Freitag, 2. Oktober 2015

vielleicht liegt es wirklich an mir

Vielleicht liegt es wirklich an mir, etwas zu ändern. Vielleicht liegt es NUN wirklich an mir, etwas zu ändern. Vielleicht sollte ich etwas ändern.
 
Ich lasse es schlussendlich zu. Und ich kann niemandem verübeln, dass er es vielleicht anders empfindet oder sich gar keine Gedanken zu seinem Handeln / seinen Äusserungen macht, wenn ich keine Grenzen aufstelle, sondern am Schluss fast eher noch nach Aufmerksamkeit lechze und gleichzeitig doch nie gesagt habe, was eben diese Nähe und dieses Hin und Her bei mir bewirkt. Vielleicht (be)merkt es diese Person wirklich nicht. Denkt gar nicht so weit.
 
Vielleicht bin ich wirklich selber Schuld. Ich weiss mal wieder nicht, wie einen Eintrag beginnen. Es geht um den gewissen Mitarbeiter. Um wen sonst. Und für den obigen Absatz gibt es auch eine ganz klare Situation, in der ich einfach „nein, lieber nicht…“ sagen hätte können. Aber eine zambrottagirlie macht das natürlich nicht. Sie lechzt ja nach Nähe und Körperkontakt. Wobei man es mir nicht verübeln kann. Mehr aber weiter unten.
 
Alles begann bereits in Amerika. Oder davor. Ich hatte ihn ja bei der Verabschiedung ja eher stürmisch umarmt, seinen Chef (X) ja auch und von dem her war alles halb so schlimm. Ich ging mit einem guten Gefühl. In diesem Moment hat es für mich einfach gestimmt und ich denke, für die Jungs auch. Ich meine, bis jetzt hat es mir niemand verübelt.
 
Der gewisse Mitarbeiter war nie gross der Typ Mann, der von sich aus schreibt. Kommt eher sehr selten vor, ganz ehrlich. Und in meiner Auszeit hatte ich dann auch den Abstand. Wie bereits erwähnt, hatte mir ja X geschrieben. Von sich aus. Die Nummer bei einer Mitarbeiterin erfragt. Was mich total gefreut hat. Ich hatte ihm dann auch postumwendend geantwortet und auch erwähnt, dass ich mich über seine Nachricht gefreut hatte.
 
Die Zeit verstrich und ich schrieb X dann einmal von mir aus. Er hatte mich nämlich mit den Auftrag nach Amerika geschickt, Arbeit für uns zwei zu finden (scherzhaft natürlich) und eigentlich auch lieber in Vancouver. Ich fand dann schnell der Küste entlang viel bessere Plätze und einen davon wollte ich ihm eben spasshalber auch zukommen lassen mit Foto und einem lustigen Spruch, dass es nun schwierig werden würde mit einer Entscheidung.
 
Am gleichen Abend hatte ich plötzlich eine Nachricht vom gewissen Mitarbeiter auf dem Handy. Ich war total erstaunt. Klar, es ging um den Jassabend und die Planung und ich hatte gebeten, mich frühzeitig zu informieren. Mich hat aber der Zeitpunkt ein wenig erstaunt. Hatte X etwas von meiner Nachricht im Geschäft erzählt? Bin ich erst dann dem gewissen Mitarbeiter in den Sinn gekommen (na danke auch, bin so unscheinbar?) oder ihn hat es gegurkt, dass ich mich von selbst bei X gemeldet habe, bei ihm aber über einen Monat lang nicht. Ich kann noch so spekulieren, genau wissen werde ich es nie. Natürlich ging das Gegrübel dann erst recht los. Ich begann, die Nachricht vom gewissen Mitarbeiter (irgendwie bleibt er der gewisse Mitarbeiter für mich, ich kann ihm keinen erfundenen Namen geben wie sonst auch schon Männern oder eben X. Ich weiss nicht, warum….) penibel zu analysieren. Einerseits die Zeit. Es war nicht irgendwann am Tag. Dann die vielen Emoticons, welche ich nicht von ihm gewohnt bin (aber mich ziehen viele damit auf, weil ich sie eben so gerne verwende ;-)). Und seinen Namen. Wie er unterschrieben hat. Genau so, wie ich ihn noch oft neckisch genannt habe. Er hat diesen kaum bis nie bis anhin verwendet. Aber da stand es. Schwarz auf gelbem Hintergrund.
 
