Donnerstag, 7. Juni 2012

der panik entgegen gewirkt

Gestern stand erneut ein Termin mit meinem Berater der IPT an.

Es ist ja bekannt, dass ich in letzter Zeit nicht wirklich oft das Haus verlassen habe. Immer dreht sich alles um Schila und ehrlich gesagt geniesse ich diese Ausrede und Ablenkung.

Selbst, wenn ich mir dabei knallhart selbst ins Gesicht lüge.

Ich kann immer weniger mit Menschenmassen anfangen. Mir ist auch bewusst, wie ich darauf komme. Ich fühle mich so als Schande und kein Teil dieser Gesellschaft, dass ich gar nicht daran teilhaben möchte, an diesem anderen Leben vor der Haustüre.

Ich weiss, gefährlicher Strudel das alles. Ist mir auch alles bewusst, aber ich habe nicht wirklich Lust, dagegen etwas zu unternehmen oder gar anzukämpfen. Solange ich meine Termine wahrnehme und bei einem Job nicht fehle, bin ich zufrieden.

Wie will man einem Grundgedanken, man ist nicht gewünscht und es erst recht nicht wert, auf dieser Welt zu sein, entgegensetzen? Eben.

Und doch musste ich dienstags raus. Es war mir nicht wirklich wohld abei. Ich entschied mich für ein schlichtes und doch wohliges Outfit. Dunkle Skinny-Jeans, weisses Top und ein graues Fledermausshirt, schwarze Kette mit Herzanhänger, schwarze Ohrringe, schwarzes Band fürs Handgelenk... Fertig.

Geschminkt war ich dezent. Nicht zu auffällig und doch gut genug in meinen Augen, um mich so in die Flut der Menschenmasse zu trauen.

Es ging erstaunlicht gut. Die Frauen meines letzten Jobs sind immer wieder froh, mich zu sehen. Sind zwar alle über fünfzig, ich verstehe mich trotzdem gut mit ihnen. Ich arbeite lieber mit reiferen Frauen zusammen, als mit jungen Zicken. War schon immer ein Grosikind, mit Teenies kann ich nicht viel anfangen. Nicht mehr meine Welt.

Sie meinten alle, ich sähe gut aus und ich stutzte über diese Einschätzung. Mir ging es in den letzten Wochen doch so schlecht, dass muss man mir doch ansehen!

Anscheinend arbeiten meine Masken zuverlässig.

Oder ich setzte mich wieder selbst so sehr unter Druck, dass ich ein positives Gefühl (trotz schlimmer Krise) nicht zulassen kann, weil es so unlogisch klingt. Ich kann doch nicht "gut" aussehen, wenn es mir miserabel geht.

Wie soll ich das erklären... Ist fast so, als würde ich mit Flipflops durch die Gegend rennen, obwohl Schnee auf dem Boden liegt!

Aber ich freute mich darüber und irgendwie war das Mittagessen dann auch ganz lustig. Danach ging ich noch ein wenig in die Stadt, meine Schwester brauchte noch unbedingt ein paar Oberteile (jaja, spiele ja gerne den Boten *schnarch*) und da sah ich auch schon ein paar andere, coole Jeans. Ich habe sie bereits in Deutschland gekauft, jedoch nur in Dunkel. Jetzt gab es sie noch in Hell und ganz in Hellblau (Jeggings). Ich meine, sie sitzen gut, sind gerade mal 25 Franken.... Da bin ich doch blöd, wenn ich nein sage!

Schnell bei der Schwester durchgeklingelt und auch für sie etwas eingepackt. Ich bin nun mal so, denke vielleicht wirklich zu oft an andere Menschen.

Nun ja.... Es war ein Typ an der Kasse. Ich will nicht blöd tun und es hat auch nicht mit der Arbeit zu tun. Ein Mann kann gern im Verkauf arbeiten, wie auch eine Frau in einem Schreinerbetrieb tätig sein. Ich habe kein Problem mit diesem Rollentausch.

Es fühlt sich aber grauenhaft an, wenn ich an diese Kasse muss. Der soll nicht wissen, was ich da für eine Grösse ausgewählt habe (obwohl ich immer "schlanker" und "leichter" geschätzt werde), vor allem nicht, da ich eine Hose für meine Schwester dabei hatte, die einfach so was von riesig ist!

Ich biss die Zähne zusammen. Er war ganz nett und höflich.

Ich verkrampft und nuschelig.

Uah! Horror...

Ich war nicht wirklich in Flirtlaune gestern. Naja, bin ich ja sonst nicht, aber ich habe auch schon eher einen Blick gewagt. Gestern war ich mit Scheuklappen unterwegs, die gerade einmal einen Raum von 5 Zentimeter an Blickfeld zuliessen.

Es fühlt sich nicht so an, als würde ich jemals einen Mann in mein Leben lassen können. Zio ist auch seit ich mich erinnern kann, allein. Sind immerhin 25 Jahre.

Wie soll ich dieses Gefühl beschreiben.... Es ist genau wie dieser Gedanke und das Wissen, dass ich nie wirklich alt in diesem Leben werden werde.

Abends war ich fix und foxy. Es braucht schon eine Menge an Kraft und Energie, aus dem Haus zu gehen und sich in die Menschenmasse zu trauen. Schon nur der Gang zum Einkaufen bringt viel an Gedanken, Stimmen und Glaubenssätzen.

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