Freitag, 8. Mai 2015

an solchen tagen...

… weiss ich jeweils nicht, ob ich die Zeilen überhaupt verfassen soll. Teilweise aus Angst, einfach die Kontrolle zu verlieren und dass alles aus mir heraussprudelt. Das ich wieder wirr und unkontrolliert erscheine.
 
Auf der anderen Seite - wohin sonst damit? Ich bin nun mal eine, welche alles in sich hineinfrisst und nicht von sich aus Dinge anspricht. Weil ich ein feinfühliger Mensch bin und es bei anderen merke. Warum kann es da nicht auch mal so sein, dass andere von aussen ohne Anstoss auf mich zukommen und es merken? Klar, ich weiss natürlich nicht, was ich alles erzählen würde - weil ich ja schon seit eh und je davon ausgehe, Menschen mit meinen Geschichten zu belasten. Daher also lasse ich es lieber von Beginn an sein.
 
Das kleinste Quäntchen ist im Moment zu viel. Droht, das Fass zum Überlaufen zu bringen. Erst wieder letzten Mittwoch in der Physio meinte die Therapeutin zu mir, dass sie das Gefühl hätte, ich würde meinen Körper regelrecht abstossen. Das dies gut spürbar sei und das es natürlich nicht gerade sehr vorteilhaft wäre, wenn wir ja eigentlich die Physio, also etwas „Gutes“ für den Körper machen. Ob ich jemals über psychologische Hilfe nachgedacht hätte?
 
Ich hätte am liebsten losgeheult. Eine Frau, welche mich und meine Vorgeschichte nicht kennt, der ich kein Wort gesagt habe, kommt mit einem solchen Satz um die Ecke. Es war mal wieder einfach viel zu viel. Und nein, ich gehe nicht darauf ein, denn ich möchte hier keine Grundsatzdiskussion über meinen Körper führen (müssen). Ich mag mich so, wie ich bin. Ich ziehe mich dementsprechend an und ich liebe Mode. Aber ich hasse es, so viele Probleme zu haben - wobei andere mit dem doppelten Gewicht gar keine haben.
 
Auch heute in der Mittagspause: mir ist ein kleines Malheur passiert, als ich aufstehen wollte. Ich hatte Ananas zum Nachtisch gegessen und in der Schale hatte es noch ein wenig Saft. Als ich aufstehen wollte, schaffte ich es irgendwie, diesen Saft zum überschwappen zu bringen und prompt landete die Hälfte auf der Hose oberhalb meines rechten Knies. Eigentlich gar nicht schlimm und doch hätte ich einfach alles von mir wegschmeissen und losheulen können. Ich stand dann natürlich ganz schnell auf und verliess den Raum - und musste den Heulkrampf enorm runterschlucken und die Tränen zurückhalten.
 
Es ist zu viel. Von allem aktuell. Man wird immer nur kritisiert, es wird immer nur an einem rumgestochert, wenn man etwas macht, was den anderen nicht passt. Man sieht immer nur das schlechte, eine andere Meinung, eine Kritik. Dann gibt es Reaktionen im Überfluss. Der Rest wird übersehen und überlesen. Und ja, ich würde hier schon sehr lange gerne einfach einer Sache verdammt gerne freien Lauf lassen. Mache es aber nicht. Weil es eh wieder falsch verstanden wird und ich dann wieder die Arschkarte ziehe. Ich verstehe nicht, warum Menschen nicht das Gespräch suchen, um Dinge zu klären. Es dann aber nicht verstehen können, dass ich hier Dinge verarbeite - und zwar so, wie ICH sie empfunden habe. Um dann wieder das Donnerwetter abzubekommen. Aber kann man sich da nicht doch ein wenig hineinfühlen, dass ich gar keine andere Sichtweise habe(n kann), wenn es nach einem Gespräch wieder tagelang nicht zu einem nächsten Gespräch kommt? Warum muss ich da wieder den ersten Schritt machen? Warum kann man nicht einfach klipp und klar „was machst du morgen?“ schreiben? Warum bin dann ich wieder die, welche angefahren wird, weil ich einfach finde, dass es schriftlich nur komplizierter wird? Dass ich alles mache und tue und Ansichten aufzeige, um dann doch nicht ernst genommen zu werden bzw. ich fühle mich nicht ernst genommen? Klar schalte auch ich dann einmal ab und stelle auf stur. Es scheint ja eh nichts bei den anderen hängen zu bleiben, was ich erzähle und schreibe. Und das beginnt bei Mitarbeitern, geht über sehr gute Freundinnen bis hin zu meiner Familie.
 
