Donnerstag, 20. Juli 2017

der eigene kritiker

Woher dieser Zustand im Moment auch immer kommt - aber es ist bei mir aktuell in Sachen Gefühle, Rückzug, Selbstachtung und Pipapo eher sehr anstrengend. Und wie so oft, ist mir vieles an meinem Verhalten ganz klar bewusst. Und doch finde ich manchmal: aber warum begreifst du das bei anderen, aber andere nicht bei dir? Warum merke ich mir solche Dinge, andere anscheinend nicht? Oder ist das nur, weil ich die Erwartung an mich selbst habe, mir dies merken zu müssen?
 
Ja, ich weiss, wie es ist, wenn sich jemand bei mir zurückzieht. Ich bin auch eher jene, welche sich nicht traut, beim Menschen nachfragen zu gehen. Aber daher frage ich ja Menschen, was man in dieser Situation tun muss. Wenn sich zum Beispiel jemand aufregt. Ich habe bei so vielen nachgefragt, wie ich mich dann am Besten verhalte. Und mache das dann auch. Und ich kommuniziere in meinem Umfeld nicht wegen lustig, dass ich nun eine bin, welche sich eher total zurückzieht und sich abschottet, wenn es ihr schlecht geht. So bin ich nun mal. Ich habe so vielen Menschen in meinem Umfeld gesagt, dass ich dann das Gefühl habe, niemanden damit belasten zu wollen und daher nicht von mir aus kommen würde. Auf die Frage hin, was mir dann am ehesten hilft, habe ich immer ehrlich gesagt, dass man auf mich zukommen kann und einfach fragen soll. Persönlich. Und ich mich dann meist öffnen könne. Aber ich komme nicht von mir aus und sage: "es geht mir schlecht, hilf mir". So bin ich nun mal. Seit klein auf habe ich solche Dinge immer mit mir ausgemacht.
 
Mir ist bewusst, verstehen viele es eher so, dass es mir gut geht, wenn ich mich nicht melde. Und trotzdem sitze ich hier und denke mir: Menschen kennen mich, wie ich wirklich bin. Ich bin dann aufgeschlossen, unternehmungslustig und suche den Kontakt. Es kann also nicht normal sein, dass so gar nichts mehr von mir kommt. So ein Typ Mensch bin ich nicht.
 
Ich weiss, es ist mein Problem, wenn ich mich überall vernachlässigt fühle. Mal von Personen, mal vom Schicksal. Und ich weiss, dass niemand um mich herum etwas für meine Vergangenheit kann. Aber es kotzt mich langsam wirklich an. Ständig dieses Einstecken müssen und nicht wissen, woran es liegt. Und ja, gestern sass ich auf dem Bett und dachte mir einfach: warum erleben alle dieses Gefühl, für jemanden so viel Wert zu sein, nur ich nicht?
 
Ja, ich habe meine Eltern. Ja, ich weiss, dass ich für sie einen enorm grossen Stellenwert in ihrem Leben habe. Aber es geht mir nicht darum. Es geht mir darum, auch für jemanden einfach wichtig zu sein. Eine "vordere" Priorität zu haben und dies auch vermittelt zu bekommen. Nicht einfach irgendwann an Stelle weiss ich wie viel zu kommen, nur, weil man vielleicht etwas in einer Gruppe unternimmt, wo zambrottagirlie vielleicht einmal nicht von der Partie war. Die lustige Dicke hat gefehlt. Die, mit den doofen Sprüchen. Ja sorry, wird mir so vermittelt. Schön, komme ich jemanden in den Sinn. Aber warum erst, wenn die Aktivität vorbei ist?
 
So auch in Sachen Unternehmungen. Aktuell wird mir das Gefühl vermittelt, dass man a) irgendwann in zwei Wochen Zeit für mich hätte und b) ich mich dann aber auch zur Verfügung halten muss, wenn es dieser Person dann eben geht. Und solche Dinge kann ich noch weniger ab. Entweder hat man auch mal spontan Zeit Lust für / auf mich oder gar nicht. Warum muss ich mich wieder nach allen um mich herum richten.
 
