Samstag, 19. Dezember 2009

lakshim

Ich komme gerade vom Sofa an den PC. Hatte am Donnerstag eine Reportage aufgenommen, die ich nun endlich anschauen konnte.

Es geht um Lakshim, ein zweijähriges Mädchen aus Indien, welches mit einem angewachsenen Zwilling auf die Welt gekommen ist. Sie hat 4 Arme und 4 Beine. Es gibt eine Göttin in Indien mit der genau gleichen Anzahl an Gliedern. Lakshim wird daher vergöttert. Aber wenn man das Mädchen sieht, leidet man mit. Der zweite Zwilling ist genau an ihrem Becken angewachsen. Er hat einfach nur keinen Kopf. Er wird jedoch trotzdem mit Blut am Leben gehalten.

Ein Arzt sucht die Eltern auf und bringt ihnen näher, dass Lakshim unbedingt eine OP benötigt, um Überleben zu können. Obwohl sie ganz Indien vergöttert, entscheiden sich die Eltern für eine OP.

Ich war erleichtert über den Entscheid der Eltern. Die Operation verlief zum Glück gut und gegen Ende kamen mir sogar die Tränen. Am Montag kommt der zweite Teil der Reportage. Da Lakshim nun "normal" ist, wird sie verflucht und verteufelt.

Undlaublich, was Menschen teilweise an Aktionen bringen.

Wie auch der Vater eines weiteren Schicksalschlages. In der gleichen Reportage besucht der Arzt, welcher Lakshim operiert hat, eine weitere Familie. Diese haben Zwillinge auf die Welt gebracht, die am Kopf zusammengewachsen sind.

Der Vater verlangt Geld von allen Journalisten, die ein Bild oder Aufnahmen von ihnen machen wollen. Der Reporter fragt die 12-jährigen Mädchen, ob sie getrennt leben möchten? Sie bejahren. Gemäss der Reportage hat ein weiterer Arzt aus Indien eine kostenlose OP angeboten. Die Eltern haben diesen Vorschlag ausgeschlagen.

Während die Kinder davon erzählen, wieso und weshalb sie getrennt werden wollen, sitzen die Eltern daneben. Danach fragt der Reporten den Vater, wieso denn keine OP unternommen wird. Der meint flaksig: "Nein, nein, nein. Keine Antwort. Wenn es um die Erziehung und so geht, beantworte ich Fragen. Sonst nicht."

Ich war geschockt. Fassungslos. Wie können die eigenen Eltern dabei zuschauen, wie die Kinder sichtbar leiden? Es sogar dem Reporter erzählen?! Hat der Vater keine Gefühle? Kein Gewissen? Geht es nur um das Geld?! Klar, er kann sich dadurch (durch das Vermarkten der Story) einen besseren Unterhalt leisten. Aber muss das sein?! Die Mädchen tun mir einfach leid. Hoffentlich halten sie es durch, bis sie 18 und mündig sind. Falls das Gesetzt in Indien da gleich ist.

Sogar jetzt kann ich nur noch den Kopf schütteln. Wie kann man nur. Bei Lakshim hatte die Mutter vor ihrer Geburt einen Traum von dieser oben genannten Göttin. Da hatte ich schon fast befürchtet, dass sie die OP ebenfalls ausschlagen. War umso mehr erleichtert, dass sie dann doch zugestimmt haben. Die Familie war und ist arm. Hat aber nie Geld von den Besuchern verlangt.

Wie gefühlskalt manche Eltern sein können. Eine Schande zu dieser Zeit. Aber da kann man noch mehr Schande nennen. Lebensumstände, die einem erst bewusst werden, wenn man solche Reportagen sieht. Wir haben es einfach zu gut. Und meckern trotzdem.

Ehrlich? Ich schäme mich gerade gründlich in Grund und Boden : (.

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