uns gekommen war an diesem Morgen und etliche Male erwähnt hatte, dass der Rest unten fertig sei und nur noch darauf warten würde, nach Hause zu dürfen.

Wir machten also und gaben Gas. Plötzlich hörte ich ihr Telefon, dachte mir aber nichts. Bis ich meinen PC runterfahren wollte und sie zu mir meinte, dass ich ja noch nicht gehen solle, es gäbe noch ein kleines Disaster. Innerlich rollte ich schon mit den Augen. Entweder war es ein Zusammenschiss oder etwas mit meinem Stellenpensum (auch da habe ich mir vorgenommen, das Gespräch zu suchen. Nur wer motzt, kommt bei uns anscheinend im Hause weiter -.-). Ich wartete also und sie kam herein. Da platzte die Bombe. Ich habe bewusst diese Woche Dienstag und Mittwoch frei eingegeben. Einerseits, um noch Dinge für Amerika zu organisieren und heute einen Tag nur für mich zu haben. Montag ist mein freier Tag und ich war ja bereits sonntags eingesprungen. Sie meinte, dass mein Gspänli eine Autopanne hätte und sie es am Montag nicht ins Büro schaffen würde. Mir ging innerlich der Laden runter. Sie meinte, dass wir vor allem vormittags jemanden benötigen würden, um das Büro zu besetzen. Ich meinte zu ihr, dass ich nachmittags Physio hätte - stockte kurz und merkte, wie ich innerlich wirklich keinen Bock hatte, wieder einzuspringen. Nach alldem, was in den letzten Wochen passiert war. Die fehlende Wertschätzung für meine Mehrarbeit, der Umgang mit mir, diese Spielchen. Und so meinte ich zu ihr, dass es bedauerlicherweise einfach nicht drinliegen würde.

Und was war? Sie meinte nur, dass es auch so irgendwie gehen würde. Na bitte. Es war so ein geiles Gefühl, mal für mich selbst gekämpft und eingestanden zu haben. Es war ein richtiger Kraftakt für mich und das Gefühl danach - genial. Ich bin schon etliche male an einem freien Montag eingesprungen und die letzte Zeit war einfach eines zu viel. Wenn ich mich nicht mehr wertgeschätzt fühle, sollen sie doch sehen, wie es auch ohne mich geht. Und ich hoffe wirklich, in den zehn Wochen wird allen in meiner Abteilung ein wenig bewusst, was sie an mir haben. Ich will nicht überheblich klingen, aber ich übernehme etliche Arbeiten und in Sachen PC konnte ich schon oft aushelfen. Und auch sonst arbeite ich exakt und schnell. "Tiffig", wie man so schön sagt.

Das zweite Mal habe ich heute "nein" gesagt. Es tut mir zwar ein wenig leid, es geht eine sehr liebe Mitarbeiterin von uns. Sie hat genau zwei Wochen vor mir begonnen und hat jetzt genau zwei Wochen vor mir ihren letzten. Es tut mir enorm leid, weil sie so eine liebe Person ist und mir unsere erste Begegnung immer geblieben ist. Ich hatte das Gefühl, sie schon lange zu kennen und auch sonst hatten wir immer sehr gute und lustige Gespräche. Ich war auch schon privat drei Mal bei ihr zu Hause und ja, auch, wenn wir uns durch Stress nicht immer gesehen haben, war da ein unsichtbares Band. Und sie hat mir auch schon gestanden, dass ich ihr von allen Mitarbeitern am meisten am Herz liegen würde. Dass sie mich wirklich gern hat und es ihr oft leichter viel, zur Arbeit zu kommen. Mei, hat das damals gut getan :-).

Sie geht, weil es meine ehemalige Vorgesetzte verbockt hat. Die Augen vor Tatsachen verschlossen hat und zu spät handeln wollte. Es wurde nie etwas gemacht und es wird auch jetzt so weiterlaufen. Mir tut es leid um die Mitarbeitern, aber ich habe mir heute vorgenommen, nur auf mich zu achten. Wir haben uns zudem schon zu zweit voneinander verabschiedet und ich habe mir erlaubt, nebst dem Abschiedsgeschenk des Hauses ein eigenes Geschenk meinerseits zu übergeben. Weil sie mir wirklich am Herzen liegt.

