Donnerstag, 5. April 2012

das stille leiden libyscher frauen

Einmal mehr wurde mir am Montagabend bewusst, wie gut ich in der Schweiz als Frau mein Leben gestalten und auch dementsprechend ausleben kann. Ich kann meine eigenen vier Wände verlassen und zurückkehren, wenn mir danach ist. Ich kann unter Menschen, kann mich kleiden wie ich will, meine eigene Meinung vertreten, arbeiten, Freunde treffen... und vor allem habe ich etwas, dass für ein erfülltes Leben grundlegend ist: Freiheit.

Auf Extra lief am Montagabend nach 22.15 Uhr eine Reportage über Frauen in Libyen und wie sie immer wieder von ihrem "Führer" (ich nehme diesen Namen nicht in den Mund, zu abscheulich finde ich seine Schandtaten) vergewaltigt, gedemütigt und vernichtet wurden.

Krass, wie wenig an Wert eine Frau in gewissen Ländern zu haben scheint. Da wird das Vieh noch besser behütet, als das Geschlecht, welches die Kinder und die Zukunft dieser Erde auf die Welt bringt!

Immer wieder schätze ich mich glücklich, bin ich so offen und frei erzogen worden. Ich habe meine Moral, meine Ehre und meinen Kodex. Und doch darf ich immer noch frei entscheiden, wie ich mein Leben gestalten will. Ich kann mich in meiner Umgebung bewegen und muss nicht Angst haben, dass hinter jeder Ecke eine Gefahr auf mich wartet (sei es sexuelle Nötigungen oder Gewalt jeglicher Art). Klar, in den Zeitungen hört man selbst aus der Schweiz viele Sachen, die einem das Blut in den Adern gefrieren lassen, aber doch zähle ich unser Land zu einem eher etwas sicherem Pflaster dieser Welt.

Es geht mir hauptsächlich auch um die Entscheidungsfreiheit und die Gleichberechtigung der Frau. Ich war schon immer gegen diese Unterschiede zwischen Mann und Frau. Was unterscheidet uns schon, abgesehen von Charakter und Vorlieben? Geht es hier wirklich nur um das Geschlecht? Ich bin emanzipiert und doch bin ich der Meinung, dass mein Mann arbeiten gehen soll, wenn Kinder im Haushalt anstehen. Wobei ich natürlich auch ganz offen wäre, wenn er Hausmann spielen will. Ich habe da gar kein Problem mit.

Schlussendlich bleibt es in meinen Augen immer Sache der Erziehung. Meine Eltern haben nie gesagt, dass wir nicht rauchen oder Alkohl konsumieren dürfen. Sie haben uns nur von ihren Erfahrungen erzählt und davon, wie sie vom Rauchen losgekommen sind. Und doch rauche ich nicht, nehme ich keine Drogen, bin tolerant und trinke kaum Alkohol.

Aber irgendwo hört auch bei mir der Spass auf. Bei solchen grausamen Geschichten, wie ich sie mir am Montagabend anhören musste, kenne ich keine Toleranz und kein Verständnis mehr.

Und das in der heutigen Zeit!

Einfach nur zum Kopf schütteln... Es hat mich erschüttert. Am Dienstagnachmittag habe ich lange mit Pupa darüber geredet, diskutiert und mich mit ihr über solche Umstände aufgeregt. Das kann und darf so nicht sein, nicht im Hier und Jetzt!

Solchen Männern müsste einem nach dem anderen das Geschlechtsteil abgehackt werden, man müsste sie foltern und quälen. Und doch würden sie nur ansatzweise die Schmerzen empfinden, welche die Frauen unfreiwillig durchmachen müssen. Die physischen Schrammen werden verblassen, das seelische Leiden jedoch bleibt ein Leben lang. Etwas, dass man nie heilen kann. Nicht solche Geschichten.

