… oder Klartext sprechen! Es ist aktuell wirklich fast gut,
ist der gewisse Mitarbeiter nicht im Geschäft - WK sei Dank. Eigentlich hatte
ich mir vorgenommen, diese Geschichte als solches, wie sie nun mal gelaufen
ist, zu akzeptieren. Keine grosse Grübeleien über das, was war und was je
gewesen ist bzw. sein hätte können und auch sonst keine Gedanken mehr zu diesem
Mann.
Ich kann ja schlussendlich doch nicht einfach fragen gehen,
was gewesen ist, was war oder ob ich mir alles eingebildet habe. Ich kann nur
auf meine Empfindungen, meine Eindrücke und meine Sicht zurückgreifen. Und ja,
er hat halt irgendwie doch einen grösseren Stellenwert eingenommen, als ich je
geglaubt habe, könne ein Mann schaffen. Denn er war halt anders, wie die
Männerbekanntschaften zuvor. Er hat mich berührt, Sprüche geklopft, mich
wahrgenommen und mich angesehen. Er war letztes Jahr ja über acht Monate weg
und ich denke, es hat beiden gut getan. Und ja, was jemals hätte sein sollen,
kommt auch in zehn Jahren oder so. Ich bin überzeugt davon, wenn etwas
passieren muss, wird es passieren. Das haben wir nicht in der Hand.
Es ging gut, ich konnte mich abgrenzen - bis ich erfuhr,
dass er eine Freundin hat. Also doch irgendwann den Weg verpasst oder alles
falsch gesehen und interpretiert. Einerseits hatte ich Klartext und es war gut,
ich konnte endlich radikal abschliessen. Andererseits zweifelte ich an mir und
allem irgendwie. Es tat doch ein wenig weh - aber die Absenz seinerseits im
letzten Jahr hat vieles mit sich gebracht. Er schien mir ein wenig distanziert
- und erzählte doch nicht so viel von ihr. Es gab dann einen Jassabend, da
haben mich zwei so etwas über meinen Beziehungsstatus ausgefragt, war mir gar
nicht mehr recht. Als sie ihn daraufhin ansprachen, wollte und wollte er nichts
dazu sagen. Klar, jedem seine Sache und auch ich bin eher die, welche solche
Geschichten unter Verschluss hält. Und doch, auf Online-Plattformen und
Handy-Apps war er stets mit ihr zu sehen und all das.
Mir wird ein „Schangli“ angedichtet. Das ist in unserem
Dialekt ein Verehrer, Schwarm oder Partner. Nennen ihn wir mal M. Ich war an
einem ganz anderen Ende des Tisches, wie der gewisse Mitarbeiter und ja, sie
waren in ihrem eigenen Spiel konzentriert. Er konnte also kaum etwas mitbekommen
haben. Den ganzen Abend über wurde ich von verschiedenen Mitarbeitern auf M.
angesprochen, immer wieder kamen Sprüche, immer wieder wurde darauf
herumgeritten.
Muss kurz ausholen: etwas Gutes hatte der Abend schon, denn
man lernt Mitarbeiter wirklich privat intensiver kennen. Der einte, in meinem
Alter und bereits Abteilungsleiter, wird mir immer sympathischer und offener.
An diesem Abend stand der sogar so nahe neben mir und stupste mich mal
freundschaftlich mit seinem Oberarm an meiner Schulter an, als ich wieder mit
M. hochgezogen wurde. Und auch sonst ist es seit dem viel lockerer. Finde das
echt cool!
Zurück zu diesem Abend. Es gab dann doch noch eine etwas
komische Situation. Es gab einfach ein, zwei Blicke seitens gewisser
Mitarbeiter, welche mir zu viel, zu intensiv und zu lange schienen. Ernste
Blicke. Tiefe Blicke. Als wir uns verabschiedeten, hielt er uns noch die Tür
auf und ich war die letzte. Der gewisse Mitarbeiter blieb in der Tür stehen,
ich kam die Treppe heruntergedüst und da war wieder dieser intensive,
tiefgründige, nachdenkliche Blick. Innerlich schüttelte und grenzte ich einfach
alles ab. Der Abschied kam - er war mit dem Velo da. Wir verabschiedeten uns
einer nach dem anderen und ich bekam mit, wie er sich den Velohelm bereits auf
den Kopf setzte und zuschnappen liess. „Na toll, der will mir nicht einmal mehr
drei Küsschen auf die Wange zur Verabschiedung geben“, dachte ich mir. Ich
meine, das war in der letzten Zeit doch Gang und Gebe und diese Aktion
irritierte mich irgendwie. In der Zwischenzeit verabschiedete ich mich wiederum
von einer Mitarbeiterin mit drei Küsschen und über ihre Schulter hinweg reichte
ich ihm die Hand.
