Sonntag, 31. Mai 2015

passagier 23

Huch, habe mal wieder ein Buch etwas schneller gelesen - zudem davor noch eines begonnen, aber nach 80 Seiten aufgegeben, weil es mich einfach nicht gepackt hatte.

Somit begann ich mit dem neusten Werk von Sebastian Fitzek.

Zum Klappentext:

Denken Sie an einen Ort ohne Polizei. Eine Kleinstadt, aus der Jahr für Jahr Dutzende Menschen verschwinden. Spurlos.

Der Ort für das perfekte Verbrechen.

Herzlich Willkommen auf Ihrer Kreuzfahrt!

Martin Schwartz, Polizeipsychologe, hat vor fünf Jahren Frau und Sohn verloren. Es geschah während eines Urlaubs auf dem Kreuzfahrtschiff "Sultan of the Seas" - niemand konnte ihm sagen, was genau geschah. Martin ist seither ein psychische Wrack und betäubt sich mit Himmelfahrtskommandos als verdeckter Ermittler.

Mitten in einem Einsatz bekommt er den Anruf einer selbstamen alten Dame, die sich als Thrillerautorin bezeichnet: Er müsse unbedingt an Bord der "Sultan" kommen, es gebe Beweise dafür, was seiner Familie zugestossen ist.

Nie wieder wollte Martin den Fuss auf ein Schiff setzen - und doch folgt er dem Hinweis und erfährt, dass ein vor Wochen auf der "Sultan" verschwundenes Mädchen wieder aufgetaucht ist. Mit dem Teddy seines Sohnes im Arm...

Meine Meinung:

Mir fällt es immer schwer, ein Buch von einem Lieblingsautor zusammenzufassen und für mich selbst zu bewerten, wenn ich es nicht wirklich gut fand.

Fakt ist einfach: Fitzek hat mich mit jedem anderen Werk bisher mehr gepackt, wie mit Passagier 23. Es ist eigentlich ein gutes Buch, aber irgendwie war da nicht der Drang, nach einem langen Arbeitstag als erstes nach diesem Schinken zu greifen und sofort weiterzulesen.

Die Geschichte an sich ist happig. Seinem Schreibstil bleibt Fitzek treu - knappe Kapitel, schnelle Wendungen und letzte Sätze, welche einem die Luft rauben und dazu bringen, sofort weiterlesen zu wollen, um mehr zu erfahren. All das ist gegeben. Und doch war es sogar selbst mir zu psycho, zu abgedreht, zu heftig und vor allem zu komisch zum Lesen. Teilweise musste ich wirklich zurück an einen Absatz, um überhaupt verstehen zu können, was da eigentlich genau gemeint ist. Und ja, ich lese eigentlich fleissig und würde schon sagen, habe ich langsam den Dreh mit Fitzek raus und mein Bauchgefühl stimmt meist.

So auch bei der "ersten" Auflösung. Für mich war es irgendwie nicht ganz stimmig und die letzten Seiten haben es dann auch bewiesen. Und doch war es dann auch nicht wirklich stimmig. Das Buch hat 400 Seiten, ja. Aber es war auch schon kleiner geschrieben und auch aufschlussreicher. Ich fand das Ende sehr knapp und irgendwie endete die Geschichte in meinen Augen einfach irgendwo und fertig war.

Die Thematik im Buch ist wirklich sehr happig und ja, man wird richtig mitgenommen. Und doch gab es für mich fast zu viele Personen, welche einfach zusammengewürfelt wurden, um den Leser erst recht in die Irre zu führen. Und doch waren sie irgendwie nicht von Nöten. Es schien mir eher so, wollte Fitzek unbedingt, dass man Angst bekommt, wenn man liesst, was nicht alles auf einem Kreuzfahrtschiff so passiert. Und da mussten halt viele Geschichten nebenher laufen.

Ich werde dieses Buch weitergeben. Mein erstes Werk von Fitzek, welches nicht bei mir in den Bücherschrank abgelegt wird. Nicht falsch verstehen: es ist ein Psychothriller und es hatte gute und spannende Passagen. Bei mir muss das Blut nicht immer spritzen und Gefahr überall lauern. Und doch bin ich persönlich anderes von Sebastian Fitzek gewohnt. Ich empfehle dieses Buch eher Menschen, welche gerne Thriller lesen, wo es aber eher um Versteckspiele und Rätsel geht. Weniger um die Spannung, den Nervenkitzel und die Angst um eine Person bzw. um den weiteren Verlauf der Geschichte.

Samstag, 30. Mai 2015

dokumentationen & bedeutende plätze

Es gibt Plätze, Farben, Kleidungsstücke oder Situationen, welche uns immer wieder an schicksalhafte Wendungen erinnern werden. Teilweise an schönere, dann wiederum an weniger schönere, welche sich einfach in unseren Köpfen eingenistet haben. Manche sind gewollt - egal, ob es positive oder negative Erinnerungen sind. Ich glaube schon daran, dass viele Menschen sich an schlechte Lebenszeiten erinnern wollen, weil sie den Schmerz einfach spüren müssen und es nicht loslassen können. Obwohl sie ganz genau wissen, dass es ihnen nicht gut tut und sie auch merken, dass nur sie alleine loslassen können. Und jeder wüsste, wie das klappt: radikal akzeptieren, löschen und dann auch dabei bleiben.

Wie ich darauf komme? Ich habe letztens mal wieder meine Bilder sortiert und gesichert. Und bin dabei auf untenstehendes Bild gestossen. Dass habe ich bei meiner jetzigen Arbeitsstelle während des ersten Personalausflugs geschossen. Ich war noch in der Probezeit und ja, mit einem gewissen Mitarbeiter in der Gruppe. An diesem Ort und nach diesem Tag hatte ich zum ersten Mal das Gefühl, dass da etwas ist, dass ich Schwingungen wahrnehme, Sprüche und Berührungen und es gab auch ein sehr gutes Gespräch, an das ich mich heute noch erinnere. Mit körperlicher Nähe, obwohl ich die Neue war und obwohl er andere besser kannte. Und ja, irgendwie hat sich dieser Ort eingebrannt und die Situation kommt mir auch dann immer in Erinnerung, wenn ich daran vorbeifahre. Was mittlerweile nicht mehr oft der Fall ist. Aber wenn ich mal da in der Nähe an der Ampel stehe, kommt mir diese Situation sofort wieder in den Sinn. Aber ich empfinde das als eine positive Erfahrung, daran erinnere ich mich gern. Denn es war nach langer Zeit mal wieder das Gefühl, in der Gesellschaft angekommen zu sein (nach jahrelanger Arbeitslosigkeit!). Und vor allem war er der erste Mann, bei welchem ich diese körperliche Nähe zulassen konnte. Ohne schlechtes Gefühl, ohne Angst. Und ja, wer meine Vergangenheit kennt (ich wiederhole hier nicht alles) und auch sonst die letzten Einträge mit ihm aufmerksam mitgelesen hat, weiss, dass es halt doch sehr unüblich für mich ist und vor allem war, bei einem Mann so viel Nähe zulassen zu können. Für mich war es ein Neuanfang. Klar, auch heute noch ist es eine solche Sache mit körperlicher Nähe. Aber vor allem der Fluchtimpuls vor Berührungen ist nicht mehr gegeben und mein erster Gedanke ist nicht automatisch, dass sich doch Menschen ekeln müssen, mich zu berühren bzw. sich ekeln, wenn ich sei berühre. Es gibt doch noch solche Situationen, aber ich denke mir, dass wir alle alt genug sind, um selbst zu entscheiden, wen wir berühren wollen - und wen nicht.

Aber ich kenne auch die Kehrseite. Vor allem meine Schuhe zum Beispiel. Oder die Farbe rot. Bei den Schuhen gibt es einfach immer eine Situation, welche mir in den Sinn kommt, wenn ich sie anziehe. Und das stört mich, weil es meine Lieblingsstiefel sind. Vielleicht ist das ja in einem Jahr vergessen, wenn wieder Saison für die ist. Noch mehr stört mich aber, wenn ich die Farbe rot anziehen möchte. Da kommt einfach sein Kosename für mich wieder in den Sinn. Wie auch, wenn ich ein weisses Maxikleid anziehe. Denn bei rot hat er mich bis jetzt immer "s'Tüüfeli" genannt und beim Maxikleid "ach lueg emal da, s'Engeli chunnt um de Egge!" Und ich weiss ganz genau, dass ich das einfach hinter mir lassen muss - weiterhin rot und weiss anziehen oder es sein lassen. Geht aber nicht, weil mir rot besonders gut steht - finde ich irgendwie seit gut einem Jahr :-).

Das ist eine solche Sache: was tut mir gut (tue ich aber meist nicht) und was tut mir nicht gut (und ich tue es trotzdem). Es war mal ein sehr grosses Thema bei mir in der Therapie. Vor allem, weil ich mir nichts Gutes tue, wenn ich es eigentlich tun müsste. Ich pflege mich, ja. Aber ich sollte mich zum Beispiel mehr eincrèmen und so eher auf meinen Körper achten - ihm Fürsorge tragen. Aber wenn man sich selbst nicht wirklich mag (es geht dabei nicht nur um das körperliche Empfinden, es geht um den Selbsthass, diesen Groll auf das Schicksal und den Selbstwert), geht es oft unter. So auch, wenn ich mich zum Beispiel von etwas fern halten sollte. Weil ich nicht einsehe, warum ich nur wegen "mir" etwas sein lassen sollte. Zum Beispiel heftige Dokumentationen. Einerseits möchte ich wissen, wie andere mit ihren Schicksalen umgehen. Andererseits weiss ich teilweise ganz genau, dass sie mir nicht gut tun. Aber aus trotz (weil sich andere über solche Sachen keinen Kopf machen müssen), schaue ich erst recht. So auch gestern. Da habe ich mir eine Doku angesehen, in der es um das Unglück eines einzigen Menschen geht. Und das sich die bei jeder Wendung in seinem Leben wiederholt hat. Und ja, teilweise empfinde ich bei mir ja auch so. Ich hoffte, ein paar Fragen dadurch beantwortet zu erhalten. Und gleichzeitig auch Verständnis. Weil ich halt schon finde, dass mir nur Menschen nachempfinden können, welche Ähnliches oder Schlimmeres durchmachen mussten.

Ich habe einen Satz daraus mitnehmen können. Und eine Antwort, welche mir Angst macht. Weil ich sie zur gleichen Zeit wie der Mensch, welcher in dieser Reportage begleitet wurde, geflüstert habe. Einerseits der Satz, welcher einfach alles für mich zusammenfasst:

"Die ständige Sehnsucht nach Nähe - und zeitgleich die ständige Angst davor".

