Sonntag, 23. Oktober 2011

wirklich auf dem weg zurück?

Dieses Wochenende war sehr ereignisreich. Vor allem war ich in einer Bar, in der ich über einem Jahr nicht mehr gewesen war. Das letzte Mal zu einer Zeit, in der es mir noch gut ging, ich Jobaussichten bei einer Krankenkasse hatte, meine Haare noch an Ort und Stelle waren, mein Ohr und meine Zähne mich noch nicht störten.

Ich war Borderlinerin - wie jetzt auch - und doch lebte ich mein Leben irgendwie. Ging unter Leute, hatte Kontakte.

Plötzlich hörte alles auf.

Zuerst jedoch noch zu meinem Weekend. Am Samstagmittag war ich mit Pupa und ihrem Jüngsten unterwegs. Wir waren einfach im Kanton Zürich unterwegs, guckten uns Schuhe sowie Kleidung an. Ich trug ein paar hohe Stiefel mit Gummiabsatz und Fell. Der Schaft geht mir bis fast zum Knie. Ich war erstaunt, wie bequem sie sind, sodass ich sie fast das ganze Weekend über getragen habe.

Am Abend ging es dann Hochzeitsjubiläum meiner Eltern feiern. Sie hatten ihren kirchlichen Hochzeitstag von 25 Jahren. Wie ich immer wieder die Erfahrung mache (in meinem Umfeld), keine Selbstverständlichkeit. Sie hatten nur geheiratet, weil ich auf dem Weg war. Die zivile Trauung fand bereits drei Jahre zuvor statt. Wir gingen gut essen, wobei es auch noch sehr preisgünstig war. Einen gemischten Salat, ein riesen Cordonbleu sowie einen halben Teller voll Pommes gefüllt (!!!) für 21 Franken. Ich war danach mehr als satt, meine Schwester konnte auch nicht mehr weiteressen. Und das will etwas heissen.

Am Freitag fragte mich Chiquita-Bonita-Lolita, ob ich Lust hätte, sie und eine Kollegin ins Pirates zu begleiten. Es gab eine Zeit, in der ich oft mit dem Dreamteam dorthin unterwegs war. Mir gefällt einfach die Atmosphäre, man zahlt keinen Eintritt und jegliche Alters- sowie Gesellschaftsschichten sind dort anzutreffen. Man wird nicht doof angeglotzt und das lockert die Stimmung.

Natürlich habe ich anfangs gezögert. Alte Erinnerungen kamen auf, wie ich meine Haare immer offen trug, mich wohl in meinem Körper fühlte, positiver eingestellt war, obwohl die Diagnose sich in diesem einen Jahr nicht geändert hat. Und ja, ich hatte auch meine Zweifel wegen Florian. Immerhin hatte er einmal mein Interesse geweckt, wobei ich mich heute frage, wie das auch immer passieren konnte *räusper*...

Ich war lange hin- und hergerissen und wusste nicht, ob zusagen oder absagen. Schlussendlich gab ich mir einen Ruck und ging doch mit. Im Grossen und Ganzen war es die richtige Entscheidung gewesen, es hat mir mehr oder weniger gut gefallen. Ja, Florian habe ich auch gesehen, jedoch nicht gegrüsst. Wir hatten kein Gespräch mit ihm. Und irgendwie stimmte es für mich. Ich weiss, dass es alles irgendwie ganz falsch war, was ich mir damals zusammen gereimt habe. Und so kann ich auch lockerer mit dem Thema "Florian" und "Das Pirates besuchen" umgehen.

Naja, ganz so wohl habe ich mich schon nicht gefühlt, weil ich noch oft an frühere Zeiten gedacht habe. Ich hasste mich nicht so, wie jetzt. Passiert mir auch, wenn ich Parfum auflege, welches ich seit über einem Jahr nicht mehr benutzt habe. Es kommt einfach zu viel auf.

Und dann noch dieser ganze Stress mit der Therapeutin, meinem Umfeld und deren Meinung, ich wäre auf dem guten Weg.

Warum fühlt es sich denn nicht so für mich an? Warum denke ich dann trotzdem daran, meinen 25 Geburtstag nicht mehr miterleben zu wollen? Dass ich eine wandelnde Schande bin und nichts erreicht habe? Mir die Frage stelle, warum ich so viele Proben bewältigen muss und mit solchen physischen Folgen zu kämpfen habe? Warum hasse ich mich so? Verabscheue mich und blicke nicht gern in den Spiegel? Warum hasse ich meine Zähne und würde meine Seele dafür verkaufen, wenn ich mich total verändern lassen könnte? Warum komme ich auf so eine absurde Idee, mich bei einer Schönheitssendung zu bewerben, mit der Gefahr, erkannt zu werden und mich Sprüchen stellen zu müssen?

