Mittwoch, 16. August 2017

grosi, dies & das, fernweh

Das wird ein etwas kurzer, langer Sammelpost. Ich habe aktuell nicht wirklich die Lust und Muse, gross Artikel zu verfassen. Und ich glaube, dass ich auch nicht mehr gross diese Sache verarbeiten werde, welche ich eigentlich gerne verarbeiten würde (sprich, es würde mir gut tun, ich weiss es ganz genau). Vielleicht kommt es am Wochenende nochmals zur Sprache, ich weiss es nicht.
 
Im Moment steht Grosi an erster Stelle. Sie, ihre Gesundheit und irgendwie bin auch ich mir einfach wichtiger, wie der ganze Stuss um mich herum. Ich möchte einfach nur funktionieren und arbeite nur auf die Ferien hin. Hab einen nervlichen Zusammenbruch nach dem anderen, mache es mit mir selbst aus, heule mich in den Schlaf, stehe am morgen auf, mache meine Arbeit, spiele allen etwas vor und gehe wieder nach Hause.
 
Heute Abend wäre ein Teamevent geplant gewesen - ich gehe aber nach Hause. Laura hat mich gestern noch angefragt, ob ich spontan Zeit und Lust hätte. Früher wäre ich sofort gerannt. Gestern meinte ich einfach nur ehrlich, dass ich einen Abend für mich selbst brauche. Ich will einfach nicht mehr für alle immer auf Abruf bereit stehen. Es sollte auch anders gehen.
 
Am Montagmorgen war ich wie auf Nadeln. Ich wusste ja nach wie vor nicht wirklich, wie es Grosi geht. In Sursee ist eher gegen Nachmittag Besuchszeit. So stand ich halt schon früh wach und begann mit dem Schrankmisten. Und ich war ordentlich dran. Da ist einiges weggekommen. Und heute Abend mache ich dann ein wenig weiter. Ja, ich möchte da wirklich radikal an die Sache ran. Und viele Shirts und Blusen sind nicht mehr meins oder einfach zu gross.
 
Ich kochte für Zio etwas und düste dann los Richtung Grosi. Sie hatte wirklich Freude und meinte schon besorgt, ob das denn alles mit der Arbeit geht. Ich beruhigte sie und war einfach nur glücklich, zu sehen, wie gut die Medikamente anschlagen. Klar, auf Dauer ist Schmerzmittel nicht das Wahre, aber sie war einfach für einen Moment schmerzfrei und plapperte munter und fidel. Ich konnte mich wirklich davon überzeugen, dass es ihr gut geht und das war mir einfach am Allerwichtigsten. So konnte ich innerlich auch ein wenig runterfahren und immerhin diese Sorge konnte mir genommen werden. Ich fühlte mich ihr nah und sie meinte nicht nur einmal, dass wir uns doch so viel besser gegenseitig Kraft, Mut und Zuversicht geben können. Ich glaube, ich muss Grosi nicht wirklich viel über meinen Zustand erzählen. Ich glaube, sie spürt einfach, dass es ihrem Grosikind einfach nicht wirklich gut geht.
 
Ich konnte mich für ein paar Minuten ablenken und als ich nach Hause fuhr, war ich einfach wirklich nur froh, dass es ihr so viel besser ging. Ich fuhr noch zu Grossäddis Grab und genoss die Zweisamkeit mit ihm - und hinterliess ihm einen Stein mit einem Schutzengel darauf.
 
Gestern war ich dann bei der Arbeit und am Abend besuchte ich meinen Cousin, seine Partnerin und meinen Coucousin, welcher nun 8 Monate alt ist. Es war schön, wie er sich von mir herumtragen liess und wie er mich anstrahlte. Und ja, ich sage zwar immer, dass ich alleine besser dran bin und ein Kinderwunsch nicht wirklich vorhanden ist... aber wenn ich dann dasitze und mir einfach einmal mehr klar bewusst wird, dass es wahrscheinlich wirklich nie mit einer Partnerschaft und Kindern klappen wird... ist es dann doch etwas anderes. Weil ich es mir nach wie vor nicht freiwillig ausgesucht habe, sondern einfach vor vollendete Tatsachen gestellt werde. Und bei meiner Vergangenheit überlege ich es mir einfach doch ein paar Mal mehr, ob ich dies einem weiteren, unschuldigen Wesen zumuten möchte. Ich selbst könnte mich zusammenreissen. Aber auch ich habe unverschuldet eine Krankheit mit auf den Weg bekommen, welche verschissen und ungerecht ist. Obwohl ich behütet aufgewachsen bin und die besten Eltern der Welt habe. Wenn ich es zum jetzigen Zeitpunkt aussuchen könnte, würde ich mir wünschen, meine Eltern hätten mich nie gezeugt. Und ich möchte nicht, dass meine Kinder dies ebenfalls durchleben müssen.
 
Ausserdem ist da ja noch meine Geschichte mit dem Freitod meines Firmgottis. Ich sage zwar, dass ich dies nie machen könnte/würde... aber sag niemals nie. Auch sie hat Kind und Ehemann hinterlassen. In einem Moment, in dem sie nicht sie war.
 
