Sonntag, 30. November 2014

wellen der traurigkeit

Ein kurzes Lebenszeichen. Es war eine turbulente Woche, mit vielen Höhen und Tiefen. Angefangen bei einer Begegnung, bei der ich lange nicht wusste, wie mich verhalten bis hin zu einem Weihnachtsessen mit Überraschungen. Aber dies geht alles in eine Richtung, welche ich als gesamten Post verarbeiten möchte.

Auch sonst ist viel los. Nächstes Jahr habe ich 10 Wochen unbezahlt bewilligt erhalten. Dann bin ich weit weg. Schalte gedanklich ab. Bis dahin möchte ich meine Zähne zusammenbeissen, danach kann ich immer noch in aller Ruhe einen Job suchen. Die Ereignisse überschlagen sich und ich finde einfach vieles offensichtlich am Verhalten meiner Chefin. Und ich habe immer mehr Beweise, dass ich auf meine Intuition vertrauen kann. Und ich meine, es wird ja nur noch mehr bestätigt, wenn Mitarbeiter von sich aus auf mich zukommen und mal nachhaken bzw. mir erzählen, was ihnen so auffällt. Und dies unaufgefordert.

Ich möchte einfach sauber abschliessen. Und in acht Monaten sieht vielleicht wieder alles anders aus. Denn im Moment ist bei meinem Geschäft eher Trouble angesagt. Etliche Stellen sind bei uns frei und ich denke, es war erst die erste Kündigungswelle. Auch sonst wird mein Arbeitgeber im Moment stark beschossen. Aber eben, das wird mir dann alles zu heikel.

Nach wie vor arbeite ich wie ein Roboter. Ich stehe auf, esse, gehe zur arbeit, komme nach Hause und wenn ich nichts vor habe, liege ich unter die Bettdecke, glotze in die Röhre und schalte (ungewohnt) früh das Licht aus. Morgens stehe ich auf, fühle mich wie gerädert und innerlich kalt, mache mich hübsch, setzte meine stärkste Maske auf und gebe mich als andere Person. Mimme die Starke. Gehe zur Therapie. Gehe in Bars. Möchte wieder schwimmen gehen. Ins Volleyball. Und doch fühlt es sich innerlich alles so tot an.

Ich verarbeite nun kurz meine Kniesache. Nebst dem Rücken ein starkes, körperliches Problem. Und auch, wenn es meine Schwester ist, habe ich einen riesen Groll gegen sie. Ich weiss, sie kann nichts dafür und ich weiss, ist bei mir auch erblich vieles bedingt. Aber sie scheint echt kaum gesundheitliche Probleme zu haben, dabei waren es bis jetzt immer mein Bruder und ich, welche einigermassen gesund gelebt haben bzw. es immer wieder diszipliniert damit versuchen. Ich war schon als Teenie gerne im Teamsport unterwegs, mit nicht einmal neun Jahren habe ich mit Volleyball begonnen und war verdammt gut darin. Nebst Velofahren und Schwimmern war ich auch sonst gern körperlich unterwegs. Dabei hatte ich natürlich immer meine Extrapfunde. Ich habe mit Sport nie abgenommen und ich fand mich immer gut. Auch jetzt akzeptiere ich mich mit meinem Gewicht. Meine Schwester hat aber die Hälfte meines Gewichts noch zusätzlich drauf. Sie hatte nie Rückenschmerzen, obwohl sie die grosse Oberweite der italienischen Seite geerbt hat. Sie hat keine Knieprobleme. Sie hat keine Haarprobleme. Ihre Gelenke sind ganz. Sie hat keine erblich bedingte Blutarmut.

Einzig: sie ist verdammt egoistisch und hart gegen alle anderen, welche Schwäche zeigen. Wie ich zum Beispiel, als ich mir Hilfe durch eine Therapie gesucht habe. Aber das geht ja wieder unter Charakter.

Im Sommer 2013 bin ich ja aufs Knie geknallt und danach zum Arzt. Dort ist ein Meniskusriss festgestellt worden. Ich verblieb mit dem Arzt so, dass ich mich melden würde, wenn die Schmerzen mich in meinem Alltag zu sehr belasten würden. Tja, wie es der Zufall so wollte, begann das Jahr 2014 an Silvester damit, dass ich starke Rückenschmerzen hatte und in der dritten Januarwoche meine Bandscheibe operiert wurde. Ich bekam eine Woche lang starke Medikamente und unendlich viel an Valium und Morphium. Natürlich hatte ich da keine Schmerzen und nach einem Telefonat mit dem Arzt meinte dieser, ich solle doch einfach fleissig meine Physiotherapie anwenden und mich wenden, sollte es schlimmer werden.

