Dienstag, 27. Oktober 2015

turn back time

Seit letzten Sonntag wünsche ich mir eigentlich meine Zeit in Amerika zurück. Dieses Gefühl der Freiheit, der inneren Stimmigkeit. Ich bin einfach nicht für diese Gesellschaft gemacht. Ich meistere zwar meinen Alltag, gehe arbeiten und gebe mir allgemein echt Mühe. Aber ich merke einfach, dass dies alles nichts für mich ist. Ich bin einfach nicht für diese harte Realität gemacht.

Zudem vermute ich, steht mir mal wieder mein Zyklus im Weg. Dann wird es meist besonders schlimm. Klar, einerseits bin ich vorbereitet und weiss, was eigentlich los ist. Gleichzeitig nervt mich dieses Theater jeden Monat aufs Neue.

Wie etliche Male erwähnt: ich liebe meine Familie und ohne sie wäre ich wirklich am Boden. Ich hätte kein Dach über den Kopf und ich selbst sage von mir aus, dass ich die liebsten Eltern auf der Welt habe. Gleichzeitig mag ich meinen Job. Und doch bin ich unzufrieden mit den Umständen, dem Pensum. Und den Menschen teilweise um mich herum.

Klar, ich könnte überall radikale Entscheidungen treffen. Aber nicht mit meiner Vergangenheit. Den Job einfach schmeissen, ohne einen Neuen zu haben? Nicht mehr mit der jetzigen zambrottagirlie. Ich möchte nicht wieder zwei Jahre lang suchen. Ausserdem mag ich ja meine Tätigkeit. Es sind lediglich die Umstände, die mich zur Verzweiflung bringen.

Von Menschen könnte ich mich einfach lösen. Aber das ist einfacher, wie gesagt. Ich habe ständig Angst, jemanden zu verletzten. Bewusst und unbewusst. Verlustängste sind gross. Und ich habe Angst, jemanden so zu verletzen, dass diese Person sich dann ganz abweisend mir gegenüber verhält. Es ist ein Teufelskreis.

Gleichzeitig merke ich, wie ich seit Amerika für meine Grenzen kämpfe bzw. sie kommuniziere. Und es wird überall mehr oder weniger akzeptiert. Ich achte in erster Linie bewusster auf mich selbst.

Amerika und Hawaii waren einfach eine tolle - und dringend benötigte! - Auszeit. Und ich denke, viele Menschen haben mich vermisst und wissen nun, was sie "so an mir haben". Ich umgekehrt natürlich auch.

Was mich belastet, ist einfach diese Existenz- und Geldangst. Es zermürbt mich innerlich und ich fühle mich durch meinen beruflichen sowie persönlichen Werdegang echt minderwertig. Es hätte alles einfach nicht so kommen sollen.

Ausserdem läuft seit letztem Sonntag alles schief. Ich habe ordentlich online bestellt. Bei etlichen Versandhäusern. Es ging einfach nicht anders. Nach über vier Monaten Abstinenz - wenn nicht mehr. Aber ich musste einfach. Es ging nicht anders. Nun verpacke ich alles mit Mutti, damit ich ja nichts hier behalte.

Die Natelsache. Ich bin unzufrieden mit meiner Lösung für mein Handicap - habe viel Geld da reingesteckt und am Donnerstag muss ich mit meiner Beraterin darüber sprechen. Ich habe keine Lust, noch mehr drauf zu zahlen.

Das Geld, welches einfach so schnell aus den Fingern verschwindet. Die Menschen, die mich angeblich so vermisst haben, und es nun wie selbstverständlich hinnehmen, dass ich wieder da bin.

Körperlich fühle ich mich enorm unförmig und meine Alarmglocken schrillen. Ich esse seit Sonntag kaum etwas, fühle mich aber extrem rund und unwohl. Ich weiss ganz genau, wohin ich gerade reinschlittere - aber irgendwie kann ich nicht anders. Es ist zu weit hergeholt, bei meiner Körpermasse über Magersucht zu sprechen. Obwohl es ja bei jedem bei einer Grösse beginnt. Ich nenne es einfach gefährliches und dysfunktionales Hungern. Aber ich liebe es, wenn mein Körper um Gnade schreit, ich aber mit meinem Kopf nein sage und die Macht über ihn habe. Wie mit dem Tattoo: ich nehme mein Leben in die Hand, bestimme über es. Und nicht die Umstände führen zu einer Handlung, weil ich nicht anders kann - weil ich schon fast dazu gezwungen bin.