Es beschreibt vieles in meinem Leben. Mein Ich. Mein Handeln. Meinen Charakter. Meinen Drang nach Freiheit. Dieses Gefühl der Rastlosigkeit. In allen Bereichen. In allen Situationen. Mein gefühltes hin und her. Dieses extreme. Nicht umsonst ist Borderline eine Bezeichnung für extreme Stimmungsschwankungen und Empfinden extremer Gefühle (positive wie negative). Klar, ich erfülle gemäss Therapeutin aktuell nicht mehr die Punkte für eine Diagnose, aber ich habe sie durchlebt und sie hat mich geprägt. Sie ist Teil meines Lebens und meine Vergangenheit wird immer eine Rolle mitspielen. Ob ich will, oder nicht. Mal mehr, mal unbewusst, mal bewusst und mal unschuldig.

Richtig Angst hatte ich, als der Reporter den Mann in der Doku fragte, ob er Angst vor dem Tod habe. Er verneinte diese. Er meinte weiter, was denn der Tod für ihn bedeuten würde bzw. wie er sich diesen Vorstellen würde?

Mir rollten Tränen über die Wange und ich hauchte ein: "Erlösung".

Zeitgleich mit dem Menschen in der Reportage. Und es machte mir Angst - weil er dann weiter meinte, dass er einfach hofft, in ein besseres Leben zu kommen. Und auch ich habe keine Angst vor dem Tod, überhaupt nicht. Ich persönlich hoffe einfach, dass ich dann in eine Welt komme, in der ich das bekomme, was ich (mit meinem Empfinden) wirklich verdient habe. Dass einfach alles besser und schmerzfreier wird. Und vor allem, dass ich ein Leben verlassen kann, in dem ich nur das Gefühl habe, bestraft zu werden, für etwas, was ich nichts dafür kann und es mir nicht selbst ausgesucht habe. Aus einem Leben gehen, in dem ich das Gefühl habe, für ein früheres Leben meinerseits bestraft zu werden. Ich muss eine ziemlich üble Person darin gewesen sein :-s.

Und sofort kam da der Gedanke und die Angst, weitere 50 Jahre so weiterleben zu müssen. Und das ich darauf keinen Bock habe - und die Einsicht, dass diese Reportage wirklich nicht die beste Wahl war und ich dem Trotz nächstes Mal vielleicht doch eine Ansage machen müsste und eine weitere Reportage in diese Richtung nicht so schnell schaue. Weil egal, ob es mir gut oder schlecht geht: die Spirale dreht sich und ich stehe schlussendlich immer vor der gleichen Tür. Und wenn sich diese öffnet, geht die Spirale erst richtig los.

Aber ich habe mich gut gefangen. Habe Pupa kurz angerufen und auch sonst einfach eine Telenovela vor dem Einschlafen geschaut. War dann so kaputt, dass ich meine Augen zumachte und eine traumlose Nacht hatte. Und solche Tage geben mir wieder Mut. Das ich irgendwie doch auf einem halbwegs ganz ordentlichen Weg bin und nie dort stehe, wie vor ein paar Jahren.

Und das macht Mut! Und wenn diese Hoffnung nur kurz aufleuchtet. An manchen Tagen mehr, an anderen weniger. Und ich muss akzeptieren, dass dies halt noch ein Weilchen so weitergehen wird. Und alles seinen Sinn hat. Und ich irgendwann einmal hier sitze und tippe, dass ich nun weiss, was ich von dieser Zeit habe, was ich mitgenommen habe, wie ich an dieser Prüfung gewachsen bin und für mich selbst den Grund, welcher all dies "erklärt", gefunden habe. Und sich es sich doch irgendwie "gelohnt" hat, dass alles miterleben zu müssen.

sich selbst immer wieder aufrütteln

Es ist grauenhaft. Eigentlich sollte man es doch geniessen. Es gibt so viele Menschen, welche das Gefühl dieser Ungewissheit und des Schwärmens - ich bin auch da eher die Ausnahme und ein Exot - mögen. Ich hasse es, ins Grübeln zu kommen. Ich hasse es, in Tagträume abzutauchen und die Kontrolle abzugeben. Vor allem bei Dingen, die ich einfach nicht haben möchte bzw. wo ich finde, dass es einfach nie klappen würde / wird. Schwärmereien, die ich nicht haben möchte. Tagträume, die nicht so sein sollten. Wobei mir bewusst ist, dass die nie jemand anderes einsehen kann, wie ich selbst. Es sind meine Gedanken, in diesem Moment sind sie vielleicht berechtigt.

In letzter Zeit ertappe ich mich einfach wieder dabei, wie ich immer wieder „schwache“ Momente habe und grüble. Grüble, ob jemals etwas war. Grüble, ob etwas ist. Grüble, ob wir es beide wissen oder es einfach ein Hirngespinst ist…

… aber am meisten rege ich mich darüber auf, dass ich wieder an den Punkt zurückkehre, an den ich nie zurückkehren wollte. Nämlich zum Gefühl, dass ein Mann nur schnippen muss und ich würde für ihn machen, tun und rennen. Und diese Grübeleien, uach. Und das kann ich nicht ab. So etwas mag ich überhaupt nicht. Bis jetzt hatte ich das Gefühl bei einem Mann. Und nun auch bei diesem gewissen Mitarbeiter. Und ja, das beängstigt mich schon. Irgendwie finde ich es ja schön, zu wissen, dass da vielleicht eine tiefere Bindung zueinander ist (wie auch immer, vielleicht mag man sich einfach mehr bzw. findet sich sympathischer, wie andere… und ich meine, bei mir spielt er halt schon eine sehr grosse Rolle, wenn man bedenkt, wobei er mir geholfen hat (liegt in der Vergangenheit und ich erwähne es hier nicht mehr gross, es geht um körperliche Nähe, Gespräche mit Männern, etc.)), aber wenn es dann über die Grenze geht, für einen Mann alles hinter sich zu lassen und zu springen, geht es mir persönlich zu weit. Denn das möchte ich nicht. Da bin ich eigen. Da habe ich meine Lebenseinstellung. Ich bin in die Richtung ein totaler Freigeist.

Und ja, ich tendiere schon dazu, zu fürchten, für ihn zu rennen bzw. mich für ihn „bereit“ zu halten, wenn es nach seiner Lust und Laune geht. Und das ist jetzt nicht gemein zu werten, ich mag ihn wirklich, auch mit seinen Eigenheiten. Und er ist bestimmt ein ganz Lieber! Es geht mir nur darum, dass ich sofort für ihn springen würde, wenn er mich doch plötzlich gut und direkte Avancen starten würde (was eh nie vorkommen wird) und das beängstigt mich.

Einerseits fand ich diese Woche toll. Wir konnten zwei Mal ganz locker miteinander sprechen und auf eine Aktion hat er eine humorvolle Retourkutsche von mir gehalten, die ihn anscheinend begeistert hat. Und am Telefon klappte es auch, wobei mich doch erstaunte, woher er ganz genau weiss, wo ich wohne. Klar, bei Datenkenntnissen der Mitarbeiter keine grosse Sache - aber wir haben einige Mitarbeiter. Ich kenne seine Adresse zum Beispiel nicht.

Letzte Woche hatte ich doch eher zu grübeln. Es waren zwei ganz komische Situationen. Und ja, einerseits habe ich sie genossen, andererseits sind sie auch sehr anstrengend. Weil ich nicht weiss, wie sie gemeint sind und weil ich nicht weiss, wie ich sie nehmen soll. Verliere ich mich in etwas und bin dann wieder zu aufdringlich oder sind dass Zeichen seinerseits voller Mut und Mühe und ich verhalte mich vielleicht zu distanziert, was wieder zu einem Distanzverhalten seinerseits führen könnte? Und dann sind wir wieder mitten im Spiel, uäch.

Ich weiss nicht mehr genau, an welchem Tag das war. Aber ich wollte im Dorf meiner Arbeitsstelle einen Zebrastreifen überqueren und ein Fahrschulauto liess mich durch. Ich weiss nicht mehr, ob es eine Frau oder ein Mann war. Als ich in der Mitte / Ende des Streifens angelangt war, bekam ich nur noch mit, wie das Auto verstummte und wohl der Motor „abgesoffen“ war. Ich wandte mich bewusst nicht um, weil ich selbst weiss, wie unangenehm es einem in einem Fahrschulauto wird. Vor allem bei solchen Aktionen.
In der Kaffeepause am nächsten Morgen erzählte ich es einer Mitarbeiterin, welche aktuell Fahrstunden nimmt. Und erwähnte dabei, dass ich nicht genau gesehen hätte, ob Mann oder Frau. Der gewisse Mitarbeiter sowie ein anderer Mitarbeiter (welcher mit dieser Geschichte mit M. begonnen hat) waren ebenfalls anwesend. Ich erzählte es, wir kicherten kurz darüber und dann war das Thema eigentlich für mich abgehakt. Und plötzlich kam rechts vom gewissen Mitarbeiter ein Spruch, den ich leider nicht mehr genau weiss. Und ich glaube doch, zu wissen, dass er in etwas so war, wie ich es hier benenne, weil ich auf sein Spiel eingegangen und das Spiel weitergesponnen habe… Es war etwas à la: „Soso, da hat dir jemand nachgeschaut!“ oder „Hui, da hast du bestimmt einen Mann draus gebracht, als du über die Strasse gelaufen bist und er dir nachschauen musste“. Irgendetwas in die Richtung. Ich meinte daraufhin, dass ich also eine Chance verpasst hätte. Ich hätte eigentlich am Fenster des Fahrschulautos klopfen und einen Spruch à la „Eine solche Aktion ist doch nicht nötig, gibt mir doch gleich deine Telefonnummer oder frag mich doch gleich danach!“ hätte bringen müssen. Oder noch besser: einfach hinten reinsitzen und dann zum Schüler meinen, er solle das nächste Zivilstandsamt anfahren :-p.

Natürlich lachten alle mit. Ich weiss nicht, ob es einfach nett gemeint war oder ob er etwas anderes wissen wollte. Fakt ist einfach, dass er dann plötzlich meinte: „Oder es war dein M.!“ Oder vielleicht sogar „Ob da ein M. Freude dran hätte“ irgendetwas so in der Art. Es kam wieder von ihm aus, und nicht vom Mitarbeiter, welcher all das in Fahrt gebracht hat. Und einerseits weiss ich nicht, ob er es bringt, weil er erleichtert ist, dass da jemand ist. Dass ein Freund möglich wäre. Dass er es locker sehen kann und keine Angst mehr haben muss, dass ich Gefühle für ihn haben könnte. Aber dann nimmt man es hin und zieht mich nicht immer mit diesem Namen auf, finde ich. Aber vielleicht denke ich da als Frau - und nicht als Mann.