Nach der Rücken-OP war alles bzw. jede Bewegung ein einziges Herantasten. Schwimmen, Velo, Spazieren, schnelles gehen, Volleyball. Klar, es benötigte ein wenig an Einpendeln, aber als ich ab Juli endlich wieder Volleyball spielen konnte, war ich glücklich. Trug lediglich immer eine Bandage um das Knie. Klar, wenn es ein wenig heftiger zu und her ging, spürte ich es am Tag danach, aber damit muss ich leben. Meinen Rücken werde ich immer mal wieder spüren.

Diesen Sommer hat es bei einer einfachen Bewegung wieder geknackst und ich war schnell down. Wieder das volle Programm: Schwellung, Schmerzen, Blockierungen und Hindern am Sport. Kein Schwimmen, kein Velofahren. Kein Volleyball. Disziplin gleich null. Keine Physio für den Rücken. was ich schnell gemerkt habe.

Beim Arzt gemeldet. Dann muss man sich noch mit Unfallversicherung und Krankenversicherung (immer von sich selbst aus!) herumschlagen, wer zuständig ist (fühlt sich natürlich niemand verantwortlich) und obwohl es genau das gleiche Problem ist - sich um den genau gleich anhaltenden Schaden handelt -, wird ein Papierhaufen zugeschickt, den man ausfüllen und neu begutachten lassen muss. Teilweise nur noch zum Kopf schütteln!

Das "Beste" war jedoch, als ich beim Arzt sass. Er meinte so, wer mich denn vor einem Jahr beraten hätte? Die Frage klang schon so komisch und vorwurfsvoll. Ich so ganz perplex: "Sie!". Er verdutzt, wie wir denn verblieben gewesen waren und ich erzählte die Geschichte mit Physio, bei Schmerzen melden, dann Rücken-OP und viele Schmerzmittel und nach Rücksprache mit ihm darauf erneut Physio und erst melden, wenn Schmerzen.

Da meint er im vollen Ernst zu mir, dass man vor einem Jahr meinen Meniskusriss noch einigermassen richten hätte können. Nun sei der Riss vernarbt und wenn man da aufschneiden und den Meniskus zusammennähen würde, wären die Heilungschancen bei 30 %. Gleichzeitig könnte es aber sein, dass man bei dieser Spiegelung des Knies merken würde, dass der Riss zu weit hinten ist und der Meniskus ganz herausgeholt werden müsse. Da wäre das Risiko dann enorm gross auf schnelle Arthroseentwicklung, da ich noch so jung sei. Würde man den Meniskus doch zusammennähen, wären die Heilungschancen deswegen so klein, weil alles so vernarbt sei. Ich müsse drei Monate lang eine Schiene tragen, sechst Monaten streng nach vorgaben Leben. Essverhalten, Bewegung, kein Sport. In meinem Kopf erschien nur das Wort: Rücken? Physio? Rücken? Physio? Chefin? Sechs Monate unter diesen Umständen? Dann erzählt mir der Heini auch noch von einem Badmingtonspieler, der nach sechs Monaten den ersten Run gemacht hat und sofort wieder einen Riss hatte. Danke auch!

Nebst dieser Option blieb mir das Herausnehmen ("dann haben sie aber keinen Puffer mehr und ihre Arthrose würde sich verschlimmern! Dann noch ihr Gewicht, Frau zambrottagirlie...!") oder die Physio. Aber ganz bestimmt könnte es sein, dass ich mit dreissig Jahren bereits glückliche Besitzerin eines künstlichen Meniskus wäre. Frau zambrottagirlie, das haben eigentlich Menschen erst so um die 70 Jahren!

Tja, bei meinem Glück!, hätte ich am liebsten heraus geschrien. Wie auch die Tatsache, dass ich bereits einen Bandscheibenvorfall hatte mit 27 Jahren! Und in drei Jahren bereits eventuell wegen grauem Star operiert werden muss am Auge! Kommen Sie, schlagen Sie weiter zu! Ich kann es aushalten, ich erwarte schon gar nichts anderes mehr! Und wissen Sie was auch noch ist? Ich werde einsam sterben und Kinder kriegen werde ich auch nicht mehr können, wenn ein Partner dann mal vorhanden sein sollte, denn ich leide an PCOS! Wollen Sie noch meine psychischen Leiden aufgezählt haben?!

