Sonntag, 17. Juni 2012

disziplin, zambrottagirlie!

Ich bin teilweise schon fast zu streng mit mir. Meine Anforderungen können sehr hoch gesteckt sein und ich denke, dieses Hin und Her wird hier oft klar sichtbar.

Den meisten Borderlinern, denen ich im Verlaufe meiner Therapien begegnet bin, geht es auch so. Ansonsten würden wir uns nicht ritzen und in sonstigen Süchten verlieren. Jede Sucht hat in meinen Augen etwa mit Kontrolle und Disziplin zu tun.

Bei mir fängt es schon beim Essen an. Egal, ob ich hungere oder schlinge, beides braucht sehr viel Disziplin und Willensstärke. Sei es so auch bei meinem Kauf- oder Ritzverhalten.

Ich war in der Sek eine echt gute Schülerin. Schrieb die besten Noten und musste kaum lernen. Bereits da hatte ich sehr hoche Ziele an mich selbst, war kaum  zufrieden mit meinen Leistungen.

In der Berufsschule ging es nicht mehr und so futterte ich mir etliche Kilos (so weit ich es im Kopf habe bestimmt zwischen 20 und 25) an.

Die letzten Tage waren wieder eher etwas unkontrolliert. Und da kommt mein sehr penibles Ich wieder zum Vorschein. Ich erlaube mir nicht viele solche Tage.

Morgen wird wieder richtig funktioniert.

Und im Moment ist es für mich halt der Robotermodus.

Anders gehe ich nur kaputt.

Ist mir heute klar geworden, mehr wird jedoch nicht gesagt. Nur so viel, dass ich mal wieder das Gefühl hatte, von Dingen und Geschehnissen aussen vor gehalten zu werden, nur, weil ich so bin, wie ich bin und Menschen darum das Gefühl haben, dass ich dann so reagieren muss, weil sie es anders nicht kennen.

Und dann doch wieder nicht. Man kann es mir nicht recht machen.

Daher wieder auf Sparflamme. Auf mich konzentrieren. Die Geschichten von anderen einfach an mir vorbei ziehen lassen. Ich bin ihnen gleichgültig, ich brauche einfach zu viel Energie für andere. Was habe ich schlussendlich davon?

Eben, meistens nichts. Darum wieder auf mich achten. Ich war etliche Jahre für andere da, hatte feinfühlige Sensoren, vieles wurde schon fast als Selbstverständlich hingenommen.

So hart es klingen mag und ich verlange dafür auch kein Verständnis: die letzten Wochen, in denen ich einfach nur auf mich geachtet habe, hart zu mir war, einen strengen Essplan hatte und mich nicht mit anderen ausgetauscht wie auch nichts anvertraut habe, ging es mir einfach um Welten besser, als seit wieder ein paar Tage.

Vielleicht ist es ein wenig klarer, wenn man sieht, wie ich alles immer mehr verliere. Mir gleitet alles aus den Händen. Meine Situation ist so was von "schwammig" und nicht real für mich. Da brauche ich diese harte Linie in meinem Leben. Um immerhin da das Gefühl haben zu können, dass ich es doch noch kann.

Mir ist der gefährliche Strudel bewusst. Vor allem, weil ich mich in einer Art und Weise "bestrafe", wenn ich es doch nicht schaffe, die mir nur zu bekannt und bewusst ist. Zwar greife ich nicht mehr so schnell und im Affekt zur Schere, und doch ist der Gedanke noch zu schnell im Kopf (für meinen Geschmack).

Aber ich habe meinen Weg eingesehen: alleine bin ich besser dran. Sobald ein Job an Land ist, werde ich die Therapie nicht mehr lange durchziehen. So lange, bis ich es alleine schaffe.

So wird es auch bei Bekannten aussehen in Zukunft. Abgesehen von meiner Familie. Denn da fühle ich mich im Moment einfach am Besten aufgehoben. Zum Glück habe ich sie. Ich habe mich schon oft gefragt, wo ich gelandet wäre, wenn es nicht so wäre, wie es eben ist. Es ist ein Halt. Ich fühle mich mehr oder weniger akzeptiert. Es gab auch Höhen und Tiefen, aber man muss auch bedenken, dass meine Eltern bis zu meinem 21. Lebensjahr nichts von meinem Ritzen und dem Borderline wussten.

Ich selbst wusste ja jahrelang nicht, was das ist.

Manchmal ist es mir lieber, ich wüsste es immer noch nicht.

Wie würde mein Leben jetzt wohl aussehen?

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