Natürlich ist es nicht förderlich, wenn ich merke, wie mir immer etwas besser aus dem Schrank geht bzw. ich bereits eine 48 wenn nicht 46 in Hosen bestellen kann. Und vor Amerika war es eine 50, fast 52!

Manchmal fehlt mir einfach wirklich so ein Seelenverwandter.

Ich schinde Zeit. Eigentlich möchte ich von meiner Woche erzählen. Es geht dabei unter anderem um mein Andenken, welches keines war und um den gewissen Mitarbeiter. Es ist mittlerweile wieder so schlimm, dass ich es heute in der Therapie angesprochen habe.

Meine Therapeutin meint, dass ich meine Gefühle herausarbeiten muss mittels radikaler Akzeptanz. Mich damit auseinandersetzen, unter anderem vielleicht auch traurig darüber sein, wie alles gelaufen ist. Bei mir verschloss sich jede Pore. Ich und meine Gefühle. Ein Fass ohne Boden. Ich hasse es, mich damit auseinandersetzen zu müssen. Das bedeutet nämlich, Kontrolle abzugeben. Und wenn es um Männer geht, ist es erst recht zu viel. Ich schäme mich dafür, dass ich mir überhaupt vorstellen kann, dass ein Mann mehr von mir wollen würde. Weil es in meinem Kopf einfach nicht aufgeht. Mich kann kein Mensch gut finden. Geschweige denn attraktiv. Sie hat gemerkt, dass es bei mir sofort zum Gedanken kam, dass ich mich nun für oder gegen ihn entscheiden muss. Und da kommen meine Verlustängste ins Spiel. Ich konnte ihr auch erklären, dass ich es einerseits ihm verdanke, körperlich bei Männern viel mehr Nähe zulassen zu können. Und das ich es teilweise geniesse. Jedoch einfach was das Grübeln danach betrifft, sehr leide. Aber mehr später. Sie meint einfach, wir müssten daran arbeiten. Und mir graut davor. Wuäch.

Sonntag vor einer Woche, also am 18. Oktober, war Andenken von meinem Grossvater und meinem Nonno. Frühmorgens fuhr ich mit meinem Bruder dorthin. Meine restliche Familie kam mit einem zweiten Auto nach. Ich musste ja danach arbeiten gehen, grml.

Das Andenken war kein Andenken für mich. Nennt mich kompliziert, aber mein Grossvater und mein Nonno waren am 18. Oktober vor 19 und vor 12 Jahren noch lebendig. Ihr Todestag ist morgen. Beide sind am gleichen Tag gestorben, einfach sieben Jahre auseinander. Da kann ich nicht in der Kirche stehen und an sie denken. Das geht einfach nicht. Danach kurz ans Grab und weiter ins Kaffee. Ich wollte zumindest ein paar Worte mit meinem Grosi wechseln dürfen! Danach stand ich auf und düste eine Stunde lang in einem Karacho zu meinem Arbeitsort. Weil ich helfen musste. Ich weiss, ich habe mir diesen Job ausgesucht und dazu gehören auch die Wahlsonntage. Mir geht es lediglich darum, dass ich ein Andenken hatte und es um die Familie geht. Mir ist quasi verboten worden, zu fehlen. Andere haben zwei Tage davor angerufen und einfach gesagt, dass sie Ferien gebucht und am Sonntag fliegen würden. Ging problemlos! Und auch sonst wurde überall willkürlich entschieden. Und ich bin nicht das einzige Beispiel. Es gab ein paar Mitarbeiter, welche recht ausgerufen haben. Entweder alle, oder keiner. Meine Meinung. Ansonsten machst du das Personal nur "hässig".