Ich war natürlich stinksauer. Bin es immer noch. Einziger Trost ist und war, dass die Heilung anscheinend gut verläuft, bzw. die Schwellung teilweise schnell abklingt. Ich habe also Hoffnung, dass die Physio anschlägt und das Knie an sich eigentlich belastbar ist und ich lediglich bei gewissen Bewegungen vermehrt Acht geben muss. Auch sonst habe ich starke Beinmuskulatur, bei mir ist einfach ein Ranzen vorhanden und ein breites Kreuz. Meine Beine passen nicht zu meinem Körper und doch bin ich stolz auf sei. Denn jahrelanges Volleyballtraining hat sie stramm und schön gemacht. Ich liebe sie! Und mein kaputtes Knie auch, Komme, was da wolle. Ich bin wieder so weit, dass ich am Dienstag wieder mit meiner Plauschgruppe zu spielen beginnen möchte. Volleyball ist meine Passion, meine Leidenschaft. Mein Lebensinhalt. Damit bin ich gross geworden. Schweren Herzens musste ich diesen Sport zu Lehrzeiten aufgeben und viel zu lange habe ich damit gewartet, wieder zu spielen. In einem nächsten Leben entscheide ich mich anders.

In der Hoffnung, gesamthaft einen anderen Weg einschlagen zu können. Langsam ist mir alles egal. Ich mache meine Arbeit und biete meiner Chefin paroli. Ist mir egal, was sie von mir denkt. Ich bleibe dabei sachlich und anständig, aber lasse mir nicht mehr alles gefallen. Ich muss mir doch nicht anhören, ich seit unloyal und würde sie gegen ihre Stellvertreterin ausspielen wollen! Hallo, wo leben wir denn?! Mir wird vorgeworfen, ich komme aus heiterem Himmel mit meinem Antrag nach unbezahltem Urlaub, was NICHT stimmt! Und ich habe eine Zeugin, dass ich seit November 2013 (!!!) für Urlaub im Juli 2015 angefragt habe! Ihr hättet mein Mitarbeitergespräch lesen sollen, da standen echt grauenhafte Sätze darin und ich habe mich gewehrt. Wahrscheinlich hat sie solche Sätze genommen, weil ich ihr einfach nicht passe. Weil ich ihr am Mitarbeitergespräch meine Meinung gesagt habe und ihr dies nicht passt. Aber ich mache einen Strich darunter, gehe meiner Arbeit nach und ich meine, im Moment erhält sie die volle Breitseite ab. Und sollte die Theorie mit dem Karma stimmen, dann finde ich, tut dieser Spruch zum ersten mal in meinem Leben das richtige und richtet den Spiegel der richtigen Person gegenüber auf. Und das bin nicht ich!

Zum Glück gibt es ein paar wenige Mitarbeiterinnen, welche hinter mir stehen. Letztens waren wir gemeinsam aus, hatten unseren Spass und viel zu Lachen. Ich konnte abschalten. Bis es soweit war und ich alle abgesetzt hatte.

Ich verabschiedete mich von der letzten, setzte den ersten Gang ein und bevor ich hundert Meter von ihrem Haus entfernt war, kamen mir die Tränen. Ich musste an den Rand fahren und heulte erst einmal einfach eine Runde los. So kenne ich mich nicht, denn ich versuche immer, kontrolliert zu bleiben. Wenn, dann kullern drei Tränen und dann hasse ich mich selbst. Verurteile mich und ermahne mich zur Stärke. Zur Eigenkontrolle. Aber an diesem Abend kam einfach alles heraus und ich schüttelte mich von einem Weinkrampf zum anderen.

Und so habe ich einfach keinen Bock mehr. Ich bin nicht suizidal, das ist das Wichtigste. Ich schneide mich nicht selbst. Das erleichtert vieles. Aber mir wäre es auch egal, wenn ich nicht mehr allzulange hier so leben müsste. Ich werde früh gehen müssen, das spüre ich. Und auch sonst habe ich keinen Bock auf weitere mindestens 50 Jahre so leben müssen.

Es geht doch allgemein einfach weiter nach unten mit dieser Welt, dieser Gesellschaft.

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