Im Moment ist es eher schwierig für mich, mit all
diesen Ereignissen, Eindrücken und Gefühlen umzugehen. Vor allem wird es noch
schwieriger, wenn man das Gefühl hat… nein, nun muss ich einfach auf den Punkt
kommen. Es macht es für mich schwieriger, damit umzugehen, weil ich das Gefühl
habe, überall als „selbstverständlich“ angesehen zu werden. Immer da zur
Stelle, vor mir muss man keine Angst haben, mir kann man alles anvertrauen und
bei mir kann man auch alles abladen. Zambrottagirlie funktioniert immer, ist
immer die Starke und Kämperin. Klagt nie über etwas. Ist gross, stark und zieht
alles durch. Ein halbes Mannsweib halt!
Das Schlimme ist: ich weiss ganz genau, woran es
liegt, dass es eher wieder eine Talfahrt ist. Es hat nicht nur mit Mr. Flirty
zu tun. Aber die ganze Sache mit dieser Nähe zu einer männlichen Person auf
einer anderen Eben, die Geschichte mit Puma, meine Rolle in vielen Beziehungen
zu viele Kolleginnen und in der Familie… es macht es einfach nicht leichter.
Und ich kenne diese Gefühlsschwankungen ja auch. Es ist nichts neues für mich,
dass es Phasen gibt, in denen ich mich wohl fühle und dann wieder an allem
zweifle. Die Distanz suche. Ich persönlich wünsche mir ja schon lange einfach
eine oder einen Seelenverwandte/n. Jemand, der so tickt, wie ich es tue.
Anstand und Respekt als selbstverständlich ansieht (ist ja nicht so, dass dies
mein Umfeld nicht ist – aber halt viele sind niemals so sensibel wie ich und hinterfragen
nicht ständig Dinge). Gegen aussen scheine ich eine Taffe zu sein. Vielleicht
auch arrogant. Aber so bin ich nicht. Ich bin extrem sensibel, nehme mir Vieles
zu Herzen, bin feinfühlig und spüre oft Schwingungen. Und ja, mich kann man
sehr schnell und einfach verunsichern. Möchte nicht überall anecken. Innerlich
ist dies natürlich eher kontraproduktiv. Weil da rege ich mich oft auf und
müsste damit eigentlich raus. Aber das mache ich nicht. So bin ich nun mal
erzogen worden. Die liebe, anständige, ruhige zambrottagirlie.
Es ist nicht das erste Mal, dass ich mich in meinem
Umfeld unsichtbar fühle. Und es hat ja auch mit meiner Grundeinstellung zu tun,
dass ich falsch bin und natürlich schwingt da auch meine Existenzfrage mit. Und
im Moment ist es wieder eher stark. So stark, dass ich mich überall abgrenzen
möchte und dies auf radikale Art und Weise mache. Und was hilft, wenn man
sowieso das Gefühl hat, falsch zu sein? Man verhält sich falsch – in meinen
Augen also dysfunktional. Somit habe ich die Bestätigung, dass ich wirklich
nicht normal bin. Ja, ich hatte einen herben Rückfall und somit habe ich mir in
meinem kranken Kopf selbst bestätigt und bewiesen, dass ich nicht normal bin.
Was soll ich auch machen? Mir schwirrt diese Bild der Therapeutin ständig im
Kopf herum, dass ich die Distanz suche, sobald meine Grundannahme nicht mit dem
Verhalten der Person gegenüber stimmt. Das ist doch so ein krankhaftes
Verhalten, echt. Ich finde es so schlimm und weiss einfach, dass man dies
niemandem zumuten kann. Und ja, mir fehlt eine Person in meinem Umfeld, der ich
mich bedingungslos anvertrauen kann. Ängste, Vergangenheit, Probleme,
Befürchtungen… und auch über mein Krankheitsbild. Klar, Pupa wäre da. Aber das
ist etwas anderes. Wir sind da irgendwie teilweise auf ganz anderen Ebenen. Mit
Laura tausche ich mich auch aus – ja. Aber offiziell weiss sie gar nichts über
mein Borderline und meine Depressionen. Niemand weiss das.