In dieser Woche kam es dann auch zum Körperkontakt. Es war bei einer Kaffeepause, als ich aufstehen und an ihm vorbeigehen musste. Er stand irgendwie dumm und ich wollte mich nicht einfach an ihm vorbeidrücken. Es gibt Menschen, die mögen das nicht (so eine Art anrempeln. Ich weiss, es ist blöd gelaufen, aber ich stand hinter seinem Rücken und stupste ihn ein wenig an der Schulter auf die Seite und automatisch landete die andere in der Nähe seiner Hüfte. Nicht so doll, wie an der Schulter, aber es war ganz bewusst spürbarer Kontakt. Ich drückte mich also links an ihm vorbei und stand beim Abwaschtrog bereit, als er meinte: „Hei, zambrottagirlie! Auf Krawall aus!“ Er kam zu mir hingelaufen und knallte mit seinem Oberarm an den meinen und „stupste“ mich ein paar Mal an. Ich weiss nicht mehr, was ich entgegnete, aber er liess von mir ab, ich machte einen Spruch à la „aber klar doch, stinkfrech!“ und begann von mir aus eine weitere Stupsaktion. Und ja, einerseits war da wieder diese Wärme, dieses Gefühl der Verbundenheit und diese Angst, was es alles ausgelöst haben könnte. Ich fand es schön, ja. Und ich kenne mich: bei anderen hätte ich mich das nie getraut. Und so schliesst sich der Kreis, dass er halt einfach einen besonderen Stellenwert bei mir hat - beim Thema Männer. Weil bei einem anderen hätte ich es a) nie zugelassen und b) keinen weiteren Vorstoss gewagt.

Ich beobachte es weiterhin. Einerseits sind da die Wünsche und Sehnsüchte. Die Hoffnungen und weiss ich was. Andererseits ist da Amerika und die Auszeit. Welche vielleicht allen ein wenig gut tun würde…

Montag, 25. Mai 2015

fast frontalkollission

Vor Auffahrt ist mir leider mal wieder bewusst geworden, was für Arschlöcher auf unseren Strassen unterwegs sind. Klar, ich gebe es zu: ich habe eine zügige Fahrweise, aber ich fordere auch nicht mein Glück heraus. Ich rase nicht und ich passe mich dem Verkehr an. Vor allem bei Mitfahrern kann ich auch ganz anders fahren. Mir ist da der Unterschied schon bewusst. Wenn ich alleine im Auto sitze, bin ich für mich selbst verantwortlich. Sobald andere Menschen im Auto sitzen, ist diese natürlich umso grösser.

Ich selbst bezeichne mich als sehr gute Fahrerin. Ich kenne mein Auto. Ich habe meinen eigenen Fahrstil, den ich jederzeit anpassen kann. Und doch fällt mir immer wie mehr auf, dass andere Autofahrer so gar nicht mitdenken. Ich habe immer wie mehr das Gefühl, für mich, den vor mir, den hinter mir und den, den ich überhole oder den, der mich überholt, achten zu müssen. Grausam teilweise. Nur noch zum Kopf schütteln. Und auch, wenn es lange erlaubt war, bin ich nie ohne Licht gefahren. Ich habe das bereits in der Fahrschule vor ein paar Jahren gelernt, als erstes das Licht anzumachen. So auch die Blinkernutzung. Den gibt es nicht umsonst. Ich blinke lieber einfach zu früh oder einmal zu oft, als gar nicht. Nur noch zum Kopf schütteln.

Vor Auffahrt am Mittwoch wollte ich mit ein paar Mitarbeiterinnen - um genau zu sein zwei - essen gehen. Wir setzten uns in mein Auto und ich fuhr zur Kreuzung. Der Blödmann, welcher um die Kurve geschossen kam, hatte in etwa das Bild unten vor seinen Augen. Davor noch einen Traktor, den er unbedingt überholen wollte. Meine Ausfahrt war links hinter der Kurve, keine 50 Meter davon entfernt. Ich weiss ganz genau, dass ich rechts, links und nochmals rechts geschaut habe, weil ich diese gefährliche Kreuzung gut kenne. Ich muss teilweise links hochfahren und es ist eine 80er Strecke und ich weiss, wie tükisch es ist, wenn rechts die Autos um die Kurve geschossen kommen. Diesmal musste ich rechts und ich sah nichts hinter der Kurve. Fuhr auf meine Bahn, sah diesen Traktor und plötzlich diesen blauen Wagen, welcher frontal auf mich zugeschossen kam!!!!

Die Mitarbeiterin neben mir hob die Hände vors Gesicht, die Mitarbeiterin hinter mir schrie auf und ich...? Ich dachte mir nur noch: "scheisse, de mag nümm bremsä, de mag nümm bremsä, das langet nöd... das langet nöd!!!" Ich schaute nach links zum Traktor, welcher auf meiner Höhe war, der entgegenkommende Fahrer hattte also gar keine Chance, sich noch da reinzuquetschen. Ich war bereits schon lange auf den Bremsen, hatte zum Glück höchstens 20 Km/h drauf, weil ich ja in eine Kreuzung fuhr. Die Dumpfbacke (sorry, ich habe so einen Groll auf diesen Semmel!) wollte wieder auf seine Spur zurückweichen und checkte erst im letzten Moment, dass da ja etwas war, was er (so schlau, wie er ist, grrrr!!!) überholen wollte  und bremste wieder abrupt ab, knallte dabei gegen der Traktor und ich schrie nur noch, als ich etwas auf meine Scheibe zufliegen sah. Meine Hände waren nun auchvor meinem Gesicht und ich erkannte den rechten Seitenspiegel dieses Hornochsen. Dann stand seine Autohaube keine 20 Zentimeter vor meiner Autohaube. Starrte mich an. Ich zeigte ihm nur noch den Vogel und schüttelte fassungslos den Kopf. Wir fuhren weiter und um einen Kreisel, um wenden zu können. Einerseits, um ihm die Leviten zu lesen und andererseits, um mein Gewissen beruhigen zu können, dass dieses Arschloch wirklich in einer unüberschaubaren Kurve überholen wollte. Und da wurde uns bewusst, dass der wirklich erst in der Kurve überholen wollte, weil wenn er 80 Km/h auf dem Tacho gehabt hätte, hätte es geknallt. Er war also am beschleunigen gewesen, dieser Drecksack!

Wir fuhren rechts ran und er beugte sich schon so komisch zum Seitenfenster herein, schaute mein Gspänli an und meinte, ob etwas passiert sei. Wir grunzten nur angewiedert. Dann kam ein Spruch, bei dem ich schier aus dem Auto gestiegen und auf ihn losgegangen wäre: "Ist meine Schuld, ganz klar. Aber SIE haben auch nicht geschaut!" Meine Mitarbeiterin neben mir meinte, dass wir ganz genau geschaut hätten und ich meinte noch schnippisch, dass man auch nicht in einer Kurve wie dieser überholen würden!

Wir waren so perplex von dieser dreisten Person und irgendwie doch so froh, dass nichts passiert war, sodass ich einfach kehrt machte und ging. Der Typ sammelte auf der gefährlichen Strecke noch seinen Seitenspiegel ein und ja, schlussendlich hatte ich es doch bereut, nicht der Polizei angerufen zu haben. Denn als wir vom Mittagessen zurück zum Geschäft fuhren, kam er uns ohne Seitenspiegel entgegen! Und ich schwöre euch, der hatte etwas intus, diese Augen, dieses Geruch... Nicht ganz koscher.

Klar, wir waren froh, ist nichts passiert und doch so wütend über diesen Typen. Und ich war so wütend über mich, dass ich nicht einfach mal die Kontrolle verloren und diesen Typen so klein mit Hut gemacht hatte.... Grrrr.... Ich schwöre euch, hätte es geknallt und ich noch ganz, ich wäre raus und hätte den so fertig gemacht. Eigentlich hätte ich es machen sollen, aber wie so oft bin ich zu anständig gewesen. Und wahrscheinlich auch überrascht über seine Worte. So ein fieser Sack, ehrlich.

Ich habe noch lange über eine Anzeige gegen Unbekannt nachgedacht. Den er ist ja schön davongekommen, abgesehen von den Kosten für den Seitenspiegel. Aber was will ich schon ausrichten - abgesehen von Farbe und eventueller Automarke ist mir nicht viel geblieben. Ich denke, wir waren einfach alle heilfroh, dass uns nichts passiert war.

Mehr Angst hat mir an diesem Tag der Gedanke gemacht, was ich gemacht hätte, wenn ich alleine im Auto gesessen wäre. Und ich befürchte fast, ich wäre erst recht aufs Gaspedal gestiegen. Und ja, das macht mir Angst.

So ein Schafseckel, ehrlich. Anders kann man das gar nicht mehr nennen. Hier noch ein Bild, in so etwas sieht die Strecke aus. Er kam auf der rechten Spur, meine Einfahrt ist links hinter der Kurve. Echt nicht normal der Typ *kopfschüttel*...

Quelle: 4ever.eu

nachtprinzessin

In letzter Zeit hat mich das Lesefieber doch wieder eher gepackt - ich bin ganz fleissig unterwegs. Ausserdem gebe ich einem Buch eine Chance von höchstens 70 Seiten, wenn diese mich nicht überzeugen, wird es weiterverschenkt. Ich habe so viele ungelesene Werke zu Hause, da musste ich etwas unternehmen :-).

Mein letztes Buch war mal wieder eines von Sabine Thiesler. Neben Charlotte Link einer meiner weiblichen Lieblingsautorinnen. Die Totengräberin war - glaube ich - mein erstes Werk von ihr, welches ich verschlungen habe. Aktuell liesst Pupa es und ist ebenso begeistert.

Zum Klappentext:

So sollst du sterben - selig vor Lust.

Er hatte nicht mehr viel Zeit. Seine Gedanken wirbelten in Panik durcheinander. Wenn er keinen Ausweg fand, war er in ein paar Minuten tot. Sein Mörder flüsterte: "Ich liebe dich", während er ihm die tränenfeuchten Augen küsste und den Schal fester zuzog. "Ich bin es. Deine Prinzessin, deine Principessa. Vergiss das nie."

Meine Meinung:

In meinen Augen ein echt gutes Buch - teilweise war selbst ich so erschrocken über die gelesenen Zeilen und die Aktionen dieser Nachtprinzessin. Erschüttert und ungläubig und doch so gefangen in dieser Geschichte, dass ich das Buch vor allem von der zweiten Hälfte an nicht mehr aus den Händen legen konnte.

Man ist stille Beobachterin des Hauptdarstellers und möchte alle warnen. Möchte schreien und die Alarmglocken zum Läuten bringen. Nebst dem Hauptdarsteller bekommt man auch vieles über seine Vorgeschichte mit auf den Weg, wie auch die Situation seiner gegenwärtigen Familie.

Nebst dem Hauptdarsteller gibt es auch noch die Begleitung der Kommissarin sowie deren Lebensgeschichte. Es gab dann noch einen Carabiniere, wobei ich es schon sehr zufällig fand, wie da die Geschichte dieser Hauptdarsteller zusammenprallte.

