Sonntag, 27. März 2011

wenn mann sich selbst...

... und die Vorgänge im eigenen Körper nicht verstehen kann, fühlt man sich sehr hilflos. Momentan mache ich gerade so eine Zeit durch.

Klar, seit letztem Jahr im August geht es mir nicht sonderlich gut, hatte immer wieder Höhen (waren leider eher kürzer) und lange Tiefs. Das Tief mit den Selbstzweifeln und dem Selbsthass ist am Hartnäckigsten.

Eigentlich sollte ich glücklich sein: ich habe einen Job gefunden! Einen mit Zukunft, endlich eine Festanstellung und in der Öffentlichen Verwaltung, etwas, was ich schon immer wollte!

Und doch hatte ich lange daran zu knabbern, dass es so lange ging. Seit 2008 bewerbe ich mich nonstop. War mal 5 Monate befristet bei einer Gemeinde tätig und fand dann die Festanstellung in der Nähe von Affoltern am Albis, die ich leider gesundheitsbedingt im Januar 2009 aufgeben musste.

Und seit diesem Datum bin ich in Behandlung und habe meine Entscheidung, mir durch eine Tagesklinik und Einzel- sowie Gruppentherapie helfen zu lassen, Tag für Tag bereut.

Und doch scheint da diese Macht zu sein, die mich leitet. Die mir sagt, wenn es Zeit ist. Die mich unterstützt, egal, wie oft ich sie verflucht und daran gezweifelt habe.

Erinnert ihr euch noch an den Sommer 2010? Ich war Mitten in der Gruppentherapie und hätte schier ein Praktikum vom RAV aus zu 100 Prozent beginnen sollen. Wie ein Glücksgriff erschien mir da die Aushilfe bei meiner letzten Arbeitsstelle. Es war alles neu und doch habe ich den Sprung gewagt. Naja, ich musste mich für die Gesundheit oder meine eigenen Ängste entscheiden. Und es ist gut rausgekommen.

Warum also sollte es diesmal nicht klappen? Ich denke, jemand hat den Glauben in mir, dass ich nun endlich wieder Vollgas geben kann, es packen und schaffen kann. Wenn sich diese Kraft mal nicht täuscht...

Jeder Mensch, der von meiner Festanstellung erfährt, ist begeistert. Findet es toll und meint, es sei MEIN Job. Das ich dies schon packen werde. Aber niemand kennt meine Ängste. Nur alle fragen nach: "Klingst aber nicht wirklich begeistert." Und jedesmal erkläre ich ihnen meine Ängste und jedesmal kommen diese Antworten à la: "Äh, das packst du schon!"

Auch wenn es nett gemeint ist, ich würde dann am Liebsten laut losheulen und schreien sowie alles klein schlagen. Ich fühle mich aber noch nicht so stark. Ich bin geprägt von Ängsten und Zweifeln und ich will einfach nie wieder dort landen, wo ich in den letzten beiden Jahren war! Klar, mir ist geholfen worden, es war längstens Zeit dafür... aber nochmals von ganz unten anfangen? Nee... Ich sehe es an Pupa, so leid es mir tut, aber ich würde dies einfach nicht noch einmal schaffen.

Ob ich einfach alles dramatisiere? Ob ich zu diesen wenigen Prozent an psychisch Kranken gehöre, die ihr Leben wirklich mehr oder weniger selbstständig und "gerecht" leben können?

Es gibt Momenten, da spüre ich den Kämpfergeist. Da sehe ich, dass ich nicht so bin, wie jeder andere Borderliner. Ich habe und arbeite immer noch sehr hart an mir. Habe meine Selbstverletzungen in Griff, mein Kauf- und Essverhalten verbessert und arbeite eigentlich immer zur grössten Zufriedenheit der Mitmenschen.

Und doch spüre ich da diesen Berg von Angst, wenn ich an meine Festanstellung denke. Diese Angst ist so gross, dass ich meine Flucht im Suizid suche. Ich plane nur noch in den nächsten 7 bis 10 Tagen, danach will ich weg sein.

Wie gerne würde ich mich jemandem anvertrauen, aber es geht nicht. Alle denken, sie helfen mir mit ihren Sätzen und doch kann ich einfach nicht alles offenbaren, da ich Angst habe, dass da wieder solche relativierenden Sätze folgen. Ich möchte hier niemanden angreifen, vor allem Mon Amour nicht. Um ehrlich zu sein, habe ich bis jetzt nur mit ihr geredet und sie will mir wirklich nur helfen... Aber ich schaffe es einfach nicht, ganz ehrlich zu sein und von meinen Suizidplänen zu beichten. Es scheinen viele Menschen wahrzunehmen und doch weiss es niemand.

Ich sehe mich einfach nirgends in der Zukunft. Ich hätte tolle 7 Wochen, die ich in den vollsten Zügen geniessen könnte... und doch geht es nicht! Ich kann meine Weisheitszähne rausholen, shoppen, Wetter geniessen,...!!! Aber ich sehe mich einfach überhaupt nicht in der Zukunft.

Und ich befürchte, den wahren Grund erkannt zu haben: überall verändert sich etwas, nur bei mir nicht. Klar, jetzt tut sich was, aber die Vergleiche mit meinem Umfeld sind hart. Ich fühle mich, als würde ich zehn Meilen hinterherhecheln und irgendwie habe ich immer dieses Loch, welches hinter mir wartet, sollte ich mal zu lange rasten. Ich habe Angst, dass diese ganze Arbeit für nichts ist.

