Samstag, 4. Oktober 2014

vacanze d’estate 2014

Ich hatte nicht wirklich grossen Internetzugang in meiner Ferienzeit. Aber ich bin da eher unabhängig und auch sonst nicht wirklich oft an mein Handy oder andere technische Geräte gekoppelt. Ich halte das locker ein paar Tage aus, bin ich doch noch zum Zeitalter von Briefen und SMS mit einem Nokia 3310 gross geworden :-). Dies hatte ich mit 14 bekommen und es hat bis 19 funktioniert. Dann wollte ich ein neues und bis ich ein Smartphone hatte, bin ich 2012 erst mal 25 geworden. Spätzünderin so oder so ;-).

Und ich meine, wenn jemand wirklich ganz genau wissen möchte, wie es mir geht, verzichtet auch auf WhatsApp und schreibt mir eine SMS. Tja.

Daher habe ich meine Gedanken, Abenteuer und auch Gefühle und Begegnungen schriftlich festgehalten. Manches erzähle ich und manches bleibt einfach in meinen Erinnerungen. Verstärkter und jene, welche verblassen werden und / oder vergessen gehen.

Ich habe vor allem eins: abgeschaltet. Kaum war ich auf der Fahrt, habe ich kaum mehr an Probleme, Therapie, Borderline, Schicksal, Leben, Geschäft, Büro und Mitarbeiter gedacht. Es gab jene, mit denen ich Kontakt hatte. Andere lasse ich einfach so sein, wie sie sind. Ich möchte mir wirklich vermehrt vornehmen, mehr an mich selbst zu denken. Denn ansonsten hat man einfach nur Erwartungen, um enttäuscht zu werden und sich dann selbst um dieses schlechte Gefühl kümmern zu müssen. Denn meist fällt es der Person gegenüber nicht auf, wie du dich von ihrem Verhalten fühlst, weil sie nicht wissen, was du in ihr siehst. Und ja, ich bin gerne dazu bereit, auch mehr zu geben, wenn ich das Gefühl habe, dass der Mensch ein wenig das gleiche in mir sieht, wie ich in ihn. Nicht immer muss die „Suchende“ sein, um einen Kontakt aufrecht zu erhalten. Natürlich gibt es immer wieder Situationen, wo ich diese Gedanken sein lasse. Bis sie mich wieder zerfressen und ich mich wieder zügle.

Hier unten habe ich keinen einzigen Gedanken an solche Empfindungen und Grübeleien verschwendet. Weil ich hier nicht damit konfrontiert werde. Hier funktioniere ich, wie ich bin. So nehmen mich die Leute und so habe ich hier auch einen Alltag. Hier funktioniere ich richtig so. Vor meinen Ferien hatte ich eine sehr schlimme Therapiestunde und ich schalte hier ab. Hier bin ich so, wie ich eben bin. Habe meine Ruhe. Geniesse mein Alleinsein die meiste Zeit und irgendwie muss ich ja damit zurechtkommen, denn in meiner Zukunft sehe ich mich meist alleine reisend, mein Leben bewältigend und ja, wenn halt keiner da ist, bin ich halt alleine. Da gibt es nichts zum schönreden. That’s life, bitch. Das Alleinsein bzw. die Einsamkeit hier unten stört mich eher weniger. Morgens liege ich am Strand, habe Zeit zum Lesen, kann all diesen Menschen nachgaffen ohne einen dummen Spruch zu kassieren und ja, wenn es schlimmer ist, dann, wenn ich unterwegs bin und niemanden habe, der ein Foto von mir schiesst ;-). Und ja, wenn einem etwas auf der Seele liegt, aber daran bin ich ja mittlerweile auch gewöhnt. Ich habe eine imaginäre Person und wenn man selbst im realen Leben nicht wirklich viel von sich preis gibt, ist das kein grosser Unterschied.

Ich meine, wenn sich an Umständen nichts ändern lässt, muss man sich damit abgeben können. Und ja, ich erwähne es immer wieder, aber warum unbedingt auf Kinder hoffen, wenn ich sowieso nicht weiss, ob ich jemals eine Beziehung eingehen und Nähe zu einem Mann entwickeln kann? Wenn meine Lebensumstände dazu führen, dass ich Angst davor habe, für andere Menschen Verantwortung zu übernehmen? Ihnen ein solches Leben zumuten, wenn ich weiss, wie hart es einen treffen kann? Klar, ich weiss, dass ich es gut meistern würde, wie ich fast alles mache. Ich bin verantwortungsbewusst und bewältige viele Situationen in meinem Leben. Und doch, ich finde es fast hart, ein kleines Menschlein auf diese Erde zu setzen.

