Dienstag, 26. März 2013

aus 1 mach keine 4

PS: Post könnte zu Carving / Triggern führen.

Mei o mei, ich wüsste echt nicht, was ich ohne Ablenkung, genannt Arbeit, tun würde. Obwohl es da heute auch einfach nicht meins war. Es war stressig, ich habe ein paar Dinge noch nicht erledigen können, mein Gspänli ist krank und irgendwie ging alles ein wenig drunter und drüber. Ausserdem schäme ich mich immer noch in Grund und Boden (obwohl wahrscheinlich ich es mir nur einbilde, dass alle auf meiner Stirn "Rentnerin" lesen können...) und würde immer noch gerne am liebsten einfach ab in den Süden hauen.
 
Auf der anderen Seite: die Arbeit lenkt halt doch irgendwie ab. Und das scheint mir im Moment halt schon sehr wichtig.
 
Meine Vergangenheit holt mich im Moment richtig auf. Rollt von hinten heran und zerdrückt einfach alles. Es ist alles richtig und im Grunde auch geregelt, aber es könnte schnell sein, dass ich anstelle einer 1 eine 4 aus der Tasche ziehen muss, weil ich mal etwas bezogen habe, was mir jetzt anscheinend durch eine Rente doch nicht mehr zusteht. Stellt noch zwei, drei Nullen hintendran und dann könnt ihr euch auch schon denken, was mir den Schlaf raubt. Mit der 1 könnte ich noch leben. Aber nicht mit der 4. Und auf das kommt es morgen oder in den nächsten Tagen an. Aber da werde ich mich auch mit Händen und Füssen wehren. Denn bis Montag wusste ich nichts davon und man kann mir auch nicht unterstellen, ich hätte es auch so verschleiern wollen.
 
Es geht um Bezüge, welche über zwei Jahre und mehr zurück liegen. Zu einer Zeit, in der ich ja nicht wirklich immer ich selbst war. Da gab es so viele andere Dinge im Kopf. Und mir war ja auch nicht bewusst, wie weit nach hinten mein Anspruch jetzt schlussendlich doch gilt.
 
Aber wird jetzt alles zu privat. Ich hoffe einfach, dass ich Glück habe und es bei der 1 bleibt. Immerhin das wäre mal ein kleiner Aufsteller. Und dann weiterhin nur noch nach Vorne schauen, obwohl es so verdammt schwierig im Moment ist.
 
Aus 1 mach 4 auch in Sachen dysfunktionales Verhalten. Ich schwanke im Moment zwischen Fressanfälle und Hungerkuren, kaufe seit Februar fast jede Woche mindestens etwas ein, bin von Selbsthass erfüllt und joa, die letzten drei Wochen konnte ich auch nicht wirklich die Finger davon weg halten, mir selbst zu schaden. Es ist deprimierend, wenn man es mal fast zwei Jahre ohne Ritzen ausgehalten hat und dann will es drei Wochen in Folge einfach nicht. Ich weiss, keine schönen Zeilen, aber auch das gehört zu meinem Leben. Und ich kann mir nur hier Luft machen.
 
Ich will nicht, dass es auffällt. Ich will nicht darauf angesprochen werden. Aber es könnte auch niemand verstehen, was diese "Tat" für mich bedeutet. Ich kann danach wieder klar denken, ich funktioniere, kann meinen Alltag bewältigen. Mein Kritiker gibt Ruhe und ich fühle mich zu recht bestraft für das was ich tue, was ich bin und für die Tatsache, dass ich hier auf der Welt bin. Ich bin falsch, so oder so. Und diese Bestrafung erscheint mir dann richtig. Ich kann all die Abscheu und all diesen Ekel mir gegenüber an mir auslassen. Und wenn man die Wunden dann sieht, sieht man auch, dass die Bestrafung "erfolgt ist". Ein Boxsack zum Beispiel kann es mir nicht zeigen, ausser, der Sand schnellt nur noch so aus ihm heraus, weil ich ihn "zerrissen" habe.
 
Makaber, ich weiss. Aber ich kann es ja selbst nicht mehr wirklich steuern. Es gerät total ausser Kontrolle. Lustig ist aber, dass ich keine Angst habe, den Job dadurch zu verlieren. Denn ich funktioniere ja erst dadurch richtig.
 
