Dienstag, 21. Februar 2012

geschichten aus dem zug

Es gibt Tage, da ist das Verlassen des Hauses eine riesen Aufgabe für mich. Hängt vieles mit meinem Selbstwert, meinem Selbstbild und dem Selbsthass zusammen. Ihr wisst schon, was ich meine. Ich gehe dann einfach nicht gerne unter Leute. Ich möchte nicht in eine Masse eintauchen und irgendwie auch niemandem begegnen.

Umso besser, falle ich nicht so auf. Ein Problem weniger.

Und doch gibt es Tage, an denen einfach alles irgendwie komisch erscheint.  Heute zum Beispiel habe ich mich einigermassen "ok" gefunden. Und das will nach über sechs Monaten viel heissen. Nicht hübsch, aber doch ganz ansehnlich. Abgesehen von den Haaren *schnarch*.

Ich habe mich sogar stärker geschminkt. Wobei ich es nie übertreibe. Aber ich möchte experimenteller werden. Ich finde, ich schminke mich ganz okay. Mal natürlich, mal gewagt mit Eyeliner und mal einfach so nach Lust und Laune.

Heute habe ich mein Lid braun grundiert und mit dunkelblau betont. Stark die Wimpern getuscht und sah sogar mit Brille okay aus. Angezogen fand ich mich dann auch so ganz "okay".

Im Zug fing es dann schon an. Ein Kontrolleur machte seine Runde und ich war sehr erstaunt. Und irgendwie erfreut. Denn oft habe ich ein Ticket gelöst und mir im Nachhinein gedacht, dass ich auch schwarz hätte fahren können. Und wenn man im Monat fast zehn Mal nach Zürich und weiter muss, würde das sich schon rendieren! Immerhin sind das um die 150 Franken!

Aber ich bin anständig und löse jedes Mal. Und es ist auch richtig, werden Kontrollen durch geführt. Da bringen all die Preiserhöhungen nichts. Eher soll man Schwarzfahrer prellen.

Jedenfalls gab es eine Dame, die zum Kontrolleur ganz schnippisch meinte: "Kommen Sie nun jeden Tag?" Er ganz locker: "365 Tage im Jahr." Sie: "Sie sehen mich jeden Tag und kontrollieren mich jedes Mal. Sie könnten sich das merken und einfach weitergehen. Das stört."

Ich konnte nur noch den Kopf schütteln. Er macht auch nur seine Arbeit. Und es ist richtig so, dass er alle kontrolliert. Soll sich mal nicht so aufregen, diese Frau. Egal, was dieser Kontrolleur macht, eine Person wird sich immer unfair behandelt fühlen.

Als ich am Hauptbahnhof in Zürich auf meinen Verbindungszug wartete, fiel mir ein Typ auf. Er guckte schon häufig und ich wurde nervös. Einerseits, weil ich es mir nicht gewohnt bin und andererseits, weil dann meine Gedanken im Kopf zu rennen scheinen. Und es sind keine netten Kommentare, die mir mein eigenes Ich zuwirft. Und das kann ich einfach nicht ab. Ich merke dann immer, wie ich mich unwohl fühle, verkrampfe, anspanne und dann total distanziert und kühl werde. Meine Haltung spricht totale Abwehr aus.

Da ich keine zwei Stationen mit dem Zug habe, bleibe ich meistens vorne bei den Türen stehen. Das gleiche tat der Typ und gaffte weiterhin. Ich wurde immer nervöser und stellte mir das Horrorszenarie schon vor, wenn er mich ansprechen würde.

Tat er dann zum Glück nicht :-). Er war sowieso nicht so wirlklich mein Typ. Der Kurs danach fand ich toll, die Gruppe gefällt mir immer besser. Ich konnte der Frau (nebst mir und der Leiterin die einzige) helfen und das macht mir immer Spass.

Bei der Rückfahrt gab es dann eine Plaudertasche. Sie sprach so laut (und meine Batterie beim IPod war leider leer) am Telefon, dass man fast gewzungen war, mitzuhören. Ich konnte es echt nicht glauben und fasse es einfach immer wieder nicht, wie man Privates in der Öffentlichkeit so laut durch ein ganzes Zugabteil verbreiten kann.

Zugfahren.... Immer wieder spannend. Jeder Tag ist anders und man kann es nicht beeinflussen. Teilweise skurril, teilweise nervig, teilweise spannend und dann bekommt man einfach wieder Geschichten aus dem Leben mit.

Ach ja: beim Durchblättern einer Gratiszeitung bin ich auf eine Ex-Miss-Molly Kandidatin gestossen. Wir waren bei dieser Runde gemeinsam unterwegs.... Erinnerungen, in denen ich mich noch total okay fand und im Reinen mit mir war.

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