Ich fand es schon erstaunlich, zu sehen, wie langsam die Morde geschehen und wie schnell der Hauptdarsteller in einen Rausch kommt und die Kontrolle - sowie Vorsicht - verliert. Mir war der Punkt seines Versagens ganz klar bewusst während dem Lesen. Und ja, mir blieb teilweise der Atem doch weg, wobei ich mir ganz andere Thrillergeschichten gewohnt bin.


Gegen Ende ging dann alles ganz schnell und ich hatte das Gefühl, Thiesler selbst wollte das Werk einfach zu Ende bringen nach ein paar hundert Seiten. Irgendwie fand ich es dann teilweise doch fast happig, was man an Brocken  zugeworfen erhielt und irgendwie war einem dann doch vieles nicht ganz so verständlich. Aber ich denke schon, dass es genau solche Menschen gibt. Die einfach auf ihren grossen Auftritt hin arbeiten und es dann alles ganz schnell geht. Vielleicht spielt auch der Wunsch mit, einfach endlich von der Polizei überführt und unter Kontrolle gebracht zu werden.

Der Titel fand ich persönlich nicht gerade passend und es stimmte für mich auch nicht mit der Aufklärung überein. Irgendwie fand ich es komisch - aber daran sollte meine Begeisterung für das Werk nicht abstumpfen.

Ich finde es ein sehr gutes Werk. Zwar teilweise sehr happig, aber doch auch irgendwie gut. Immer wieder mit Alltag gespränkelt und ja, ich denke schon, dass sich die heutige Gesellschaft an den Grausamkeiten der Menschen unter uns ergötzt. Und irgendwie kommt das in diesem Buch ganz gut durch. Hühnerhaut und wohlige Schauer über den Rücken garantiert!

Samstag, 23. Mai 2015

rundum glücklich

Ich bin nun wirklich kein Rosamunda Pilcher Fan. Habe noch nie eine Schnulze von ihr geschaut - bis letzten Sonntag. Und auch nur, weil eine Schauspielerin eine Hauptrolle gespielt hat, welche mir total sympathisch ist. Sie ist wirklich sie selbst, hat super Sprüche drauf und ist in meinen Augen weiblich.

Sie ist bekannt als Schwester von Anette Frier (Dani Lowinski). Sie spielt bei Alles was zählt und ich finde sie einfach super. Sie hat eine herzliche Art, ist wirklich hübsch und ja, ich finde, sie kommt einfach flott rüber. Einfach eine tolle Frau.

Caroline Frier hat eine Art an sich, die einfach toll ist. Ich glaube nicht, dass sie gross spielt, ich denke wirklich, dass sie von Natur aus so ist. Offen, weiblich, lustig, grosses Herz und immer einen guter Spruch auf den Lippen. Einfach ein Charaktermensch. Und das hat sie im Film "rundum glücklich" von Rosamunde Pilcher bewiesen.


auf wellengang

Momentan fühlt es sich für nicht wirklich so an, als wäre ich auf dem Weg zurück zum Leben. Ich überlebe eher. Kämpfe nur noch auf Amerika hin und so hart es klingen mag, aber letzte Woche während meiner Planung rutschte mir bei Mutti raus, dass ich zwei Optionen habe: 10 Wochen Auszeit in Amerika oder 10 Wochen Klinik. Und ja, erst da wurde mir mal wieder bewusst, wie ernst es wieder ist.

Klar, ich bewältige meinen Alltag gegen aussen, aber innerlich freue ich mich riesig auf meine Auszeit, auf mein Abenteuer, auf die Distanz zu allem. Wenn ich frei habe, geht es mehr oder weniger. Vor allem über die Auffahrt war ich froh um ein paar freie Tage - für die Planung. Es tat gut. Sobald ich arbeite, muss ich abends jeweils ein halbes Temesta einwerfen, um überhaupt Ruhe zu haben. Temesta ist genial, aber auch gefährlich. Mir reicht zum Glück eine halbe Tablette, ob es dann rein um das Wissen geht, dass es wirkt und nicht um die Wirkung selbst (man sagt ja, ein Glaube an etwas kann Berge versetzen), interessiert mich nicht. Ich schlafe tief und traumlos, die Gedanken sind weg, nur sind die Tage dann teilweise danach sehr lang und ich oft müde. Aber anders geht es einfach nicht.

Menschen um mich herum vergessen, dass ich im "Ruhestand" bereits eine Anspannung habe, welche bei normalen Menschen unter uns Stress bedeutet. Und aktuell ist es noch schlimmer und die kleinste Bemerkung, das kleinste Missverständnis, die kleinste Sache, welche mir aus den Händen entgleitet, führt bei mir zu einem vulkanähnlichen Ausbruch. Klar ist da oft jemand irritiert.

Ich wollte hier einfach mal ein wenig zusammenfassen, was die letzten Tage so war, was mir so durch den Kopf geht. Vielleicht hilft mir das auch ein wenig bei der Sortierung meiner Gedanken.

Mittlerweile habe ich den ersten Tag mit meinem neuen Chef alleine im Büro hinter mir. Und ich weiss nicht, ob es jetzt einfach so zur Anfangszeit so ist - aber der hat gestern all seine Sachen alleine gemacht. Na klar, ich bin Sachbearbeiterin und kopiere auch gerne mal etwas bzw. habe ihm gestern so eine Ablageschublade mit Hängemappen etc. erstellt, aber meist macht es der Ton und der ist bei ihm wirklich anders. Mal schauen, ob es so bleibt. Aber gestern ist der selbst im Haus herumgesprungen, hat Kopien gemacht und weiss ich was zusammengesucht. Am Schluss ist er noch vor mir in den Feierabend (und ich komme gerne um 7 Uhr früh, um mir dann den Luxus zu nehmen, Punkt Feierabend zu gehen - vor allem am Freitag) und hat sich für alles bedankt. Ich sass wirklich perplex da. Aber ich bin vorsichtig. War ja bei meiner ehemaligen Chefin nicht anders. Und sie ist ja nach wie vor meine Vorgesetzte. Wenn auch nicht "Big Boss". Teilweise habe ich schon das Gefühl, ihre Aktionen grenzen an Mobbing. Über meinen Urlaub zu reden scheint ein Tabu zu sein, es kommen immer wieder Kommentare, wenn mich jemand darauf anspricht. Am ehesten ist mir der letzte Woche geblieben. Mein neuer Chef kam zu mir und meinte scherzhaft, dass ich seine oben benannte Ablageschublade dann schon noch vor meinem grossen Urlaub mache. Immerhin müsse ich mir diesen doch noch ein wenig verdienen. Ich und mein Gspänli lachten auf, meine Chefin raunte lediglich ein "ich würs au meine!". Ob sie es lustig gemeint hat, ich weiss es nicht. Aber ich konnte den gefährlichen, scharfen und schneidenden Unterton schon hören. Aber ist nicht mein Problem. Ich werde den Mund schon noch aufmachen. Nach wie vor: anständig, aber bestimmt. Und ich hoffe wirklich, es ändern sich nun ein paar Dinge. Sie hat bei der Einarbeitung des neuen Chefs doch ein paar Kommentare fallen lassen, welche ich einfach nicht okay finde.

Es wäre schade um die Stelle. Ich liebe meine Tätigkeit und die Abwechslung. Und auch viele Leute sind ganz okay. Aber anscheinend hat der Führungsstil meiner ehemaligen Chefin doch seine Spuren hinterlassen. Ist mir doch oft erzählt worden, wie es vorher war und wie es die letzten Jahre unter ihrer Führung war. Und ja, ich hoffe einfach, es wird wieder ein "gemeinsam" und nicht "jede Abteilung für sich". Ich habe doch selbst gemerkt, wie eine Chefin auf jemanden abfärben kann. Aber ich habe die Bremse gezogen. Und vielleicht hat ihr das nicht gepasst.

Bei der Arbeit läuft es. Privat solala. Ich bin aktiv mit Familie und Pupa unterwegs. Die ist natürlich ein grosser Halt, kann genau verstehen, wie oben mir alles steht. Wie es mir geht. Wie verschissen es sich anfühlt und das Gefühl der Angst, sich ein Leben lang damit herumschlagen zu müssen. Ihr geht es aktuell sehr schlecht, ihre Blutwerte sind miserabel und wenn ich könnte, würde ich sie sofort mit in die Ferne nehmen. Vielleicht letztes Jahr zum Geburtstag die Carfahrt schenken. Dann nehme ich sie mit nach Apulien. Sie kennt ja den Teil ihrer Eltern, war aber noch nie bei uns im Süden. Und es würde ihr bestimmt gut tun! Mit Laura bin ich fleissig in der Volleyballplauschgruppe unterwegs und auch sonst sehen wir uns oft. Ich geniesse es. Vor allem das Spielen. Macht Spass, wieder aktiv bei meinem Lieblingssport mit dabei zu sein. Klar, der Rücken motzt teilweise und meldet sich, aber ich nehme vor und nach dem Spiel jeweils ein Schmerzmittel. Klar, es wäre besser, würde es ohne gehen, aber im Moment ist es mir egal. Vor allem ist es ja noch entzündungshemmend und in der Physio arbeiten wir aktuell auch wieder vermehrt an meinem Rücken - somit denke ich, ist es im Moment eine Unterstützung. Die Volleyballgruppe wächst von Woche zu Woche und ich finde es wirklich cool.