Ja, ich könnte online nach einem Partner suchen. Aber was, wenn ich davon nichts halte? Wenn ich einfach denke, dass es schon passieren wird, wenn es so weit sein sollte? Und seit mal ehrlich, stimmt es eurer Meinung nach nicht, wenn ich behaupte, dass kein Mensch ein Recht auf einen Partner hat auf dieser Welt? Damit meine ich, dass niemand etwas nicht erzwingen kann, was nicht ist bzw. halt nicht sein soll? Man kann Sehnsüchte und Träume entwickeln, aber schlussendlich kann ich niemanden an meine Seite zwingen. Womit wir wieder beim Punkt wären, ob ich das auch jemals zulassen könnte.

Und egal, wie mies es mir geht: Märchen alla Hollywood mit dem rettenden Prinzen passieren bei mir eher nicht. Bei allen anderen um mich herum gewiss. Selbst meine Coiffeuse, welche bestimmt 30 Kilo mehr wie ich auf den Hüften hat (und das meine ich nicht abwertend! Ich bin auch mollig!), hat in den neun Monaten, in denen ich sie kenne, zwei Partnerschaften. Ist also nicht so, als gäbe es nicht Männer, die weichere Frauen doch anziehend finden.

Seht ihr, kaum mit der Realität konfrontiert, kommt das oben Geschriebene dabei raus. Was für ein Resultat!

Weiter zu meinen Ferien. Es hat – im Gegensatz zum letzten Jahr – in meinen ersten Wochen oft Gewitter gehabt. An zwei Tagen hat es einfach nur geregnet und ich habe zwei Bücher durchgelesen. An den anderen gab es einfach starke Gewitter mit Donner und Blitz, ohne Regen. Aber genau diese Gewitter haben mir eine Heidenangst eingejagt. Vor allem, als der Himmel plötzlich rot wurde und es über unserem Haus nur noch krachte. Ich rannte schnell zu unserem Brunnen und steckte alles aus. Wir erhalten noch nach alter Tradition unser Wasser und Blitze schlagen gerne in solche Brunnenkonstruktionen ein. Und das wir schnell bis zu tausenden von Franken teuer.

Die restlichen, knapp zwei Wochen, war es brütend heiss. Meist stand ich so um acht Uhr auf, ass eine Kleinigkeit und fuhr an meinen Lieblingsstrand ca. 20 Kilometer entfernt. Diesen Weg machte ich gerne, denn einerseits ist es eine Bucht, das Wasser ist klarer und auch gratis Parkplätze sind verfügbar. Und zu alledem muss ich nicht wirklich aufs Tacho achten, wenn ich über die Feldwege brettere ;-). Hier hätte ich den Lappen längst weg, hihi… Aber natürlich alles im angemessenen Rahmen. Wenn düsen nicht geht, passe ich mich natürlich an!

Am Strand angekommen, richtete ich schön alles ein (Sonnenschirm war natürlich noch Pflicht, es knallte regelrecht vom Himmel! So musste ich mich auch nicht unbedingt eincrèmen…) und sprang eigentlich schnell in die Fluten. Da es eine Bucht war, gab es meist auch schöne, angenehme Wellen. Dann legte ich mich zum Trocknen an die Sonne, meist nur die Beine und las ein wenig. Wenn mir danach war, legte ich mich ganz an die Sonne oder setzte mich in mein Schattenplatz und beobachtete all die Menschen um mich herum. Und war erleichtert, hatte ich keinen neben mir, der ständig kuscheln wollte (ich meine, es war wirklich eine Hitze!) oder eine Diskussion nach der anderen vom Zaun brach. Einer jedoch war noch witzig. Seine Freundin war in ein Buch vertieft (hallelujah, endlich einmal eine wie ich, die nicht ständig am Handy war… wirklich schlimm hier unten…!) und er ging bei allen mal kurz vorbei und wechselte ein paar Worte. So, als würde er sie seit Jahren kennen. Italiener sind in dieser Hinsicht eher offen und ja, es ergeben sich dadurch sehr spannende Gespräche. Und es zeigt einfach, dass man wirklich seine Ferienzeit geniesst.