Ich kam an und bemerkte sofort den Blick meiner Vorgesetzten. Die wird mir dies bestimmt nach meinen Ferien noch reinhauen. Ganz bestimmt. Ich höre sie jetzt schon. Tja, jeder definiert für sich Familie anders. Und ich mag es, Zeit mit meiner Familie zu verbringen. Ich fahre nicht von St. Gallen nach Luzern und bleibe dann nicht einmal 30 Minuten (!!!) für einen Kaffee. 

Zudem ist mir gesagt worden, ich in meiner Abteilung müsse fast anwesend sein - so als Vorzeigeabteilung. Aber eingeteilt war ich bei den "einfachen Mitarbeitern", der Rest der Abteilung waren als Ansprechpersonen und Organisatoren eingeteilt. Ich fühlte mich natürlich überhaupt nicht als wertloses Rad am Wagen - neeeeein. Das ist nicht das erste Mal und wird es auch nicht das letzte Mal gewesen sein.

Ich und mein Gspänli waren sehr fleissig, machten echt viel. Der Tag verlief eigentlich mehr oder weniger gut, um 17 Uhr war ich aus dem Büro und musste eine Extrarunde drehen, um runter zu kommen. Aber eben, nützte nicht wirklich etwas. Ich kam nach Hause, fühlte mich echt mies und bestellte online ordentlich viel an Kleidung.

Dann noch die Sache mit dem gewissen Mitarbeiter. Ich habe mir selbst schon überlegt, ob ich es überhaupt mit dem Verarbeiten auf dieser Plattform sein lassen soll. Klar, einerseits hilft es mir beim Gedanken ordnen und ich kann mir alles von der Seele schreiben. Aber wenn ich mich überhaupt nicht damit befassen würde, könnte es doch sein, dass es keine Rolle in meinem Leben spielt. Ich würde mich nicht noch einmal damit befassen.

Mit der Gefahr, dass es dann definitiv alles zu viel für mich wird. Ich brauche ja dieses Ventil, um mir alles von der Seele schreiben zu können. Daher war es vielleicht gar nicht verkehrt, meine Therapeutin auf diese Situation anzusprechen.

Denn am Sonntag fuhr ich nach Hause und fühlte mich einfach mies. Ich kann Gespräche, Berührungen und auch sonstige Situationen mit ihm nicht (mehr) geniessen. Ich bleibe grübelnd zurück und das belastet mich so sehr, dass es mich wieder nervt und ich Angst habe, dadurch wieder den totalen Abstand zu ihm zu halten - also wieder total distanziert zu wirken. Denn umso weniger Berührungspunkte wir haben, umso weniger muss ich grübeln. Es ist schwierig zu erklären, aber ich versuche es mit seinem Vorgesetzten, X.

Mit dem habe ich es wirklich gut. Wir machen einen Spass nach dem anderen und ich kenne ihn so nicht. Es macht echt gute Laune und wenn ich an unsere Aktionen denke, muss ich lächeln. Er sucht auch die Nähe und ich geniesse es freundschaftlich. Weil ich ganz klar weiss, dass von meiner Seite nichts ist. Vorletzte Woche zum Beispiel hatte er seinen Wagen neben meinem abgestellt. Wir haben beide die gleiche Marke und ich musste es einfach fotografieren und ihm mit dem Kommentar, dass ich bei zwei gleichen Automarken nebeneinander, nicht einfach daran vorbeilaufen könne. Am nächsten Tag kam promt die Antwort mit einem neuen Bild und er zog mich damit auf, dass halt mein Nummernschild einfach ein Schönheitsfehler sei (wegen dem Kanton). Und jedes Mal, wenn ich den Chat anschaute oder daran dachte, musste ich lachen. Auch jetzt, während ich die Zeilen tippe. Es tut mir gut.

Wenn ich an die Situationen mit dem gewissen Mitarbeiter denke, gefriert mir das Lächeln. Weil ich gedacht hatte, in Amerika Abstand zu ihm gewonnen zu haben. Wahrscheinlich nur auf kognitiver Ebene. Ich musste mich ja nicht mit ihm und eventuellen Situationen auseinandersetzen. Er hatte einmal etwas geschrieben und ich hatte mich entschlossen, nicht darauf zu antworten. Es war alles kognitiv. Zwischenmenschlich kam es ja erst wieder ab September bei uns zum Kontakt.

