Montag, 24. Juli 2017

veränderungen festgestellt

In Sachen Körper habe ich letzte Woche wieder viele Veränderungen festgestellt. Und ja, einerseits stimmen sie mich glücklich, andererseits auch ein wenig... ängstlich nicht, aber natürlich führt es mir viel an falschem Verhalten meinerseits vor Augen.
 
Ich stehe irgendwie im Zwiespalt. Ich war schon immer mollig und ich weiss, dass ich es immer sein werde. Schon nur von den Genen her. Ich kenne mich nur fülliger. Und ich war trotzdem immer sehr individuell und modern gekleidet. Ich habe meinen Stil. Mal mag ich es romantischer, dann bin ich wieder rockig und wieder weiss ich wie elegant oder sportlicher unterwegs. Für diese Woche hängen wieder alles mögliche an Outfits an meinem Schrank. Heute zum Beispiel trage ich ein sehr schönes Kleid in Petrol. Für morgen habe ich meinen Jumpsuit aus Jeans parat und am Mittwoch wird es wieder mal ein Top mit einem Tüllrock, welchen ich auf Taille trage. An meinem Kleidungsstil hat mein Gewicht(sverlust) nichts verändert.
 
Als Teenager wog ich bei einer Grösse von 175 Meter gute 88 Kilo. In meinen Augen war dazumal völlig okay. Eben, in meiner Familie kannte ich es nicht anders und ich war ja auch schön gross. Bei mir ist es auch nicht so, dass ich überall füllig bin. Meine Arme und meine Beine sind im Vergleich zu meinem Bauch sehr gut definiert. Ich habe halt ordentlich Schultern, aber die Hüfte ist eher wieder schmal. Auch jetzt noch wird mir oft gesagt, dass mich "la mia pancia mi frega" (mein Bauch trickst mich aus). Mein Bruder und auch andere haben mir oft gesagt, dass ich von vorne und hinten eigentlich schmaler aussehen würde, wie von der Seite - weil da nun mal mein heissgeliebter Ranzen ist. Und ich stehe dazu, ich persönlich hatte noch nie ein Problem mit meinem Gewicht. Auch jetzt nicht. Ich bin nun mal so und ja, oft kneiffe ich mir auch liebevoll in den Ranzen. Er gehört zu mir. Als Teenie trug ich eine 44/46 und es war okay. Eben, meine Grösse macht halt vieles wieder "wett" und ein Auftreten bzw. eine Aura in meinen Augen sowieso immer. Und ich wurde bzw. werde ja oft darauf angesprochen, dass ich halt einfach so eine spezielle Aura hätte.
 
In der Lehrzeit begann ich zu fressen. Wir hatten einen Bäcker direkt um die Ecke des Geschäfts. Ich ass, wenn ich mich belohnen wollte. Ass, wenn ich gefrustet war. Meist blieb es nicht einfach bei einem Sandwich. Es mussten drei oder mehr sein. Dann gab es Wähentag. Dann mal etwas süsses. Dann wieder jenes und dieses Gebäck. Fakt: ich frass. Ich nahm in der Lehrzeit ungelogen 30 Kilo zu und mein Höchstgewicht in den letzten Jahren lag bei 125.5 Kilo. Dann ging es ab nach Amerika im 2015 und dort nahm ich radikal gute 25 Kilo ab - ich war bei 103 Kilo angelangt. Unter die 100 schaffte ich es nicht. Auch im 2016 nicht. Ich ass einfach etwas bewusster - um nicht wieder alles darauf zu kriegen.
 
Meine Firmgotte entschied sich für einen schrecklichen Freitod im April 2016. Ich hatte sowieso schon mit dem Teilzeithungern angefangen und brachte nach der Meldung ganze vier/fünf Tage nichts runter, ausser Kaffee. Dann kam der Jobwechsel und im Januar diesen Jahres ging gar nichts mehr. Ich brachte nichts mehr herunter - der Stress schlug mir sprichwörtlich auf den Magen. Joa, und irgendwie waren plötzlich drei Monate rum und es ging mit wenig Essen und Kaffee. Teilweise gibt es auch jetzt noch über eine Woche lang keinen Reis oder keine Pasta oder Kartoffeln. Es hat sich einfach eingependelt und der Magen gewöhnt sich so schnell daran, wie er sich halt auch daran gewöhnt, wenn man regelrecht frisst.
 
Ja, zu Beginn war es eine Bestrafung für mich. Hungern. Wenn der Körper danach schreit und ich stärker bin. Mein Wille ungebrochen bleibt, obwohl meine Vergangenheit und meine Gegenwart so sehr an meinen Kräften zehren und es einfach nicht so will, wie von mir gewünscht. Ja, es gab mir meinen Halt, den ich irgendwie nirgends in meinem Leben als solchen empfand. Und plötzlich sind drei Monate so schnell vorbei... Und ja, mein Kritiker unterstütze mich ja auch auf seine Art und Weise.
 
Lange merkst du nicht. Wirst auch nicht darauf angesprochen. Dann werden die Hosen plötzlich lockerer und peng, der Gewichtsverlust folgt dann in einem grossen Schub. Ich wurde immer noch nicht darauf angesprochen (eigentlich nur von Mutti und Pupa) und machte einfach weiter. Dann kam der Sport zum Ausgleich und alles ging noch rasanter. Und auch jetzt werde ich nicht wirklich darauf angesprochen. Sei es positiv, wie negativ.
 
