Mittwoch, 12. März 2014

aufatmen und schauen...

… was da noch so auf mich zukommt. Manchmal ist Abstand einfach das Richtige und ich habe das Gefühl, dass ich dies die letzten Monate ein wenig überall mache. Hier im Blog bin ich nicht mehr wirklich anwesend, ich teile mich weniger mit und habe im Allgemeinen auch weniger das Gefühl bzw. das Bedürfnis, etwas zu veröffentlichen. Ich persönlich finde es schade, denn das Bloggen ist eigentlich eine Leidenschaft von mir. Das Schreiben im Allgemeinen hilft mir und ich mache es wirklich gerne.
 
Ich weiss nicht, woher diese Antriebslosigkeit kommt. Ich vermute, es hängt ein wenig mit den letzten Monaten zusammen. Meine Rücken-OP hat mich körperlich weit nach hinten geworfen und ich habe wahrscheinlich im Moment einfach keine Kraft, mich wieder ständig aufraffen zu müssen. Ich war davor ja schon angeschlagen und genervt hat es mich schon damals. Und jetzt noch das. Ich weiss, es wird alles wieder, ganz langsam. Und der Körper sendet diese Signale, weil ich nicht auf meinen Verstand hören will. Weil ich die letzten Monate einfach nur geschluckt habe und immer noch verdränge. Meist geht es mir gut und ich kann das Leben geniessen. Und ich will hier auch nicht ständig rumjammern. Aber wie soll ich es erklären?
 
Es liegt daran, dass ich einfach total unzufrieden mit meinem Schicksal bin. Und ich glaube, solche Fragen rund ums Leben und das eigene Ich kommen einfach immer wieder. Und ich hasse das Los, welches ich gezogen habe. Ich mache zwar das Beste daraus und kämpfe wie eine Löwin… aber trotzdem darf man diese Sache doch beschissen finden, oder? Schlussendlich sucht man sich ja das Wenigste aus und ich habe mir diesen Lebenswandel bestimmt nicht freiwillig gepickt.
 
Klar, ich habe die letzten Jahre vieles gewonnen und ich bin froh über meine Familie und meine Persönlichkeit im Allgemeinen. Ich mag meinen Humor und vor allem die Tatsache, dass ich eine Schweizerin und Italienerin in einem bin. Das gibt es vielleicht die nächsten Leben nicht mehr. Zudem wohnen wir in Italien Nahe am Meer und auch sonst ist es cool, so aufgewachsen zu sein. Ich hatte eine behütete Kindheit und auch sonst stehen meine Eltern immer hinter mir. Auch die letzten Jahre haben sie mich total unterstützt und mit meinen Geschwistern verstehe ich mich auch super.
 
Süss war mein Bruder gestern. Er merkt, wie ich total unzufrieden bin über meine körperliche Situation und das ich auch hadere, dass ich immer noch nicht richtig beschwerdefrei Velofahren kann. Nun hat er mir angeboten, einmal die Woche zum Schwimmen mitzukommen. Damit ich immerhin da wieder den Ansporn finde. So kann ich dann an einem Nachmittag noch alleine gehen bzw. sollte das Aufraffen zu einer zweiten Schwimmstunde leichter fallen.
 
Man lässt schnell nach. Frustessen hilft, man achtet nicht mehr auf die Ernährung und der Körper ist einem mehr oder weniger egal. Ich werde immer träger und gleichzeitig merke ich, wie sehr mich das nervt. Aber sich selbst motivieren ist noch viel härter. Vor allem, wenn man sich erholen sollte und doch überall der Stress auf einen einprasselt.
 
Am liebsten würde ich hier alles abbrechen und mein Leben so leben, wie ich es möchte. Ich sehe mich schon seit Jahren in Italien. Im Haus, schaue ein wenig auf den Garten, zum Haus, gehe arbeiten und lebe das Leben dort unten. Klar, die Realität ist hart und Süditalien bietet Auswanderern in Sachen Sicherheit und Job nicht viel… aber ich selbst habe einfach den Eindruck, dort unten würde ich mich wohl fühlen. So alleine mein Leben bewältigen, niemanden nerven, niemanden belästigen, einfach ich sein… verbunden mit Apulien und dem Meer.
 
Aber ich weiss, dass es dann kein Zurück in die Schweiz für mich gäbe. Durch meine jahrelange Arbeitslosigkeit und ständigen Einsätze als Springerin… macht sich nicht gut im Lebenslauf.
 
Im Monat nach der Rücken-OP habe ich mich erholt. Kaum wieder arbeitstätig unterwegs, lauert überall Stress. Und ich glaube, unzufriedene Menschen haben es auf mich abgesehen und wälzen ihren Frust zusätzlich auf mich ab.
 