Ich weiss, man sollte nicht auf alten Geschichten herumreiten. Aber ich habe als Teenie so viel für so viele Menschen gemacht, um einen Arschtritt nach dem anderen zu kassieren. Ich bin in erster Linie in Therapie wegen anderen und nicht wegen mir. Mir ist so oft ein schlechtes Gewissen gemacht worden, sobald ich mal wieder egozentrischer sein und auf mich achten wollte. Und genau solche Dinge kann ich nicht aussprechen - weil ich dann wieder das Arschloch bin. Und jetzt sind wir wieder genau mitten im Thema, um das es aktuell nicht gehen sollte. Das kommt ein andermal.
 
Ich bin nicht dumm. Ich weiss, wie wenige diesen Blog mitverfolgen und ich weiss, wer schon lange keinen Blick darauf geworfen hat. Und ich weiss, wie solche Personen, welche meinen Blog nicht mehr mitverfolgen, dazu kommen, wieder einen Blick darauf zu werfen. Um mich dann so an die Wand zu nageln… ich höre auf, jetzt bin ich in Rage und das käme nicht gut. Aber mich regt es auf, kann man mein Schreiben und „Luft rauslassen“ hier nicht nachvollziehen und wieder nur das schlechte darin sehen und mich daran aufzuhängen. Der Rest eines Eintrages wird ausgeblendet.
 
Ich drohe wirklich nie damit und ich brauche lange, um mich jemandem anvertrauen zu können, aber ich stehe wirklich am Anschlag. Schreibe in einem Eintrag darüber und das wird einfach überlesen. Diese Umstände, welche Eindrücke und Empfindungen verstärken können, werden einfach ausgelöscht.
 
Ich kann nicht mehr. Ich habe Angst vor mir selber und ich möchte am liebsten gar nicht aus Amerika zurückkommen müssen. Ich stehe am Anschlag und denke mir einfach, dass ich keine zehn Jahre mehr so leben müssen möchte. Ich nehme alles nur noch wie ein Schwamm auf, schlucke runter, entgegne nichts mehr. Und ja, es hat sich sprichwörtlich vieles angefressen - ich bin im Moment überhaupt nicht glücklich mit meinem Gewicht bzw. mit damit, dass ich mich immer so voll und aufgeschwemmt fühle.
 
Und daher ziehe ich die Reissleine und gehe am Montag zum Arzt. Wenn ich bis dahin Glück habe, muss ich übers Wochenende nicht irgendwo „Zwangsschlafen“ und werde nicht krankgeschrieben. Wenn ich Glück habe, geht es nur darum, stärkere Mittel gegen all das Chaos im Kopf und um mich herum zu erhalten. Ja, ich stehe mal wieder am Wegrand „Temesta einnehmen“. Etwas, was ich nicht wollte. Aber ich muss. Ich habe die Warnzeichen schon lange einfach nur ignoriert - und wenn ich nicht wieder (für andere) von null beginnen möchte, um mich sechs Jahre durchkämpfen zu müssen, muss ich diese Reissleine jetzt ziehen.
 
Temesta *kopfschüttelnd auflach* - etwas, was ich mir eigentlich nie wieder antun wollte. Es ist etwas sehr hilfreiches, man ist sofort weg. Aber die Nebenwirkungen sind enorm. Man fühlt sich wie in Watte gepackt, ist dusselig und irgendwie nicht ganz da. Ich weiss noch, wie das bei mir eingeschlagen hatte, mamma mia. Aber abends lange im Bett wachbleiben, sogar im Schlaf von seinen Gedanken überrollt und beschäftigt werden sowie einfach in die laufende Glotze starren, ohne überhaupt etwas wahrzunehmen, ist keine Option (mehr) für mich.
 
Ich will nach Amerika. Will meine Auszeit. Brauche diese Ziel. Und ich werde es auf diesem Weg hoffentlich schaffen - um dann nicht dort die böse Überraschung erleben zu müssen.

1 Kommentar:

  1. I still get very high and very low in life. Daily. But I've finally accepted the fact that sensitive is just how I was made, that I don't have to hide it and I don't have to fix it. I'm not broken.

    http://www.hplyrikz.com/

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