Sonntag, 26. Oktober 2014

die hyäne

Das neuste Werk von Andreas Franz (mit Einfluss von Daniel Holbe), liess ich mir natürlich nicht entgehen! Und daher kam es in die Ferien mit…

Zum Klappentext:

Julia Durant hat als Kommissarin in Frankfurt schon einiges an Grausamkeit und Brutalität erlebt. Doch bei ihrem fünfzehnten Fall ist sie mit einem Täter konfrontiert, der alles Bisherige in den Schatten stellt: ein Mörder, der ohne erkennbares Muster und ohne System tötet – er mordet scheinbar ohne Plan und führ die Polizei mit makabrer „Post“ an der Nase herum.

Julia Durant und ihr Team recherchieren auf Hochtouren, obwohl die Ermittlerin auch in ihrem Privatleben mit dramatischen Problemen zu kämpfen hat. 

Zunächst schein schnell ein Schuldiger gefunden. Doch auch als der Verdächtige längst festgenommen ist, geschehen weitere Morde.

Bei seinen Ermittlungen stösst das Team um Julia Durant auf einen Stalker, dessen Opfer ins Beuteschema des Serienkillers zu passen scheinen. Aber ist er wirklich die gesuchte „Hyäne“?

Meine Meinung:

Ich war natürlich enorm gespannt. Andreas Franz ist ja leider verstorben und Daniel Holbe ist in seine Fussstapfen getreten. Man weiss also nie, welche Szenen bereits von Franz verfasst und durch Holbe ergänzt wurden bzw. woher die Ideen stammen und wer wo die Feder eher geführt hatte.

Fakt ist: die letzten beiden Werke haben mich nicht wirklich überzeugt. Bei diesem Band hatte ich zum ersten Mal das Gefühl, dass da Andreas Franz komplett über die ganzen Seiten über am Werk war. Ein verdammt guter Krimi und natürlich, wie es mir – nach seinem Schreibstil her – gefällt: ein wenig vulgär (und doch beim Wort genannt), spannend und viel Ermittlungsarbeit. Zudem noch Einblicke ins Privatleben aller beteiligten Kommissare, welche sich mit anderen Ermittlerduos aus Franz weiter erschienenen Werken kreuzen. Man fiebert irgendwie doch mit und wenn mein Kopfkino mal läuft, erinnere ich mich natürlich an frühere Geschichten und Erinnerungen.

In diesem Werk hat man sich ebenfalls auf frühere Taten bezogen, welche aber nicht unbedingt gelesen werden müssen, um in diesem Buch den Anschluss zu finden. Man ist schnell im Buch drin, die Geschichte beginnt schnell und doch gibt es dann lange nichts, abgesehen vom Privatleben der Kommissare, des Stalkers und weiterer Hauptakteure.

Mir persönlich gefällt es. Vor allem auch die Thematik, welche in diesem Buch aufgegriffen wird. Meist Tabus, welche durch Franz gebrochen werden. Ich kann nicht wirklich gross etwas von der Geschichte erzählen, ohne, dass ich nicht zu viel verrate. Die Gefahr wäre zu gross :-).

Ich bin ein Fan von Franz, klar. Aber ich finde seine Krimis wirklich gut. Es gab ein paar Szenen, welche sogar mich leer schlucken liessen, aber im grossen und ganzen ist das Buch schon nur deshalb empfehlenswert, weil es nicht nur um das Zerfetzen, Töten und Ausbluten von Menschen geht.

Und doch hatte ich ab und zu ein wenig Gänsehaut. Lange war ich mir sicher, dass ich lediglich über einen Täter las… bis sich Wege kreuzten und dann am Schluss doch alles anders schien. Es war geschickt eingefädelt und ich wurde wirklich nie stutzig. Ansonsten vertraue ich da eher immer mal wieder meine Intuition, welche sich eigentlich immer fleissig zu Wort meldet.

Am Schluss war es mir dann doch ein wenig zu „Zufall“. Irgendwie kannten sich alle über Umwege, um die es ging und ich fand es dann schon fast wieder zu unreal. Vor allem auch, wie sich alles aufgelöst hat. Kam mir irgendwie so vor, als würde der Täter aufgeben, obwohl die Begründung einfach eher lasch war. Aber vielleicht ist auch das wichtig an einem Buch: man bleibt mit einer Begründung zurück, die einem selbst nicht passt. Aber that’s life. Wichtig ist, was am Schluss bei mir übrig blieb:

Kopfschütteln. Fassungslosigkeit. Die Hinterfragung, wie ich damit umgehen würde. Wie Stalking ausarten kann, wie schlimm die Praxis wirklich ist. Ich meine, seien wir mal ehrlich: in der Realität denken wir uns, dass wir uns wehren würden, zur Polizei gehen würden und all dieses PiPaPo. Aber was, wenn es uns wirklich betrifft? Ich wünsche es nicht einmal meinem ärgsten Feind… Diese Hilflosigkeit. Dieses ständige Beobachtet werden. Das Eindringen in die eigene Privatsphäre. Ungerechtigkeit. Die heutige Gesellschaft und einfach die Frage, was das Schicksal alles aus einem Menschen herausholen kann.

Und was alles an Düsteres sich hinter Köpfen verbergen kann, was man halt einfach nicht sehen kann… Es erst erkennt, wenn es zu spät ist. Bei Menschen, die ganz normal scheinen. Dem Chef. Der Mitarbeiterin. Eigenen Familienmitgliedern. Dem Lehrer. Der Nachbarn…

Glücklich kann man sich schätzen, wenn man damit nie konfrontiert wird.

Ich finde es eines der besten Werke, in denen Holbe mitgewirkt hat. Klar, nie so gut, wie Franz erste Werke, welche ich gelesen habe. Es hat sich viele abgeschwächt, aber das bestimmt auch, weil Franz halt viele Kontakte zur Polizei etc. hatte. Mir persönlich gefällt auch diese Variante mit viel Ermittlungsarbeit und weniger Brutalität, Kindsentführung, Prostitution und weiteren düsteren Themen, welchen sich Franz gewidmet hat.

Wobei ich teilweise genau das vermisse… Er ist und bleibt mein Favorit. Er hat einfach etwas, was mich anzieht. Seinen eigenen Schreibstil. Ist nicht so in der Branche Psychothriller wie Fitzek und Strobel unterwegs. Es geht hauptsächlich um die Kriminalarbeit und nicht um das Schicksal bzw. um den Lebenskampf eines Hauptakteurs an sich. Franz umgibt einfach ein Zauber, welcher meine Welt verschwinden und in seine Eintauchen lässt. Ich bin einfach gefangen in seinem Bann. Egal, wie grausam die Geschichten teilweise sind.

Nach wie vor bedauere ich seinen frühen Tod. Und hoffe auf das nächste Werk von ihm mit Daniel Holbe. Aufgeregt. Hibbelig. Hoffend.

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