Ich müsste jetzt zu meinem Arbeitsort fahren. Der ganze Druck, der ganze Stress. Nein. Und es ist ja nicht gegen sie gerichtet. Wir werden uns sowieso noch einmal sehen, bevor ich nach Amerika abfliege. Und sie nimmt es mir nicht böse. Weil sie weiss, wie es sich anfühlt. Und sie auch so eine ist, welche geografische Lage und gewisse Mitarbeiter meidet, wenn sie frei hat. Ich muss heute wirklich nicht dorthin und ich brauche wirklich Zeit für mich heute.

Vor allem, war der gestrige Tag sehr intensiv. Vor allem, hadere ich mit Amerika. Es ist wirklich einfach zu viel. Und gestern auf heute habe ich einfach vierzehn Stunden geschlafen, weil es mein Körper braucht. Natürlich nur mit Hilfe mit Temesta und das "gurkt" mich schon ein wenig an.

Sie nimmt es mir nicht übel - und darüber bin ich dankbar. Weil ich sonst grübeln würde und ein schlechtes Gewissen habe. Aber auch ich muss lernen, auf mich und meine innere Stimme zu hören. Nein zu sagen. Und ich weiss, kennen mich viele in meinem Umfeld nicht so, aber auch ich verändere mich. Nicht immer ich muss mit Veränderungen von anderen umgehen und mich rechtfertigen, wenn ich es dann gleichtue. Ich muss lernen, dass Menschen immer betroffen sind, wenn ich für mich einstehe und sie - böse gesagt - nicht mehr mit mir machen können, was sie wollen (wie eine Marionette). Klingt hart, aber ich denke schon, gibt es Menschen, welche ein Sensibelchen wie mich genz bewusst behandeln und wissen, welche Knöpfe sie drücken müssen. Mal bewusst, mal ungewollt, mal manipulierend. Wenn ich schon so extrem auf andere und ihre Gefühle achten muss, kann ich doch den Spiess mal umdrehen. Warum immer für andere denken, jetzt tue ich es für mich. Und so viel Verständnis, wie ich immer bei anderen aufbringen muss, verlange ich jetzt von meinen Mitmenschen mir gegenüber ab. Normal ist, was wir als solches definieren. Und jeder Mensch sieht es anders. Und ich beginne, umzudenken. Ich muss lernen, auf mich und meine Stimme zu hören. Und die sagt mir, dass ich heute nur noch das auspacke, was ich gestern gefunden habe, eine Runde mit Schila mache (frische Luft), dusche und dann dem TV zuschaue. Einfach für mich sein. Und vielleicht noch Mutti beim z'Nacht helfen. Ich meide Kohlenhydrate zum Abendessen, aber heute gibt es Wienerli im Teig, Rüebli- und grünen Salat. Jammy :-).

flechtzauber - meine antwort

Haare ist so ein Thema bei mir - eine Hassliebe. Und ja, ich flecht sie gerne und mache gerne Frisuren damit, aber genauso hasse ich es, wenn sie jemand anfassen möchte. Ich kann das wirklich nicht vertragen und ich wechsle auch sofort immer das Thema, wenn jemand darauf zu sprechen kommt. Und ich hadere wirklich mit meiner Vergangenheit, was dieses Thema betrifft und alles, was diese bis jetzt mitbringt und noch mitbringen wird.

Und doch gab es mal einen Tag, an dem ich es genügend gelungen fand, um euch zu zeigen, wie ich meinen Zopf selbst so kreiere. Ich benötige etwa knappe sechs Minuten dafür. Diese Variante besteht aus zwei Zöpfen am Hinterkopf, welche am linken Ohr zu einem geflochten werden. Bis ganz zum Schluss. Mit der Variante von unten nach oben (und nicht wie üblich von aussen nach innen).

Die Zöpfe sehen nicht mehr so frisch aus :-). War bereits Nachmittag an einem hitzigen Tag :-). Aber auch die Beleuchtung ist nicht die beste. Es wird bestimmt irgendwann noch ein besseres Beispiel geben - oder auch nicht ;-).


