Dienstag, 13. Juni 2017

lehrreicher abend...

In meinem früheren Geschäft startete der Hype für die Sendung Bachelor/Bachelorette. Ich habe dies nie wirklich verfolgt und doch ist es seit dieser Staffel anders. Irgendwie schaute ich da die erste und diese Gruppe mit ehemaligen und aktuellen Branchenmitarbeiter begann, sich abwechselnd bei jemand anders zu treffen.
 
Für gestern fragte ich erneut bei mir an. Es gibt mittlerweile einen "harten Kern" und ich rechnete eigentlich mit vier Personen (mit mir). Eine ehemalige Mitarbeiterin musste absagen und da blieben nur noch mein Bürogspänli (die dunkelhaarige Kollegin) und Mr. Flirty. Das Bürogspänli sagte mir am Sonntag dann ab - es wäre alles ein wenig zu knapp bei ihr von der Zeit her. Und ich wohne nun halt nicht wirklich in der gleichen Region, es sind schon so 20 Minuten Weg.
 
Mr. Flirty fragte von sich aus, was mit dem Abend nun sei. Wir waren übers Wochenende ein wenig im Kontakt wegen dieser Sache, welche er mir anvertraut hatte. Ich schrieb ihm ehrlich, dass wir nur zu zweit wären und dachte mir innerlich, dass er wahrscheinlich sowieso absagen wird. Umso überraschte war ich, als er einfach meinte, dass dies doch gar kein Problem sei und er mir dann ja erzählen könne, wie es nun mit seinem Geständnis gegenüber dieser Frau gelaufen ist. Innerlich war ich doch ein wenig verunsichert.
 
Klar, mir hilft es, wenn ich weiss, dass ein Mann vergeben oder anderweitig interessiert ist. Dann mache ich mir gar keinen Kopf über Sprüche, Berührungen etc. Weil ich ja dann Gewissheit habe. Von dem her hatte ich keine Angst, alleine  Zeit mit ihm zu verbringen. Naja, nur habe ich bis dato nicht wirklich viel an Männerbesuch mit nach Hause genommen und ich wollte auch nicht, dass ich mich dann am Abend ausgenutzt fühle, wenn er nur über diese Sache spricht. Ich helfe gern, aber irgendwie hatte ich auch Angst, dass uns dann nur dieses Thema "verbindet".
 
Fakt ist: der Abend kam zu Stande. Er plauderte mit meinem Bruder, mit meiner Mutter und meinem Vater und alle wussten ja, dass es ein ehemaliger Mitarbeiter (und Sorgenkind - aber das habe ich Mutti verboten zu sagen ;-)) ist. Er erzählte mir, wie es gelaufen war und schnell war dann Bachelorette Zeit.
 
Was ich bei ihm gut finde: ich kann Sprüche klopfen. Auch ein wenig auf Flirtbasis - ohne Hintergedanken, ohne schlechtes Gefühl. Und genau das hat meine Therapeutin mir ans Herz gelegt, zu üben. Augenkontakt aufnehmen, sich öffnen, Komplimente annehmen, auf spielerischer Ebene miteinander kommunizieren. Und als ich ihm am Sonntag geschrieben hatte, dass wir - da nur zu zweit - wahrscheinlich auf mein Zimmer ausweichen müssen, dies aber natürlich ohne Hintergedanken, verstand er auch sofort, wie dieser Spruch gemeint war. Es kamen gleich viele Lachsmileys zurück, wie ich geschickt hatte. Und auch gestern konnten wir Sprüche klopfen und es war wirklich gut!
 
Ich habe Mr. Flirty von einer ganz anderen Seite kennen gelernt. Er hat mir viele Dinge anvertraut, die ich mir bei ihm nie gedacht hätte. Eigenschaften, welche so etwas von überraschend waren. Und doch hat er sich mir gegenüber geöffnet und ich konnte es auch. Und als er dann meinte, dass er einfach gelernt hat, auf die kleinen Dinge des Lebens zu achten, sich darüber zu freuen und zu schätzen, welche einen ebenfalls glücklich machen können - wie dieser Abend zu Beispiel und das tolle Gespräch mit mir (er hat es ganz klar so benannt, mein Kritiker konnte sich nichts zusammenreimen!) - fand ich: ja, so ist es!
 
