Dienstag, 25. September 2012

wenn man nicht 80 werden will...

Heute ist mir etwas in der Pause rausgerutscht, bevor ich noch einmal darüber nachdenken konnte. Und die Reaktion war nicht wirklich die gewünschte, obwohl ich es noch abwenden konnte.
 
Heute war und ist einfach nicht mein Tag. Gleich nach dem Tippen ab ins Bett, zudecken und schlafen. Habe morgen einen Kurs.
 
Wir hatten es über mein Alter. Eine Mitarbeiterin hat mich gefragt. Wir waren nur zu dritt, aber die letzte Person war nicht wirklich die, die es eigentlich hätte mitbekommen sollen. Obwohl es auch irgendwie schon fast wieder makaber war, betreffend Thema Alter. Die Mitarbeiterin hatte sehr viel zu erzählen darüber in Sachen Eigenerfahrung und joa, hatte betroffene Personen sich gegenüber sitzen, ohne es zu merken...
 
Aber mehr dazu gibt es nicht. Ungewohnt, ich weiss :-).
 
Ich habe mein Alter genannt und wir kamen weiter darüber ins Gespräch. Plötzlich rutschte mir ein: "Puah, so alt möchte ich auch nicht werden."
 
Die Mitarbeiterin meinte sofort: "Zambrottagirlie! Muss ich mir Sorgen machen?" Ich schaffte es natürlich, die Sache abzuschwächen. Vor allem mit Sachen gesundheit. Das man sich glücklich schätzen kann, wenn man fit altern kann.
 
Aber es stimmt, was ich gesagt habe. Oft denke ich über das Alter und das Leben nach. Es gehört zu meiner Diagnose, klar. Aber ich will einfach nicht so alt werden. Es kackt mich jetzt schon an (entschuldigt mir diesen Ausdruck) und Fakt ist einfach: ich erwarte nicht mehr viel von meinem Leben. Ich gehe arbeiten, ja. Ich lebe mit meiner Familie, ja. Ich habe Freunde, ja. Aber irgendwie auch sehe ich mich nicht in der Zukunft.
 
Ich sehe mich nicht im fortgeschrittenen Alter. Da ist alles weg. Und ich bin der Überzeugung, dass ich nicht alt werde. Nennt es Gefühl, nennt es Intuition. Aber so fühlt es sich an.
 
Es hat nicht mit depressiven Schüben zu tun. Das Gefühl ist auch da, wenn ich meine guten Momente und Tage habe. Nur war der heutige nicht so.
 
Mein Projekt wird in Angriff genommen. Geht früher los, als gedacht. Es wird viel Geld benötigt und ich muss schauen, wie ich das alles packe. Vor allem brauche ich diesen Job. Zum Glück gefällt er mir und ich mache ihn im Grunde gerne.
 
Nur: ich darf mir keine Illusionen machen. Man kann nicht sagen, wie es später aussehen wird. Ausserdem bin ich noch jung und es gibt Frauen, die haben im Verlauf ihres weiteren Lebens weitere Schübe, in denen die Haare... ihr wisst schon was.
 
Und ich habe echt keinen Bock darauf. Meine Mutter hat heute gemeint, ob sich denn dies alles lohnen würde. Klar, man muss positiv denken und ich bin schon nur froh, wenn ich meine Haare locker zusammenbinden kann und nicht jeden Tag mit diesem Anblick bestraft werde. Und doch ist meine Angst, dass es einfach nie wieder normal aussehen wird. Und ich muss mir bewusst sein, dass genau dies der Fall sein wird: nie wieder offene Haare. Aber zumindest mal das Haupthaar nach hinten frisieren... Ach, nicht zu viel darüber grübeln. Ich kann es jetzt noch nicht sagen oder etwas beeinflussen, akzeptieren, abspeichern und basta.
 
Mir ist es bewusst, löst dieses Projekt kaum weitere Probleme von mir. Aber ich habe Mutter auch klar gesagt, dass ich es vielleicht auch anders sehen würde, wenn da nicht all die anderen Probleme wären. Die ewige Stellensuche, die Diagnose, mein Selbsthass und Selbstwertgefühl mein Leben insgesamt.
 
Ich finde einfach, dass ich recht viel mitgemacht habe und es einfach nicht mehr geht. Ich fühle mich wertlos und möchte einfach auch ein wenig von meinem Leben haben. Ein klein wenig zurück von dem, was ich eigentlich für mich vorgesehen habe.
 