Warum meinen alle, es gehe mir so viel besser und sie fragen doch nicht nach? Sind die so vernebelt von ihrer rosaroten Brille?

Vermittle ich wirklich diesen Eindruck? Oder geht es mir wirklich gut und ich suhle mich einfach in schlechten Gefühlen, weil ich es anders nicht kenne? Quäle ich mich so, weil ich mich nicht mehr ritzen darf? Geht es einfach darum, mich zu bestrafen, egal wie? Ritzen hat man gesehen, wie ich mich innerlich zerstöre, kann mir keiner vorwerfen und vorhalten.

Und warum fühlt es sich dann doch an, dass ich "falsch" bin? Nur, weil ich diese Diagnose habe?

Irgendwie habe ich es satt, mich zu sein. Und meine Träume helfen mir da nicht wirklich bei.

Alles kompliziert? Ist es. Vor allem, weil ich den Kernpunkt nicht ausspreche. Weil es mir wahrscheinlich nichts bringen wird.

Einen Vergleich kann ich nicht herbeiziehen. Aber wie soll ich mich einem Mann öffnen, wenn ich mich selbst hasse? Wie, wenn ich Bilder von mir sehe und einfach nur kotzen könnte? Wie, wenn ich das Gefühl habe, alle starren auf meine Haare? Ich habe diese Blicke schon wahrgenommen und mir bestimmmt nicht eingebildet. Aber wer traut sich schon, Menschen darauf anzusprechen, selbst, wenn es Freunde sind?

Mit den Haaren will ich so nicht leben. Sobald Geld fliesst, will ich sparen und dann schauen, was man tun kann. Wenn ich sie zusammennehme, ist es nicht so schlimm. Aber im Unterbewusstsein weiss ich es und das hemmt enorm. Die Frage wäre dann, ob mich meine Zähne nach einem solchen Eingriff immer noch stören würden oder ob ich mich dann immerin ein klein wenig fraulicher und attraktiver fühlen würde. Und das glaube ich schon, denn bis vor einem Jahr ging ich davon aus, dass immerhin meine Haare zu einer geringen Attraktivität führten. Lang und dunkel. Aber nun habe ich nicht einmal das mehr.

Das ist wie, wenn sich eine Frau die Brust entfernen lassen muss, weil sie Brustkrebs hat. Wie soll die sich noch fraulich fühlen können? Es ist ein imenser Einschnitt ins eigene Leben. Und ja, ich ertrappe mich oft beim Gedanken, wie ich mir eine unheilbare Krankheit herbeiwünsche. Ich würde mich nicht behandeln lassen, selbst, wenn ich unter Qualen sterben müsste. Mir tut es leid für die Menschen, die das durchmachen müssen und vielleicht ekle ich einige Menschen hier mit meiner Meinung an. Mir ist bewusst, dass es kein Pappenstiel ist, aber für mich wäre das eine einfache Erlösung meines Leidens. Mir wird die Entscheidung abgenommen, ob weiterleben müssen oder nicht. Die Entscheidung, einen Suizidversuch durchführen zu müssen und mit den Folgen, wenn dieser misslingt. Die Angst, dass es doch nicht so klappen würde, wie ich wollen würde. Und doch liege ich oft im Bett und kann nicht schlafen, weil ich mir immer wieder die Frage stelle, wo der Unterschied liegt, mich so auf diese weise auf die Probe zu stellen oder mich endlich mit einer Krankheit gehen zu lassen. Denn dann wüsste ich, wass Gott von mir hält.

Nun ja, immerhin habe ich bemerkt, dass meine Augen irgendwie etwas Besonderes sein könnten. Mir ist schon in den Ferien aufgefallen, dass sie teilweise richtig grün sind. Ansonsten immer dunkelbraun bis teilweise schwarz. Und dann gab es auch schon Tage, an denen das Äussere des Auges schwarz war, ein grün folgte und hin zur Pupille das Braun "siegte".

Was nützt mir das schon. Ich fühle mich nicht wirlich wohl. Und da fragt mich meine Therapeutin noch, warum ich nicht auf Männer zugehe, obwohl es mich beschäftigt, dass all meine Freundinnen mit einem Mann anbandeln oder einen Freund haben? Muss ich das wirklich noch erklären?

Tja, dann sage ich einfach: "Ich bin ein Borderliner, also verkehrt. Und demzufolge ist alles meine Schuld. Wäre ich nicht so verklemmt, hätte ich schon längstens einen Freund."

Warum kann nicht auch meine Meinung stimmen, dass mich einfach kein Mann attraktiv findet? Warum liegt es an diesem Scheiss B O R D E R L I N E?

Versteht mich nun jemand?

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