Und ja, es stresst mich, dass ich immer auf alles verzichten muss. Dass nur ich dies durchmachen muss(te). Klar, jeder Mensch hat sein Päckchen zu tragen, aber ich habe alles durchgemacht: Geldsorgen, lange Arbeitslosigkeit, Psychiatrische Klinik, Therapien,... Und ich hechle auch in Punkto Liebe den Menschen hinterher.

Ich bin einfach immer überzeugter, dass ich dieses Leben allein meistern werden muss. Und dies schmerzt. Ich bin doch ein liebenswürdiges Mädchen und doch scheint dies niemand zu sehen.

Am Schlimmsten sind jedoch diese Selbstzweifel, dieser Selbsthass. Und zu wissen, dass ich mein Leben lang damit zu kämpfen haben werde. Suizidgedanken werden immer wieder auftreten und ich habe einfach Angst, dass ich mal die nötigen Utensilien zu Hause haben werde und dann einfach nur noch rot sehe. Suizidgedanken lähmen.... Werfen alle Erfolge in den Schatten... Verändern deine Einstellung... Und doch finde ich diese Selbstzweifel schlimmer. Ich hasse mich. Ich hasse meinen Körper. Sehe einfach nichts Ansehnliches an mir. Lache und weine gleichzeitig. Könnte kotzen, wenn ich in den Spiegel schaue. Ertrage mein eigenes Spiegelbild nicht. Zweifle an meinen Haaren. An meinem Gesicht. An meinen Zähnen. An meinen Oberarmen (ich habe seit Teeniezeiten mit Pickeln zu kämpfen und in der letzten Zeit grüble ich alle auf, es sieht grauenhaft aus). Kein Wunder zweifelt da man auch an sich selbst. Seinem Ego. Seinem Können. Seinen Stärken.

Wie soll ich mich dieser Stimme widersetzen? Die immer lauter und stärker wird? Ich glaube ihr immer mehr...

Und die Ruhe davor finde ich nur im Tod. Immer mehr wünsche ich mir, ich wäre ein Teenie. Es war alles anders.

Oft frage ich mich, wofür ich so bestraft werde. Die letzten Jahre waren hart und ungerecht. Und doch kann man es auch so drehen, dass ich jetzt Zeit hatte, mich zu regenerieren. Warum dann aber diese Selbstzweifel? Dieser Haarausfall?

Und ich muss sagen, mein Lebenswille war wirklich noch nie so tief. Ich hatte hier öfters Krisen, aber so viel geplant und sogar provisorische Abschiedsbriefe gekritzelt habe ich noch nie... Ich habe mir alle Punkte aufgeschrieben, die ich beachten muss, damit für niemanden Probleme zurück bleiben, wie Rechnungen einzahlen, Nachsteuer zahlen, RAV-Bewerbungen einschicken, damit immerhin der letzte Monatslohn gezahlt wird, und und und.

Und immer wieder diese Stimme, die einfach sagt: es reicht, ich will nicht mehr. Lasst mich in Ruhe. Ich will Erlösung. Lasst mich nicht mehr leiden.

Egal, wie intensiv mir momentan teilweise Beziehungen vorkommen (vor allem mit Mon Amour), es hilft nichts. Ich komme nach Hause und da wartet dieses Riesenloch auf mich. Meine Mutter weiss, dass ich eigentlich ein ernstes Gespräch mit ihr führen müsste seit Mittwoch. Meint ihr, es hat bis jetzt stattgefunden? Nö.

Makaber: in jeder Situation denke ich, dass es das letzte Mal ist. Wie zum Beispiel der Samstageinkauf mit Mom. Nach meinen Berechnungen könnte es der Letzte gewesen sein. So auch heute, da wollte Babbo einfach nur alleine mit Muddi und Shila spazieren gehen. Muddi meinte im Ernst zu mir: "Du, Babbo will nicht mit dir spazieren gehen, sondern nur mit Shila und mir." Klar, er hat es nicht böse gemeint, aber kaum war die Tür zu, meinte ich nur: "jaja, wenn der wüsste, dass es sein letzter Spaziergang mit mir wäre."

Ich will einfach nicht mehr. Diese Zweifel zerfressen einen. Und ich habe einfach keinen Bock mehr, stark zu sein. Heile Welt vorzuspielen. Immer die Leidtragende zu sein.

Nee, ich will auch nicht die Welt wachrütteln. Und doch denke ich mir bei vielen Personen, wie die reagieren werden, wenn sie von meinem Suizid erfahren. Oder hoffe ich im unterbewusstsein doch, man würde mich in letzter Sekunde finden und dann endlich aufwachen, dass ich doch noch nicht so weit bin, wie alle denken? Oder bin ich doch weiter, als ich selbst immer meine? Da ich mich nicht mehr ritze (hatte vor zwei Wochen aber ein riesen Drang danach!), bleibt mir ja nur noch der Suizidversuch als Hilferuf. Aber da sucht man sich kein so abgelegenes Plätzchen aus, wie ich es tue.

Ich beende diesen Eintrag. Mein Kopf tut weh und es schwirrt einfach alles. Und ich stopfe mir regelrecht das Maul. Spreche mit niemandem, aber gerate seit 2 Wochen von einem Frustfressen ins nächste.

Und alle schauen zu.

Wie viel kann eine Seele ertragen?

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