Seit langem
mal wieder eine Biografie und kein Krimi
von Franz, Fitzek oder Strobel. Was mir einfach sehr aufgefallen ist: unter der
Woche lese ich kaum. Dabei entspannt es mich enorm. Aber meist liege ich ins
Bett und schaue mir die Folgen von „Verliebt in Berlin“ an. War halt einer
meiner Lieblingssoaps :-).
Wenn ich
dann lese, dann meist an einem Sonntag nach dem Mittagessen, wenn alle ihre
Siestas halten und ich nicht wirklich müde bin nach dem Ausschlafen, hehe…
Zum Klappentext:
Mit zwölf
kam sie zum Haschisch, mit dreizehn zum Heroin. Sie wurde süchtig, ging morgens
zur Schule und nachmittags mit ihren ebenfalls abhängigen Freunden auf den
Kinderstrich am Bahnhof Zoo, um das Geld für die Droge zu beschaffen.
Christiane
F. berichtet mit minuziösem Erinnerungsvermögen und rückhaltloser Offenheit
über Schicksale von Kindern, die von der Öffentlichkeit erst als Drogentote
wahrgenommen werden. Inzwischen lebt sie wieder in Berlin. Den Kampf gegen die
Drogen hat sie immer wieder von Neuem geführt - vor Rückfällen ist kaum ein
ehemaliger Junkie sicher.
Meine Meinung:
Ein grosser
Bestandteil dieses Buches sind die Entzüge und Rückfälle von Christiane F.
Schön wird geschildert, wie schleichend der Prozess zur Haschischdroge und dann
zum Heroin war. Wie schnell eine Verharmlosung zu einem Teufelskreis werden
kann.
In vielen
Punkten habe ich mich selbst erkannt. Es ist und bleibt ein Suchtverhalten und
vieles zeigt sich da ähnlich - wenn auch die Konsequenzen nicht überall gleich
sind. Von der Kaufsucht kann ich nicht sterben. Die schlimmste Konsequenz ist
der finanzielle Ruin. Beim Essen wird es schon schwieriger. Und bei Drogen… ich
stelle mir eine Drogensucht als einer der schwierigsten und härtesten Gegner
vor. Denn du kommst immer irgendwie da ran.
Bei einer Kaufsucht
kannst du deine Karte ab einem Minimalbetrag im Monat sperren lassen. Du gehst
nur mit einer Person einen gewissen Betrag für die Woche abheben. Du kaufst nur
noch mit einer Begleitung. Beim Essen ist es teilweise schwieriger. Ich achte
dann vor allem auf die Produkte, die ich kaufe. Bewusst viel Gemüse und Früchte
sowie Joghurt, um den Magen richtig voll zu kriegen.
Was
Christiane F. immer wieder so treffend berichtet hat: man macht einen Entzug
und möchte nur noch einmal einen Druck. Nur noch einmal - als Belohnung und um
sich zu beweisen, dass man es auch ohne kann. Einmal kann doch nicht schädlich
sein, und man hat es ja im Griff, wenn ein Snief pro Tag reicht bzw. man nicht
jeden Tag Heroin konsumiert.
Ich habe
mich ertappt gefühlt, und das ordentlich. Schnell denke ich: ach, nur eine Hose
heute kaufen. Und morgen die Bluse. Nur noch die. Mit der liebäugele ich doch
schon so lange und ich warte ja schon lange mit dem Kauf. Die habe ich mir
wirklich verdient. Nur noch die. Dann räume ich den Schrank ordentlich aus und
werde eine Weile nichts mehr kaufen. Der Tag heute ist ja eh nicht so toll
verlaufen, lass dem Frust also doch seinen Lauf. Obwohl… heute war ein wirklich
toller Tag, ich habe vieles bewältigt, ich leiste mir mal was! So geht es auch
beim Essen. So war es oft beim Ritzen.
Das Buch
ist in den Medien oft erwähnt worden und daher habe ich doch lange suchen
müssen, bis ich es gefunden hatte. Und um ehrlich zu sein: so sehr mich das
Buch am Anfang gepackt hat, so sehr war ich am Schluss enttäuscht.
Klar,
dahingestellt sei nun, ob ich zu heftig mit Menschen ins Gericht gehe, weil ich
ein Kontrollfreak bin, weil es bei mir auch kontrollierter zu und her gehen
muss, weil ich eine gewisse Ordnung mag. Weil ich hohe Ansprüche an mich selbst
stelle.
Was eher
der Grund ist, ist wohl, dass ich ein Happy-End erwartet hätte. Und in diesem
Buch geht es einfach wirklich hauptsächlich um die Zeit in der Szene von
Christiane F. Sie hat wohl ein Buch „danach“ veröffentlicht, aber das werde ich
mir nicht leisten.
Teilweise
konnte man nur ohnmächtig während dem Lesen zuschauen, wollte Verständnis
aufbringen und war doch hilflos. Es ist kein einfaches Thema und ich denke,
mein Wunsch wäre es gewesen, sie wäre nach dem ersten Entzug sofort clean gewesen.
Aber wie so oft: Wunschdenken.
Es zeigt
die harte Drogenrealität. Und wie knapp Christiane F. dem Tod von der Schippe
gesprungen ist. Und doch kam sie von der Szene weg und landete wieder bei den „weichen
Drogen“. Da bleibt die Frage, ab wann ist man wirklich clean. Dies bezeichnet
jeder für sich.
Und ich
denke, dass ist wie beim Einkaufen: komplettes Verbot bringt einen nicht
weiter. Und Verlockungen in Sachen Suchtverhalten sind überall. That’s life.
Ich werde
das Buch nicht noch einmal lesen. Wenn, dann verschenke ich es weiter. Ich
persönlich war enttäuscht und wahrscheinlich war es auch zu harter Toback. Bei
einem Krimi kann es auch sein, dass ich mich hilflos fühle. Aber da weiss ich,
geht es um einen Krimi. Klar, es kann auch in der Realität mal vorkommen, aber
schlussendlich ist und bleibt es ein Krimi und ich habe nichts damit zu tun.
Aber eine
Biografie ist eine Lebenserzählung. Und das macht mich unheimlich traurig und
ich selbst wüsste nicht, wie damit umgehen. Es zeigt einfach, wie hilflos man
selbst gegenüber der Sucht steht. Wie man Hilfe möchte und doch keine Kraft
hat. Und vor allem: wie es den Menschen in der Umgebung damit geht…
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