Meine erste Woche mit mehr Arbeitspensum liegt hinter mir.
Und ich denke, ich habe dies gut gemeistert. Nur merkt man halt schon, dass man
abends weniger Zeit für Privates hat bzw. ich nachmittags nicht mehr Sendungen
vom Vorabend nachschauen kann und dann abends wieder „up to date“ bin. Seit
Mittwochabend staut sich einiges auf meinem Aufnahmegerät ;-).
Aber ich denke, das wird schon. Ist halt immer mit weniger
Arbeit verbunden, wenn man einen Lehrling in der Abteilung hat. Mein Gspänli
hat Ferien, von dem her wird wahrscheinlich doch noch mehr laufen (hoffentlich
mehr oder weniger gut :-s).
Apropos Mitarbeiter: habe einige gute Begegnungen diese
Woche gemacht. Vor allem fand ich es schön, wie viele Mitarbeiter (ich halte
nichts von Diskriminierung, aber ich halte hier Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter als Mitarbeiter fest ;-)) sich für mein erhöhtes Stellenpensum
mitfreuten. Das zeigt doch einfach, dass man es menschlich gut hat!
Ich bleibe weiterhin anständig auf meinem Weg. Die Motivation
ist nicht gerade hoch, aber ich habe mich nicht selbstverletzt und habe keine
Suizidgedanken. Und da kann ich noch so essen, hungern und kaufen à
Hauptsache ich habe den Rest im Griff und Hauptsache ich gehe regelmässig zur
Arbeit. Das ist mir in meinem Leben wichtig. Es bleibt lediglich das Gefühl
bestehen, dass die Luft raus ist. Aber ich war diese Woche wirklich froh, war
mir im Büro mit Strickjacke zu warm. So MUSSTE ich Shirts tragen und da sieht
man natürlich selbstverletzendes Verhalten bzw. die Gefahr, dass man es sieht,
ist höher.
Das ich zur Arbeit gehe und diese mache, liegt in meiner
Natur. So bin ich erzogen worden. Ich kann nicht einfach kündigen und dann in
den Tag hineinleben und mich einen Dreck um meine berufliche Zukunft scheren.
So bin ich einfach nicht. Ausserdem gefällt mir ja die eigentliche Tätigkeit
und mit meinem Gspänli habe ich es auch gut. Geschweige denn von den tollen
Gesprächen in den letzten Tagen mit den wirklich wichtigen Mitarbeiter, auf die
es meiner Meinung nach für mich ankommt.
Ich brauche diese Sicherheit, vor allem bei meinen
sporadischen Finanz- und Existenzängsten. Auf Arbeitsstellensuche war ich lange
genug!
Es gab ein paar gute Gespräche diese Woche mit Mitarbeitern.
Wir konnten uns den Frust von der Seele sprechen (vor allem die Lehrtochter und
ich haben uns „ausgesprochen“ bzw. die Situation für uns analysiert). Ich
merke, dass ich diesen Austausch brauche, um mich abgrenzen zu können. Denn ich
habe mal wieder bemerkt, dass mich die Menschen - entgegengesetzt meiner Ängste
- realistisch und richtig einschätzen. Ich habe schnell die Angst, dass ich als
Buhfrau gelte, wenn ich etwas „nach Chefart“ ausführe, weil es mir von der
Chefin halt so aufgetragen wird. Aber zum Glück kennen mich die Mitarbeiter, auf
die es ankommt, privat doch sehr gut und wissen, warum ich wann wie handle
(handeln muss).
Dies ist schon nur so, wenn mein Gspänli mit im Büro ist.
