Dienstag, 30. April 2013

ich bin anstrengend

Heute war mal wieder ein etwas eher anstrengender Tag. Ich denke, dass ich immer noch diesen Samstag mit mir herumtrage. Ich war einfach so überrascht von diesem Gefühl, ganz alleine (also damit meine ich die Einsamkeit) auf dieser Welt zu sein.
 
Und - könnte ich hier "whatsappen" - würde der Smiley dazu so aussehen (ist mir schon oft aufgefallen, dass ich am liebsten auf diese Smileys zurück greifen würde und auch oft in diesen "denke". Ich finde sie teilweise noch echt gut getroffen :-)):
 
 
Die letzten Tage waren nicht leicht. Und es fühlt sich auch nicht schön an, so, wie ich durch die Gegend renne. Ausserdem habe ich meine Haarfarbe mal wieder geändert, und wer meine Geschichte zu diesem Thema kennt, weiss, dass ich mich nun eher beobachtet fühle und dementsprechend noch unwohler fühle. Und sie gefällt mir überhaupt nicht, obwohl die Rückmeldungen so ganz anders klangen.
 
Die Therapie heute war enorm anstrengend. Ich konnte vom Freitag erzählen und wir befassten uns auch mit den Ereignissen am Samstag.
 
Fakt ist einfach: seit diesem Tag fühle ich mich mal wieder so etwas von allein auf dieser Welt. Uninteressant, langweilig und einfach im Allgemeinen "falsch". Falsch in meiner Art. Falsch mit meinem Charakter. Falsch mit meinem Ich.
 
Es ist schwierig, wenn man so über sich selbst denkt. Es hilft nicht wirklich beim Selbstwert und auch sonst bei keinen positiven Gefühlen. Und ich zwinge mich zu sozialen Kontaktaufnahmen, denn der Rückzug ist einfach nicht angemessen in dieser Situation.
 
Tief im Innern weiss ich, dass ich wohl irgendetwas richtig mache. Ansonsten würde doch kein Mensch freiwillig Zeit mit mir verbringen. Aber wenn dann solche negativen Gedanken aufkommen, ist die logischste Erklärung, dass man sich damit nicht befasst (also mit dem Zwischenmenschlichen). Denn wo keine Aktivitäten stattfinden, können danach auch keine negativen Gedanken auftreten.
 
Und da stehe ich nun im Klintsch. Denn wenn ich mich nun zurückziehe, ist es erst recht fatal. Weil es erst recht nicht richtig ist. Aber eben.... Ich weiss nicht, es ist einfach so was von schwierig.
 
Darum habe ich auch die Rubrik "Borderline" vorläufig gelöscht. Ich kann mich mit dieser Diagnose immer noch nicht identifizieren und irgendwie habe ich auch das Gefühl, dass nicht gross Interesse darin besteht. Egal, ob als selbst davon Betroffene/r oder Angehörige/r.
 
Wir kamen dann im Verlauf dieser Analyse plötzlich auf das Verbundenheitsgefühl. Und ich fühle mich überhaupt nirgendwo verbunden. Sei es bei Mitarbeiter/innen (was natürlich eine total andere Eben ist) oder bei Freundschaften im Allgemeinen.
 
Klar, ich habe meine engen Vertrauten, sei es mit Alina, Laura und Pupa. Aber nicht alle wissen alles von mir. Und ich weiss, dass ich selbst nicht wirklich diejenige bin, die viel von sich Preis gibt. Und genau das wird mir nun zum Vorwurf gemacht. Unbewusst natürlich.
 
Mir wurde in der TK früh beigebracht, ehrlich zu meinen Mitmenschen zu sein. Und ich habe dazumals gesagt, dass ich in einer Krise einen Rückzug antrete und man teilweise einfach eher auf mein "Öffnen von mir aus" warten muss. Klar, auch ich muss das irgendwann einmal ändern... aber die letzten Jahre waren nicht wirklich leicht und oft habe ich mich da im Stich gelassen gefühlt. Da war nur Laura, die einmal ehrlich zu mir gemeint hat, dass ich einen Schritt eher auf sie zumachen müsse, ansonsten würde das alles nicht klappen.
 
