Mittwoch, 30. März 2016

gefühlswelle

Uiuiuiui, gestern war gar nicht mehr gut mit mir Kirschen essen. Ich war plötzlich so geladen. Okay, eine Angst wurde mir genommen: Puma hatte sich fürs Volleyball abgemeldet. Kam mir irgendwie gerade recht. Und ja, ich werde standhaft bleiben, sollte er sich interessieren, soll er sich melden.

Allgemein wurde es mir gestern plötzlich zu viel. Das Volleyballspiel wollte bei mir nicht wirklich und dann rege ich mich umso mehr über mich und meine Leistung auf. Ich möchte es erzwingen und es geht erst recht schlecht. Und dann könnte ich an die Decke gehen.

Mein Rücken begann dann auch zu motzen und ich verabschiedete mich früher vom Spiel. Musste vielleicht so sein.

Die Wut in mir stieg und stieg. Überall gibt es Seitenhiebe, diese Tabletten führen bei mir aktuell eher zu Talfahrten und ich könnte nur noch heulen. Ich fühle mich einem Nervenzusammenbruch näher denn je und ich musste mich so zusammenreissen, zu Hause nicht ordentlich Dampf abzulassen.

Pupa, die unbedingt wollte, dass ich ihr anrufe, weil es ihr so mies geht. Eine Mitarbeiterin, die mich enttäuscht hat. Und sonst auch. Ich fühle mich im Moment echt als Seeleneimer benutzt und weggeworfen. Keine Sau, die sich einfach Zeit nimmt, sich hinsetzt und ich mal dran bin. Nein, es kommt mir wirklich vor, als steht sich jeder am nächsten und ich gehe unter. Ich fühle mich aktuell wirklich sehr unsichtbar, unwichtig und unscheinbar. Und vor allem benutzt. Jaja, zambrottagirlie macht das schon. Nein, eben nicht! Und es regt mich innerlich so auf, scheine ich niemandem richtig wichtig zu sein.

Im Moment ist einfach alles zu viel. Und ich ziehe mich extrem zurück. Bäh. Ich hungere aktuell extrem, weil ich irgendwie die Hoffnung habe, dadurch wieder ein wenig Kontrolle in allen Bereichen meines Lebens zurück zu gewinnen.

Dienstag, 29. März 2016

in andere köpfe schauen können…


 … dass würde ich teilweise schon gerne. Vor allem, wenn es um die Spezies Mann geht. Eigentlich wollte ich schon lange ein paar Zeilen darüber hier veröffentlichen, aber ich habe es einfach immer von mir weggeschoben. Teilweise schäme ich mich für meine Gedanken und Gefühle (dass ich mir überhaupt vorstellen kann, dass ein Mann etwas mehr von mir will) und auch sonst kann man mich in diesem Thema sehr schnell verunsichern.

Ja, es ist schwierig für mich, mir vorzustellen, dass jemand mich attraktiv finden könnte. Sich mehr mit mir vorstellen kann, sich wünscht, mir nahe zu sein etc. Das geht einfach nicht in meinen Kopf rein und verunsichert mich so stark, dass ich dann jeweils enorm auf Abstand gehe. Ich gebe mich zwar normal, bin aber sehr schüchtern (was ich Männern gegenüber eh schon bin, erst recht, wenn mir dann einer noch etwas besser gefällt) und traue mich kaum, etwas anzusprechen. Körperlich gehe ich innerlich total auf Distanz. Da kommt meine Mauer runter und es verschliesst sich alles in mir. Gerne würde ich dann doch irgendwie die Initiative ergreifen, ein Gespräch suchen oder so. Aber diese Gedanken führen total dazu, dass ich total dicht mache. Wie soll man sich reizend geben, wenn man selbst es nicht wirklich begreifen kann, dass ein Mann jemanden attraktiv finden könnte. Ist schon ein wenig schwierig. Vor allem: was soll ich fragen, ohne aufdringlich zu wirken? Fühlt er sich belästigt? Möchte er gar nicht mit mir sprechen? Warum kommt von ihm nichts? Ich möchte ihn nicht nerven… Oh Gott, die Spirale geht schon wieder los.

Ich muss etwas ausholen. Letzte Woche war Puma nicht im Volleyball. Mir war es irgendwie gerade recht, denn die Woche davor hatte ich erneut die Initiative ergriffen und irgendwie war dann plötzlich wieder Funkstille. Und ich finde es dann für mich selbst teilweise gut, wenn ich die Person nicht sofort wieder sehe. Dann kann sich das alles setzen. Aber ich erzähle alles der Reihe nach. Ist einfacher so :-).

Und ja, damit verarbeite ich auch ein wenig den Bammel mit heute. Ich weiss nämlich noch nicht, ob er zeitbedingt erneut absagt oder kommt. Und irgendwie finde ich es total komisch bzw. ich habe Bammel vor der Begegnung, obwohl es vor zwei Wochen ganz normal war. Okay, wir hatten davor uns auch gute drei Wochen nicht mehr gesehen und auch keinen schriftlichen Kontakt mehr gehabt.

Aber der Reihe nach: zwei Wochen ist es her, als Volleyball anstand und ich wusste, dass er auch kommt. Davor hatten wir uns gute drei Wochen nicht mehr gesehen und der schriftliche Kontakt war nach meiner Initiative nach ein paar Tagen wieder eher vorbei. Ich wollte mich wirklich locker geben und war gleichzeitig doch irgendwie nervös. Mir schossen die Fragen meiner Therapeutin durch den Kopf. Ob ich bereits in ihn verliebt oder ein wenig verschossen sei. Ich hatte ganz klar mit nein geantwortet. Verliebt bin ich noch lange nicht. Aber ich finde ihn von Mal zu Mal ein wenig attraktiver. Seit ich ihn auch ein wenig privat kennen gelernt habe, noch ein wenig mehr :-). Vor allem die blauen Augen… Hach, weiter im Text.

Es kam so, wie es kommen musste. Er hat doch eine etwas längere Anreise und seit ein paar Wochen kommt jene, welche Auto fährt, unfallbedingt nicht mehr in diese Plauschgruppe. Aber jemand anderes kann ihn auf dem Weg auflesen. Und daher sind diese meist etwas später dran. An diesem Abend hatten die Männer länger in der Umkleide und jener, der den Schlüssel zur Halle hat, ebenso. Ich wartete also als erste vor der verschlossenen Tür, als die Eingangstür aufging. Innerlich spannte sich alles an, ich wusste ja, wer mit Verspätung kam. Es war der Fahrer. Ich grüsste ihn und stutzte. Wo war Puma? Ah, bestimmt noch fertigrauchen. Das ist halt schon etwas, was mich eher stört, aber eben, er stinkt zum Glück nie nach Rauch und auch sonst mag er gut mithalten. Ich wurde noch nervöser. Und als die Tür ein zweites Mal aufging, nahm ich meinen Mut zusammen. Reiss dich zusammen und grüsse!, sagte ich mir selbst. Nichts als Anstand! Ich wandte mich ihm zu und von weitem strahlte er mich schon an. Ich strahlte zurück und wir grüssten uns. Ich rief ihm zu, er sollte dem Mann mit dem Schlüssel bitte ausrichten, er solle vorwärts machen. Er hielt vor der Damenumkleide und hielt Den Türgriff in der Hand. Er fragte erneut nach, weil er mich akustisch nicht verstanden hatte. Ich wiederholte, er grinste und nickte. Als er die Tür aufmachte, erinnerte ich ihn daran, dass es die Frauenumkleide sei. Er lächelte erneut, diesmal ein wenig peinlich berührt und ging zur Herrenumkleide. Dabei meinte er zu mir, dass ich ihn total verwirrt hätte. Ich lief wohl knallrot an und innerlich hoffte ich natürlich, es sei an mir gelegen und nicht an meiner Bitte an ihn :-).

Wir begannen, alles aufzustellen und da meinte er plötzlich zu mir, wann ich denn Geburtstag gehabt hätte? Im Gruppenchat hatte sich eben eine abgemeldet, weil sie Geburi hatte. Ich hatte daraufhin gratuliert und mich darüber gefreut, dass doch noch einige mehr im Ausnahmemonat März Geburtstag hätten. Ich wollte ihm gerade antworten, als ein anderer mich von der Seite anquatschte und meinte, er auch! Tja, meine Aufmerksamkeit galt natürlich nun diesem anderen Herrn. Es war mir natürlich gar nicht recht. Nun ja, wir wärmten und aus und begannen zu spielen. Ich hielt dabei bewusst keinen Blickkontakt mit ihm, ich hatte das Gefühl, als wollte er sich mit mir aufwärmen. Aber da ist ja noch Laura und sie hatte einmal nicht so Freude, als er mich einfach angequatscht und sich mit mir aufgewärmt hatte ;-). Ich weiss, in diesem Moment hätte ich einfach den ersten Schritt wagen sollen.

Es gab ein spannendes Spiel und leider war er wieder bei jedem Spiel in der gegnerischen Mannschaft. Und ich weiss nicht, warum. Ich kann es wirklich nicht ausmachen. Er musste etwas früher gehen (der Bus ging) und verabschiedete sich von allen. Und ja, ich kann es ganz klar beurteilen, dass er mir dabei länger in die Augen geschaut und mir sogar einen kleinen Klaps mit der flachen Hand zwischen den Schulterblättern gegeben hat. Nur mir. Ich meinte noch zu ihm, er solle seine Wasserflasche nicht vergessen. Er ging zu seinen Sachen und liess sie links liegen. Ich schnappte sie mir und reichte sie ihm. Wieder ein langer Blick und ich traute mich ein „mach’s guet!“.