Wie erklärt man diese Situation, dass man es eigentlich mehr oder weniger gut hat, aber einfach nicht so leben möchte? Mit seinem Schicksal hadert? Immer mehr BÄH-Tage vorhanden sind und man einfach nur noch müde ist und schlafen könnte? Ich habe einfach das Gefühl, dass ich es langsam gesehen habe. Bin müde. Seufze oft einfach nur frustriert und schwach auf.
 
London war genial. Ich habe es genossen. Aber gedanklich war es ein Stress. So viele Frauen, so viele Situationen, so viele Eindrücke. Ich muss einfach mal wieder runterfahren. Alles auf Neustart setzen. Aber das geht nicht. Auf der anderen Seite möchte ich meine Zähne zusammenbeissen und vielleicht ist es nun mal so, dass dies mein Schicksal ist.
 
Ich denke als Borderlinerin gehe ich mit meiner Situation gut um. Fresse zwar und Kaufe blind ein (gestern erst wieder und zuvor in London bzw. an meinem Geburi in Basel, aber ich möchte es wirklich in den Griff kriegen!!!), aber ich ritze mich nicht. Und ich finde, dies ist der Hauptbestandteil. Es geht mir mies, aber ich habe keine Suizidgedanken. Und das erleichtert natürlich alles. Aber soll es ein Leben lang so weitergehen? Dass ich alles mehr oder weniger gut meistere, aber mit meinem Schicksal ständig hadere? Habe wirklich keinen Bock darauf. Und wie es aussieht, kann sich das über Monate hinziehen. Sei es Gedanken, Handlungen, Grübeleien.
 
Seit meinem Geburi bin ich noch weniger ich selbst. Gegen Aussen eher wie immer, aber innerlich total leer. Ich traue mich mehr in Sachen Lippenstift (ich schminke sie gerne rot und in letzter Zeit auch im Geschäft, ich trage also mein wahres Ich immer mehr zur Schau) und auch in Sachen Outfits ziehe ich immer mehr das an, was mir gefällt. Meine Nägel sind bunt lackiert und das trotzdem bürotauglich. Tief im Herzen möchte ich wieder aktiver werden und mich auch mehr nach draussen trauen. Mehr unter Leute, vor allem vermehrt tanzen. Zudem liebäugele ich mit einem Tattoo. Und ich denke, ich werde es tun. Ganz klein hinter dem Ohr. Eine Bedeutung für mich. Etwas mit Leben auf Italienisch… Was mich an meine harte Zeit erinnert und doch nicht ständig sichtbar ist.
 
Zwischenmenschlich geht es mehr oder weniger überall ganz gut. Und mein Geburtstag war auch ganz okay. Habe reingetanzt und am Sonntag Mexikaner und Kino genossen.
 
In Sachen Männer bin ich im Moment total auf stillstand und einfach nur genervt von meiner Situation. Ich habe abgeschlossen für den Moment. Der gewisse Mitarbeiter ist für das Land im Einsatz (wie man so schön sagt) und somit haben wir beide wahrscheinlich ein wenig Luft zum Atmen. Lange hatte ich Bammel davor (vor allem, weil meine Rücken-OP noch dazwischen gekommen ist und wir uns somit fast gar nicht dieses Jahr gesehen haben), aber schlussendlich ist es genau richtig so, wie es jetzt ist. Er braucht Abstand vom Büro (hat er gesagt und ich nehme es auf einer Seite nicht persönlich (er hatte es wirklich streng die letzten Monate) und dann wieder doch…) und ich von ihm und dieser Sache zwischen uns. Was das auch immer sein sollte. Nicht an ihn denken, keine Grübeleien… und wenn ich durch irgendwelche Sachen an ihn erinnert werde, einfach runterschlucken und fertig.
 
Ich war schon ein wenig enttäuscht über ihn. Ich hatte ja eine Anfrage gestartet, wer mit mir so mein Geburi-Wochenende feiern möchte. Es kam von allen eine Antwort – abgesehen von ihm. Da dachte ich mir schon, dass es keine Überraschung für mich war. Ist irgendwie eine Angewohnheit von ihm. Ich finde es doof, aber eben, ich habe auch so meine Macken. Zuerst dachte ich ja, er war enttäuscht gewesen über das etwas stressige Gespräch in der Vorwoche (ich war kurz im Geschäft und hatte keine Zeit, mit ihm zu plaudern, im Nachhinein total doof….).
 
Ich wartete also meinen Geburtstag ab. Von ihm kam nichts. Und da war es für mich einfach ein wenig abgeschlossen. Ich meine, man kann einen Geburtstag gerne und schnell vergessen, aber nicht, wenn es davor eine Anfrage gab und man sich doch auch privat schon ein paar Mal getroffen hat. Vielleicht erwarte ich zu viel, aber ich habe ihm von meinem Ferien aus gratuliert und ich hätte es natürlich schön gefunden, wenn er das auch gemacht hätte. So kommt man sich verdammt wertlos vor für den anderen und ich finde, wenn man sich für jemanden interessieren würde (ich rede jetzt über diese Sachen und Dinge zwischen Mann und Frau…), würde man gerade erst recht solche Daten beachten. Und ja, ich war enttäuscht. Und ein wenig wütend.
 
