Mittwoch, 16. Juli 2014

2-jähriges mit bitterem beigeschmack

Genau heute vor zwei Jahren habe ich an einem Montag meine neue Stelle angetreten. In der Zwischenzeit ist viel passiert. Und es wird auch noch hoffentlich viel passieren. Vor allem an Entlastung für mich und meine Seele.
 
Es ist zu kompliziert und mir doch zu privat, um hier genaueres zu erläutern. Es ist einfach so, dass ich aufstocken kann und mir (gefühlt) Steine in den Weg gelegt werden. Ich habe nicht den Eindruck, als das meine Chefin gross an einer Zusammenarbeit mit der IV interessiert ist und umgekehrt ist es schwierig, wenn ich ständig zwischen Gesprächen mit der IV und der Chefin hin- und herrennen sowie –koordinieren muss.
 
Fakt ist einfach: ich möchte alles richtig machen. Richtig abschliessen mit der IV und nicht dastehen als eventuelle Schmarotzerin. Darauf habe ich wirklich keine Lust. Mir liegt einfach sehr viel daran, dass alles seinen richtigen Gang hat!
 
Es wird mir echt schwer gemacht und ich freue mich wirklich sehr auf den Tag, an dem ich einfach nie bzw. kaum mehr Angst haben muss, mit der Chefin alleine im Büro  zu sein. Denn sobald mein Gspänli da ist, ist sie wirklich wie ausgewechselt.
 
Der psychische Druck fällt weg. Neu kommt derjenige, dass mir einfach das Gefühl von Aussenstellen vermittelt wird, dass ich dieses Pensum nicht packen kann.
 
Ich fühle mich automatisch nichtiger und noch weniger Wert. Gestern hatte ich ein Gespräch mit meiner Therapeutin deswegen. Es folgte ein Gefühl von noch weniger Selbstwert für mich. Ich arbeite eh schon knapp 70% von meiner Arbeitszeit her. Wo liegt also der Unterschied an zehn Prozent mehr? Ich fühle mich wirklich sehr klein und irgendwie wird mir durch die Blume gesagt, dass man mir das nicht zutraut.
 
Und das schmerzt…!!! Vor allem, da ich eh schon mit mir und meinem Lebenslauf zu hadern habe. Ich habe gestern einfach bereut, mir jemals Hilfe geholt zu haben. Ich empfinde es einfach so, als wären es so viele Lasten mehr. Und da verstehe ich einfach auch „schwächere“ Menschen, die kapitulieren. Nicht falsch verstehen, ich schätze mich enorm glücklich über das soziale Auffangnetz in der Schweiz! Das kennt man sonst kaum irgendwo! Und doch bringt es auch viel an Papierkrieg und auch viel an Nachweisen, Verfügungen etc. mit sich. Man muss einen langen Atem haben und immer wieder kämpfen, nachweisen, erklären, reden,…
 
Ich selbst konnte meine Diagnose und meine daraus entstandenen Umstände NIE wirklich annehmen oder akzeptieren. Den IV-Antrag habe ich lange nicht als berechtigt gesehen, bis ich irgendwann einfach doch fand, dass ich ein Anrecht darauf habe! Und doch, ich wollte einfach nie, dass Arbeitgeber und IV miteinander zu tun haben. Weil die traurige Erfahrung halt schon zeigt, dass sich schnell etwas im Betrieb dadurch ändert. Sei es am Ton, der Arbeit, den Umständen allgemein…
 
In solchen Zeiten fühle ich mich einfach noch mehr bestraft. Und ich habe immer weniger Bock und immer weniger Atemkapazität für diesen Zustand. Immer mehr wird es mir einfach zu viel und ich merke, wie ich wieder in das Depressive abdrifte. Keine Motivation, funktioniere gut als Roboter, fühle mich verdammt einsam und allein gelassen und verfluche mich und mein Schicksal. Es gibt lichte Momente… aber auch die konnte ich schon besser geniessen. Ich nehme einen Faustschlag nach dem anderen, stehe zwar noch, aber auch ich kann einfach nicht garantieren, dass ich nicht doch explodiere und eine Kurzschlusshandlung (Auswandern zum Beispiel) tätige.
 
Gestern war ich wirklich kurz davor, meine Kündigung zu schreiben. Weil es mir zu viel wird. Weil anscheinend keiner mir mein Glück gönnt. Klar, es ist schwierig und meine Chefin kann sehr an meine Substanzen gehen. Aber ein Tag mit ihr fällt ja weg!
 
Es ist eine Chance und ich warte so lange darauf, endlich aufstocken zu können. Warum sollte ich genau jetzt dazu nein sagen? Stelle ich mir nicht selbst ein Bein? Stehe als unschlüssig da? Und wie lange würde ich dann auf das nächste Gebot warten müssen?
 
Vor allem: ich WILL ENDLICH WEITER KOMMEN! Mehr an Selbstwert und auch mit der Aussicht, endlich mal eine eigene Wohnung und für mich alleine verantwortlich sein zu können! Ständig wird es mir gepredigt und doch habe ich das Gefühl, stellt man mich als kleines Mädchen hin. Hält mich zurück. An den Zügeln.
 
Gestern habe ich bewiesen, dass ich nicht ganz die Alte bin. Ich habe mich nicht geritzt (ist Sommer, fällt auf und Jäckchen ist mir zu warm!), aber hatte einen verdammt heftigen Einkaufrückfall (werde heute Nachmittag wieder bewusst losdüsen) und ich bringe kein Essen runter.
 
Ich bin es leid.
 
Habe es satt.
 
Und bin müde. Müde von allem.
 
Von mir.
 
Seufz.

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