Ich überlegte noch lange, ob ich antworten soll oder nicht. Pupa war stinkwütend (über sein Verhalten im Allgemeinen) und ich wollte auch nicht wieder die sein, welche schreibt und dann eh keine Antwort bekommt. Die „gearschte“ sozusagen. Denn ich kenne es ja bereits. Es war verdammt schwierig, aber ich schrieb ihm also nicht. Es kam keine Antwort meinerseits. Natürlich dachte ich an „unsere Vergangenheit“, was alles so war. Das er zwei Freundinnen (von denen ich offiziell weiss) in dieser Zeit hatte und und und.
 
So ging die Zeit ins Land. Und ich kam irgendwann einmal zurück. Ich hatte eigentlich mit ihm „abgeschlossen“. Mit den Grübeleien. Ich nahm mir vor, stark zu bleiben. Ihn gern zu haben. Ich denke, das werde ich eh nie ganz ablegen können. Er spielt nun halt in meiner „Männergeschichte“ einen eher wichtigen Part. Und da sind wir beim Thema Abgrenzung meinerseits und das man es mir nicht verübeln kann. Ich möchte nicht mehr auf dieser alten Geschichte rumreiten, daher die Kurzfassung: Ich hatte auch schon männliche Kollegen (Freunde kann man das nicht nennen, abgesehen von Roberto dazumal), aber das war irgendwie anders. Vielleicht liegt es auch an der Generation vom gewissen Mitarbeiter. Er ist nun mal sechs Jahre jünger. Wobei mein Bruder auch in diesem Alter ist. Von dem her kann ich es schon noch vergleichen. Und doch: in Sachen Männer und Beziehung konnte die zambrottagirlie vor drei Jahren noch weniger mitreden und plötzlich war da dieser Mitarbeiter, welcher immer wieder die Körpernähe (stupsen, anhauen, näher heransitzen) suchte und dessen Augen einfach glänzten, wenn er mich sah. Diese Neckereien ab und zu. Logischerweise ist er etwas Besonderes für mich. Weil ich es bis dato nicht kannte, sogar eher den Ekel vor Männern verspürte und allgemein bei Männern sofort auf Distanz ging. Egal, welche Altersklasse, Zivilstand etc. Und auch jetzt noch kann ich mit Männern und Nähe nicht wirklich anfangen - es ist einfach mein Manko. Es war noch nie leicht und die Zeit hat es nicht einfacher gemacht. Ich bin einfach unsicher, fühle mich schnell unwohl in der Nähe von Männer und auch Witze reissen und einfach nur mal flirten ist eher schwierig. Klar, in der Zwischenzeit geht es viel besser und einfacher und beim gewissen Mitarbeiter starte auch ich einmal den Körperkontakt. Aber im Allgemeinen ist das Thema Männer einfach verdammt schwierig für mich, es weckt viel an Selbsthass und Selbstzweifeln und mit meinem Handicap habe ich vor ein paar Jahren ganz damit abgeschlossen. Dann noch meine Diagnose und mein Werdegang. Klar, menschlich bin ich wahrscheinlich eine verdammt tolle Frau und ich denke auch, das Optische für eine kurvige Frau stimmt. Aber die inneren Kämpfe, welche ich mit mir selbst so mache, hemmen mich einfach, sobald es um das Thema Männer geht.
 
Es ist unbekanntes und gefährliches Gebiet. Ich hatte kaum Kontakt mit Männern bis heute und auch so hat sie nie einer offensichtlich für mich interessiert. Er ist halt wahrhaftig der erste Mann mit Körperkontakt etc. Das war bei keinem anderen männlichen Kollegen bis jetzt so. Nicht einmal mein Bruder macht das so oft. Aber eben, was ich eigentlich zusammenfassen wollte, ist, dass er mir da viele Türen geöffnet und Hemmungen genommen hat. Wahrscheinlich habe ich dann zu heftig gebremst oder zu sehr distanziert und er meinte es nur freundschaftlich oder doch mehr - eben, wie schon gesagt. Ich glaube ja auch privat daran, was jemals sein hätte sollen, wird auch noch passieren.
 
Ich glaube einfach, dass da eine Verbindung ist. Ich glaube einfach, dass er mich von der Art her mag und sich auch freut, mich zu sehen. Wie genau er sich freut bzw. auf welcher Ebene, das weiss ich nicht. Und vielleicht bin auch ich da das Problem. Dass ich nicht sehe, dass Männer Frauen auch einfach gern haben können. Wie die ältere Schwester zum Beispiel.
 