Und dies muss ich mir immer wieder bewusst machen, wenn ich Zweifel habe. Darauf
vertrauen, dass ich richtig eingeschätzt werde. Und eigentlich habe ich diesen
Beweis mindestens einmal in der Woche: dann, wenn ich alleine im Büro bin und
die stellvertretende Chefin (zum Glück ist sie auch noch da!!!) das Büro
nebenan besetzt. Mitarbeiter sprechen, plaudern und witzeln einfach definitiv
anders mit mir! Und der Unterschied ist noch krasser, wie wenn lediglich das
Gspänli mit im Büro sitzt. Mit der habe ich es natürlich zum Glück auch sehr
gut… andere Mitarbeiter auch, aber es ist doch nochmal etwas Anderes, wenn sie
auch im Büro mit dabei ist…
Es gab verschiedene Situationen, die ich hier einfach
schriftlich festhalten möchte, um mich beim Durchlesen immer wieder daran
erinnern zu können. Um mir bewusst zu werden, dass ich doch geschätzt werde
(und das genau so, wie ich bin!) und für andere sehr wohl wichtig sein kann. In
der Hoffnung, mein Selbsthass und die Selbstverachtung lassen dies zu…
Das Beste ist mir diesen Dienstag passiert, als ich Büro mit
den beiden engeren Mitarbeiterinnen und der betroffenen Lernenden den Vorfall
nach meinen Ferien besprach. Ich ging aus dem Büro und als ich um die Ecke kam,
kam gerade meine stellvertretende Chefin die Treppe hoch. Sie hatte die Woche
davor Ferien gehabt. Sie erblickte mich, strahlte über das ganze Gesicht und ich
dachte mir eigentlich, dass sie mir drei Küsse auf die Wange geben würde. Da
holt diese mit ihrem Arm aus und umarmt mich einfach herzlich. Ich stand da,
einerseits baff und andererseits einfach auch positiv überrascht und gerührt.
Eine andere Mitarbeiterin (auch eine enge Mitarbeiterin, mit
der war ich ebenfalls im Ausland aber war am Gespräch betr. Vorfall nicht
beteiligt) kam gestern auf mich zu und meinte, ob ich ihr aus dem Weg gehen
würde. Ich reagierte natürlich unglücklich überrascht, wobei es zum Teil doch
ein wenig stimmte. Aber ich dachte nicht, dass es so auffallen würde. Denn mit
der Zeit habe ich mich wohl wirklich überall unbewusst noch mehr zurückgezogen.
Ich meinte ehrlich zu ihr, dass ich nicht sicher sei, ob etwas in London
vorgefallen wäre in der Gruppe, weil es seit März kaum mehr zu einem Treffen
gekommen ist, aber sie verneinte sofort und meinte, dass wohl alle einfach viel
um die Ohren hätten von der Gruppe und irgendwie hat sie recht. Und ich konnte
ihr dann auch ehrlich sagen, dass ich die Auszeit in Italien wirklich gebraucht
habe und kaum zurück war schon wieder nahe bei einem Heulkrampf stand. Mehr
weiss sie nicht. Aber ich habe über einige Vorkommnisse während meiner
Abwesenheit erfahren. Grauenhaftes. Zeigt mir, dass ich nicht alleine bin. Es
ist zum Kopfschütteln.
Dann dieses Unbekümmerte und freie Herumblödeln mit der
Springerin für den gewissen Mitarbeiter. Mei, anfangs konnte ich sie ja nicht
wirklich einschätzen und ich mochte ihren ersten Eindruck irgendwie nicht
richtig einordnen. Lag wahrscheinlich auch darin, weil ich wusste, dass er nun
lange nicht mehr zurück kommen würde. Dies hat sich dann ja zum Glück schnell
gelegt und wir haben es wirklich gut miteinander und ich hoffe, daraus entsteht
noch eine sehr gute Freundschaft bzw. wir sollten auch mal Privat etwas
unternehmen. Wir Blödeln halt auf unsere Art und Weise miteinander rum, haben
ernste Gespräche und necken uns freundschaftlich. Machen Sprüche, lachen viel
und steigern uns in Fantasien rein. Und doch geht es auch ernst. Und genau das
mag ich. Menschen, die mich genau wegen meiner crazy Art mögen und schätzen.
