Montag, 21. September 2015

welcome back!

Morgen vor genau zwei Wochen bin ich gelandet. Um 10.36 Uhr legte der Pilot eine sanfte Landung hin und um 11.01 Uhr umarmte ich heulend mein Muddi und Pupa sowie Schila. Klar, ich bin sentimental und kann auch vieles empfinden - aber Weinen geht bei mir eigentlich nicht so schnell. Vor allem weinen vor anderen geht gar nicht, da bin ich eigentlich immer die Starke, Unnahbare.

Die Zeit ist verdammt schnell vergangen und es ist in den letzten zwei Wochen schon wieder so viel passiert. Vor allem Dinge, die mich eigentlich nerven sollten. Geschäftlich. Aber irgendwie nehme ich es doch gelassen. Als mich meine ehemalige Chefin (jetzige Vorgesetzte in der neuen Abteilung) grundlos zusammenstauchte (bereits am zweiten Vormittag, es ist einfach so etwas von unglaublich -.-), lachte ich innerlich einfach nur. Ich hörte es mir an, ging einen Kompromiss ein und lächelte innerlich einfach gelassen. Ich hoffe, ich kann dies noch ein Weilchen beibehalten. Es einfach an mir abprallen lassen.

Ich habe mich definitiv geändert. Äusserlich wie innerlich. Und ich begebe mich seit letzter Woche auf Jobsuche. Dieses Willkommen meiner Vorgesetzten - unterirdisch. Es reicht langsam einfach. Und nun bin ich doch drei Jahre bei dieser Stelle und kann Erfahrung nachweisen. Und ich möchte einfach mehr wie nur drei Tage in der Woche arbeiten. Wenn sie auf meine Leistung verzichten kann, bitte.

Eigentlich habe ich schon wieder viel zu viel getippt :-). Ich verarbeite das ein andermal. Ich bin so toll von meinen lieben Mitmenschen empfangen worden. Von denjenigen, welche mich wirklich vermisst haben und ehrlich an meinen Geschichten interessiert sind. Darunter ein paar Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Familie. Freundinnen.

Am Montag lud mich gleich eine Mitarbeiterin zum Zmittag ein. In meiner ersten Arbeitswoche hatte ich bereits einen Frauenabend mit der benannten Mitarbeiterin und zwei weiteren Mitarbeiterinnen. Am Donnerstag gleich ein Jass-Abend beim gewissen Mitarbeiter und auch da wieder ein paar Vorkommnisse (u.a. kam er meinem "Defizit" verdammt nahe...), welche ich an einem anderen Tag verarbeiten werde.

Es war so toll, meine Familie, Laura und Pupa wieder in die Arme zu schliessen. Menschen zu begegnen, welche mich anscheinend wirklich vermisst haben. Mein Grosi drücken. Und mein Mami hat mir schon mehrfach gesagt, wie viele Menschen nach mir gefragt haben. Und ich persönlich habe einfach gemerkt, wie gut mir diese Auszeit getan hat. Konnte von vielen Dingen Abstand gewinnen, Dinge abschliessen und einmal mehr einfach klar darüber werden, dass ich mein Leben leben muss und niemand anderes. Das Menschen, welche mich auch wirklich schätzen und mögen auch die Nähe zu mir suchen. Okay, es gab auch ein paar dumme Sachen und manchmal kommt der Italiener ein wenig stark in mir durch, aber ich bin nach Amerika mit der Absicht, mich zu ändern. Egoistischer werden. Mehr an mich zu denken. Mein Leben führen. Das Beste aus meinen Umständen machen. Dinge, die ich so sehe, auch weiterhin so sehen. Mir nicht reinreden lassen. Meinen Weg gehen, mich nicht an anderen Lebenswegen messen wollen. Es ist schwierig, ich stehe ganz am Anfang.