Ich bin in den Tagen schön braun geworden. Stellt sich noch heraus, ob ich diese in der Schweiz zeigen kann. Mir ist es egal, wie braun ich werde. Ich habe mich schon als Teenie damit abgefunden, dass ich die typische helle Schweizerhaut meiner Mutter geerbt habe und nie wirklich braun werde. Eher rot und dann leicht braun, aber dafür hält diese ein paar Monate im Winter. Von dem her schütze ich sie auch und mir ist es wirklich egal, wenn ich nicht knallbraun bin, wie die Tschinggeli hier unten. Zudem habe ich die vielen Neon meiner italienischen Verwandtschaft geerbt und ich möchte ja auch keinen Hautkrebs riskieren. Wir haben nur eine Haut, und die ist wichtig! Zudem knallt die Sonne doch auch zu fest auf den Kopf…

Meist blieb ich bis 13 Uhr am Strand, düste nach Hause, knabberte etwas bei meiner Lieblingstante und meinem Lieblingsonkel (die haben diesen Jahr endlich nach 26 Jahren geheiratet, wuhu! Sie sind vor ein paar Jahren aus der Schweiz ausgewandert und sie sind mir einfach die Liebsten auf Erden) und verschwand dann im Haus meiner Eltern.

Als Kind habe ich Siesta gehasst. Jetzt liebe ich es und ich finde es herrlich, wenn ich einfach wegschlummere… Dösen ist wirklich genial!

Abends bin ich dann meist irgendwo zu Besuch gegangen oder habe die Gegend mit Familie, Bekannten oder alleine unsicher gemacht. Und dabei ist auch dieses Zambrottashirt herausgekommen, welches ich extra anfertigen liess *g*!

An einem Samstag war ich dann bei Markt und habe fünf paar Schuhe gekauft. Gekoppelt mit drei oder vier vom Vortag, ergab eine anständige Menge ;-). Letztes Jahr waren es Taschen, dieses Jahr habe ich davon lediglich zwei gekauft. Also war es letztes Jahr genau umgekehrt ;-).

Dann habe ich eine braune Jacke gefunden, welche aus rauem Lederstoff besteht. Eine solche hatte ich in Köln gefunden und nicht gekauft. Es lange bereut. Und hier habe ich sie zu einem Drittel gepackt, ein anderes Model, aber gefällt mir persönlich tausend mal lieber! Und das zeigt mir einfach, dass ich früher oder später meist zu dem komme, was ich mir Wünsche. Manch Ding will halt wirklich gut Weile haben. Da ich langsam wieder mit Volleyball Fortschritte mache (meine Leidenschaft, seit ich 6 bin (Mila, kann fliegen ;-))), habe ich auch ein paar Sporthosen und Shirts sowie einen Volleyball gekauft. Und dann noch eine schöne Strickjacke sowie eben die Schuhe. Fast alles Stiefel in Brauntönen, einer ist schwarz (elegant) und ein paar rosa-weiss gestreifte Sneaker von Adidas. Die Stiefel sind immer noch modern, gehen mir bis zum Knöchel oder ein wenig höher. Einfach Exemplare, welche man nicht so schnell in einem Dosenbach oder Vögele bei uns findet.

Ich habe mich dann gebremst und mir gesagt, dass dies ausreicht. Mir stand nämlich noch bevor, vieles für andere Menschen mitnehmen zu müssen und ich hasse das auf die Pest. Nächstes Jahr schiebe ich früher ein Riegel davon. Es geht mir nicht darum, dass ich egoistisch bin, aber schlussendlich ist es mein Auto und meine Reise, welche ich bewältigen muss. Und ich hasse es, wenn meine Rücksitze abgeklappt sein müssen und ich einfach so viel Ware mit mir herumschleppen muss, grml.

Zudem wollte ich auch ein wenig Geld sparen. Muss wirklich damit anfangen, denn wenn mein unbezahlter Urlaub bewilligt wird, bin ich nächstes Jahr von August bis Oktober in Amerika unterwegs. Und ich rechne da mit einer Summe von 15 aufwärts. Ich könnte noch ein weiteres Jahr warten, aber wozu? Ich lebe jetzt, arbeite dann seit drei Jahren in diesem Betrieb und habe keine Verpflichtungen. Amerika mache ich einmal und dann wahrscheinlich für mehrere Jahre nicht mehr. Somit nehme ich mir mehr Zeit und kann mich dann wieder anderen Projekten widmen.

Ich war wirklich in der Welt der Dolcen Vita. Wollte eigentlich Matera hier im Süden sowie Lecce genauer ansehen. Matera hätte ich mit einem Shoppingbummel in Brindisi gekoppelt, aber mir war es dann doch zu blöd. Reisen, Geld ausgeben und ja, ich persönlich bevorzuge einfach das Meer, es wird mir nie leid. Es ist mein Ort, mein Element und dort fühle ich mich frei. Und es sind ja nicht Strandferien, wie gewohnt, denn ich bin nicht in einer Hotelanlage gefangen. Ich habe ein Haus, Familie und weitere Menschen um mich herum. Bin mit meinem Auto mobil. Und ich liebe das Meer, welches wir in der Schweiz nicht haben und so schnell auch nicht von irgendwoher anpeilen können.