Nach dem Termin ging es mir nicht wirklich gut. Ich hatte grosse Lust, zu essen und mir selbst weh zu tun. Essen habe ich sein lassen, ich möchte nicht, dass mein neues Auto nach Fastfood oder so stinkt (immerhin etwas Gutes... :-)). Schneiden muss ich sein lassen. Ansonsten finde ich niemals aus diesem Strudel, der wieder zu beginnen scheint.
 
Es geht einfach auch um die Arbeit. Klar, ich habe jetzt welche. Aber frage mich oft, wo ich stehen würde, wenn es anders gelaufen wäre. Wenn ich nicht immer diese Finanzen etc. im Kopf haben müsste. Fünf Tage die Woche arbeiten. Einfach ein normales Leben als 25 jährige, junge, gesunde Frau führen würde.
 
Es kann sich dann schnell alles sammeln.
 
Weiter ging es in Sachen Männer. Ich komme einfach zum Schluss, dass es nicht geht. Es ist für mich abgeschlossen, bevor es begonnen hat. Und nein, ich finde es nicht lustig und ich meine es auch nicht trotzig. Ich meine es ernst. Es ist besser so. Ausserdem habe ich keine Lust mehr, ständig meine Glaubenssätze aufschreiben und analysieren zu müssen. Ich habe es irgendwie satt, jedes Mal daran erinnert zu werden, dass ich doch einen an der Klatsche habe.
 
Männer ist im Moment einfach ein wenig heikel. Vor allem, weil ich überall mit einer Sache konfrontiert werde, die man falsch verstehen könnte. Vielleicht kennt ihr das auch: zu viele Zufälle können einem ganz falsche Signale senden.
 
Wie, wenn man mit Scheidung "liebäugelt" und überall davon gesprochen wird. Oder man sich vom Partner getrennt hat und überall treten Leute dazu auf. Oder man vergeben ist und sich doch für einen anderen Menschen im Umfeld interessiert. Und überall sprechen Frauen und Männer darüber.
 
Man kann es schnell falsch verstehen. Und bei mir sind es im Moment zu viele "Zufälle" zu einem bestimmten Thema. Aber ich weiss, dass es Unsinn ist. Einfach abschalten.

Und ja, die Aussage meiner Cousine stresst mich immer noch (wann bringst du mal jemanden mit, zambrottagirlie? Bist ja auch schon 25 und kein Freund an deiner Seite?!). Grosi war am Wochenende auch keine Hilfe. Sie hat es bestimmt nicht böse gemeint, aber als ich ihr vom Spruch erzählt habe, meinte sie, dass jeder selbst entscheiden würde, ob er alleine leben wolle oder nicht. Und wenn ich dies so wolle, sei es doch meine Sache.

Fakt ist: ich will es ja eigentlich nicht. Aber Grosi weiss es nicht, ich gebe das kaum jemand gegenüber zu. Ich verüble es ihr nicht. Gegen aussen spiele ich natürlich den coolen Single. Und irgendwie ist es doch besser so ohne Partner, wenn man sich meine Person, mein Verhalten, meine Diagnose etc. insgesamt anschaut.
 
Ich hoffe einfach, dass ich irgendwann dasitzen und sagen kann, dass es eine schwere Zeit war, die mir viel gelehrt hat und doch weiterhin stark gehalten hat für die Zukunft. Ich weiss, ich werde mich nie für einen endgültigen Schritt "ermutigen" können, dafür habe ich zu viel Angst vor den Konsequenzen. Und mir ist bewusst, dass mir meine Leistungen in der letzten Zeit bewusster sind, als ich in schlechten Phasen wahrhaben will.
 
Ich weiss, was ich geschafft habe. Und ich weiss, dass ich es auch weiterhin schaffen werde. Aber gegen diese lähmenden Gedanken und dieses Gefühl des Versagens kann ich einfach nichts machen. Darum schreibe ich hier darüber.
 
Damit ich mich davon distanzieren kann.
 
Und mich doch äussern kann, so, wie es in meinen Augen sein sollte. Ich habe sowieso das Gefühl, eher mit der Therapeutin so zu sprechen (frei von der Leber), als ständig meine Glaubenssätze bearbeiten und analysieren zu müssen.
 
Eine Therapiepause ist keine gute Idee. Ich weiss, dass ich mich nie wieder in Behandlung geben werde, wenn ich jetzt aufhöre. Im nächsten Leben werde ich mich daran erinnern, sollte ich mich wieder zwischen Job oder Klinik bzw. Gesundheit entscheiden müssen.

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