Und sie denkt in vielen Situationen wie ich. Sieht etwas, lacht und fragt bei
mir nach, was ich gerade denke. Und meist ist es ähnlich bzw. meist würde sie
am liebsten in der Situation genau den gleichen Scheiss wie ich machen. Bestes
Beispiel diese Woche: ich lief nach der Arbeit zum Parkplatz und erblickte ihr
Auto, welches mit Blättern übersät war. Sie hatte unter dem Baum parkiert. Ich
konnte es nicht lassen und machte ein Foto davon, welches ich ihr danach
schickte. Am Abend darauf lief ich zu meinem Auto und das freche Mädel hatte
einfach ein paar Blätter bei meinem Scheibenwischer deponiert… und keine
zwanzig Minuten später folgte das „Rachefoto“ :-). Ich finde solche Dinge nicht
kindisch, ich finde, dass genau solche Aktionen das Leben bereichern und
lebenswert machen! Man lacht, flieht kurz aus dem Alltag und als sie zu mir
meinte, dass sie wahrscheinlich auch ein Foto von meinem Auto gemacht hätte unter
dem Baum, zeigte es mir einfach, dass ich nicht alleine bin. Und das man solche
Sachen gerne bei anderen machen und somit Freude weiterreichen kann. Aber ich
denke, wir planen da mal etwas miteinander privat…
Eine weitere, sehr gute Begegnung - ich hätte nie gedacht,
dies so zu nennen ;-p - hatte ich mit dem launischen Mitarbeiter. Und ich
glaube wirklich, dass er auch ganz anders kann. Er hat vor mir auch für längere
Zeit mit meiner Chefin gemeinsam gearbeitet und ich erfahre da auch immer mehr
Sachen, welche einfach vieles erklären. Und ich meine, ich bin die erste,
welche ihn versteht! Und vielleicht hat ihm eine Mitarbeiterin halt doch einmal
gesagt, ich hätte erwähnt, dass ich nicht genau einschätzen könne, was er von
mir halte (weil er eben so ist, wie er ist). Und daher auch lange überlegt
hätte, bei seiner Hochzeit mit von der Partie zu sein zum Beispiel. Ich meine,
wenn es diese Konsequenz hat, dann war es ja höchste Zeit, denn er hat sich
wirklich stark verändert in der letzten Zeit!
So auch diese Woche. Am Mittwoch meinte er, ob ich heute
kurzfristig eine Schnupperstiftin übernehmen könne für eine Stunde. Hatte ich
ja bis dato noch nie gemacht. Mir rutschte scherzhaft hinaus, das ich einfach
für nichts garantieren könne. Er lachte lauthals mit. Und meinte, ich könne
auch ganz ehrlich verneinen. Und heute kam er kurz vor dem Mittagessen noch
einmal bei mir im Büro vorbei und bedankte (!!!) sich für meinen Einsatz, den
ich als selbstverständlich einstufe. Ich meinte auch ehrlich zu ihm, dass dies
okay wäre und er beteuerte erneut, dass er mir nicht wertvolle Zeit hätte
stehlen wollen (hm… ob das sarkastisch gemeint war ;-D?!)… Am Nachmittag musste
ich dann sowieso noch eine Mail für ihn verfassen - er war abwesend - und ich
erlaubte mir darin erneut zu erwähnen, dass ich dies sehr gerne gemacht hätte.
In der Hoffnung, dass es einfach so weitergeht :-). Denn seine Art ist mir so
viel lieber, wie wenn er wirklich launisch ist :-p. Vielleicht liegt es auch an
seiner frisch verheirateten Ehefrau :-).
Joa, was war da sonst noch. Ah ja, mit dem gewissen
Mitarbeiter war ich mir letztes Wochenende auch noch unsicher. Aber vielleicht
scheint es einigen kindisch und ich weiss nicht so recht, wie das hier benennen
bzw. ob ich es überhaupt erwähnen soll.
