… was da noch so auf mich zukommt. Manchmal ist Abstand
einfach das Richtige und ich habe das Gefühl, dass ich dies die letzten Monate
ein wenig überall mache. Hier im Blog bin ich nicht mehr wirklich anwesend, ich
teile mich weniger mit und habe im Allgemeinen auch weniger das Gefühl bzw. das
Bedürfnis, etwas zu veröffentlichen. Ich persönlich finde es schade, denn das
Bloggen ist eigentlich eine Leidenschaft von mir. Das Schreiben im Allgemeinen
hilft mir und ich mache es wirklich gerne.
Ich weiss nicht, woher diese Antriebslosigkeit kommt. Ich
vermute, es hängt ein wenig mit den letzten Monaten zusammen. Meine Rücken-OP
hat mich körperlich weit nach hinten geworfen und ich habe wahrscheinlich im
Moment einfach keine Kraft, mich wieder ständig aufraffen zu müssen. Ich war
davor ja schon angeschlagen und genervt hat es mich schon damals. Und jetzt
noch das. Ich weiss, es wird alles wieder, ganz langsam. Und der Körper sendet
diese Signale, weil ich nicht auf meinen Verstand hören will. Weil ich die letzten
Monate einfach nur geschluckt habe und immer noch verdränge. Meist geht es mir
gut und ich kann das Leben geniessen. Und ich will hier auch nicht ständig
rumjammern. Aber wie soll ich es erklären?
Es liegt daran, dass ich einfach total unzufrieden mit
meinem Schicksal bin. Und ich glaube, solche Fragen rund ums Leben und das
eigene Ich kommen einfach immer wieder. Und ich hasse das Los, welches ich
gezogen habe. Ich mache zwar das Beste daraus und kämpfe wie eine Löwin… aber
trotzdem darf man diese Sache doch beschissen finden, oder? Schlussendlich
sucht man sich ja das Wenigste aus und ich habe mir diesen Lebenswandel bestimmt
nicht freiwillig gepickt.
Klar, ich habe die letzten Jahre vieles gewonnen und ich bin
froh über meine Familie und meine Persönlichkeit im Allgemeinen. Ich mag meinen
Humor und vor allem die Tatsache, dass ich eine Schweizerin und Italienerin in
einem bin. Das gibt es vielleicht die nächsten Leben nicht mehr. Zudem wohnen
wir in Italien Nahe am Meer und auch sonst ist es cool, so aufgewachsen zu
sein. Ich hatte eine behütete Kindheit und auch sonst stehen meine Eltern immer
hinter mir. Auch die letzten Jahre haben sie mich total unterstützt und mit
meinen Geschwistern verstehe ich mich auch super.
Süss war mein Bruder gestern. Er merkt, wie ich total
unzufrieden bin über meine körperliche Situation und das ich auch hadere, dass
ich immer noch nicht richtig beschwerdefrei Velofahren kann. Nun hat er mir
angeboten, einmal die Woche zum Schwimmen mitzukommen. Damit ich immerhin da
wieder den Ansporn finde. So kann ich dann an einem Nachmittag noch alleine
gehen bzw. sollte das Aufraffen zu einer zweiten Schwimmstunde leichter fallen.
Man lässt schnell nach. Frustessen hilft, man achtet nicht
mehr auf die Ernährung und der Körper ist einem mehr oder weniger egal. Ich
werde immer träger und gleichzeitig merke ich, wie sehr mich das nervt. Aber
sich selbst motivieren ist noch viel härter. Vor allem, wenn man sich erholen
sollte und doch überall der Stress auf einen einprasselt.
Am liebsten würde ich hier alles abbrechen und mein Leben so
leben, wie ich es möchte. Ich sehe mich schon seit Jahren in Italien. Im Haus,
schaue ein wenig auf den Garten, zum Haus, gehe arbeiten und lebe das Leben
dort unten. Klar, die Realität ist hart und Süditalien bietet Auswanderern in
Sachen Sicherheit und Job nicht viel… aber ich selbst habe einfach den
Eindruck, dort unten würde ich mich wohl fühlen. So alleine mein Leben
bewältigen, niemanden nerven, niemanden belästigen, einfach ich sein… verbunden
mit Apulien und dem Meer.
Aber ich weiss, dass es dann kein Zurück in die Schweiz für
mich gäbe. Durch meine jahrelange Arbeitslosigkeit und ständigen Einsätze als
Springerin… macht sich nicht gut im Lebenslauf.
Im Monat nach der Rücken-OP habe ich mich erholt. Kaum
wieder arbeitstätig unterwegs, lauert überall Stress. Und ich glaube,
unzufriedene Menschen haben es auf mich abgesehen und wälzen ihren Frust
zusätzlich auf mich ab.