Jetzt erst erblickte ich, dass er den Helm wieder herunter
genommen hatte. Ich stutzte - hatte er sich doch noch „ordentlich“ von mir
verabschieden wollen und es erst gemerkt, als ich mich von der Mitarbeiterin
verabschiedete? Mir war es in diesem Moment egal, er machte doch Anstalten, mir
näher zu kommen, bückte sich vor, aber ich reichte nur in einer Verrenkung die
Hand und düste ab. Nannte dabei sogar noch seinen Namen falsch und auf sein
„Hei, ich heisse immer noch X!“ weiss ich nicht mehr, wie ich gekonntert habe.
Ja, es gab in der Zwischenzeit einfach sehr viele Blicke und
Gesten, welche die alte zambrottagirlie oft zum Grübeln gebracht hätten. Klar,
auch jetzt und die letzten Wochen, aber ich grenze mich mittlerweile sehr gut
ab. Einerseits kann ich mir kaum jemanden an meiner Seite vorstellen und
andererseits - ach, ich wiederhole mich wieder. Ich tue keinem Menschen gut und
ich möchte mich niemandem zumuten. Dieser Satz reicht als Erklärung. Dann noch
die körperlichen Sachen, pf. Ja nu. Zurück zum eigentlichen Text. Es gab Plätze
und Orte, da fand ich es spürbar, wie er eine körperliche Distanz einhielt. Sei
es in einem Raum, auf einer Bank oder so. Auf der anderen Seite gab es dann
wieder Blicke und Gesten, welche wieder eine andere Sprache brachten. So wie
das zurücklehnen in meiner Richtung auf der Bank mit einem einzigartigen Blick
- und wenn ich flirten wollen würde, müsste ich diese Blicke erwidern, tue ich
aber nicht. Weil ich es nicht kann. Weil ich schüchtern bin und weil wir wieder
bei Satz sowieso und Erklärung diesdas sind ;-).
Es gab einfach viele Situationen, in denen er diesen M.
erwähnt hat. Immer wieder Sprüche à la „wie M., gell zambrottagirlie!“ Und das
fand ich auffällig. Klar, ein anderer Mitarbeiter hat damit begonnen und auch
da ist es eher komisch, aber der ist verheiratet. Der gewisse Mitarbeiter ist
in der Zwischenzeit wieder solo und bringt diese Sprüche erst seitdem (jaja,
darauf habe ich schon penibel geachtet). Ob er ganz bestimmt solo ist, weiss
ich nicht. Er hat seinen verliebten Status sehr aussagekräftig verändert und
Päärchenbilder waren gestern.
Es gab da zum Beispiel einen Film, welchen wir beim
Mittagessen diskutiert haben. Es hatte wirklich viele Menschen um mich herum
und ich sass nicht an seinem Tisch. Meiner Mitarbeiterin versuchte ich zu
erklären, wer Elyas M. Barek ist. Ich entgegnete entrüstet, warum sie diesen
tollen Schauspieler nicht kennen würde? Der wäre doch so hübsch! Da kaum aus
seiner Ecke: „Stimmt, das finden viele Frauen. Gell, zambrottagirlie, bestimmt
so hübsch wie dein M.!“ Ich lachte natürlich auf, aber innerlich war da dieses
Bauchgefühl. Gefolgt von einer anderen Situation, in der ich in seinem Büro
war. Sein Vorgesetzter (eben der oben genannte Abteilungsleiter) sass ebenfalls
im Büro und aus ihrem Fenster habe ich tollen Ausblick auf einen Spielplatz.
Auf diesem gibt es eine runde Schaukel, in die ich mich gerne am Mittag bei
schönem Wetter hineinlege. Der Abteilungsleiter sah meinen Blick und meinte, ob
ich ein paar hübsche Männer draussen erblicken würde? Bevor ich verneinen
konnte, kam der gewisse Mitarbeiter mit „dä M., gell du!“ Der Beste aber war,
bevor er in den WK musste. Wir waren in der Kaffeepause und der verheiratete
Mitarbeiter (welcher das alles ins rollen gebracht hat) und der gewisse
Mitarbeiter zogen eine etwas jüngere Mitarbeiterin auf. Der gewisse Mitarbeiter
meinte, dass sie dann zum Besuchstag kommen könne und sich die Männer anschauen
dürfe. Wir lachten auf und ich dachte mir, das Thema sei „gegessen“. Da kam vom
gewissen Mitarbeiter an mich der Spruch gerichtet: „Und du schaust dir deinen
Rekrut M. an!“
Er wiederholt diesen Namen in meinen Augen einfach zu oft.
Aber eben, ich interpretiere nicht mehr viel da hinein. Ich habe im Moment ganz
andere Sorgen. Einzig ist natürlich ein wenig schade, kann ich es nicht so
belanglos geniessen. Denn gegen Flirten sollte doch nichts einzuwenden sein.
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