Seit ich zurück bin, sind wieder ein paar Dinge vorgefallen und heute sitze ich wieder hier und bin oft am Grübeln. Was ich eigentlich nicht möchte. Denn im Moment ist es schön so und ich möchte es einfach geniessen. Und doch: wenn ich diejenige bin, welche grübelnd zurückbleibt, dann liegt es wohl auch an mir, den Schlussstrich zu ziehen bzw. körperlich „nein“ zu sagen. Eben, ein bestimmtes Beispiel folgt jetzt noch.
 
Ich hatte Mitte September begonnen. Es war Kaffeepause und als ich zur Tür reinkam, riefen alle „ooooh, wer ist denn daaaa?!“ und er war auch dabei. Natürlich fühlte ich mich geehrt und joa. Gross ausgefragt worden bin ich von kaum jemandem. Von dem her verüble ich es auch nicht dem gewissen Mitarbeiter, dass es ihn bis jetzt noch nicht wirklich interessiert hat, wobei es mich eigentlich doch ein wenig gurkt und ein Teil von mir sagt, dass er sich ruhig ein wenig mehr interessieren könnte. Naja, vielleicht war bis jetzt auch nie die Zeit dafür. Wer weiss. Jedenfalls sah ich ihn dann nicht mehr gross und auch sonst hatte ich das Gefühl, war es „neutral“ zwischen uns.
 
Ich hatte Dienstag begonnen und es war dann der Donnerstag. Bereits der Abend für den Jassabend. Am Tag kam eine Mitarbeiterin aufgelöst zu unserem Chef und meinte, dass niemand den Postdienst erledigen würde, weil kein Lehrling im Haus sei. Ich übernahm dann diesen Job und ging zur Poststelle. Keine zehn Sekunden später kam der gewisse Mitarbeiter zur Tür hereingeschneit und blickte mich verdutzt an. Er übernahm dann das Tragen und wir liefen fünf Minuten zurück zum Geschäftshaus. Es war schwierig, irgendwie in ein Gespräch zu kommen. Ich war unsicher, was fragen (ich meine, irgendwie verstehe ich dann schon, fragt er mich nicht nach den Ferien aus, denn wenn es für eine kurze Zeit ist und man dann eh unterbrochen wird, ist es ja auch irgendwie doof). Er begann dann irgendetwas von einer Schwäche zu erzählen, dass er teilweise vergessen würde, was für ein Tag sei und er daher etwas später dran sei heute. Wir liefen in den besagten Raum, wo die Post verteilt wird und ich fragte ihn, ob ich ihm beim Verteilen der Post noch behilflich sein soll. Er meinte nur, dass dies sehr lieb sei, aber nur, wenn es mir auch nichts ausmachen würde. Natürlich blieb zambrottagirlie :-p.
 
Ich wollte ihn eigentlich auf den Jassabend ansprechen. Denn er hatte in seinem Einladungsmail während meiner Ferienzeit geschrieben, dass Teilnehmer, für die sich eine Fahrt nach Hause nicht lohnt und die dadurch wiederum auch nicht zu lange arbeiten möchten, gerne früher zu ihm kommen könnten. Gerade, als ich meinen ganzen Mut zusammengenommen hatte, um ihn zu fragen, kam eine dritte Mitarbeiterin in den Raum. Sie fragte ganz erstaunt, ob man neuerdings die Post zu zweit erledigen würde. Ich hörte nicht genau hin. Ich musste mich darauf konzentrieren, alles richtig zu verteilen :-). Ich weiss nur, dass ich dann mit der nicht ganz klar beschriebenen Post weitermachte und sie öffnete. Irgendwie hatte ich einen vergessen, er kam mit dem Brieföffner und ich hielt im den Brief hin. Es ging problemlos. Er öffnete ihn (hielt dabei lediglich den Brieföffner fest), während ich ihn weiterhin in den Händen hielt. Er meinte nur etwas mit „Mir sind halt es Dreamteam!“ und ich war perplex. Aus seinem Mund. Puah. Okay, es war eine weitere Mitarbeiterin da und er ist einfach doch auch anders, wenn andere anwesend sind. So auch ich. Wird im Verlauf dieses Tages/Abends dann auch noch deutlicher. Daher mache ich ganz schnell weiter.
 
