Sonntag, 5. Februar 2012

einfach mal wieder glücklich sein

Mir ist schon klar und bewusst, muss ich meinen Gefühlszustand auch hier selbst und aus eigener Kraft irgendwie "heben" können. Ich sollte mich an dem erfreuen, was um mich herum ist. Wie seastorm einmal gesagt hat, auch an ganz kleinen Dingen.

Und ich glaube, unbewusst tue ich es schon. Nur kommt das Gefühl nicht wirklich mit durch, weil.... naja, warum eigentlich? Irgendwie passt es nicht zur aktuellen Stimmung und ich spüre mich ja selbst kaum noch. Sei es positiv, wie auch negativ. Ich funktioniere einfach. Und um ehrlich zu sein, gefällt mir dieser Umstand "eigentlich" ganz gut. Lieber so, als total negative Gedanken, die mich einfach nur noch weiter nach unten ziehen. Wenn es nicht so wäre, würde ich es nicht Tag für Tag aufs neue versuchen, aufstehen und meine Arbeiten und den Alltag bewältigen.

Es sind einfach immer wieder kleine Fragen, die in ungeschützten Sekunden auftauchen. Dann frage ich mich, warum ich allein bin, warum sich kein Mann für mich interessiert und schliesse daraus, dass ich wirklich so hässlich und unscheinbar bin, wie ich mich fühle. Ich gehe dann weiter auf mein Äusseres, verfluche meine Haare, mein Gesicht, meine Statur, meine Diagnose, wie alles besser wäre ohne all das, mein Umfeld und und und. Schlussendlich bin ich dann jedes Mal überzeugt, dass ich (und mich) eh kein Typ will, alle oberflächlich sind und alle anderen Frauen Glück haben, nur ich nicht. Jede andere angeschlagene Frau (sei es psychisch oder physisch) erlebt eine Beziehung. Was ist so anders an mir? Bin ich wirklich so kalt? Wirke ich echt so distanziert auf andere? So unscheinbar? So hässlich?

Tja, ich gehe dann zu Bett, schlafe ein und am nächsten Tag geht es irgendwie. Bis ich wieder raus unter Leute  muss (Ausgang ist für mich purer Horror (ihr wisst ja, warum --> mein Selbstbild, Selbstvertrauen, Selbsthass)!), etwas im Fernsehen sehe oder mir mal wieder jemand von seiner Beziehung berichtet, ich Päärchen oder eine Frau, die sich im Zug an die starke Schulter ihres Freundes lehnt, sehe oder so.

Ich habe mich anfangs Woche mal gefragt, wann mir mein Leben aus meinen Händen so entglitten ist. Ich finde keine Antwort darauf. Es fühlt sich im Moment schwierig an und jedes Mal nach meinem Bewerbungstag bin ich in einem Tief. Ich frage mich dann ernsthaft, ob ich jemals wieder arbeiten werden kann und alles so packe, wie ich es möchte. Und da dieser Kurs stattfindet, habe ich gratis einen weiteren Blues an Dienstag- und Freitagnachmittag.

Äusserlich merkt man mir nicht viel an. Ich bin ein ruhiger Mensch, lasse mir ungerne in die Karten schauen. Und doch schmerzt es, wenn man anscheinend einfach in der Masse "verschwindet". Auf der anderen Seite bin ich froh darüber, obwohl ich sofort verunsichert bin, wenn mal wieder ein Typ starrt.

Und wie so oft wünsche ich mir in diesen Momenten eine starke Schulter herbei. Jemand, der mich sagt, wie sehr er mich mag, egal, wie ich aussehe. Und so peinlich es mir ist, so ungern gebe ich es zu. Klar, mir ist bewusst, empfinden Menschen um mich herum irgendwie etwas in der Art, obwohl ich es innerlich vehement verneine (gehört zu meiner Diagnose). Es ist schon fast absurd, denn ich bin eigentlich immer andere Ansicht: ich brauche keinen Mann, der mir Bestätigung gibt, und doch sehne ich mit nach genau oben genannten Worten von einem Mann. Klingt doof, oder?

Einfach jemand, der Schutz ausstrahlt. Mich in den Arm nimmt und fest an seine starke Brust drückt. Mich auffängt. Mich hält. Der mir einfach sagt, dass ich okay so bin, wie ich eben bin. Nicht hässlich. Nicht unscheinbar. Nicht weniger wert und doch nicht so anders, wie alle anderen. Dass auch ich das kann. Nähe zulassen. Vertrauen aufbauen und Zeit mit einem Mann verbringen.

