Genau heute vor zwei Jahren habe ich an einem Montag meine
neue Stelle angetreten. In der Zwischenzeit ist viel passiert. Und es wird auch
noch hoffentlich viel passieren. Vor allem an Entlastung für mich und meine
Seele.
Es ist zu kompliziert und mir doch zu privat, um hier
genaueres zu erläutern. Es ist einfach so, dass ich aufstocken kann und mir
(gefühlt) Steine in den Weg gelegt werden. Ich habe nicht den Eindruck, als das
meine Chefin gross an einer Zusammenarbeit mit der IV interessiert ist und
umgekehrt ist es schwierig, wenn ich ständig zwischen Gesprächen mit der IV und
der Chefin hin- und herrennen sowie –koordinieren muss.
Fakt ist einfach: ich möchte alles richtig machen. Richtig
abschliessen mit der IV und nicht dastehen als eventuelle Schmarotzerin. Darauf
habe ich wirklich keine Lust. Mir liegt einfach sehr viel daran, dass alles
seinen richtigen Gang hat!
Es wird mir echt schwer gemacht und ich freue mich wirklich
sehr auf den Tag, an dem ich einfach nie bzw. kaum mehr Angst haben muss, mit
der Chefin alleine im Büro zu sein. Denn
sobald mein Gspänli da ist, ist sie wirklich wie ausgewechselt.
Der psychische Druck fällt weg. Neu kommt derjenige, dass
mir einfach das Gefühl von Aussenstellen vermittelt wird, dass ich dieses
Pensum nicht packen kann.
Ich fühle mich automatisch nichtiger und noch weniger Wert.
Gestern hatte ich ein Gespräch mit meiner Therapeutin deswegen. Es folgte ein
Gefühl von noch weniger Selbstwert für mich. Ich arbeite eh schon knapp 70% von
meiner Arbeitszeit her. Wo liegt also der Unterschied an zehn Prozent mehr? Ich
fühle mich wirklich sehr klein und irgendwie wird mir durch die Blume gesagt,
dass man mir das nicht zutraut.
Und das schmerzt…!!! Vor allem, da ich eh schon mit mir und
meinem Lebenslauf zu hadern habe. Ich habe gestern einfach bereut, mir jemals
Hilfe geholt zu haben. Ich empfinde es einfach so, als wären es so viele Lasten
mehr. Und da verstehe ich einfach auch „schwächere“ Menschen, die kapitulieren.
Nicht falsch verstehen, ich schätze mich enorm glücklich über das soziale
Auffangnetz in der Schweiz! Das kennt man sonst kaum irgendwo! Und doch bringt
es auch viel an Papierkrieg und auch viel an Nachweisen, Verfügungen etc. mit
sich. Man muss einen langen Atem haben und immer wieder kämpfen, nachweisen,
erklären, reden,…
Ich selbst konnte meine Diagnose und meine daraus
entstandenen Umstände NIE wirklich annehmen oder akzeptieren. Den IV-Antrag habe ich lange
nicht als berechtigt gesehen, bis ich irgendwann einfach doch fand, dass ich
ein Anrecht darauf habe! Und doch, ich wollte einfach nie, dass Arbeitgeber und
IV miteinander zu tun haben. Weil die traurige Erfahrung halt schon zeigt, dass
sich schnell etwas im Betrieb dadurch ändert. Sei es am Ton, der Arbeit, den
Umständen allgemein…
In solchen Zeiten fühle ich mich einfach noch mehr bestraft.
Und ich habe immer weniger Bock und immer weniger Atemkapazität für diesen
Zustand. Immer mehr wird es mir einfach zu viel und ich merke, wie ich wieder
in das Depressive abdrifte. Keine Motivation, funktioniere gut als Roboter,
fühle mich verdammt einsam und allein gelassen und verfluche mich und mein
Schicksal. Es gibt lichte Momente… aber auch die konnte ich schon besser
geniessen. Ich nehme einen Faustschlag nach dem anderen, stehe zwar noch, aber
auch ich kann einfach nicht garantieren, dass ich nicht doch explodiere und
eine Kurzschlusshandlung (Auswandern zum Beispiel) tätige.
Gestern war ich wirklich kurz davor, meine Kündigung zu
schreiben. Weil es mir zu viel wird. Weil anscheinend keiner mir mein Glück gönnt.
Klar, es ist schwierig und meine Chefin kann sehr an meine Substanzen gehen.
Aber ein Tag mit ihr fällt ja weg!
Es ist eine Chance und ich warte so lange darauf, endlich
aufstocken zu können. Warum sollte ich genau jetzt dazu nein sagen? Stelle ich
mir nicht selbst ein Bein? Stehe als unschlüssig da? Und wie lange würde ich
dann auf das nächste Gebot warten müssen?
Vor allem: ich WILL ENDLICH WEITER KOMMEN! Mehr an
Selbstwert und auch mit der Aussicht, endlich mal eine eigene Wohnung und für
mich alleine verantwortlich sein zu können! Ständig wird es mir gepredigt und
doch habe ich das Gefühl, stellt man mich als kleines Mädchen hin. Hält mich
zurück. An den Zügeln.
Gestern habe ich bewiesen, dass ich nicht ganz die Alte bin.
Ich habe mich nicht geritzt (ist Sommer, fällt auf und Jäckchen ist mir zu
warm!), aber hatte einen verdammt heftigen Einkaufrückfall (werde heute
Nachmittag wieder bewusst losdüsen) und ich bringe kein Essen runter.
Ich bin es leid.
Habe es satt.
Und bin müde. Müde von allem.
Von mir.
Seufz.