Sonntag, 22. Januar 2012

für mich ist es konsequent

Ich weiss nicht, ob ich mir dies bewusst ausgewählt habe, aber ich bin nicht mit einem riesigen Bekanntenkreis "gesegnet". Ich habe lieber eine beste Freundin und ein paar gute Kolleginnen, gespickt von ein paar entfernten Bekannten.

Alles andere ist mir irgendwie zu zeitintensiv :-).

Trotzdem bin ich in den letzten Tagen konsequent geblieben. Ich bin distanziert und antworte nur, wenn etwas gefragt wird. Von mir aus erzähle ich nicht. Es ist kein kindisches Verhalten, es ist eine Notbremse, die ich im Moment ziehen muss. Denn ich bin überzeugt: in der nächsten Zeit brauche ich mal wieder Hilfe und doch ist auch da erneut niemand zur Stelle. Darum behalte ich gleich von Anfang an alles für mich.

Gestern hat Pupa angerufen. Es kam kein "Wie geht es dir?" oder ein "Was machst du so?" Sondern ein : "Heeee, hast du meine SMS nicht bekommen?" Ich so: "Doch." Sie weiter: "Ich habe versucht, dich zu erreichen." Ich blieb wortkarg.

Ich muss mir bestimmt keine Vorwürfe anhören, wenn ich mir keiner Schuld bewusst bin. Sie hat sich über zwei Wochen nicht bei mir gemeldet, hat nicht nachgefragt, wie es mir geht. Und sobald sie sich an mich erinnert, muss ich sprinten oder was? Nö, nicht mehr mit mir. Es geht ihr schlecht und dann vergisst sie mich sofort. Auch mir geht es nicht immer gut und auch ich rapple mich für sie auf. Kein Wunder blocke ich immer mehr ab, wenn mir Pupa mal wieder sagt: "Ich sollte noch unbedingt da und dort hin, meine Getränke werden knapp, blablabla...". Ich fühle mich dann ausgenutzt.

So wird es auch sein, wenn Freundinnen mal wieder über die gleichen Geschichten aufstöhnen. Ich werde dann nur kurz und knapp sagen, dass ich meine Meinung und Ratschläge geäussert habe und wenn diese nicht berücksitigt werden wollen, mir meine Energie dafür auch zu zeitaufwendig ist. Und basta. Anders geht es nicht und seien wir mal ehrlich: es gibt genügend Mitmenschen, die nicht einmal zuhören. Da biete ich geradewegs einen Luxus an.

Ich habe vor ein paar Tagen eine SMS von Bonita aus ihrem Auslandaufenthalt erhalten. Wie schön, wenn man sich nach 18 (!!!) Tagen mal an mich erinnert, wenn man mich an Neujahr vergessen hat, juche! Ich habe die Mitteilung geöffnet und sobald ich nur "Freund, Freund, Freund" gelesen hatte, habe ich es sofort gelöscht. Also, dieses Rumgeheule muss ich mir echt nicht antun. Anscheinend gefällt ihr der Trip erst richtig, wenn er auch da war. Pf...

Ich weiss, ich bin vielleicht gekränkt. Aber das wäre jeder Mensch, wenn er über seinen Schatten springt, sich Hilfe sucht und doch niemand Zeit für einen hat. Alles andere scheint wichtiger, als mein Durcheinander und mein Impuls, mir mein Leben zu nehmen?

Dabei muss man beachten: ich war nie eine, die damit herumposaunt hat. Ich habe diese Gedanken ständig bei mir behalten, bis ich mich für die Therapie entschieden habe. Viele reagieren jetzt noch erschrocken, wenn sie von meinem Lebenswandel erfahren. Meine Therapeutin sagt mir nach jedem Suizideklat (wenn meine Gedanken mal wieder sehr stark sind), dass ich mich öffnen und mit jemandem darüber sprechen soll. Ich verneine dann ständig, weil ich niemandem zur Last fallen möchte. Vielleicht versteht man meinen Unmut nun besser. Ich habe mich geöffnet und doch keine Hilfe erhalten.

Gestern war Mon Amour noch kurz bei mir. Wir haben zusammen Kaffee getrunken und in die Röhre geblickt, wobei mir bewusst war, dass es nicht lange dabei bleiben wird. Sie hat schon das einte oder andere gefragt, ich habe geantwortet. Ich habe ihr nicht von mir aus erzählt, dass mein Buch fertig geschrieben ist. Und doch habe ich ihr dann den Ausdruck kurz gezeigt, als sie nachgefragt hatte, wie weit ich da wäre. Habe ich ansonsten nicht übers Herz gebracht. Gefragt habe ich dies und jenes, wobei ich ihre Beziehung bewusst aussen vor gelassen habe. Es trifft mich doch noch zu fest.

So weiss sie nichts von meinem Vorstellungsgespräch, von meinen nächsten Wochen und Terminen mit meiner Institution. Tja, so bin ich jetzt im Moment. Und komischerweise kann ich damit ganz gut umgehen.

Sie hat mich dann doch einmal angestupst und lächelnd gemeint, dass ich sie nächstes Mal anrufen könne, wenn ich Probleme hätte. Ich habe nur aufgegrunzt und gemeint, dass ich nicht zu Hause gewesen wäre. Sie hat dann nachgehackt und eigentlich hätte ich einfach ablocken sollen, aber ich habe ihr dann doch die Sache mit Babbo erzählt. Wenn auch nur ganz knapp. Mehr an Gefühlen und Gedanken meinerseits dazu habe ich nicht geäussert (was ich eigentlich, wenn ich damit angefangen habe, schon ganz automatisch mache). Zudem kommentiere ich ihre Äusserungen auch noch oft, was gestern auch eher spärlich ausgefallen ist. Keine Ahnung, ob es aufgefallen ist.

Sie hat betroffen reagiert und gemeint, dass ihr dies nicht bewusst gewesen wäre. Ich habe nicht erwähnt, dass ich bewusst geschrieben hatte, dass ich nicht mehr weiter wissen würde. Ich habe nur mit den Schultern gezuckt und "tja" durch die Lippen gemurmelt. Im Nachhinein sehen die Dinge immer anders aus. Ändern kann ich jetzt auch nichts mehr daran.

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