Einerseits sagt mir mein Verstand ganz klar, dass da nie etwas sein wird. Dass er mich wahrscheinlich einfach sehr gern hat. Punkt. Gleichzeitig sind da seine Handlungen, die einfach eine ganz andere Sprache sprechen. Und da fluche ich ihn innerlich oft an, dass er es sein lassen soll. Er hatte auch schon Freundinnen und weiss, wie das mit dem Bienchen und Blumen läuft. Dass eine Frau nicht ein Kumpel ist und so. Aber wer weiss, vielleicht sieht er es bei mir, wie ich bei X. Ich bin bei X klar davon überzeugt, dass nicht mehr von meiner Seite ist. Daher geht es auch locker mit den Sprüchen, den zufälligen Berührungen und vielleicht auch mit dem Flirten (wenn es flirten ist ;-p). Vielleicht sieht es der gewisse Mitarbeiter bei mir auch so. Vielleicht hat er mich einfach nur kollegial gern, hat mich in Amerika vielleicht vermisst und gemerkt, was man an mir und meiner Person hat. Vielleicht mag er mich einfach und für ihn ist gar nicht die Rede davon, dass mehr sein könnte. Daher alles normal für ihn.

Und doch, ich habe Augen im Kopf, kann vergleichen etc. Und bin wieder mitten in der Spirale. Warum muss das alles so kompliziert sein. Meine Therapeutin meint, dass, hätte je etwas enstehen müssen, dies schon passiert wäre. Da bin ich anderer Meinung. Es gibt Dinge, die kann man nicht beeinflussen und ich habe zu Beginn eindeutig gebremst, weil ich meine Vorgeschichte mit den Männern habe. Dann war er lange fort und nun ich. Ich bin der Meinung, dass man Liebe nicht lenken kann und es nicht umsonst "tausend Mal berührt" heisst.

Aber eben, fertig mit den Theorien. Ich bringe nun Fakten. Es war am Dienstag vor diesem Sonntag, 18. Oktober. Wir hatten ein geschäftsinternes Mittagessen. Es waren bestimmt 18 Mitarbeiter anwesend, darunter auch ich und der gewisse Mitarbeiter. Er hatte ganz genau mitbekommen, wo ich mich hingesetzt hatte. Er zögerte noch, was ich verstehen konnte. Es war ein Tisch voller Frauen. Er setzte sich ganz irgendwo anders hin. Ich half beim Kellner und bediente die Mitarbeiter. Dabei "flirtete" ich ein wenig mit X und meinte, er müsse ja alles aufessen, sonst gäbe es kein schönes Wetter. Ich weiss nicht, ob es der gewisse Mitarbeiter mitbekommen hatte. Jedenfalls verteilte ich auch bei ihm die Teller und plötzlich hörte ich ihn, mich etwas fragen. Ich verstand es nicht auf anhieb und bückte mich ein wenig zu ihm runter. Ich stand vor ihm, er sass da und wiederholte, wo denn "zambrottagirlie" sitzen würde. Er nannte meinen Kurznamen. Das hatte er zuvor noch nie getan! Ich war irgendwie so perplex, dass ich unsicher eine Antwort gab und bis heute nicht weiss, ob er nicht etwas anderes gesagt hatte. Es hätte auch zu etwas anderem gepasst, aber das wäre irgendwie sehr weit hergeholt. Innerlich schüttelte ich einfach den Kopf, ob er wirklich nicht mitbekommen hatte, wo ich mich hingesetzt hatte. Obwohl er es gesehen hatte. Männer...

