Es ist grauenhaft. Eigentlich sollte man es doch geniessen.
Es gibt so viele Menschen, welche das Gefühl dieser Ungewissheit und des
Schwärmens - ich bin auch da eher die Ausnahme und ein Exot - mögen. Ich hasse
es, ins Grübeln zu kommen. Ich hasse es, in Tagträume abzutauchen und die
Kontrolle abzugeben. Vor allem bei Dingen, die ich einfach nicht haben möchte
bzw. wo ich finde, dass es einfach nie klappen würde / wird. Schwärmereien, die
ich nicht haben möchte. Tagträume, die nicht so sein sollten. Wobei mir bewusst
ist, dass die nie jemand anderes einsehen kann, wie ich selbst. Es sind meine
Gedanken, in diesem Moment sind sie vielleicht berechtigt.
In letzter Zeit ertappe ich mich einfach wieder dabei, wie
ich immer wieder „schwache“ Momente habe und grüble. Grüble, ob jemals etwas
war. Grüble, ob etwas ist. Grüble, ob wir es beide wissen oder es einfach ein
Hirngespinst ist…
… aber am meisten rege ich mich darüber auf, dass ich wieder
an den Punkt zurückkehre, an den ich nie zurückkehren wollte. Nämlich zum
Gefühl, dass ein Mann nur schnippen muss und ich würde für ihn machen, tun und
rennen. Und diese Grübeleien, uach. Und das kann ich nicht ab. So etwas mag ich
überhaupt nicht. Bis jetzt hatte ich das Gefühl bei einem Mann. Und nun auch
bei diesem gewissen Mitarbeiter. Und ja, das beängstigt mich schon. Irgendwie
finde ich es ja schön, zu wissen, dass da vielleicht eine tiefere Bindung
zueinander ist (wie auch immer, vielleicht mag man sich einfach mehr bzw. findet
sich sympathischer, wie andere… und ich meine, bei mir spielt er halt schon
eine sehr grosse Rolle, wenn man bedenkt, wobei er mir geholfen hat (liegt in
der Vergangenheit und ich erwähne es hier nicht mehr gross, es geht um
körperliche Nähe, Gespräche mit Männern, etc.)), aber wenn es dann über die
Grenze geht, für einen Mann alles hinter sich zu lassen und zu springen, geht
es mir persönlich zu weit. Denn das möchte ich nicht. Da bin ich eigen. Da habe
ich meine Lebenseinstellung. Ich bin in die Richtung ein totaler Freigeist.
Und ja, ich tendiere schon dazu, zu fürchten, für ihn zu
rennen bzw. mich für ihn „bereit“ zu halten, wenn es nach seiner Lust und Laune
geht. Und das ist jetzt nicht gemein zu werten, ich mag ihn wirklich, auch mit
seinen Eigenheiten. Und er ist bestimmt ein ganz Lieber! Es geht mir nur darum,
dass ich sofort für ihn springen würde, wenn er mich doch plötzlich gut und
direkte Avancen starten würde (was eh nie vorkommen wird) und das beängstigt
mich.
Einerseits fand ich diese Woche toll. Wir konnten zwei Mal
ganz locker miteinander sprechen und auf eine Aktion hat er eine humorvolle
Retourkutsche von mir gehalten, die ihn anscheinend begeistert hat. Und am
Telefon klappte es auch, wobei mich doch erstaunte, woher er ganz genau weiss,
wo ich wohne. Klar, bei Datenkenntnissen der Mitarbeiter keine grosse Sache -
aber wir haben einige Mitarbeiter. Ich kenne seine Adresse zum Beispiel nicht.
Letzte Woche hatte ich doch eher zu grübeln. Es waren zwei
ganz komische Situationen. Und ja, einerseits habe ich sie genossen,
andererseits sind sie auch sehr anstrengend. Weil ich nicht weiss, wie sie
gemeint sind und weil ich nicht weiss, wie ich sie nehmen soll. Verliere ich
mich in etwas und bin dann wieder zu aufdringlich oder sind dass Zeichen
seinerseits voller Mut und Mühe und ich verhalte mich vielleicht zu
distanziert, was wieder zu einem Distanzverhalten seinerseits führen könnte?
Und dann sind wir wieder mitten im Spiel, uäch.
Ich weiss nicht mehr genau, an welchem Tag das war. Aber ich
wollte im Dorf meiner Arbeitsstelle einen Zebrastreifen überqueren und ein
Fahrschulauto liess mich durch. Ich weiss nicht mehr, ob es eine Frau oder ein
Mann war. Als ich in der Mitte / Ende des Streifens angelangt war, bekam ich
nur noch mit, wie das Auto verstummte und wohl der Motor „abgesoffen“ war. Ich
wandte mich bewusst nicht um, weil ich selbst weiss, wie unangenehm es einem in
einem Fahrschulauto wird. Vor allem bei solchen Aktionen.
