Donnerstag, 29. Juli 2010

kirchenaustritt und vergangenheitsbewältigung

Gerade eben habe ich meinen Kirchenaustritt fertig getippt. Es ist ein Schritt, den ich endlich wagen will. Es ist nicht so, dass ich von heute auf Morgen einfach nicht mehr an Gott glaube oder so. Viele Jahre schon hadere ich mit dieser ganzen Kirchengeschichte. Und dies können viele Mitmenschen bestätigen.

Ich war 14, da glaubte ich nicht wirklich mehr an all diese Predigten, die der Pfarrer hielt. Klar, es kommt auch meine Lebensgeschichte mit dem Borderline dazu. Etliche Male habe ich den Weg zu Gott gesucht, wurde jedoch meistens enttäuscht. Für mich stimmt es einfach nicht mehr.

Klar, teilweise sehe ich mich als etwas "Besonderes". Jemand hat mir die Aufgabe gegeben, anderen Betroffenen und Angehörigen zu helfen. Meine Erfahrungen preis zu geben. Vielleicht sogar als Person, welche in der Öffentlichkeit steht. Aber die letzten zwei Jahre waren wirklich sehr hart. Und immer wieder fragt man sich nach diesem "Warum? Warum ich?! Ich bin dieser Aufgabe nicht gewachsen!".

Und jetzt reicht es mir einfach. Sollte ich je wieder das Bedürfnis haben, zur Kirche zurück zu gehen, dann werde ich diesen Schritt auch gehen. Aber es ist meine Entscheidung, finito. Da diskutiere ich mit niemandem darüber. Nur ich weiss, was ich durchgemacht habe. Meine Gründe. Meine Bedürfnisse und vor allem: was MIR gut tut.

Gestern ging ich Mon Amour besuchen. Sie macht ein Praktikum in Affoltern am Albis (in der Nähe von meinem Arbeitsort, welchen ich Ende Jahr 2008 aufgrund meinem psychischen Zusammenbruch verlassen musste). Wäre ich noch dort, hätte ich mir in Affoltern am Albis eine Wohnung gesucht, ganz bestimmt. Und dann hätten wir da tolle 6 Monate verbringen können. Ja, ich vermisse diese Arbeitsstelle. Ja, ich gucke regelmässig nach, ob eine Stelle frei ist. Und ja: ich habe immer noch nicht mit trauern aufgehört.

Da dieser ehemalieg Arbeitsort auf dem Weg lag, wollte ich einen Halt dort machen. Ob es gut war? Kann ich nicht sagen. Um so näher ich der Stelle kam, umso mehr verkrampfte ich mich. Ich musste schon ein paar Mal schwer schlucken. Und es tat weh, dieses Gebäude zu betrachten.

Es waren "nur" 3 Monate. Aber es waren unvergesslich schöne Wochen. Ich bin überzeugt, ich würde jetzt noch da arbeiten.

Anfangs sah ich meine Diagnose "Borderline" als Fluch. Nur wegen meiner Psyche habe ich alles verbockt. Klar, jetzt sehe ich es teilweise so: ich konnte mich ganz auf meine Genesung konzentrieren. TK, Einzel- und Gruppentherapie. Ich habe wieder eine Neuanstellung und kann das Gelernte anwenden.

Und: ich habe keinen Suizid begangen. Und ich glaube, mir ist jetzt teilweise noch nicht bewusst, wie knapp ich dem Tod entkommen bin.

Trotzdem.

Und ja, teilweise denke ich mir auch: wer weiss, vielleicht lerne ich ja durch diese Stelle den Richtigen kennen ; D?! Wohl eher Wunschdenken... Jaja, dieser "tolle Typ" von der Arbeit... Da habe ich noch etwas zu erzählen. Aber nicht heute. Passt nicht zu diesem Eintrag. Müsst euch noch gedulden ; D!

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