Klar, im Nachhinein würde ich viele Dinge anders machen (sei es Vorbereitungen und auch die Reise und der Ablauf an sich selbst) und ich weiss jetzt auch mehr über das Land. Aber diese Route war nicht mein letztes Mal. Ich werde wieder einmal an die Westküste fahren und genau die gleiche Route auskosten. Und mit dem Alter kommt die Erfahrung und Gelassenheit. Dann beginne ich schon früher mit dem Geniessen.

Ich werde hier nach und nach Tage veröffentlichen. Ich habe zu jedem einzelnen meiner 70 Tage kurze Stichworte notiert. Habe zwei Tagebücher gefüllt. Und weiss ich wie viele Fotos geschossen.

Viele nennen mich "Strahlemädchen" und ich fühle mich auch viel besser. Und ich hoffe wirklich, dass es ein Weilchen anhält und ich einfach innerlich weiterhin ruhig bleibe. Und ich denke, ein neuer Job mit der nötigen Wertschätzung wird mir noch weiterhelfen. Es ist schade um die Mitarbeiter. Und um den Job an sich. Aber ich lasse mich nicht weiter als Launenhinhalter unterbuttern. In zwei Wochen habe ich mein Mitarbeitergespräch. Ich werde meine Vorgesetzte ganz klar fragen, was ihr Problem mit mir ist. Ob es privater oder beruflicher Natur ist. Denn gegen meinen Job kann sie nichts einzuwenden haben, weil ich diesen gut erledige. Schon wieder dort gelandet, wo ich nicht wollte :-).

Körperlich habe ich anscheinend recht abgenommen. Es ist vielen aufgefallen, mir selber nur an den Hosen, welche mir zu gross waren bei meinem Schrankmisten vor zwei Wochen. Ich habe alles aussortiert, was mir zu gross oder zu eng war. Und mir waren viele Hosen plötzlich zu gross bzw. knappe Hosen sitzen nun perfekt!

Ich weiss, ich wandere auf einem schmalen Grad. Ich weiss ganz genau, wohin es führen kann und Magersucht kennt kein Alter. Aber bei mir ist es etwas anderes. Obwohl auch Übergewichtige - welche dick bleiben und man die Krankheit nicht ansieht - an dieser Krankheit erkranken können. Ich reduziere einfach weiterhin mein Essensmass bzw. mein Magen füllt sich extrem schnell. Und ja, vielleicht möchte ich auch einfach eine Kur machen und Fakt ist, dass ich mich viel besser fühle. Ich war schon immer mollig, mal mehr und mal weniger. Hatte auch schon viel weniger wie jetzt, aber war vor den Sommerferien an einem Punkt, an dem ich mich gar nicht mehr wohlgefühlt habe. Und ich habe auch schon 20 Kilo abgenommen und eine knappe Kleidergrösse verloren, nicht mehr. Und ich habe ja so viel im Kleiderschrank, da wäre eine noch radikalere Abnahme einfach nur schade ums Geld :-). Ich möchte einfach nur noch ein wenig mehr abnehmen, damit ich mich noch wohler fühle. Es klappt auch einfacher mit dem Rücken und dem Knie, obwohl ich nie gröbere Probleme mit Sport und meinem Gewicht hatte. Ich war immer sehr gut in Teamsport, im Schwimmen und im Biken. Ich brauche wegen meiner Blutarmut teilweise länger und mein Atem ist schneller weg, aber sobald der kritischste Punkt überwunden ist und mein Körper aufgewärmt, könnte ich stundenlang mithalten. Habe schon so manchen Mitmenschen mit meiner Leistung imponiert, körperlich würde man mir das nicht geben ;-). Aber was labere ich noch gross herum, es ist und bleibt halt auch kritisch, weil Essverhalten (egal ob zu viel oder zu wenig) immer ein dysfunktionales Verhalten in meiner Krankheitsgeschichte bleiben wird.