Per E-Mail traute ich mich dann doch und er antwortete so locker und machte aus einem O in seinem Namen ein Smiley (J) und benannte sich selbst wieder mit dem neckischen Namen meinerseits, den ich ihm bereits vergeben hatte und er kaum bis nie verwendet hatte (was ich weiter oben bei der Whatsappnachricht bereits erwähnt habe). Und somit stand dann auch schnell fest, dass ich die einzige war, die früher kam. Und sofort ging das Gegrübel wieder los. Ich meine, wir hatten ja schon ein paar Jassabende und er hat auch schon mitbekommen, wie ich zur „Zeitüberbrückung“ bei einer Mitarbeiterin war. Es war also eine bewusste Frage. Nur: aus reiner Höflichkeit (mit dem Gedanken: „och, hoffentlich kommt zambrottagirlie nicht eher“) oder einfach nett und zuvorkommend gemeint? Auf der anderen Seite habe ich ihm ganz klar gesagt, dass ich auch einen anderen Zeitvertreib finden würde, wäre es zu stressig für ihn. Er winkte ab und joa, so stand es für mich fest. Innerlich schrie ich Hilfe. Was tun? Was sagen? Seine Familie ist ja auch noch da, dachte ich mir. Tja…
 
… seine Schwester war da. Aber seine Eltern hatten Ferien. Irgendwie war ich spät dran und erfuhr von seiner Schwester, dass er noch gewartet hätte und nun erst gegangen sei für den Einkauf. Toll, zambrottagirlie, dachte ich mir. Echt gut gemacht…! Kommt er noch in den Stress wegen dir. So unterhielt ich mich ein wenig mit ihr und sie schien ihre Freude daran zu haben. Was danach kam, weiss ich nicht mehr so genau. Er wollte selbst Schinkengipfeli machen und ich half ihm einfach beim Rüsten, bei den Vorbereitungen allgemein, deckte den Tisch. Einfach die helfende Hand. Ich fragte ihn noch ein wenig aus (er bezieht bald eine WG) und merkte dann schnell, dass er im Stress eher so reagiert wie ich. Ich bin dann eher sehr konzentriert auf die Sache und eher ruhig. So half ich einfach mit und ab und zu kam mal ein Satz. Es fühlte sich überhaupt nicht komisch an - zambrottagirlie, sei ehrlich. Es fühlte sich logischerweise komisch an. Klar, ich vergesse im Stress auch oft das Zwischenmenschliche und daher kam auch überhaupt keine Frage zu meinem Auslandaufenthalt. Es wäre eine gute Gelegenheit gewesen. Aber eben, ich kenne mich im Stress auch. Es war wirklich okay, es war einfach das komische Gefühl, dass wir zu zweit alleine waren. Es ist dann irgendwie immer so angespannt habe ich das Gefühl. Oder ist das Schüchternheit? Ich war ganz klar schüchtern, nichts von der zambrottagirlie, welche immer einen Spruch auf Lager hat, witzelt und sich hochnehmen lässt. Auch er war nie so, wie sonst unter den Mitarbeitern. Es wäre ja nicht so, dass wir nichts zu sprechen hätten. Ich glaube wirklich, dass er vielleicht einfach schüchtern war. Ein Teil von mir möchte das glauben. Der andere sagt einfach: Mädchen, mach die Augen auf und guck gnadenlos in die harte Realität. Aber es fühlte sich wirklich eher nach Schüchternheit an.
 
Mit der Zeit wusste ich natürlich, wo das meiste in der Küche war. Ich ging kurz eine Mitarbeiterin abholen und so füllte sich dann die Wohnung nach und nach. Er war auch da eher introvertiert und so schob ich es wirklich auf den Stress. Die Mitarbeiter zogen mich immer mehr und mehr (auf den ganzen Abend über verteilt) damit auf, dass ich mich ja seeeehr gut in der Küche auskennen würde. Zum Glück kam kein weiterer Spruch.
 
Es gab eine sehr komische Situation. Eine Mitarbeiterin meinte zu mir, dass ich unbedingt auch ein Gläschen Sekt mittrinken müsse. Ich meinte nur, dass ich dann im Auto übernachten müsse, ich würde sonst schon nie Alkohol trinken und beim Fahren würde die Nulltoleranz bei mir gelten. Da meinte X: „Kannst ja auf dem Sofa schlafen! Oder der gewisse Mitarbeiter überlasst dir sein Bett und geht aufs Sofa!“ Zeitgleich (und das bin nun halt auch teilweise ich ;-p) gab ich zurück, was denn sei, wenn ich in der Nacht aufwachen und mich in der Wohnung in ein anderes Bett verirren würde. Das Gelächter war gross und X meinte dann nur: „Ohoh, de Blick fum gwüsse Mitarbeiter…!“ Ich hatte ihn nicht gesehen, den Blick. Und ich weiss auch nicht, ob der Blick dem Spruch mit dem Bett überlassen oder meinem Spruch galt, denn es folgte ein Satz auf den anderen. Ich meine, ich würde mein Bett ja auch nie hergeben ;-p. Nun ja, es wurde zum Glück einfach als Witz gesehen
 
Gab es eine weitere, peinliche Situation? Nein. Mir viel nur auf, dass das Wort M. kein einziges Mal viel. Keine blöde Rückfragen durch einen anderen Mitarbeiter, welcher erst Papi geworden ist. Der kommt dann auch nochmal ins Spiel in diesem Post. Mir ist einfach aufgefallen, spricht der gewisse Mitarbeiter häufig von diesem M., sobald dieser Papi-Mitarbeiter (haha, auch ein lustiger Name ;-p) anwesend ist. Aber weiter in der Geschichte.
 