Er konnte sich ein wenig in Sachen Arbeit bei mir anvertrauen und ich erzählte ihm dann auch meine Vorgeschichte mit meiner ehemaligen Vorgesetzten. Und konnte auch ehrlich sagen, dass ich halt doch ein sehr unsicherer Mensch bin und diese Nähe eigentlich erst seit der letzten Arbeitsstelle kenne.
 
Er ist überraschenderweise ein sehr spiritueller Mensch und es hat wirklich gut getan, sich auszutauschen. Vieles, was er gesagt hat, kenne ich von der Therapie und obwohl die Sendung schon eigentlich um 21.30 Uhr vorbei war, sprachen wir noch fast zwei Stunden weiter.
 
Es war ein sehr ausgeglichenes Gespräch und als er dann zu Hause war, bedankte er sich noch einmal für das gute Gespräch und den guten Abend - es hätte ihm gut getan. Und ich konnte ebenso ehrlich zurückmelden, dass ich solche Abende und Erfahrungen einfach immer mehr schätze. Ich habe ihm auch ganz ehrlich gesagt, dass der Samstagabend für mich persönlich sehr viel Wert war. Natürlich weiss er nichts über meine Vorgeschichten. Aber er weiss, dass es seit Januar eine eher etwas harzige Zeit für mich war und ich eben diese Nähe zu Mitmenschen und dass diese mich wirklich so mögen, wie ich bin, erst seit ein paar Jahren kenne und dies auch lernen musste, so akzeptieren zu können. Das man nicht wegen nichts den Kontakt zu mir pflegt. Ich hätte ihn gerne als Zeichen beim Abschied länger umarmt - von ihm aus kam auch ein "längerer Hug", dies habe ich auch so empfunden. Aber irgendwie war es ein Abend, der doch viel an Offenheit und positivem "abverlangt" hat, sodass ich es irgendwie einfach doch nicht geschafft habe. Wobei ich glaube, es bei ihm ehrlich sagen zu können, ob ich ihn länger in den Arm nehmen dürfte. Es gab nämlich am Samstagabend eine Situation, in der ich einfach das Gefühl hatte, dass seine Stimmung sich veränderte im Auto und mir ist das einfach aufgefallen. Ich hatte es gespürt. Und gestern konnte ich ganz ehrlich nachfragen und er hat aufgelacht und erstaunt gemeint, dass dies wirklich so gewesen sei. Ich konnte ihm auch ehrlich sagen, dass ich in diesem Moment eigentlich das Bedürfnis gehabt hätte, ihm die Hand auf seine Schulter zu legen (so als Zeichen "ich kann genau spüren, was los ist..."), mich aber nicht getraut. Weil ich bei solchen Situationen eher jene bin, welche im ersten Moment gar nicht angefasst werden möchte. Seine Reaktion: ich könne mich dies das nächste Mal ungeniert getrauen.
 
Nein wirklich, ich lag im Bett und dachte mir: das hätte ich mir vor ein paar Tagen so gar nicht vorstellen können. Und es stimmt auch noch heute für mich. Und ich bin froh, habe ich diese Seite von ihm kennen gelernt. Und ich bin auch froh, konnte ich diese Seite von mir zeigen. Es war wirklich ein einfach gelungener Abend mit einem guten Mann. Er hat seine Vorgeschichte, er hatte seinen Ausschwenker. Aber er selbst weiss es, dass es nicht gut war. Und dies merkt man ihm an. Er scheint Vieles zu bereuen. Und ich persönlich bin froh, kenne ich nun diese andere Seite von ihm noch mehr. Weil es einfach der richtige Mr. Flirty ist in meinen Augen.
 
Ich persönlich hoffe, dass wir darauf aufbauen können und sich die freundschaftliche Basis einfach festigt. Ich hoffe wirklich, dass es nun nicht nur für dieses Thema für ihn okay war, engeren Kontakt mit mir zu haben. Denn solche Gespräche - habe ich gemerkt - sind einfach Gold wert und ich merke immer mehr, wie ich eben auch solche Dinge / Gespräche / Momente wieder positiv annehmen kann.
 
Und gestern kam mir zum ersten Mal der Gedanke, dass ich doch froh bin, dass ich mich in Köln gegen den Suizid entschieden habe. Denn ich hätte diese Erkenntnisse und Erfahrungen nie machen können. Und erst recht nicht annehmen können.

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