Und logisch fühle ich mich da einfach von Grund auf
falsch. Und denke mir einfach: wem möchte ich so etwas zutrauen? Eigentlich
niemandem. Es ist teilweise wirklich der Horror, damit schon nur umgehen zu
müssen.
Ja, die Schuld kann man nicht nur auf sich oder das
Umfeld beziehen. Ich weiss, dass ich eher eine ruhige Person bin. Sehr genau
überlege, wem ich was sage. Nicht von mir aus bei Problemen komme und die auch
nicht anspreche. Ich möchte alles alleine machen und bewältigen. Mache Sprüche
und spiele immer eher der stärkere und unabhängige Part. Und doch finde ich,
sollte man doch als Mensch darauf achten, den anderen auch zu spüren. Für mich
ist es wirklich wichtig, zu wissen, wie es der Person gegenüber geht. Ich frage
also nach, wie es ihr geht. Aber bei mir habe ich teilweise das Gefühl, es
interessiert die Menschen um mich herum gar nicht oder sie nehmen es nicht
wahr. Und da ich es nicht ausspreche, kann ich ja auch keine Rückfragen seitens
Gspänli erwarten, ist mir bewusst. Aber irgendwie mache ich es doch auch. Ja,
ich weiss. Ich bin teilweise schon sehr überfürsorglich und sensibel. Aber kann
man da dies nicht doch ein wenig von anderen auch erwarten? Damit eröffne ich
eine Diskussion ohne Boden, ich weiss. Jeder Mensch ist anders. I know.
Im Moment fühle ich mich einfach von vielen
irgendwie… als selbstverständlich hingenommen. Man hat so keinen besonderen
Status, und wenn man ihn hat, dann eher als der Notnagel. Und darauf habe ich
kein Bock. So keine Priorität vermittelt zu bekommen, schmerzt sehr. Pupa
ausgenommen. Ihr fühle ich mich aktuell verdammt nahe. Und auch hier ist mir
bewusst, liegt wohl auch viel an meinem Verhalten. Ich habe das Gefühl, dass
Menschen Grenzen bei mir überschreiten, teile dies aber nicht mit. Bin also
umso verletzter und zudem noch wütend auf mich, dass ich a) dies eben zulasse
und b) es überhaupt nicht anspreche(n kann).
Überall besteht ein offenes Ohr, nur nicht bei mir.
Wird mir so vermittelt. Und ja, ich lasse es ja anscheinend zu. Bin verletzt
und fühle mich ja sowieso schon nicht normal. Was mache ich? Ziehe mich zurück.
Verletzte mich selbst und habe damit die Bestätigung, dass ich wirklich nicht
normal bin. Also krank. Und dies hilft mir noch mehr, mich noch besser und noch
extremer abgrenzen zu können. Ein Teufelskreis, ich weiss.
Am Montag war es wieder eher schlimm. Oder gestern
auch. Eigentlich hat es ja schon letzte Woche begonnen. Mit Puma. Das ging in
meinen Augen überhaupt nicht. Dann die Sache mit Mr. Flirty. Okay, er hat sich
dann am Montag vor dem Treffen noch einmal von sich aus gemeldet, was ich
persönlich ein sehr guter Schachzug von ihm fand. Alles andere hätte mich wohl
eher enttäuscht. Er war an diesem Abend auch wirklich sehr verzweifelt – aber auch
da musste ich ihm ganz klar sagen, dass er selbst Schuld ist. Und ja, ich muss
ihm eines lassen: er nimmt Kritik entgegen und kann damit umgehen. Er hat sogar
gesagt, dass er froh ist, dass ich eine solch harte Meinung und Haltung habe.
Es gab eine Situation an diesem Abend, bei der er einfach vor mir stand. Er sah
sehr verletzlich aus, hatte die Hände in den Hosentaschen vergraben und schaute
einfach nur zur Seite. Es zeigte in diesem Moment so viel Schwäche, das bin ich
mir von meinem männlichen Umfeld in der Verwandtschaft einfach nicht gewohnt.