Und das war der richtige Arschtritt für mich. Mit ihr klappt es wunderbar und mir ist es einfach bewusster. Aber vielleicht liegt es auch daran, dass sie vieles nicht weiss und es daher auch gut tut, einfach mal vergessen zu können. Und ich denke, auch sie hatte es nicht immer leicht.
 
Klar, ich bin sehr enttäuscht betreffend gewissen Freundschaften im letzten Jahr. Ich habe mich oft allein gelassen gefühlt und nicht einmal offensichtliche Dinge sind aufgefallen. Und natürlich bin auch ich abgestumpft. Und ja, vielleicht habe auch ich Fehler gemacht, aber ich fühle mich einfach seit letztem Jahr nicht mehr mit irgendeinem Menschen hier auf der Welt verbunden.
 
Und wenn das einem in der Therapie bewusst wird bzw. vor Augen geführt wird, schmerzt es unheimlich. Klar, ich liebe meine Familie, ich bin im Allgemeinen sehr sensibel und darum bemüht, es jedem Recht zu machen. Ich mache eine Collage für eine Mitarbeiterin zu ihrem Geburtstag, schenke meiner Gspänli ihre Lieblingspralinés, merke mir vieles und joa...
 
Und so hart es klingen mag... aber so richtig verbunden habe ich mich schon lange nicht mehr bei jemandem gefühlt. Und das stimmt mich irgendwie unheimlich traurig. Und vielleicht führt auch das dazu, dass ich gewisse Berührungen nicht zulassen kann.
 
Verbunden fühle ich mich eher bei Grosi. Oder wenn ich bei Grossdäddi am Grab stehe. Und ich denke, dieser frühe Verlust hat einfach verdammt viel kaputt gemacht. Klar, ich wäre unsäglich traurig, wenn ich jemanden ziehen lassen müsste...
 
Aber warum wünsche ich mir dann ein Leben ganz alleine in Italien? Im totalen Rückzug?
 
Auch da meine Antwort: weil es allen besser damit geht. Und somit schliesst sich der Kreis. Erst kein Gefühl der Verbundenheit aufkommen lassen, führt auch dazu, dass ich mich nicht mit schrecklichen und schweren Gedanken abkämpfen muss à la "du bist eine Last für alle", "du bist nichts wert", "du nervst eh alle", "du bist doof", "du bist langweilig", "wer verbringt schon freiwillig Zeit mit dir", und und und.
 
Vor allem dieses Gefühl, niemanden zu belasten und zu nerven, ist enorm schwer. Und Verbundenhet schafft immer neue Gefühle. Vertrauen, Ehrlichkeit, Nähe und mehr.
 
Vor allem mache ich mich verletztlich. Und davor habe ich am meisten Angst. Denn dann muss ich mich erst recht mit meiner Diagnose auseinander setzen.
 
Mann, mann, mann....
 
Es ist im Moment echt anstrengend.
 
Aaaaaber.... ich habe mich in Sachen dysfunktionalem Verhalten zurück gehalten. Ich weiss nicht, ob es morgen auch anhält. Aber für heute bin ich ein klitzeklein wenig stolz auf mich.
 
Und dann doch diese Wut, dieses Elend und diese Enttäuschung über mich selbst. Warum muss genau ich mich damit auseinandersetzen...
 
Aber damit fange ich nicht mehr heute an. Ansonsten geht dieses Karussell endlos weiter. Und nein, es ist nicht, weil Gott mich prüft und er nur jene prüft, die er für "fähig" hält. Das musste ich mir heute auch schon wieder anhören.
 
Und das ist Bullshit.

So, und nun ab ins Bett! Habe morgen frei, Dank seit dem Tag der Arbeit. Und mit dem "früher ins Nest schlüpfen" ist auch heute nichts geworden... morgen steht viel an. Rechnungen einzahlen und eventuell Shoppen mit Schwester im herrlichen Wohnkanton St. Gallen...

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