Ja, im Moment bin ich eher sehr angespannt unterwegs. Es ist mir auch alles bewusst. Aber ich bin es mir einfach leid, mir immer solche Grübeleien über alle um mich herum zu machen und bei allen als selbstverständlich angesehen zu werden.
 
Der Rückzug tut mir aktuell verdammt gut. Ich muss mich nicht mit Menschen auseinandersetzen und auch nicht Worten stellen, die mich irgendwie verletzen könnten. Ich muss mich dadurch nicht mit dem Leben von anderen vergleichen und sehe und nehme nur meinen eigenen Trott wahr. Ich kann mich wirklich abschotten und bis zu einem gewissen Grad ist das ja auch ein ganz guter Eigenschutz.
 
Und doch merke ich, wie es extrem viel auslösen kann, wenn ich dann doch irgendwie Kontakt mit jemandem habe. Ich bin im Moment eher sehr distanziert und finde es auch teilweise angemessen. Ich muss meine Grenzen einfach aufzeigen. Mir ist aber auch bewusst, müsste ich auch ehrlich sagen, was mich stört, wenn dann jemand fragt. Kann ich aber nicht. Weil mein aktuellstes Bedürfnis einfach jemand ist, der sich zu mir hinsetzt, mich einfach in den Arm nimmt und sagt: lass den ganzen Scheiss einfach raus. Ich interessiere mich wirklich dafür und es geht einfach mal nur um dich. Lass es einfach laufen.
 
Vorgestern hat jemand gefragt, ob alles okay ist. Was antworte ich darauf? Nicht wirklich gross etwas. Weil ich mir einfach gedacht habe: okay, was willst du wirklich? Dich ausheulen, wieder Mal einen Rat holen und dafür bin ich gut genug?
 
Ich habe meine Rolle aktuell sehr satt. Und ich wäge oft ab, wo ich was mache und wo ich einfach einmal auch meine Grenze zeige. Und leider ist dies oft so, dass ich mich halt überall als immer verfügbar und selbstverständlich dargestellt vermittelt bekomme. Und darauf habe ich langsam echt keinen Bock mehr. Die alte, weise, mütterliche, liebe, anständige, immer zur Stelle stehende zambrottagirlie. Warum soll ich rennen, sobald andere pfeifen und sich mal Zeit für mich nehmen könnten. Nö. Auch ich habe mal keinen Bock, zu funktionieren. Ich mache es tagtäglich und es wird immer als selbstverständlich angesehen. Und ich habe es satt, mich nach Treffen schlecht zu fühlen, weil man mich eben so als selbstverständlich ansieht. Auch ich bin ein Mensch mit Bedürfnissen, Ängsten, Sorgen und Erlebnissen. Anscheinend nicht gegen aussen.
 
Ja, es hilft, wenn ich sonst schon kein gutes Bild von mir habe. Ich finde mich ja selbst abnormal und ist für mich habe ja die Antwort, warum ich so gelebt habe bzw. so lebe, wie ich es muss(te). Für mich ist ganz klar, warum ich ich bin und warum ich das alles so handhabe, wie ich es eben tue. Warum also länger dagegen ankämpfen. Es wird mich immer wieder einholen, davon bin ich überzeugt. Und umso mehr ich mich abschotte und umso mehr ich damit meine Bestätigung habe, umso richtiger fühlt es sich auch an. Ich muss mich keinen Enttäuschungen stellen und meine Erwartungen werden von Beginn an nicht für nichts strapaziert. Ich sollte einsehen, dass vielleicht der Einzelgang durch das Leben einfach doch der viel einfachere Weg für mich ist. Alles andere macht mich nur kaputt. Und eben, ich kenne es ja nicht anders. Es hat alles seinen Grund, warum ich es bis dato so erleben musste. Es stellt sich ja alles als richtig heraus: ich bin nicht normal, ich bin falsch, ich werde immer alleine bleiben und ich kann mich niemandem so zumuten. Ich weiss einfach, dass ich nie jemanden an meiner Seite finden werde und auch sonst eher immer einstecken werden muss. Und ja, nach wie vor weiss ich, dass ich meiner Aufgabe hier (wie auch immer die jemals ausgesehen hat) nachrennen werde. Ich werde nicht alt werden Das weiss ich einfach. Ganz tief in mir drin.

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