Klar gibt es auch unschöne Geschichten und Dämpfer - aber mit denen befasse ich mich aktuell nicht. Ich schirme alles von mir ab, was zu viel werden könnte. Finde einfach, dass es nicht nur immer an mir liegen solle und ja, ich bin kein Mensch, der eigentlich einem vor die Nase hält, was man alles für diesen gemacht hat, aber irgendwann ist auch bei mir eine Schmerzgrenze erreicht. Vor allem, weil ich wirklich jahrelang viele Dinge einfach runtergeschluckt habe, weil ich genau weiss, wie verletzte die Person dann reagiert, weil ich ihre Vorgeschichte kenne. Weil ich weiss, wie sensibel sie ist und wie gross ihre Angst davor ist "kritisiert" zu werden, nicht gut genug bzw. einen Fehler gemacht zu haben. Ich habe viele Dinge wirklich einfach hingenommen und vielleicht ist auch da ein wenig der Fehler bei mir. Man kann sich Dinge offen sagen bzw. sollte sich dies sagen können und ich weiss, ich bin auch nicht die Beste darin, solche Worte entgegen zu nehmen. Aber man kennt sich vielleicht jahrelang und hat Angst vor der Reaktion des Gegenübers, weil man eben ein wenig weiss, wie dieser reagiert (reagieren könnte). Wie gesagt, ich mache vieles gerne und opfere mich für einen Menschen voll und ganz, aber anscheinend wird dabei schnell vergessen, dass ich dies etliche Jahre gemacht habe, bis ich einfach mehr auf mich zu achten begonnen habe. Und selbst da noch lange Schwierigkeiten hatte, einzusehen, dass ich es wirklich nur für mich mache und nicht für jemand anderen, weil sonst kann man eine Therapie von Anfang sein lassen. Ich habe wirklich nur um mein Leben gekämpft für Mutti, Family und wenige Menschen um mich herum. Nie für mich selbst. Und dann beginnt man endlich, mal für sich etwas zu tun und es ist anscheinend auch nicht überall gleich recht. Und ja, ich bin wirklich nicht nachtragend, aber ich bin oft durch die Gegend gefahren (klar, war meine Entscheidung, ein Auto zu haben und zu fahren) und habe nie etwas dafür verlangt. Ich erwarte nichts von einer Person und eben, ich bin wirklich nicht kleinlich und ich möchte nicht, dass dies falsch verstanden wird - aber ich habe dies alles ohne Gegenleistung gemacht. Gerne, ja. Viele haben mir dann ein Getränk oder sonst etwas bezahlt. Anfangs war es mir egal, aber irgendwann fühlt man sich dann doch ein wenig - ach, lassen wir es. Das verstehen sowieso die wenigsten. Vielleicht hätte ich früher mal den Mund aufmachen sollen, wie auch über die Tatsache, dass ich wirklich an all die Träume und Versprechen festgehalten habe. Das es für mich nicht einfach eine Schwärmerei unter Teenies war, sondern es ernst genommen habe. Verstand, dass es schwierig ist, mit wenig Geld auszukommen und es doch nie zu einer gemeinsamen Ferienreise gekommen ist, obwohl dann doch der Lohn immer mehr stieg. Und was mir einfach wirklich in den Knochen steckt, ist, dass ich bei meiner Rücken-OP einfach wirklich alleine in diesem Spital lag und wildfremde Mitarbeiterinnen mich besucht haben - aber nicht die engsten Bezugspersonen. Meine Mutter kam regelmässig, mein Vater war auch mit dabei, Pupa habe ich jeden Tag gehört (ich meine, sie selbst hatte Chemo zu dieser Zeit) und meine Sis und mein Bruder kamen auch nach Feierabend. Klar, es sind über 70 Kilometer gewesen, aber meine Cousine und ihr Lebenspartner kamen angerauscht und auch Laura kam zu einem Pläuschchen. Es muss nicht lange sein und ja, ich kann verstehen, ist der Weg lang und vielleicht das Spital nicht für jeden etwas. Aber ich war verletzte, war da eine sehr enge Vertraute nie mit dabei. Und anscheinend gab es von meiner Mutter schon das Angebot, dass sie die Fahrt übernommen hatte. Eben, ich möchte nicht nachtragend sein und vielleicht ist das Spital nicht jedermanns Sache - aber geht es hierbei nicht um eine deiner engsten Vertrauten? Und ja, wie gesagt, ich möchte hier nicht aufzählen, was ich alles gemacht habe, aber mir ist da im Spital einfach bewusst geworden, dass ich für die Person einmal an einem Nachmittag (da war ich im Stundenlohn angestellt) frei genommen habe, um von meiner Arbeit aus den langen Weg (und das sind dann bestimmt um die 120 Kilometer) mit dem Zug auf mich genommen habe, um diese zu unterstützen und nach Hause zu begleiten. Ich habe es gerne und selbstverständlich gemacht, na klar! Aber im Nachhinein tut es halt weh, wenn man den Vergleich sieht. Vor allem, wenn man weiss, dass meine Mutter eben eine Fahrt getätigt hätte. Aber eben - es ist die eigene Sicht. Und das musste jetzt einfach mal raus. Weil ich mich mündlich nie getraut habe und mündlich nie trauen werde, weil es eh falsch verstanden wird.

Ich finde es einfach wieder erstaunlich, mit welcher Last der Mensch gleich weiter zu leben können scheint. Und ich weiss, mein Schicksal ist nicht das härteste und ich bewundere Menschen, welche kämpfen und dranbleiben. Und doch habe ich oft das Gefühl, die Menschen sehen mich und vergessen, wie schwer es ist. Sie sehen, wie ich alles zu akzeptieren und hinzunehmen scheine. Wie ich an mir arbeite und mir äusserlich kaum etwas angesehen wird. Klar, ich bin teilweise wirklich glücklich, sieht man es mir nicht an - aber diese Maske macht auch vieles schwer. Ich weiss, ich bin oft jene, welche Dinge nicht ausspricht und nicht sagt, wie verschissen es ihr geht. Weil ich eben nicht im Mittelpunkt stehen möchte und weil ich irgendwie hoffe, Menschen, die mir nahe stehen, sollten es merken. Vor allem habe ich die wichtigsten Punkte angesprochen, vor allem, dass ich meine Mitmenschen nicht belasten möchte und deshalb kaum über solche Dinge spreche. Aber ich sehe Blicke. Sehe Gesten. Höre zwischen den Zeilen und ja, ich fühle mich wirklich wertlos, wenn Menschen zu vergessen scheinen, wenn ich ihnen sage, wie ich wann und weshalb so reagiere. Das ich eben Dinge nicht anspreche. Das ich es leid bin, weiter so zu leben. Ich sende Signale, indem ich Fressattacken habe und Einkäufe tätige. Mein Gesicht spricht Bände, mein Körper schreit und ich habe wieder eher stark zugenommen, wie vor einem Jahr. Ich kaufe und mache und das sind meine Hilferufe. Mein Urlaub ist ein Hilfeschrei. Das Alleinsein ein Schutz. Und ja, ich finde, ich musste - vor allem in den letzten Jahren - viel mitmachen und Menschen vergessen da einfach, dass es mich sehr geprägt hat und verdammt oft beschäftigt. Das ich mit meinem Schicksal hadere, mich vieler Dinge beraubt fühle. Ein Mensch kann sich nicht vorstellen, wie abgrundtief man sich hassen kann - egal, wie gut es mir zu gehen scheint. Mein Leben ist ein Wellengang und ich lerne, das Boot sicher auf dem Meer zu führen. Aber ich werde ein Leben lang damit klar kommen müssen, was alles passiert ist und noch passieren wird. Es ist etwas, was ich mir freiwillig nie ausgesucht hätte und ich erwarte kein Mitleid, um Gottes Willen. Aber viel mehr Verständnis.

Solange ich in den Augen anderer "funktioniere" ist alles gut, wie selbstverständlich. Aber oh weh, ich mache etwas falsch, da kommt ein Donnerwetter von allen Seiten. Und da wünsche ich mir oft diese leere Hülle, mein leeres Ich vor ein paar Jahren zurück. Oder frage mich, wie es wohl sein wird, einfach nicht von Amerika zurück zu kehren. Meine letzte grosse Reise geniessen.

Schon wieder bin ich zu sehr in der Thematik drin. Ich brauche diese räumliche Auszeit. Einfach weit weg. Etwas machen - mal wieder allein. Das können auch nicht viele nachfühlen. Ich bin wirklich allein. Und sage es nicht einfach so. Aber ich freue mich auch irgendwie darauf. So ergeht es mir nämlich auch oft in Italien: ich bin alleine, werde mit nichts konfrontiert und geniesse diese Ruhe. Kein innerlicher, wie äusserlicher Zweikampf. Einfach sein. Fühle kaum etwas, empfinde nichts, muss mich mit nichts auseinandersetzen. Mein Körper ist einfach da und ich lebe in den Tag hinein. Keine Gespräche, einfach Ruhe. Ich und die Welt. Und zwei Gruppen werde ich ja auch noch begleiten, von dem her bin ich nicht durchgehend allein. Viele meinen, dass ich schnell Bekanntschaften schliessen werde, aber ich bezweifle es. Ich habe da nicht so ein Glück in dieser Sache. Das sind so Sprüche wie à la "sobald du nicht suchst, wird dich der Richtige schon finden". Das sind für mich lahme Sprüche, nichts weiter. Aber ich bleibe offen. Und wie schon ein paar Mal hier erwähnt. vielleicht merkt jeder um mich herum und ich selbst auch, was wir so aneinander haben.

Die letzten Tage war ich vor allem im Planungsfieber. Wahrscheinlich zu heftig, denn am Freitag hatte ich mal wieder Schwindel. Ich hasse es und vor allem wäre eigentlich ein Tanzabend mit Laura geplant gewesen. Wir gingen essen und es war auch so okay für mich. Ansonsten habe ich von Donnerstag bis Montag (habe ich ja jeweils frei, Dank Auffahrt also fast Ferien :-)) meine Route geplant. Und die Vorfreude stieg von Stunde zu Stunde. Wuhu, das wird mir auch ein Erlebnis! Das Wetter ist mir mehr oder weniger egal - ich mag die Knallhitze sowieso nicht so. Und über Auffahrt war es für mich gerade okay. Auch an Tagen, als es regnete, setzte ich mich in den Liegestuhl nach draussen. Wir haben eine gedeckte Terrasse und mit einer Decke, einem guten Buch und leckerem Kaffee liess es sich auch ein paar Minuten aushalten. Die Zusammenfassung meines letzten Werkes wird hier nächstens veröffentlicht :-).

So, hat gut getan, diesen Wellengang mal zu verarbeiten. Vielleicht hilft das ja auch beim schlafen. Erst von gestern auf heute habe ich fast 10 Stunden geschlafen - durchgehend und ohne Temesta. War bereits früh im Bett und als die Augen zufielen, konnte ich mich anscheinend komplett ergeben. Heute war ich noch mit Pupa unterwegs und bin jetzt fix und foxy. Schaue noch eine Sendung auf dem Handy nach und rufe dann das Sandmändchen zu mir :-).

Es geht zum Glück nicht mehr lange... Und ja, ich bleibe dran. Und oft denke ich mir, wenn ich wütend bin, ob ich genau das mal machen sollte: so richtig ausrasten und tief fallen, um vielen um mich herum die Augen zu öffnen. Weil sie eben so denken wie ich: "zambrottagirlie, die schafft das schon!" Schön, der Glaube anderern in mich. Ich schätze es wirklich. Aber wer kann wirklich in mich hineinfühlen und NACHempfinden, wie schwer und hart das teilweise sein kann? Zwischen sagen und NACHfühlen können, ist ein riesen Unterschied.

Ich denke an den lieben Kommentar zu einem früheren Eintrag. Das ich kämpfe und es irgendwie schaffen werde. Trotz Einbrüche. Aber dürfen die nicht auch sein? Doch. Weil es menschlich ist. Und ich verletzlich.

Samstag, 9. Mai 2015

wichtige nachträge

Ich habe ein paar Dinge, welche ich doch noch nachträglich hier frei von der Leber erzählen möchte. Einerseits ein Feedback sowie eine Situation mit dem gewissen Mitarbeiter, welche mir noch auf dem Herzen liegt.

Einerseits habe ich einen wirklich tollen Kommentar erhalten - vielen Dank dafür...! Oft denke ich nicht daran, alles in einem Eintrag zu erwähnen bzw. oft wiederhole ich mich und ich denke mir dann, dass mich viele regelmässige Leser mittlerweile kennen und wissen, was ich wie und wo meine.