Ich hätte ihn gerne in den Arm genommen, konnte es aber nicht. Es war eine
Blockade da und irgendwie stimmte es einfach in diesem Moment nicht für mich.
Er hatte gesagt, er könne bei mir über seine Gefühle sprechen, bei seiner
Angebeteten aber nicht. Weil er sich da verletzbar machen würde. Ich hätte es
gerne als Kompliment genommen, aber ich sass nur da und dachte mir: na super,
ich bin anscheinend so unwichtig und langweilig, dass man bei mir nicht Angst
davor hat, dass ich es herumerzähle. Okay, es zeigt ja viel an Vertrauensbeweis
(beidseits), aber für micht hat das viel an Negativem in sich. Zum Abschied
dann aber nahm er mich dann doch noch lange in den Arm und ich hätte ihm
einfach gerne ins Gesicht gesagt, dass ich es schade finde, spielt er vor den
anderen so einen anderen Menschen. Das ist wie Tag und Nacht. Ich ging zu
meinem Wagen. Und war wütend. Auf ihn. Auf mich. Darauf, anscheinend einfach
irgendwo auf Platz weiss ich wie weit hinten zu stehen. Man denkt an mich, wenn
es von Profit sein könnte und ansonsten vergisst man mich. Wird mir vermittelt.
Vor allem hat er an diesem Abend erzählt, dass er am Wochenende Seelentherapeut
für viele Frauen gespielt hat (er war mit der Angebeteten und ihren Kolleginnen
unterwegs) und ich dachte mir: aber bei mir fragst du nicht nach? Da war für
mich der Fall klar. Ich zog mich innerlich komplett zurück du nahm bzw. nehme
mir nach wie vor fest vor, auf Abstand zu gehen.
Es geht ja nicht nur um ihn. Im Nachhinein war ich
fast froh, hat er diese Seite gezeigt. Es ging hauptsächlich um ihn und
gleichzeitig hilft er allen anderen (zierlichen und schlanken, hübschen
Kolleginnen), aber bei mir ist da… der Blick dafür weg. Vielleicht denkt er
auch, ich sei viel selbständiger vom Alter her. Er ist in Sachen Angebetete
sehr wankelmütig. Am Dienstag schrieb er noch jenes und am Montag erfuhr ich,
was da alles passiert war. Und ich persönlich finde es schade, sagt er, er
möchte etwas Festes, verhält sich aber total anders. Es hat mir einfach einmal
mehr gezeigt, dass er ein toller Typ ist, aber dass ich persönlich mit so einem
wankelmütigen Verhalten einfach nicht klar komme. Ich benötige Beständigkeit,
alles andere ist bei mir schon „Chrut und Rüebli“ genug.
Auch bei Laura gestern hatte ich das Gefühl, dass
es eher darum ging, sich mit ihr mitfreuen „zu müssen“, wie um anderes. Laura ist
eine positiv eingestellte Person und ich schätze das ja bei ihr. Bei ihr kann
ich vieles um mich herum vergessen, weil sie mich halt nicht so kennt, wie ich
sonst auch sein kann. Bei ihr bin ich die, welche ich eigentlich sein möchte.
Bei ihr verkörpere ich dies. Aber manchmal ist es mir einfach zu viel. Manchmal
denke ich mir einfach: warum ist das Glück anscheinend so verteilt? Ja, Laura
hatte es auch nicht leicht. Vor allem körperlich muss sie seit Geburt viel
einstecken. Das möchte ich gar nicht vergleichen. Aber irgendwie fehlte mir
gestern da einfach dieses Feingefühl, herauszuspüren, dass es mir einfach nicht
gut geht. Und ja, manchmal sehe ich solche Treffen als Ablenkung, weil ich mich
nicht damit befassen muss. Gestern aber war es eher eine Belastung für mich.