Das Essen war lecker. Haben wir wirklich gut hingekriegt. Es kam kein Danke im Herkömmlichen Sinne von ihm. Ich glaube, da ist er einfach so. Er meinte einfach etwas von „Mir sind halt doch es guets Team“ und blickte in meine Richtung. Ich nahm es nur nebenbei wahr und sah seinen Blick im Blickwinkel. Und daher konnte ich auch nicht wirklich darauf reagieren. Es kam zum Spiel und ich verlor natürlich wieder haushoch. War aber diesmal nicht mit ihm im Team. Eine andere Mitarbeiterin verschaffte ihm zum Sieg. Tja, klappt dann halt doch nicht überall mit dem „Team“ ;-). Der Abend war irgendwie zweigeteilt. Teilweise brachte er wieder Sprüche vor allen mit „Es gibt dann eine Foto-Show bei zambrottagirlie von ihrem Trip“ und auch Interesse, wenn mich sonst jemand fragte. Mit X verstand ich mich super. Der machte mal wieder hier ein Witz und dort einen Spruch. War ganz locker (da hatte dieser Papi-Mitarbeiter noch keine Zweifel mit seinem Spruch geweckt). Wir waren vier in einer Tischreihe. Ganz links sass der gewisse Mitarbeiter, neben ihm sein Chef (also X) und neben X meine Wenigkeit. Neben mir - ganz rechts aussen - sass eine weitere Mitarbeiterin. In der zweiten Runde musste ich gegen X spielen. Er hätte den Platz nicht wechseln müssen, machte es aber doch. So sass nun er ganz links aussen, daneben meine Wenigkeit und rechts von mir der gewisse Mitarbeiter. Und da ging es los. Ich weiss nicht, was ich für eine Begrüssung nach der Verabschiedung erwartet hatte. Aber klar, hoffte ich auf einen Körperkontakt, welcher in dieser Woche noch nicht zu Stande gekommen war. Zuvor hatte ja X links von mir gesessen. Klar, hatte er auch zwei oder dreimal seinen Ellbogen in meinen Oberarm gerammt, um mir lustige Karten oder ein gutes Blatt zu zeigen. Fand ich auch cool. Und doch: wir waren Schulter an Schulter und hatten uns keineswegs berührt. Die Stühle standen zueinander. Das war’s. Somit dachte ich mir auch nichts dabei, als ich nun in der Mitte links vom gewissen Mitarbeiter sass und den Stuhl mit dem Rücken zu ihm postierte. Plötzlich machte er neben mir einfach: „Ich lehne mich hier mal an!“. Punkt, aus. Keine Bitte, keine Frage. Er hätte die Stuhllehne haben können. Nein. Er lehnte sich mit seinem Schulterblatt an mein Schulterblatt. Ich spürte teilweise seine gesamte Schulterpartie an meiner eigenen Schulterpartie. Und es waren nicht nur zehn Sekunden oder einmal zum Spass oder zum irgendwie die Situation auflockern. Es war danach die ganze Partie über. Immer wieder lehnte er sich volle Kanne gegen meinen Körper. Ausser, er musste mal Karten ausgeben oder einsammeln. Immer wieder dachte ich mir, dass er nächstens damit aufhört. Nein. Immer wieder lehnte er sich gegen mich. Ich hatte nur ein Top und eine leichte Bluse darüber an. Sollte ich ihm also unangenehm sein, würde er nicht so lang andauernden und intensiven Kontakt suchen.
 
Er meinte dann auch nach wenigen Sekunden, nachdem er sich an mich gelehnt hat: „Ui, du bisch aber warm!“ Innerlich wurde mir noch wärmer. Ich bin im Alltag sonst eher eine hitzige und ein Warmblüter. Aber ein Mann. So nahe. So langanhaltend und so intensiv. Aber es ging. Ich hatte keinen Fluchtgedanken. Dachte nicht daran, dass er die kleine Rolle zwischen Schulterblatt und BH bemerken könnte. Und ihm schien es demnach auch nichts auszumachen. Er hatte einen langärmligen Pulli an und somit spürte ich eher den Stoff, wie seine Haut. Ja. Ich gebe es zu. Ich genoss es. Und hoffe, das Spiel würde so schnell nicht enden. Ich war total unkonzentriert und ich verlor natürlich haushoch.
 