Klar, im Moment ist es schwierig und da sieht man schnell nicht mehr all das Positive und das, was man in den letzten Jahren mit harter Arbeit geschafft hat. Ich sehe teilweise nicht mehr, wie viel Kraft ich in meine Genesung investiert habe, um jetzt lebendig hier zu sitzen. Klar, in schwierigen Momenten denkt man schnell, dass man sich nie Hilfe hätte holen sollen und das es doch irgendwie gegangen wäre - aber wenn man dann ganz ehrlich noch einmal einen Blick darauf wirft, weiss man, dass es nicht mehr lange gut gegangen wäre.

Ja, man ist sensibel und ja, es ist teilweise eine sehr schwierige Gabe. Und ja, eigentlich weiss ich, dass ein Leben ein Hoch und Ein Tief ist und das diese Momente oft nur kurz anhalten bzw. ich selbst weiss tief in mir drin, dass kein Gefühl ewig anhalten kann. Akzeptanz ist bei Borderlinern und depressiven Menschen (und ich denke auch oft bei Suchtkranken) ein sehr wichtiger Schritt. Ich akzeptiere, dass ich mit der Diagnose lebe, aber sie nicht bin. Es gibt Fakten, welche bei mir mitspielen, aber ich erfülle nicht alle zu hundert Prozent. Und viele bin ich angegangen und viele zeigen sich immer mal wieder. Aber wenn ich mich jetzt mit der früheren Person vergleiche, bin ich einfach so viel weiter, mein Umgang ist so viel besser und meine Rückschläge nie so heftig, wie vor ein paar Jahren. Weil ich vieles gelernt habe. Unter anderem Frühwarnzeichen zu sehen, richtig zu reagieren und bei einem Rückschlag nicht von vorne beginnen zu müssen.

Mir ist wichtig, dass es mir zwar vielleicht im Moment eher etwas schlechter geht und mir vieles streng erscheint - aber im Grunde, ganz tief in mir drin, weiss ich, was mir hilft. Und das dieser Zustand nicht ewig anhalten wird. Und das ich stark bin, weil mir nicht alles in den Schoss fällt und ich weiss, wofür ich alles kämpfe bzw. gekämpft habe. Wie gesagt: jeder Tag ist anders, es gibt gute und schlechte. Und bei mir ist es halt noch ausgeprägter - egal, ob es positive oder negative Gefühle sind. Nicht umsonst heisst es "Borderline - ein Leben an der Grenze".

Dieser Kommentar hat mir enorm viel Kraft gegeben. Mir sind die Augen schlagartig geöffnet worden und meine Lebensgeister sind ein wenig lauter, wie davor. Mir ist wieder vieles bewusst geworden. Vor allem, dass es mein Leben ist, welches ich auf meine Art interpretiere und erfühle. Dass kein Mensch beurteilen kann, was ich alles durchmachen musste und noch muss und nicht einschätzen kann, wie viel Kraft es kostet. Niemand kann in mich hineinsehen und keiner kann sich vorstellen, das jeder Tag mal bewusster, mal unbewusster ein Kampf ist.

Ich weiss, dass ich mir immer viele schlimme Szenarien vorstelle, nicht selbst an mich glaube und Angst habe, die Kontrolle zu verlieren. Immer mehr Menschen verlangen von mir "ein normales" Verhalten und blenden aus, was ich alles auf dem Buckel habe. Das Zwischenmenschliches schwierig für mich ist, mich zu öffnen echt anstrengend ist und ein solcher Selbsthass nicht förderlich ist für ein Leben. Klar, vielleicht ist es in zehn Jahren anders, aber ich kann es nicht wissen: ich habe keine Lust und kann mir nicht vorstellen, noch Jahre so leben zu müssen. Es geht an die Substanz. Ich fühle mich bestraft und es ist nun mal Fakt, dass man sich viele (vor allem lebenswichtige) Fragen stellt und noch bestrafter fühlt. Ich bin nicht so egoistisch und stelle Kinder in die Welt - weil ich weiss, was ein Kind unter Umständen alleine alles mit sich selbst ausmachen und durchmachen muss. Weil ich weiss, wie schnell eine Seele zerbricht und nein, ich finde es nicht normal, mit neun schon einen Grossvater zu verlieren und mit zwölf schon an Suizid zu denken und sich die Arme schon wund zu kratzen. Ich möchte mich meinen Kindern nicht zumuten wollen, weil ich nicht weiss, ob ich es schaffe. Und es schmerzt, wenn Menschen um mich herum immer wieder betonen, was für eine coole Frau ich bin und bestimmt ein tolles, junges, hippes Mami wäre. Sie können es nicht wissen, aber innerlich heule ich auf, weil ich nicht einfach nur an mich denken und Kinder in die Welt setzten kann. Weil ich Angst habe. Angst vor mir. Angst vor der Aufgabe. Angst um ein unschuldiges Wesen, welches sich wirklich nicht selbst aussucht, auf der Welt zu sein. Ich entscheide für etwas und unter Umständen kann ich ein Leben zerstören. Und ich möchte nicht Schuld daran sein. Klar, es muss alles nicht so sein, aber kann man meine Ängste nicht verstehen? So auch diese Sache mit Männer. Überall muss man sich für Menschen um sich herum mitfreuen, wenn sich diese verloben, heiraten, zusammen kommen und weiss was ich. Klar, ich freue mich auch irgendwie für Mitmenschen, hoffe, dass sie zusammen kommen, bange und fiebere bei einer Schwangerschaft mit und freue mich auch, wenn sich neue Menschen treffen und Familien entstehen. Aber mehr geht dann nicht. Wie soll ich es sagen... es gibt Menschen, die sind einfach nur Bekannte und es geht. Aber bei engeren Freundinnen wird es mir einfach zu viel. Und auch da herrscht nur Unverständnis. Ich selbst habe es mir nicht ausgesucht, dass ich damit nicht umgehen kann. Irgendwoher kommt das und ja, viele vergessen, dass ich mich selbst auch dafür hasse, dass ich es nicht kann. Und mein Alleinsein seit ich denken kann, macht es nicht leichter. Umso älter man wird, umso mehr Mauern baut man um sich herum. Und man möchte dann keine Tipps à la "sobald du nicht mehr suchst, kommt er schon!" Oder "dieses und dieses Ritual hilft". Es ist vielleicht gut gemeint - aber mich schmerzt es in diesem Moment. Es versetzt mir Stiche ins Herz. Ich kenne mich - weiss immer mehr, was ich möchte, was nicht. Und vor allem kann ich es mir immer weniger vorstellen. Man wird älter und überall bilden sich Päärchen. Und viele vergessen, dass ein Selbsthass und Selbstzweifel nur noch mehr wachsen und ja, ich habe noch damit zu kämpfen, dass ich einfach davon überzeugt bin, keine Beziehung eingehen zu können. In meinen Vorstellungen geht das nicht. Ich möchte mich niemandem zumuten und ich kann es mir einfach nicht vorstellen. Da ist so eine Abneigung - da müsste wirklich ein enorm starker Charakter und hartnäckiger Typ um die Ecke kommen... Viele Menschen fühlen sich dann so angegriffen, wenn man nicht an ihrem Liebesleben teilhaben möchte. Aber vergisst man da nicht diesen Schmerz meinerseits? Es tut weh. Und ich kann das Geturtel dann kaum ertragen. Und schnell fühle ich mich als "Seelentröster", wenn es mal wieder nicht so klappt. Wo ich mir denke, ob es kein anderes Thema mehr gibt. Und ja, viele Menschen vergessen, dass Liebe nicht überall gerecht verteilt wird und Paare vergessen schnell, wie es sich anfühlt, alleine zu sein.

Jede Kleinigkeit wird einem vorgehalten. Jahrelang habe ich alles runtergeschluckt und irgendwie auch total unter den Teppich gekehrt. Ich habe meine Diagnose immer verharmlost und kaum preis gegeben. Geschwiegen und funktioniert. Ich war nicht ich. Nicht spürbar. Musste mich früh meinem Leben und Dämonen stellen.

Ui, jetzt ist der Gaul wieder mit mir durch :-). Was ich sagen wollte, war eigentlich Danke. Danke für die Erinnerung an die Wellen des Alltags, die kommen und gehen. An das, was ich geschafft habe. An das, was ich schaffen werde. Und den Glauben daran, dass sich irgendwann einmal all das Leiden lohnen und zum positiven wenden wird. Ich bin überzeugt davon, dass dies alles seinen Grund haben wird. Aber man sollte auch meine Einstellung zum Leben nachvollziehen und verstehen können. Es zumindest versuchen. Vor allem meine Grenzen. Wie ich es auch bei anderen tue. Und ich bin nun mal so und habe es mir auch nicht selbst ausgesucht. Und wenn man mich nicht in meinem Tempo versucht daran arbeiten zu lassen, sondern nur noch mit Vorwürfen um die Ecke kommt, wird es nur noch schlimmer. Vor allem, weil ich mir wirklich denken kann, dass es privat bestimmt an engere Vertraute weitererzählt wird. So auch zum Beispiel, wenn ich einen Freund einer Freundin einfach nicht sofort kennen lernen möchte. Und das Wissen, dass über einen gesprochen wird (und bestimmt auch nicht immer nett und positiv), macht ein mögliches Treffen nicht leichter. Vor allem nicht, wenn mir die Chance genommen wird, mich in meinem Tempo langsam darauf vorbereiten zu können. Es erhöht lediglich die Angst.

Auch ich habe Sehnsüchte, Wünsche und Vorstellungen. Und ja, ich bin nicht die Diagnose - ich weiss. Aber ich habe mein Päcklein zu tragen. Und das vergessen wirklich viele. Vor allem, wenn man sich lange kennt, sich viele Dinge gemeinsam vorgestellt hat und jetzt einfach weiss, dass es nie so sein wird und es nie so weit kommen wird. Ich habe vieles ernst genommen und stehe vor vollendeten Tatsachen und weiss, dass es nie passieren wird. Und das tut weh. Ich kann damit nicht umgehen. Weil ich dazumal an diese Träumereien wirklich geglaubt habe.

Und schon wieder mittendrin :-). Wie gesagt - ich kämpfe weiter. Nehme mein Leben mit seinen Facetten hin. Bin ja meistens vorbereitet und ja, mittlerweile stehe ich zu mir. Bin da wirklich auch "egoistischer" geworden. Erzwinge nichts von mir.

Heute war ich spontan mit Pupa unterwegs. Und es war die richtige Entscheidung. Sich wortlos verstehen können. Sie zum Beispiel ist auch in der Situation, dass sie eine Kollegin hat, welche einen neuen Partner hat - diese möchte, dass sie ihn kennen lernt. Pupa fühlt sich einfach nicht bereit dazu und auch sonst verstehen wir uns schnell ohne grosse Erklärungen - weil wir wissen, wie sich das Leben anfühlen kann. Welche Abgründe da sind. Was Rückschläge sind und wie sich diese anfühlen können.