Ich hatte mir vorgenommen, nicht wieder als erste zu schreiben. Da muss auch ein Mann mal Initiative ergreifen. Sonst habe ich das Gefühl, aufdringlich zu sein. Sprich, ich machte mir ja eh schon Gedanken, warum nichts von ihm kam. Desinteresse? Schüchternheit? LAP-Stress? Er steht nämlich kurz vor dem Abschluss seiner zweiten Ausbildung und ja, ich weiss ja selbst noch, wie stressig diese Zeit war.
 
Ich dachte mir: „Scheiss drauf!“ und schrieb erneut von mir aus. Bot ihm an, ihn jeweils zu einem Bahnhof zu fahren, damit er mit uns fertig spielen könne. Und ja, er antwortete und dies wieder recht ausführlich. Ich stutzte und genoss es einfach. Schnell kamen dann aber die Zweifel, als er am Mittwoch einfach nur antwortete und keine Gegenfrage kam. Und ja, da ist WhatsApp in meinen Augen Segen und Fluch zugleich. Ich las seine Mitteilung so kurz vor 18 Uhr und dachte mir: Na toll. Keine Frage, nichts. Ist ja wieder typisch. Ach, mach dir doch gar keine Hoffnungen, zambrottagirlie. Das war so klar! Lass es einfach am Besten sein. Dann musst du dich nicht ständig mit diesen Zweifeln, Unsicherheiten, Gefühlen und Gedanken auseinandersetzen. Brems es, mach jetzt einfach Schluss. Tut dir und anderen den Gefallen.

Er hatte also gesehen, dass ich Online gewesen war und es gelesen hatte. Ich schaute dann so kurz nach neun Uhr abends nach, ob er zwischenzeitlich ebenfalls online gewesen war - war er. So kurz vor zehn Uhr kam dann doch noch eine Frage von ihm und ja, ich war natürlich schlagartig glücklich, was mich im Nachhinein ärgert. Ich möchte mich nicht davon abhängig machen. Aber es zeigte mir, dass er bei mir nachgeschaut hatte, wann ich zuletzt online gewesen war. Er hatte unseren Chatverlauf also doch noch einmal gelesen. Denn so hatte er gesehen, dass ich es gelesen und zwischenzeitlich auch mal online gewesen war.

So schrieben wir uns ein wenig (auch vom Alltag, was wir so machen an diesem Tag) und doch war da ständig die Angst, dass plötzlich wieder Funkstille herrscht. Und dies war dann auch. Er schickte noch ein Smiley (ich hatte ihn mit etwas aufgezogen) und dies war fast ein Tag später. Ich dachte mir: Warum schreibst du mir nach fast einem Tag, anstelle es nicht gleich zu lassen? Und dann noch ein Smiley? Hättest du doch gleich lassen können. Auf der anderen Seite freute es mich natürlich, hatte er doch noch irgendwie darauf reagiert. Er hätte es so oder so falsch gemacht. Keine Reaktion hätte mich verunsichert und diese Reaktion tat es eben auch. So realistisch muss ich dann auch sein :-p.

Das Gute bei ihm: er ist nicht ständig online. Das beruhigt mich schon einmal. Es gibt nichts schlimmeres, als wenn jemand deine Antwort oder Frage gelesen hat und dir nie antwortet. Das hasse ich wie die Pest.

Seit Freitag vor einer Woche ist wieder eher Funkstille. Letzte Woche hatte er sich abgemeldet und ich hoffte, dass er sich bei mir melden würde à la: hattet ihr Spass? und so. Aber es kam nichts. Naja, was soll ich machen. Ich möchte nun wirklich einfach mal standfest bleiben. Soll er sich mal von sich aus melden.

Wer weiss, vielleicht vermisst er unseren Austausch sogar ein wenig ;-p? Denn körperliche Signale finde ich schon, sendet er eindeutige. Aber eben, beim gewissen Mitarbeiter war es auch so und was stellte sich heraus? Zambrottagirlie hatte sich wohl doch fast das meiste nur eingebildet. Und doch, bei Puma fühlt es sich einfach anders an.

Und ja, gegen ein Kennenlernen ist doch nichts einzuwenden. Vor allem scheint er wirklich ein lieber Kerl zu sein. Und ja, ich lasse es mir nicht nehmen, dass er sich halt wirklich mir gegenüber anders verhält. Nur verunsichert er mich schon mit seinem Schreibverhalten. Aber vielleicht sind das Männer.

Am Wochenende hatte ich ein Gespräch mit Laura. Sie weiss nichts von Puma bzw. ahnt es vielleicht. Es kamen schon ein, zwei Sprüche von ihr ;-p. Sie hat auch aktuell schriftlichen Kontakt mit einem Mann und es geht ihr gleich (betreffend Initiative beim Schreiben ergreifen, er antwortet dann zwar schon ausführlich und interessiert, aber meist kommt dann nichts mehr bzw. keine Initiative seinerseits). Es hat mir einfach gezeigt, dass Puma nicht der einzige Mann ist, der so ist in Sachen Schreibverhalten.

Daher wünsche ich mir ab und zu echt, den Menschen in ihre Köpfe schauen zu können… Vor allem diesem Mann. Denn es führt bei mir nur zu Unsicherheiten und zu meinem Rattenschwanz an Gedanken, Gefühlen, Ängsten und verhalten, die ich hier schon ausführlich und genug oft in den letzten Jahren beschrieben habe ;-p.

Bin gespannt auf heute. Ja, einerseits würde ich ihn gerne sehen. Andererseits ist da ein grosser Bammel in mir. Ein Kritiker mit nicht so netten Sprüchen :-(…

Donnerstag, 24. März 2016

erste eindrücke

Ich weiss, es sind erst vier Tage vergangen, seit ich meine Pillenkur begonnen habe. Und es dauert bestimmt bis zu 6 - 8 Wochen, bis ich erste Ergebnisse auch körperlich spüren werde. Dass ist nun mal der Unterschied zwischen pflanzlichen und chemischen Medikamenten.

Und doch habe ich - vor allem gestern - das Gefühl, dass es eine enorme Talfahrt ist. Und das liegt nicht daran, dass es gemäss Zyklus bald wieder Zeit für die zwei schlimmsten Tage im Monat ist. Denn da geht es mir meist wirklich mies und alles gurkt mich an, ist eher düster und anstrengend. Die Motivation ist dann eher flau und ja, bei den meisten Frauen passiert dies genau zwei, drei Tage vor der Menstruation. Und langsam habe ich das auch bewusst wahrgenommen. Aber eben, soweit ist es bei mir noch nicht.

Gestern war es wirklich schlimm. Ich hatte einen Heulkrampf nach dem anderen, begonnen hat es eher gegen Abend und als ich im Bett meine Telenovela guckte. Da habe ich wirklich plötzlich immer wieder nur Tränen gehabt, die sofort zur Stelle standen und teilweise wieder die Wangen runterkullerten. Und dieses enorme und einnehmende Gefühl der Einsamkeit...

Schrecklich. Und anstrengend. Und irgendwie sehr heftig, sollten dies anfängliche Nebenwirkungen dieser Tabletten sein...

Ich bin gespannt. Und freue mich über die freien Tage, welche nun anstehen. Einfach nichts überlegen, leben und machen. Einfach abschalten. So gut es geht.

Und noch einen Eintrag tippen, der mich doch sehr beschäftigt. Oder zwei ;-).

Montag, 21. März 2016

das ist so eine sache...

Wochenlang war es hier eher ruhig, und jetzt sprudelt gerade ein wenig alles aus mir heraus. Ist momentan auch eher intensiv. Vor allem, seit ich hier meine Gefühlswelt wieder ein wenig geöffnet habe. Erwähnt habe, wie es mir geht. In Punkto Männer doch ein paar Sachen erlebt habe. Egal, ob auf freundschaftlicher Ebene oder mit Hoffnungen verbunden.

Mir ist die Regel einer gut funktionierenden Freundschaft ganz klar bewusst. Es geht um ein Geben und Nehmen - es gibt aber auch Phasen, wo mehr gegebene und wieder mehr genommen wird. Es sollte einfach ausgeglichen sein. Und ja, ich weiss aber auch, dass ich mich sehr schnell verunsichern lasse und vielleicht auch ein wenig hohe Erwartungen an meinen Gegenüber habe. Aber nicht umsonst sage ich der Person gegenüber kontinuierlich, dass ich mich oft nicht traue, Dinge anzusprechen. Dass ich da meine Zeit brauche oder es mir leichter fällt, wenn der gegenüber nachfragt. Vor allem, wenn ich schon einmal etwas darüber erzählt oder erwähnt habe. Weil ich oft das Gefühl habe, jemanden damit zu nerven oder zu langweilen. Weil ich nicht weiss, ob er es sich wirklich anhören möchte, oder sich schlussendlich von mir genervt fühlt (ich mich ihm oder ihr quasi aufdränge). Wobei mir ganz klar bewusst ist, dass dies tief verankerte Grundannahmen meinerseits sind. Und doch. Es zeigt doch nur, dass ich versuche, offen zu sein.