Auf der anderen Seite hilft es mir halt schon. Und ich weiss ja sonst nicht,
wie an ihn rankommen. Und ist ja blöde, wenn beide dasitzen, etwas wissen und
keiner traut sich. Wobei ich nicht einmal weiss, wie genau er Bescheid weiss.
Es ging ja letzte Woche um seinen Besuchstag und ich habe
mich ja als einzige provisorisch bei seinem Vorgesetzten Mitarbeiter
angemeldet. Und ich weiss ja nicht, ob er dies so weitergeleitet hat. Klar, die
grösste Gewissheit hätte ich, wenn ich diesen einfach fragen gehen würde, aber
wer macht das schon, also bitte!
Ich wollte nicht wieder die sein, welche „rennt“. Also habe
ich ein einfaches Bild von mir als Profil bei einem Netzwerk hochgeladen und
einen Satz à la: wenn ich ein Zeichen erhalte, überlege ich es mir noch einmal.
Es liegt an DIR“ vermerkt. In diesem Bild sah man mein Shirt, einen Teil meines
Halses, eine Kette und die Sonne, die strahlend darauf schien. Und ja, ich habe
gehofft, daraufhin einen Spruch oder ein „hei, ich habe gehört…“ von ihm zu
erhalten. Weil ich einfach fand, dass es nicht an mir liegt.
Naja, Männer überlegen nicht so weit und ich selbst finde
auch, es ist wahrscheinlich einfach Zufall, aber vielleicht meinte er, mir ein
Zeichen zu senden, indem sei Profilbild auch wechselte. Nicht genau das gleich,
wie ich. Aber die Sonne - der eigentliche Bestandteil meines Bildes - war auch
darauf vermerkt. Und vielleicht verstand er „das Zeichen“ wie es dort stand:
als Zeichen. Und nicht als Worte. Auf der anderen Seite kann ich ja nicht
schreiben: Es liegt an dir und melde dich! Ich meine… wie auffällig wäre denn
das?
Jaja, man kann sich alles zusammenreimen. Wirkliche Klarheit
gibt es erst, wenn ich seinen Vorgesetzten fragen würde. Tja, traue ich mich
nicht.
Vor allem, wenn die Realität hart zuschlägt und mich so in
den Zweifel bringt. Mein Selbsthass einfach klar bewusst macht, dass diese
Überlegungen gar nichts bringen. Weil mein Gspänli und ich es von einer
Mitarbeiterin hatten, welche sich in letzter Zeit sehr gemacht hat (die
hübsche, blonde, schlanke Lernende) und man einfach das „Wachsen“ in allen
Belangen mitansehen könne. Da meinte mein Gspänli: und ich weiss auch, wer
genau zu ihr passen würde! Vor allem äusserlich! Du auch?!“ Natürlich machte
ich das Spiel mit und grinste lediglich geheimnisvoll. Und als sie meinte, dass
diese Person im Moment nicht hier ist, war für mich der Fall klar… Und ja,
solche Dämpfer können sehr schmerzhaft sein. Weil einem bewusst wird, dass man
vielleicht wirklich zu sehr in Tagträumen unterwegs ist. Und man fühlt sich vor
allem noch weniger wertvoll, noch hässlicher und man selbst betitelt sich einen
Dummkopf, wie man überhaupt darauf kommen kann, ein Mann (vor allem noch genau
dieser Mann!) könne einen sympathischer, anziehender und interessanter wie im
Normalfall finden.
So, dieses Weekend habe ich keine Zeit für Grübeleien. Jetzt
düse ich zu Laura und sehe mir ihr Büro an. Danach geht es weiter zum
Mexikaner, Kino und dann ab ins Bett. Morgen habe ich viele Kleider zum aus dem
Versteck kramen, von den Etiketten lösen und verstauen und zudem noch eine
Lieferung von Versandhäusern erhalten. Zudem möchte ich mir bei Fielmann noch
eine ganz einfache Brille aussuchen gehen.
Und alle Sendungen nachschauen ;-).
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