In der gleichen Woche war es dann am Freitag in der Kaffeepause eher komisch. Ich sass am Ende eines Tisches und er setzte sich am Tisch daneben direkt neben mich hin. Ich habe ein Elyas M'Barek Shirt geschenkt erhalten und die Etikette davon ist mir ebenfalls - eingeschweisst ;-) - geschenkt worden. Diese habe ich am Schlüsselbund befestigt und an diesem Tag auch am Schlüsselbund getragen. Umgekehrt. Plötzlich sah ich, wie er seine Hand danach ausstreckte und diese Etikette umdrehte und nur lachend den Kopf schüttelte. Tja, Elyas ist nun mein Typ ;-). Und doch hätte ich gerne seine Gedanken in diesem Moment gelesen. Hatte er Angst, dass es ein anderer Mann mit mir sein hätte können? I will never now.

Die Gruppe löste sich langsam auf und am Schluss blieben noch er, die junge, hübsche Blondine und ich. Ich fragte die Blondine wegen einem Geschenk für eine andere Mitarbeiterin von uns. Es war meine erste Lehrtochter in diesem Betrieb und wir haben es jetzt immer noch gut. Sie hat uns alle zu ihrem Geburtstag diesen Samstag eingeladen. Die Blondine meinte, dass der gewisse Mitarbeiter sich gerne auch noch beteiligen würde und ich schaute ihn an. Er meinte, dass er uns vielleicht nicht begleiten würde, er wäre da nicht so eine gute Beratung bei der Auswahl. Dabei wurde er echt rot und auch sonst hatte ich das Gefühl, war es ihm nicht gerade angenehm, hatte er meine Aufmerksamkeit.

An diesem Nachmittag brauchte ich noch seine Unterstützung. Ich will nicht eingebildet klingen, aber ich hatte an diesem Tag eine Hose an, die meinen Hintern echt gut zur Geltung bringt und ich hatte dieses Kompliment an diesem Tag schon von zwei Mitarbeiterinnen gehört. Po und Beine sind nun mal mein Kapital ;-). Ober- und Unterarme zählen auch noch gut mit dazu ;-p.

Es klappte alles und auch da hatte ich das Gefühl, suchte er meine Nähe und war er stets da, wo ich war. Ich fragte noch, was er als Entschädigung wollen würde und er verlangte ein Gebäck. X ebenso.

Wir trennten uns und sahen uns am Sonntag wieder. Es war echt ungewohnt für mich. Ich brachte zuerst das Gebäck in sein sowie das Büro seines Vorgesetzten. Hatte ich privat als Dankeschön für die Herren gekauft. Leider vergessen, dass mein Geschäft zur Verpflegung der Mitarbeiter ebenfalls das gleiche Gebäck gekauft hatte. Nun ja.

Die Mitarbeiter kamen und plötzlich stand er bei mir und meinem Bürogspänli im Büro. Er schien Freude zu haben, uns zu sehen. Mein Bürogspänli meinte, dass sie ein spezielles Sandwich für ihn habe und auf die Seite gelegt hätte (er ist da ein wenig eigen). Er murmelte etwas von "Danke, sogar das Gebäck habe ich auf die Seite gelegt erhalten!" und es schien so, als wisse er nicht genau, von wem es sei. Gleichzeitig dachte ich mir, musste er es ja wissen, hatte er es am Freitag doch gesagt. Kann man wirklich so abwesend sein, wenn man etwas sagt? Nun ja, er stellte sich in die Tür und schaute raus aus dem Büro. Eigentlich. Ich bemerkte im Blickwinkel immer wieder, wie er zu mir ins Büro starrte. Plötzlich kam er rein und setzte sich in meine Nähe. Und dann plauderten wir ein wenig. Ungewohnt für mich. Ich mit ihm allein in einem Gespräch? Kaum bis nie bis dato. Und da waren einfach Blicke und gesten, mein Gespür, ach... hör auf zambrottagirlie. Weiter im Text. Ich dachte mir oft: "zambrottagirlie, hör auf zu labern. Du redest Stuss zusammen!". Aber wir hatten ein Gespräch. Ich erwähnte noch, dass das Gebäck von mir privat sei, aber er schien es nicht wirklich mitbekommen zu haben. Jedenfalls erwähnte ich dann, dass ich Ferien habe und dass ich mir unbedingt notieren müsse, am Tippspiel teilzunehmen. Wir haben da im Geschäft eine Gruppe und die Erinnerung wird mir ins Geschäft geschickt. Durch die Ferien erhalte ich diese ja nicht. Er sah ganz genau, wie ich mir dies notierte und den Zettel in meiner Tasche verschwinden liess. Danach ging es los.