Mir ist bewusst, hat es mein Arbeitsmuddi nicht leicht. Sie hatte einen Unfall, läuft mit "Stelzen" durch die Gegend und mir ist natürlich klar, dass ich ihr helfe, wo ich nur kann. Unterstütze sie, helfe ihr ein wenig im Haushalt und auch sonst renne ich im Geschäft ein wenig für sie mit herum. Bringe ihr die Post zum Beispiel ins Büro oder habe auch schon etwas für sie kopiert. Ist für mich keine grosse Sache, wir sollten doch ein Team sein. Naja, diese Meinung vertreten nicht alle im Geschäft, aber das ist eine andere Geschichte.

Zwischen ihrem langjährigen Partner und ihr hat es heftig gekracht in der letzten Woche. Details gebe ich hier natürlich nicht bekannt. Aber es war doch heftig, es ging teilweise um sehr grundlegende Entscheidungen und ich hatte natürlich auch Bammel, wie sich das alles so entwickelt. Und mir ist bewusst, war sie in einer schwierigen Phase und hat man da kaum Augen und Ohren für anderes... Und doch habe ich das Gefühl, habe ich mich sehr aufgerieben und ihr versucht, Tipps zu geben. Ich, die Unerfahrene in Sachen Beziehung, ihr, einer Hausfrau und Mutter. Okay, sie konnte zum Beispiel den Frauenabend geniessen, weil ich ihr sagte, sie solle es bewusst als Ablenkung ansehen und den Moment auch auskosten, wenn ihr mal nach Lachen zu Mute sei. Sie müsse wegen dieser Sache in ihrer Beziehung nicht überall dieses Gefühl empfinden .Es sei zwar schwer, aber mir würde dies helfen. Und es klappte dann auch ganz gut.

Ich hörte zu und ja, ich finde, dass gehört irgendwie in einer Freundschaft dazu. Aber gleichzeitig belastete mich etwas wegen diesem Typen im Volleyball (Puma). Sie hatte zwar im Verlauf der letzten Woche im WhatsApp mal gemeint, dass wir noch darüber reden müssten. Aber eben, ich komme nicht von mir aus und sie ist die Einzige (neben zwei anderen Mitarbeiterinnen), welche von ihm weiss. Ansonsten niemand. Nicht einmal Pupa. Aber das ist eine andere Geschichte.

Ich half ihr am Freitag sogar noch, ihre Sachen zu packen, dass alles entscheidende Gespräch sollte über das Wochenende stattfinden. Und heute habe ich von ihr die Meldung erhalten, dass sie sich vertragen hätten und alles okay sei. Klar, ich habe mich gefreut und gleichzeitig überkam mich das Gefühl, gebraucht und wieder auf die Seite gestellt worden zu sein. Mir ist irgendwie bewusst, dass sie das nicht extra und mit Absicht gemacht hat. Wahrscheinlich liegt es an mir. Aber das Gefühl ist wirklich nicht schön. So quasi der Mülleimer für den Frust sein und sobald es gut ist, alles wieder vergessen. Ich finde schon, dass es teilweise sehr happig geklungen hat. Da kann man meiner Meinung nach nicht einfach in den Alltag zurück. Aber was weiss ich schon, ich unerfahrenes Ding (sorry, Sarkasmus, dass ist mein eigener Kritiker, der da spricht).

Ich weiss nicht, ob dieses Gefühl auch andere kennen. Es geht mir nicht darum, dass ich nicht über mein Liebesleben erzählen konnte. So gar nicht. Ich konnte allgemein nicht über meinen eigenen Frust sprechen. Klar, ein wenig habe ich ihr schon anvertraut. Vor allem die Situation mit Pupa und ihrem Sohn an der Kinokasse und dass ich nun mit der pflanzlichen Pillentherapie beginne. Aber ich fand, dass es für sie nicht wirklich von Bedeutung war. Um es ganz krass zu formulieren, wie ich mich fühlte: gebraucht und nun ist wieder alles okay für sie. Ich meine das überhaupt nicht böse. So fühlt es sich einfach für mich an. Ich kann es nicht ändern.

Es ist in etwa das gleiche Gefühl, wenn mich Pupa per WhatsApp fragt, wie es mir geht und ich mich mal durchringe, ihr zu sagen, dass es eher verschissen ist. Da erwarte ich von einer Freundin, dass sie einfach auch einmal zurücksteckt und sich auf mich konzentriert. Aber oft kommt von ihr ein: "Oh nein, mir auch. Voll verschissen, wegen.....". Und da löscht es bei mir sofort ab. Da gehe ich wieder total auf Distanz und ziehe mich zurück. Umso erstaunter ist sie dann, wenn sie an einem anderen Tag ein weiteres Mal fragt und ich meine, dass es mir immer noch nicht besser geht. Sie kann dann teilweise recht überrascht sein, dass es mir immer noch schlecht geht. Sie vergisst teilweise, dass es mir schon vor Amerika sehr schlecht gegangen ist und nach Amerika erst recht. Manchmal frage ich mich wirklich, ob es sie einfach nicht interessiert, oder ob wirklich die Dosen an Medikamenten bei ihr Schuld sind, dass sie teilweise so verpeilt und vergesslich ist. Ab und zu finde ich es doch eher belastend und anstrengend.

Wie die Sache mit dem Nasenbluten. Ich habe ihr erzählt, dass ich mittwochs erneut Nasenbluten hatte. Zum dritten Mal. Sie gab sich überrascht - dies sei doch bei mir eher unüblich und wo ich es zum ersten Mal gehabt hätte? Ich schaute sie ganz erstaunt an und musste sie daran erinnern, dass sie diejenige war, welche total geschockt war, als ich ihr aus Amerika schrieb und meinte, ich hätte schlimmes Nasenbluten, weil ich solche Panik davor hätte, zurück zu kehren und sofort wieder im gleichen Loch gefangen zu sein. Dass ich regelrecht Angst hätte, wieder einen Fuss auf Schweizer Boden zu setzen. Dass alles wieder von vorne beginnen würde, der Strudel nur noch tiefer werden würde. Aber auch das ist eine andere Geschichte.

Fakt ist: aktuell ist es wirklich eher schwierig für mich. Ich habe das Gefühl, alle nehmen mich einfach wahr und gut ist. Ich vermisse wirklich eine ehrliche Schulter zum Anlehnen. Und ja, ich füle mich oft einsam und allein. In der Gesellschaft bin ich voll da, gebe mich anders und ja, ich kann es auch als Ablenkung sehen. Aber oft wünsche ich mir einfach, jemand würde ganz ehrlich danach fragen, wie es mir geht. Mich an die Hand nehmen und sich einfach mal Zeit für mich nehmen. Natürlich würde es auch da ein Geben und ein Nehmen sein. Denn in meinen Vorstellungen gibt man sich gegenseitig Kraft, nimmt man sich Zeit füreinander und teilweise reicht es sich auch nur vorzustellen, nicht alleine einschlafen zu müssen. Es ist nichts sexuelles dabei an Gedanken. Es geht nur darum, von jemandem gehalten zu werden. Sich nicht einfach als Roboter zu fühlen. Einfach Wärme spüren und empfinden. Auf körperliche und emotionale Weise. Ich weiss, schwierig zum Nachvollziehen. Aber so sind meine Gedanken nun mal.

Da hilft es mir ganz ehrlich nicht, wenn wieder Sprüche wegen X von seiner Mitarbeiterin kommen. Ich muss es ihr vielleicht mal sagen. Ich habe keine Lust auf Getuschel im Geschäft. Ich habe es gut mit ihm und basta. Ich schäme mich teilweise ihm gegenüber doch eher. Denn als ich ihn kennen lernte, nahm ich ihn als sehr intelligenten, jungen Mann wahr, der ein halbes Jahr älter wie ich ist, Vollzeit arbeitet und noch eine leitende Stelle ausübt. Da fühlt man sich mit meiner Lebensgeschichte, nach zwei Jahren Arbeitslosigkeit und einem kleinen Teilzeitpensum einfach nicht wirklich toll. Also, zumindest bei mir war das so. Und dann kam noch die Info betreffend IV und es war total vorbei bei mir. Ich zog mich total zurück. Seit letztem Sommer habe ich das Gefühl, hat auch er sich geöffnet und eben, Gespräche führen und witzeln geht ganz gut. Und er führt auch oft Gedanken von mir aus. Vor allem, wenn es um einen Mitarbeiter in der Runde geht, der meine Nerven seit ein paar Wochen extrem strapaziert. So konnte er letztens neben mir stehen, es ging um diesen nervenstrapazierenden Mitarbeiter und ein weiterer Mitarbeiter meinte witzelnd zu mir: "Dein neuer, bester Freund, nicht wahr zambrottagirlie?" Ich schüttelte nur meinen Kopf und meinte zurück: "Höf bloss auf, erinnere mich nicht daran. Ich denke mir meine Sache über diesen Typen." X stand dabei neben mir, beugte sich zu mir herunter und meinte (nett ausgedrückt, er brauchte ein Wort mit A ;-)): "Dummkopf?" Ich lächelte ihm dankbar zu und meinte nur: "Gedanken erraten. Danke."