Wie erklärt man diese Situation, dass man es eigentlich mehr
oder weniger gut hat, aber einfach nicht so leben möchte? Mit seinem Schicksal
hadert? Immer mehr BÄH-Tage vorhanden sind und man einfach nur noch müde ist
und schlafen könnte? Ich habe einfach das Gefühl, dass ich es langsam gesehen
habe. Bin müde. Seufze oft einfach nur frustriert und schwach auf.
London war genial. Ich habe es genossen. Aber gedanklich war
es ein Stress. So viele Frauen, so viele Situationen, so viele Eindrücke. Ich
muss einfach mal wieder runterfahren. Alles auf Neustart setzen. Aber das geht
nicht. Auf der anderen Seite möchte ich meine Zähne zusammenbeissen und vielleicht
ist es nun mal so, dass dies mein Schicksal ist.
Ich denke als Borderlinerin gehe ich mit meiner Situation
gut um. Fresse zwar und Kaufe blind ein (gestern erst wieder und zuvor in
London bzw. an meinem Geburi in Basel, aber ich möchte es wirklich in den Griff
kriegen!!!), aber ich ritze mich nicht. Und ich finde, dies ist der
Hauptbestandteil. Es geht mir mies, aber ich habe keine Suizidgedanken. Und das
erleichtert natürlich alles. Aber soll es ein Leben lang so weitergehen? Dass
ich alles mehr oder weniger gut meistere, aber mit meinem Schicksal ständig
hadere? Habe wirklich keinen Bock darauf. Und wie es aussieht, kann sich das
über Monate hinziehen. Sei es Gedanken, Handlungen, Grübeleien.
Seit meinem Geburi bin ich noch weniger ich selbst. Gegen
Aussen eher wie immer, aber innerlich total leer. Ich traue mich mehr in Sachen
Lippenstift (ich schminke sie gerne rot und in letzter Zeit auch im Geschäft,
ich trage also mein wahres Ich immer mehr zur Schau) und auch in Sachen Outfits
ziehe ich immer mehr das an, was mir gefällt. Meine Nägel sind bunt lackiert
und das trotzdem bürotauglich. Tief im Herzen möchte ich wieder aktiver werden
und mich auch mehr nach draussen trauen. Mehr unter Leute, vor allem vermehrt
tanzen. Zudem liebäugele ich mit einem Tattoo. Und ich denke, ich werde es tun.
Ganz klein hinter dem Ohr. Eine Bedeutung für mich. Etwas mit Leben auf
Italienisch… Was mich an meine harte Zeit erinnert und doch nicht ständig
sichtbar ist.
Zwischenmenschlich geht es mehr oder weniger überall ganz
gut. Und mein Geburtstag war auch ganz okay. Habe reingetanzt und am Sonntag
Mexikaner und Kino genossen.
In Sachen Männer bin ich im Moment total auf stillstand und
einfach nur genervt von meiner Situation. Ich habe abgeschlossen für den
Moment. Der gewisse Mitarbeiter ist für das Land im Einsatz (wie man so schön
sagt) und somit haben wir beide wahrscheinlich ein wenig Luft zum Atmen. Lange
hatte ich Bammel davor (vor allem, weil meine Rücken-OP noch dazwischen
gekommen ist und wir uns somit fast gar nicht dieses Jahr gesehen haben), aber
schlussendlich ist es genau richtig so, wie es jetzt ist. Er braucht Abstand
vom Büro (hat er gesagt und ich nehme es auf einer Seite nicht persönlich (er
hatte es wirklich streng die letzten Monate) und dann wieder doch…) und ich von
ihm und dieser Sache zwischen uns. Was das auch immer sein sollte. Nicht an ihn
denken, keine Grübeleien… und wenn ich durch irgendwelche Sachen an ihn
erinnert werde, einfach runterschlucken und fertig.
Ich war schon ein wenig enttäuscht über ihn. Ich hatte ja
eine Anfrage gestartet, wer mit mir so mein Geburi-Wochenende feiern möchte. Es
kam von allen eine Antwort – abgesehen von ihm. Da dachte ich mir schon, dass
es keine Überraschung für mich war. Ist irgendwie eine Angewohnheit von ihm.
Ich finde es doof, aber eben, ich habe auch so meine Macken. Zuerst dachte ich
ja, er war enttäuscht gewesen über das etwas stressige Gespräch in der Vorwoche
(ich war kurz im Geschäft und hatte keine Zeit, mit ihm zu plaudern, im
Nachhinein total doof….).
Ich wartete also meinen Geburtstag ab. Von ihm kam nichts.
Und da war es für mich einfach ein wenig abgeschlossen. Ich meine, man kann
einen Geburtstag gerne und schnell vergessen, aber nicht, wenn es davor eine
Anfrage gab und man sich doch auch privat schon ein paar Mal getroffen hat.
Vielleicht erwarte ich zu viel, aber ich habe ihm von meinem Ferien aus
gratuliert und ich hätte es natürlich schön gefunden, wenn er das auch gemacht
hätte. So kommt man sich verdammt wertlos vor für den anderen und ich finde, wenn
man sich für jemanden interessieren würde (ich rede jetzt über diese Sachen und
Dinge zwischen Mann und Frau…), würde man gerade erst recht solche Daten
beachten. Und ja, ich war enttäuscht. Und ein wenig wütend.