Es wäre genau an diesem Punkt an mir gelegen, den Schlussstrich zu ziehen. Das habe ich am Anfang von meinem Eintrag damit gemeint. Ich hätte nach einer Zeit den Abstand suchen können. Mich anders hinsetzen. Ihm scherzhaft sagen, ich sei keine Bank zum Anlehen oder so. Aber nein. Ich genoss es. Und wer meine Vorgeschichte kennt, kann vielleicht auch nachvollziehen, dass ich diesen Moment genoss. Es eigentlich genoss, dass ich diesen Moment geniessen konnte. Ohne Fluchtgedanken. Ohne negative Gedanken mir selbst gegenüber. Die Berührung hat keinen Selbsthass ausgelöst. Keine vernichtenden Gedanken mir selbst gegenüber.
 
Das Beste kommt aber noch. Es war, so glaube ich, bereits einmal während dem Spiel passiert. Ich hatte es aber nicht realisiert. Oder war zu geschockt, um es zu realisieren. Anscheinend haben am Schluss ihre Gegner noch einen „Matsch“ gemacht und sein Team daher verloren. Ich weiss nicht, was mich geritten hat. Oder ob es einfach ein natürlicher Reflex war. Er kugelte seine Schulter ein wenig an meiner ab und legte seinen Kopf mit der linken Gesichtshälfte KOMPLETT auf meine Schulterpartie (also vom Hals über das Schlüsselbein über die Schulter und meinen rechten Oberarm. So wie sich ein Kind an die Brust seiner Mutter schmiegt, nur sass er nicht auf meinem Schoss, sondern direkt neben mir. Und was macht zambrottagirlie? Lehnt ihren Kopf an seinen Kopf. Seine Haare kitzelten meine rechte Wange. Ich spürte seinen gesamten Haarschopf an meiner rechten Gesichtshälfte. Instinktiv kam aus meinem Mund ein tröstendes „oooh…“. Ich kam ihm mit meinem Handicap verdammt nahe und doch war es einfach okay. Es waren nicht nur ein, zwei Sekunden, in denen ich ihn so an mir spürte. Es kitzelte doch eher drei bis fünf Sekunden an meiner Wange. Es schien so normal. Obwohl doch ein etwas irritierter Blick von der gegenüberliegenden Tischseite kam. Schnell kam dann das Aufräumen und verabschieden. Wir standen uns da eher wieder nahe und joa, für mich war der Abend danach vorbei. Ich konnte zu diesem Zeitpunkt noch ohne Grübeleien nach Hause. Es einfach so geniessen, wie es nun mal gewesen war. Keine Gedanken. Nichts.
 
Nun ja, wie es mit der Zeit so ist, hat sich dann doch einiges angesammelt. Am Freitag darauf war er total normal, was mich glücklich schätzte. Er erschreckte mich sogar, als ich zu einer Tür reinwollte und er sie gerade zu diesem Zeitpunkt mit heftigem Schwung aufmachte. Wir konnten darüber lachen und ich brachte ein scherzhaftes „Duuuuhuuuu“ über die Lippen und boxte ihm sanft gegen seinen Oberarm. Startete also von mir aus den Körperkontakt.
 
Eine weitere Woche ging ins Land. Es passierten einige komische Dinge. Ich schrieb ihm mal von mir aus und es kam - oh Wunder - eine Antwort. Am Donnerstag vor eine Woche bestellten wir Pizza bzw. er und ich war gerade zufällig kurz vor elf Uhr Vormittags in seinem Büro. Ich witzelte gerade mit X (seinem Chef) und daher weiss ich nicht, ob eine Erinnerung an seinem PC hatte, welche aufploppte oder er sich vielleicht doch ein wenig daran störte, dass wir ein wenig Spass hatten. Er meinte nur zu mir, ob ich die Pizzabestellung auf Italienisch übernehmen wolle. Er übernahm es dann doch.
 