Naja, Wochenende war vorbei und ich traf erst nach dem Geburtstag wieder das erste Mal auf ihn. Es war seine letzte Woche. Ich hatte eigentlich noch etwas, was ich ihm abgeben wollte, aber somit war es für mich auch gegessen. Ich wollte einfach nicht mehr und warum muss ich wieder ein Abschieds-Geschenk organisieren, um dann wieder so behandelt zu werden? Sah ich auch nicht ein.
 
Am Dienstag rief er mir vom Treppenhaus her zu, obwohl ich bereits eine Etage weiter war. Ich grüsse zurück. In der Pause gratulierte er mir mit Handschlag und ich war die ganze Woche über eher reserviert. Ich wollte nicht mit ihm sprechen und war noch im Unklaren darüber, ob ich ihn berühren wollte bevor er ging oder lieber doch nicht.
 
Am Mittwoch sass ich neben ihn. Wir berührten uns nicht und doch fühlte ich mich total unwohl in dieser Situation. Es war eher unangenehm für mich. Auch da war ich eher reserviert.
 
Und dann kam der Donnerstag. Ich gab mich erneut eher reserviert und als er meine Schokolade klaute und ich dies nicht wirklich mitbekam, kam es dann zu einer Berührung. Und natürlich fragt sich nun die Grüblerin zambrottagirlie, ob dies Schicksal ist. Es einfach so sein musste? Ich stand nämlich an der Kaffeemaschine und hatte meine Schokolade bereits auf den Tisch gelegt. Als ich mich wieder hinsetzte, war mir gar nicht aufgefallen, dass sie fehlte. Er meinte dann promt: „Hier, habe ich für dich.“ Ich wusste nicht wirklich, was erwidern und meinte etwas à la „wäre nicht nötig gewesen“ und lachte natürlich mit. Es war ein kurzer Blick und eine Berührung mit unseren Fingern… Klar, ein Teil in mir denkt sich, er hat es gemacht, um ein wenig vor seiner Mitarbeiterin zu prahlen, wie lustig er sein kann. Sie springt für ihn ein und sass auch da. Bestimmt wollte er ihr imponieren.
 
Mir ist bewusst, dass es auffällig war, wie sehr ich aufblühte, als andere Mitarbeiterinnen kamen und ihm kaum einen Blick oder ein Wort schenkte. Und es kam auch auf den Abend zu meinem Geburtstag zu sprechen und es war mir irgendwie recht. Selbst Schuld, wenn man sich nicht meldet. Und mit derjenigen, welche für ihn einspringt, kam ich plötzlich auf Berlin zu sprechen und wir waren beide plötzlich Feuer und Flamme und ratterten etliches runter. Er meinte nicht viel dazu, obwohl er erst gerade dort gewesen war. Naja, nicht mein Problem.
 
Einerseits weiss ich im Nachhinein nicht, ob ich zu hart und auffällig war. Auf der anderen Seite finde ich, kann auch ich einmal meine Grenzen aufzeigen. Und ich finde, da hat er sich echt einiges geleistet. Stress hin oder her, ich gebe mir mehrheitlich auch Mühe, egal, wie verschissen es mir geht.
 
Und somit war es auch nicht meine Aufgabe in meinen Augen, mich von ihm zu verabschieden. Ich verliess Donnerstagmittag das Büro (ohne Geschenkübergabe), im Bewusstsein, dass ich ihn nicht mehr sehen würde. Von ihm kam auch nichts.
 
Aber eben, vielleicht braucht es dies einfach. Es klingt vielleicht alles überspitzt, aber ich glaube wirklich, dass Ruhe im Moment der richtige Weg ist.
 
Und dies in allen Bereichen… So auch in der Liebe. Ich schaue gerne den Männern nach, aber kann es mir immer weniger vorstellen, jemals jemand zu finden. Hasse mich selbst, mein Aussehen und die Tatsache, dass ich mit 27 da stehe, wo ich eben stehe. Es macht es nicht leichter, jemanden kennen zu lernen und ich bin einfach überzeugt davon, dass es nie klappen wird für mich. Nähe und Distanz ist schwierig und ich ekle mich schon nur beim Gedanken, mich auf jemanden einlassen zu müssen. Liebe ist für mich gestorben.
 
Und doch lernen Menschen genau in solch schwierigen Zeiten jemanden kennen. Nur ich nicht. Und warum den Kopf zerbrechen, wenn ich einem Mann doch nur schaden würde. Obwohl ich davon ausgehe, dass es schlimmere Exemplare wie mich gibt. Aber Feierabend jetzt. Geschichten, die ich schon etliche Male durchgekaut habe...
 
Ich bin es wirklich satt.
 
Tiefer Seufzer.

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