Mamma mia, schon wieder viel mehr getippt, wie gewollt :-p. Vom gewissen Mitarbeiter habe ich diese Nacht prompt geträumt. Ich denke, es liegt daran, dass ich gestern ein paar Dinge verarbeitet habe. Und ja, in letzter Zeit ist es mir ein wenig zu viel an seinen Gesten und Blicken. Vor allem scheint er immer so desinteressiert, wenn ich etwas erzähle und doch saugt er alles wie ein Schwamm auf. So auch diese Geschichte mit M.. Er war in seinem Spiel konzentriert, schien mir so etwas von distanziert und desinteressiert. Und es ist nicht das erste Mal, in dem ich über einen Spruch seinerseits hellhörig werde. Und ich denke, er hat auch seine sehr sensiblen Momente. Es war an einem Mittag. Ich sass draussen mit zwei Mitarbeiterinnen und wir hatten es von diesen Dauerwerbesendungen. In der Zwischenzeit kamen dann auch er und eine weitere Mitarbeiterin dazu. Alles schlanke Menschen - abgesehen von mir. Und ich finde es ja immer so lustig, wenn sich Frauen in meinem Beisein über ihre Figur jammern. Am liebsten würde ich dann jeweils in die Runde rufen: "Hallo? Ich sitze auch noch hier?!". Eine Mitarbeiterin meinte, dass sie dieses Powerplate aufgrund einer Werbung ausprobiert hätte. Das würde ja vibrieren und der Muskelkater sei ja schlimm am nächsten Tag! Naja, ich hatte natürlich einen Spruch auf den Lippen, liess ihn aber nicht aus. Weil ich als Moppel nicht in die Runde werfen kann, wie lustig es aussieht, wenn eine dicke Frau auf das Teil steigt und welche Wellen (Körperbewegungen) die Vibration starten. Prompt meinte die schlanke Mitarbeiterin neben mir: "Man steigt da drauf, stellt die Vibration an und alles beginnt zu schwabbeln, haha!". Natürlich lachte auch ich auf - und fühlte mich nicht direkt betroffen. Ich meine, ich hatte ja das gleiche gedacht. Und doch war es lediglich ein kurzer Lacher. Sofort wandte ich den Blick nach links und tat so, als würde ich die Kinder auf "meiner Schaukel" beobachten. Da mache ich ab und zu noch ein Schläfchen. Es war wirklich nicht lange ruhig, man kann also nicht sagen, dass alle ihren Gedanken nachhingen. Kurz nach dem Auflachen, wandte ich meinen Blick nach links und schon kam auch sofort die Schwingung meinerseits, dass es ihm unangenehm war. Er hatte den Spruch nicht gebracht und doch hatte ich das Gefühl, dass es ihm nicht recht gewesen war. Und sofort kam von seiner Seite aus der Themenwechsel. Er meinte, es waren wirklich nicht mehr wie zwei oder drei Sekunden, zu mir: "Ohoh, zambrottagirlie! Musst ganz genau schauen, was sie mit deiner Schaukel anstellen, gell?!"

Und doch war es mir unangenehm. Wahrscheinlich, weil er da mitsass. Weil ich mit anderen Menschen Witze darüber gerissen hätte, wahrscheinlich auch den Schwabbel-Spruch gebracht hätte. Aber nicht in seinem Beisein. Ich stehe zu mir, ja. Aber doch hätte es in meinen Augen nicht sein müssen.

Vor allem ist mir bewusst geworden - sollte er wieder ein paar Sprüche und Annäherungsversuche starten, ich wäre die erste, welche wieder auf diesen Zug aufspringen würde. Und genau das stresst mich. Ein Mann schnippt mit den Fingern und zambrottagirlie springt - geht gar nicht! Aber dieser Typ ist einfach eine Ausnahme, in allen Dingen.

Ja, und jetzt finde ich es doof, nimmt der Mann wieder so viel Platz bei mir ein.

Freitag, 8. Mai 2015

freundchen, bitte bremsen...

… oder Klartext sprechen! Es ist aktuell wirklich fast gut, ist der gewisse Mitarbeiter nicht im Geschäft - WK sei Dank. Eigentlich hatte ich mir vorgenommen, diese Geschichte als solches, wie sie nun mal gelaufen ist, zu akzeptieren. Keine grosse Grübeleien über das, was war und was je gewesen ist bzw. sein hätte können und auch sonst keine Gedanken mehr zu diesem Mann.
 
Ich kann ja schlussendlich doch nicht einfach fragen gehen, was gewesen ist, was war oder ob ich mir alles eingebildet habe. Ich kann nur auf meine Empfindungen, meine Eindrücke und meine Sicht zurückgreifen. Und ja, er hat halt irgendwie doch einen grösseren Stellenwert eingenommen, als ich je geglaubt habe, könne ein Mann schaffen. Denn er war halt anders, wie die Männerbekanntschaften zuvor. Er hat mich berührt, Sprüche geklopft, mich wahrgenommen und mich angesehen. Er war letztes Jahr ja über acht Monate weg und ich denke, es hat beiden gut getan. Und ja, was jemals hätte sein sollen, kommt auch in zehn Jahren oder so. Ich bin überzeugt davon, wenn etwas passieren muss, wird es passieren. Das haben wir nicht in der Hand.
 
Es ging gut, ich konnte mich abgrenzen - bis ich erfuhr, dass er eine Freundin hat. Also doch irgendwann den Weg verpasst oder alles falsch gesehen und interpretiert. Einerseits hatte ich Klartext und es war gut, ich konnte endlich radikal abschliessen. Andererseits zweifelte ich an mir und allem irgendwie. Es tat doch ein wenig weh - aber die Absenz seinerseits im letzten Jahr hat vieles mit sich gebracht. Er schien mir ein wenig distanziert - und erzählte doch nicht so viel von ihr. Es gab dann einen Jassabend, da haben mich zwei so etwas über meinen Beziehungsstatus ausgefragt, war mir gar nicht mehr recht. Als sie ihn daraufhin ansprachen, wollte und wollte er nichts dazu sagen. Klar, jedem seine Sache und auch ich bin eher die, welche solche Geschichten unter Verschluss hält. Und doch, auf Online-Plattformen und Handy-Apps war er stets mit ihr zu sehen und all das.
 
Mir wird ein „Schangli“ angedichtet. Das ist in unserem Dialekt ein Verehrer, Schwarm oder Partner. Nennen ihn wir mal M. Ich war an einem ganz anderen Ende des Tisches, wie der gewisse Mitarbeiter und ja, sie waren in ihrem eigenen Spiel konzentriert. Er konnte also kaum etwas mitbekommen haben. Den ganzen Abend über wurde ich von verschiedenen Mitarbeitern auf M. angesprochen, immer wieder kamen Sprüche, immer wieder wurde darauf herumgeritten.
 
Muss kurz ausholen: etwas Gutes hatte der Abend schon, denn man lernt Mitarbeiter wirklich privat intensiver kennen. Der einte, in meinem Alter und bereits Abteilungsleiter, wird mir immer sympathischer und offener. An diesem Abend stand der sogar so nahe neben mir und stupste mich mal freundschaftlich mit seinem Oberarm an meiner Schulter an, als ich wieder mit M. hochgezogen wurde. Und auch sonst ist es seit dem viel lockerer. Finde das echt cool!
 
Zurück zu diesem Abend. Es gab dann doch noch eine etwas komische Situation. Es gab einfach ein, zwei Blicke seitens gewisser Mitarbeiter, welche mir zu viel, zu intensiv und zu lange schienen. Ernste Blicke. Tiefe Blicke. Als wir uns verabschiedeten, hielt er uns noch die Tür auf und ich war die letzte. Der gewisse Mitarbeiter blieb in der Tür stehen, ich kam die Treppe heruntergedüst und da war wieder dieser intensive, tiefgründige, nachdenkliche Blick. Innerlich schüttelte und grenzte ich einfach alles ab. Der Abschied kam - er war mit dem Velo da. Wir verabschiedeten uns einer nach dem anderen und ich bekam mit, wie er sich den Velohelm bereits auf den Kopf setzte und zuschnappen liess. „Na toll, der will mir nicht einmal mehr drei Küsschen auf die Wange zur Verabschiedung geben“, dachte ich mir. Ich meine, das war in der letzten Zeit doch Gang und Gebe und diese Aktion irritierte mich irgendwie. In der Zwischenzeit verabschiedete ich mich wiederum von einer Mitarbeiterin mit drei Küsschen und über ihre Schulter hinweg reichte ich ihm die Hand.
 
Jetzt erst erblickte ich, dass er den Helm wieder herunter genommen hatte. Ich stutzte - hatte er sich doch noch „ordentlich“ von mir verabschieden wollen und es erst gemerkt, als ich mich von der Mitarbeiterin verabschiedete? Mir war es in diesem Moment egal, er machte doch Anstalten, mir näher zu kommen, bückte sich vor, aber ich reichte nur in einer Verrenkung die Hand und düste ab. Nannte dabei sogar noch seinen Namen falsch und auf sein „Hei, ich heisse immer noch X!“ weiss ich nicht mehr, wie ich gekonntert habe.
 
Ja, es gab in der Zwischenzeit einfach sehr viele Blicke und Gesten, welche die alte zambrottagirlie oft zum Grübeln gebracht hätten. Klar, auch jetzt und die letzten Wochen, aber ich grenze mich mittlerweile sehr gut ab. Einerseits kann ich mir kaum jemanden an meiner Seite vorstellen und andererseits - ach, ich wiederhole mich wieder. Ich tue keinem Menschen gut und ich möchte mich niemandem zumuten. Dieser Satz reicht als Erklärung. Dann noch die körperlichen Sachen, pf. Ja nu. Zurück zum eigentlichen Text. Es gab Plätze und Orte, da fand ich es spürbar, wie er eine körperliche Distanz einhielt. Sei es in einem Raum, auf einer Bank oder so. Auf der anderen Seite gab es dann wieder Blicke und Gesten, welche wieder eine andere Sprache brachten. So wie das zurücklehnen in meiner Richtung auf der Bank mit einem einzigartigen Blick - und wenn ich flirten wollen würde, müsste ich diese Blicke erwidern, tue ich aber nicht. Weil ich es nicht kann. Weil ich schüchtern bin und weil wir wieder bei Satz sowieso und Erklärung diesdas sind ;-).
 