Das Wissen, dass er von meiner IV-Sache weiss, macht es nicht leichter. Klar, er weiss nichts von einer Diagnose und eben, ich fühle mich überhaupt nicht anders von ihm behandelt in dieser Sache bzw. dadurch, dass er es weiss. Mir ist noch nie etwas aufgefallen. Vor allem hätten wir es ansonsten nicht so gut, würde es ihn stören. Das Geschäft ist zum Ausweichen gross genug und ich dränge mich nun echt niemandem auf. Aber eben. Es macht es wirklich nicht leichter, wenn ich weiss, dass vor kurzem wieder ein Frageformular von der IV ausgefüllt werden musste. Da ziehe ich mich sofort wieder zurück. Obwohl er da wirklich vorbildlich ist und es mir wirklich leicht macht mit dem einfach weiter so sein, wie ich nun mal bin. Und eben, manchmal geniesse ich es ja auch, einfach eine andere zambrottagirlie im Geschäft sein zu können. Mit Sprüchen, Witzen und weiss ich was. Wo ich alles andere einfach ein wenig ausblende. Wo ich einfach ich bin. Mit meiner Vorgeschichte, die einfach nicht ständig präsent ist. Und ich denke, dadurch habe ich auch langsam ein gutes Mittelding gefunden. Die dunklen Spiralen, Ängste und Glaubenssätze sowie eher schwer aushaltbaren Gefühle dürfen dann auch eher sein. Weil sie doch zu meinem Leben gehören, aber nicht nur Bestandteil davon sind. Es gibt nicht nur gute oder schlechte Gefühle. Hoch oder Tief. Es gibt eine Grauzone und ich habe das Gefühl, immer öfters befinde ich mich darin und dadurch fällt es mir auch leichter, diese Spiralen ins Dunkle Loch eher durchbrechen zu können. Viel früher, bevor ich auf dem tiefschwarzen Grund aufklatsche.

Aber eben, oft gibt es noch Gespräche, die mich auch eher belasten. Wo ich einfach auf meinen Mund hocken muss und mir meine Dinge denke. Wie an einem Abend mit vielen Mitarbeitern um mich herum, wo es um einen weiteren Mitarbeiter ging, dessen Frau sich das Leben genommen hat. Im Nachhinein hat man erfahren, wie schwer depressiv diese war und in Sachen Kaufverhalten eher Schwierigkeiten hatte. Sofort begann eine sehr impulsiv und bestimmend ihre Meinung zu vertreten, dass dies natürlich schwierig ist und diese Frau dem Mann die Luft zum Atmen und Leben genommen hätte. Innerlich natürlich betitelte ich sie schon als Trampel. Vor allem sind dies meist Menschen, welche keine Ahnung davon haben, wie es in depressiven Menschen aussieht. Und wie viele doch ihr Leben leben, ohne andere mit runter zu ziehen. Und ich zähle mich da ganz klar als solches Beispiel dazu. Ich habe auch meine schlechten Tage und verkrieche mich. Belaste vielleicht, indem ich nicht darüber spreche und mir bei meinen Bekannten Rat und Hilfe suche. Aber das finde ich weniger schlimm, wie meine Süchte, mein dysfunktionales Verhalten und ständiges Gerede über Suizid und mein verschissenes Leben allen aufdrängen zu wollen / zu müssen.

In einer Beziehung geht es doch auch um ein Geben und ein Nehmen. Klar, ich werde es vielleicht eher schwierig in Sachen Vertrauen und Offenheit haben. Mit dem Hilfe annehmen, Nähe zulassen und weiss ich was. Aber wenn man mir Zeit lässt, komme ich durch. Und das haben auch ein X und viele weitere Mitarbeiter erkannt. Und allen kann und will ich es nicht recht machen. Ich selbst weiss, was für eine Art Mensch ich bin. Ich habe zwar Angst davor, einen Mann viel abzuverlangen. Aber wenn ich mich so umschaue (sei es im Privatumfeld oder was ich so höre und lese), wird dies das kleinste Problem sein. Diesen Glauben in mir selbst lasse ich mir nicht nehmen. Sollen die doch reden, was sie wollen. Ich war ganz unten. Und kann da eher beurteilen und darüber erzählen. Denn ich habe es selbst miterlebt.

Ja, viel musste raus. Und ich habe eigentlich auch etwas von der Arbeit und gewissen Kommentaren von einem weiteren Mitarbeiter. Aber diesen Namen nehme ich heute nicht in den Mund bzw. tippe ich nicht. Und für heute ist echt Schluss. Sollte noch etwas anderes verarbeiten. Was mir im Moment einfach wichtiger ist :-).

Sonntag, 20. März 2016

ablenkung & nasenbluten

Die letzten Wochen waren nicht einfach für mich. Und letzte Woche so gar nicht. Erst recht nicht der Schritt, wieder Medikamente zu nehmen. Wenn es auch nur pflanzliche sind. Ich habe noch nicht damit begonnen, meine mindestens 6 monatige Kur beginnt morgen. Mehr möchte ich eigentlich nicht gross berichten, ich brauche den Blues heute echt nicht. Ist sonst schon eher etwas schwierig.

Vor allem, wenn man bedenkt, dass X und der gewisse Mitarbeiter erst vor ein paar Monaten ein Blatt zum Ausfüllen seitens IV erhalten haben und ja, ich schäme mich da schon. Es stand zwar nichts von der Diagnose drauf und ich hatte ja schon Rückenprobleme. Es könnte also sein, dass sie es darauf zurück schliessen. Und doch: mir ist es nicht recht. Obwohl beide total normal zu mir sind und ich nicht das Gefühl habe, dass sie mich dadurch anders wahrnehmen oder beurteilen.

Fakt ist: ich habe mich am Mittwoch wieder so aufgeregt, dass ich Nasenbluten bekam. So kenne ich mich gar nicht. Es ging mir ja sonst schon nicht so gut mit den Magenkrämpfen und Nasenbluten hatte ich bis jetzt noch nie. Das ist mir eigentlich erst in Amerika zum ersten Mal passiert, als ich eine Panikattacke hatte, als ich daran dachte, dass ich zurück musste. Da hatte ich mich so in einen Strudel von Ängsten etc. hereingesteigert - schlimm. Und es lief echt viel Blut.

Das zweite Mal nach meinem Geburtstag, als ich mich mit echt dummen Mail von meiner Vorgesetzten konfrontiert sah. Kindergarten. Ich bot die Stirn.

Und am Mittwoch schon wieder. Und eben: ich hatte davor noch nie Probleme mit Nasenbluten.

Mir zeigt es einfach den tiefroten Bereich an, in dem ich rotiere. Und dies nicht erst seit ein paar Monaten oder Wochen. Das sind schon fast mehr wie 18 Monate. Und ich habe mich daran gewöhnt, gedanklich meine ich. Schiebe alles von mir Weg und quäle meinen Körper. Und der kommt halt immer wieder irgendwie durch.

Seit letzter Woche hungere ich extrem. Und fühle mich so gut dabei. Nicht gesund, ich weiss. Aber das muss man nicht verstehen. Das ist mein Strudel. Ich habe einfach keinen Bock und keine Kraft mehr. Sehne mich einfach nur noch nach dieser Schulter und der helfenden Hand. Ich habe zu Hause mein Mami, ja. Pupa. Ja. Laura weiss einfach, dass es im Moment sehr streng ist. Ja. Aber der Seelenverwandte fehlt halt einfach. Wie schon einmal hier erwähnt.

Fakt ist: ich geniesse aktuell jede Ablenkung, die ich kriegen kann. Heute war ich mit Laura und ihrem Bruder sowie ihren Eltern spazieren. Wir gingen ein wenig in die Höhe, hielten bei einem Restaurant, genossen ein Dessert und liefen wieder zurück. Es war so ein schöner Nachmittag.

Und ich freue mich schon auf den nächsten Dienstag, da sehe ich Laura wieder. Und die nächsten zwei Freitage haben wir ebenfalls verplant. Bei einem davon geht es ab auf die Rollschuhe, darauf freue ich mich schon wahnsinnig! Und ja, ich bin froh darüber, hat sich unsere Freundschaft in diese Richtung entwickeln. Wir beide haben uns echt aufeinander zu entwickelt und zu Beginn dachte ich nicht, dass diese Freundschaft so innig wird. Jetzt möchte ich Laura nicht mehr missen und ich denke, wir beide sind aneinander gewachsen.

Und ja: ich geniesse die Zeit mit ihr auch oft, weil sie nicht alles von dieser blöden Lebensgeschichte weiss. Und für mich stimmt das so einfach. Obwohl es natürlich auch sehr gut getan hat, mich ihr anvertrauen zu können, dass es momentan einfach allgemein eher schwer für mich ist.

Morgen habe ich früh Therapie. Wird mir auch ein Stress. Danach gehe ich bei einem weiteren Tattoostudio vorbei. Fertig lustig. Da kommen zwei neue, kleine. Danach nach Hause und meinen freien Tag so gestalten, wie ich es möchte. Eventuell raus in die Natur mit Schila. Und joa, dann sollte ich hier noch ein paar Zeilen über einen Mann verarbeiten, aber nicht mehr heute. Ich finde diese Wesen aktuell einfach sehr kompliziert und das kann ich nicht ab. Aber eben, mehr ein andermal :-).

Ich lebe. Ja. Stehe auf, bewältige meinen Alltag, kann mich meistens dann auch wirklich ablenken, wenn ich etwas unternehme... Aber es ist eher ein überleben. Und das macht es eben genau so schwierig. Bäh.

der "verehrer" :-)

In diesem Moment bzw. in dieser Situation bin ich zwar ziemlich rot angelaufen und hätte mir ein Loch zum verkriechen gewünscht. Im Nachhinein finde ich es doch einfach eine lustige Aktion.