Ich esse lediglich gut Frühstück und normal zu Mittag oder zu Abend. Eine Mahlzeit lasse ich vollkommen aus bzw. fülle diese mit Obst oder Gemüse. Einfach auch kleinere Portionen und weniger Zucker in Kaffee. Weg von Cola. Klar, nicht komplett, aber ich reduziere es aufs Wochenende. Denn viele vergessen, dass auch Süssgetränke eine Art Sucht sein können. Ich habe es ja selbst gemerkt zu Beginn in Vancouver (ja, ich bin schon mit dem Vorsatz abgereist, radikal abzunehmen. Zu Beginn ging es ganz gut, ich habe vier Wochen keine Teigwaren oder Kartoffeln gegessen. Meinen ersten Hamburger hatte ich erst nach 30 Tagen zum Beispiel. Ich wollte einfach wirklich eine radikale Entgiftung. Gegen Ende gab es zum Ausgleich wieder mehr Salat, Rohkost und vor allem literweise Starbucks-Kaffee (ist halt günstiger dort ;-)). Auf Süssgetränke und Mc bzw. Burger King komplett verzichten, obwohl es davor fast wöchentlich und mehr ein normaler Gang zur Frustminderung war. Und nach wie vor war ich seit 28. Juni 2015 in keinem Mc oder Burger King. Ich habe es also auch hier durchgezogen. Und ja, es fühlt sich geil an :-).

Eigentlich wollte ich mich nur kurz zurückmelden. Ich habe aktuell kaum den Drang, zu bloggen. Und irgendwie habe ich meine Bilder noch gar nicht auf den PC geladen bzw. mit den Fotoalben begonnen. Ich habe da zuerst noch Berlin (ja, immer noch seit dem Jahre 2013 :-s), Hamburg, Köln und Mallorca. Und dann kommt Amerika. Ich habe mir vorgenommen, vermehrt daran zu arbeiten und basteln. Anstelle von Shoppen. Da bin ich seit zwei Wochen auch wieder sackstark unterwegs. Nichts gekauft und online auch nichts bestellt. Obwohl es täglich ein harter Kampf ist. Aber ich möchte es bis zum 27. Oktober durchziehen. Da geht es mit der Zmittag-Mitarbeiterin nach Stutti. Und da darf ich wieder pöstelen. Bis dahin möchte ich nichts einkaufen und nichts bestellen. Es wird schwierig, das ist mir bewusst. Es sind noch über vier Wochen. Aber ich muss diese Sache angehen.

Die Post habe ich noch bewusst nicht durchgesehen, mit meinem Kontostand habe ich mich bewusst noch nicht befasst. Das mache ich alles nächsten Montag, Ende Monat. Bis dahin bin ich noch in einer Zwischenwelt zwischen Amerika und Ankommen. Dies gönne ich mir noch.

Hier einfach ein paar meiner Lieblingsbilder. So als Vorgeschmack ;-). Ich freue mich aufs wieder regelmässige Mitverfolgen meiner Blogs! Und auf die Änderungen, welche auf mich zukommen werden. Alles wird so kommen, wie es muss.

Meine Regeneration (finanziell und auch sonst in Sachen Alltag) wird bestimmt ein bis zwei Jahre andauern. Zum Glück habe ich ein tolles Elternhaus und viel Verständnis! Ich helfe vor allem wieder vermehrt im Haushalt, entlaste da meine Mutter fast komplett. Ihre Unterstützung in den letzten zwei Monaten darf ich langsam zurückstottern. Und ich bin unheimlich stolz auf mein Verhältnis mit meinen Eltern. Und ich bin so froh, konnte ich hierher zurückkommen. Ich hatte Angst vor der Realität, welche mich hier erwartet. Und ein tolles Auffangnetz. Es wird nicht einfach und ich werde mich oft fragen, warum genau ich diesen Lebensweg gehen muss. Aber dann werde ich abwinken und mir sagen, dass ich das Beste aus meinen Umständen mache und kämpfe. Und nicht jeder mit diesem Schicksal umgehen könnte. Ich bleibe dran und das ist das Wichtige. Ich versuche, das Beste aus den Zitronen zu machen, welches mein Leben mir seit ich neun Jahre jung bin, gibt.