Eine Frau, die in solchen Kulturen vergewaltigt wird, hat keinen Wert mehr in der Gesellschaft. So absurd es klingt, in diesen Religionen und Kreisen gilt sie dann als geschändet. Niemand will ihre Geschichte hören und wie es dazu kam (nämlich, dass sie dazu gezwungen wurde!).... Nein, sie ist einfach noch wertloser, als sonst schon zuvor.

Grauenhaft, einfach nur grauenhaft. Und doch bin ich auch da zweigeteilter Meinung. Mit meiner Schwester komme ich bei der deutschen Geschichte und Hitler immer zur gleichen Diskussion. Ich kann irgendwie verstehen, hatten viele Deutsche Angst um ihr eigenes Leben und das ihrer Familie. Notgedrungen mussten sie mit einem Führer gleicher Meinung sein, obwohl sie es tief im Herzen nicht wahren. Ich weiss nicht, ob ich nicht auch gleich gehandelt hätte. Um meiner Familie Frieden Willen. Meine Schwester ist da radikal und kann es nicht verstehen.

So geht es mir auch den Männern dieser Kulturen. Es besteht da ein Staatsoberhaupt, gegen das man einfach nichts machen kann. Man lebt ständig in Gefahr, getötet zu werden. Und das nur, weil man seine Meinung äussert und gegen den Strom fliessen will. Ich denke schon, dass in einem solchen Land schnell Personen mundtot gemacht werden, die zur Gefahr werden könnten. Und ich glaube auch, dass viele in der Armee tätig waren, die mit diesem Hirni nichts anzufangen wussten und tief im Herzen gegen ihn und seine Methoden waren. Nur auszusprechen hat es sich niemand gewagt.

Und oft weiss man nicht, wie viele Menschen die Augen vor der Tatsache verschlossen haben, dass genau dieser Hirni eine Frau und Jugendliche nach der anderen vergewaltigt und der Seele beraubt hat. Ich bin und bleibe zweigeteilt. Die Wut jedoch überwiegt.

Ich weiss nicht, ob man das jetzt in den gleichen Topf werfen darf. Aber oft ist es schade um die Schönheit der Natur und der Landschaften eines Landes, wenn man dahin reist und von solchen Vorfällen weiss. Man wird früher oder später mit der Kultur in Berührung kommen und muss sich damit auseinandersetzen.

Ein vielleicht etwas harmloserer Vergleich, aber so geht es mir jedes Jahr, wenn ich nach Apulien gehe. Eine Region, die einfach vor Schönheit nur so strotzt. Leckere Früchte, leckeres Gemüse, leckeres Essen, offene Menschen, la dolce vita, schöne Kirchen, traumhafte Strände, Meeresbuchten und sauberes Wasser.

Und doch: Süditalien ist von Armut geprägt, was man vom Norden nicht behaupten kann und einem im ersten Moment auch nicht auf diese Art und Weise bewusst ist.

Ich denke, man erkennt, was ich mit diesem Vergleich aussprechen will.