Es war donnerstags, mein Chef nicht im Büro und mein Bürogspänli gerade im Kaffee. Nach langer Zeit kam X mal wieder ins Büro - in den Händen eine Schale mit gelben Tulpen. Er stellte sie nahe bei meinem Schreibtisch ab (ich sitze meinem Bürogspänli direkt gegenüber und unsere Tische werden mit einem weiteren Tisch "verbunden", an dem der Lehrling jeweils uns beiden zugewandt sitzt) und meinte, dass er mich schon lange nicht mehr gesehen hätte! Waren zwei Wochen. In der ersten Woche war ich in London (Geburtstag) und in der zweiten, also der letzten Woche, hatte er Ferien. Ich fragte ihn ein wenig aus und er schien Freude zu haben und erzählte. Wow, dorthin möchte ich, seit ich in der ersten Sek war. Und nun noch mehr.

Es war schön, wieder mal mit ihm zu plaudern. Vor allem, wenn ich denke, was ich anfangs für einen Bangel hatte. Und eben, seit mehr als einem Jahr können wir Sprüche klopfen und auch sonst bin ich sehr aufgetaut. Ist manchmal richtig lustig. So auch an diesem Vormittag. Er zeigte mir die Fotos auf seinem Handy und bemerkte, dass er etwas online gesehen hätte und sofort an mich denken musste. Er wollte es mir zeigen und schaute sich kurz im Büro um. War immer noch niemand da. Er nickte nur auf mein Handy und meinte, ich solle es doch kurz aufmachen. Ich tat dies und realisierte erst später, dass mein Bildschirmschoner nicht gerade der beste war an diesem Tag :-D. Es geht um ein Shirt, mit dem Spruch, dass Dicke Mädchen am Besten knuddeln und ja, ein ziemlich heisser, tätowierter Typ trägt dieses Shirt. Und ich liebe diese Werbung. Ich hoffe, er hat nicht zu genau hingeschaut. Nun ja, irgendwie musste er dann gehen bzw. bekam ich Kundschaft.

Mein Bürogspänli kam dann auch einmal wieder hoch und bemerkte die leuchtenden Tulpen sofort. Sie meinte nur: "Aaaah, hast du einen Verehrer?" Ich spielte das Spiel mit, zuckte nur mit den Schultern und meinte: "Wer weiss...". Nach einem kurzen Gelächter klärte ich sie natürlich auf.

Keine fünf Minuten später kam X wieder zu uns ins Büro und erkundigte sich noch einmal nach unserem Chef. Erst da erfuhr ich, dass dieser bereits gegangen war. Peinlich. Nun ja, ich entschuldigte mich bei X. Mein Bürogspänli konnte es nicht lassen und meinte: "Schöni Blueme hend mer da. Ich han zambrottagirlie scho gfröget, öb die fumene Verehrer sind!" Schon da senkte ich meinen Blick auf meine Tischplatte und rief knallrot an.

X konterte eigentlich echt gut mit einem: "Ja, und jetzt weisch au, wer das isch!"

Grosses Gelächter. Umso tiefer verfärbte sich mein Rot auf dem Gesicht. Ou mann, na toll! Wieder super gelaufen! Weiter Gerüchteküche zum Brodeln bringen!

Abends hatten wir einen Frauenabend. Mein Bürogspänli ist da jeweils nicht mit dabei, aber eine andere Dame, welche in der Abteilung von X arbeitet, er ist ihr direkter Vorgesetzter. Ich erzählte die Aktion und sie meinte nur zu mir: "Uuuuu, läuft da etwas? X wär eine gute Partie, der würde dich auf Händen tragen! Wäre der nichts für dich, zambrottagirlie?"

Ich erklärte kurz, warum ich mich nicht an seiner Seite sehe. Ich möchte es hier jetzt nicht ausgiebig erklären, wer meine Vorgeschichte kennt, kann es sich vorstellen. Dieses Loch brauche ich heute nicht auch noch, ganz ehrlich.

Am Freitag kam dann das grosse Finale. Ich musste in die Abteilung von X, dem gewissen Mitarbeiter und dieser Dame. Der gewisse Mitarbeiter meinte zu mir, dass ich mein Auto vernachlässigen würde bzw. Zambrotta. Der würde ja von meiner Scheibe bröckeln! Ich habe da ja mit Buchstaben unsere Namen aufgeklebt. Ich meinte nur, dass ich gehofft hätte, zum Geburtstag die fehlenden geschenkt zu erhalten, da diese eigentlich wirklich sauteuer seien.

Die Dame war zu diesem Zeitpunkt nicht im Büro. Ich merkte, wie X erschrocken die Augen öffnete, die Gesichtsfarbe veränderte und peinlich berührt aufstand. Er kam auf mich zu und gratulierte mir mit drei Wangenküsse im Nachhinein und schien wirklich nicht erfreut über sein Vergessen. Er entschuldigte sich und ich winkte ab. Der gewisse Mitarbeiter tat keinen Wank und ich dachte mir innerlich meine Sache. Pf. Fakt ist: die Dame kam herein, wir plauderten noch ein wenig und als ich mich zur Tür begab, meinte sie nur: "Zambrottagirlie!" Ich blickte zurück, die Aufmerksamkeit der beiden Herren hatte sie auch. Sie meinte nur mit einem kurzen Nicken zu X "ehm, beh?" quasi auf Deusch "Na?" und deutete einen kleinen Kussmund an. Ich verdrehte die Augen und wurde knallrot. Wir gröhlten los und die Jungs verstanden die Welt nicht mehr. Ich meinte auf schnellem Italienisch zu ihr, dass sie es verpasst hätte und sie meinte, wir müssten dies wiederholen. Ich konnte es nicht sein lassen und meinte weiter auf Italienisch: "Da musst du unsere Hochzeit abwarten!"

Ich könnt euch das Gelächter ja vorstellen, und die verwirrten Blicke der Herren ;-). Ach kommt schon, manchmal schiess auch ich einfach ein wenig Pulver in die Luft. Solche Sprüche müssen sein und ja, es gibt auch diesen Teil von zambrottagirlie in mir.

Dienstag, 15. März 2016

reissleine ziehen

Ich habe mich zu einem Schritt entschlossen, über den ich selbst nicht wirklich glücklich bin und der mich nicht mit Stolz erfüllt. Andere würden sagen, ich hätte viel Mut und Kraft erwiesen.

Und auch ich denke mir mittlerweile, dass dieser Gang der Bessere ist (körperlich wie auch seelisch für mich selbst), als wieder von null beginnen zu müssen. Denn das packe ich nicht noch einmal. Arbeitslosigkeit und Therapieanfang. No way.

Am Samstag bzw. in der Nacht auf Sonntag wurde mir klar, dass ich mit dieser Lethargie und diesem Alltagstrott so nicht weiterleben kann. Ich war nach Amerika wieder viel zu schnell an diesem schwarzen Punkt und ich habe wirklich Angst, dass ich irgendwann einfach den Job schmeisse und wieder so lange arbeitslos zu Hause sitze. Das mache ich nicht noch einmal mit.

Auch sonst hatte ich Angst. Ich erkenne mich oft nicht wieder. Vielleicht sollte ich einfach der Reihe nach erzählen.

Es ist ja nicht erst seit gestern so, dass ich mit meinem Schicksal und meinen körperlichen Handicaps hadere. Vieles hinterfrage und Selbstmitleid sowie Selbstzweifel eine zentrale Rolle spielen. Ich bin eine stille Leiderin, ich dränge mich niemandem auf. Und doch vermisse ich eine Art Seelenverwandschaft teilweise und diese Maske führt nur dazu, dass Menschen ihr Leben ohne mich leben, weil ich mich ihnen ja nicht anvertraue. Und irgendwann einmal kann ich auch keine nicht verbalen Hilferufe mehr senden. Irgendwann ist auch mein Repertoire erschöpft. Aber vielleicht liegt es teilweise auch nur an der heutigen Gesellschaft. Ja keine Schwäche zeigen, immer und überall mit von der Partie sein, von A nach B hetzen, kaum Zeit. Und doch. Ich habe mich oft bewusst in solchen Situationen dazu entschlossen, den Moment zu geniessen und meine Probleme zu vergessen. Dann rede ich auch nicht drüber. Dann lebe ich den Moment. Wobei ich letztens ein Gespräch mit Laura hatte, was mir wirklich gut getan hat. Weil man endlich auch mal ehrlich sagen konnte, wie tief im roten Bereich man rotiert.

Vielleicht liegt es auch daran, dass ich mich gerne Bestrafe und Leide. Daher niemandem anvetraue. Es mit mir selbst ausmachen möchte. Es anscheinend nicht anders verdient habe. Ich muss wirklich ein sehr böser Mensch in vergangenen Leben gewesen sein. Und ja, teilweise kennt man auch nichts anderes als Leid, Alltagstrott und Lethargie. Vor allem, wenn man so eingestellt ist, wie ich: aufstehen und weiterkämpfen. Hohe Ansprüche an sich selbst. Es klingt jetzt doof und ich möchte niemanden angreifen. Jeder hat sein Schicksal und es tut mir wirklich leid für Menschen, welche das gleiche Schicksal teilen, aber alles einen anderen Lauf genommen hat. Aber ich vergleiche mich da oft mit Pupa. Sie hat es nicht einfach, ja. Aber ich auch nicht. Ich hätte vor drei Jahren mich dazu entschliessen können, einfach alles liegen zu lassen, mich fallen zu lassen und einfach vom Staat zu leben und irgendwann einmal komplette Rente beantragen zu können. Auch ich habe oft keinen Bock auf die Arbeit und diese Gesellschaft. Aber ich stehe - wie so mancher - jeden Tag auf, reisse mir meinen Allerwertesten auf, beisse die Zähne zusammen und kämpfe. Mal geht es einfacher, mal weniger. Dann gibt es wieder unvergessliche drei Monate Amerika, welche mir geschenkt werden und die mir jetzt gedanklich so hinterherjagen und mich erst recht leiden lassen.