Wie der Zufall es wollte, wurde mein Name falsch ausgesprochen. So richtig Schweizerisch. Aus einem S wurde ein SCH. aus einem a am Schluss ein ie. Wer hatte es mitbekommen? Genau, der gewisse Mitarbeiter. Und wer zog mich dann den ganzen Sonntag damit auf? Ebenso genau! Auch sonst stand er immer wieder in meiner Nähe und brachte Sprüche. Dann diese Blicke. Und dann wurde er vielleicht sogar eifersüchtig. Sein Vorgesetzter, X, kam in den Ausgaberaum. Der gewisse Mitarbeiter stand ein paar Meter vor mir, zwischen uns ein paar Mitarbeiter mehr. Er hatte kurz zuvor meinen Namen wieder betont falsch ausgesprochen und ich hatte mit scherzhaftem Unterton "duhuuu" gedroht und ihn mit dem Couvert leicht an Unterarm und Hüfte "gestubst". Sozusagen hatte auch ich körperliche Initiative gezeigt.

X kam schnurstracks auf mich zu und meinte, ob das Gebäck von mir sei. Ich dankte ihm für seine Frage innerlich und meinte (bewusst ein wenig lauter), dass es von mir privat sei für den Einsatz am Freitagnachmittag. Er kam mir dabei mit seiner Schulter nahe an meine und ja, der gewisse Mitarbeiter blickte ganz genau zu uns hin. Er hatte das Gespräch ganz bewusst mitbekommen.

Der Hammer kam dann noch. Die meisten vom Personal waren bereits entlassen worden, ich wartete auf weitere Anweisungen und stützte mich dabei mit dem linken Unterarm am Türrahmen ab. Den rechten Arm stemmte ich in die Hüfte, hatte ihn also etwas von meinem Körper weg. Er stand zuvor hinter mir, ich hatte ihn hochkommen sehen. Wandte mich wieder von ihm ab und schaute wieder in den Ausgaberaum. Wir waren fast allein. Plötzlich spürte ich, wie etwas von hinten an mich herantastete, blickte zu meinem rechten Arm und sah, wie sich seine linke Faust durch die durch die Position (eben Arm in Hüfte gestemmt) entstandene Öffnung schlängelte! Er hackte sich bei mir unter, stand ganz nah bei mir. Wie ein Paar, welches verschlungen ineinander die Strasse entlang läuft. Er hatte sich ganz bewusst bei mir eingehakt. Ich war so perplex. Er lehnte sich dann auch recht zu mir hin und ich merkte, wie er seinen Kopf bei meiner Schulter ablegen wollte. Ich konnte ihn nicht anschauen, er blickte mich ebenfalls nicht an und ich wollte einfach nur Distanz schaffen in diesem Moment. Es war mir einfach zu viel. Ich war so durcheinander und perplex. Ich meinte, ob er nicht auch schon nach Hause dürfe und sofort liess er los. Und dann weiss ich nicht mehr. Ob man mich gerufen hat oder ob seine Person verlangt wurde - ich weiss es wirklich nicht mehr. Ich musste einfach raus aus dieser Situation.

Und ich fuhr nach Hause und grübelte. Es war wirklich schlimm. Es ist mittlerweile so schlimm, dass ich solche Berührungen nicht mehr geniessen kann, obwohl ich es möchte. Kognitiv versuche ich mir einzuhämmern, dass er mich einfach als Mensch gern hat, mehr nicht. Aber Körperlich spricht er so eine andere Sprache, einfach unglaublich. Vielleicht sieht er mich wirklich nicht als "Gefahr". Vielleicht mag er mich einfach nur und denkt gar nicht so weit, was er alles mit seinem Verhalten bei mir auslöst. Vielleicht bin wirklich ich das Problem und sollte es auch einfach freundschaftlich sehen.