Ich fuhr daher als Kompromiss einmal an der Küste entlang zum südlichsten Punkt hin. Sind ca. 60 Kilometer ein Weg. Alles schönen Felswänden, Buchten und Aussichtspunkten entlang. Klar, Lecce hätte ich an einem Nachmittag anfahren können, ist anscheinend eine schöne Stadt. Aber nach der Siesta bzw. schon nur nach dem Mittagessen ist es schnell 14 oder 15 Uhr und ab 19 Uhr beginnt es hier in Apulien, dunkel zu werden. Und einen ganzen Tag auf das Meer verzichten? Ungern ;-).

Was wollte ich sonst noch erwähnen? Ah, viele verschiedene Eindrücke über Familien und Traditionen hier. Ich war an einer Firmung eingeladen und schätze mich glücklich darüber, wie es bei uns gehandhabt wird. Mir waren es einfach zu viel an Menschen, zu viel an Stimmen, zu viel an Musik und zu viel an Essen. In einem Saal haben wir drei Firmungen, eine Taufe und eine goldene Hochzeit gefeiert. Natürlich kannten sich die Gesellschaften untereinander nicht, aber alle wollten in diesem Restaurant feiern. Im Saal gegenüber gab es sogar einen Anlass mit 1600 Menschen!

Auch sonst bin ich froh, bin ich in der Schweiz aufgewachsen. Dort zur Schule. Habe meine Ausbildung gemacht und auch sonst geht es und wirklich gut. Klar, wir geben viel an Geld an den Staat ab und auch sonst mit Krankenkassen etc. Aber wir sind wirklich versichert, wenn etwas passiert. Wir erhalten Sozialhilfe, wenn das Arbeitslosengeld nicht mehr beansprucht werden kann. Ich sehe es an meiner Cousine. Sie ist 25 und wird zum zweiten Mal Mutter. Ist jetzt im dritten Monat schwanger. Darf – auf Befehl der eigenen Familie – nichts mehr machen und wird auf Händen getragen. Ihre Tochter ist knapp 3 und ständig hörst du jemanden sagen: „Pass auf! Geh da nicht hin! Berühr dies nicht, tu dies nicht!“ Hier sind die Kinder wirklich überversorgt und ich bin einfach wirklich jedes Mal erleichtert, muss ich dieses Leben nicht führen. Ich liebe die Lebensumstände in der Schweiz, wenn ich auch verdammt harte Zeiten hinter mich habe!

Und ist da mein Vater im Kopf eher ein Schwiizerli als ein Tschinggeli :-). Bin ich froh. Mir käme es auch nie in den Sinn, mir ein Haus von meinen Eltern zur Hochzeit zu wünschen. Hier ist es selbstverständlich, dass die Eltern für die Kinder sparen. Ich trichtere meinen Eltern immer wieder ein, dass sie ihr Leben geniessen sollen. Ihre Träume mit ihrem Ersparten erfüllen. Und für ihre Rente schauen sollen. Was ich einfach nicht übernehmen möchte, ist Erspartes und Schulden. Es ist ihr Geld, sollen sie es für sich ausgeben, haben sie es sich auch hart erarbeitet. Und auch sonst schätze ich mich glücklich darüber, haben wir untereinander nicht die Diskussionen, die ich hier immer wieder mitbekomme.

Und ich weiss, dass meine Eltern uns Kinder nie so im Stich lassen würden, wie meine Lieblingstante und mein Lieblingsonkel, welche ausgewandert sind. Klar, es ist ein hartes Leben hier unten, aber es war ein schmerzhafter Abschied, als meine Cousine und mein Cousin sich von ihren Eltern verabschiedeten und ich zurück blieb. Mit dem Wissen tief im Herzen, was meine Cousine und mein Cousin mir in der Nacht davor alles unter Tränen anvertraut hatten. Wie sehr sie ihre Eltern vermissen würden.

Meine Eltern würden dies anders handhaben. Ich habe wirklich grandiose Eltern. Das wusste ich schon davor, aber es ist mir in den Ferien wieder etliche Male bewusst geworden… Und ich muss mir etwas einfallen lassen… Ich weiss auch schon, was :-). Typisch Brontolone (so nenne ich meinen Babbo liebevoll, ist ein Brummbär…), der nicht ins Thermalbad mit meiner Mutter wollte und dann davon schwärmte… bis heute :-).

Ach ja, Bücher habe ich verschlungen. Eines nach dem anderen. Diese werden hier nach und nach veröffentlicht. Alles Krimis, für anderes bin ich wirklich kaum mehr gemacht und schnell gelangweilt ;-). Thriller, Dramen und Krimis… und erotische Geschichten, aber da findet man kaum gute ;-)…

(verfasst Mitte September in bella Italia...)

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