Ich fühle mich vielem beraubt. Vor allem habe ich mir mein Leben für mich ganz anders vorgestellt. Und Borderline / Depressionen oder andere psychische Leiden sucht man sich nicht selbst aus. Ich bin überzeugt, mein Leben wäre in vielen Dingen ohne diese Diagnose anders verlaufen. Da finde ich schon, habe ich ein Recht, wütend zu sein und oft mit meinem Schicksal zu hadern.

Klar, nach vorne schauen ist auch etwas. Und ich habe ja ein super Elternhaus und konnte mir Amerika knapp erfüllen. Und weiss, dass es irgendwann wieder einmal klappen wird. Und doch, der Alltagstrott und die Lethargie zerreist einen doch mal mehr, mal weniger. Vor allem, wenn man sich so sehnlichst einen Seelenverwandten wünscht. 

Ich kann nicht einfach ausziehen. Ich kann nicht einfach kündigen. Ich kann nicht einfach reisen. Dazu fehlt mir das Geld. Dazu ist mein Arbeitspensum zu klein. Dazu bin ich zu verantwortungsbewusst. Ich suche einen ganz neuen Job oder einen Teilzeitjob, um mein Traumpensum erreichen zu können. Erst wenn ich diesen habe, werde ich meinen aktuellen Job kündigen. Ich gehe in dieser Hinsicht kein Risiko mehr ein. Ich übernehme Verantwortung, indem ich meinen Job gut mache und diesen innerlich ansonsten zum Teufel jage, um nicht Sozialgeld beziehen zu müssen. Ich unterstütze meine Eltern zu Hause und übernehme fast den ganzen Haushalt, um wenigstens ein wenig von dem zurück geben zu können, was sie alles für mich tun.

Und doch. Ich bin irgendwo in einem grau-schwarzen Keller gefangen mit einer Maske, die bestens funktioniert. Wie oft wünsche ich mir jemanden, der mich einfach in den Arm nimmt und sagt: "Und jetzt kotz dich aus. Dir geht es nicht gut. Sag die Wahrheit", wenn er wissen möchte, wie es mir geht.

Bei der Arbeit musste ich mich letzte Woche recht gegen meine Vorgesetzte wehren. Wie sich herausgestellt hat, zu Recht. Ich sitze nicht einfach mehr nur da und schweige. Das merkt sie selbst. Und solange ich respektvoll mit ihr umgehe, kann ich auch sagen, wenn mir etwas nicht passt und sie meine Arbeit vor meinem Chef schlecht bewertet und runtermacht. Dinge behauptet, die so nicht waren, anstelle zuerst bei mir Rückfrage zu halten. Und das merkt sie langsam auch. Sie hat zwar gemeint, ich solle Kritik nicht immer so schnell persönlich nehmen und da habe ich ihr sofort Paroli geboten, dass wir so verblieben sind, ich solle mich sofort melden, wenn mir etwas an ihrem Verhalten mir gegenüber nicht passt. So waren wir bei unserem letzten Mitarbeitergespräch verblieben. Mir sind gewisse Leute in diesem Laden so etwas von egal. Teilweise mache ich vor dem herausgehen beim Haupteingang eine gewisse italienische Geste, um alle zum Teufel zu jagen (Hand des linken Arms in die Armbeuge des rechten Arms legen ;-)).

Ja, vieles ist herausgesprudelt und immer noch nicht alles. Fakt ist: mir geht es schon zu lange zu schlecht und mein Körper reagiert immer mehr mit Symptomen. Zwischen Fress- und Hungerattacken, Rückenschmerzen, Ausschlägen und sonstigen Krämpfen in der Herzregion. Mein schlimmster Gedanke ist, erneut zu versagen. Und das bedeutet bei mir, Job kündigen (ohne neuen Job) und wieder von vorne beginnen zu müssen mit der Therapie. Mich in eine Klinik begeben zu müssen. Das schaffe ich nämlich nicht noch einmal.

Am Samstag war ich mit Pupa und ihrem Sohn unterwegs. So gerne ich sie habe und so blind sie mich teilweise verstehen kann (wir müssen nicht gross darüber reden, warum wir was wie empfinden und wie schnell wir in einer dunklen Spirale wegen nur einem Auslöser gefangen sein können --> sie hat genau die gleiche Diagnose wie ich), so sehr belasten mich teilweise unsere Treffen. Sie plappert und macht und teilweise kommt nie eine Frage, wie es mir geht. Vor allem hat sie nie wissen wollen, wie es mir nach diesem Suizid geht. Sie blendet das total aus und teilweise ist sie recht überrascht, wenn ich ihr wieder mal sage, dass es mir gar nicht gut geht. Eigentlich schon vor Amerika und seitdem erst recht immer schlechter. Da frage ich mich teilweise schon ein wenig.. Vielleicht sollte ich es ihr einfach mal klar sagen...

Nun ja. Wir wollten ins Pathé und daneben gibt es ja einen IKEA. Sie hatte mir am Freitag gesagt, dass sie gerne reingehen würde, um ein Kissen zu holen. Als wir ankamen und zuerst Tickets für den Film holen wollten, verjagte es mich zum ersten Mal. Ich bin eigentlich nicht so, wirklich. Aber ihr Sohn ist knapp 16, es fehlen ihm 2 Monate. Wir wollten den neuen Film mit Sasha Cohan schauen. Die Verkäuferin an der Kasse meinte, dass dies nicht ginge. Ich war verblüfft und meinte, seine Mutter sei ja auch anwesend! Sie beharrte auf ihre Meinung und erwähnte, dass sie sich strafbar machen würden. Vor allem im Kanton Zürich. Ich schüttelte den Kopf und rief aus, als ich ihre Filmvorschläge für ihn sag. Dirty Grandpa läge voll drin?, meinte ich fassungslos. Wo man nackte Haut und Parties alla Americana sehen würde? Sie zuckte lediglich die Achseln. Pupa meinte, dann würden wir nur essen. Ich schnauzte sie an, dass ich doch nicht für nichts Benzin verbrauchen würde und an die Kassiererin gewandt, dass Minderjährige mit Erlaubnis der Eltern tätowiert werden könnten und Springbreak-Parties im Kino anschauen, aber nicht einen anderen Film gucken könnten. Wir wählten dann "der geilste Tag", wo ich mir einen Kommentar auch nicht verkneifen konnte. Zwei Schwerkranke, wo es um Tod geht - kein Problem für Minderjährige.

Ich bezahlte und mein Inneres kämpfte mit einer Entschuldigung. Ich entschloss mich dagegen. Andere verhalten sich auch nicht immer angemessen und es kommt nichts. Nun ist fertig mit Everybody's Darling, in diesem Moment rotierte ich einfach im tiefroten Bereich!

Wir wollten zur Zeitüberbrückung in den IKEA. Zum Glück hatten sie beim Restaurant Verständnis für uns und wir konnten unsere Tischreservierung auf die neue Filmzeit anpassen. Pupa meinte, es sei nicht nötig wegen dem IKEA. Ich schaute sie nur an und schüttelte fassungslos den Kopf und knallte ihr an den Kopf, dass sie etwas von Kissen am Vorabend gelabert hätte. Sie konnte sich nicht daran erinnern. Zum Glück war ihr Sohn dabei und bestätigte, dass sie schon lange darüber klagen würde, dass ein neues Kissen dringend nötig sei. Und so gingen wir dann doch noch in den IKEA.

Die Krönung dieses Abends war dann die Suche nach meinem Auto. Ein vierstöckiges Autohaus und man kann nur bis zum zweiten Stock mit dem Lift. Den Rest muss man runter laufen. Ich zeterte wie ein Wald vor Affen, fluchte über die Schweizer Genauigkeit und dass man in Amerika problemlos 24 Stunden einkaufen könne und die grossen Parkplätze die sichersten seien und viele junge Menschen dort in ihrem Auto leben würden. Pupa wurde immer kleiner und bei der Rückfahrt versuchte sie mit dummen Sprüchen ein Gespräch aufzustellen, wobei ich mir einfach ein: "Hei, nun kotz dich mal ordentlich aus und ich höre dir zu!" gewünscht hatte. 

Das allerbeste: ich hatte enorme Bauchkrämpfe in der Nacht und bis und mit heute eher Bauchweh und Verdauungsbeschwerden. Temperatur zum Glück nur wenig und erbrechen musste ich zum Glück auch nicht. Ist mein persönliches Horrorszenario. Naja, eine gern gesehene Zwangsdiät, wollte eh wieder mehr hungern und die letzten Tage wurde mir schon nur schlecht beim Gedanken, etwas essen zu müssen. Hat mir nun den Einstieg erleichtert und ich möchte es für diesen Monat durchziehen. Das brauche ich jetzt einfach.

