Mittwoch, 9. August 2017

challenge gegen den sonnenuntergang

Am Montag ging ich kurzerhand und wirklich sehr spontan entschlossen noch auf eine Biketour nach dem langen Arbeitstag.
 
Bis ich zu Hause war, war es bereits 19.10 Uhr. Bereits am Samstag, als ich zum Geburtstag von Laura fuhr, hatte ich mir gedacht, ob dies nicht auch eine gute und angenehme Biketour sein würde. Es hat alles: kleine Erhöhungen, kleine Neigungen, etwas anspruchsvollere An- und Absteigungen und vor allem auch gute, gerade Strecken. Und der Ausblick währenddessen auf den See ist einfach wunderschön.
 
Am Montag brauchte ich es einfach. Es war ein langer und intensiver Tag gewesen, aber als ich zu Hause ankam, dachte ich einfach auf den Wetterbericht für die kommende Woche. Und da wurde mir klar: vielleicht komme ich in dieser nicht mehr mit dem Bike zum Zug.
 
Zack - Bike gepackt und losgeradelt. Ich schaffte es zu meinem früheren Arbeitsort in einem Affentempo - auch hier über die Strecke, welche ich lange gemieden habe (über zwei eher doch anspruchsvolle Steigungen). Ich fuhr nicht dem See entlang da hin. Und für eine Strecke, welche eigentlich mit den 57 Kilometer mit 3 Stunden und 25 Minuten angegeben war, benötigte ich (mit Fotografierpausen) 2 Stunden und 40 Minuten. In meinen Augen eine sehr gute Leistung.
 
Die Strecke machte mir Spass. Die Temperatur war genau richtig und sehr angenehm und irgendwie radelten die Füsse und Beine einfach automatisch mit. Ich hatte einen verdammt schönen Sonnenuntergang, welchen ich geniessen konnte. Es stimmte in diesem Moment einfach.
 
Naja, die Dämmerung hatte ich ein wenig sehr unterschätzt. Bei der Rückfahrt wurde es immer dunkler. Ich konnte noch den traumhaften Mondaufgang geniessen - puah, so gross und nahe hatte ich ihn schon lange nicht mehr wahrgenommen. Als ich dann in Rapperswil ankam (ca. noch 15 - 18 Kilometer von meinem Wohnort entfernt) war es bereits zappenduster. Naja, da musste ich durch. Ich habe kein Licht an meinem Bike. Es ging dann Dank "Wegkenntnissen" und dem hellen Mond.
 
Zu Hause angekommen, war ich zwar schon müde und glücklich... aber es hätte noch ein wenig mehr an Anstrengung sein dürfen. Die Strecke war eine Herausforderung, ganz klar. Vor allem auch dadurch, dass ich noch bei Tag zu Hause sein hätte wollen. Aber ansonsten war es wirklich eine sehr ausgeglichene und gute Strecke. Ich fuhr sogar bei Lauras Wohnung vorbei.
 
Meine Muskeln schmerzten gestern ordentlich - mein Rücken nahm es mir auch ein wenig übel und mein Knie merkte ich natürlich auch bei Treppenstufen. Aber ich will ja nicht motzen, ich bin überglücklich, dass ich solche Leistungen überhaupt erbringen kann. Und vor allem merke ich ja meine Ausdauer vor allem bei den Vergleichen bei der Zeitdauer. Da hole ich ordentlich etwas raus.
 
Gestern hatte ich nach langer Zeit wieder den Ehrgeiz im Kopf. Ich konnte wirklich von allem abschalten. Mein Kopf war wie leergefegt und nach langer, langer, langer Zeit war es endlich wieder eine Fahrt ohne Gedanken und Grübeleien. Endlich mal wieder erfüllte das Biken seinen Sinn: im Kopf war nur der Fokus auf die Strecke, meine Leistung und das Biken. Herrlich!
 
Es ist im Moment bzw. nach wie vor alles etwas schwierig. Ich versuche, mir immer wieder bewusst zu werden, dass es zwar eine verschissene Zeit ist, aber ich zum Beispiel "grundlegend" gute Laune habe und es "mir gut geht". Und ich habe letztens einen Spruch gelesen, den ich mir einfach öfters zu Herzen nehmen möchte:
 
"Glücklich sein heisst nicht ein perfektes Leben zu leben. Glücklich sein heisst, zu verstehen, dass es sich lohnt, das Leben zu leben, trotz aller Schwierigkeiten."
 
Ja, es ist eine verdammt schwierige Zeit und sie hält mir persönlich zu lange an. Es sind schwere Monate und es wird nicht von heute auf morgen einfacher. Es fühlt sich für mich nach wie vor wie ein Überleben und kein Leben an und ich werde wohl mein Leben lang damit zu kämpfen haben und mit der Tatsache, dass ich mich nach einem Seelenverwandten sehne. Aber eben, aktuell hilft es mir teilweise nur, wenn ich merke, dass ich eigentlich von der Stimmung her "ruhig" und "positiv" bin und es "lediglich die Umstände sind, welche mich beschäftigen".
 
Durch dieses Besinnen auf die "eigentliche Grundstimmung" habe ich das Gefühl, besser Abstand zu den Umständen zu halten. Ob es einfach ein Unterdrücken der Umstände und Gefühle und Gedanken ist, muss ich noch herausfinden. Aber eben, ich persönlich bin dankbar darüber, dass ich immerhin dieses "Grundgefühl wahrnehmen" aktuell überhaupt wieder bewusster wahrnehme(n kann). Denn es zeigt mir einfach, dass ich doch wieder eher optimistischer dem Thema Leben und Kämpfen gegenüber stehe.
 
So, fertig für heute. Ich habe nun doch noch einen Schlenker in mein Seelenleben gemacht ;-). Aber ansonsten bin ich aktuell eher nach wie vor auf Rückzug. Ich habe mir vorgenommen, Laura und auch sonstig eng stehenden Menschen nichts über meine Vergangenheit zu erzählen. Ich werde nach wie vor meine Maske verwenden, wenn es um das Zwischenmenschliche geht. Ich reisse mich zusammen und halte mich an meine Mauer und Maske. Alles andere bringt mir persönlich aktuell und auch auf Dauer hinaus nichts. Es ist alles passiert, ich muss damit leben und kein Schwein kann mir dabei helfen. Ich selbst habe so damit zu kämpfen, dass es niemand sonst wissen muss. Ich werde mich keinem Menschen mehr öffnen und einfach funktionieren.
 
Ich freue mich auf meine Ferien. Aktuell arbeite ich nur daraufhin. Und bis zu meinem Abreisedatum sollte ich dies auch schaffen können. Ich war schon für viel längere Dauer "Roboter". Von dem her.
 
So, nun noch ein paar Bilder. Eines musste ich ein wenig stark verdunkeln, sodass man zwar erkennen kann, dass ich die Sonne küsse - aber doch "anonym" bleibe.



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