Was ich auch Amerika vor allem mitnehme? Die Erkenntnis, dass ich ohne diese Auszeit ins nächste Loch gefallen (ich habe anscheinend meiner Mutter bei einem Zusammenfall vor Amerika gesagt, dass ich entweder zehn Wochen unbezahlten Urlaub mache oder man mich wieder in die Klinik einliefern lassen könne) oder mich definitiv bei Exit angemeldet hätte. Und in diesem ganzen Strudel vor Amerika waren mir diese schlimmen Ausmasse nicht bewusst. Es war ein auf die Auszeit Hinarbeiten, Überleben und roboterartiges Funktionieren. Es wäre echt nicht mehr lange gut gegangen.

So konnte ich Abstand zu allem gewinnen. Vor allem die Kraft, nicht vorzeitig zu künden. Jetzt habe ich die Kraft, zuerst nach einer neuen Stelle zu suchen. Und wieder meinen Lebensweg zu gehen und mich nicht kräftezehrend mit anderen messen zu müssen / messen wollen zu müssen. Und dieses Hadern auf mein Aussehen zu stülpen und ständig mit neuer Kleidung mein Wertgefühl steigern zu müssen.

Ich bin gut so, wie ich bin. Und ich werde das schaffen, was andere zum Glück nie in ihrem Leben durchleben müssen und nicht einmal ansatzweise damit konfrontiert werden.

Ich bin eine neue zambrottagirlie. Oder nach langer Zeit die richtige zambrottagirlie. Meine Haarfarbe ist mittlerweile Mahagonirot. Ein wenig auffälliger wie sonst. Wenn ich Lust auf knalligen Lippenstift habe, trage ich ihn. Denke nicht, wer mich sehen könnte - egal, ob im Job und im Büro oder Privat. Menschen urteilen sowieso. Egal, wer mir über den Weg laufen könnte - vor allem Mitarbeiter/innen. Schminke mich mal mehr, mal weniger. Sehe mal jünger, mal Erwachsener aus. Lache und singe im Auto wieder vermehrt mit. Und vor allem: ich halte Blickkontakt mit wildfremden Männer, ohne Angst zu haben, wie scheusslich sie mich vielleicht finden (es ist ja mittlerweile bekannt, dass das Thema Männer so gar nicht meins ist...). Und ich bin in dieser Hinsicht extrem schüchtern. Aber ja, mittlerweile empfinde ich die Blicke der Herren nicht als einschüchternd, sondern als bewundernd. Und das liegt bestimmt auch daran, dass ich mich körperlich mittlerweile auch wieder besser fühle.

Es wird schon alles so kommen, wie es muss. Und ich freue mich auf meine Zeit hier auf der Welt. Es wird nicht immer einfach sein, ist mir bewusst. Es gibt Tage, da beginnt die Spirale der Gedanken schon früh am Morgen, manchmal stoppe ich sie sofort, manchmal lasse ich sie laufen, manchmal zu weit und dann wiederum gibt es Tage, an denen ich mir gar keine Gedanken mache. Ich denke, zu akzeptieren, dass sie mal mehr mal weniger immer ein Teil meines Lebens sein wird, hilft schon enorm. Und der Glaube, das alles seinen Grund haben wird. Und ich irgendwann einmal für all das entschädigt werde.

PS: zu den Bildern noch ein paar Infos. Das erste ist auf dem Rückflug von New York nach Zürich. Das zweite ein traumhafter Sonnenuntergang in Honolulu (Oahu, Hawaii). Drei bis fünf sind die Skyline von New York (von Brooklyn aus). Ich fand es noch cool, wie sie sich auf meiner Sonnenbrille gespiegelt hat :-). Und last but not least ein Vorgeschmack meiner Bilder auf dem Rockefeller Center in N. Y. Die ganz guten Bilder von der Cam gibt es dann auch noch.

In diesem Sinne: ich freue mich wieder aufs Tippen und Lesen!






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