Mittwoch, 13. August 2014

seelenfrieden

Ich gehe davon aus, dass die Meldung vom 11. August nicht nur bei mir eingeschlagen hat, wie eine Bombe. Der talentierte Schauspieler Robin Williams hat sich selbst das Leben genommen.
 
Ich habe es gestern aus dem TV vernommen, als ich mich gerade für die Arbeit umzog. Ich war geschockt und für eine Sekunde lang erstarrt.
 
Klar, es ist ein Thema, welches ich nur zu gut selbst kenne. Suizid und Gedanken bzw. Einsamkeitsgefühle und auch sonstige Versagens- und Verlustängste sind kein Fremdwort für mich. Und doch bin ich unheimlich traurig über den Entscheid von Williams.
 
Er hat mich in meiner Kindheit und Jugend sehr begleitet. Sei es durch seine Filme Flubber, Mrs. Doubtfire und Peter Pan. Aber auch sonst fand ich die Filme mit ihm immer gut. Sei es in ernsteren oder - natürlich bevorzugten - lustigen Rollen.
 
Sein Entscheid, das Leben hinter sich zu lassen, hat mich erschüttert. Und ich denke, wir selbst können es nicht vereinbaren, dass genau ein Komiker solche Probleme haben kann. Es passt nicht in unser Bild. Nicht er, der alles zu haben scheint. Witz, Humor und eine tolle Kariere!
 
Fakt ist, dass es halt doch noch die Menschen unter uns gibt, die sich einsam fühlen und gegen aussen sich nichts anmerken lassen. Die ihre Probleme mit sich selbst ausmachen. Ob durch die gesellschaftliche Norm dazu gezwungen (psychische Probleme sind in der heutigen Zeit leider immer noch ein riesen Tabu!) oder einfach, weil es nicht wirklich jeden etwas angeht...
 
Wie spricht man seine Gefühle aus, ohne egoistisch zu wirken? Ich selbst weiss, dass ich kein Leben retten kann. Aber ich kann mir vorstellen, was solchen Menschen in einer solchen Situation hilft. Und ich bin überzegt, dass es eine Kurzschlusshandlung war. Ich kann nachempfinden, was in ihm vorgegangen sein muss, wenn auch jede Psyche sich anders äussert. Aber in einem solchen Moment muss man eine enorme Einsamkeit empfinden und die Sehnsucht nach einer wortlosen Umarmung - die jedoch gleichzeitig das ganze Verständnis ausdrückt - ist riesig. Das Wissen, der andere weiss genau, was man denkt, ohne darüber sprechen zu müssen, hilft einem. Man fühlt sich nicht allein und "komisch" mit den Gedanken, die man nun hat und andere nicht zu keinen scheinen.
 
Ich weiss, ich hätte niemals etwas ausrichten können. Und es schmerzt, einen solchen tollen Menschen gehen zu sehen müssen. Vor allem ein solches Talent in solch jungen Jahren. Und doch... vielleicht hätte man in der entscheidenden Sekunde schon nur mit der wortlosen Präsenz helfen können.
 
Aber "Aussenstehene" können "unsere" Gedanken und Vorgänge nicht immer gleich gut nachempfinden. Und das macht es schwierig. Einerseits soll man offen über seine Probleme reden, andererseits ist es in der heutigen Gesellschaft immer noch sehr unverstanden, wie man selbst aus seiner (Lebens)Bahn gleiten kann.
 
Daher entscheide ich mich nach wie vor für den Weg, dass ich an mir und meinem Leben arbeite, es aber kaum jemandem unter die Nase reibe. Ich leide im Stillen. Erzähle wirklich kaum jemandem alles. Denn die Angst vor den Reaktionen ist riesig. Und seien wir mal ehrlich: die heutige Gesellschaft verlangt immer mehr ein perfektes Gesamtbild.
 
Ich kann Williams Entscheid nicht wirklich akzeptieren, aber nachvollziehen. Ich kenne das Gefühl auch, wenn man meint, kenen Ausweg mehr zu haben. Ob ich selbst jemals diesen letzten Schritt gehen könnte? Ich weiss es nicht. Ich war kurz davor, aber das ist schon fünf Jahre her und in der Zwischenzeit habe ich einiges gelernt.
 
Und doch macht es mir gleichzeitig Angst, denn vielleicht zündet es auch bei mir irgendwann einmal das letzte Fünkchen an Vernunft und ich führe eine Kurzschlusshandlung aus. Denn seien wir mal ehrlich: von Robin Williams hätte ich nie gedacht, eine solche Meldung hören zu müssen. Ich sah in ihm den Optimisten - trotz allem. Den aufgestellten Mann, der doch weiss, wenn er ernst zu sein hat. Der seine Probleme angeht und damit umzugehen lernt. Und seine Handlung erschreckt mich, weil ich mich in vielen Punkten in Williams wiedererkenne.
 
Das grosse Talent ist von uns gegangen. Schon ein schrecklicher Gedanke, zu wissen, dass man ihn nie mehr in einer neuen Rolle sehen wird. Ich hoffe wirklich für ihn, er hat nun seine Erlösung gefunden und muss nicht mehr leiden. Konnte auf seine Art loslassen.
 
Was ich ihm noch mitgeben will: Ich hoffe, du findest deinen Frieden, dort wo du jetzt bist. Ich wünsche dir dort alles Gute!





1 Kommentar:

  1. Jetzt hast Du echt den Vogel abgeschossen! Bei so einen Thema wieder mal nur "ICH ICH ICH" . Unfassbar!

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