Auch dieses Werk habe ich in Amerika verschlungen bzw. es
ist dann doch noch bis mit in die Schweiz gekommen, weil ich nicht ganz fertig
war :-).
Nicci French habe ich per Zufall für mich entdeckt. Ich
stand bei Exlibris vor den Mängelwaren und der Krimi klang noch spannend. Es
waren eigentlich zwei Geschichten zu einem Buch gebunden - 2 für 1 sozusagen.
Und dass es sich dabei um ein Ehepaar handelt, welche die Geschichten zusammen
schreibt, fand ich auch irgendwie beeindruckend und ganz interessant.
Leider gab es in Amerika auch zwei Bücher von ihnen, welche
ich geschrottet habe. Das war noch frühere Werke - evtl. die ersten überhaupt. Bei diesem Buch handelt es sich um
eine Krimireihe, bei der eine Therapeutin immer wieder mitspielt. Und laufende
Reihen, welche sich gut verkaufen, sind in meinen Augen immer ein gutes
Zeichen. Und ich glaube, es ist bereits die dritte oder vierte Geschichte mit
dieser Klein. Es war eh gerade im Ausverkauf und so habe ich es mir vor Amerika
noch geleistet.
Zum Klappentext:
Frieda Klein hat es
sich zu Hause gemütlich gemacht, da steht Madeleine Blackwell, eine einstige
Schulkameradin, vor der Tür und bittet um Hilfe für ihre fünfzehnjährige
Tochter Becky. Das Mädchen ist magersüchtig, verschlossen und schwänzt die
Schule. Offenbar hat sie die Trennung von ihrem Vater nicht verwunden.
Frieda willigt nur
widerstrebend ein - sie war mit Madeleine eigentlich niemals befreundet, und Becky
gibt sich verstockt. Doch schon nach wenigen Sitzungen erfährt Frieda den
Grund: Das Mädchen wurde eines Nacht von einem Unbekannten vergewaltigt.
Beckys Geschichte
reisst in Frieda alte Wunden auf. Zum ersten Mal seit Jahrzehnten kann sie ihre
Vergangenheit nicht länger ausblenden, wenn sie der verzweifelten Becky und
ihrer Mutter Madeleine helfen will.
In einem Akt der
Selbsttherapie spricht sie mit engen Freunden über das Trauma, das sie seit
Jahrzehnten tief in sich vergraben hat. Und sie reist in ihr Heimatstädtchen
und klappert dort alte Liebhaber und Schulfreunde ab, um dem furchtbaren
Geheimnis auf die Spur zu kommen… Wird der Täter am Ende wirklich ungestraft
davonkommen, weil Beweise fehlen? Die Polizei, allen voran Friedas Freund
Malcolm Karlsson, kann nicht helfen. Und Frieda bringt sich mit ihren
eigenmächtigen Ermittlungen in Lebensgefahr.
Meine Meinung:
Ich werde auf den Inhalt nicht gross eingehen, der Klappentext ist selbst erklärend. Ich mag es, wenn man ein Buch zu lesen beginnt und sich
plötzlich und schnell in der eigentlichen Geschichte befindet. Keine
ausschweifenden Erklärungen. Einfach „peng“ und los geht’s. Erklärungen kommen
nach und nach bzw. Nicci French schaffen es, dass es nicht grosser Erklärungen
benötigt, um mit den Charakteren, deren Geschichten und Verbindungen
untereinander mitzukommen.
Die Geschichte ist logisch und gut aufgebaut. Es gibt sehr
ulkige Situationen, in denen ich nicht wusste, ob auflachen oder mich
fremdschämen. Es waren teilweise wirklich sehr harte Dialoge mit sehr dunklem
Humor und ich musste dann doch einfach auflachen, weil es Menschen gibt, die
ich so kenne. Und doch schäme ich mich dann, weil es ja teilweise um sehr
ernste Situationen geht. Ich vergleiche es dann gerne mit dem Film „Honig im
Kopf“. Till Schweiger ist nicht mein Lieblingsschauspieler, ich werde einfach
nicht warm mit ihm. Und doch produziert er grandiose Filme. Es gab so viele
Situationen in Honig im Kopf, die eigentlich total ernst und traurig sind und
es Schweiger doch geschafft hat, dass man doch das positive darin sehen und
schmunzeln konnte. Ich meine, mit seiner Tochter war das einfach ein grandioses
Werk. So ging es mir auch oft in diesem Buch.
Die Geschichte verläuft zackig voran. Lediglich im mittleren
Teil fand ich es dann ein wenig langatmig. Es waren mir dann fast zu viele
Bekannte in der Vergangenheit und oft musste ich dann kurz nochmals überlegen,
wer nun wer war und wie zu wem in Verbindung stand.
Es ist ein spannendes Buch - ja. Und doch fand ich es dann
teilweise doch zu klischeehaft. Ich will nicht angeben, aber ich hatte schon
früh ein Bauchgefühl, wer der Täter sein könnte. Und es hatte sich
bewahrheitet. Es war einfach zu offensichtlich, dass der zuerst verdächtigte
ein Arschloch ist, aber dann doch nicht mehr. Einfach nur ein unangenehmer
Zeitgenosse und basta.
Ich denke, es kommt von meinen vielen Krimi- und Thrillerromanen.
Mit der Zeit hat man einfach ein Feingespür dafür. Aber auch sonst fand ich es
ein guter Aufbau und man tappt eigentlich lange im Dunklen mit den logischen
Schlüssen, welche den Tathergang dann komplettieren.
Ich fand diese Frieda Klein ein spannender und nicht
greifbarer Charakter. In den Dialogen wirkte sie sehr hart, distanziert, in
ihren Handlungen teilweise schon fast radikal und kühl und das fand ich
irgendwie doch faszinierend. Teilweise wirklich schon fast wie ein Roboter, so
ohne Gefühle. Für eine Therapeutin doch sehr hart. Ich stelle mir diese
einfach anders vor ;-). Ich wurde nicht wirklich warm mit ihr und sie war schon
ein grosser Bestandteil dieses Buches. Vielleicht sollte ich mir das erste Werk
dieser Reihe gönnen, vielleicht hat sie ja ihre Vergangenheit so verändert.
Und doch ein sehr gutes Buch. Erschütternd und spannend
zugleich. Werde ich bestimmt wieder einmal aus dem Buchregal nehmen und lesen.
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