Dienstag, 16. Juni 2015

vom schicksal geprägt

.. oder auch von der Vergangenheit. Es ist eine von vielen Nächten in der letzten Zeit, in der ich wach liege. In dem mein Gehirn keine Ruhe findet, in dem meine Gedanken kreisen. Bei einem Thema beginnen und sich spiralenartig so weiterentwickeln, bis sie im untersten Kellerloch angekommen sind. Wo es so schwarz ist, dass gar nichts mehr geht.

Heute ist wieder so eine Nacht. Ich sollte eigentlich schlafen, muss morgen bzw. heute früh raus. Bereits in drei Stunden klingelt mein Wecker wieder - es geht ins Ausland mit einer Mitarbeiterin. Unter anderem kaufe ich dort meine letzten Utensilien für Amerika.

Wenn es überhaupt so weit kommt. Ich stehe kurz davor, alles zu canceln. Einfach zu stornieren. Ich frage mich immer mehr, ob ich nicht einfach zehn Wochen nach Italien abdüsen sollte. Es wird mir alles zu viel. Es liegt nicht hauptsächlich daran, dass ich die meiste Zeit auf eigene Faust reise, das denke ich nicht. Ich war ja schon fast überall alleine. Klar, es ist eine lange Zeit und es ist weit weg von hier, aber ich bin selbständig.

Ich möchte die Schuld nicht auf andere abwälzen, aber ich denke halt schon, war es einfach zu viel die letzte Zeit. Sei es privat, sei es in Sachen Freundschaften, Familie und vor allem auch ehemalige Chefin und Mitarbeiter. Von Anfang an gab es Gegner meiner Idee. Und mittlerweile sogar meine eigenen Gedanken.

Es beginnt schleichend und irgendwann liege ich nur da, schlage mit meinen Fäusten auf meine Matratze ein und verfluche mich dafür, dass ich so bin, wie ich bin. Das ich nicht abschalten kann. Das ich wieder Grübeleien über mich selbst ergehen lasse. Dass ich so bin, wie ich bin. Hasse mich für meinen Werdegang und verzweifle an meiner Lebensaufgabe einmal mehr.

Und heute ging mal wieder gar nichts mehr. Ich liege dann irgendwann einfach nur erschöpft im Bett und lausche der Stille. Kein Wimmern mehr, kein Schluchzen mehr, nur noch Tränen, die Kullern und eine Müdigkeit, welche mich doch nicht zum erlösenden, ersehnten Schlaf bringt. Und ja, ich kenne solche Nächte. Sie begleiten mich schon seit Jahren. Mal intensiver, mal weniger. Und ja, es benötigt eigentlich viel, damit ich weine. Ich tue es wirklich nur einmal alle drei Monate. Dann ist aber alles sehr schlimm und heftig.

Macht mal vier Wochen in diesem Zustand durch. Und ich bin mittlerweile ganz gut mit dabei. Und ich kann nicht mehr. Den Tag über habe ich Ruhe und Ablenkung. Wenn ich schlafen möchte, geht es los mit der Grübelei. Und ich versuche, ruhig zu atmen und wache doch immer wieder nach zehn Minuten auf. Ein Temesta nehme ich meist nicht mehr um diese Zeit - der Tag danach wird Horror. Nun hoffe ich, ist dies vielleicht eine Variante.

Ich habe heute gemerkt, was wahrscheinlich mein grösstes Problem ist: ich mache mir Gedanken darüber, was andere Menschen von mir denken könnten. Und das es eigentlich egal sein sollte. Aber ich weiss auch, dass Menschen nicht verstehen, warum ich mir diese Gedanken auch noch mache. Ich könnte sagen: "Scheisst drauf, ich mach das!"

Bis mir bewusst wird, was das alles kostet. Ich weiss, dass ich das Geld zusammengespart habe und es auch ausgeben könnte - wenn das Wörtchen wenn nicht wär.

Ich denke, Menschen, welche schon einmal existenzielle und vor allem finanzielle Sorgen miterleben mussten, können am ehesten nachvollziehen, wenn man sieht, was an Geld eigentlich für so eine Reise ausgegeben wird. Und es sind nun mal zehn Wochen unbezahlt über Vancouver, Amerika, Hawaii und New York.