Aber verübelt man mir da, dass ich davon ausgehe, dass er mittlerweile auch genug alt ist und einschätzen kann, was sein Verhalten so bei Frauen auslöst? Ich finde nicht. Es führt nur dazu, dass ich Grüble und mich wieder distanziere und ihn vielleicht vor den Kopf stosse. Ich habe es genossen, ja. Aber das, was danach kommt, ist nicht gut für mich. Dieses Grübeln. Ich hätte ganz klar Abstand nehmen sollen, mich wieder von seiner Umarmung lösen sollen. Hatte aber Angst, dass es als Abwehr verstanden wird und dadurch vielleicht nie wieder körperlicher Kontakt seinerseits entsteht. Aber ich hätte ihn immer noch freundschaftlich auf die Schultern klopfen können.

Ich fuhr nach Hause, sprach mit Pupa darüber und meinte, dass es nun ganz an ihm sei mit dem ersten Schritt. Im wissen, dass jeder Mensch seine ersten Schritte anders sieht und er vielleicht schon etliche gemacht hat bis dato. Und umgekehrt. Am Montag hatte ich dann plötzlich eine Nachricht von ihm auf meinem Handy. Dass er mir schöne Ferien wünsche (zuvor hatte er natürlich meinen Namen wieder schön falsch ausgesprochen ausgeschrieben ;-p) und das ich das Tippen nicht vergessen solle. Ich war perplex. Er hatte doch mitbekommen, wie ich es mir notiert hatte. Ich bremste mich innerlich und dachte mir, dass dies doch lieb gemeint sei und ich doch dieses Zeichen sehen solle und nicht die Tatsache, was Inhaltlich alles noch so darin vermerkt ist. Er hatte von sich aus geschrieben, das zählte in diesem Moment. Ich antwortete ihm dann auch. Natürlich kam daraufhin nichts - wie seit eh und jeh. Aber er hatte von sich aus geschrieben. Was mich echt gefreut hatte.

Heute hat er sich erneut gemeldet. Geht um den Jassabend diese Woche bei ihm. Auch da kam die Initiative von ihm. Und diesmal hatte er nicht erwähnt, dass Mitarbeiter, welche nicht nach Hause gehen möchten bzw. sich die Heimfahrt nach der Arbeit nicht lohnt, gerne früher bei ihm erscheinen können. Es wäre nur meine Wenigkeit, welche einen weiteren Nachhauseweg hätte. Das zeigt doch, dass er das letzte Mal an mich gedacht und sich seine Gedanken dazu gemacht hatte. Und das finde ich irgendwie auch wieder einen netten Zug. Ob ich darauf antworte und darauf eingehe? Ich weiss noch nicht recht. Wird ja eh nichts zurück kommen. Aber eben. Kommt von mir nichts, kann nichts daraufhin von ihm kommen. Und so bin ich dann auch wieder nicht. Vor allem möchte ich ja vielleicht noch einen Salat oder ein Dessert mitbringen. Bin mal gespannt, wie sich das alles entwickelt.

Und doch, diese Grübeleien belasten mich enorm. Ich weiss, was ich tun müsste. Mich ganz klar abgrenzen. Aber ich habe Angst, vor den Konsequenzen. Dass ich das, was ich nun habe, verliere. Und er ist und bleibt nun mal verdammt bedeutend für mich in Sachen Männer und Körpernähe zulassen können. Obwohl ich weiss, dass es nicht so radikal sein muss und da die Angst in mir die Fantasie zum Blühen bringt. Es wird noch zu weiteren Berührungen kommen. Ich warte weiterhin ab und versuche, mich kognitiv in den Griff zu bekommen. Diese Woche Jassabend und Geburi mit ihm. Schauen, was sein wird. Ohne Erwartungen und Hoffnungen. Aber irgendwann muss ich mich von ihm lösen. Ansonsten kann da nie ein anderer Mann kommen und gleiches bei mir auslösen. Wenn ich das überhaupt will. Aber darüber denke ich jetzt nicht weiter nach. Die nächste Gedankenspirale brauche ich heute nicht mehr. Männer und zambrottagirlie. Das wird einfach nie etwas. Davon bin ich überzeugt.

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