Freitag, 9. Oktober 2015

dunkler donnerstag

Auch dieses Werk habe ich in Amerika verschlungen bzw. es ist dann doch noch bis mit in die Schweiz gekommen, weil ich nicht ganz fertig war :-).
 
Nicci French habe ich per Zufall für mich entdeckt. Ich stand bei Exlibris vor den Mängelwaren und der Krimi klang noch spannend. Es waren eigentlich zwei Geschichten zu einem Buch gebunden - 2 für 1 sozusagen. Und dass es sich dabei um ein Ehepaar handelt, welche die Geschichten zusammen schreibt, fand ich auch irgendwie beeindruckend und ganz interessant.
 
Leider gab es in Amerika auch zwei Bücher von ihnen, welche ich geschrottet habe. Das war noch frühere Werke - evtl. die ersten überhaupt. Bei diesem Buch handelt es sich um eine Krimireihe, bei der eine Therapeutin immer wieder mitspielt. Und laufende Reihen, welche sich gut verkaufen, sind in meinen Augen immer ein gutes Zeichen. Und ich glaube, es ist bereits die dritte oder vierte Geschichte mit dieser Klein. Es war eh gerade im Ausverkauf und so habe ich es mir vor Amerika noch geleistet.
 
Zum Klappentext:
 
Frieda Klein hat es sich zu Hause gemütlich gemacht, da steht Madeleine Blackwell, eine einstige Schulkameradin, vor der Tür und bittet um Hilfe für ihre fünfzehnjährige Tochter Becky. Das Mädchen ist magersüchtig, verschlossen und schwänzt die Schule. Offenbar hat sie die Trennung von ihrem Vater nicht verwunden.
 
Frieda willigt nur widerstrebend ein - sie war mit Madeleine eigentlich niemals befreundet, und Becky gibt sich verstockt. Doch schon nach wenigen Sitzungen erfährt Frieda den Grund: Das Mädchen wurde eines Nacht von einem Unbekannten vergewaltigt.
 
Beckys Geschichte reisst in Frieda alte Wunden auf. Zum ersten Mal seit Jahrzehnten kann sie ihre Vergangenheit nicht länger ausblenden, wenn sie der verzweifelten Becky und ihrer Mutter Madeleine helfen will.
 
In einem Akt der Selbsttherapie spricht sie mit engen Freunden über das Trauma, das sie seit Jahrzehnten tief in sich vergraben hat. Und sie reist in ihr Heimatstädtchen und klappert dort alte Liebhaber und Schulfreunde ab, um dem furchtbaren Geheimnis auf die Spur zu kommen… Wird der Täter am Ende wirklich ungestraft davonkommen, weil Beweise fehlen? Die Polizei, allen voran Friedas Freund Malcolm Karlsson, kann nicht helfen. Und Frieda bringt sich mit ihren eigenmächtigen Ermittlungen in Lebensgefahr.
 
Meine Meinung:
 
Ich werde auf den Inhalt nicht gross eingehen, der Klappentext ist selbst erklärend. Ich mag es, wenn man ein Buch zu lesen beginnt und sich plötzlich und schnell in der eigentlichen Geschichte befindet. Keine ausschweifenden Erklärungen. Einfach „peng“ und los geht’s. Erklärungen kommen nach und nach bzw. Nicci French schaffen es, dass es nicht grosser Erklärungen benötigt, um mit den Charakteren, deren Geschichten und Verbindungen untereinander mitzukommen.
 
Die Geschichte ist logisch und gut aufgebaut. Es gibt sehr ulkige Situationen, in denen ich nicht wusste, ob auflachen oder mich fremdschämen. Es waren teilweise wirklich sehr harte Dialoge mit sehr dunklem Humor und ich musste dann doch einfach auflachen, weil es Menschen gibt, die ich so kenne. Und doch schäme ich mich dann, weil es ja teilweise um sehr ernste Situationen geht. Ich vergleiche es dann gerne mit dem Film „Honig im Kopf“. Till Schweiger ist nicht mein Lieblingsschauspieler, ich werde einfach nicht warm mit ihm. Und doch produziert er grandiose Filme. Es gab so viele Situationen in Honig im Kopf, die eigentlich total ernst und traurig sind und es Schweiger doch geschafft hat, dass man doch das positive darin sehen und schmunzeln konnte. Ich meine, mit seiner Tochter war das einfach ein grandioses Werk. So ging es mir auch oft in diesem Buch.
 
Die Geschichte verläuft zackig voran. Lediglich im mittleren Teil fand ich es dann ein wenig langatmig. Es waren mir dann fast zu viele Bekannte in der Vergangenheit und oft musste ich dann kurz nochmals überlegen, wer nun wer war und wie zu wem in Verbindung stand.
 
Es ist ein spannendes Buch - ja. Und doch fand ich es dann teilweise doch zu klischeehaft. Ich will nicht angeben, aber ich hatte schon früh ein Bauchgefühl, wer der Täter sein könnte. Und es hatte sich bewahrheitet. Es war einfach zu offensichtlich, dass der zuerst verdächtigte ein Arschloch ist, aber dann doch nicht mehr. Einfach nur ein unangenehmer Zeitgenosse und basta.
 
Ich denke, es kommt von meinen vielen Krimi- und Thrillerromanen. Mit der Zeit hat man einfach ein Feingespür dafür. Aber auch sonst fand ich es ein guter Aufbau und man tappt eigentlich lange im Dunklen mit den logischen Schlüssen, welche den Tathergang dann komplettieren.
 
Ich fand diese Frieda Klein ein spannender und nicht greifbarer Charakter. In den Dialogen wirkte sie sehr hart, distanziert, in ihren Handlungen teilweise schon fast radikal und kühl und das fand ich irgendwie doch faszinierend. Teilweise wirklich schon fast wie ein Roboter, so ohne Gefühle. Für eine Therapeutin doch sehr hart. Ich stelle mir diese einfach anders vor ;-). Ich wurde nicht wirklich warm mit ihr und sie war schon ein grosser Bestandteil dieses Buches. Vielleicht sollte ich mir das erste Werk dieser Reihe gönnen, vielleicht hat sie ja ihre Vergangenheit so verändert.
 
Und doch ein sehr gutes Buch. Erschütternd und spannend zugleich. Werde ich bestimmt wieder einmal aus dem Buchregal nehmen und lesen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen