Dienstag, 12. März 2013

wenn man bereut...

Ich weiss, ich bin vielleicht schon ein eher härterer Fall in Sachen "im Leben zurück blicken". Ich sollte nach vorne schauen und gebe doch ehrlich zu, dass ich mich vielem beraubt fühle und mein altes Ich, mein altes Leben zurück wünsche.
 
Es gibt etliche Entscheidungen, die ich zu tiefst bereue. Klar, jeder Mensch tut dies, aber teilweise fühlt es sich für mich so an, als würde es mich beim Beschreiten meines weiteren Lebensweges (mit Therapie etc.) eher behindern als unterstützen.
 
Mein Rentenantrag ist so eine Sache. Es ist sehr privat und doch erwähne ich es hier kurz. Es ist und war mir lange sehr unangenehem, darüber zu reden und doch weiss ich tief im Innern, dass mir das zusteht, was ich beantragt habe. Und ich habe schlussendlich auch Recht erhalten und lange genug dafür gekämpft.
 
Aber wenn ich könnte.... dieses Kämpfen, dieser Papierkram, diese vielen Dinge, welche man wissen muss und wo man sich reinlesen muss, dieses ständige dran bleiben... es geht an die Substanzen und ich weiss auch, warum sich da viele Menschen einen Beistand zur Seite nehmen.
 
Per Zufall ist mir heute ein Schreiben in die Hände gekommen. Es war nicht direkt für mich bestimmt, hat jedoch mich betroffen. Ich habe explizit verlangt, dass mein Arbeitgeber nichts davon erfährt. Naja, eine Abteilung weiss es nun ganz bestimmt.
 
Es ist hart, denn ich muss meine Chefin darauf ansprechen. Sie muss nicht alles wissen, aber immerhin, dass ich Anspruch auf etwas habe. Niemand im Geschäft kennt das Wort Borderline in Verbindung mit mir. Und ich sage ja die Wahrheit, wenn ich behaupte, ich arbeite gerade den Tod meines Grossvaters auf. Ich denke, dass dies doch ein sehr grosser Auslöser für dies alles war. Niemand weiss davon, lediglich meine Chefin und direkte Mitarbeiterin. Ich musste ja meine jahrelange Arbeitslosigkeit erkären.
 
Meine Vergangenheit holt mich immer wieder ein. Und es ist so viel damit verbunden. Es ist mir so unangenehm und so peinlich, obwohl ich tief im Innern weiss, dass ich überhaupt keinen Grund dazu habe.
 
Man sieht mir meine Krankheit nicht an. Ich arbeite, ich gebe mein bestes, ich falle nicht negativ auf, ich kann mich im sozialen Umfeld mehr oder weniger sicher bewegen, ich beschreite mein Leben und mich hat noch nie jemand darauf angesprochen, dass man mir meinen Lebenswandel einsehen würde. Viele schätzen bzw. beurteilen mich anders, als ich immer befürchte und ich müsste echt keine Angst habe, mich ein wenig mehr so zu zeigen, wie ich wirklich bin.
 
Ich bin teilweise echt froh darüber, habe ich diese "Maske", welche ich doch immer mehr als meine Persönlichkeit sehe. Aber sobald ich an diese Rente denke, fällt alles in sich zusammen.
 
Je nachdem, wer dieses Schreiben in die Hände bekommt, weiss es der gewisse Mitarbeiter auch. Klar, auch bei anderen Mitarbeitern wäre es mir unangenehm und doch wüsste ich, würde es nicht weiter die Runde machen.
 
Und ich selbst würde auch nie jemanden im Geschäft verurteilen, würde dies "raus kommen". Aber dieses Schamgefühl bleibt. Es fühlt sich schrecklich an und ich überlege mir echt, nicht den Rest der Woche einfach zu Hause zu bleiben, mich zu verkriechen.
 
Ich versuche es ja, von meinem Blickwinkel zu sehen. Mir würde es nichts ausmachen, ich würde keinen Menschen verurteilen. Aber warum kann ich dann dies nicht auch so von anderen Leuten sehen? Warum gehe ich direkt vom Schlechten aus?
 
Es ist einfach ein weiterer heisser Tropfen auf dem Stein. Ich fühle mich immer minderwertiger und mein Ekel vor mir selbst war heute mal wieder sehr stark ausgeprägt. Es kommt vieles zusammen und mir wird einfach mal wieder bewusst, dass diese Beziehungssache nie etwas für mich sein wird.
 
Schon jetzt gehen meine Nerven mit mir durch, ich ziehe mich total zurück und verhalte mich ganz anders, als ich eigentlich wollen würde. Ich ekle mich immer mehr vor mir selbst und frage mich immer wieder, warum und wie ich auf die Idee kommen kann, überhaupt für jemanden attraktiv zu sein.
 
Auf der anderen Seite... gibt es nicht viel schlimmere Fälle als ich, welche doch in einer Partnerschaft leben? Und ich möchte nicht gemein sein, aber mein Cousin ist auch teilweise behindert, man sieht es im körperlich bei genauerem Hinschauen auch an, aber er hatte in den letzten Jahren immer mal wieder eine Partnerin an seiner Seite. Warum also sollte es nicht bei mir klappen?
 
Würde ich es überhaupt zulassen können?
 
Ich befürchte nein.
 
Im Moment ist es sehr schwer, mit mir selbst klar zu kommen. Und wenn ich könnte, würde ich echt vieles einfach streichen, rückgängig machen oder mich für einen ganz anderen Weg entscheiden.

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