Und Schmerzen können sich so herrlich richtig anfühlen. Vor allem, wenn ich es ja als Bestrafung sehe und es dann auch als diese spüren kann. Nur muss ich aufpassen, dass ich es doch bald unter Kontrolle halten kann. Im Frühling habe ich kein Lust auf kurzärmlige Shirts verzichten zu müssen.
 
Es tut gut, fällt es niemandem auf. Und doch finde ich es dann wieder erschreckend, wie oberflächlich die Mesnchen dann doch zu sein scheinen. Es fällt so gar niemandem auf. Nicht einmal Menschen, die mich ganz gut kennen oder wissen müssten, wie man sich als Borderliner verhält. Ich denke, es würde beiden Parteien gut tun, wenn es bewusst und offen gelegt werden würde. Für mich wäre es eine Art Scham, diese Wunden offenbaren zu müssen. Und die Gegenpartei würde vielleicht mal wieder ein wenig "mehr auf mich achten", wobei mir das natürlich überhaupt nicht recht wäre (wer mich kennt, weiss, dass ich es hasse, wenn Menschen sich wegen mir Gedanken machen müssen. Darum erzähle ich auch kaum etwas, möchte niemanden belasten).
 
Im Moment habe ich nichts für mich übrig. Ich funktioniere, stehe auf, bewältige meinen Alltag. Aber ich war gedanklich schon viel netter mit mir. Es ist kein Selbsthass mehr, es entwickelt sich zu einem regelrechten Ekel vor sich selbst. Ich habe oft einen Würge- und Spuckreiz in meinem Hals, wenn ich mich mit mir und meinem Leben befassen muss.
 
Und es ist wirklich so, dass nun anscheinend der schwierigste Teil meines Lebensweges ansteht. Ich dachte immer, das war, als ich mit der Therapie begonnen hatte. Dann dachte ich an meine arbeitslose Zeit der letzten Jahre. Alles Peanuts dagegen.
 
Und immer die Frage, warum ich  mich dann doch immer wieder aufraffe, kämpfe, alles gebe und einfach still leide. Vielleicht die Angst davor, wieder ganz von vorne beginnen zu müssen. Und ich will nicht alles noch einmal von vorne verlieren. Und ich habe mir geschworen: sollte es so weit sein, dann wandere ich aus. Definitiv.
 
Es gibt noch so viele Gedanken. Aber ich müsste aufhören, ansonsten wird dies ein Fass ohne Boden. Ich bin froh, habe ich gewisse Mitarbeiter im Geschäft. In der Kaffeepause zum Beispiel konnte ich einfach mal wieder abschalten. Zuhören, mitreden, mitlachen. Und zum Glück haben wir es ja meistens lustig. Aber grundlegend möchte ich mich im Moment gerne zurückziehen. Nichts mehr hören, nichts mehr sehen, Decke über den Kopf und nur noch traurige Lieder hören. Mich mit Gedanken an die Vergangenheit und Vorwürfen gegen einen selbst quälen. Ich muss in einem meinerer früheren Leben echt Scheisse gebaut haben.
 
Ich ekle mich ebenfalls verdammt vor Berührungen im Moment. Einzige Ausnahme: natürlich der gewisse Mitarbeiter. Heute hatte ich schon eher wieder das Gefühl, eine Mauer um mich zu haben, aber als er sich neben mich niederliess, begann die Körperseite in seine Richtung sofort zu brennen. Ich weiss nicht, was mir mein Körper damit sagen will. Gedanklich bin ich im Moment ihm gegenüber sehr neutral. Natürlich helfen die Umstände nicht sehr dabei, mich attraktiv zu finden. Ich wüsste nicht, was er an mir finden könnte. Ich möchte mich immer weniger jemandem zumuten und ich denke nicht, dass ich viel Positives über mich und meine Vergangenheit zu erzählen habe. Ich würde nie jemanden belasten, aber mein Rucksack sieht nicht wirklich sehr ansprechend aus, den ich mit mir herumtrage. Und ich bin einfach der Meinung, dass Menschen nur aus Höflichkeit ihre Zeit mit mir verbringen. Und doch bin ich erschrocken, als mir aufgefallen ist, wie sich diese Hitze in der linken Körperhälfte zu einem Brennen entwickelt hat.
 