Der Film war nicht wirklich die richtige Entscheidung. Er war super, lustig, traurig und wunderschön zu gleich. Er ist wirklich gut und diese afrikanische Landschaft einfach traumhaft. Aber er hat meiner Seele nicht gut getan. Diese Sehnsucht nach Amerika, dem Reisen, die Freiheit und dann diese gewissen Themen wie Kinder und Partner sowie körperliche Nähe etc. Das war einfach eine volle Packung an Leiden meiner Selbst zu viel. Und dass dieser Mensch am Schluss nicht alleine sterben musste und dies genau meine grösste Angst ist. Ich fühle mich oft allein und einsam. Und ja, ich habe Schwierigkeiten mit Nähe und Männern. Kann mir eine Beziehung kaum vorstellen, aber wenn jemand kommt und sich Zeit für mich nimmt, kann ich auch eine ganz normale Beziehung führen, diesen Gedanken lasse ich mir nicht nehmen, davon bin ich überzeugt. Ich brauche einfach eine etwas längere Anlaufzeit, mehr Vertrauen, mehr Geduld. Danach würde ich schon Dampf im Hintern beweisen, tue ich ja jetzt schon, wenn ich jemanden eine Weile kenne. Mittlerweile klappt das sogar bei Männern auf platonischer Ebene schon sehr gut mit Sprüchen (im Vergleich zu ein paar Jahren, wo gar nichts ging, gegen keinen einzigen Mann). Wobei mir natürlich bewusst ist, dass es bei der körperlichen Nähe mit Handicaps etwas anderes ist. Aber da kommt es auch auf den richtigen Partner an. Ich persönlich hätte ja auch kein Problem mit gewissen Handicaps bei meinem Partner. Aber ich bin überzeugt, dass ich eine Beziehung durchaus führen kann. Denn auch jetzt ziehe ich ja mein Umfeld nicht mit mir mit runter - also bewusst und ständig. Und ja, ich gebe mich eigentlich stark und meistens ist es mir ja wirklich egal, dass ich keinen Partner habe. Ich weiss ja, dass ich unter Umständen vielleicht ein Leben lang alleine sein werde. Und genau das macht mir dann teilweise doch wieder Angst. Ich finde den Gedanken nicht schön, ein Leben lang alleine bleiben zu müssen.

Kinder sind mir mittlerweile egal. Das habe ich akzeptiert. Ist vielleicht besser so, obwohl ich überzeugt bin, dass ich auch da kämpfen würde und eine gute Mutter wäre. Anderen gegenüber bin ich ja aufopferungsvoll. Aber es ist mir langsam wirklich egal, ob ich jemals Mutter werde, oder nicht.

Nun zur eigentlichen Sache. Nach diesem Film war mir einfach klar, dass ich wohl ohne Hilfe nicht wirklich weit komme. Ich bin in therapeutischer Behandlung seit nun bald sieben Jahren. Arbeite an mir, kämpfe und gebe mein Bestes. Habe mir geschworen, nie wieder Medikamente - also Antidepressiva - einnehmen zu wollen. Da wirst du einfach ein ganz anderer Mensch und die Nebenwirkungen haben bei mir wirklich schreckliche Auswirkungen (vor allem mein körperliches Handicap dadurch). Und ja, ich fühle mich als Versagerin und doch irgendwie nicht, denn ich ziehe jetzt die Notbremse und mache für etwa sechs Monate eine pflanzliche Tablettenkur mit Mönchspfeffer. Johanniskraut möchte ich nicht. Da bin ich wirklich sehr schnell groggy.

Aber diesen Entschluss habe ich am Samstag in der Nacht getroffen. So geht es nicht weiter. Ich muss meinen gedanklichen Alltag ein wenig besser in den Griff bekommen. Muss mich von meinen Grübeleien und dem Hadern lösen. Diesem ständigen Träumen nach Freiheit, dem Drang nach Italien und Amerika auszubrechen. Mein Leben hier einfach komplett abreissen und wo anders anfangen wollen, im Glauben, da wird alles anders Laufen.

Ich habe mich Muddi anvertraut. Sie hat es zwar schon geahnt und ich habe auch schon gesagt, dass ich kein Bock habe. Und doch war sie erschrocken, dass ich bereits so lange in so einem tiefroten Bereich rotiere. Aber sie schätzte mein Ansprechen, vor allem, da ich ihr ansonsten kaum etwas im Zusammenhang mit meiner Krankheit anvertraue oder erzähle. Sie sieht mein Handeln als Stärke und unterstützt mich dabei voll.

Mir haben die letzten Tage einfach gezeigt, dass ich geschäftlich auf einem guten Weg bin. Diejenigen, die mich nerven, gedanklich zum Teufel jagen. Arbeiten gehen, meine Arbeit erledigen, dieses Haus verlassen und nicht mehr daran denken. Nur mit jenen Zeit verbringen, auf die es mir ankommt und die mich schätzen. Nicht länger, wie nötig dort tätig sein. Mein Teilzeitstellenpensum hat also auch seine Vorteile. Und doch sind schon ein paar Sätze gefallen, die ich aber in einem anderen Post verarbeiten werde. Denn es handelt sich um einen Mensch, der in diesem Eintrag nun definitiv nicht verloren hat. Denn hier geht es einfach mal um mich.

Ich hätte mich heute zum Arbeiten zwingen können, habe ich aber nicht. Ich habe mich für meine Gesundheit entschieden. Denn Seit Sonntag habe ich die letzten Tage fast nur durchgeschlafen. Mich dem Bedürfnis meines Körpers gebeut. Und nachts mittels Temesta einfach wieder mal richtig durchschlafen können. Wobei dies natürlich auf längere Sicht hinaus nicht die Lösung ist. Aber für die letzten zwei Tage war dies genau das richtige. Einschlafen, durchschlafen und morgens die Augen von selbst öffnen und sich ausgeruht fühlen.

Nur so zur Info - sollte es die nächsten Tage wieder ruhiger um mich werden. Aber ich denke, über die letzten Monate hinweg hat man sich daran gewöhnt :-).

Nicht falsch verstehen: ich kämpfe weiter. Zwar mit einem Zacken mehr in meiner Krone, aber die Einsicht über das Gute in diesem mutigen Schritt überwiegt aktuell den bösen Glaubenssatz, ein Versager zu sein, weil man wieder Hilfe "von aussen" braucht.

Freitag, 11. März 2016

sonnenaufgänge & weitere gedanken

In dieser Woche hatte ich fast jeden Morgen das Glück, auf dem Weg zur Arbeit den Sonnenaufgang im Rückspiegel von Baby Blue miterleben zu dürfen.

Ich geniesse diese Aufgänge dann immer intensiv und koste sie wirklich voll aus. Ich finde das so faszinierend, wie sich die Farben im Rückspiegel zeigen und wie die Sonne dann leuchtet (sich teilweise auch im Spiegel reflektiert). Sonnenuntergänge haben den gleichen Reiz für mich :-).

Und beim letzten Stück meines Arbeitsweges, fahre ich der Aufgehenden Sonne direkt entgegen und meist bildet sich so ein schönes Landschaftsbild mit den kleinen Bergen davor. Meist hat es noch ein wenig Nebel über dem Riet und wenn die vereinzelten Bäume dann auch noch durchscheinen... Traumhaft! Muss mal aussteigen und ein Bild machen :-).

Hier habe ich schon einmal eines von einem Sonnenuntergang. Ich stand eh gerade vor einer roten Ampel und zack, habe ich es schnell geschossen ;-).



Ansonsten möchte ich hier einfach ein paar Gedanken von mir niederschreiben. Aktuell berichte ich ja nicht wirklich über mein Leben. Nach wie vor möchte ich es so handhaben, dass ich zwar immer noch oft über mein Leben und mein Schicksal grüble bzw. damit hadere und es mir seit Amerika wirklich nicht viel besser wie davor geht, ich aber alles ausblende momentan.

Ich funktioniere. Mache meine Dinge. Gebe mich Grübeleien hin, aber möchte hier nicht immer wieder das gleiche Thema durchgehen. Ich funktioniere einfach, basta. Und irgendwann werde ich hier diese Plattform wieder vermehrt für mich selbst nutzen bzw. für meine innerliche Verarbeitung, Dinge aufschreiben und loswerden.

Klar, Amerika war genial und ich denke mir oft, wie weit ich vor einem Jahr war bzw. in der Planung, Aufregung etc. Amerika war meine Rettung. Aber ich bin im gleichen Loch gefangen wie davor. Im Alltagstrott und in einer Art Lethargie.

Ich war letzte Woche über meinen Geburtstag in London. Alleine. Und ich habe es genossen. Mein Einsamkeitsgefühl hat mit der Tatsache übereingestimmt, dass ich alleine in London war. Der Kopf war leer, der Körper funktionierte einfach und hatte meinen perfekten Geburtstag. Shoppen, in einem Park sitzen, den Menschen zuschauen, Kaffee schlürfen und die Sonne geniessen. Ein Buch lesen, Musik hören. Einfach ich sein. Und richtig sein, keine Gedanken, keine zwischenmenschliche Dinge. Einfach ich und gut war.

Mir ist aufgefallen, wie viele Menschen mittlerweile ihr Handy als Hauptmittelpunkt in ihrem Leben sehen. Aus meinem Hotel konnte ich frühmorgens die Menschen in den vollen Bussen beobachten. Alle hatten ihren Kopf geneigt und starrten auf ihr Handy, tippten darauf herum, telefonierten. Einfach schlimm. Keiner, der einfach die Stadt beobachtete (okay, mit der Zeit kennt man diese ja). Aber auch sonst, überall war dieses Handy griffbereit. Erschreckend. Ich bin nicht der Typ von Mensch. Okay, dafür laufe ich ständig mit Musik in einem Ohr durch die Gegend ;-).