Mir war schon immer bewusst, wird es viel. Und gleichzeitig ist es Geld, welches ich hart verdient habe und ich denke, ein prägendes Schicksal, eine harte Vergangenheit führt halt auch dazu, dass man so etwas durchziehen möchte. Vor allem, wenn man sich überall bestraft sieht und einfach nie einfach nur leben konnte, wie alle im Umfeld rundherum. Und ja, im Nachhinein finde ich es schon happig, was mir schon mit 19 aufgebürdet wurde, was andere nicht einmal in 60 Jahren erleben. Und das vergessen viele.

Viele vergessen auch, dass ich weiss, was es heisst, zwei Jahre keinen roten Rappen zu verdienen. Mit 25 von den Eltern abhängig zu sein und zu wissen, man kann es ihnen unter Umständen nie "zurückgeben", so, wie sie es in den eigenen Augen verdient hätten. Ich vergöttere meine Eltern und schwöre mir seit eh und je: sollte ich einmal genügend Geld haben, bekommen sie einen Dankesbatzen. Und gleichzeitig wird mir bewusst, wird dies nicht so einfach.

Und doch war da plötzlich diese Idee Amerika. Und irgendwie war auch der Job da und das Geld. Und überall die Bestätigungen und Bekräftigungen. Und der innere Trotz: warum nicht mal das machen, was ich möchte? Und nicht nur darüber kämpfen bzw. dagegen ankämpfen, was mir aufgebürdet wird? Man sucht es sich schlussendlich nicht aus - ich zumindest sicher nicht.

Ich habe mich wirklich auf Amerika gefreut. Seit diesem Wochenende sind die Zweifel so gross wie nie. Ich bin mir wirklich nicht mehr sicher und habe Alpträume und schlaflose Nächte. Überlege mir, ob zehn Wochen Italien nicht das Beste für mich wären. Eine Auszeit brauche ich so oder so, sonst steht der nächste Klinikaufenthalt an.

Und da wären wir wieder bei einem verdammt schlimmen Punkt. Ich weiss, es klingt hart, aber ich habe es satt mit dem Schönreden: Ich mache Amerika unter Umständen auch, weil ich nicht weiss, wie lange es noch dauert, bis mir wirklich einfach alles bis zum Hals steht und ich einfach nicht mehr kann. Denn wie es aussieht, steht vielleicht der nächste Jobwechsel nach Amerika auch noch an. So geht es für mich nicht weiter.

Es ist mittlerweile so schlimm, dass ich überlege, mir bei einem eventuellen "Weggang" Hilfe von aussen zu holen. Weil ich nicht weiss, wie es am einfachsten und schmerzfreisten geht. Weil ich bei "meinem Glück" fast davon ausgehen muss, einen Versuch zu überleben und dann mit Spätfolgen weiterleben zu müssen. Und das möchte ich nicht. Ich weiss, es klingt schlimm. Aber für mich klingen weitere 50 Jahre so noch viel schlimmer. Irgendwann kann man doch einfach nicht mehr. Immer diese kämpfen, sich beweisen und aufstehen müssen.

Vor allem, wenn man sich so alleine fühlt. Und es doch irgendwie nicht zeigen kann. Weil man unter Menschen einfach irgendwie funktioniert. Und solche Angst davor hat, seinen Gedanken und Gefühlen freien lauf zu lassen. Wie krank muss der Gedanke sein, jemanden anheuern zu wollen, welcher für jemanden etwas tut, was man alleine nicht schafft? Einfach, damit es irgendwann einmal plötzlich und unvorbereitet passiert und dann einfach endlich alles vorbei ist?

Es ist mein Leben. Mir sollte egal sein, was andere denken. Mir sollten diese Zweifel egal sein. Ich sollte einfach leben und Amerika geniessen. Erst weiterschauen, wenn ich zurück bin. Dann wieder eines nach dem anderen nehmen.

Aber habe ich überhaupt noch Bock darauf?

Die Kraft dafür?