Es geht um andere Berührungen. Um meine eigenen. Um Umarmungen und Nähe zu anderen Menschen. Ich hatte bzw. habe ja schon immer Probleme damit. Lasse mich ungern berühren (meine Grundgedanken sind ja, dass sich Menschen vor meinen Berührungen ekeln bzw. sich davor ekeln, mich berühren zu müssen). Ich kannd as einfach nicht und halte es auch nicht aus. Erst wieder am Sonntag meinte Pupa zu mir, ob ich einfach mal ihre Hand halten würde. Es waren keine schönen Sekunden für mich und obwohl ich nichts gesagt habe, scheint es ihr aufgefallen zu sein. Es ist wirklich nichts gegen die Person. Aber für mich ist es dann immer ein Müssen und Aushalten. Schon komsich, dass sie das gemerkt hat, aber mein Ritzen überhaupt nicht.
 
Es gibt einen anderen Mitarbeiter im Geschäft, der verheiratet ist und anscheinend immer mal wieder gerne die einte oder andere Mitarbeiterin freundschaftlich berührt. Nichts Schlimmes oder Unangenehmes, aber er streicht schon gerne mal meinen Oberarm oder klopft mir freundschaftlich auf die Schulter. Bei ihm geht es gerade so, aber heute musste ich mir den Würgereiz echt unterdrücken. Er strich mir über den Oberarm und wünschte mir einen schönen Feierabend. Einerseits war ich erstaunt über meine Reaktion (Spuckreiz), andererseits musste ich mir einen Schmerzensschrei unterdrücken. Gleichzeitig hatte ich Angst, er könnte meine Wunden unter meiner Strickjacke erspüren und andererseits fand ich es schon fast wiedr krass lustig makaber, dass Wunde und Hand nur ein Fetzen Stoff trennt. Ich habe meine "Stelle" nämlich vom Unter- zum Oberarm verlagert.
 
Dieser Eintrag ist vielleicht nicht gerade das, was ich mir gewünscht habe. Aber es ist nun mal teil von meinem Leben. Und ich habe ja vorgewarnt bzw. muss auch irgendwie meine Dinge verarbeiten. Es gehört zu mir. Ist ein Teil von meinem Leben. Und doch ist es mir bewusst, ist es für mich normal und für andere kaum vorstellbar...
 
Und so soll ich mich jemals auf einen Partner einlassen können?
 
Es ist einfach nur traurig... himmeltraurig das alles.

Wenn man selbst entscheiden könnte...

Von der ersten Sekunde an.

Dann wäre ich nicht hier.

Das Schlimmste an der ganzen Sache? Einerseits habe ich eine Maske aufgebaut, kann nicht ich selbst sein. Andererseits bin ich ich selbst und fühle mich doch nicht wohl. Dann bin ich wieder froh über meine Maske und falle nicht überall auf. Und doch wieder scheint es mein wirkliches Ich zu sein, denn so lernen mich Menschen kennen (und anscheinend auch mögen).

Ich bin bei vollem Verstand. Eine intelligete, junge Frau. Und warum tue ich das alles? Warum kann ich es nicht besser? Ich weiss, dass ich im Moment viele Dinge falsch angehe. Ich weiss theoretisch vieles. Auch, dass ich für Menschen attraktiv sein kann. Aber eben... der Verstand arbeitet nicht immer. Und wenn, dann nicht lange.

Es gibt viele intelligente Menschen unter uns, die einfach nichts dafür kennen. Selbst solche Menschen in Gruppentherapie und der Vergangenheit kennen gelernt. Darunter auch Mädchen mit Magersucht.

Und genau das macht es wohl schwer, das alles zu akzeptieren. Meine Diagnose werde ich nämlich nie akzeptieren. Sie ist nicht Bestandteil meines Lebens.

Und doch führen wir anscheinend eine Hass-Liebe.

So, nun ist wirklich Schluss für heute.

Mein Begleiter in dieser Zeit? "Wicked Games" von The Weeknd. Musik ist und bleibt eine grosse Stütze für mich.

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