Montag, 27. Oktober 2014

schocksekunde

Ich hatte gerade ein Telefongespräch, welches mir Angst eingejagt hat. Pupa hat anscheinend am Samstag einen leichten Herzinfarkt erlitten.

Sie hat es mir am Telefon gesagt und es geht ihr schon viel besser. Sie hat viele Auflagen erhalten und muss sich jetzt vor allem schonen.

Und doch, es zeigt mir einfach mal weider, wie schnell etwas unter Umständen zu Ende sein könnte. Und das macht mir Angst. Ich mag in meinem Umfeld alle Menschen in etwa gleich und doch gibt es jene, welche halt ein Müh fester im Herzen verankert sind.

Und Pupa ist so ein Mensch. Wir haben uns zu einem Zeitpunkt kennen gelernt, als ich ganz unten war. Als ich alles abgeben musste, um von neuem beginnen zu können. Keinen Job, musste mich selbst neu kennen lernen und wer sich zu einem solchen Schritt überwinden musste, weiss, wie schwierig das ist.

Vor allem sich eingestehen zu müssen, dass man ohne Hilfe einfach nicht weiter kommt. Weil man ansonsten Selbstmord begehen würde.

Sie ist teilweise "anstrengend" in ihrer Art, weil sie sich kaum selbst aus einem Tief ziehen kann. Wenn es ihr mies geht, geht es ihr mies. Dann kann sie wie ein Weltmeister jammern. Sie ist da nicht so wie ich. Ich bin ja eher jene, welche hart an sich arbeitet, in der Therapie mitwirkt und auch in einem Tief versucht, das Gute zu sehen.

Klar, ich verarbeite hier viel. Aber ich betone auch immer, dass ich meinen Lebensalltag bewältige, obwohl ich eine Null-Bock-Stimmung habe bzw. die Motivation im Moment einfach fehlt. Und ich finde, da zeigt sich der Unterschied halt schon.

Und doch ist sie einfach etwas Spezielles. Weil ich ihr nicht lange etwas erklären muss, weil sie meine Gedanken, Gefühle und Ängste wortlos versteht - weil sie es halt kennt. Sie kennt dieses schwarze Loch, diese Stimmungsschwankungen an einem Tag und Ängste, die andere nicht nachvollziehen können.

Weil sie es halt auch selbst durchmachen musste und auch noch durchlebt. Und auch sie merkt natürlich, dass ich sie eher verstehe, als andere Mitmenschen. 

Klar, sie ist vergesslich und ein wenig verwirrt. Aber wenn ich ihre Medikamentendosis am Tag sehe, verwundert mich das nicht. Dann noch die Chemos und jetzt noch das. Es tut mir einfach leid und ja - wenn ich bis jetzt immer Angst um einen Menschen hatte - dann um Pupa. Sie ist erst 38 und ich habe wirklich Angst, dass sie nicht alt wird. Weil ich dann definitiv alleine sein werde. Weil ich ansonsten keine Freundschaften mit "Leidesgenossen" geschlossen habe. Weil es schwierig ist. Weil es die wirklich krassen Fälle gibt. Und ich zähle mich einfach nicht dazu.

Und Pupa bis zu einen bestimmten Grad auch nicht. Denn sie hat ihre Wohnung, putzt, kocht und hat halt sonst einfach ein wenig Probleme und ist eher langsamer beim Begreifen. Naja, sie musste in der sechsten Klasse schon von der Schule gehen und hat jahrelang im Detailhandel geschuftet. Hat Kinder bekommen und dann durch einen Schicksalsschlag den Boden unter den Füssen verloren.

Ich möchte noch lange etwas von Pupa haben. Darum geht es jetzt hauptsächlich darum, dass sie wieder zu Kräften kommt. Denn ich brauche sie noch. Und das mindestens die nächsten 50 Jahre... Mein "kostenloser Therapeut". So nennen wir uns gegenseitig. Weil wir halt fast immer die gleiche Sprache sprechen....

Sie ist mein ein und alles. Ja, sie darf und kann mich berühren. Bei ihr habe ich keine Ängste. Und ihr sage ich auch, dass ich sie liebe. Freundschaftlich natürlich. Aber wir können es uns sagen. Und das sind einfach teilweise die schönsten Momente. Voll mit Verbundenheitsgefühlen...

Gespickt von einer freundschaftlichen Liebeserklärung auf diese Art und Weise:

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