Die Menschen waren teilweise echt schick gekleidet. Vor allem die Männer. Mir gefällt das halt schon, wenn der Mann weiss, wie er sich anziehen muss und gut riecht. Mhhh... und diese tollen Bärte in allen Längern, hach. Genau meins :-). Mit schöner Hose, schönen Schuhen und es muss nicht einmal ein Anzug sein, aber einfach ein schickes Hemd oder einen gut dazu kombinierten Pullover oder eine Strickjacke. Ich komme schon wieder ins Schwärmen :-).

Auch die Frauen an sich waren gut vorne mit dabei. Nur hatten viele schon kurze Röcke ohne Strümpfe und Ballerinas an - oh Schreck! Und wie viele Männer trugen kurze Hosen, nur noch zum Kopf schütteln. Immerhin waren es nachts doch fast Minusgrade und den Tag über spürte man doch eine eisige Biese... Aber nein, Frauen knallhart in ihren Blazern, Rücken und Ballerinas. Brrrr....

Sonst bin ich doch immer die Hitzige :-).

Mein Arbeitsmutti kam mich dann am Flughafen abholen. Sie hat mich bereits zum Flughafen gebracht, weil bei mir niemand Zeit hatte. Fand ich so lieb von ihr. Als ich auf sie wartete, kamen etliche Erinnerungen hoch. Vor allem der Zeitpunkt, als ich nach Amerika zurückgekommen war und meine Mutter sowie Pupa und Schila antraf, welche schon wie auf Nadeln auf mich warteten. Wie ich zu heulen begann, obwohl ich es nicht wollte. Wie mein Muddi in die Arme drückte und einfach nur noch fest in meine Arme schloss. Dieses tolle Gefühl. Und gleichzeitig der Drang, sofort wieder in den Flieger zu steigen und nochmals die ganze Reise erleben zu dürfen.

Ja, und der Strang, der sich um meinen Hals vor meiner Abreise nach London geschlossen hatte, war auch in der letzten Woche wieder sofort da, sobald ich schweizer Boden betreten hatte. Die Schweiz ist meine Heimat. Ja. Aber es ist so schlimm, wenn die Flucht überallhin nur noch die einzige Möglichkeit scheint, dieses Leben ertragen zu können. Ich fühle mich überall frei, nur hier nicht. Und dieses Gefühl zerfrisst mich langsam innerlich immer mehr.

Vor allem, weil diese Schreie niemand zu hören scheint. Wie ich es satt habe. Da wünsche ich mir einfach einen Seelenverwandten. Jemand, der mich in den Arm nimmt und sagt: so, und nun bist du mein Lebensmittelpunkt. Nun geht es um dich. Sprich dich aus. Kotz dich aus. Schrei, fluche, weine. Aber sei mein Lebensmittelpunkt. Mein Lebensinhalt. Und jemand (egal, ob weiblich oder männlich, es geht mir hier rein um den Zusammenhalt zwischen zwei Menschen), dem ich das Gleiche zurückgeben kann. Seelenverwandtschaft.


Bäh, ich habe es echt satt. Vor allem die Arbeit. Mir graut es schon nur beim Gedanken, wenn ich vom Parkplatz um die Ecke zur Arbeitsstelle laufen muss. Aber dies folgt in einem anderen Eintrag. Nicht heute.

Dienstag, 1. März 2016

luft holen...

Es wird nun jedes Jahr so sein, dass der freiwillige Tod vom Bekannten meiner Eltern sich direkt am Tag nach dem Geburtstag meines Bruders und die Beerdigung in Italien an meinem Geburtstag jähren wird.


Dieses Jahr ist der Kloss im Hals noch grösser, meine Zukunftsaussichten noch düsterer und meine Existenz- und Geldsorgen noch extremer. Denn ich weiss, was im Kopf dieses lieben Verstorbenen vor sich gegangen ist an rabenschwarzen Gedanken. Eine solche Kurzschlussreaktion kann man nicht verstehen - aber als selbst phasenweise depressiver Mensch mit Alltagskämpfen jeder Art (mal intensiver, mal weniger), nachvollziehen.


Gestern war ein Abschiedsgottesdienst in der Schweiz. Der Verstorbene wollte in Italien beerdigt werden. Ich finde das noch schlimmer für die Ehefrau, wie es eh schon ist. Es sind fast 1'400 Kilometer, die sie trennen. Klar, sie trägt ihn im Herzen und das allein zählt. Und doch möchte man doch ans Grab, und dafür nicht noch so lange reisen. Und doch zeigt es ihre Stärke, erfüllt sie ihm auch noch diesen, letzten Wunsch.


Der Sarg war zum Glück geschlossen, ich kann damit nicht umgehen. Seine Frau lief sofort zu ihm und streichelte den Sarg, sprach mit ihrem Mann und wünschte sich für ihn, dass es ihm gut geht, dort wo er nun ist.


Bei mir brachen plötzlich alle Dämme. Sie tat mir so unendlich leid. Muddi nahm mich sofort in den Arm und beteuerte erneut, dass er nun hoffentlich seinen Seelenfrieden gefunden hat. Ich meinte daraufhin nur: "Aber nicht so!"


Und doch betete ich für ihn und sprach mit ihm, dass er nun hoffentlich an dem Ort ist, wo er sein will und wo es für ihn keine Schmerzen, Kummer, Ängste und Sorgen gibt. Und wo er auf seine Frau warten und sie dann glücklich und zufrieden in seine Arme schliessen kann.


Ich kann nun ein wenig besser verstehen, wenn Zurückgebliebene nicht um einen Selbstmörder trauern können, sondern wütend sind. Der selbst ist dann ja weg und das Problem in diesem Sinne auch. Und doch lässt er liebende Menschen zurück. Es ist nicht das gleiche, wie wenn ein Mensch in hohem Alter stirbt oder durch einen plötzlichen Unfall. Klar, ich selbst weiss, dass diese Gedanken so drängend sein können - aber man muss sich genau dann bewusst sein, dass es unter Umständen kein Zurück mehr gibt oder schlimme Konsequenzen dadurch entstehen.


Mich hat immer meine Familie zurück gehalten und die Angst, gelähmt oder mit Handicap wieder zurück ins Leben geholt zu werden. So hart es für die hinterlassene Ehefrau ist: ich habe hautnah mitbekommen, was Selbstmord alles auslösen kann und wie es den Hinterbliebenen dabei geht. Vor allem, was sich da innerlich bei mir alles abgespielt hat, eine seiner stillen Leidensgenossinnen. Er wusste nichts von meiner Diagnose. So komisch es klingen mag: es läuft bei mir nicht erst seit gestern mies und in einem Trott. Und doch stehe ich jeden Tag auf und kämpfe. Mal mit Erfolg, mal bin ich ganz mich selbst, dann wieder meine Diagnose mit Grübeleien und Gedanken. Aber es zählt immer das Resultat am Ende des Tages: ich habe mich nicht verletzt oder umgebracht. Es ist verschissen, aber ich kämpfe weiter für mich und meine Familie.


Es ist ein trauriges Resumée... aber ich werde mich nach diesen Tagen nie für einen Selbstmord entscheiden. Klar, ich bin ja bei diesem Ziel schon ein paar Jahre gut mit dabei, suizidal war ich zum Glück lange nicht mehr und dies trotz schweren Phasen. Aber es hat die Hemmschwelle dazu verhundertfacht. Wenn ich die Kraft besitzen würde, würde ich zur zambrottagirlie im nächsten Leben zurück (wo ich wirklich am Nullpunkt war) und ihr vor Augen halten, was ein Selbstmord so alles auslösen kann. Wobei mich der Gedanke daran, dass Muddi mich so finden muss, schon immer davon abgehalten hat.


Sie weiss ja, dass es für mich auch nicht leicht ist. Aktuell bin ich in London, alljährlich scheiss (sorry für den Ausdruck, ist aber so) ich auf meine Geldsorgen und schenke mir einen Shoppingtrip.


Es tut gut. Vor allem komme ich zum Schlafen, die letzten Nächte waren kurz und wirr. Immerhin haben die Träume über Mord und Totschlag nachgelassen. Und ich bin weg. Weg aus der Schweiz, dem Druck, gewissen Menschen, meinem Leben und Zweifeln... Die letzten Tage hatte ich wirklich das Gefühl, immer weniger Luft zu bekommen. Der Druck auf dem Herzen stieg und etwas um meinen Hals zog sich immer mehr zu.


Aktuell geht es mir solala. Bin momentan nur meine Körperhülle. Meine Probleme sind nicht hier und mein Einsamkeitsgefühl stimmt mit meiner Einstellung bzw. meinem Empfinden in dieser Metropolenstadt überein. Ich fühle mich einsam und bin ja auch hier ganz allein.


Und doch stimmt es. Weil Tatsache und Gefühl Einsamkeit in diesem Fall stimmen. Ich bin immerhin stolz auf mich, habe ich 8 Wochen ohne Einkaufen durchgestanden! Und umso mehr werde ich es morgen geniessen, wobei mir heute schon krasse Unterschiede zu meinem sonstigen Kaufverhalten im "Suchtmodus" aufgefallen sind. Ich gehe viel überlegter an die ganze Sache ran...


... und so hart es klingen mag: ich atme hier richtig auf und tief durch... so sehr ich die Schweiz schätze und meine halbe Heimat liebe... der Gedanke, zurück zu müssen in mein Alltag und Leben, erfüllt mich mit einem echt miesem Gefühl.