In der Kaffeepause am nächsten Morgen erzählte ich es einer
Mitarbeiterin, welche aktuell Fahrstunden nimmt. Und erwähnte dabei, dass ich
nicht genau gesehen hätte, ob Mann oder Frau. Der gewisse Mitarbeiter sowie ein
anderer Mitarbeiter (welcher mit dieser Geschichte mit M. begonnen hat) waren
ebenfalls anwesend. Ich erzählte es, wir kicherten kurz darüber und dann war
das Thema eigentlich für mich abgehakt. Und plötzlich kam rechts vom gewissen
Mitarbeiter ein Spruch, den ich leider nicht mehr genau weiss. Und ich glaube
doch, zu wissen, dass er in etwas so war, wie ich es hier benenne, weil ich auf
sein Spiel eingegangen und das Spiel weitergesponnen habe… Es war etwas à la:
„Soso, da hat dir jemand nachgeschaut!“ oder „Hui, da hast du bestimmt einen
Mann draus gebracht, als du über die Strasse gelaufen bist und er dir
nachschauen musste“. Irgendetwas in die Richtung. Ich meinte daraufhin, dass
ich also eine Chance verpasst hätte. Ich hätte eigentlich am Fenster des
Fahrschulautos klopfen und einen Spruch à la „Eine solche Aktion ist doch nicht
nötig, gibt mir doch gleich deine Telefonnummer oder frag mich doch gleich
danach!“ hätte bringen müssen. Oder noch besser: einfach hinten reinsitzen und
dann zum Schüler meinen, er solle das nächste Zivilstandsamt anfahren :-p.
Natürlich lachten alle mit. Ich weiss nicht, ob es einfach
nett gemeint war oder ob er etwas anderes wissen wollte. Fakt ist einfach, dass
er dann plötzlich meinte: „Oder es war dein M.!“ Oder vielleicht sogar „Ob da
ein M. Freude dran hätte“ irgendetwas so in der Art. Es kam wieder von ihm aus,
und nicht vom Mitarbeiter, welcher all das in Fahrt gebracht hat. Und
einerseits weiss ich nicht, ob er es bringt, weil er erleichtert ist, dass da
jemand ist. Dass ein Freund möglich wäre. Dass er es locker sehen kann und
keine Angst mehr haben muss, dass ich Gefühle für ihn haben könnte. Aber dann
nimmt man es hin und zieht mich nicht immer mit diesem Namen auf, finde ich.
Aber vielleicht denke ich da als Frau - und nicht als Mann.
In dieser Woche kam es dann auch zum Körperkontakt. Es war
bei einer Kaffeepause, als ich aufstehen und an ihm vorbeigehen musste. Er
stand irgendwie dumm und ich wollte mich nicht einfach an ihm vorbeidrücken. Es
gibt Menschen, die mögen das nicht (so eine Art anrempeln. Ich weiss, es ist
blöd gelaufen, aber ich stand hinter seinem Rücken und stupste ihn ein wenig an
der Schulter auf die Seite und automatisch landete die andere in der Nähe
seiner Hüfte. Nicht so doll, wie an der Schulter, aber es war ganz bewusst
spürbarer Kontakt. Ich drückte mich also links an ihm vorbei und stand beim
Abwaschtrog bereit, als er meinte: „Hei, zambrottagirlie! Auf Krawall aus!“ Er
kam zu mir hingelaufen und knallte mit seinem Oberarm an den meinen und
„stupste“ mich ein paar Mal an. Ich weiss nicht mehr, was ich entgegnete, aber
er liess von mir ab, ich machte einen Spruch à la „aber klar doch, stinkfrech!“
und begann von mir aus eine weitere Stupsaktion. Und ja, einerseits war da
wieder diese Wärme, dieses Gefühl der Verbundenheit und diese Angst, was es
alles ausgelöst haben könnte. Ich fand es schön, ja. Und ich kenne mich: bei
anderen hätte ich mich das nie getraut. Und so schliesst sich der Kreis, dass
er halt einfach einen besonderen Stellenwert bei mir hat - beim Thema Männer.
Weil bei einem anderen hätte ich es a) nie zugelassen und b) keinen weiteren
Vorstoss gewagt.
Ich beobachte es weiterhin. Einerseits sind da
die Wünsche und Sehnsüchte. Die Hoffnungen und weiss ich was. Andererseits ist
da Amerika und die Auszeit. Welche vielleicht allen ein wenig gut tun würde…
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