Es war Mittagszeit. Zum Glück war der gewisse Mitarbeiter noch nicht anwesend, als der Papi-Mitarbeiter mich vor versammelter Mannschaft wieder mit diesem M.-Thema belästigte. Ich wurde knallrot (ich meine, vor so vielen Mitarbeitern argh!) und er natürlich sofort: „Warum wirsch au plötzlich so rot, zambrottagirlie? Nur, wills um de M. goht?“. Zum Glück war das Thema vorbei, als der gewisse Mitarbeiter mit der Bestellung kam. Naja, fast. Er hatte ein Getränk für mich. Coca Cola macht ja Sprüche mit „Share a Kiss with…“ Ich gebe zu, ich lese diesen ja auch ab und kaufe daher teilweise einen genauen Namen. Er kam auf mich zugelaufen, brummelte den Satz und meinte „Nathan“. Übergab ihn mir und meinte dann „… oder M.!“ Der Papi-Mitarbeiter bekam es natürlich sofort mit und beide lachten los. Innerlich schüttelte ich den Kopf. Ging es wirklich noch ums mich Hochnehmen oder war das Eifersucht? Pupa meint, er macht das nur ständig, weil es ihn stört.
 
Naja. Es ging weiter. Die Mitarbeiterin neben mir stand auf und er schaute sie etwas länger an. Ich dachte mir nichts grosses dabei. Ausser, das auch schon Sprüche gefallen sind, sie würde gut zu ihm passen. Wir waren dann nur noch zu viert. Der Papi-Mitarbeiter und ich wollten den Karton entsorgen. Dieser sperrte mich dann sofort in den Keller. Von draussen her hörte ich ihn lachen. Ich hatte aber zum Glück den Schlüssel dabei. Öffnete die Tür und grinste siegessicher. Der gewisse Mitarbeiter ging an mir vorbei und meinte nur, dass er sich spurten müsse, bevor ich die Tür erneut zuschliessen würde…! Ich entgegnete nur, dass dies nicht mein Stil sei - ich sei doch so ein Engel. Während er die Tür abschloss, lief ich mit einer Mitarbeiterin die Treppen hoch. Sie wollte unbedingt wissen, was ich am Abend denn nun machen würde. Es klang von ihr aus so, als ginge es um einen Mann. Ich habe genau gesehen, wie er zu mir hochgestarrt hat. Er blickte zu mir nach hinten hoch, obwohl die Tür, welche er verschloss, vor ihm war. Natürlich klärte ich die Situation sofort auf. Meinte ganz sachlich, was mein Abendprogramm sei.
 
In dieser Woche war es auch eher viel zum Verarbeiten, was so vorgefallen ist. Und ich hasse es ganz ehrlich, dass ich wieder herumgrüble. Pupa hat es mal wieder auf den Punkt gebracht: der Typ sollte Klartext sprechen. Klar, es würde auch an mir liegen, es zu tun. Aber nicht verhalte mich so zweideutig. Aber ich bin diejenige, welche immer grübelt und ich kann nicht erwarten, dass er sein (vielleicht für ihn ganz alltägliches Verhalten) wegen mir ändert. Dann liegt es wirklich an mir, Grenzen zu ziehen und meinen Standpunkt zu benennen. Und doch finde ich, sind wir alle genug alt, um uns zu denken, was unser Handeln so mit sich bringt. Und dass sich Männer und Frauen halt schnell ineinander vergucken und es nicht einfach ist, einfach nur befreundet zu sein. Eben. Ich denke, es liegt da an beiden Seiten. ich für meinen Teil warte von nun an auf einen weiteren Schritt seinerseits. Ich habe mich geöffnet, gewitzelt, von mir aus geschrieben. Aber warum überlege ich soweit. Ich werde mich so oder so nie einem Mann öffnen können. Da muss echt ein hartnäckiger Typ kommen. Aber habe ich das nicht genau auch vor fast vier Jahren gedacht? Dass ich mich vor Männer ekle bzw. mir nicht vorstellen kann, dass mich Männer gerne freiwillig berühren? Dass ich nie ein normales Gespräch mit Männern im Allgemeinen führen kann? Keine Witze mache? Und wo stehe ich jetzt? Es ist alles eingetreten. Mal besser, mal weniger gut. Teilweise ohne böse Nachgedanken, dann wieder eher harzig. Aber ich bin an einem Ort, den ich mir vor nicht allzu langer Zeit so gar nicht vorstellen konnte. Warum also kann ich mir nicht vorstellen, dass ich mich einem Mann eben doch öffnen könnte. Wenn einfach der wirklich gute „Pezzo di Pane“ (wie Pupa es immer so lieb nennt (ist einfach ein unheimlich lieber Typ damit gemeint - böse Zungen würden es mit Weichei vergleichen) für mich kommt, dann klappt vielleicht doch alles. Who knows.
 
