Montag, 8. Juni 2015

süsser knirps

Heute war irgendwie ein komischer Tag. Ich zähle mittlerweile keine Tage mehr, sondern die Wochen. Scheinen mir irgendwie kürzer, klingt auch weniger nach aushalten, bis ich einfach weg von alldem hier kann.

Von gestern auf heute habe ich vielleicht drei Stunden geschlafen und diese Nacht wird wohl auch nicht besser. Mein Gspänli hat Ferien und ich erwarte morgen ein Donnerwetter, wenn ich bei der Arbeit erscheine. Wahrscheinlich warten meine beiden Vorgesetzte, nur so alles auf mich abwälzen zu können.

Ich fand erst so um vier meinen Schlaf und doch wollte ich früh raus. Hatte an meinem freien Tag mal wieder viel zu tun und es bringt ja auch nichts, wenn ich bis zum Mittag schlafe und abends doch wieder früh zu Bett möchte. Letzte Nacht war Horror, diese Gedanken und Zweifel. Ich war heute wirklich kurz drauf und dran Amerika zu canceln und einfach zehn Wochen in meiner gewohnten Umgebung in Italien zu verbringen. Da sind diese existenziellen und finanziellen Sorgen, welche mich jetzt schon plagen und das können echt nur Menschen nachvollziehen, welche das schon einmal durchgemacht haben. Und ich war schon einmal am Nullpunkt und ich möchte nicht wieder von da starten müssen.

Auf der anderen Seite ist da mein "neues" Ich, welches sich bestimmt keine Blösse geben will und vor allem der ehemaligen Chefin den Triumph nicht gönnen möchte. Ich gehe erst recht aus Trotz, die war ja schon immer gegen meinen unbezahlten Urlaub. Und ich werde auch irgendwann einmal den Mut aufbringen und ausbrechen in Sachen Tattoos. Ich möchte seit ich denken kann, diesen Körperschmuck. Bis jetzt haben aber immer die Vernunft und mein Anstand gewonnen .Ich war immer die liebe, nette, anständige zambrottagirlie. Und ich werde ausbrechen, ich möchte dies, es ist meine Leidenschaft und wer weiss, vielleicht habe ich mich bis zu meinem Geburtstag in zehn Monaten "rehabilitiert" und etwas zusammengespart für etwas Kleines.

Ich habe Angst, dass es heute wieder so anstrengend wird. Ich habe mich heute morgen wirklich gerädert gefühlt und irgendwie doch meine Sachen gemacht. Physio war verdammt anstrengend, aber hat sich gut angefühlt. Ich sehe meine Fortschritte und ich mache die Übungen mittlerweile so mit richtig viel Elan und Freude.

Nach der Physio bin ich nach Hause gehetzt und habe mich selbst verflucht, mir an meinem freien Tag wieder so viel Stress aufzubürden. Duschen, umziehen, schminken und wieder weiterdüsen. Und ich bin wütend auf mich, habe ich meinem Frust nicht Luft gelassen. Ich bin für neunzig Minuten irgendwohin gebraust, um dann wieder stehen gelassen zu werden, sobald man hat, was man wollte. Ich war Taxi. Nicht mehr. Für vierzig Minuten. Danke und Tschüss. Ich war so wütend, aber in diesem Moment habe ich mich nicht getraut. Mittlerweile hat die Person per WhatsApp Kontakt mit mir aufgenommen, ich bin ein wenig "unwütender" unterwegs und konnte auch ein wenig sachlicher argumentieren.

Ich fuhr mit einer riesen Wut im Bauch nach Hause und da es gerade schön bewölkt und angenehm windig war, ging ich mit Schila spazieren. Das tat gut und danach kuschelte sie sich auch schön an mich. hat gut getan. Vor allem war ich stolz auf mich. Weil ich nach dieser Fahrt für Lau eigentlich am liebsten in den nächsten Laden einkaufen gegangen wäre oder so richtig Frust gegessen hätte. Aber ich habe mich bei beidem zurückhalten können. Stuttgart steht nächste Woche an und ich würde mich nur selbst bestrafen. Klar, letzten Freitag ist es ausgeartet, aber das ist vorbei. Vergessen. Und ich habe noch Euros vom letzten Mal übrig. Und ich kann ja eh nicht anders.

Nun eigentlich zum Highlight des Tages (abgesehen, dass ich über zweihundert Seiten in einem guten Buch lesen durfte). Ich war mit Schila unterwegs und kam um eine Ecke geschossen. Ein kleiner Knirps, vielleicht sieben oder acht Jahre alt, kam uns entgegen, blickte aber gerade nach hinten über die Schulter. Er sah uns also nicht kommen. Ich überlegte noch, ob er sich sehr erschrecken würde, wenn wir so plötzlich ihm gegenüber stehen würden und natürlich war ich besorgt, wenn er dadurch irgendwie unglücklich Richtung Strasse stolpern oder ausweichen würde - da drehte er sich schon um und meinte: "Oooooouhhhh!"

Er war erschrocken, blieb kurz stehen und lief dann lächelnd an mir vorbei. War erleichtert. Ich meinte noch zu ihm, dass er keine Angst haben müsse - Schila wäre eine ganz Liebe. Das war ihm total unangenehm, er meinte nur ganz schnell: "Ah, ich han kei Angst! Bin nur verschrocke!" Ich lächelte wissend und er scharte schüchtern mit seinem Fuss auf dem Trottoir herum. Er wäre nämlich schon ein ganz Grosser und vor Hunden habe er gar keine Angst, meinte er noch. Innerlich lachte ich auf, so süss, wie er sich nichts anmerken lassen wollte. Ich verabschiedete mich von ihm und irgendwie war es so eine schöne Situation gewesen. Ich hätte ihm am liebsten in die Wange gekniffen :-). War wirklich eine Aufmunterung.

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