Es gibt so vieles, was mir durch den Kopf schwirrt. Aber das kommt ein andermal. Ich versuche es noch einmal mit Schlafen. Optimismus. Gleichgültigkeit.

Es wird schon alles so kommen, wie es muss.

Aber warum muss es immer so steinig sein? Oder sich so anfühlen...

Eine Spirale beginnt bei einem einfachen Gedanke - und führt immer wieder dazu, dass man nur noch hoffnungslos den Kopf schütteln kann. Über sich. Seinen Lebensweg. Und diesen enormen Selbsthass, den man über Jahre entwickelt hat. Diese Wut auf sich selbst. Obwohl man wirklich nichts dafür kann. Menschen mit psychischen Problemen stellen sich nicht an eine Tür und beten darum. Aber in der heutigen Gesellschaft ist es leider immer noch so, dass es ein Tabu ist und einem immer wieder gesagt wird, mit Stärke und Disziplin schafft man alles.

Gerne, wenn ich dann auch die Vergangenheit tauschen darf - sofort. Einfach ist immer das, was man nicht selbst miterleben musste. Und ich vergesse leider oft, dass ich es nie einfach hatte. Und im schlimmsten Fall nie haben werde.

Und in solchen Momenten lacht mich mein Kritiker, welcher mir gegenüber sitzt, aus und klopft sich auf die Schenkel. Amüsiert sich über meine Naivität. Wie ich mir überhaupt Gedanken darüber machen kann, dass ein einziger Klinikaufenthalt und sechs Jahre Therapie überhaupt ausreichen sollen, ein normales Leben führen zu können.

Fies, wie sie dasitzt. Mein Ebenbild. Besonders schlimm ist die Tatsache, dass sie recht hat. In diesem Moment. Im hier und jetzt hat sie recht. Und sie wächst wieder an. Diese Angst, dieser Hass, die Häme, uach.

Wenn ich nur an den Punkt zurückkehren könnte, wo die Wende ihren Lauf nahm - ich würde alles dafür geben. Sogar zehn Wochen unbezahlten Urlaub in Amerika. Sofort. Für fast jeden Preis.

Im Nachhinein weiss ich leider nicht, ob es eine gute Idee war, sich alles von der Seele zu schreiben. Ich habe gehofft, dass es mir helfen würde. Einfach hier alles freien Lauf lassen, den Frust raus und die Tränen einfach laufen lassen. Müde dadurch werden.

Aber es wird irgendwie nur schlimmer...

Der Tag hat doch so gut begonnen - so schön verregnet draussen und ich und Schila in der trockenen Wohnung auf dem Sofa...

hexenkind

Ein weiteres Werk von Sabine Thiesler - neben Charlotte Link einer meiner liebsten deutschen Autorinnen.

Zum Klappentext:

In einem einsam gelegenen alten Bauernhaus in der Toskana entdeckt ein Pilzsammler eine schrecklich zugerichtete Leiche. Sara, der deutschen Frau des Trattoriabesitzers Romano, wurde die Kehle durchgeschnitten.

Dieser brutale Mord ist aber noch lange nicht das Ende eines Unheils, das bereits vor zwanzig Jahren begann: Sarah flieht zusammen mit Romano und ihrer kleinen, hochbegabten Tochter Elsa aus Berlin und aus einer Beziehung mit einem genialen, aber gewalttätigen Musiker. In Romanos Heimat, der Toskana, fangen sie ein neues Leben an und eröffnen eine Trattoria. Aber ihr Glück währt nur kurz, denn der gemeinsame Sohn Edi ist nach einem Unfall geistig behindert. Sarah kompensiert ihr Unglück, indem sie Beziehungen zu verschiedenen Männern hat. Sie lebt ein gefährliches Leben und ahnt nicht, dass sie längst von der Vergangenheit eingeholt wird. Das Verhängnis, das damals in Berlin begann, steigert sich wie in einer klassischen griechischen Tragödie auch über Sarahs Tod hinaus bis zu einem bitterbösen Ende.

Meine Meinung:

Das Buch beginnt mit dem grausamen Fund der Leiche. Danach wird man als Leser immer wieder in die vor zwanzig Jahren stattgefundene Vergangenheit sowie die wenigen Monate vor Sarahs Tod katapultiert.

