Freitag, 1. April 2016

weisse fahne schwenken

Ich werde heute Nachmittag zum Arzt gehen und schauen, was er meint. Ob er mich gleich mehrere Tage und Wochen krankschreibt, ich weiss es nicht.

Ich persönlich habe meine eigene Schmerzgrenze schon längstens überschritten. Und nun muss ich einfach die Notbremse ziehen. Ich merke, wie sehr dunkle Suizidgedanken wieder zurück kommen und so intensiv war es die letzten sieben Jahre nicht.

Mir ist klar, dass ich mich nun für mich entscheide oder wieder so tief falle, wie vor sieben Jahre und wieder alles von vorne machen muss. Aber das mache ich nicht noch einmal. Das schaffe ich nicht. Dann gehe ich lieber gleich freiwillig.

Warnsignale des Körpers kann man schnell überlisten und überdecken. Vor allem Gedanken und Gefühle. Darin bin ich Weltmeisterin. Aber wenn man drei Wochen nicht richtig schläft, wieder regelmässig Herzkrämpfe und Heulkrämpfe hat und einfach nicht mehr kann, dann kann man nicht mehr.

Grosser Auslöser war unter anderem ein Gespräch am Mittwoch, wo mir die IV-Beraterin lediglich aufmunternd sagte, dass ich nicht ein typischer IV-Fall sei. Auch von meiner Diagnose her. Ich würde einen sehr gesunden, guten Eindruck machen. Mir würde man dies nicht ansehen. Klar, mir ist es wirklich recht, sieht man mir meine Geschichte und auch meine Diagnose nicht an. Und doch, teilweise ist es eher belastend, wenn man so normal gilt und eigentlich innerlich so etwas von zerstört und müde ist. Manchmal ist es Fluch und Segen zu gleich. Ich lächelte ihr dankend zu, innerlich war ich soooo... ich weiss nicht, wie ich es beschreiben soll. Es ging einfach der Rest noch kaputt. Ich sass da und dachte mir: was bringt es mir, wenn ich es doch durchmachen musste und muss? Es ändert ja nichts daran, dass der ganze Scheiss nun doch passiert ist und ich eigentlich am liebsten einfach alles hinschmeissen würde. Das ich mir mein Leben ganz anders vorgestellt und eingeplant habe. Aber auch da: ich habe es hier schon so oft durchgedacht und niedergeschrieben, man kennt auch hier meine Gedanken und Gefühle.

Es war einfach zu viel. Gegen aussen gebe ich mich bunt,  begrüsse den Frühling, habe Baby Blue dementsprechend verziert und auch ich traue mich modisch viel. Vermische Farben und bin eigentlich sehr bunt unterwegs und erhalte viele Komplimente. Aber innerlich - ein grober Scherbenhaufen.

Am Mittwoch heulte ich mich dann so tief in den Schlaf, dass ich einfach die Reissleine ziehen muss. Es ist einfach zu viel. Meinen Chef habe ich heute informiert, meine Vorgesetzte ist zum Glück nicht da. Er ist wirklich ein toller Typ in dieser Hinsicht. Sofort schrillten die Alarmglocken und er will einfach nicht, dass ich plötzlich und unüberlegt künde und mir war es wichtig, ihm zu sagen, dass ich eben dies vermeiden möchte, weil ich nicht noch einmal von vorne beginne. Er hat dann auch meine Vorgesetzte angesprochen und ich habe ihm ehrlich ein paar Beispiele erzählen können. Es hat gut getan und er hat auch von sich aus gesagt, dass er mit ihr darüber sprechen wird bzw. sie informieren wird, sollte ich krankgeschrieben werden. Ich muss somit nicht so ein Gespräch mit ihr führen. Und das erleichtert mich enorm.

Gleich geht es los zum Arzt. Ich habe Bammel und Hoffnung zu gleich. Ich fühle mich nicht als Versagerin in diesem Sinne, da ich mir nun einfach Zeit für mich nehme. Ich bin nicht so ganz tief unten, wie vor sieben Jahre. Ich bremse zwar immer noch extrem spät (wenn nicht zu spät), aber ich bremse immerhin und höre auf mich und meinen Körper. Und das ist doch ein grosser Schritt, wenn man sich selbst eigentlich immer selbst belastet und "verletzt". Sozusagen nur aus Selbsthass und Selbstzweifeln besteht.

Ich bin kein typischer Fall... Die Worte hallen immer noch in meinem Kopf. Vor allem hat auch mein Chef gesagt, dass er mich super findet und vor allem nie darauf gekommen wäre, hätte er es nicht von mir erfahren (meine Diagnose und mein Lebensweg). Und das bestärkt halt schon. Und doch, es geht einfach nicht mehr.

Ich wollte noch kurz etwas mit X verarbeiten. Ich weiss nicht, wie tief mein Rückzug erfolgen wird. Ich möchte hauptsächlich dann nur mit mir Zeit verbringen. Lesen, abschalten, an Fotoalben arbeiten, Naturspaziergänge (ausgedehnte), schwimmen, Volleyball. Einfach für mich und mit mir sein. Und vielleicht gilt dies dann auch für den Blog.

Mein Arbeitsmutti hatte diese Woche ihre letzte Arbeitswoche. Am Mittwoch lud sie noch zu einem Abschlussznüni ein, X war unter anderem auch anwesend. Er liess sich neben mir aufs Sofa plumpsen und ja, ich traute mich mal zu stupsen, mal er. Er hatte keine Rückenlehne und als seine Mitarbeiterin (welche eh schon immer so Andeutungen macht) meinte, er solle sich an mich lehnen, tat er dies sofort. Ich hatte zudem noch ein Nackenkissen, er nicht. Dazu später mehr.

Er trank italienisches Bier und meinte, ob ich jemals probiert hätte. Ich verneinte und verwies daraufhin, dass ich noch Fahren müsse und also Alkohol tabu sei. Sofort meinte mein Arbeitsmutti, dass sie ein Bettsofa hätte. X meinte, er seit daher bewusst mit dem Velo gekommen. Und prompt kam von einer anderen Mitarbeiterin, im schlimmsten Falle könne er sich bestimmt auf dem Bettsofa an mich kuscheln. Ich wurde knallrot, X lachte los, grinste mich an und meinte: da werden mal wieder Gerüchte ins Leben gerufen, was?

Ich war wirklich knallrot und benötigte ein paar Minuten, um wieder weisser zu werden ;-). Naja, das Sofa bot dann mehr Platz und ich konnte ein wenig rutschen. Nun hatte X eine Rückenlehne und mein Nackenkissen. Er meinte zu mir, dass es lang genug sei, ich könne nach wie vor auch meinen Kopf dagegen lehnen. Und sofort meinte die Mitarbeiterin mit dem Sofaspruch: "ou ja, und ich mach denn gad es Föteli, zum die Grücht auch no meh z'bestärke!".

Immerhin konnten wir alle darüber lachen ;-).

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