Weil ich mir einfach jemand gewünscht hätte, der sich zu mir setzt und sagt:
und nun erzähl du mal. Lass alles raus. Ich bin da.
Mein Chef hat sich gestern als Hero für mich
herausgestellt :-). Wir hatten unsere Teamsitzung und irgendwie merkte er, dass
meine Laune im Keller ist. Er fragte nach. Ich sagte ihm nur, dass ich im
Moment das Gefühl hätte, dass viele um mich herum meine persönliche Grenze
überschreiten und dies anscheinend nicht zu merken scheinen. Seine Reaktion war
einfach Gold wert. Ich müsse dies halt ansprechen. Ich erwähnte, dass ich dies
eben nicht könne. Er meinte dann, dass es halt viele gibt, welche es ansonsten
einfach nicht merken etc. Jedenfalls tat es richtig gut und am liebsten hätte
ich ihm einen Kuss auf die Wange geschmatzt. Er war einfach da und wir spielten
uns wörtlich den Ball hin und her und er war einfach einmal der, welcher mir
zuhörte und mir konstruktiv Tipps gab. Und ja, es hat mir so gut getan.
Wirklich gut.
Nichts destotrotzt sage ich aktuell überall
Unternehmungen ab und verletze mich seit gestern leider auch wieder persönlich
nicht nur mit intensivem Sport und extremen Hungern. Und bei mir hat es einfach
Klick gemacht, weil ich denke, dass genau dieses „krankhafte“ Verhalten mir
selbst bestätigt, dass ich wirklich abnormal bin und dies keinem freiwillig
zumuten kann oder will. Und wenn man sich selbst für sein Verhalten und seinen
Lebensweg so arg verachtet, ist dies der beste Weg, sich extrem und radikal abgrenzen
zu können. Und natürlich bestärkt es mich in meinem negativen Bild von mir
selbst.
Schlussendlich ist man… nein, schlussendlich bin
ich dann einfach nur wütend auf mich. Dass ich so bin, wie ich bin. Und mich so
nicht liebenswert finde. Dass ich mich so, wie ich bin, anstrengend finde. Das
mich diese sensible Seite fast selbst kaputt macht. Und oft sitze ich da und
denke: ja, zambrottagirlie. Du bist halt
ein Mannsweib. Du bist nicht süss, zierlich und schlank und zerbrechlich. Du
bist nicht verletzlich. Du bist einfach nicht so, wie dich andere haben möchten.
Du bist einfach falsch.
Des Weiteren nerven mich persönlich einfach diese „fett“-Sprüche
von Mr. Flirty und dem gewissen Mitarbeiter. Sie machen es vielleicht
unbewusst, aber ich sitze nun mal da und höre es mit. Vielleicht meinen sie
nicht mich persönlich damit, aber ich fasse es so auf. Ich finde es wirklich
nicht okay, dass sie sich über Menschen lustig machen bzw. Menschen so
betiteln, welche ich von aussen betrachtet in meine Liga einstufe. Und wenn sie
mich dann auch noch so anschauen, denke ich sofort, dass sie durch die Blume
mich ansprechen. Und auch am Montag sass ich da und hätte beiden am liebsten
eine geknallt. Ich persönlich fühle mich dann angegriffen. Auch, wenn es nicht
so gemeint ist. Aber ich finde einfach, dass es gar nicht geht. Und vielleicht
müsste ich in diesen Momenten einfach aufstehen und gehen. Oder etwas sagen.
Mache ich aber nicht. Weil ich dasitze und mich einfach frage, ob Menschen dies
wirklich so unbewusst machen und sagen, wenn ich „fette“ ihnen gegenübersitze.
Denn ich selbst bezeichne mich zwar nicht als fett. Aber ich bin eindeutig
mollig. Es steht nächstens wieder ein Essevent an. Ich hatte zugesagt. Aber mir
ist die Lust vergangen und ich werde mich auch da distanzieren. Weil ich solche
Sprüche einfach nicht mehr hören kann, will oder mag.
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