2 Kommentare:

  1. Ich kann es auch nicht verstehen, wie in meist arabischen Kulturen mit Frauen umgegangen wird. Das ist einfach unmenschlich und das hat für mich nicht mehr mit der Kultur zu tun und dass ich deren Kultur nicht verstehe oder sowas. Ich hatte auch schon Reportagen gesehen, da wurde mir schlecht, wenn ich das sah. Es ist eine absolute Katastrophe, was in Teilen dieser Welt abgeht.
    Was übrigens solche Machttypen wie Hitler anbelangt, da bin ich sicher, dass es jeweils auch viel ausmacht, dass es wie so einen Strom gibt, also dass gewisse Menschen mit ihm sympathisieren und sich dann so eine Gruppendynamik entwickelt. Das kann man ja im Kleinen beobachten wenn z. B. Kinder jemanden in der Primarschule mobben. Da kann es sein, dass ein paar anfangen und anderen machen dann mit und irgendwann machen alle mit, weil sie ja sich nicht zum Mobbingopfer bekennen wollen und dann sind sie so darin gefangen, dass ihnen nicht mehr bewusst ist, was sie tun. Sie haben sogar in dem Moment das Gefühl, es sei richtig. Ich habe schon ein Video gesehen, da hatten solche Mobber (wohlgemerkt Kinder in der Primarschule), darunter auch viele Mädchen, gesagt, dass es ihnen Spass gemacht habe, das eine Mädchen zu mobben.
    Die Dynamiken, die entstehen können, die Macht, die eine einzige Person ausüben kann, das ist enorm. Es gibt auch einen Film, "Das Experiment" heisst er, glaube ich. Das wurde echt durchgeführt. Da hat man Freiwillige genommen und dann wurden sie in Gefangene und Wärter eingeteilt. Dann mussten sie in ein Gefängnis und eben in diesen Rollen. Das ist total ausgeartet. Gib den Menschen Macht und du erkennst ihren Charakter!
    Es war für mich auch eindrücklich, als ich weitergemacht habe im Militär. Als wir zu Unteroffizieren ausgebildet wurden, hatten wir einmal sozusagen ein Prakti in der Rekrutenschule, also wir sollten mit den Rekruten eben die Ausbildung machen. Da haben die einen von uns schon angefangen, die Rekruten ein bisschen zu schikanieren, also sie Liegestütze machen lassen, wenn was falsch war oder ähnliches.
    Ich sage dir, viele Menschen, die z. B. "Das Experiment" schauen, denken, nein, ich wäre nie so ein Wärter, ich würde meine Position nicht ausnützen etc. Aber ich glaube, es gibt eben schon eine dunkle Seite in den Menschen und wenn es spezielle Umstände gibt, man irgendwo reingerät, dann kann diese dunkle Seite zum Vorschein kommen und auch wenn wir denken, wir seien nicht so, das weiss man nie. Man weiss nie, wie man unter gewissen Umständen reagieren würde...

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Danke für deinen tollen Kommentar, seastorm. Ich denke auch, dass da dieser Gruppenzwang auch ein Teil ausmacht. Wir haben in der Schule mal "Die Welle" angeschaut, ich glaube, da geht es irgendwie fast um "Das Experiment". Kann das sein? Ich weiss nur, dass ich erschüttert war, wie schnell Menschen in eine Position reinwachsen und diese scheinbar ausnutzen können.

      Ich stimme dir da voll zu, dass jeder Mensch eine dunkle Seite in sich trägt. Und ich selbst kann nicht beurteilen, wie ich mich da verhalten würde.

      Ich bin zum Beispiel nie gemobbt worden. In unserer Klasse gab es in der Sek jedoch eine, die nicht sonderlich beliebt war. Ich habe sie nie angegriffen (sei es wörtlich oder tätlich), aber ich selbst habe bemerkt, wie ich Abstand zu ihr genommen und nicht mehr Zeit als nötig mit ihr verbracht habe. Und das nur, weil es die Klasse auch gemacht hat.

      Eindrücklich, wie du das erzählst und vor allem, was du da erzählst.

      Und doch hatten wir in der Berufsschule die deutsche Geschichte sehr intensiv durchgenommen. Klar, auch da spielt der Gruppenzwang und diese Bewegung mit. Es ist eine starke Persönlichkeit, man will stolz auf sein Land sein und merkt den Respekt der umliegenden Länder. Immer mehr schliessen sich an, also muss etwas an der Theorie des Führers stimmen. Und doch denke ich, dass viele Menschen früher oder später dazu gezwungen waren, auf dieser Welle mitzuschwimmen. Es ging bei denen schlussendlich nur ums Überleben.

      Ich hoffe einfach, nie Umstände solcher Art in meinem Leben mitmaachen zu müssen. Aber in der heutigen Zeit ist (leider) alles möglich und nicht vorausschaubar.

      Löschen