Und die Gesellschaft ist nun mal so, dass sie es bei mir als "positiv" werten wird und nicht als "negativ". Weil man davon ausgeht, dass ich mich zu dick fand oder finde. Was nicht der Fall ist. Klar, jetzt im Vergleich spüre ich schon ganz klar, wie viel mehr ich an Gewicht mit mir herumgetragen habe. Es gibt viele neue Dinge, welche ich nun einfach anders wahrnehme. Aber da ist auch der Sport nicht ganz unbeteiligt. Kleiden tue ich mich immer noch gleich - nur gehen mir jetzt auch andere Kleider wie von H&M in der normalen Abteilung oder von einem Laden wie Zara, Zebra, Chiccorée und Co. Mein Umfeld wird also kaum auf die Idee kommen, dass mein Gewichtsverlust mit einem dysfunktionalen Hunger zusammenhängt.
 
Es gibt aber auch seine Tücken. Ich esse nach wie vor nicht normal. Lasse oft mein Frühstück weg und genüge mich an einem Tag mit meinen 2-3 Kaffees und einem Naturejoghurt und ein paar Früchten zu Mittag. Salat esse ich abends teilweise, aber nur, wenn ich wirklich extremen Hunger habe. Und ja, mein Kaffee besteht aus viel Milch und "nur" einem Schuss Kaffee - somit ist auch dieser ordentlich nahrhaft. Aber es geht halt einfach ums Essen.
 
Ich erschrecke teilweise selbst, was ich mir alles verbiete. Und ja, mittlerweile ist auch oft die Angst im Hinterkopf, wieder ordentlich zuzunehmen. Wobei ich ja jetzt schon weiss, dass ich füllig bin. Ein paar Kilos mehr oder weniger ändern nicht wirklich viel.
 
Ich sehe im Spiegel noch oft die dickere zambrottagirlie. Obwohl ich direkte Vergleiche habe. Ich war vor meinem radikalen Gewichtsverlust etwa wie mein Mami. Wobei sie weniger Bauch, dafür mehr Busen und Po hat. Und lange war ich ja bei einer 48/50 (eher 50) und bei uns fülligen ist ein Gewichtsverlust nicht mit einer Kleidergrösse verbunden (zum Beispiel drei bis fünf Kilo von einer 38 auf eine 36 oder so). Dann kam die Phase der 46/48 und diese Woche habe ich meine ersten Jeans in einer 44 gekauft - ohne Stretchanteil.
 
Es ist zweimal passiert, dass ich in der Kabine sass und den Kopf schütteln musste. Hotpants in einer 44 - normaler Stoff. Kein Stretch. Okay, in einem normalen Laden wie C&A - aber trotzdem. Vor ein paar Monaten wäre es noch die 48 gewesen. Das sind zwei Kleidergrössen. Das muss ich mir einhämmern. Zudem probierte ich einen Jumpsuit aus Jeans aus Fun, der mir Ende Mai noch zu eng war. Ich probierte ihn nämlich mit Pupa und die Knöpfe vorne wollten nicht zugehen. Letzte Woche sah ich ihn reduziert und irgendwie wollte ich es einfach noch einmal versuchen, weil ich ihn eben noch cool finde. Peng, er ging zu und war vielleicht eher zu locker - in der besagten 46, welche mir Ende Monat noch zu eng sass. Klar, da war einerseits die Freude. Andererseits aber auch irgendwie die Bestätigung, dass ich wohl wirklich nicht ganz normal bin.
 
Ich habe ein Kleid bei Zebra in einer M gekauft. Ich finde, es sitzt sehr gut und es sieht nicht nach "zu eng" aus. Mutti war begeistert und meinte, dass sie genau so etwas suche für die Hochzeit meiner Cousine diesen Sommer in Italien. Ich fand es in einer L und gab es ihr. Und da musste ich einfach mit eigenen Augen sehen und mir eingestehen, dass ich mich körperlich anscheinend wirklich verändert habe. Mir persönlich ist es egal, wie die Menschen um mich herum sind. Ich kenne keine Kleidergrösse, Haarfarbe oder Haarschnitt. Jeder ist ein Individuum und genau das macht unsere Gesellschaft doch spannend. Und doch hatte ich den direkten Vergleich, wie das L bei mir sass (es rutschte regelrecht von meiner Taille) und bei Mutti. Da hätte es sogar eher eine XL sein dürfen.
 
Phu, jetzt ist alles herausgesprudelt :-). Naja, ich bleibe in Sachen Hungern auf diesem Weg, ich habe im Moment nichts anderes zur Kompensation gefunden. So auch mein extremer Bewegungsdrang und meine sportlichen Aktivitäten. Es hilft mir im Moment und das ist mir wichtig. Überall sonst habe ich mein Leben nicht im Griff (oder habe das Gefühl), da behalte ich immerhin die Kontrolle in meinem Essverhalten und meinem Sport - dysfunktional hin oder her.
 
Letzte Woche war ich jetzt weniger "abwechslungsreich" unterwegs, wie ich diese Woche geplant habe. Aber es waren doch einmal Sommerhosen mit einer Bluse und knallige Kleider mit dabei. Und auf dem letzten Bild sieht man noch das besagte Kleid. Ich habe es mit schönem Schmuck in Gold kombiniert (spanisch angehauchte Ohrringe). Aktuell verwende ich auch oft Blumen im Haar. Wie gesagt, ich bin halt nicht ein 08/15-Mädel.









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