Ich weiss nicht, ob man mir ganz folgen kann.

Fakt ist einfach: gestern habe ich plötzlich auflachen müssen. Ich habe mich gefragt, wann ich das letzte Mal so richtig glücklich war. Ich meine richtig, richtig, richtig und rundum glücklich. Ab und zu gibt es Sequenzen in einem Tag, da fühle ich mich gut und mehr oder weniger "okay".

Aber ich spreche hier von einem Hoch. Von einem guten Körpergefühl. Von Tagen ohne Gedanken, Selbstzweifeln und Gefühlen, die mich nur durcheinander bringen.

Die Antwort war schnell da: das letzte Mal habe ich mich in Italien so wohl gefühlt.

Ich war auch da allein, aber ich hatte keine üblen Gedanken, Gefühle oder weiss ich was. Klar, auch dort gab es mal kleinere Einbrüche (Hochzeit und Geburtstagsabend an denen ich mich ganz alleine und einsam auf dieser Welt gefühlt habe, aber ich  mag solche Feste ja sowieso nicht), aber irgendwie ging es mir gut. Es gab sogar drei Tage in zwei Monaten, an denen ich mich richtig hübsch fand. Meine Haare waren mir die meiste Zeit lang egal. Mein Körper auch. Ich machte einfach, wonach mir war. Ich fühlte mich saugut und hätte den ganzen Tag einfach den Wellen zuschauen können.

Ich weiss nicht, woran es liegt. Ich sehe nicht Italien als meine Heimat an. Aber vielleicht als Fluchtort. Ich habe funktionieren können. Es ging alles reibungslos. Vielleicht liegt es auch ein wenig daran. Mir ist bewusst, dort unten verdiene ich nicht und wenn ich dieses Jahr wieder für ein paar Monate die Schweiz verlasse, verbessert es meine Arbeitssituation auch nicht. Ich habe nur noch eine grössere Lücke in meinem Lebenslauf. Wobei ich mir da natürlich etwas einfallen lassen würde.

Ich glaube, hauptsächlich liegt es dort daran, dass mir egal ist, was die Menschen denken. Ich gehe einmal im Jahr runter und kein Mensch erinnert sich an mich und man wird sich wohl kaum so schnell wieder über den Weg laufen. Dort besteht für mich kein Leistungsdruck. Ich gehe zwar auch unter Menschen, aber die sind mir irgendwie so was von egal. Ich glaube echt, das ist einer der Hauptgründe. Und einfach diese Ruhe und dieser Frieden. Dass Gedanken und Gefühle doch übereinstimmen können.

Und ja, ich sehne mir im Moment einfach zwei, drei Tage am Meer herbei. Wie ich da sitze, dem Rauschen zuhöre und in den weiten Horizont rausschaue.

Und sich mir dieses Bild gibt:


Dieser Strand liegt in Torre del' Orso.

Dieses Weekend war ich hauptsächlich zu Hause. Ich bin bei meinem eigenen Krimi fast bei Seite 140 von 369 angelangt. Ich hatte anfangs ganz viele Zweifel (ich finde immer, die ersten Zeilen eines von mir selbst geschriebenen Romans klingen so "kindisch", wenn man nach dem Beenden von vorne beginnt --> ich glaube jedoch, das geht den meisten Menschen so). Ich bin erstaunt und fühle mich auch irgendwie stolz. Es hat bis jetzt alles seine Logik und eine gewisse Spannung ist auch da. Das Privatleben der Ermittler wird doch gut sichtbar und die Dialoge sind auch viel "professioneller" als ich befürchtet habe. Teilweise muss ich echt über meine Wortwahl stutzen (also im positiven Sinn!) und Sätze klingen so, als würde ich jahrelang nichts anderes als das Schreiben machen. Ich hoffe echt, dass ich  mit diesem Krimi weiter komme. Es wäre zu schade um die Arbeit, die investierte Zeit, das Geschriebene und auch das Talent (ja, ich erlaube mir jetzt einfach, so selbstsicher zu sein :-)).