Das Volleyballspiel gestern war solala... ich war gut unterwegs und spüre auch meine Fortschritte, seit ich bei der weiteren Plauschgruppe vom Arbeitsort mitmische. Klar, ich war vorhin schon gut, aber das weitere Training in der Woche zeigt sich doch stark. Meine Aufschläge sind noch präziser und meist landen sie im Feld. Vor allem sind sie schärfer. Und gestern bot ich dann doch ein paar heftige Aufschläge. Puma meinte ein paar Mal im Hintergrund etwas à la "Badabum-Bombe!" und am liebsten hätte ich gesagt, er solle dies lassen. Weil es mich verunsichert hat und ich mich wie eine dicke Bombe auf dem Feld gefühlt habe. Ich weiss, er hat mich wohl nur loben wollen. Aber ich habe es einfach so genommen, dass ich halt eine wuchtige Bombe auf dem Feld bin mit meiner Masse. Es tat in diesem Moment einfach nicht gut.
 
Und ja, dann kam der Moment, in dem ein Ball von ihm direkt in meinem Gesicht landete. Nase und Wange brannten höllisch und sofort wollte er angerannt kommen und sich bei mir entschuldigen. Ich bin da einfach eigen - ich zeige keinen Schmerz und wandte mich einfach abrupt ab. Er schien zu verstehen und meinte nur "sorry". Ich schaffte es immerhin, den Kopf zu schütteln und ein "schon okay" zu sagen. Aber der Abend war dann für mich gelaufen.
 
Ich fuhr nach Hause und einmal mehr fühlte ich mich einfach... einsam. Einsam und verlassen. Überall scheinen Menschen für jemand anderen den wichtigsten Punkt in ihrem Leben darzustellen. Nur ich nicht. Ich weiss, bei meinen Eltern. Aber da sind ja auch noch meine Geschwister. Es geht mir wirklich darum, für jemand Einzelnen einfach der Mittelpunkt des Lebens zu sein.
 
Es war ein "ich heul mich mal in den Schlaf"-Akt gestern im Bett. Irgendwann einmal konnte ich einfach nicht mehr. Die Gedanken und Grübeleien waren ausgelutscht, die Augen hatten keine Kraft mehr und die Harte Seite in mir kam hervor. Heute funktioniere ich wieder. Bis zu den Ferien hin muss das so klappen. In genau zwei Wochen geht es los und ich bin - wenn es gut geht - um diese Zeit schon fast bei unserem Haus angelangt. Nach den Ferien geht es dann wieder weiter. Ich möchte mich einfach wieder jeden Abend auf meinen Sport konzentrieren. Schwimmen, Volleyball und Biken. Und der Rest kann mir langsam einfach gestohlen bleiben.
 
Ich persönlich erwarte einfach nichts mehr von meinem Leben. Ich bin wieder mal so weit, es nicht einmal schlimm zu finden, wenn es fertig wäre. Ich verbringe meine Mittagspausen aktuell oft auf einer Bank in der Natur beim Arbeitsort - etwas erhöht blicke ich in die weite der Natur. Und gestern wurde mir klar: ich werde hier nicht glücklich. Und daran werde ich etwas ändern. Im Hinterkopf habe ich ein Auslandjahr mit arbeiten. Ich weiss, meine Probleme lösen sich nicht, indem ich einfach von hier verschwinde. Aber ich komme zu meiner persönlichen Ruhe und kann von alldem hier einfach Abstand gewinnen.
 
Das Gefühl der Einsamkeit... das wünsche ich nicht einmal meinem ärgsten Feind. Es ist eine Grandwanderung der Gefühle. Einerseits diese Sehnsucht nach einem Seelenverwandten. Nach jemanden, dem es einfach mal nur um mich geht. So viele Gespräche in letzter Zeit und ich hatte wieder oft das Gefühl, in die Rolle des Seelenmülleimers abzudriften. Nur noch zum Kopf schütteln. Und gleichzeitig dieser Ekel davor, wenn mich Menschen berühren (wollen). Ich merke es aktuell wieder verstärkt, wie ich automatisch auf Distanz gehe, wenn mir jemand zu nahe kommt. So letzten Mutti beim Abwaschen. Oder teilweise auch Pupa am Wochenende. Aber da klappt es ganz gut - wir beide kennen dieses Gefühl der Nähe und Distanz. Mal wurde Händchen gehalten, dann spürten wir beide einfach wieder, dass wir im Moment keine Berührung wünschen. Wobei da eher ich immer die Distanziertere von uns beiden bin.

Ich habe Fernweh - nach meiner Heimat. Nach einem Ort, an dem ich weiss, dass es mir gut geht. Und das ist nun mal Apulien, meine zweite Heimat. Ich sehne mich so sehr danach und kann das Ablaufen der nächsten zwei Wochen so gar nicht mehr abwarten. Und dann bin ich erst mal für 4.5 Wochen weit, weit, weit weg. 1365 Kilometer. Und wenn mir alles zu bunt wird, schalte ich einfach alles an Kommunikationsmittel in die Welt aus.

Hier noch ein Bild. Einer meiner Lieblingsplätze und -aussichten in Otranto. Keine fünf Minuten unseres Heimes entfernt...

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