Naja, Wochenende war vorbei und ich traf erst nach dem
Geburtstag wieder das erste Mal auf ihn. Es war seine letzte Woche. Ich hatte
eigentlich noch etwas, was ich ihm abgeben wollte, aber somit war es für mich
auch gegessen. Ich wollte einfach nicht mehr und warum muss ich wieder ein
Abschieds-Geschenk organisieren, um dann wieder so behandelt zu werden? Sah ich
auch nicht ein.
Am Dienstag rief er mir vom Treppenhaus her zu, obwohl ich
bereits eine Etage weiter war. Ich grüsse zurück. In der Pause gratulierte er
mir mit Handschlag und ich war die ganze Woche über eher reserviert. Ich wollte
nicht mit ihm sprechen und war noch im Unklaren darüber, ob ich ihn berühren
wollte bevor er ging oder lieber doch nicht.
Am Mittwoch sass ich neben ihn. Wir berührten uns nicht und
doch fühlte ich mich total unwohl in dieser Situation. Es war eher unangenehm
für mich. Auch da war ich eher reserviert.
Und dann kam der Donnerstag. Ich gab mich erneut eher
reserviert und als er meine Schokolade klaute und ich dies nicht wirklich
mitbekam, kam es dann zu einer Berührung. Und natürlich fragt sich nun die
Grüblerin zambrottagirlie, ob dies Schicksal ist. Es einfach so sein musste?
Ich stand nämlich an der Kaffeemaschine und hatte meine Schokolade bereits auf
den Tisch gelegt. Als ich mich wieder hinsetzte, war mir gar nicht aufgefallen,
dass sie fehlte. Er meinte dann promt: „Hier, habe ich für dich.“ Ich wusste
nicht wirklich, was erwidern und meinte etwas à la „wäre nicht nötig gewesen“
und lachte natürlich mit. Es war ein kurzer Blick und eine Berührung mit
unseren Fingern… Klar, ein Teil in mir denkt sich, er hat es gemacht, um ein
wenig vor seiner Mitarbeiterin zu prahlen, wie lustig er sein kann. Sie springt
für ihn ein und sass auch da. Bestimmt wollte er ihr imponieren.
Mir ist bewusst, dass es auffällig war, wie sehr ich
aufblühte, als andere Mitarbeiterinnen kamen und ihm kaum einen Blick oder ein
Wort schenkte. Und es kam auch auf den Abend zu meinem Geburtstag zu sprechen
und es war mir irgendwie recht. Selbst Schuld, wenn man sich nicht meldet. Und
mit derjenigen, welche für ihn einspringt, kam ich plötzlich auf Berlin zu
sprechen und wir waren beide plötzlich Feuer und Flamme und ratterten etliches
runter. Er meinte nicht viel dazu, obwohl er erst gerade dort gewesen war.
Naja, nicht mein Problem.
Einerseits weiss ich im Nachhinein nicht, ob ich zu hart und
auffällig war. Auf der anderen Seite finde ich, kann auch ich einmal meine
Grenzen aufzeigen. Und ich finde, da hat er sich echt einiges geleistet. Stress
hin oder her, ich gebe mir mehrheitlich auch Mühe, egal, wie verschissen es mir
geht.
Und somit war es auch nicht meine Aufgabe in meinen Augen,
mich von ihm zu verabschieden. Ich verliess Donnerstagmittag das Büro (ohne
Geschenkübergabe), im Bewusstsein, dass ich ihn nicht mehr sehen würde. Von ihm
kam auch nichts.
Aber eben, vielleicht braucht es dies einfach. Es klingt
vielleicht alles überspitzt, aber ich glaube wirklich, dass Ruhe im Moment der
richtige Weg ist.
Und dies in allen Bereichen… So auch in der Liebe. Ich schaue gerne den Männern nach, aber kann es mir immer weniger vorstellen, jemals jemand zu finden. Hasse mich selbst, mein Aussehen und die Tatsache, dass ich mit 27 da stehe, wo ich eben stehe. Es macht es nicht leichter, jemanden kennen zu lernen und ich bin einfach überzeugt davon, dass es nie klappen wird für mich. Nähe und Distanz ist schwierig und ich ekle mich schon nur beim Gedanken, mich auf jemanden einlassen zu müssen. Liebe ist für mich gestorben.
Und doch lernen Menschen genau in solch schwierigen Zeiten jemanden kennen. Nur ich nicht. Und warum den Kopf zerbrechen, wenn ich einem Mann doch nur schaden würde. Obwohl ich davon ausgehe, dass es schlimmere Exemplare wie mich gibt. Aber Feierabend jetzt. Geschichten, die ich schon etliche Male durchgekaut habe...
Ich bin es wirklich satt.
Tiefer Seufzer.
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