Aber aktuell kann ich es mir nicht vorstellen. Mein Handicap verscheucht jeglichen Gedanken der Möglichkeit. Es geht einfach nicht in meinen Kopf rein und ich habe dann teilweise echt böse und vernichtende Gedanken mir selbst gegenüber, welche mich nicht wirklich besser fühlen lassen. Und dann ist da auch immer noch der klare Verstand, der mir immer wieder sagt: „zambrottagirlie, AUFWACHEN! Da ist nix. Er ist einfach so und er überlegt nicht weiter, was er damit auslöst.“
 
Und schon wieder: wer hat Schuld, wer muss sich ändern. Ich weiss, ich beginne schon gar nicht mit der Diskussion betreffend Liebe am Arbeitsplatz. Und doch kenne ich meinen Menschenkenntnis und meinen sechsten Sinn. Ich bin eine Sensible Person und sollte es daran scheitern, dann weiss ich auch nicht (ich meine, wir arbeiten nicht im gleichen Bereich und sehen uns vielleicht drei Mal am Tag, wenn’s hoch kommt…).
 
Diese Woche war wieder sehr intensiv. Vielleicht zu intensiv. Ich muss wirklich bremsen. Aber vielleicht versteht man mich auch ein wenig, wenn ich es hier verarbeite. Und noch einmal: ich bin eher kritisch. Ich gebe nichts wieder, was nicht so war. Ich vertraue da wirklich darauf, dass es so war. So habe ich es Wahrgenommen. Teilweise vergesse ich Gespräche, aber nie dichte ich mir etwas schön bzw. dazu.
 
Es war am Dienstag. Kaffeepause. Er setzte sich neben mich und begann das Gespräch damit, dass ich bald Ferien haben würde. Ich war erstaunt. Seit wann fragt er mich nach meinen Ferien? Ich meinte, dass es doch noch ein Weilchen gehen würde bis dahin. Dann kam er irgendwie ohne Zusammenhang dazu, dass ich auch einmal zu einem Unihockeyspiel mitkommen könnte (oder waren wir da doch schon im Gespräch, das weiss ich eben nicht…). Ich denke eher, nicht. Denn ich war so verblüfft und fragte bei einer Mitarbeiterin, welche auch da sass und auch bei den Unihockeyspielen mitspielt nach, wie die Termine seien. Oder fragte ich erst nach den Terminen (aus Interesse) und er kam dann mit dem Spruch? Nein. Denke ich eher nicht. Denn er meinte es explizit zu mir, obwohl die hübsche Blondine auch dasass. Ausserdem war er plötzlich so rot und während dem Gespräch schaute er mir kaum in die Augen - eher eine Etage tiefer auf die Lippen. Das habe ich ganz genau mitbekommen. Ich wusste nicht, ob er rot wegen dieser hübschen Blondine war oder wegen mir. Whatever. Jedenfalls hörte er dann am Mittag ganz genau meine Verabschiedung von der Mitarbeiterin (sie ist nun in den Ferien) und das wir noch ein wenig plauderten. Ich kam die Treppe runter und wer kam gerade aus seinem Büro? Er. Okay, ich dachte mir auch da kaum etwas bzw. gab mir Mühe. Auch verdrängte ich sein Schnippsen nach dem Volleyballspiel am Mittwoch, welches ich seit Amerika immer mache. Auch da sind wir ein perfektes Team, das muss ich zugeben. Meine Pässe und seine Schläge, das passt einfach. Blind wissen wir, wohin. Es hat wirklich Spass gemacht.
 
Am Mittwochnachmittag bekam er zudem mit, wie ich einer Mitarbeiterin sagte: „Schönä Abig.“ Er und der Papi-Mitarbeiter nehmen mich teilweise wegen meinem Dialekt hoch. Dass ich aus einem A gerne ein O mache und daher achte ich in letzter Zeit verstärkt auf meine Aussprache. Daher auch das „Abig“. Ich lief die Treppe hoch und aus seinem Büro kam ein „en schönä OOOOObig!“ Ich lachte nur auf und meinte zu ihm, dass ich für ihn das sehr gerne so sagen würde.
 
Ja und so auch heute in der Kaffeepause. Ich muss meine Röte in den Griff kriegen. Keine Ahnung, warum es bei ihm wieder so schwierig ist damit. Und auch, als er mich etwas fragte, kam er mir mit seinem Oberkörper so nahe und berührte mit seinem rechten Arm meinen linken Oberarm. zambrottagirlie natürlich wieder knallrot und hitzig.
 
Ich muss das in den Griff bekommen. Vielleicht liegt es wirklich nur an mir.

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