2 Kommentare:

  1. liebe zambrottagirlie, ich kann mir gut vorstellen, dass dir das fehlt, dich mal wieder glücklich zu fühlen. ist auch klar, wenn du immer wieder so viel einstecken musst. ich wünschte dir so sehr, dass du mal wieder einen erfolg erleben würdest, einen job bekommen würdest. noch viel intensiver wäre es natürlich, wenn du einen partner finden würdest. aber es geht auch anders. ich habe ja auch praktisch nie einen partner und übrigens dieselben gedanken. auch ich habe meine krisenzeiten, weil ich halt nicht nur immer single, sondern auch sonst noch sehr viel alleine bin, ich mache praktisch alles alleine, inklusive dem studium. nicht mal da habe ich leute gefunden, um mich mit ihnen auszutauschen, auch da bin ich der einzelgänger. das ist manchmal ganz schön hart. immer alles alleine durchzuziehen, das braucht enorm kraft und dann kommt man eben in diesen zustand, wie du ihn beschreibst, man funktioniert einfach nur noch. bis dann eines tages mal wieder ein erlebnis kommt, sei es ein ausgiebiges gespräch mit einer interessanten person, ein kompliment, eine berührung, ein paar worte oder was auch immer. das einen dann daran erinnert, dass man doch eigentlich lebt und dass da noch so viel mehr wäre als nur zu funktionieren...
    im moment habe ich gerade eine gute zeit. ich habe mich positiv gepolt und das funktioniert gerade gut. klar pusht mich jetzt gerade das gut laufende praktikum. während des semesters muss ich dann an dieser positiv-polung festhalten, damit ich nicht wieder in ein loch falle, wenn ich stundenlang zu hause lerne und wenn ich mal zeit habe, feststelle, dass da gar niemand ist, der was mit mir unternehmen würde. oder wie du es sagst, an solchen festtagen (geburtstag etc.), da wird einem noch schmerzlicher bewusst, wenn man alleine ist. aber eben, diese gedanken gilt es zu verdrängen und sie durch positive zu ersezten. aber ich verstehe sehr gut, dass du dazu jetzt endlich mal ein erfolgserlebnis, egal in welcher hinsicht, brauchen würdest, damit du wieder mal das leben richtig spürst!

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    1. Hallo Seastorm

      Danke dir für deinen lieben Kommentar und deine ehrlichen Worte. Ich habe mich über deine Glückwünsche und deine Anteilnahme sehr gefreut.

      Ich bin eigentlich fast auch zu einem Einzelgänger geworden. Und wie du sagst: es geht phasenweise echt gut damit, man muss "auf niemanden acht" nehmen und auch keinem Rechenschaft schulden. Auch ich habe nicht wirklich viele Freunde, denen ich alles erzähle. Eine beste Freundin, zwei sehr gute Kolleginnen, zwei Freundinnen nebenbei und danach kommt lange nichts, abgesehen von Schulbekanntschaften oder so. Es wird da alles eher oberflächlich gehalten.

      Dann verstehst du meine Gedanken ganz gut in Punkto Partnerschaft. Auch da bin ich hin- und hergerissen. Und ich denke, dass auch dir viele Menschen sagen, dass sie nicht verstehen können, dass du Single bist. Ich will dir da nicht reinreden, aber ich habe dich auf einem Foto gesehen und du siehst echt sehr gut aus. Von deinem Blog her bekomme ich sehr viel von deiner Persönlichkeit mit und du scheinst echt sehr sympathisch. Da fragt man sich einfach, warum es bei solchen Menschen nicht klappt. Aber vielleicht muss es auch solche "Arten" geben, mein Zio zum Beispiel ist auch seit über 25 Jahren allein.

      Positive Einstellung ist wichtig und auch ich hatte nach meinen Sommerferien ein hoch. Aber irgendwie stumpfe ich immer so schnell ab. Wahrscheinlich, weil ich vorsichtig bin und dem Leben nicht mehr so zuversichtlich gegenüber eingestimmt bin. Aber das kann man mir bei meinen Erfahrungen in den letzten Jahren nicht verübeln. Ich hoffe einfach, dass ich bald wieder sicherer durch das für mich vorgesehen Schicksal laufe und es immer besser akzeptieren kann.

      Ist schön, wenn man das Gefühl hat, dass man doch irgendwie verstanden wird. Ich habe nämlich immer Angst, dass ich mich unklar ausdrücke und gleichzeitig stets das Bedürfnis habe, mich rechtfertigen zu müssen. Und das nur wegen einer Diagnose auf einem Blatt Papier. Eine Diagnose, in der ich nicht einmal alle Muster erfülle. Ich müsste damit echt lockerer umgehen.

      Aber das ist ein anderes Thema :-).

      Einen schönen Abend und noch eine tolle restliche Zeit deines Praktikums! Freue mich für dich, hast du gute Erfahrungen machen können, denn das motiviert, das Studium weiter zu führen, egal, wie hart es noch werden wird.

      Lieben Gruss
      zambrottagirlie

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