Es gab einfach viele Situationen, in denen er diesen M. erwähnt hat. Immer wieder Sprüche à la „wie M., gell zambrottagirlie!“ Und das fand ich auffällig. Klar, ein anderer Mitarbeiter hat damit begonnen und auch da ist es eher komisch, aber der ist verheiratet. Der gewisse Mitarbeiter ist in der Zwischenzeit wieder solo und bringt diese Sprüche erst seitdem (jaja, darauf habe ich schon penibel geachtet). Ob er ganz bestimmt solo ist, weiss ich nicht. Er hat seinen verliebten Status sehr aussagekräftig verändert und Päärchenbilder waren gestern.
 
Es gab da zum Beispiel einen Film, welchen wir beim Mittagessen diskutiert haben. Es hatte wirklich viele Menschen um mich herum und ich sass nicht an seinem Tisch. Meiner Mitarbeiterin versuchte ich zu erklären, wer Elyas M. Barek ist. Ich entgegnete entrüstet, warum sie diesen tollen Schauspieler nicht kennen würde? Der wäre doch so hübsch! Da kaum aus seiner Ecke: „Stimmt, das finden viele Frauen. Gell, zambrottagirlie, bestimmt so hübsch wie dein M.!“ Ich lachte natürlich auf, aber innerlich war da dieses Bauchgefühl. Gefolgt von einer anderen Situation, in der ich in seinem Büro war. Sein Vorgesetzter (eben der oben genannte Abteilungsleiter) sass ebenfalls im Büro und aus ihrem Fenster habe ich tollen Ausblick auf einen Spielplatz. Auf diesem gibt es eine runde Schaukel, in die ich mich gerne am Mittag bei schönem Wetter hineinlege. Der Abteilungsleiter sah meinen Blick und meinte, ob ich ein paar hübsche Männer draussen erblicken würde? Bevor ich verneinen konnte, kam der gewisse Mitarbeiter mit „dä M., gell du!“ Der Beste aber war, bevor er in den WK musste. Wir waren in der Kaffeepause und der verheiratete Mitarbeiter (welcher das alles ins rollen gebracht hat) und der gewisse Mitarbeiter zogen eine etwas jüngere Mitarbeiterin auf. Der gewisse Mitarbeiter meinte, dass sie dann zum Besuchstag kommen könne und sich die Männer anschauen dürfe. Wir lachten auf und ich dachte mir, das Thema sei „gegessen“. Da kam vom gewissen Mitarbeiter an mich der Spruch gerichtet: „Und du schaust dir deinen Rekrut M. an!“
 
Er wiederholt diesen Namen in meinen Augen einfach zu oft. Aber eben, ich interpretiere nicht mehr viel da hinein. Ich habe im Moment ganz andere Sorgen. Einzig ist natürlich ein wenig schade, kann ich es nicht so belanglos geniessen. Denn gegen Flirten sollte doch nichts einzuwenden sein.

an solchen tagen...

… weiss ich jeweils nicht, ob ich die Zeilen überhaupt verfassen soll. Teilweise aus Angst, einfach die Kontrolle zu verlieren und dass alles aus mir heraussprudelt. Das ich wieder wirr und unkontrolliert erscheine.
 
Auf der anderen Seite - wohin sonst damit? Ich bin nun mal eine, welche alles in sich hineinfrisst und nicht von sich aus Dinge anspricht. Weil ich ein feinfühliger Mensch bin und es bei anderen merke. Warum kann es da nicht auch mal so sein, dass andere von aussen ohne Anstoss auf mich zukommen und es merken? Klar, ich weiss natürlich nicht, was ich alles erzählen würde - weil ich ja schon seit eh und je davon ausgehe, Menschen mit meinen Geschichten zu belasten. Daher also lasse ich es lieber von Beginn an sein.
 
Das kleinste Quäntchen ist im Moment zu viel. Droht, das Fass zum Überlaufen zu bringen. Erst wieder letzten Mittwoch in der Physio meinte die Therapeutin zu mir, dass sie das Gefühl hätte, ich würde meinen Körper regelrecht abstossen. Das dies gut spürbar sei und das es natürlich nicht gerade sehr vorteilhaft wäre, wenn wir ja eigentlich die Physio, also etwas „Gutes“ für den Körper machen. Ob ich jemals über psychologische Hilfe nachgedacht hätte?
 
Ich hätte am liebsten losgeheult. Eine Frau, welche mich und meine Vorgeschichte nicht kennt, der ich kein Wort gesagt habe, kommt mit einem solchen Satz um die Ecke. Es war mal wieder einfach viel zu viel. Und nein, ich gehe nicht darauf ein, denn ich möchte hier keine Grundsatzdiskussion über meinen Körper führen (müssen). Ich mag mich so, wie ich bin. Ich ziehe mich dementsprechend an und ich liebe Mode. Aber ich hasse es, so viele Probleme zu haben - wobei andere mit dem doppelten Gewicht gar keine haben.
 
Auch heute in der Mittagspause: mir ist ein kleines Malheur passiert, als ich aufstehen wollte. Ich hatte Ananas zum Nachtisch gegessen und in der Schale hatte es noch ein wenig Saft. Als ich aufstehen wollte, schaffte ich es irgendwie, diesen Saft zum überschwappen zu bringen und prompt landete die Hälfte auf der Hose oberhalb meines rechten Knies. Eigentlich gar nicht schlimm und doch hätte ich einfach alles von mir wegschmeissen und losheulen können. Ich stand dann natürlich ganz schnell auf und verliess den Raum - und musste den Heulkrampf enorm runterschlucken und die Tränen zurückhalten.
 
Es ist zu viel. Von allem aktuell. Man wird immer nur kritisiert, es wird immer nur an einem rumgestochert, wenn man etwas macht, was den anderen nicht passt. Man sieht immer nur das schlechte, eine andere Meinung, eine Kritik. Dann gibt es Reaktionen im Überfluss. Der Rest wird übersehen und überlesen. Und ja, ich würde hier schon sehr lange gerne einfach einer Sache verdammt gerne freien Lauf lassen. Mache es aber nicht. Weil es eh wieder falsch verstanden wird und ich dann wieder die Arschkarte ziehe. Ich verstehe nicht, warum Menschen nicht das Gespräch suchen, um Dinge zu klären. Es dann aber nicht verstehen können, dass ich hier Dinge verarbeite - und zwar so, wie ICH sie empfunden habe. Um dann wieder das Donnerwetter abzubekommen. Aber kann man sich da nicht doch ein wenig hineinfühlen, dass ich gar keine andere Sichtweise habe(n kann), wenn es nach einem Gespräch wieder tagelang nicht zu einem nächsten Gespräch kommt? Warum muss ich da wieder den ersten Schritt machen? Warum kann man nicht einfach klipp und klar „was machst du morgen?“ schreiben? Warum bin dann ich wieder die, welche angefahren wird, weil ich einfach finde, dass es schriftlich nur komplizierter wird? Dass ich alles mache und tue und Ansichten aufzeige, um dann doch nicht ernst genommen zu werden bzw. ich fühle mich nicht ernst genommen? Klar schalte auch ich dann einmal ab und stelle auf stur. Es scheint ja eh nichts bei den anderen hängen zu bleiben, was ich erzähle und schreibe. Und das beginnt bei Mitarbeitern, geht über sehr gute Freundinnen bis hin zu meiner Familie.
 
Ich weiss, man sollte nicht auf alten Geschichten herumreiten. Aber ich habe als Teenie so viel für so viele Menschen gemacht, um einen Arschtritt nach dem anderen zu kassieren. Ich bin in erster Linie in Therapie wegen anderen und nicht wegen mir. Mir ist so oft ein schlechtes Gewissen gemacht worden, sobald ich mal wieder egozentrischer sein und auf mich achten wollte. Und genau solche Dinge kann ich nicht aussprechen - weil ich dann wieder das Arschloch bin. Und jetzt sind wir wieder genau mitten im Thema, um das es aktuell nicht gehen sollte. Das kommt ein andermal.
 
Ich bin nicht dumm. Ich weiss, wie wenige diesen Blog mitverfolgen und ich weiss, wer schon lange keinen Blick darauf geworfen hat. Und ich weiss, wie solche Personen, welche meinen Blog nicht mehr mitverfolgen, dazu kommen, wieder einen Blick darauf zu werfen. Um mich dann so an die Wand zu nageln… ich höre auf, jetzt bin ich in Rage und das käme nicht gut. Aber mich regt es auf, kann man mein Schreiben und „Luft rauslassen“ hier nicht nachvollziehen und wieder nur das schlechte darin sehen und mich daran aufzuhängen. Der Rest eines Eintrages wird ausgeblendet.
 
Ich drohe wirklich nie damit und ich brauche lange, um mich jemandem anvertrauen zu können, aber ich stehe wirklich am Anschlag. Schreibe in einem Eintrag darüber und das wird einfach überlesen. Diese Umstände, welche Eindrücke und Empfindungen verstärken können, werden einfach ausgelöscht.
 
Ich kann nicht mehr. Ich habe Angst vor mir selber und ich möchte am liebsten gar nicht aus Amerika zurückkommen müssen. Ich stehe am Anschlag und denke mir einfach, dass ich keine zehn Jahre mehr so leben müssen möchte. Ich nehme alles nur noch wie ein Schwamm auf, schlucke runter, entgegne nichts mehr. Und ja, es hat sich sprichwörtlich vieles angefressen - ich bin im Moment überhaupt nicht glücklich mit meinem Gewicht bzw. mit damit, dass ich mich immer so voll und aufgeschwemmt fühle.
 
Und daher ziehe ich die Reissleine und gehe am Montag zum Arzt. Wenn ich bis dahin Glück habe, muss ich übers Wochenende nicht irgendwo „Zwangsschlafen“ und werde nicht krankgeschrieben. Wenn ich Glück habe, geht es nur darum, stärkere Mittel gegen all das Chaos im Kopf und um mich herum zu erhalten. Ja, ich stehe mal wieder am Wegrand „Temesta einnehmen“. Etwas, was ich nicht wollte. Aber ich muss. Ich habe die Warnzeichen schon lange einfach nur ignoriert - und wenn ich nicht wieder (für andere) von null beginnen möchte, um mich sechs Jahre durchkämpfen zu müssen, muss ich diese Reissleine jetzt ziehen.
 
Temesta *kopfschüttelnd auflach* - etwas, was ich mir eigentlich nie wieder antun wollte. Es ist etwas sehr hilfreiches, man ist sofort weg. Aber die Nebenwirkungen sind enorm. Man fühlt sich wie in Watte gepackt, ist dusselig und irgendwie nicht ganz da. Ich weiss noch, wie das bei mir eingeschlagen hatte, mamma mia. Aber abends lange im Bett wachbleiben, sogar im Schlaf von seinen Gedanken überrollt und beschäftigt werden sowie einfach in die laufende Glotze starren, ohne überhaupt etwas wahrzunehmen, ist keine Option (mehr) für mich.
 
Ich will nach Amerika. Will meine Auszeit. Brauche diese Ziel. Und ich werde es auf diesem Weg hoffentlich schaffen - um dann nicht dort die böse Überraschung erleben zu müssen.