Das Buch beginnt spannend, wobei ich die langjährige Vergangenheit teilweise doch eher etwas langatmig fand. Um das heranwachsen dieser Tragödie aber nachvollziehen zu können, wurde mir bei der letzten Seite bewusst, warum man mit so vielen Informationen über Sarah, ihre Vergangenheit und ihr Umfeld gefüttert wurde.

Das Buch liesst sich fliessend, der Aufbau scheint einem logisch und doch gab es auch immer mal wieder sehr harte Worte und Passagen. Manchmal musste man sogar lachen, weil es so unglaublich schrecklich klang. So unheimlich ehrlich und irgendwie verstand man gewisse Handlungen. Und doch hätte man doch nur erschrocken und kopfschüttelnd dasitzen sollen. Eine Szene ist mir dabei geblieben: die kleine Elsa fährt mit ihrem Bruder spazieren und schiebt den Kinderwagen. Zu diesem Zeitpunkt ist mit diesem Edi noch alles in Ordnung, der tragische Unfall hat noch nicht stattgefunden. Er ist bei allen beliebt und wird vergöttert, schlussendlich ist er doch die Frucht der Liebe von Sarah und Romano. Elsa ist ja nicht seine leibliche Tochter. Romanos Eltern, bzw. vor allem dessen Mutter, lassen dies Elsa doch oft spüren. Elsa ist hochbegabt und bereits im Alter mit fünf Jahren wusste sie, wie sie ihren Bruder ärgern kann. Sie schob regelmässig das Mückennetz vom Kinderwagen zur Seite und erfreute sich daran, wie der Bruder immer wieder gepiekst wurde und weinte, weil es so biss.

Klar, es klingt sehr schrecklich. Aber so, wie es Thiesler beschrieben hatte, konnte man diese Elsa auch irgendwie verstehen und so schrecklich die Situation war, musste man doch irgendwie hilflos auflachen - weil man sich da schon denken kann, wie die Tragödie ihren Lauf nehmen wird.

Aber bis es soweit ist, passieren noch viele Dinge. Man ist stiller Beobachter und oft ist es wirklich sehr gut geschrieben. Es gibt auch heftige Szenen und schlimm wird es dann, wenn man sich langsam dem Tod nähert und weiss, was warum und wie passiert ist. Grauenhaft. Es ist wirklich eine Tragödie. Und doch gibt es da auch immer die andere Seite - die Geschichte, warum es so weit gekommen ist.

Teilweise waren es mir ein paar Charaktere zu viel. Teilweise gab es sehr viele Vorurteile und oft hatte man das Gefühl, Sabine wollte allen verschiedenen Persönlichkeiten, welche sie ins Leben gerufen hatte, gerecht sein und dadurch füllten sich Seiten. Es waren dann so viele, das manche vielleicht plötzlich auf der Strecke blieben. Und diese Wendungen waren dann oft ein grosser Schock. Vor allem, weil man als Leser wirklich miteinbezogen wurde und hilflos mitansehen (mitanlesen :-)) musste, wie dieser Charakter dem Unglück entgegenrast.

Wenn einem klar wird, warum das Buch so heisst, wie es heisst (und das wird einem erst im letzten Drittel bewusst, da hat Thiesler echt gute Arbeit geleistet!), bangt man nur noch mit. Und plötzlich verbleiben nur wenig Seiten und man weiss, dass es nicht so ausgehen kann. Weil es dann wirklich an Ungerechtigkeit grenzt. Und da holt Thiesler nochmals alles heraus und schafft in wenigen dreissig Seiten, was sie bei den vorherigen 450 bewiesen hat: Spannung, Hoffnungslosigkeit, Hilflosigkeit, Schmerz, Tragödie, grande Finale.

Zurück bleibt eine wirklich imponierte, fassungslose Leserin zambrottagirlie. Welche viele schlimme Krimis gelesen hat und bei der mittlerweile als Krimi- und Thrillerleserin vieles kommen muss, um mich zu schocken. Aber dieses Familiendrama haut alles raus.

Empfehlenswert!